*■•».<■. ■>: »'■.J^l^Uli T-^V '.A-.V- ARCHIV DER P H A R M A C I E. Zeitschrift Deutschen Apotheker -Vereins. I] t'i ausgcgobcii vom Vorstände unter Kcdaction E. KeieliJirdt. LIBRARY NEW YORK BOTANiCAL GARDEN XI. Jahrgang. Im Selbstverläge des Vereins. In Comniission der Buclihandlung des "Waisenhauses in Halle a/S. 1884, ARCHIV DER PHARMACIE CCXXII. Band. Dritte Reihe , XXII. Band. LIBRARY N^.W YORK ■ :CAL Herausgeeebeu , — ,, , Vorstande des deutschen Apothekervereins unter Kedaction E. Reieliardt. 63. Jahrgang. Im Selbstverlage des Vereins. In Commission der Buchhandlung des Waisenhauses in Halle a/S. 188-i. XA 1S84. Januar. AKCHIY DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheiier- Vereins. XL Jalirgaiig, IM. 222, Hft. 1. (3. Reihe, Bd. 22, Hft. 1.; Herausgegebei] vom Vereins -Vorstande unter ßedaetion von E. ßeiohardt. A. Inhalt: Originalmittheilunsen. Seite ' Seite Th. Poleck und K. Thümmel. Th. Pusch, Eine einfache aber Arsenprobe der Pharmacopöe u. zweckmässige Bürette . . . ±2 einige neue Silbenerbindungen 1 ^j;. Boymond. Sur le Poids des K. Thümmel. Chlorkalk d. Phar- Gouttes 25 macopöe 20 Briefliche Mittheilungen . . . 21» B. Monatsbericht. J. Löwe. Dai-stellimg von arsen- freiem "^'ismuthmetall imd das Atomgewicht des "W'ismuths . 30 P. Julius. Verhalten von Chlor-, Brom - und Jodsüber gegen Brom und Jod 31 A. Eeissmann. Prüfung und Un- tersuchung der Arzneimittel . 32 G. Heppe. Kupferbutyrat zur Un- terscheidung gewisser hochsie- dender Kohlenwassei-soffe . . 35 Hilger. Fleischextiact „Cibils" . 35 M. Müller. Aetz- oder Glas- tinte . 3ö Heitzmann. Bestes Haarwuchs- mittel . 36 Longi. Bestimmung von salpe- triger Säure neben Salpetersäure 37 Naylor, Alkaloid von Hymeno- dictvon excelsum 37 I Squibb, Gehaltsbestimmimg einer wässrigen Cai-bolsäurelösung . 37 W. Eennsay. Ersatz für Ver- I brennungsöfen 38 Xahrungs - imd Genussmittel. Gesundheitspflege 38 Dupßtan und Short, Quantita- tive Trennung von Strychnin und Brucin 41 Dies.. ALkaloi'dgehalt der Tinctura Strj-chni 42 M. Conroy und Th. Maben. Sesamöl für pharmaceutische Zwecke 42 Edw. Stanford, Jod im Lebor- thran 43 E. Houdart, Conserviriing von für den laufenden Consum be- stimmten Wein durch Erhitzen 43 Lep age , Untersuchung ein. Fuch- sin enthaltenden Weines . . 44 C. Bücherschau. Der Eührer in die Flechtenkunde. Von Paul Kummer. 2. Auü. Mit 46 Fig. auf 3 lithogi-aphi- schen Tafeln 44 Der Oenologische Jahresbericht. 4. Jahrgang 1881 erstattet v.Dr. l <'. Weigelt unter ^Mitwirkung 1 V. Dr. C. Saare u. K. Portele 45 ' Anleitung zur Ausmittlung der Gifte etc. Von Fr. Jul. Otto, sechste Auflage, neubearbeitet von Dr. R. Otto 46 Die Spaltpilze. Grundziige der Spaltpilz- oder Bakterienkunde von G. Marpmann. Nebst 2.') Holzschnitten 4G Seite Die neueren Arzneimittel in ihrer Anwendung und Wirkung: dar- gestellt von Dr. W. F. Loe- bisch. Zweite gänzlich um- gearbeitete und wesentlich vor- mehrte Auflage 47 Unsere HandV'rkaui.saitilicl. Yoa Ph. Mr. A. Voinacka . . . Die Lebensmitter,'olizei. Anleitung z. Prüfung u. IJpurtlieil. v. Nah- rungs- u. Gcnussniitteln. Bear- beitet von Dr. G. Am buhl Seifo 4S 48 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 ^ Alle Beitriigo für das Archiv sind an die Archiv - Reiaction (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mittheilungei^ an die Archiv-Verwaltung (Med. -Ass. Pusch in Dessau) einzusendeüi Im Selbstverlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlung de "Waisenhauses in Halle a. S. Anzeigen. Soeben erschien: Handy erkauf- Taxe für Apotheker. Festgestellt vom Verein der Apotheker zu Berlin. Mit handscliriftlich ciiigctras^eiieii Preisen iiaeli der Berliner Taxe für 1884, geb. 3,50.//. Ohne Preise geh. 2 ..//., geb. 2,50 .y/<. R. Gaertner's Verlag, Berlin AV., Kmi'ürstenstr. 18. (10) Soeben ist neu erschienen: Meyer, Dr. Arthur (Assistent am pliarmacent. Institut der Universität Sti'assburg), Handbuch der quali- tativen chemischen Analyse anorganiselier nnd organischer Substanzen , nebst Anleitung zur VOlume- trischen Analyse. Bearbeitet für Apotheker und Gerichtschemiker , sowie zum Gebrauch beim Unterricht in chemischen Laboratorien. Mit in den Text eingedr. Holzschnitten. 4,20 ^., geb. 5 JL R. Gaertner's Verlag, Berlin W. ARCHIV DER PHARMACIE. ^22. Band, 1. Heft. A. Originalmittheiluiigeii. Mittheilung aus dem pharmaceutischen Institut der Universität zu Breslau. 1. Ueber die Arsenprobe der Pliarmacopöe und einige neue Silberyerbindungen. Von Th. Poleck und K. Thümmel. Die von H. Gutzeit ^ vorgeschlagene und vorzugsweise auf Ver- anlassung des Einen von uns in die zweite Auflage der deutschen Pharmacopöe aufgenommene Prüfung auf Arsen, die Einwirkung von Arsenwasserstoff auf concentrirte Silberlösung, ist ebenso charakteri- stisch, wie empfindlich. In einem Reagircylinder wird Zink mit verdünnter Schwefelsäure und der auf Arsen zu prüfenden Substanz zusammengebracht, in das obere Ende ein Pfropf von Watte ein- geschoben und die Oeffnung mit einem Blatt Filtrirpapier überdeckt, auf dessen Mitte vorhöi- ein' Tropfen einer, aus gleichen Theilen Silbernitrat und Wasser bereiteten Lösung gebracht worden ist. Bei Gegenwart von Arsen färbt sich die benetzte Stelle zunächst auf der unteren, dann auf der oberen Seite citronengelb, während an der Peripherie des Flecks sich ein braunschwarzer Rand bildet, welcher allmählich nach der Mitte zu sich verbreitert und endlich den gan- zen Fleck schwärzt, während dies auf der unteren Seite des Papiers schon weit früher stattgefunden hat. Bei grösseren Mengen Arsen imd stürmischer Entwicklung des Gases tritt die gelbe Farbe nur vor- übergehend auf, der Fleck wird rasch schwarz. Wird der Fleck, so lange er noch gelb und niu- schwarz umrandet ist, mit Wasser be- netzt, so wird er sofort auf seiner ganzen Oberfläche schwarz, gleich- zeitig röthet er blaues Lackmuspapier, trotzdem die concentrirte Sil- berlösung völlig neutral ist. Es stellte sich bald heraus, dass Schwefel- und Phosphorwas- serstoff ganz ähnliche Flecke hervorrufen, während Antimonwasser- stoff sich in etwas abweichender Weise verhält. 1) Phai-maceutische Zeitung 1879. S. 203. Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 1. Hft. 2 Th. Poleck u. K. Thümmel, Ai'senprobe der Pliaimacopöe etc. Die praktische Verwertliung und das Verständiiiss des chemi- schen Vorgangs dieser Eeaction, sowie die vielfach missverständliche Auflassung und auch abfällige Kritik dieser Arsenprobe machten ein eingehendes Studium derselben noth wendig, welches uns längere Zeit beschäftigt und zur Entdeckung einiger neuen Doppelverbin- dungen des Silbers geführt hat, von denen allerdings nur ein Tlieil isolirt und in fester Form erhalten werden konnte. Es erscheint zweckmässig , die Beschreibung derselben der eingehenden Bespre- chung der Arsenprobe vorauszuschicken. EinAvirkung von Schwefelwasserstoff auf concentrirte Silbernitrat-Lösung. Wenn man ein, mit einem Tropfen concentrirter Silberlosung benetztes Papier — wir verstehen unter concentrirter Silberlösung stets eine Lösung von einem Theil Sübernitrat in 0,7 oder 1 Theil Wasser — der Einwirkung von Schwefelwasserstoff aussetzt, so erscheint ein gelber bis gelblich grüner Fleck, welcher sich mit einem schwarzen Eande umgiebt und von diesem aus nach längerer Einwirkung schwarz wird. Wird er mit Wasser benetzt, so verän- dert sich die gelbe bis gelbgrüne Farbe zunächst nicht, erst nach längerer Zeit geht sie in Schwarz über. Der Fleck zeigt deutlich saure Reaction. Wendet man statt einer concentiirten Silberlösung eine solche aus einem Theüe Nitrat und zwei Theüen oder mehr Wasser an, so erhält man keine gelbgrüne Färbung des Spiegels, sondern die befeuchtete Stelle wird gleichmässig braimschwarz oder schwarz je nach der Stärke und Zeit der Einwirkung des Gases. Zur Isolirung dieser gelben Verbindung wiu'de in eine concen- trirte Silberlösung unter beständigem Schütteln so lange Schwefel- wasserstoff eingeleitet, als noch eine Reaction stattfand und zwar bis zu dem Zeitpunkt, wo durch das aus der Silberlösung austre- tende Gas Jodzinkstärkelüsung geblaut wiu-de. Unter lebhafter Ab- sorption des Gases und beträchtlicher Temperaturerhöhung entstand ein gelbgrüner Niederschlag. Wurde die Silberlösung beim Durch- leiten von Schwefelwasserstoff nicht geschüttelt, so bildete sich um das Gasrohr und an der Wandung der Vorlage schwarzes Schwefelsilber, welches dann beim Schütteln wieder verschwand. Der Niederschlag zersetzt sich beim Auswaschen mit Wasser und mit Alkohol, er wird schwarz durch Abscheidung von Schwefelsilber, es geht Silbernitrat in Lösung. Durch verdünnte Salpetersäure — 1 Theil Salpetersäure Th. Poleck u. E. Tliümmel, Arsenpvobe der Pharmacopöe etc. 3 vom spec. Gew. 1,18 und 2 Theile Wasser — wird er nicht we- sentlich verändert, er lässt sich dann bis auf eine ganz geringe Sil- berreaction im Filtrat auswaschen. Bei längerem Auswaschen tritt aber auch hier eine Zersetzung der grüngelben Verbindung ein. Das Filtrat vom Niederschlage reagirt stark sauer , es enthält noch unzersetztes Silbernitrat, aber keine Sjjur Schwefelsäure und giebt nach dem Uebersättigen mit Kaliumhydroxyd ein stark ammoniak- haltiges Destillat. Der lufttrockne Niederschlag verlor bei 150^0. nur 0,54 % an Gewicht und blieb auch bei 180° C. unzersetzt. Er ist dann ein dunkelgrünes Pulver mit einem Stich ins Gelbe, ohne krystallinische Structur und empfindlich gegen die Einwirkung des Lichts. Durch Wasser wird er in Schwefelsilber und Silbernitrat zerlegt. Beim vorsichtigen Erhitzen entwickeln sich zunächst rothe Dämpfe, gleich- zeitig schwärzt sich die Verbindung, bei stärkerem Erhitzen geht dann Schwefel als Schwefeldioxyd fort und endlich bleibt beim starken Glühen mit Hilfe des Gebläses nur metallisches Silber zurück. Ziu- Analyse wurde die Verbindung durch Erhitzen mit Königs- wasser zersetzt, das Silber als Chlorsilber und im Filtrat die Schwe- felsäure als Baryumsulfat bestimmt. Ein anderer Theil des Nieder- schlags wurde zur Bestimmung der Salpetersäure vorsichtig erhitzt, so lange sich noch rothe Dämpfe entwickelten, und dann gewogen. Durch starkes Glühen wurde dann das Silber als solches bestimmt. 1,0038 g. der Verbindung gaben 1,0373 g. AgCl und 0,6188 g. BaSO*. 0,9465 g. gaben 0,0925 g. NO^ und 0,7330 g. Ag. 0,8580 g. gaben 0,0840 g. NO^ und 0,6600 g. Ag. Berechnet flu- Gefunden. Ag2S . AgN03. 1. 2. 3. Ag3 77,46% 77,70 77,44 76,92 S 7,67 - 8,39 — — N03 14,87 - — 13,16 13,19 100,00 7o. Die Verbindung entsteht nach der Gleichung 3AgN03 + H^S = Ag^^S . AgN03 -|- 2HN03 und zersetzt sich beim gelinden Erlützen 4(Ag2S . AgN03) = 4N02 -f 4Ag + 3Ag2S + Ag^SO^. Wird durch Fällung erhaltenes Schwefolsilber mit rauchender Salpetersäure anhaltend erhitzt, so scheidet sich nach einiger Zeit 4 Th. Polcck u. K. Thüminel, Arsenprobe der Phai-macopöe etc. ein gelbes bis grüngelbes Pulver ab unter Bildung von Silberiiitrat und -Sulfat. Es ist dies wesentlich die vorstehend bescluiebene Doppelverbindung. Bei Behandlung des Schwefelsübers mit Salpetersäure vom spec. Gew. 1,18 erfolgt die Oxydation rascher. Auch liier entsteht zuwei- len anfangs die Verbindung Ag^S . AgNO^, oft aber scheidet sich ein violettbraimes , kermesfarbiges Pulver ab, welches beim Kochen mit erneuter Salpeter säiu-e endlich aufgelöst wird. Dieselbe Verbin- dung wiu'de durch Eintragen von Schwefel in massig erwärmte conceutrii'te Silberlösung unter Entwicklung von Stickstoffdioxyd erhalten nach folgender Gleichung 4AgN03 -I- 2S = 4N02 + Ag^S . Ag^SO*. Zur Darstellimg dieser Doppelverbindung trägt man in eine im AVasserbade erwärmte Lösung von 40 Theilen Silbernitrat in 30 bis 35 Theilen Wasser nach und nach 5 Theile reinen Schwefel imter beständigem Umrühren ein. Anfangs scheidet sich grüngelbes Dop- pelnitrat ab, welches wechselnde Mengen von Ag^S . Ag^SO* ent- hält. Bei fortschreitender Oxydation durch wiederholtes Befeuchten mit verdünnter Salpetersäm-e und Eindampfen zur Trockne, zersetzt sich das Doppelnitrat vollständig in die Sulfatverbindung des Schwe- felsilbers. Sobald kein freier Schwefel melir vorhanden ist, welcher durch Behandeln des trocknen Pulvers mit Schwefelkohlenstoff nach- gewiesen ^Wrd, wäscht man das braunviolette Pulver zuerst mit sehr verdünnter Salpetersäure (1 Theü Salpetersäure und 25 Was- ser), schliesslich mit etwas Weingeist aus und trocknet bei 100° im Luftbade. Die Verbindung ist ein schweres, kermesfarbiges Pulver ohne krystallinische Structur. Es löst sich beim Kochen in Salpetersäure, wird durch siedendes Wasser in Schwefelsilber und Silbersulfat, durch Chlorwasserstoffsäure in der Kälte in Chlorsilber und Schwe- felsilber zerlegt, während im letzteren Falle beim Erhitzen sich Schwefelwasserstoff entwickelt. Bis 180*^ erhitzt bleibt die Verbin- dung unzersetzt, beim Glühen giebt sie Schwefeldioxyd aus und hin- terlässt metallisches Süber. 1,6657 g. der Verbindung gaben 0,7175 g. Ag^S und 0,8926 g. A^gCl. 1,5629 g. gaben 1,2250 g. Ag. 1,9366 g. gaben 1,9810 g. AgCl und 0,8249 g. BaSO*. Tli. Poletk u. K. Thümmel, Arsenprobe der Pliarmacopöe etc. Berechnet für Gefunden. Ag*S . Ag-^SO'. 1. 2. 3. Ag* 77,090/0 77,79 78,37 7G,92 S 5,72 - 5,5G — — SO* 17,19 - — — 17,54. 100,00 7o- Diese beiden Doppelverbindungen des Silbers zeigen grosse Anti- logien mit den von H. Rose ^ und Jacobson ^ beseliriebenen Doppel- verbindungen des Quecksilbersulfids mit Quecksilbernitrat und - suliat. Einwirkung des Arsenwasserstoffs auf Silbernitrat. Durch die Arbeiten von Lassaigne ^ Simon * und A. W. Hof- mann ^ kennen wir das Verhalten des Arsenwasserstoffs zu einer verdünnten Silbemitratlösung. Es scheidet sich hierbei metallisches Silber ab, und arsenige Säure und freie Salpetersäure befinden sich in der Lösung. Lassaigne benutzte zuerst diese Eeaction zum Kach- weis des Arsens. Granz anders wirkt Arsenwasserstoff auf eine concentrirte Sil- berlösung ein. "Wie bereits im Eingang des Artikels erwähnt, färbt Arsenwasserstoff bei langsamer Einwirkung ein mit dieser Lösung betupftes Fütrirpapier citronengelb , während an der Peripherie des Flecks sich ein braimschwarzer Rand bildet, und sich gleichzeitig saiu^e Reaction einstellt. "Wenig Salpetersäiu-e verändert die gelbe Farbe nicht, während grössere Mengen derselben nur durch ihren "Wassergehalt den Fleck schwärzen. "Wird die so benutzte Salpeter- säure dann vorsichtig mit Ammoniak überschichtet, so entsteht an der Berühnmgsfläche eine gelbe Zone von Silberarsenit. ilit Vasser befeuchtet wird der gelbe Spiegel des Flecks sofort schwarz. Es ist dies ein prägnanter Unterschied gegenüber den gelben Flecken, welche diurch Schwefelwasserstoff entstehen und zunächst durch "Wasser unverändert bleiben. Ammoniakgas förbt sofort den Fleck schwarz. Die Grenze für die Entstehung der gelben Färbung ist in der Concentration der Süberlösimg, ein Theil Silbernitrat auf 2 Theile "Wasser gegeben; darüber hinaus, schon bei 3 Theüen "Wasser, entsteht ein brauner oder schwarzer Fleck. 1) Poggend. Annal. Bd. 13. S. 67. 2) Poggend. Annal. Bd. 68. S. 410. 3) J. CMmie med. Bd. 16. S. 685. 4) Gmelin, Lehrb. d. Chem. Bd. II. S. 758. 5) liebig's Annal. Bd. 115. S. 287. 6 Th. Poleck u. K. Thümnicl, Arsonprobc der Phannacopöe etc. Um das Verständniss dieser Reactionen zu gewinnen, wurden concentrirte Silberlösungen direct mit Arsenwasserstoff behandelt. Wir benutzten dazu nicht reinen Arsenwasserstoff, sondern ent- wickelten denselben in gewohnter Weise aus Zink, arseniger Säure und Schwefel- oder Salzsäure. Schon die ersten Blasen des Gases färben concentrirte Silberlösung intensiv citronengelb , ohne einen Niederschlag zu bilden , die Flüssigkeit röthet aber sofort Lackmus. Diese Gelbfärbung bleibt bei gewöhnlicher Temperatur, selbst bei Zusatz von Salpetersäure, ein- bis zwei Tage bestehen, dann wird die Lösung farblos und enthält neben arseniger Säure auch Arsen- säure, während sich eine entsprechende Menge metallisches Silber abscheidet. Beim Erwärmen wird die gelbe Lösung jedoch sofort entfärbt unter Abscheidung von metallischem Silber und dasselbe geschieht, wenn die Lösung mit Wasser verdünnt wird ; sie schwärzt sich und giebt dann ein farbloses Filtrat. Dieselbe Schwärzung tritt ein, wenn auf die gelbe Lösung Arsenwasserstoff naclihaltig einwirkt. Sie wird diu'ch Ferrosulfat nicht, avoIü aber durch metallisches Zink leicht zersetzt. Setzt man zu der gelben Yerbindung eine kleine Menge Schwefclwasserstoffwasser, so scheidet sich Schwefelsilbcr ab, welches aber beim Umschütteln sich fast ganz wieder auflöst, walir- scheinlich unter Bildung der im vorigen Abschnitt beschriebenen Verbindung. Wenn man in eine concenti'irte Silberlösung vorsichtig fein gepulvertes reines Ai'sen in kleinen Portionen einträgt, so färbt sich die Lösung sofort gelb und reagirt sauer dm-ch freie Salpetersäm-e. Bei grösseren Mengen von Arsen tritt eine heftige Reaction ein, unter Entwicklung von Stickoxyd scheidet sich metallisches Silber ab und bildet sich arsenige Säure. Auch verdünntere Silberlösungen zeigen gegen metallisches Arsen dieselben Erscheinungen, wenn sie im Wasserbade erwärmt werden. Schliesslich bildet sich diese Verbindimg, wenn Arsenwasser- stoff über Silbernitrat geleitet wird, welches man in einer Röhie schmelzend vertheilt und erkalten gelassen hat. Die ersten Gasbla- sen rufen die gelbe Färbung hervor, während wenige Sekunden nachher Schwärzung des Silbers eintritt. Um die fragliche gelbe Arsenverbindung zu isoliren und rein darzustellen, wurden eine grosse Anzahl der verschiedenartigsten Versuche, leider ohne Erfolg angestellt. Tli. Poleuk u. K. Tluhiimol, Aisoupi'obo dor rbanuaco[>öo cto. 7 Ein rascliei' Strom Arsenwasserstoff wurde in die unter 0" abgekühlte concentrirte Silberlösung geleitet. Die ganze Flüssigkeit erstarrte zu einer eigclbgefärbten krystallinischen Masse , welclie sich beim Aufthauen unter Abscheidung von Silber rasch schwärzte. Als wir unter denselben Verhältnissen der Silberlösung ^4 Vo- lumen absoluten Alkohol zusetzten, fand eine Abscheidung von gel- ben Krystallen statt, welche sofort von der Flüssigkeit geti'ennt wurden, aber beim Abpressen und Trocknen sich zersetzten. Sowohl trocknes, wie frisch gefälltes, noch feuchtes Silberarsenit wurde theils mit Silberlösung theils mit trocknem Silbernitrat zu- sammengerieben, ohne dass eine Umsetzung in die gelbe Verbin- dung stattfand. Da es nicht gelang, die gelbe Silborverbindung für die Analyse zu isoliren, so konnte nur die Untersuchung ilirer Zersetzungspro- ducte zui* Kenntniss ihrer Constitution führen. Die Thatsache , dass die gelbe Verbindung sich durch Wasser in metallisches Silber zerlegt, während das Filtrat arsenige Säure und freie Salpetersäure neben überschüssigem Silbernitrat enthält, liess über den einzuschlagenden Weg keinen Zweifel. Wurde das rela- tive Verhältniss des abgeschiedenen Silbers zur arsenigen Säure und Salpetersäure festgestellt, so war die Zusammensetzung der gelben Verbindung gegeben, auch wenn nur unbestimmte Mengen derselben in Arbeit genommen -wnirden , wie dies hier nicht anders möglich war. Wir lösten fast immer 20 — 25 g. Silbernitrat in gleichen Thei- len Wasser auf und leiteten in diese Lösung so lange Arsenwasser- stoff, bis die gelbe Farbe derselben in eine gi^üngelbe überging. Dann wurde die 5 — 6fache Wassermenge zugesetzt und das abge- schiedene Silber als solches gewogen. Im Filtrat wurde das Silber- nitrat durch Chlornatrium entfernt und dann die freie Salpetersäure mit 7io Normalkali und die arsenige Säure mit Vio Normaljodlösung bestimmt, letztere in einem Fall auch als arsensaures Ammon- Magne- sium gefällt. Einmal wurde durch Destillation des Filtrats vom Silber mit überschüssigem Kaliumhydroxyd das entstandene Ammo- niak mit Nessler'scher Lösung in dem vortrefflichen Wolff'schen Colorimeter bestimmt. Die Menge des vorhandenen Ammoniaks, 0,001 g., war so gering, dass dessen Bildung für die Entstehung der gelben Verbindung völlig gleichgültig und sicher nur durch die Einwirkung des freien Wasserstoffs auf die vorhandene Salpetersäure bezw. das Silbemitrat bedingt ist. 8 Th. Polcck u. I\. Thünimcl, Arsenprobc der Pharmacopöe etc. 1) Auf 0,2267 g. Silber wurden 0,0089 g. Arsen gefunden. Das Atom-Yerliältniss zwischen As und Ag ist hier wie 1 : 6,9. 2) Auf 0,7644 g. Ag. wurden 0,4216 g. NO^ und 0,0757 g. As gefunden. Es verhalten sich daher As : Ag : NO^ == 1 : 7 : 7. 3) Auf 5,8581 g. Ag wurden 3,3573 g. N0=^ und 0,636 g. As gefunden. Mithin As : Ag : NO^ = 1 : 6,4 : 6,4. 4) Auf 1,9125 g. wurden 0,2202 g. As gefunden. ■ Atoniverhältniss wie 1 As : 6,05 Ag. Bei den Analysen 1 und 2 ist etwas z^^ wenig Arsen gefunden worden, weil die vollständige Zersetzung der Doppelverbindung und die Trennung der arsenigen Säure vom metallischen Silber nur durch langes Auswaschen zu ermöglichen ist, doch lassen sämmt- liche Analysen keinen Zweifel darüber, dass die gelbe Yerbindung diu'ch nachstehenden Process entsteht H^As + 6AgN0'^ = (Ag^As . 3AgN03) + SHNO^ und ihre Zersetzung durch Wasser durch die Gleiclmng ausge- drückt wird (Ag^As . 3AgN03) + 3H20 = 6Ag + H^AsO^ + 3HN03. Es liegt also hier eine bisher unbekannte Doppelverbindung des Arsens mit Silbernitrat Ag-'^As . 3AgN0^ vor, welche bei star- ker Abkühlung ihrer Lösung in gelben Krystallen neben Silbernitrat erhalten wurde, welche aber schon beim Trocknen sich zersetzen, in wenig Wasser mit intensiv gelber bis gelbgrüner Farbe leicht löslich sind, durch Salpetersäure nicht, wolü aber durch Wasser zersetzt werden und bei der in Rede stehenden Arsenprobe die gelben Flecke veranlassen. Ihre Zusammensetzung wurde zweifellos bestätigt durch die in anologer Weise ausgeführte Analyse des Products der oben beschrie- benen Einwirkung von Arsen auf concentrirte Silberlösung, wobei dieselbe Doppelverbindung entsteht. Auf 0,6198 g. metallischem Silber wurden 0,150 g. Arsen ge- funden. Atomvorhältniss des Arsens zum Silber wie 1 zu 3. Der Process ihrer Entstehung wird hier durch nachstehende Gleichung ausgedrückt: 2As-f 6AgN0» + 3H20 = 3HNOM-H3AsO='-|-(Ag^As.3AgNO=»). Th. Poleck u. K. Tliüminol, Arsenprobo der riiannacopöe etc. 9 Dieso Verbindung ist völlig analog den vorstehend beschriebe- nen Doppel Verbindungen des Schwefelsilbers, nur spricht sich in ihrer Zusammensetzung der chemische Charakter des dreiwerthigen Arsens aus. ' Einwirkung von Phosphorwasserstoff auf concentrirte Silberlösung. Phosphorwasserstoff verhält sich gegen concentrirte Silbemitrat- lösung und gegen damit benetztes Papier in jeder Beziehung wie Arsenwasserstoff. Die benetzte Stelle ■«-ird zuerst eigelb, dann um- säumt sie sich zunächst mit einem braunen, später schwarzen Eande und wird schliesslich bei längerer Einwirkung des Gases schwarz. Der gelbe Fleck lässt sich in Nichts von dem Arsenfleck unter- scheiden, er wird durch wenig Salpetersäui-e nicht verändert, dage- gen beim Benetzen mit Wasser oder, wenn man ihn Ammoniak- dämpfen aussetzt, sofort schwarz. Beim Einleiten von Phosphor- wasserstoff in concentrirte Silbernitratlösung treten ganz dieselben Erscheinungen auf wie bei Arsenwasserstoff, die Analogie ist eine vollständige. Die Lösung färbt sich sofort gelb bis grüngelb und wird schliesslich schwarz. Auch hier gelingt es nicht, die gelbe Verbindung zu isohren, ilu-e der Arsenverbtndung analoge Zusam- mensetzung wurde aus der Untersuchung ihrer Zersetzungsproducte durch Wasser erschlossen. Bei dem ständigen Arsengehalt des Phosphors eignete sich Phosphorzink und phosphorige Säure nicht zur Darstellung von Phosphorwasserstoff. Es wurde dagegen ein arsenfreies Phosphor- wasserstoffgas durch Einwirkung von verdünnter Kalilauge auf Jod- phosphonium erhalten. Wird das Gas unverdünnt in die concen- trirte Silberlösung geleitet, so entzündet sich sofort jede Blase. Wir Hessen daher während der Operation einen langsamen Kohlensäure- strom durch den Apparat gehen und regelten die Entwicklung des Phosphorwasserstoffs durch tropfenweises Zufliessen der verdünnten Kalilauge. Die Vorlage wurde mit Eis gekühlt und die Opera- tion unterbrochen, sobald die grüngelbe Farbe der Lösung eiutrat. Wiu-de letztere dann mit 20 — 25 Theüen Wasser verdünnt, so büdete sich ein schwarzer Niederschlag unter schwacher Entwick- lung von Stickstoffdioxyd. Der Niederschlag wurde, nachdem die Flüssigkeit öfter umgerührt war, nach einigen Tagen abfiltrirt, aus- gewaschen und dann mit Salpetersäure oxydirt. Sein Sübergehalt 10 Th. Poleck u. K. Thünimel, Arsonprobe der Pharmacopöe otc. wurde als Chlorsilber und sein Phosphorgehalt als Magnesiumpyro- phosphat bestimmt. Im Filtrat wurde das Silbernitrat durch Chlor- natrium entfernt und die Phospliorsäure und freie Salpetersäure nach Zusatz einer entsprechenden Menge Chlorbaryum *nebeneinander nach der Methode von Maly ^ mit */io Normalkali gemessen, erstere dann durch molj'bdänsaures Ammon abgeschieden und als Magne- sium -Pyrophosphat gewogen, während die ihr entsprechenden Cubik- centimeter Normalkalilösung von der Gesammtmenge der verbrauch- ten Cubikcentimeter abgezogen wurden. Der Kest derselben ent- sprach der vorhandenen Salpetersäure. Die Bildung und Zersetzung dieser gelben Phosphorverbindung erfolgt analog jener des Arsens. H3P + 6AgN03 = (Agsp . 3AgN03) + 3HN03 und (Ag3p . 3AgN03) + 3H20 = 6Ag +• 3HN03 + H^^PO». Die phos^ihorige Säure oxydirt sich zum Theil auf Kosten der freien Salpetersäure und des salpetersauren Silbers zu Phosphor- säure, wie aus nachstehenden Zahlen hervorgeht. Auf 2,4504 g. Silber wurden 0,0169 g. Phosphor im Nieder- schlag und 0,3030 g. Phosphorsäure, entsprechend 0,0958 g. Phos- phor, und 1,3104 g. Salpetersäure im Filtrat gefunden. Es verhalten sich daher die Atom- und Molekulargewichte des Phosphors zum Silber und der Salpetersäure wie 1 : 6,2 : 5,5. Das fehlende Gewicht an der Salpetersäure ist zur Oxydation der phosjjhorigen Säure verbraucht. "Wenn daher sowohl bezüglich der analogen Eigenschaften und der Entstehung der gelben Verbindung, sowie nach den Resultaten der Analyse ihrer Zersetzungsproducte kaum ein Zweifel bestehen kann, dass sie auch jene der Arsen Verbindung analoge Zusammen- setzung Ag^P . 3AgN0^ besitzt, so vollzieht sich doch ihre Zersetzung durch Wasser nicht so glatt, wie beim Arsen. Es büdet sich zuerst immer schwarzes Phosphorsilber und nun beginnt ein wechselndes Spiel der Verwandtschaften, indem das Phosphorsilber zu metalli- schem Silber reducirt, die entstehende phosphorige Säure zu Phos- jjhorsäure auf Kosten eines Theils der freigewordenen Salpetersäure oxydirt wird, so zwar, dass man je nach der Länge der Zeit, in welcher man den schwarzen Niederschlag, welcher bald seine Farbe in Grau ändert, mit dem Wasser in Berührung lässt, stets wech- 1) Zeitschrift fm- analytische Chemie 15, 417. Th. Polock u. K. Thümniel, Ärscnprobe der Phaimacopöe etc. 11 selnde Gemische von Silber und Phosphorsilber im Niederschlag und gleich wechselnde Mengen von phosphoriger und Phosphorsävu-e in der Lösung findet. Analog ist das Verhalten des Phosphorsilbers, welches aus einer verdünnten, etwa dreiprocentigen Lösung von Silbernitrat durch Phosphorwasserstoff gefäUt wird. Li diesem Falle bildet sich zu- nächst schwarzes Phosphorsilber, während sich in der Flüssigkeit weder phosphorige Säiu^e noch Phosphorsäure nachweisen lässt. Wird der Niederschlag nur kurze Zeit mit der Flüssigkeit stehen gelas- sen, so zersetzt er sich, seine Farbe ändert sich in die graue des reducirten Sübers und in der Flüssigkeit nimmt die Menge der Phosphorsäure beständig zu, ein Verhalten, welches bei toxikologi- schen Untersuchungen zur Vorsicht mahnt, um geringe Mengen Phosphor bei Benutzung der Blondlot - Dussart'schen Methode nicht zu übersehen. "Wenn man gewöhnlichen Phosphor in concentrirte Silberlösung einträgt, so scheidet sich sofort Phosphorsilber ab, die Lösung aber färbt sich gelb und reagirt sauer. Es büdet sich daher auch hier, analog dem gleichen Verhalten des Arsens, die gelbe Doppelverbin- dung nach der Grleichung 2P + 6AgN03 -I- 3H2 = H^PO^ -f SHNO^ -{- Ag=^P . AgNO^), denn die gelbe Lösung, welche freie Salpetersäure enthält, schwärzt sich sowohl beim Verdünnen mit Wasser, wie beim Erwärmen. Eother Phosphor büdet die gelbe Verbindung nicht , es entsteht in der concentrirten Silberlösung neben freier Säure nur Phosphor- silber, die Flüssigkeit bleibt farblos. Die Analogie in Eigenschaften und Zusammensetzung mit den von H. Rose ^ beschriebenen Verbindungen des Phosphorquecksilbers mit Quecksilberchlorid und Niti-at ist unverkennbar. Einwirkung des Antimonwasserstoffs auf concentrirte Silbernitrat-Lösung. Simon ^ beobachtete , dass beim Einleiten von Antimon Wasser- stoff in eine verdünnte Sübemitratlösung aller Antimon als Antimon- süber nach der Gleichung H^Sb + 3AgN03 = Ag^Sb + SENO^ 1) H. Rose, Handbuch der analytischen Chemie. 1867. I. S. 655. 2) Gmelin, Handbuch d. Chemie 1844. II. S. 758. 12 Th. Poleck u. K. Thümmcl , Ai'senprobo der Phai'macopöe etc. gefällt werde. Ist dem Gase Arsenwasserstoff beigemischt, so bleibt das Arsen als arsenigo Säure in Lösung. A. W. Hofmann ^ schlug dies Verhalten zu einer Trennung von Arsen und Antimon vor, indem er gleichzeitig die Zersetzung des Antimonsilbers diu"ch Wein- säure constatirte. Aus diesem Verhalten des Antimons konnte mit Sicherheit auf die Existenz einer der Arsen- und Phosphor- analogen Doppelverbin- dung geschlossen werden. Zu ihrer Darstellung war die Verwen- dung eines Antimonwasserstoffs mit möglichst wenig freiem Wasser- stoff geboten, weil der letztere aus concentrirter Silberlösung metalli- sches Silber in nicht unbedeutender Menge fällt. Die bekannten Methoden der gleichzeitigen Einwirkung von Zink, Schwefelsäure und einer Sauerstoff- oder Clilorverbindung des Antimons, die Ein- wirkung von verdünnten Säuren auf Antimonkalium oder eine Legi- rung von Zink und Antimon , ferner das von Humpert * vorgeschla- gene Natriumamalgam in Wechselwirkung mit Antimonchlorid gaben keine befriedigenden Resultate. Relativ reines Gas neben wenig freiem Wasserstoff wurde erhalten durch Zusammenkneten von 400 Theilen zweiprocentigen Natriumamalgam mit 8 Theilen frisch reducirten und getrockneten Antimons imd successives Behandeln dieser Mischung mit AVasser in einem Gasentwicklungs - Apparat, durch welchen gleichzeitig ein langsamer Kohlensäurestrom hin- durchging. Beim Einleiten des Gases in eine Lösung von 1 Theil Silber- nitrat in 0,7 Theilen Wasser trat schon nach dem Eintritt der ersten Blasen saure Reaction ein, die Flüssigkeit färbte sich gelb \md nahm nach einiger Zeit eine grüngelbe Farbe an. Enthält der An- timon Avasserstoff zuviel freien Wasserstoff, dann tritt diese reine Farben - Nuance entweder gar nicht, oder mir sehr vorübergehend auf, dagegen eine Graufärbung von reducLrtem Silber. Diese gelbe Doppelverbindung konnte ebensowenig wie jene des Arsens und Phosphors isolirt werden, ihre Zusammensetzung musste daher auch hier aus ihren Zersetzungsproducten erschlossen werden. Ziu: Analyse wurde die Lösung bei Eintritt der grüngelben Färbung in die 15 — 20fache Menge Wasser gegossen, wobei sich ein schwarzer Niedersclüag absonderte. Die Flüssigkeit wurde dann 1) Liehig, Annalen. Bd. 115. S. 287. 2) Joui-nal f. pract. Chemie. Bd. 94. S. 395, Th. Püleck u. K. Tliüinmcl , Arsonprobo der riiannacopöo etc. 13 unter öfterem Umrühren bis 70 — 80 Grad erwärmt, um die Zer- setzung zu vollenden und 24 Stunden bei Seite gestellt. In dem Filti-at wurde nach Beseitigung des überschüssigen Silbemitrats die freie Salpetersäure durch 7io Normalkali und im Niederschlag das Süber als Chlorsilber imd das Antimon mit ^/^^ Normal -Jodlösung bestimmt. 1) Auf 0,1768 g. Silber wurden 0,1109 g. Salpetersäure und 0,0318 g. Antimon gefunden. Es verhalten sich daher die Atom- und Molekulargewichte des Antimons, Silbers und der Salpetersäure wie 1 : 6,2 : 6,4. 2) Auf 0,2465 g. Silber wurden 0,1462 g. Salpetersäure und 0,0462 g. Antimon gefunden. Mithin Sb : Ag : HNO^ = 1 : 5,94 : 6,06. Um nun auch die absoluten Mengen des Silbers und des Anti- mons in dem Niederschlage kennen zu lernen, wurde derselbe für eine neue Analyse bei 100° getrocknet. 3) Auf 0,3803 g. Silber wurden 0,2265 g. Salpetersäure und 0,0652 g. Antimon gefunden. Es verhalten sich Sb : Ag : HNO^ = 1 : 6,5 : 6,6 und in dem Niederschlage würde auf 6 Atome Silber eine Molekel nonnale antimonige Säiu'e enthalten sein. Die Bildung imd Zersetzung der gelben Verbindung des Anti- monsilbers mit Silbernitrat werden daher in nachstehenden Gleichun- gen ihren Ausdruck finden 1) H^Sb + 6AgN0=^ = 3HN03 -f (Ag^Sb . SAgNO^). 2) Ag3Sb . 3AgN03 + SH^O = 3HN03 + 6Ag + H^SbO^. Die letztere Gleichung setzt in 100 Theilen des Niederschlags voraus Bereclinet. Gefanden. 79,06 % Silber, 77,80 7o Süber. 20,93 - antimonige Säure. 19,05 - antimonige Säm-e, Der bei 100" getrocknete Niederschlag wird wohl noch nicht ganz wasserfrei gewesen sein, er entliielt keine Antimonsäure. Um auch hier das Verhalten des metallischen Antimons gegen concentrirte Silbernitratlösung kennen zu lernen, wurden nach und nach 2 g. dm-ch Reduction von Antimonchlorid erhaltenes Antimon in Mengen von 0,01 g, in eine abgekühlte Lösimg von 5 g. Silber- nitrat in 3,5 g. Wasser getragen. Die ersten Mengen von Antimon schwärzen sich dm-ch Bildung von Antimonsilber, die Flüssigkeit 14 Th. Poleck u. K. Thüinnicl, Arseiiprobe der Pharmacopöe etc. reagirt sauei*, färbt sicli aber nicht gelb. Bald aber tritt bei weite- rem Eintragen eine überans lebhafte Reaction ein, die Flüssigkeit erwärmt sich, es entwickeln sich Stickstoffoxyde, die schwarze Farbe macht einer grauen Platz und ihre saure Reaction verschwindet vollständig. Die breiartige Masse wird kurze Zeit im Wasserbade erwäi-mt, bis die Entwicklung der salpetrigen Säure aufliöi-t und dann mit Wasser das überschüssige Silbernitrat ausgewaschen. Man erhält so nach dem Trocknen bei 100*^ ein hellgraues Pulver, wel- chem Salzsäiu-e nur antimonige Säure und keine Spur Antimonsäure entzieht. Bei der Analyse wurde das Silber als Chlorsilber und das An- timon mit Vio Normaljodlösung bestimmt. 1) 0,8261 g. des Präparats gaben 0,4478 g. Sb^O^ u. 0,3290g. Ag. 2) 0,7723 g. gaben 0,4262 g. Sb^O^ und 0,3460 g. Ag. Gefunden. Berechnet. Sb^O^ 54,21 55,18 57,21 2Ag 39,82 44,80 42,77. Es entsteht also in dieser Reaction nicht die gelbe Doppelver- bindung wie beim Arsen, Phosphor und Schwefel, sondern im An- fang derselben wohl Ag-^Sb, welches aber rasch reducirt wird. Es findet dieser Process in nachstehender Gleichung seinen Ausdruck: 2Sb + 2AgN03 = 2Ag + Sb^O^ + N^O^. Die durch die Analyse gefundenen Zalilen entsprechen annähernd dem Verhältniss von 2 Atomen Silber zu einer Molekel Sb^O^ Wird eine verdünnte Silbernitratlösung, etwa 1 : 80 mit metal- lischem Antimon bei Wasserbadwärme behandelt, so bildet sich nur Antimonsilber, während die Flüssigkeit von freier Salpetersäure sauer reagirt. Was nun den sichtbaren Verlauf der Einwirkung des Antimon- wasserstoffs auf, mit concentrirter Silberlösung benetztes Papier anlangt, so färbt sich die betupfte Stelle an ihrer Peripherie dunkel- braunroth bis schwarz , während sich der Spiegel des Flecks je nach der Dauer oder Intensität der Reaction entweder gar nicht oder nur schwach grau färbt, saure Reaction annimmt und durch Ammoniak geschwärzt wird. Ist die Silberlösung verdünnter, ein Theil Silber- nitrat in zwei Theüen Wasser, so wird der Spiegel braunroth, bei ein Theil Nitrat in 3 vmd melir Theüen Wasser wird er schwarz. Th. Poleck ii. K. Thümmel, Arsenprobe der Phaimacopöe etc. 15 Die beschriebenen Doppelverbindungen des Silbers zerfallen in zwei Gruppen, in die eine Gruppe des Schwefelsilbers, welches sich zu einer Molekel mit einer Molekel Silbemitrat oder Silbersulfat ver- bindet — dieses Verhalten lässt zweifellos auf analoge Verbindungen des Selens und Tellurs schliessen — und in eine zweite Gruppe, in welcher je eine Molekel Ag^ As, Ag^P undAg^Sb mit drei Mole- kel Silbernitrat vereinigt ist. Wie zu erwarten war, zeigten diese letzteren Doppelverbindungen die grösste Analogie in ihi-en Eigen- schaften und in ihrem chemischen Verhalten. Einwirkung des Wasserstoffs auf concentrirte Silber- lösung. Da sämmtliche zu den beschriebenen Versuchen benutzten Gase mehr oder weniger freien Wasserstoff enthielten, so war es von Interesse , die Einwirkung dieses Gases auf concentrirte Silberlösung zu studiren. Setzt man ein mit dieser Lösung betupftes Filtrirpapier der Einwirkung von reinem Wasserstoff aus, so bildet sich nach einiger Zeit um den Fleck ein schwach bräunlich gefärbter Ring, während der innere Raum ungefärbt bleibt. Befeuchtet man einen solchen Fleck mit Wasser, so bleibt er unverändert, röthet aber blaues Lackmuspapier. Reines Wasserstoffgas wurde so lange in eine concentrirte Silber- lösung geleitet, als noch eine Abscheidung von metallischem Silber stattfand. Eine' Bildung von niederen Oxydationsstufen des Stick- stoffs konnte dabei nicht beobachtet werden, denn das diu'ch die Silberlösung strömende Gas färbte weder Jodzinkstärkelösung noch Ferrosulfatlösung. Die Silberlösimg reagirte aber nach kurzer Zeit sauer und gab, mit einem Ueberschuss von Kaliumhydroxyd in der Wärme behandelt, ein ammoniakhaltiges Destillat. Silberlösungen mit einem geringeren Gehalt an Nitrat, auch noch bei einem Theil auf zehn Theile Wasser, gaben dasselbe Resul- tat, wenn auch in schwächerem Grade. Die Arsenprobe der Pharmacopöe. Was nun die Verwerthung dieser Doppelverbindimgen des Silbers für analytische Zwecke anlangt, so ist der Verlauf der Arsenprobe der Pharmacopöe in ihren Farbenerscheinungen durch die successive Entstehung und Zersetzung der Doppel Verbindung Ag^AsSAgNO^ bedingt. Die Einwirkung des Arsenwasserstoffs auf concenti-irte Sil- berlösung ist eine ebenso charakteristische, wie empfindliche und 10 Tli. Poleck u. K. Thüniracl, Arsenpiobo der Pharmacopöe etc. dabei überaus einfach und rasch ausführbare Eeaction zum Nach- weis der kleinsten Mengen Arsen, wenn sie in der Eingangs dieser Arbeit und der im Text der Pharmacopöe beschriebenen "Weise ange- stellt wird. Die charakteristischen ei- bis citronengelben Flecken der Arsenverbindimg mit ihrem braunschwarzen Eande werden beim Benetzen mit Wasser sofort schwarz , während die durch Schwefel- wasserstoff entstandenen, etwas mehr grünlich gelben Flecken durch Wasser zunächst völlig unverändert bleiben und die Flecken der Antimonverbindung im braunen Eande einen grauweissen Spiegel zeigen. Nur die durch die Phosphorverbindung veranlassten Flecken sind weder in ihrer Farbe, noch in ihrem Verhalten gegen Wasser von den Flecken des Ai'sens zu unterscheiden. Da aber aUe hier in Betracht kommenden Phosphorverbindungen , Phosphormetalle, Hypo- phosphite und phosphorige Säure ihren Phosphor durch Behandlung mit Chlor oder Brom leicht zu Phosphorsäiu-e oxydiren lassen und diese dui'ch nascirenden AVasserstoff nicht zu Phosphorwasserstoff reducirt wird, während die analoge Eeduction bei der Arsensäure stattfindet, so kann in den gewiss nur selten vorkommenden Fällen die in Frage stehende Phosphorverbindung leicht aus dem Unter- suchungsobjekt beseitigt werden, ohne die Erkennung des Arsens irgend wie zu beeinträchtigen. Etwa vorhandener Schwefelwasser- stoff oder schweflige Säure können ebenso leicht in der Lösung durch Zusatz von ein Paar Tropfen Jodlösung bis zur Gelbfärbung entfernt werden, wie dies die deutsche Pharmacopöe bereits vor- schreibt. Im Uebrigen müssen natürlich auch bei dieser Arsenprobe die- selben Bedingungen, wie bei der Benutzung des Marsh'schen Appa- rats eingehalten werden, namentlich sind salpetersaure Salze im Untersuchungsobjekte vorher zu beseitigen. Daher ist die von der Pharmacopöe aufgenommene Prüfung des Bismuthum subritricum als eine verfehlte zu bezeichnen. Der in alkalischer Lösung sich ent- ^vickelnde Wasserstoff reducirt hier zunächst die vorhandene Sal- petersäure und erst dann tritt Arsenwasserstoff und damit die Wir- iamg auf das mit concentrirter Silberlösung benetzte Papier ein. Das vorhandene freie Ammoniak verhindert aber die Entstehung der gelben Doppelverbindung Ag^ As . 3 AgNO^ und damit geht das Charak- teristische der in Eede stehenden Arsenprobe verloren, das Papier färbt sich nur dimkel und die Anwesenheit des Arsens wird zweifei- Th. Poleck u. K. TMmmel, Arsenprobo der Phannacopöe etc. 17 haft. Das alkalische Filtrat von 0,5 g. Bismutliuni subnitricum gab bei Zusatz von 5 Tropfen Solutio Fowleri und Behandlung mit Zink und Eisen in der ersten Viertelstunde gar keine Färbung des Silber- nitrats, Avährend unter denselben Umständen in salpetersäurefreier Lösung in der ersten Minute deutlich Gelbfärbung und die charak- teristischen braunschwarzen Eänder des mit concentrirter Silberlösung benetzten Papiers auftraten. Gegenüber den mancherlei falschen Vorstellungen und Ein- wüi'fen gegen diese Methode, sowie den angeblichen Verbesserungen derselben dürften nachstehende Bemerkungen über ihre Ausführimg am Platz sein. Die Pharmacopöe lässt mit Eecht bei ihi*er Arsenprobe stets nur verdünnte Säuren auf Zink wirken. Bei stürmischer Gasentwicklung und grösserem Arsengehalt tritt die charakteristische Gelbfärbung des Silbemitratflecks nur ganz vorübergehend auf und kann bei der raschen Schwärzung des Papiers leicht übersehen werden. Das Ein- schieben eines BaumwoUenpfropfs in den Reagii-cylinder soll die durch die Gasentwicklung verstäubte Flüssigkeit zurückhalten. A"^on besonderer Wichtigkeit ist die richtige Benetzung und Be- nutzung des Filtrirpapiers. Man stellt sich durch Ueberstreifen eines Stückchens weissen Filtrirpapiers über die Oeifnung des Reagir- cylinders eine Verschlusskappe her, nimmt diese ab und lässt dann auf ihre Mitte aus einer engen Pipette , am besten aus einem Tropf- glas, wie man sie für die Anwendung der Augenwasser benutzt, ein Tröpfchen der 50 procentigen Silberlösung fallen. Es empfiehlt sich, den Fleck auf dem Papier nicht grösser als etwa 0,5 bis 0,75 Centi- meter im Durchmesser zu machen, da bei grösseren Tropfen die Flüssigkeit nicht vollständig aufgesogen wird, das Papier durch- scheinend bleibt und die Färbung desselben durch die Arsen Ver- bindung dann nicht grell genug hervortritt. Der benetzte Fleck darf nicht bis an die Peripherie der Oeffnung des Reagircylinders reichen. Erst nach Benetzung des Papiers wird die Verschlusskappe wieder auf den Reagircy linder gebracht, in welchem inzwischen die Gas- entwicklung eingeleitet worden ist. Man lässt den Cylinder senk- recht im zerstreuten Tageslicht stehen und beobachtet von Zeit zu Zeit, ob eine Gelbfärbung der benetzten Stelle eintritt. Diese macht sich zunächst auf der Unterseite des Papiers bemerkbar und umgiebt sich bei weiterer Einwirkung mit einem braunen bis schwarzen Rande, welcher von der Peripherie nach der Mitte sich allmählich ver- Arch. (1. Pharm. XXII. Bds. 1. Hft. 2 18 Th. Poleck u. K. Thümmel, Arsenprobe der Pharmacopöe etc. grössert und endlich die Gelbfärbung zum Verschwinden bringt, was auf der unteren Seite des Flecks schon weit früher geschieht. Ist Arsen nicht vorhanden, dann büdet sich nach längerer Zeit nur ein brauner bis bramiBchwarzer Ring um den Flock, während der innere Raum ungefärbt oder nur schwach grau gefärbt erscheint. Nur jene Flecken können als Arsenflecken ange- sprochen werden, bei welchen die charakteristische Gelb- färbung mit braunem bis braunschwarzem Rande auftritt und durch Benetzen mit "Wasser in Schwarz übergeht. Auf der letzteren Erscheinung, welche in verdünnten Silber- lösungen, welche mehr als drei Theile Wasser auf ein Theil Nitrat enthalten, sofort eintritt, beruht die von Hager vorgeschlagene Arsen- probe der ersten Auflage der deutschen Pharmacopöe. Die hier in Rede stehende Gutzeit'sche Ai*sen-Reaction kann daher nicht, wie Hager ^ meint, als „eine verfehlte modificirte Hager'sche Probe" angesehen werden, sie ist im Princip vielmehr wesentlich davon verschieden. Alle Vorschläge, wie die Anwendung von Pergament- papier, das Einklemmen von Papierstreifen durch Korke, die Anwen- dung von verdünnten Silberlösungen vernichten daher das Charak- teristische dieser Methode und lassen die Vermuthung aufkommen, dass man den Verlauf der Probe nicht correct beobachtet hat. Die Pharmacopöe lässt mit vollem Recht den von Gutzeit vor- geschlagenen Zusatz von Salpetersäure zur concentrirten Silberlösung weg, da die Reaction ebenso scharf und rasch bei Anwendung von neutraler Silberlösimg eintritt. Auch darf man weder in der Wahl des weissen Filtrirpapiers noch in jener des Operationsraumes so scrupulös sein, wie dies von manchen Seiten verlangt wird.* Ver- wendbar ist jedes weisse Filtrirpapier, welches beim Betupfen mit concentrirter Silberlösimg im zerstreuten Tageslicht nach einer halben Stunde unverändert bleibt. Gewöhnlich enthält das Papier kleine Mengen Thonerde und Eisenoxyd und wohl nur selten Spuren von Calciumcarbonat. Alle derartigen Beimischungen, welche doch nur in Spuren vorhanden sind, beeinflussen die Reaction nicht. Ja selbst bei Anwendung eines mit arseniger Säiu-e getränkten Papiers tritt die Reaction scharf hervor, während sie bei Abwesen- 1) Hager, Commentar 1883. Bd. I. S. 112. 2) Salzer, Pharmac. Zeitung 1883. S. 204. Hager, Commentar 1883. Bd. I. S. 115. von Gartzen, Pharmac. Zeitung 1883. S. 287. Th. Poleck u. K. Thümniel, Arsenprobe der Pharmacopöo etc. 19 heit von Arsenwasserstoff ausbleibt, ein solches Papier daher nicht verändert wird. Selbstverständlich erscheint bei einem mit Natrium - Arsenit oder Arseniat benetzten Papier beim Betupfen mit concentrirter Silberlösung sofort ein gelber oder brauner Fleck. Andererseits lässt sich die Arsenprobe in jedem Raum anstellen, in welchem Menschen unbelästigt athnien können. Was nun die Empfindlichkeit dieser Arsenprobe anlangt, so gaben 0,006 mg. arseniger Säure, entsprechend 0,005 mg. Ai'sen nach 15 — 20 Minuten noch einen deutlich erkennbaren gelben Fleck, welcher durch "Wasser, wenn auch nicht schwarz, so doch noch braun gefärbt wurde. Bei 0,015 mg. Arsen tritt die charakteristische Gelbfärbung bereits nach fünf Minuten auf und der Fleck wird beim Benetzen mit Wasser schwarz. Dagegen soll der Marsh'sche Apparat noch den Nachweis von 0,01 mg. Arsen gestatten.^ Bei mehrfach wiederholten Versuchen wollte es erst bei 0,04 mg. Arsen gelingen, einen deutlichen Spiegel im Glasrohr zu erhalten, aber auch mit diesem konnten weitere Versuche zur Feststellung seiner Identität nicht angestellt werden. Der Einwurf, dass diese Probe für pharmaceutische Zwecke zu empfindlich sei, ist nicht zutrelfend, da sie in der Art und Zeit der Beobachtung ihres Verlaufs den verschiedenen Abstufungen eines zulässigen Arsen-, Schwefel- oder Phosphorgehalts Eechnung trägt. Bei geringem Gehalt treten die charakteristischen Erscheinungen immer langsam auf, und diesen Verhältnissen hat die Pharmacopöe Rechnung getragen durch die Zeitbestimmungen sofort bei Ferrum reductum und pulveratum, nach einer halben Stunde bei Acid. hydrochloricum, -sulfuricum, -phosphoricum, Natrium carbonicum, -phos- phoricum. Unter sofort möchte jene Zeit zu verstehen sein, welche bis zum Eintritt der Reaction verläuft, wenn die Gasentwicklung unter Zusatz des zu prüfenden Präparats in dem Reagii-cylinder ein- geleitet ist und dann die mit Silberlösung benetzte Papierkappe auf- gelegt und nach 3 — 5 Sekunden wieder abgenommen wird. Diese Probe haben die meisten der von uns untersuchten Muster von Fer- rum pulveratum und reductum ausgehalten. Bei diesen Präparaten ist es natürlich gleichgültig, ob die gelbe oder braune Färbung von Arsen , Schwefel oder Phosphor herrührt , da bei ihrem Auftreten das Präparat die vorschriftsmässige Beschaffenheit überhaupt nicht besitzt. 1) Otto, Anleitung zur Ausmittlung der Gifte. 1875. S. 121. 2* 20 K. Tliümmel, Chlorkalk der Pliai'macopöe. Bei den Säuren, dem Natrium -Carbonat und dem metallischen Zink sind die Forderungen der Pharmacopöe keine zu weitgehenden, da die chemische Industrie ihnen vollständig Genüge leisten kann und auch leistet. Es bedarf wohl keiner weiteren Ausführung, dass die Arsen- probe der Pharmacopöe die Arbeiten einer Apotheken -Revision wesent- lich erleichtert imd bei ihrer ausserordentlichen Empfindlichkeit auch bei toxikologischen Untersuchungen schwer ins Gewicht fällt. Diese Eeaction ist daher als ein ausgezeichneter Erwerb für die chemische Analyse anzusehen. Eingesandt am 16. October 1883. n. Uelber Chlorkalk der Pharmacopöe. Von K. Thümmel. Die erste Auflage der deutschen Pharmacopöe forderte für Chlor- kalk einen Gehalt von 25 "/^ wirksamen Chlor. Diese Forderung hat die zweite Auflage, entgegen ihrem sonst befolgten Princip, auf 20 % herabgesetzt. Wie es scheint, ist die Pharmacopöe -Commission bei Redaktion dieses Artikels lediglich dem Vorsclilage von Biltz ^ gefolgt, welcher die Forderung von 25 % zu hoch fand. Um zu untersuchen, ob die Ermässigung eine berechtigte sei, habe ich aus einigen hiesigen mid mehreren auswärtigen Apotheken Proben von Chlorkalk entnommen und dieselben theils nach Empfang, theils nach zweimonatlichem Aufbewahren (während der Monate Juni und Juli) in offenen Gefässen, an einer vor Licht geschützten Stelle des Laboratoriums, und zwar nach der von der Pharmacopöe angegebenen Methode auf ihren Gehalt an wirksamem Chlor unter- sucht. Bei den aufbewalirten Proben erstreckte sich die Untersuchung einerseits auf die obere, der Zersetzung am meisten, andererseits auf die mehrere Ctm. darunterliegende, der Einwirkung der Luft weniger ausgesetzte Schicht , um so das Fortschreiten der Zersetzung zu verfolgen. Die nachstehenden Untersuchungen geben den Gehalt an wirk- samem Chlor nach dem Durchschnitt von 2 — 3 Analysen an. 1) Biltz, Notizen zur Pharm, gcvm. 1878. S. 123. K. Thümmel, Chlorkalk der Pharmacopöe. 21 ö/o Gehalt der No. Aciissere Beschaffenheit nach Empfang. % Ge- halt. Aeussere Beschaffenheit nach, dem Aufbewahren. 2.1 ^1 1 schwach gelblich, trocken 33,3 weiss, feucht 22,5 28,6 2 weiss, etwas feucht 30,6 gelblich, schmierig 20,4 26,3 3 wie No. 1 31,8 wie No. 1 24,7 26,3 4 weiss, ti-ockeu 33,9 weiss, sclimierig 28,2 33,3 5 wie No. 4 33,7 wie No. 1 27,3 30,2 6 wie No. 4 33,5 wie No. 1 28.4 29,8 7 wie No. 2 29,4 wie No. 2 21,5 24,5 8 schwach, gelblich, feucht 29,3 wie No. 2 19,3 24,0 9 wie No. 4 31,3 wie No. 3 22.9 24,7 10 wie No. 4 32,4 weiss, fast ti-ocken 21,1 28,3 11 wie No. 4 28,5 weiss, trocken 23,2 25,3 12 wie No. 4 37,2 wie No. 10 28,9 31,9 13 wie No. 8 28,2 wie No. 1 22.4 25,7 14 wie No. 4 32,0 wie No. 3 24,9 27,8 15 weiss, schmierig 23,7 weiss, breiaiüg 18,8 19,6 Die Zusammenstellung zeigt einerseits, dass die verschiedenen Chlorkalksorten sich beim Aufbewahren nicht gleich verhalten, an- dererseits aber ergiebt die Untersuchung, dass der Chlorkalk der Apotheken — und dabei waren No. 6, 8 und 15 in kleinen Papier- düten abgefasst vorräthig und so abgegeben, also nicht gerade unter günstigen Bedingungen aufbewahrt worden — im Durchschnitt einen Gehalt von 31,2 ^/q wii-ksamem Chlor aufweist, und dass selbst bei sorglosester Aufbewahrung in offenen Gefässen noch 23,6 — 27 7o aktives Chlor vorhanden sein können. Sonach hätte die zweite Auflage der deutschen Pharmacopöe statt eine Ermässigung von 5°/o, wohl eine ebenso grosse Erhöhung für den Gehalt an wirksamem Chlor eintreten lassen können. "Weitere Erfahrungen von anderen Seiten sind um so erwünschter, als diese bis dahin zu fehlen scheinen. Um weiter die Zersetzung und Oxydation der imt erchlorigen Säure des Präparats beim Aufbewahren zu verfolgen, wurde Chlor- kalk, welcher 35,9 °/(j wirksames Chlor enthielt, im Bimsen'schen Apparat mit starker Salzsäure behandelt, das sich entwickelnde Clüor- 22 Th. ruscli, Eine einfache aber zweckmässige Bürette. in Joclkaliumlösung geleitet und titrimetriscli bestimmt. Gesammt- clilor waren 38,1 7o ? mitbin 2,2 °/o Chlor als Chlorsäure vorhanden. Yon diesem Chlorkalk wurden mehrere Proben in Gläser ver- theilt, unter verschiedeneu Bedingungen aufbewahrt und darauf untersucht. I. Während zweier Sommermonate vom Licht entfernt, a) im Keller offen, b) auf dem Boden verschlossen, c) auf dem Boden offen. n. Yerschlossen von Anfang Juü des einen bis Ende October des anderen Jahres, vor einem nach Süden gelegenen Fenster, also dem directen Licht ausgesetzt. Nach Procenten Clüor aus unter- wirksames Chlor. chloriger Säure und Chlorsäure zu- sammen. Probe I a 29,7 30,9 Probe I b 31,2 34,3 Probe I c 23,0 28,8 Probe II 5,9 24,2. Die Yersuche bestätigen,^ dass die Zersetzung des Chlorkalks und die Oxydation der unterchlorigen Säure einerseits relativ langsamer in kühlen, wenn auch feuchten Eäumen , rascher bei wärmerer Tem- peratiu' und trockener Luft stattfindet; andererseits aber, dass die grösste Menge der unterchlorigen Säure in verschlossenen Gefässen zu Chlorsäure umgesetzt wird. Gleichzeitig nehme ich Veranlassimg Hen-n Professor Dr. Poleck für die mir auch hierbei fi-eundlichst entgegengebrachte Unterstützung meinen herzlichen Dank auszusprechen. lieber eine einfache aber zweckmässige Bürette. ^ Yon Theodor Pusch in Dessau. Es ist seit dem Erscheinen der neuen Pharmacopöe Yieles und stellenweise Treffliches über maassanalytische Instrumente geschrieben 1) A. Bobierre, Compt. rend. Bd. 65. S. 805. 2) Die Cylinder- Büretten sind von den Herren Warmbrunn, Quilitz & C-o. in Berlin C, Kosenthalersti'. 40, zu beziehen. Th. ruscb, Eine einfache aber zweckmässige Bürette. 23 worden, dass es vielleicht gewagt erscheint, nochmals dieses Thema zu berühren, um so mehr, als ich nicht beabsichtige, etwas absolut Neues zu bringen, sondern nur etwas Bekanntes resp. Naheliegendes der Beachtung der Interessenten zu empfehlen. Da es sich aber um ein ebenso einfaches, wie praktisches, dabei für die von der neuen deutschen Pharmacopöe vorgeschriebenen maassanalytischen Operationen vollständig ausreichendes Instrument handelt, so glaubte ich anneh- men zu dürfen, dass eine Beschreibung desselben für die Herren CoUegen, insbesondere die Apotheken -Revisoren, nicht ganz ohne Interesse sein wird. Unter den vielen existirenden Büretten werden sowohl die Mohr- schen Abflussbüretten , wie auch die Ausgussbüretten nach Gay- Lussac, Geisler, Binks, \'ielleicht auch die nach Kersting, ihre Lieb- haber gefunden haben. Es "vsörd so mancher , der viel maassanalytisch arbeitet, alle oder einen grossen Theil dieser verschiedenen Bürette n- arten schon einer Probe unterworfen und sich die ihm am meisten zusagende ausgesucht haben. Auch mir ist es so gegangen und ich benutze schon seit länger als einem Decennium zur Aufnahme der ^/lo Normal -Silberlösung imd der Kaliumpermanganat -Lösung zwei Gay -Lussac' sehe Büretten, während ich für Normal- Säure und Nor- mal-Alkali mich der Mohr'schen Ausflussbüretten bediene. In Bezug auf letztere möchte ich , im Yorbeigehen , nur bemerken , dass ich den Quetschhahn bei denselben verwerfe , da er so leicht ein Zusammen- kleben des Gummirohrs, auch nicht selten ein Zerreissen desselben an der geklemmten Stelle verursacht und mich dafür, nach einer vor Jahren gelesenen Empfehlung von irgend Jemandem , dessen Namen ich undankbarerweise vergessen , eines kleinen 6 — 8 mm. langen , an beiden Seiten rundgeschmolzenen Glasstabstückes bediene, welches zwischen die Bürettenspitze und das Ausflussröhrchen in den Gummi- schlauch geschoben wird und denselben so genau schliessen muss, dass aus der gefüllten Bürette nicht die Spur herausfliessen kann. Schiebt man nun mit 2 Fingern den Gummischlauch um den Glas- stab herum in eine Falte zusammen, so kann man nach Belieben, im Strahl oder tropfenweise die Flüssigkeit aus der Bürette aus- treten lassen. Als ich mich in diesem Jahre zu den Apotheken -Revisionen vor- bereitete, da galt es zum ersten Male auch eine passende Bürette zu wählen. Die Mohr'sche erschien der nöthigen Statifs wegen zu unbequem und die Gay-Lussac'sche, des feinen Ausflussrohres wegen, 24 Tli. Pusch, Eine einfache aber zweckmässige Bürette. zu zerbrechlich für den Transport. Ich wählte daher eine kleine Bink'sche, in Vio ^-C- getheüte Bürette von 25 C.C. Caijacität, doch ging mir das Titriren mit derselben nicht so schnell und glatt von der Hand, -wie ich wünschte und gewöhnt war. Aus diesem Gnmde sah ich mich nach einem anderen Instrument um und fand unter einer Anzahl kleiner dünner Cylinder, die ich früher zu vergleichen- den colorimetrischen Untersuchungen gebraucht hatte, einen solchen mit Glasfuss und Ausguss- Schnabel von ca. 19 Ctm. Höhe und einem Durchmesser von circa 1 Ctm., welcher unter Freilassung eines oberen Eaumes von ca. 3^2 C.C, 25 in Vs getheilteC.C. enthält. Die Graduirung muss links, von der Ausgussseite gesehen, angebracht sein, so dass man mit dieser Cylinder -Bürette in der linken Hand operirend, jederzeit bequem den Stand ab- lesen kann, wenn man sie zwischen 2 Fingern, die den oberen Rand fassen, balancirt, und in die Höhe des Auges bringt. So konnte ich, obgleich die Bürette nur in V5 C. C. getheilt war, 7io C.C. ganz sicher schätzen imd erhielt, ver- glichen mit meinen Mohr'schen Büretten, ganz zufriedenstellende Resultate. Um ein Herab- fliessen der Flüssigkeit an der Aussenwand der Bürette beim Austropfen zu hindern , brachte ich der unteren Seite des Ausgussschnabels ein Paar Feüstriche bei und bestiich die so geAvonnene rauhe Stelle mit etwas Talg. Das Arbeiten mit dieser Cylinderbürette ist leicht gelernt und sehr befriedigend, sie lässt ein ganz scharfes Abtropfen zu, gestattet ein V2 natürl. Grösse. sciu^eUgs Zurücklaufen der Flüssigkeit, lässt sich sehr gut reinigen und vorspülen. Sie ist freüich ein sehi* ein- faches und anspruchsloses Geschöpf und sieht neben ihren prätentiösen Bürettenschwestern recht unbedeutend aus, aber sie kann, was die Leistimg betrifft, mit ihnen allen conciuriren. Bekanntlich behaupteten die Philosophen des klassischen Alter- thums, dass derjenige Mensch der glücklichste sei, welcher die wenigsten Bedürfnisse habe. Wenn wir diesen Ausspruch auf unsere Verhältnisse auwendea wollen , so müssen wir- denjenigen Analytiker M. Boymond, Sur lo Poids des Gouttes. 25 für den glücklichsten halten, der mit den einfachsten Hülfsraitteln vollkommen befriedigende Resultate erzielt. Die soeben beschriebene Cylinder- Bürette ist ein solch ein- faches Hülfsmittel; — ich empfehle sie den philosophischen Herren Collegen. Sur le Poids des Gouttes. Par M. Boymond, Phai'inacieQ ä Paris. Le dosage de certains medicaments par gouttes est fort ancien. II a pour lui l'avantage de pouvoir etre pratique tout aussi bien par le malade que par le pharmacien lui-meme. Si ce procede de dosage a ete l'objet ä un certain moment, de justes critiques, c'est qu'alors on connaissait mal les conditions physiques qui president ä l'ecoule- ment des liquides par gouttes. On comptait Celles -ci indifferemment, avec le flacon contenant le liquide, quelque seit le diametre de son goulot, ou avec des tubes dont la cqnstruction etait laissee ä l'arbi- traire du fabricant, sans qu'aucune donnee precise ait fixe leur mesure. De lä, des ecarts considerables , pouvant aller du simple au quadruple. Aujourd'hui, il n'en est plus de meme, et il est etabli qu'on peut apprecier le poids des gouttes, d'äpres le diametre du tube d'ecoiüement , avec autant de precision qu'avec uiie balance sensible au demi-miUigramme. Sans entrer ici dans le detail de toutes les conditions qui deter- minent le poids des gouttes , Lebaigue a etabli par l'experience : 1°. Que le poids des gouttes depend du „diametre exterieur" du tube qui les laisse ecouler, que ce tube seit plein ou perfore, et non du diametre Interieur, comme le dit le Codex de 1866, ce dernier n'ayant d'influence que sur la vitesse d'ecou- lement. 2°. Que la nature du liquide (eau, alcool, ether, chloroforme, vinaigre, etc.), influe seule- sur leur poids, queUeque soit d'ailleurs la Proportion de matieres dissoutes qu'il contienne. 3°. Que poiu' obtenir des gouttes d'eau distillee , (ä la tempera- ture de 15*^), du poids de cinq centigrammes , — soit 20 gouttes pour 1 gramme — , il suffit que le diamdtre exterieur du tube d'ecoulement soit exactement de trois millimetres. 26 M. Boymoud, Sur le Poids des Gouttes. Le travail de l'evaluation du poids des gouttes a ete refait cjom- pletement, apres avoir consulte tous les travaux publies sur ce sujet (Eeveil, Lebaigue, Duhomme, Limousin, Guichard). Les pesees ont ete effectuees avec une balance sensible au dixieme de milligramme et les compte - gouttes qui ont servi ont ete mesures avec des calibres ä dernier, instruments de precision, accusant les dixiemes et les centiemes de millimetre. Ces compte -gouttes don- naient exactement le chiffre de 20 gouttes d'eau distillee pour le poids de 1 g ramme. De nombreuses pesees ont ete faites, ä la temperature de 15^, ä des periodes differentes. Parmi les noms inscrits dans le tableau suivant, quelques-uns n'ont pas une utilite directe dans la pratique, mais, ils ont ete cites comme exemples, comme types de medicaments ou comme exceptions: Aicool ä differents degres, Alcoolat de mölisse, Eau de fleurs d'oranger, certaines Solutions, vins, vi- naigre, etc. La pratique longtemps repetee de ce travail et l'examen du tableau amenent facilement ä conclure que la presence d'un medica- ment en dissolution dans un vehicule ne raodifie presque pas, ä une goutte pres — , le nombre de gouttes correspondant ä un gramme de ce vehicule. Exemples: les teintures avec l'alcool ä divers degres, les alcoolats, l'eau sucree, les gouttes de Baume, le lauda- num de Sydenham, les vins, les Solutions salines, ä base de sels mineraux ou d'alcaloides, les vinaigres. Une remarque interessante est que l'eau distillee est, de tous les liquides usites , celui qui donne les gouttes les plus pesantes. Une seule exception est la Solution concentree ou lessive de potasse ou de soude. Poids des Gouttes ä la temperature de 15°. Poids -§ o 2 b M a d'une Goutte g- o ^ ^3' Acetate d'Ammoniaque D. = 1,036 . . . „ de Plomb (Sous-) Hquide . . . Acide Acetique cristaUisable D. = 1,0635 . „ Azotique officinal D. = 1,390 . . „ „ alcoolise (Aicool nitrique) „ Chlorhydrique D. = 1,170 . . . . „ Cyanbydrique au dixieme . . . . 0,0500 0,0500 0,0181 0,0434 0,0184 0,0476 0,0454 20 20 55 23 54 21 22 M. Boymond, Sur le Poids des Gouttes. 27 Poids des Gouttes a la temperature de 15". Acide Cyanhydxique medicinal, au ceiitieme(Nouv. Codex) „ Phenique (Acide, 1 p., Alcool ä 95°, 1 p.) . . . „ Sulfurique officinal D. = 1,842 „ „ dilue, au dixieme „ „ alcoolise (Eau de Kabel) Alcool absolu D. = 0,7940 „ ä 90« D. = 0,8339 „ ä 80« D. = 0,8638 ,, ä 60« D. = 0,9133 „ camphre (avec Alcool ä 90« C.) Alcoolat de melisse Alcoolature d'Aconit (feuille) „ „ (racine) Ammoniaque officinale D. ^ 0,925 Chlorofomie D. = 1,499 Chlorure de fer (Per — ) Solut. officinale D. = 1,26 . . Creosote de lietre Eau distillee „ de fleui's d'oranger „ de laurier cerise „ sucree, ä 10, 20 et 50«/o Ether acetique D. = 0,914 „ ordinaire officinal D. = 0,721 „ „ alcoolise (Liqueur d'Hoffmann) .... Glycerine officinale D = 1,242 Gouttes ameres de Baume ,, noires anglaises (Black Drops) Huile de Croton ,, phosphoree „ Yolatüe de menthe „ „ de petrole de terebenthine D. = 0,876 Laudanum de Rousseau Laudanum de Sydenham avec vin de Grenache, ä 15% d'alcool „ „ „ avec vin de Malaga, ä 18 «/o d'alcool Liqueur de Fowler, au centieme (alcoolisee) .... „ de Pearson 0,0500 0,0200 0,0384 0,0500 0,0185 0,0151 0,0164 0,0178 0,0192 0,0164 0,0175 0,0189 0,0189 0,0454 0,0178 0,0500 0,0232 0,0500 0,0384 0,0461 0,0500 0,0172 0,0111 0,0139 0,0400 0,0189 0,0270 0,0208 0,0208 0,0200 0,0175 0,0185 0,0285 0,0303 0,0285 0,0347 0,0500 20 50 26 20 54 66 61 56 52 61 57 53 53 22 56 20 43 20 26 21 20 58 90 72 25 53 37 48 48 50 57 54 35 33 35 23 20 28 M. Boymond, Sur Ig Poids dos Gouttes. Poids des Gouttes a la tompcratm'o de 15". Liqueur de Van Swieten (alcooliseo) Sirop de Sucre D. = 1,321 Solution aqueuse de Chloral, auticrs „ „ de Chlorhydrate de Morphine, au V20" et au Vioo" „ „ d' Jodure de potassium , k parties egales „ „ de Nitrate d'argeut au V»"» au V4 et ä parties egales „ „ de Sulfate d'atropine, au Vioo*" et au 1/ e /lOOO ., „ de Sulfate de Strychnine, au Vi 00" et S'U /looo'^ „ „ de Sulfate de Zinc, au Vioo*" et satui-ee „ „ de Soude caustique (Lessive des Sa- vonniers) D. = 1,318 Sulfui-e de Carbone D. = 1,271 Teinture d' Aconit (feiülles) avec Alcool ü 60" . . . . „ (racine) „ „ ä üO" . . . . de Belladone avec Alcool ä 60*" de Cantharide avec Alcool ä 800 de Castoreum „ „ ä 80" do Colcliique (bulbes) avec Alcool ä 60" . . . „ (semences) avec Alcool a 60" . . de Digitale avec Alcool a 60" d'Extrait d'opium avec Alcool a 60" . . . . d'Jode avec Alcool a 90" de Noix Vomique avec Alcool ä 80" . . . . d' Opium Camphree (Elixir Paregorique) avec Alcool ä 60" de SciUe avec Alcool ä 60" de Valeriane avec Alcool ä 60" etheree de Castoreum „ de Digitale Vin de Grenacbe, ä 15"/o d' Alcool D. = 1,028 .... „ de Malaga blaac, a 18"/« d'Alcool D. = 1,053 . . „ de Colchique (bulbes) „ „ (semences) „ emetique Vinaigi"e, ä 8"/o d'acide reel „ Scillitique 0,0303 0,0500 0,0322 0,0500 0,0500 0,0500 0,0500 0,0500 0,0500 0,0666 0,0208 0,0189 0,0189 0,0189 0,0175 0,0175 0,0189 0,0189 0,0189 0,0189 0,0164 0,0175 0,0192 0,0189 0,0189 0,0121 0,0121 0,0303 0,0285 0,0303 0,0303 0,0303 0,0384 0,0384 M. Boymond, Sui- lo Poids des Gouttes. 29 Le tableau precedent peut etre resume, comme nioyen mneino- technique , de la fa^oii suivante : Equivalence en Gouttes de divers types de Medicaments. Uli gramine d'Eau distillee equivaut ä 20 gouttes. d'Alcool ä 90« 61 ä 600 52 „ „ d'un Alcoolat 57 „ „ d'une Alcoolature 53 „ „ d'une Teinture alcoolique avec Alcool ä 60" 53 „ •)1 55 51 55 55 55 "' *-"-' " • 55 55 55 55 55 55 55 ^ ^^ "1 „ „ d'une Teinture etheree 82 „ „ d'une huile grasse (variable), environ . . 48 „ „ d'une huile volatüe (variable), environ . . 50 „ „ de Laudanum (variable), environ . . . 33 ä 35 „ „ d'une Solution saline aqueuse, diluee ou saturee 20 „ „ d'im vin medicinal (variable, suivant richesse alcoolique) 33 ä 35 „ Briefliche Mittheilimgen. Safran. J. Biel in Petersburg hat in unzweifelhaft achtem Safi-an T hon- erde gefunden und zwar in 5,787 g. 0,0164 g. , also 0,283 Proc. Phaseolin. Herr Apotheker Soltsien in Halle schreibt: Gelegentlich einer im Jahre 1879 gerichtlich verlangten Untersuchung von Leichen- theilen einer Exhumirten, speciell auf Alkaloide, fand ich, sowohl nach dem Stas-Otto'schen Verfahren, wie auch nach dem Verfahren mit Amylalkohol in dem Mageninhalt ein solches, welches jedoch in seinen besonderen Keactionen keine Uebereinstimmung mit einem der bekannten giftigen erwies. Es hätte dies Alkaloid nun wohl für ein Ptomain gehalten werden können, wenn nicht ganz bestimmtes Verhalten der Base mich zu einer andern Vermuthung geführt hätte. Ausser andern Speiseresten (z. B. Beeren von Vacciniimi Myrtillus, Resten von Cantharellus cibarius u. a.) fanden sich im Magen grössere 30 Darstellung v. arsenfr. WismuthmetaU u. d. Atomgewicht d. "Wismuths. Mengen von Hülsentheilen grüner Bohnen (Phaseolus vulgaris) und der Geruch war dem eigenthünilichen gekochter grüner Bohnen ähnlich. Meine Voraussetzung, dass diese Hülsen ein Alkaloid enthalten dürften, habe ich nunmehr zweimal als richtig bestätigt gefunden. Sowohl damals, als ich zum Vergleiche ein Gericht ge- kochter grüner Bohnen der Untersuchung auf Alkaloide unterwarf, als auch in diesem Jahre, als ich rohe Hülsen extrahirte, fand ich in geringer Menge ein Alkaloid. Dasselbe krystallisirt nicht, wohl aber die Verbindung mit HCl. Die Lösung letzteren Salzes gab die charakteristischen Alkaloidreactionen mit Phosphormolybdänsäure, Gold- chlorid, Quecksilberchlorid, Platinchlorid, mit JodjodkaHum, Tannin- lösung und mit Kaliumquecksilberjodid. Da mir nur immer ganz geringe Quantitäten des Alkaloids zur Verfügung standen, Hessen sich die weiteren Eigenschaften desselben nicht eingehend genug Studiren; ich möchte nur noch darauf hinweisen, dass es wieder eine Papilionacee ist, in welcher ein Alkaloid gefunden wurde (wie schon in Cytisus, Lupinus, Spartium, Vicia) und behalte mir weitere Mit- theilungen über obiges vor. B. Monatsbericht. Darstellung Ton arseiifreiein Wisnmtlimetall und das Atomgewicht des Wismiiths. — Zur Darstellung eines absolut reinen "WismuthmetaUs schlägt J. Löwe ein Verfahren vor, welches zwar nicht zur Fabrikation grösserer Mengen sich eignet, dafür aber, wie gesagt, ein ganz reines und besonders ganz arsenfreies Metall liefert. Er benutzt dazu die Eigenschaft des durch Kali- oder Na- tronlauge aus seiner salpetersauren Lösung als unlöslich gefällten Wismuthoxydhydrats , sich im überschüssigen Fällungsmittel wieder zu lösen, wenn Glycerin zugefügt wird; aus dieser alkalischen Gly- cerin-Wismuthlösimg wird in der Siedhitze durch Traubenzucker alles Wismuth als MetaU wieder ausgefällt. Die Ausführung selbst ist folgende: Käufliches WismuthmetaU wird mit der ziu- Lösung erforder- lichen Menge Salpetersäure in gelinder Wärme behandelt, wobei Zinn und Antimon als Oxyde zurückbleiben. Die klare Lösung wird in einem Kolben soweit mit destillirtem Wasser verdünnt, als ohne Trübung möglich ist, dann alles Wismuth als Hydrat durch Natron- lauge ausgefällt, von letzterer noch das anderthalbfache Volumen der zur Fällung nöthig gewesenen Menge zugesetzt und allmählich so Verhalten von Chlor-, Brom- ii. Jodsilber gegen Brom u. Jod. 31 lange syrupdickes Glycerin zugegeben, bis die Lösung des Nieder- schlags erfolgt ist, wenigstens in der Hauptsache, denn bei Verwen- dung ziemlich unreinen kcäuflichen Wismuthmetalles werden geringe Mengen Eisen, Nickel und ähnliche MetaUe als Oxyde ungelöst zu- rückbleiben. Eine Trennung von Arsen hat bis dahin noch nicht stattgefunden, weil das arsensaiu-e Wismuth in alkalischer Glycerin- lösung gleichfalls löslich ist. Man setzt einige Tropfen Sodalösimg zu, filtrirt nach zwölfstündigeni Stehen von dem etwaigen Rückstand ab und fügt die vier- bis fünffache Menge des in Arbeit genom- menen Wismuths an reinem Traubenzucker zu, welchen man vorher in seinem achtfachen Gewichte reinen Wassers gelöst hat. Die gemischten Lösungen bleiben luftdicht abgeschlossen an einem massig warmen Orte im Dunkeln so lange stehen, bis sich etwa vorhandenes Süber und Kupfer, jenes als Metall, dieses als Oxydul ausgeschieden haben, was man an dem Verschwinden jeder blauen Färbung erkennt, worauf man abermals filtrirt. Das honig- gelbe Filtrat wii-d in einem Kolben in ein kalt gesättigtes Kochsalz- bad eingesetzt und einige Zeit im Sieden erhalten , wobei sich die Flüssigkeit tiefbraun färbt und alles vorhandene Wismuth als grauer Metallschlamm gefällt wird, während alles Arsen in Lösung bleibt. Nach vollständig eingetretener Reduction wird der Metallschlamm so lange ausgewaschen, bis das Wasch wasser nur noch wenig gelblich erscheint, worauf man mit Iprocentiger Schwefelsäiure anrührt und dann das Auswaschen vollendet. Das Trocknen des Niederschlages muss durch Auflegen auf poröse Thonplatten und einen warmen Luftstrom möglichst beschleunigt werden, da das Metall in so feiner Vertheilung nicht unempfindlich gegen die Luft ist und sich leicht oberflächlich oxydirt. Das scharf getrocknete Metallpulver wird in einen Porzellantiegel fest eingepresst, mit Eaenruss überschichtet imd nach Verschluss des Tiegels zu einem Eegulus niedergeschmol- zen, oder wenn man es weiter verarbeiten wül, sogleich in Salpe- tersäure aufgelöst u. s. w. Das so erhaltene absolut reine Wismuthmetall benutzte L. zur Bestimmung des Atomgewichts (Schmelzen des Wismuthoxydes bis zu constantem Gewicht), es ergab sich zu 207,144 und 207,516, im Mittel zu 207,330 (0 = 15,96), bei einem zweiten Versuche zu 207,633 und 208,036, im Mttel zu 207,845 (0 = 16). fZeitsck. f. anal Chem. XXII. 498.J G. H. Verhalten Ton Chlor-, Brom- und Jodsilber gegen Brom und Jod. — Leitet man über Jodsüber oder ein Gemenge von Jod- und Bromsilber, welche 10 Minuten hindurch geschmolzen erhalten werden, einen Strom Bromdampf, so wird nach P. Julius sämmtliches Jodsilber in Bromsilber übergeführt. In gleicher Weise wird Chlorsilber durch zweistündige Behandlung mit Bromdampf in Bromsilber übergeführt , Es werden aber auch , wenn schon dazu 32 Zui- Prüfung u. Uutersuchung der Arzneimittel. mehrere Stunden erforderlich sind, Chlor und Brom aus ihren Sil- berverbindungen durch Joddampf vollständig verdrängt, woraus sicli die interessante Thatsache ergiebt, dass ein jedes Halogen, im üeber- schuss angewandt, im Stande ist, jedes andere aus seiner Silberver- bindung auszutreiben. (ZeiUchr. /. anal. Chem. XXII. 524.J O. H. Zur Prüfung und Untersuchung der Arzneimittel. — An Stelle der Aqua Amygdalarum amar. wird von vielen Dro- gisten ein aus Pfirsiehkernen bereitetes Wasser geführt und ver- kauft. Dieser Umstand giebt A. Reissmann Veranlassung, darauf aufmerksam zu machen, dass die Pharmacopöe eine Anleitung zu einer einigermaassen sicheren Ermittelung des Ursprungs der Blau- säure in der Aqua Amygdalar. nicht giebt; die Vorschrift, dass das "Wasser nach Abscheidung der Blausäure einen kräftigen Geruch nach Bittermandelöl besitze, sei nicht ausreichend und es sei daher dringend zu empfehlen, das Bittermandelwasser immer selbst zu bereiten. Als Identitätsreaction auf die Bromide der Alkalimetalle benutzt Hager eine wässrige Kupfervitriollösung. Giebt man in einen trockenen Reagircylinder circa 0,4 g. zu Pulver zerriebenes Kaliumbromid und auf dieses Pulver 4 bis 5 C. C. der Cuprisul- fatlösung, diese an der Innenwand des Cj^linders sanft niederfliessen lassend, so bleibt das Kaliumbromid ungefärbt und als weisse Salz- schicht am Grunde verharrend, wenn es frei von Jodid ist. Nimmt man Natriumbromid und verfährt in gleicher "Weise, so färbt sich dasselbe schwarz und beim Aufschütteln und Lösen des Salzes erfolgt bei reinem Salze eine blaugiiinliche, fast klare Lösung (nicht bei einer Verunreinigung mit Natriumjodid). AVird Ammonium- brom id zu Pulver zerrieben in gleicher Weise behandelt, so färbt sich die Salzschicht rothbraun. Auf diese Art lassen sich die 3 Bro- mide leicht unterscheiden. Das beim Auflösen von Ferrum pulveratum und F. reduc- tum in verdünnter Salzsäure sich entwickelnde Gas darf nach der Pharmacopöe ein mit concentrirter Silbernitratlösung (1:1) befeuch- tetes Papier weder gelb noch braun färben, wodurch die Abwesen- heit von H^As und H^S bewiesen werden soll. Seitdem Poleck und Thümmel in einer grösseren Arbeit nachgewiesen haben, dass H^S unter Umständen auf das Silberpapier ganz ähnlich einwirkt, wie H^As, d. h. einen gelben, schwarz geränderten Fleck hervor- bringt, hat die Prüfungsweise der Pharmacopöe an Bedeutung ver- loren. H. Beckurts hat gefunden, dass ein bei Ausführung der Prüfungsmethode auf dem Silberpapier entstehender gelber Fleck niu' dann als von Arsenwasserstoff herrührend angesehen werden darf, wenn derselbe beim Benetzen mit Wasser sofort schwarz wird, da die durch Schwefelwasserstoff bewirkte gelbe Färbung beim Be- netzen mit Wasser erst nach längerer Zeit in Schwarz über- Prüfung u. Untersuchung der Arzneimittel. 33 geht. Bleibt die gelbe Färbung auf Zusatz von Wasser bestehen, dann liegt jedenfalls ein Schwefeleisen enthaltendes Präparat vor, das vielleicht auch Ai'sen enthält; geht die gelbe Farbe momentan in Schwarz über, dann ist das Präparat arsenhaltig, aber die Anwe- senheit von Schwefeleisen auch nicht ausgeschlossen. In dem ersten Falle prüft man ein Schwefeleisen enthaltendes Präparat zweckmässig in der Weise auf Ai'sen , dass man das Wasserstoffgas durch einen, in den oberen leeren Theil des Entwicklungsgefässes geschobenen, mit einer Lösung von essigsaurem Blei getränkten Baumwollenknäuel vom H^S befreit, ehe es auf das Silberpapier einwirkt. Ein auf demselben jetzt entstehender gelber, schwarz geränderter Fleck ist zweifelsohne auf die Anwesenheit von H^As zurückzuführen. Im zweiten Falle würde sich das beim Auflösen der Präparate ent- wickebide, H^As enthaltende Wasserstoffgas dann als H^S- haltig erweisen, Avenn der mit Bleiessig getränkte Baumwollenknäuel ge- schwärzt würde. Auch könnte man in diesem Falle das beim Auf- lösen sich entwickelnde Gas mittels eines mit Bleiessig getränkten Papierstreifens auf einen Gehalt an H^S prüfen, B. hat mehrfach Ferrum reductum und Ferrum pulveratum nach Yorschrift der Phar- macopöe geprüft, dabei eine sofort eintretende Gelbfärbung des Sil- berpapiers beobachtet, welche auf Zusatz von Wasser nicht sofort schwarz wurde. (Anwesenheit von H^S.) Als das mit Silber- lösung befeuchtete Papier nach einiger Zeit erneut ^Niirde, entstand wiederum ein gelber, schwarz geränderter Fleck, der diesmal aber beim Benetzen mit Wasser sich sofort schwärzte. (Anwesenheit von H^As). Die Bestimmung des specifischen Gewichts des Glycerins in der gewöhnlichen Weise ist eine sehr zeitraubende wegen der anhän- genden Luftbläschen; nach Hager lässt sich dasselbe mit genügender Schärfe feststellen, wenn ein Tröpfchen des Glycerins, aiif ein Object- glas gegeben, die Form eines Kugelsegments im Verlaufe von fast 10 Minuten bewahii;, oder wenn man in einen 1 Ctm. weiten Eea- gircylinder 1,5 bis 2 C.C. Glycerin giebt xmd darauf 1 C. C. Schwe- felkolilenstoff sanft auffliessen lässt. Es bleibt das genügend con- sistente Glycerin ti'otz gelinder Schwenkung des Cylinders in Folge der Adhäsionskraft zwischen ihm und der Glaswandung in seiner Lage, und Schwefelkohlenstoff sinkt nicht zu Boden, obgleich er specifisch schAverer ist. Ein dünneres Glycerin würde alsbald nach oben steigen. Die ein paar Male beobachtete gefährliche Yerum-einigung des Magnesium sulfuricum mit Arsen hat G. Lotze Anlass gege- ben, viele grössere Posten Bittersalz imd Glaubersalz auf Arsen zu untersuchen und empfiehlt Derselbe im Verfolg seiner Arbeit die Bettendorff'sche Probeflüssigkeit als das werthvoUste Eeagens auf Arsen. Das Bettendoiif'sche Reagens trage vor anderen üblichen Prü- fimgsmethoden einen gi'ossen Vorzug in sich selbst, den nämlich, Arch. d. Pharm. XXIL Bds. 1. Hft. 5 34 Prüfung u. Untersuchung der Arzneimittel. jede Spiu' von Arsen in seinen eignen Bestandtheilen absolut voll- ständig auszuscheiden, so dass eine durch dasselbe angezeigte Spur Arsen mit ebenso absoluter Sicherheit als niu* von dem Untersuchungs- material herrührend angesehen werden könne. L. hält das Reagens immer in grösseren Mengen vorräthig und stellt es in einer von der ursprünglichen Vorsclirift etwas abweichenden Weise dar : Gleiche Theüe höchst concentrirter 38procentiger reiner Salzsäure — bei dieser Concentrationsstäi'ke der Salzsäure ist Zusatz von Schwefelsäure nicht nothwendig — und käutliches reinstes Zinnchlorür werden in einem Glaskolben durch Erwärmen im Sandbad zur Lösung gebracht, wo- diirch eine gelbgefärbte Flüssigkeit erhalten wird, deren Farbe theils von Spuren mechanischer Verunreinigungen, theils von Arsen her- rührt. Die Lösung wird durch Glaswolle filti-irt, wiederum aufge- kocht, mit 38 Proc. reiner Salzsävu-e zum ursprünglichen Gewicht gebracht und nun zur vollständigen Ausscheidung des Arsens 6 bis 8 Tage hingestellt; die vollständige Ausscheidung ist daraus ersicht- lich, dass die Flüssigkeit spiegelblank und wasserklar wird, während etwa vorhandenes Arsen sich als ein geringer braunschwarzer Boden- satz ausgeschieden hat. Die nun klar abgegossene Flüssigkeit ist zum Gebrauche fertig. "Wie bei der Benzoesäure selbst, so ist auch bei Natrium ben- zoicum die medicinische Wirkung eine verschiedene, je nachdem zur Darstellung des letzteren Siamharz - Benzoesäure oder künstliche Säiu-e benutzt wurde. Dem entsprechend ist auch die Unterschei- dung dieser Benzoate von Werth. Nach Hager gelingt dieselbe am besten, wenn man 0,1g. des Natriumbenzoats in IOC. C. Wasser löst und die Lösung mit 20 Tropfen Kaliumpermanganatlösung ver- setzt. Das Harz - Benzoat bewahrt die Permanganatfarbe über 1 Stunde (oft 3 bis 4 Stunden) hindurch , wäkrend das mit künstlicher Ben- zoesäure bereitete Salz innerhalb einer halben Stunde schon die Farbe Avechselt und sich bräunt. Bei Z in cum sulfuricum lässt die Pharmacopöe mittels Am- moniak und phosphorsaiurem Natrium auf einen Gehalt an Magnesia prüfen. Sie benutzt zu der Prüfung die wässrige Lösung des Sal- zes (1 g. = 10 C. C. H^O), welche nach Zusatz von 5 CG. Ammoniak durch Natriumphosphat nicht verändert werden darf. Yerföhrt man nach dieser Vorschrift und sucht, wie es zur Ab- scheidung kleiner Mengen Magnesia erforderlich ist, die Abschei- dung der etwa vorhandenen Magnesia dui'ch Agitiren der Flüssigkeit mit einem Glasstabe zu beschleunigen, so entsteht nach den Erfah- rungen von Th. Beckurts stets eine mehr oder minder starke Abscheidung, die sich aber von dem Magnesium - Ammoniumphosphat durch ihre Unlöslichkeit in Essigsäure unterscheidet, auch bei der Beobachtung unter dem Miki'oskope nicht die charakteristischen For- men des letztgenannten Salzes zeigt und a\is einer Phosphorsäure und Zink entlialtenden Verbindung, muthmaasslich aus phosphorsau- Küpferbutyrat z. tJntersch. gew. hochsied. Kohlen-wasserst. — Fleischextract. 35 rem Zink -Amnion, besteht. Mit verschiedenen Sorten käuflichen Zinksulfates, sowie mit reinem, selbst dargestellten Salze wiederholt angestellte Versuche ergaben stets dieselbe Erscheinung. Demnach wäre zweckmässig die Prüfungsweise der Pharmacopöe dahin abzu- ändern, dass man erst die durch Schwefelwasserstoff vom Zink be- freite ammoniakaüsche Lösung auf Magnesia untersucht. (Pharm. Centralh. 1883. No. A7 — hO.j G. E. Kiipferbutyrat zur Unterscheidung gewisser lioclisie- dender Kohlenwasserstoffe. — G. Heppe hat gefunden, dass sich das buttersaui-e Kupferoxyd sehr gut eignet zum Nachweis von Verfälschungen von Petroleum mit Oelen aus Braunkohlentheer (Solarol). Erwärmt man nämlich Petroleum, sei es amerikanisches oder kaukasisches, mit Kupferbutyrat bis auf 120^, so löst sich dasselbe ganz unverändert mit blaugrüner Farbe auf und schei- det sich beim Erkalten in kleinen Krystallen wieder ab; verfährt man auf gleiche "Weise mit Solaröl oder einem mit Solaröl vermisch- ten Petroleum, so färbt sich die Flüssigkeit gelb und es schei- den sich gelbe Flocken von Kupferoxydul ab. Es geht daraus her- vor, dass im Solaröl Kohlenwasserstoffe aus einer Eeihe vorhanden sind, die im Petroleum nicht vertreten ist; nach den auf andere Kohlenwasserstoffe ausgedehnten Untersuchungen scheint es, dass es die höheren Glieder der aromatischen Kolüenwasserstoffreihe sind, die am leichtesten die Zersetzung des Kupfersalzes veranlassen. Voraussetzung bei dieser Methode ist, dass nur solche Kohlenwas- serstoffe zur Untersuchung gelangen, deren Siedepunkt nicht wesent- lich imter 120*' liegt, weil erst bei dieser Temperatur eine Einwir- kung auf das Kupferbutyrat erfolgt. fChem. techn. C.-Anz. II. 78.) G. H. Fleischextract „Cihils." — In der Berliner Hygiene -Aus- stellung war ein flüssiges Fleischexti-act ausgestellt, welches sich den Beifall vieler Sachverständiger gewann; von diesem Exti'act, „ Cibils " genannt, genügen 2 Kaffeelöffel voll in einer grossen Tasse siedenden Wassers gelöst, um eine ganz klare und sehr wohlschmeckende Bouillon zu erzielen. Eine Flasche Extract zum Preise von 2 Mark reicht zur Bereitung von 20 Tellern Fleischbrühe ; dasselbe ist zwei- mal untersucht worden: Nach der Analyse von Hilger beträgt das spec. Gew. des Präparates 1,31 der Trockenrückstand (Gesammtmenge der gelösten Stoffe) 35;Ü4 Proc. Asche (Mineral -Bestandtheile) 19,04 - Organische Bestandtheile 16,00 - Fett 0,37 - Stickstoff (in Form löslich. Albuminate, Kreatinin etc.) 2,10 - Chlor (in Form von Kochsalz und Kaliumchlorid) . 9,36 - 5* 36 Aetz- oder Glastinte. — Haarwnclismittel. Das Resultat der von Frühling & Schulz angestellten Un- tersuchung des Extractes ist das folgende : 100 Theile enthalten: 16,16 Proc. organ. Stoffe mit 2,54 Proc. Sticksoff, 4,05 - Phosphate und Kalisalze, 1 5,00 - Kochsalz, 64,79 - Wasser. 100 Theile Trockensubstanz enthalten: 45,90 Proc. organische Stoffe und 7,21 - Stickstoff. fRepert. anal Chem. 1883. No. 22.) G. H. Aetz- oder (xlastinte. — Man reibt nach M. Müller in einem Porzellanmörser gleiche Theile Fluorammonium und fein ver- theiltes (gefälltes und geti'ocknetes) Baryumsulfat zusammen und übergiesst das Gremenge in einer Platinschale allmählich mit rauchen- der Flusssäure, bis nach tüchtigem Rülu-en das Rührstäbchen (am besten ein Guttapercha - Stäbchen) noch schnell verschwindende Ein- drücke hinterlässt. jMit der so erhaltenen dicklichen Flüssigkeit lässt sich mittels einer gewöhnlichen Stahlfeder auf Glas, ohne dass dieses irgend welcher Präparation, bedarf sehr g\;t schreiben; die Aetzung erfolgt momentan und ist rauh , dass wenn man sie mit einem Stückchen Metall reibt, dieses an den geätzten Stellen ziemlich fest mit der dem Metall eigenthümlichen Farbe und Glanz haften bleibt. Yon dieser Tinte ist in den Apotheken vielfach mit Nutzen zum Signiren der Glasgefässe u. s. w. Gebrauch zu machen ; man muss sich hüten, die Haut damit in Berührung zu bringen, weil sie bös- artige Entzündungen hervorruft, den Augen ist der Dampf der Fluss- säure sehr gefälu'lich. Die Aufbewahrung dieser Aetztinte geschieht am besten in Guttapercha -Fläschchen oder in Glasflaschen, deren innere "Wandungen mit Wachs überzogen sind. (Industrie- Bl. 1883. iVo. 40.J G. H. Als bestes Haarwuchsmittel bei Effluvium in Folge von Seborrhoe emjjfiehlt Heitzmann das Oleum Rusci crudum. Die günstigsten Erfolge werden da erzielt, wo das Ausfallen der Haare noch nicht sehr lange besteht, keine hereditäre Anlage zum Kalü- werden vorhanden ist und nur eine Verminderung der Haare, wie fast immer, an der vorderen rmd oberen Kopfhaut auftritt. Die Anwendung erfolgt in Form einer Pomade, die durch Mischen von 10 — 20 g. Ol. Rusci crud. mit 100 g. Unguent. Paraffini und Par- fümiren mit Lavendelöl, Bergamottöl oder dergl. bereitet wird. Diese Pomade "wird 6 Wochen lang jeden Abend haselnussgross in die Kopfhaut leicht eingerieben, des Nachts trägt der Patient eine dünne Flanellmütze imd Morgens wird das überschüssige Fett mittels wei- cher alter Leinwand entfernt. Alle 8 bis 14 Tage wird der Kopf Bestimm, salpetr. Säuro. — Alkal. v. Hymenod. oxcels. — Carbolsäuregehalt. 37 mit Wasser und Seitb vorsichtig- gewaschen ; nach sechs wöchent- licher Km- tritt eine dreiwöchentliclie Tause ein, hierauf wendet man die Pomade wieder während 2 bis 3 Wochen an, lässt ruhen u. s. f., bis das erwünschte Resultat erreicht ist. Neue Haare zeigen sich in der Regel schon in der dritten Woche und selbst dünn besäete Kopfhautstellen erhalten nach einiger Zeit guten Haarwuchs, wenn — der Fall überhaupt ein günstiger ist. (Durch Ällg. med. C. Zeit. 1883. No. 90.J G. H. Die Bestimiiunij? von salpetriger Säure neben Salpeter- säure in Gemengen beider oder ihrer Salze führt Longi unter Benutzung einer und derselben Menge Substanz in der Weise aus, dass er m einem hier nicht näher zu besclu-eibenden Apparat, wel- cher in der Hauptsache aus einem mit drei Rölu-en in Verbindimg stehenden Koclikolljen besteht, die Lösung zuerst mit Harnstoff und Essigsäure kocht und den sich hierbei aus den Nitriten allein ent- wickelnden Stickstoff auffängt imd misst. Ist dieses geschehen, so wird ausser einem neuen Quantum Harnstoff eine salzsaure Lösung von arseniger Säure zugegeben und abermals gekocht. Hierbei wird zuerst die vorhandene Salpetersäiu-e zu salpetriger Säure reducirt, welche dann aufs Neue zm- Entwicklung einer bestimmten Stick- stoffmenge Veranlassung giebt, welche man gesondert sammelt und misst. Das Uebrige ist Sache der Bei-echnung. Hat man mit dem Untersuchungsmaterial nicht zu geizen, so wird man zu den beiden Versuchen stets neue Mengen desselben verwenden, bei dem einen die salpetrige Säure, in dem anderen den Gresammtstickstoff bestimmen und aus der Differenz den Ge- halt der Substanz an Salpetersäure berechnen. (Annali di Chimica applicata alla Farmmia ed alla Medicina. Vol. 77. No. 4. pag. 193.J Dr. G. V. Das Alkalo'id ron Hymenodictyon excelsiim. — Nay- lor hat das von ihm in der Rinde von Hymenodict. excels. ent- deckte Alkalo'id in grösserer Menge dargestellt und dafür die empy- rische Eormel C^'*H'^^N^ gefunden; hauptsächlich diesem Alkaloid. ist die Bitterkeit zuzuschreiben, zum geringeren Theile einem neu- tralen Princip C-^H*^0^'' oder einem Zersetzungsproduct aus letz- terem. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 695. pag. 311.) M. Znr Grehaltsbestimmiing einer wässrigen Carbolsäure- lösung giebt Squibb in seiner Ephemeris an, 94 CG. der Lösung mit 6 C.C. ge schmolz enener reiner Carbolsäure zusammenzuschüttein, nach gelindem Erwärmen und Wiedererkalten das Volum der unge- lösten Carbolsäure abzulesen; werden z. B. von der zugesetzten Car- bolsäure 2 C.C. gelöst, so war die fragKche Lösung, die in gesät- tigtem Zustand 6 % Carbolsäure enthält, eine 4procentige. 38 Ersatz f. Verbrennungsöfen. — Nalirungs - u. Gonussmittel, Gesundlieitspflege. Nach Ansicht des Ref. ist die Probe insofern nicht ganz zuver- lässig, als selbst unter den reinsten Sorten Carbolsäure des Handels die LösHchkeit in "Wasser eine verschiedene ist, wie z. B. die in neuester Zeit empfohlene Carbolsäui-e in losen KiystaUen weniger Wasser zur Lösung erfordert als eine den Anforderungen der Phar- macopöe entsprechende Säure. (The Pharm. Journ. and Tramact. IV. 690. paff. 207.J M. Ein Ersatz für Verbrennungsöfen. — Zur Erhitzung kur- zer Röhren ist die in beistehender Abbildimg veranschaulichte, von W. Rennsay empfohlene Vorrichtimg; dieselbe besteht aus einer mit einem rechtwinkligen [C CVk/m ^satz B auf einen Bunsen'- sclien Brenner aufzusetzen- den, 8^2 Zoll langen Kupfer- rölire A, die oben einen Längsspalt und an den bei- den geschlossenen Enden Träger C hat zur Aufnahme der Verbrennmigsröhre. An- statt der Hähne zur Regu- lirimg der Flamme an den einzelnen Theilen der Ver- brennungsröhre sind um die Kupferröhre vier ebenfalls mit einem Schlitze versehene weitere Cy- linder mittelst der Ansätze D drehbar, die, je nachdem die Schlitze des Innern und äusseren Cylinders zusammenfallen, das Gas austre- ten lassen oder absperren. An den Enden der Röhre befindet sich einerseits eine Vertiefung, anderseits ein vorstehender Zapfen, mit- telst welcher Vorrichtung mehrere Brenner mit einer verbunden werden können. Für stärkere Glühungen , in der organischen Ana- Ij^se, müssen besonders weite Bunsen'sche Brenner mit 10 ZoU hoher Flamme benutzt werden, wenn die Hitze an allen Stellen der Ver- brennungsröhre eine hinreichend intensive sein soll. Zur Verhütung allzu grosser Hitzeausstrahlung nach oben deckt man die Glasröhre zweckmässig mit Asbestcarton. fChcm. News. New Remed. Xll. 10. ■pag. 300.J M. Nalu'ungs- und Genussmittel , Gresimdlieitspflejs^e. — Fleisch: Roenneberg stellte Versuche über den Nährwerth des Fleischmehles Carne piira an, und fand, dass dasselbe nur aus Muskelfleisch besteht und in seinem Eiweissgehalte nahezu der 4 fachen Menge an absolut magerem Muskelrindüeische entspriclit. Das Carne pm-a entliält 8,52 Proc. Wasser, 72,23 Proc. Stickstoff- substanz, 5,02 Proc. Fett und 11,18 Proc. Salze. Durch Ernähnmgs- versuche, welche R. während 10 Wochen an sich selbst und au Kindern anstellte, hält derselbe das Caxne pura für geeignet, bei Nahrungs- u. Genussmittel, Gesundheitspflege. 39 Ernährung des Menschen das frische Fleisch zu ersetzen. (Clmn. Centram. 8S, 732.) IVcin: C. Bisch off untersuchte zwei französische Süssweine, welche derartige Mengen von schwefliger Scäure enthielten, dass die Weine stark danach rochen und schmeckten. fliep. d. anal. Chem. 3, 307.J Marquis benutzt zur Bestimmung der Gerbsäiu-e im Rothwein eine wässerige Gelatinelösung. Nach den Versuchen des Verf. ent- hält der bei 110*' C. getrocknete Niederschlag, welcher durch Gelatine in Rothwein abgeschieden wird, auf 100 Thle. Gelatine 103,5 Thle. Weingerbstoff. Behufs Bestimmung des Weingerbstoffs versetzt man 10 C. C. Rothwein mit einem kleinen Ueberschuss von wässeriger Gelatinelösung und erhitzt die Mischung so lange auf dem Wasser- bade, bis sich der violett gefärbte Niedersclüag zusammengeballt und der darüberstehende Wein sich wieder vollständig geklärt hat. Der Niederschlag wird hierauf auf einem gewogenen Filter gesammelt, der an dem Boden des Kölbchens, in welchem die Fällung vorge- nommen wui'de , festsitzende Theü desselben mit kaltem Wasser Über- gossen, mit einem gebogenen Glasstabe abgerieben und ebenfalls auf dasselbe Filter gebracht. Der gesammte Niederschlag ist sodann zu- nächst so lange mit warmem Wasser zu waschen, bis in dem Fil- trate durch Alkoholzusatz keine Trübung mehr hervorgerufen wird, hierauf mit Alkohol von 90 Proc. auszusüssen, bis das Ablaufende ungefärbt erscheint und endlich bei 110*^ C. bis zum constanten Ge- wichte zu trocknen. 10 C.C. kaukasischen Rothweines lieferten hierbei 0,0275 g. Niederschlag = 0,01398 g. Gerbstoff. Die Gelatineverbindimg des Weingerbstoffs ist in Wasser und Alkohol unlöslich , die des Tannins dagegen theilweise löslich. (Fharmac. Zeitschr. f. Rtissl. 22, 641.J Luft: V. Pettenkofer hielt einen Vorti-ag über die Vergiftung der Menschen diurch ausströmendes Leuchtgas in Folge von Röhren- brüchen auf der Strasse. Das Leuchtgas wirkt giftig in Folge seines hohen Gehaltes an Kohlenoxydgas , wovon Steinkohlengas 10 Proc, Oelgas 17 Proc, Holzgas bis 30 Proc enthält. Die übrigen Bestand- theile des Leuchtgases sind zwar irrespirabel , jedoch wirken sie nicht direct giftig. Nach den Beobachtungen von v. P. kommen Ver- giftimgen durch Ausströmen von Leuchtgas aus Rohi'brüchen fast nur im Winter vor, und zwar ist das leichtere Eindringen des Gases während des Winters nach ihm nicht durch grössere Durchlässigkeit des Bodens, sondern nur dadurch zu erklären, dass die geheizten Häuser wie Sauger auf die Bodenluft wirken und dadurch das im Boden enthaltene Leuchtgas aspiriren. Der Erdboden vermag dem Leuchtgase die riechenden Substanzen zu entziehen; es macht sich dasselbe daher erst dann dui'ch seinen eigenartigen Geruch bemerk- bar, wenn der Erdboden vollständig damit gesättigt ist. Für Keller- und Parterrebewohner ist daher die grösste Vorsicht geboten. Bei 40 Nahrungs- u. Genussmittel, Gesundheitspflege. einem eintretenden Kohrbruclic ist es lenier nach v. P. erforderlich, dass nach vollzogener Reparatur sämmtliche Fenster der inficirten Wohnung längere Zeit geöffnet bleiben. (Cliem. Centralbl. 1883, 710.J Poincare hat constatirt, dass in einer Luft, wie sie Personen einathmen, die mit viel Petroleum beschäftigt sind, Meerschweinchen nach 1 bis 2 Jahren sterben, Hunde und Kaninchen dagegen nur an Appetitlosigkeit und an Schlafsucht leiden. Ai-beiter, welche in Erdöl- destillationen beschäftigt sind, klagen nur über Eingenommenlieit des Kopfes und über Reiz der Nasensclüeimhaut. {Journ. de Pharm. Chim. 7, 290.J Stärkebestiminnilg : F. Allihn unternahm eine Reihe von Versuchen, um die Bedingungen festzustellen, unter denen mögliclist viel Stärke in möglichst kurzer Zeit annähernd vollständig in Zucker übergeführt wird. A. fand dabei, dass man das günstigste Resultat durch IV2 stündiges Kochen mit 2procentiger Salzsäure erzielt, indem hierdurch 95,05 Proc. Stärke in Zucker verwandelt werden. Bei den betreffenden Versuchen wurden 12 g. lufttrockene Stärke mit 100 C.C. verdünnter Säure am Rückflusskühler gekocht, nach beendigter Ein- wirkung die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt, mit Natronlauge neutraüsirt und auf 2 Liter aufgefüllt. Die Bestimmung des gebil- deten Zuckers gelangte auf gewichtsanalytischem Wege durch Re- duction der alkalischen Kupferlösung, Wägung des im Wasserstoff- strome reducirten Kupfers und Umrechnung desselben auf Zucker ziu" Ausführung. (Zcitschr. J. Eühenzuclerind. 83, durch Chem. Ztg.) Grcwtirze: E. Geissler fand bei der Untersuchung einer An- zahl von Pfeffersorten, dass in den einzelnen Sorten, sowohl im Extractgehalte , als auch in der Menge der Asche bedeutende Schwan- kungen vorkommen. Anscheinend sandfi-eier Pfeffer in Körnern lie- ferte sogar eine Asche, welche ziemlich viel Bestandtheile enthielt, die in Salzsäure unlöslich sind. (Vgl. d. Archiv. Bd. 221. S. 959.) Extract. Asche. Sand. Sorten in ganzen Körnern. Proc. Proc. Proc. Batavia- Pfeffer 15,31 10,94 3,43 Penang-Pfeffer 14,23 4,43 0,32 Singapore- Pfeffer 11,28 5,93 1,41 Malabar- Pfeffer (beschädigt) . . 9,88 6,96 1,61 Gemahlener Pfeffer 11,19 7,32 3,05 Langer Pfeffer 8,15 8,50 1,82 Pfefferbruch 9,44 12,63 6,36 Pfefferschalen 10,17 8,25 0,90 andere Sorte . . 9,11 16,03 8,60 Pfefferstaub 12,2 9,65 3,37 von Aveissem Pfeffer 11,4 9,70 2,74 Palmkemmehl, roh, entölt . . 8,88 3,84 0,49 feiner gemahlen . 5,93 5,1 — gefärbt .... 9,77 6,32 — (Pharm. Centralh. 24, 521.J Quantitative Trenniing v. Strychnin u. Brucin. 41 Buttor: H. Beckurts hat gefuuden, dass manche Buttersorteu bei dem Prüflingsverfahren von Keichert eine grössere Menge von flüchtigen Fettsäuren liefern, als man bisher als Norm annahm. Nach Reichert liefern 2,5 g. Butterfett so viel flüchtige Fettsäuren, als 13,97 C.C. 7io Normal - Natronlauge , mit einer wahrscheinlichen Abweichung von ->r 0,45 C.C, äi[uivalont sind. B. fand dagegen bei der Untersuchung von 8 Buttersorten verschiedenen Ursprungs, dass die Menge der flüchtigen Fettsäuren 17,2, 17,0, 17,5, 16,0, 17,0, 16,8, 16,4 und 15,6 C.C. ^/l,^ Normal -Natronlauge äquivalent war. Da Reichert erst dann eine Butter beanstandet, wenn 2,5 g. Butter- fett weniger als 12,5 C.C. ^/jo Normal -Natronlauge erfordern, so dürften nach obigen Resultaten sich gi-obe Verfälschungen durch Zusatz von Kunstbutter der Beobachtung entziehen. (Bei zalü- reichen Butteruntersuchungen, welche Ref. nach dem Yerfatu-en von Reichert ausführte, waren nie mehi- als 14 C.C. Vio Normal -Natron- lauge erforderlich; vergl. auch Ai-ch. Bd. 221. S. 960.) /"Pharm. Centralh. 24, Ö57 J Milch: J. Löwy beobachtete drei Bleivergiftungen bei Säug- lingen in Folge des Genusses bleihaltiger Milch. In dem einen Falle war die Ursache in dem Umstände zu suchen, dass die säugende Amme sich mit bleihaltiger Schminke geschminkt hatte, in dem anderen Falle waren die entzündeten Brustwarzen mit Goulard"schem Wasser behandelt worden, in dem di'itten Falle war ein Bleistöpsel an Stelle des Korkes in die Saugflasche gesteckt und war in Folge eines Risses in dem Gummischlauche die Milch mit dem Blei in Berührung gekommen. (Wien. med. Presse No. 40.J E. S. Quantitatire Treunuiig toii Stiychnin und Brueiu. Im Hinblick auf die auch von Dragendorff anerkannte Schwierigkeit der vollständigen Trennung imd quantitativen Bestimmung der Strych- nosalkaloide stellten Dun st an und Short über die Löslichkeit der verschiedensten Strychnin- und Brucinverbindungen Versuche an und fanden in der Ferrocyanverbindung die Form, in der die beiden Alkaloide getrennt werden können, von denen das Strychnin als FeiTOcyanat in saurer Flüssigkeit unlöslich ist. Das Alkaloidge wicht, jedoch höchstens 2 gT., wird in ungefähr 10 C.C. einer 5 vol. pro- centigen Lösung von Schwefelsäure gelöst, mit "Wasser auf 175 C.C. verdünnt und mit 5 procentiger Lösung von Ferrocyankalium auf 200 C. C ergänzt. Unter öfterem Umrühren lässt man das Gemisch 3 — 6 Stunden in einem Becherglas stehen, filtrirt vom ausgeschie- denen Strychnin feiTocyanat ab und wäscht den Niederschlag mit 0,25 procentiger Schwefelsäiu-e , bis das AVaschwasser nicht mehr bitter schmeckt. Den Niederschlag zersetzt man mit starkem Am- moniak, wäscht das Filter mit Ammoniak und schliesslich mit Chlo- roform nach, in das man aus der ammoniakalischeu Lösung durch Schütteln sämmtliches Stryehnin aufnimmt. Den Chloroformauszug 42 Alkaloidgehalt der Tiuctura Strychiii. — Sesamöl f. phaimac. Zwecke. lässt man anfangs auf dem Wasserbad, dann freiwillig verdunsten und wägt das Strj^chnin nach dem Trocknen auf dem Wasserbad. Aus dem ersten, sauren Filtrat wird das Brucin nach Zusatz von überschüssigem Ammoniak mit Chloroform ausgezogen, in der Regel jedoch eines der beiden Alkaloide aus der Differenz berechnet. Bei der Leichtigkeit der Isolirung der Strychnosalkaloide ist die Entfernung anderer organischer Substanzen rathsam, so lange man den Einfluss der letzteren auf die Reaction nicht genau kennt; ebenso sind fremde Alkaloide vom Strychnin und Brucin erst zu trennen. (The Pharm. Journ. and Tranmet. Third Ser. Nr. 694 p. 290. M. Alkaloicl^elialt der Tinctiira Stryclml. Ist schon in den Strychnossamen der Alkaloidgehalt ein sehr schwankender, wie dies Dunstan und Short gezeigt haben, so darf es nicht überraschen, dass auch bei der Tinctur je nach dem verwendeten Material die Differenzen in der Menge der wirksamen Principien ziemlich bedeu- tende sind. Zur Bestimmimg des Alkaloidgehaltes bedienen sich Dunstan und Short zweier Methoden; nach der einen wird der Yerdampfungsriickstand aus 50 gr. Tinctur mit Ammoniak ausge- zogen, der Auszug mit Clüoroform geschüttelt, dieses mit Schwefel- säure und der saure Auszug nach dem Uebersättigen mit Ammoniak wieder mit Cliloroform geschüttelt und nach dem Verdampfen des letzteren die Alkaloidmenge gewogen; oder das Extract wird in ver- dünnter SchwefelsäTU-e gelöst und die mit Ammoniak übersättigte Lösung mit Chloroform ausgeschüttelt. Strychnin und Brucin werden sodann nach der oben beschriebenen Ferrocyanat - Methode getrennt und das eine der Alkaloide aus der Differenz berechnet. Bei Tinctura Stiychni nach der englischen Pharmacopöe schwankt der Gesammtalkaloidgehalt zwischen 0,124 und 0,360 ^/^ und zwar beträgt das Strychnin 0,049 — 0,131, Brucin 0,090 — 0,239 %• (The Pharm. Journ. and Tranmet. Third Ser. Nr. 694, paff. 292.J M. Sesamöl für pharm acentische Zwecke. — In welchen FäUen das Olivenöl mit Vortheil durch Sesamöl ersetzt werden kann, darüber veröffentlichen M. Conroy und Th. Maben je eine Ai-beit; nach ersterem ist ein aus Sesamöl bereitetes Bleipflaster dimkler und weniger consistent als ein aus Olivenöl bereitetes, Linimentum ammoniatum dünnflüssiger als das officinelle Präparat, ebenso das Kalkliniment, das zudem eine Trennung in zwei Schichten erleidet. Dagegen zeigen mit Ausnahme von Ungt. hydr. nitric. sämmtliche mit Sesamöl bereiteten Salben keinen Unterschied gegen die aus Olivenöl bereiteten und ist Verf. der Ansicht, dass bei allen jenen Präparaten, bei deren Bereitung ein chemischer Vorgang nicht stattfindet, Olivenöl und Mandelöl diu-ch Sesamöl ersetzt werden können. Jod im Leberthran. — Consorvir. f. d. laufend. Consum bestimmt. Weines. 43 Nach Maben fdDt ein aus Sesamöl bereitetes Bleipflaster zwar etwas dunliler aus, zeigt aber eine bedeutend gesteigerte Klebkraft, wenn man den Gehalt an Blcioxyd erhöht; das Pflaster kann für sich allein schon als Heftpflaster benutzt werden, dessen Klebkraft durch einen geringen Harzzusatz noch erhöht wird. Im Allgemeinen zieht Maben für die Pflaster das Sesamöl dem Olivenöl vor und stellt es letzterem in seiner Verwendbarkeit für Salben gleich, mit Aus- nahme von Ungt. hydr. nitric, das unter Reduction des Quecksilber- nitrates rasch unansehnlich wird. (The Pharm. Journ. and Transact. Third Ser. No. 697. pag. 356.J M. Jod im Leberthran. — Ueber die in den verschiedenen Thransorten enthaltene Jodmenge dilferiren die Angaben so bedeutend, dass manche Analytiker absolut kein Jod im Thran nachweisen konnten, w^älirend andere dasselbe in einer Menge fanden, wie sie in neuerer Zeit kein Leberthran zu enthalten scheint. Während z. B. Dorvault 0,15, Eaie 0,18, Joseph 0,48, Grager 0,084, de Jongh 0,029 bis 0,040, Mitchele Bird in Norwegischem Leberthran 0,0135, in Neufimdländer 0,0099 7o Jod fand, konnte Edward Stanford in verschiedenen Handelssorten vom hellsten bis zum dunkelsten Thran nur eine Menge von 0,00013 — 0,00043, durchschnittUch 0,00032 «/o Jod nachweisen, wobei man jedoch nach den Versuchen von Carles annehmen darf, dass nach den verbesserten Gewinnuugsmethoden der Neuzeit ein Thran resultirt, der weit geringere Jodmengen enthält, als ein nach dem fi-üheren Fermentationsverfahren erzeugter. Nach den Erfahrungen von Carles geht das Jod erst unter dem Einfluss der Luft und Gährung aus dem Leberparenchym in den Thi-an über ; die Pressrückstände enthalten nach Stanford 0,056 ^/o Jod, überhaupt ist in den festen Fischbestandtheilen der Jodgehalt ein grösserer, als im Fett. fThe Pharm. Journ. and Transact. TJiird Ser. JVo. 697. paff. 353.J M. Conservirimg TOn für den laufenden Consnni Ibestimm- ten Wein durch Erhitzen. — Die immer zunehmenden Ver- heerungen der Phylloxera, die alljährlich den Ertrag der französi- schen Weinberge vermindern, machen die Einftihr fremder Weine nothwendig und zwar besonders zu Weinen für den täglichen Ver- brauch. Diese eingeführten Weine sind nun fast alle sehr zuckerhaltig; mit ft-anzüsischen neuen, leichten Weinen verschnitten, geben sie einen recht guten Wein; aber sie eignen sich nicht mehr zum De- tailverbrauch , da sie oft an Orten aufbewahrt werden müssen , wo sie wegen der hohen Temperatur durch ihi-en Zuckergehalt in Nach- Gährung kommen. Um diesem Uebelstande möglichst vorzubeugen, stellte E. Houdart einen Apparat zusammen, der ihm seit 4 Jahren gute Resultate gab. Der Wein, dessen Kellertemperatui- im Sommer meist 12 bis 15" ist, wird durch ein Dampfbad unter beständiger 44 Untersuchung Fuchsin enthaltend. Weines. — Bücherschau. CircTilation , bei vollständigem LnftabscUuss , auf 55 bis 60 «^ erhitzt lind besitzt 16 bis 19'' bei seinem Austritt. Das Abkühlen des aus- tretenden Weines erfolgt durch den neu zu fliessenden, die Heizung geschieht durch Gas und wird genau regulirt, damit der Wein eine constante Temperatur behcält. Der Apparat des Verf. wird aus 2 Re- servoiren gespeist, von denen jedes 12000 1 fasst und sich in der oberen Etage befindet, so dass der erkaltete Wein aus dem Apparat direct in die zweimal mit heissem Wasser gereinigten und gut ge- schwefelten Fässer gefüllt werden kann. Die Ausgiebigkeit des Apparates beträgt 30 lü pr. Stunde und die Kosten für verbrauchtes Gas 0,07 Fr. pr. hl. Im verflossenen Sommer wurden 10000 Stück- fässer mit so erhitztem verschnittenem Wein gefüllt und es erfolgte keine einzige Klage wegen nochmaliger Gährung. Der Wein verän- dert sich bei diesem Verfahren durchaus nicht, sein Geschmack und Geruch bleiben ganz intact und werden nicht schwächer , wie man hätte vermuthen können. Selbst die genaueste Prüfung findet kei- nen Unterschied bei dem Weine vor und nach dem Erhitzen. (Re- pertoire de Fha/rmacie. Tome 11. Nr. 8. pag. 359 J C. Kr. üntersnclniiiir eines Fuchsin eiitlialteiiden Weines. — Lepage hatte 1876 einem Wein 0,20 g. Fiichsin per Liter zuge- setzt. Neuerdings untersuchte er nun 400 g. dieses Weines nach dem Chancel'schen Verfahren: Abdampfen auf dem Wasserbade, Behandeln des Rückstandes mit Wasser und Fällen der filtrirten Lösung durch Rleiessig in geringem üeberschuss. Die durch Ab- setzenlassen klar gewordene Flüssigkeit ist vollkommen farblos und giebt nichts an Amylalkohol ab. Der Absatz, der sich am Boden und den Wänden des Glases gebildet hatte, wurde mit Alkohol behandelt; nach Verdampfung dieser alkoholhaltigen Flüssigkeit wurde der Rück- stand wie der vorhergehende mit Wasser aufgenommen. Das Resultat war abermals ein negatives. Es geht aus diesen Versuchen hervor, dass Fuchsin lange Zeit in Contact mit Wein eine solche Umwand- lung erleiden kann, dass es unmöglich ist, seine Gegenwart durch die bis jetzt bekannten Untersuchungsmethoden nachzuweisen. (Reper- toire de Pharmacie. Tome 11. No. 6. pag. 266.J C. Kr. C. Biichersehaii. Der Führer in die Flechtenkunde. Anleitung zum leichten und sicheren Bestimmen der deutschen Flechten. Von Paul Kummer. 2. Aufl. Berlin, Jul. Springer. Mit 46 Fig. auf 3 lithograpliischen Tafeln. Das Studium der Kryptogamen hat. seit die Mikroskope zugänglicher geworden sind und sich Mänuer gefunden haben, welche es auch dem An- fänger, dem botanischen Laien mundgerecht zu madion suchten, mehr und mehi- Liebhaber gefunden. Die Fachlitteratiu- der IS'euzeit ist in Bezug auf Bücherschau. 45 Flochten, soweit es sich iirn Anleitiiugen für Anfäncjor handelt, keineswer. med. I^etzel. -UriHe iinenticltti* ■ Einband -Decken z um Archiv der Pharmacie für complete Jahrgänge. Den geehrten Mitgliedern und Abonnenten liefere ich feine Calico- decken mit vorgedrucktem Titel und Rückentitel in Goldschrift für den laufenden sowie früh. Jahrg. gegen Einsend\mg von 70 A franco (10 e). mehr als im vor. Jahre, da di« Post dieses Jahr 20 A Francatur rer laiii^t ). i\ , JlUljGr, Halle a/S., Buchdruckerei des Waisenhauses. TT Halle a. S. , Buchdruckcioi des ^Vaisollhauscs. 1884. Januar.- ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitsehrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XI. .Jahrgang, Bd. 222, Hft. 2. (3. Eeihe, Bd. 22, Hft. 2.) Inhalt: A. Originalmittlieilungen. Jul. Denzel, Seeale cornutum und dessen wirksame Bestandth.eile . S. 49 B. ilonatsbericht. Seite S. von Wroblewski iind Karl Olszewski, Terflüssignng des Sauerstoffs, Stickstoffs u. Kok- lenoxyds 63 L. Schulze. Elementare Zusam- mensetzung der Weizenstärke und die Einwirkung von ver- dünnter Essigsäure auf Stärke- mehl 63 G. Schultz, Darstellung des Chi- naldins im Grossen .... 64 E. Schmidt. Berberin . ... 64 R. Kissling, Tabaksfett ... 64 r. ■^'. Clarke und Ch. Evans, "Weinsteinsauxe Antimonsalze . 65 J. A. Yoelcker, Chemische Zu- sammensetzung des Apatits . 65 A. Calm, Einwirkung des Ani- lins auf Resorcin und Hydro- chinon 65 K. Birnbaum. Kochgeschirre . 67 Seita E. Ungar und G. Bodländer, Conservebüchsen 68 F. Tiemann, Wasser .... 69 R. Kayser, Wein 71 A. Müntz und E. Au bin, Luft 73 Ludw. Letzerich, Experimen- telle Untersuchungen über die Aethiologie des Typhus abdo- minalis mit besonderer Berück- sichtigimg der Trink- und Ge- brauchswässer 74 Oscar Lassar, Theurapeutische Notizen. L'eber Salicylpasten . 75 B oh n , Tödtliche Vergiftung durch chlorsaures Kau 76 Hay, Xiti-oglycerin 76 Busso Gilbert!, temperatur- herabsetzende Wirkung des Re- sorcin 76 Xussbaum, Widerwillen gegen Chloroformgeruch 77 Chicandard, Brodgährung . . 77 C. Bücherschau. Deutsches Wqchenblatt für Gesimd- heitspflege und Rettungswesen, herausgegeben v. P. Born er . Sechzigster Jahres -Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur etc. . . Botanischer Bilder -Atlas . . . Encyklopädie der Xatm-wissen- schaften , herausgegeben von Prof. Dr. W, Förster u. s. w. 78 Erste Abtheüung. 34. Liefer. enthält : Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie u. Eth- nologie. Xeunte Lieferimg Zweite Abtheilung, 16. Lieferung enthält: Handwörterbuch der Chemie. Fünfte Lieferang . . Deutsche Flora. Pharmaceutisch - medicin. Botanik. Ein Grund- riss der systematischen Botanik Seite zum Selbststudium für Aerzte, Apotheker und Botaniker von H. Karsten etc. Mit gegen 700 Holzsclinittabbildung. Drei- zehnte Lieferung 79 The international scientists' diroc- tory. Containing the names, addresses, special departments of study etc. Compiled by Sa- muel E. Cassino .... Dreissig Uebungs- Aufgaben als erste Anleitung zur quantitativen Analyse v. Dr. P. Weselsky und Dr. E. Benedikt . . . Seit© 80 80 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 Ji AUe Beiträge für das Archiv sind an die Archiv - Redaction (Prof. Dr. Eeichardt in Jena), aUe die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mittheilungen an die Archiv -Verwaltung (Med. -Ass. Pusch in Dessau) einzusenden. Im Selbstverlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlimg des "Waisenhauses in HaUe a. S. Anzeigen. Mein wohl assortirtes Lager sämmtlicher pharmaceutischer Utensilien, sow^ie aller Sorten Sall)eilkrukeil, mit und ohne Deckel, Medieill- glas , Waagen , Oeiviehte etc. etc. halte meinen geehrten Herren Collegen bestens empfohlen. Auf Wunsch stehe mit Preisliste gern zu Diensten. Itfit der Bitte, mein Unternehmen durch Ihre geschätzten Auf- träge unterstützen zu -wollen, empfehle ich mich Hochachtungsvoll Emil Wagner, (8) Apotheker, Inhaber der» Firma Gottl. IVajriier, Grossalmerode. Die Perles gelatineuses und Capsules FalDrik (5) von Apotheker Cr. Pohl in Schönbaum -Danzig empfiehlt ihre ■weltbekaililteil, auf der Hygiene -Ausstellung Berlin luid vielen Ausstellungen des In- und Auslandes bestens anerkannten Fabrikate zu sehr billigen Preisen bei Torzügliclister Qualität. Speciaütät: Prima Elastische Kapseln. Preislisten und Muster franco. ARCHIV DERJPHAMACIE. 22. Band, 2. Heft. A. Origiiialmittheilungeii. Secale cornutum und dessen wirksame Bestand- theile. Von Dr. Jul. Denzel, Apotheker in Ulm. Das in der Medicin gebrauchte secale corn. ist als Sclerotium im Entwickelungskreise des Pilzes claviceps purpurea dessen Ruhe- oder Ueberwinterungsstadium in einer derben, harten, massigen Form. Dasselbe erzeugt sich auf verschiedenen Gramineen, vorwiegend auf dem Roggen, secale cereale, von dem es bei uns ausschliesslich gesammelt wird. In wie ungeheuerlicher "Weise dieser Schmarozer seinen Wirth auszieht, zeigt eine allgemeine Angabe seiner Bestandtheile. Nach König ^ ergiebt der Roggen im Mittel 1,8% Asche und seine Trockensubstanz 2,1% Stickstoff; das Mutterkorn dagegen lie- fert 3 — 4^/0 Asche und einen Stickstoffgehalt von etwa 3 % , Seine Asche besteht aus den werthvollsten Bestandtheilen des Roggens bezw. des Ackerbodens, nämlich hauptsächlichst aus Kali und Phos- phorsäure, ferner Magnesia, Kalk, Natron, Eisen, Ammon, etwas Salz- und Schwefelsäure. An Stelle des Stärkmehles des Roggens ent- hält das Mutterkorn ungefähr 20 % fettes Oel. Ausserdem enthält es in geringem Maasse Stoffe, die auf den thierischen Organismus stark wirken und seine Verwendung in der Medicin bedingen , sowie seine Entfernung aus der Roggenfi'ucht dem Landwirthe zur Pflicht machen. Die Isolirung und Erkennung dieser stark wirkenden Stoffe hat ihre besondere Schwierigkeit darin, dass dieselben keine Neigung zur Krystallisation haben, wodiu'ch die Abscheidung dieser verschie- denen Stoffe ausserordentlich erschwert wird; ein Kriterium für Reinheit ist kaum zu finden und es ist natürlich , dass „ ein bräun- Kcher Firniss" als Resultat einer mühevollen Untersuchung den Chemiker schlecht erbaut. 1) Dr. J. König, Chem. Zusammensetz. d. meusclil. Nalir. - u. Genuss- mittel. Arch. a. Pharm. XXII. Bds. 2, Hft. 4 50 J. Denzel, Seeale cornutum u. dessen wirksame Bestandtheile. Untersuchungen wurden schon viele angestellt, von Wiggers im Jahre 1830, ferner von WenzeU,^ Wernich, Dragendorff, ^ Zwei- fel^ und Andern, die festgestellt haben, dass die in Betracht kom- menden wirksamen Bestandtheile in Wasser löslich sind; welcher aber von den verschiedenen in Wasser löslichen Stoffen das wirk- same Princip ausmacht, war bis jetzt noch nicht entschieden. WenzeU entdeckte zwei Alkaloide und eine Säure, die er Ecbo- lin, Ergotin und Ergotsäure nennt; er schrieb natürlicher Weise dem starkwirkenden und in grösserer Menge vorhandenen Alkaloide, gestützt auf Versuche, die Uterus contrahirende Seeale - Wirkung zu. Später nahmen Dragendorff, Zweifel und Nikitin an, dass die Säure nebst dem Scleromucin die medicinische Wirkung bedinge, ohne jedoch die Alkaloide dargestellt zu haben ; zugleich verwandelte sich auch der Name Ergotsäiu-e in Sclerotinsäure. Tanret * glaubte ein neues Alkaloid dargestellt zu haben. Wie aber aus meiner folgenden Abhandlung und aus seinen angegebe- nen Eeactionen ersichtlich sein wird, ist dasselbe jedenfalls Ecbolin; wahrscheinlich aber ein Gemenge von Ecbolin und Ergotin. Da nun auch die Ansicht, die Säure sei das allein Wirksame, durch Versuche wiederlegt ist, und die im Handel vorkommende Sclerotinsäure wegen ihrer Entzündung verursachenden Eigenschaft nicht subcutan angewandt werden kann, so war mein Bestreben, ein stark wirkendes Präparat herzustellen, welches von jedem schädlich wirkenden Stoffe befreit ist, oder womöglich das wirksame Princip zu isoliren. Hierzu war natürlich vor Allem eine möglichst genaue Kenntniss der einzelnen Stoffe, sowie ihrer Wirkungen nothwendig, um hiernach einem Stoffe allein, oder mehreren derselben zusammen, die specifische Wirkung, nämlich das Hervorbringen von Uteruscon- tractionen, zuzuerkennen. Da ich selbst nicht in der Lage war, die physiologischen Ver- suche anzustellen, so suchte ich Herren Vorstände gynäkologischer Anstalten für meine Arbeit zu interessiren, was mir bei den Herren Professoren Dr. Säxinger, Geh. Rath v. Scanzoni, Dr. H. Fehling, sowie dem pharmacologischen Institute von Herrn Prof. Dr. Schmiedeberg 1) Wenzel, Wittstein's Vierteljahrsschrift d. Pharm. 14. 2) Dragendorff mid Podwissotzky, Archiv f. experim. Pathol. VI. 3) Zweifel, ibid. IV. 1875. 4) Tanret, Repertoire de pharmacie. T. III. No. 23. J. Denzel, Socalo corautura u. dessen wirksame Bestandtheile. 51 gelang. Für das mir durch diese Autoritäten geschenkte Vertrauen und deren Mühe sage ich meinen innigsten Dank. Analyse. Der zu allen analytischen Versuchen hergestellte wässrige Seeale Auszug -wurde stets durch zweimalige Behandlung mit kaltem "Was- ser, und zwar je mit der doppelten Menge des verwendeten Mut- terkorns , erhalten. Die Maceration währte im Ganzen stets etwa 12 Stunden. Die hernach abgepresste Flüssigkeit reagirt stets sauer, enthält suspendirtes Fett und lässt sich schlecht filtriren, weshalb letzteres unterlassen und sofort basisch essigsaures Blei bis zur vollständigen Ausfällung zugesetzt wurde. Den gesammelten und gewaschenen Niederschlag zersetzte ich mit Schwefelwasserstoff und filtrirte die Flüssigkeit vom Schwefelblei ab. Man erhält so eine stark saure strohgelbe Flüssigkeit, die, eingeengt und mit Alkohol versetzt, das sogenannte Scleromucin absetzt als eine harzartige schwach gefärbte Masse. Die überstehende alkoholische Flüssigkeit giebt mach Yer- jagung des Weingeistes mit Kalium quecksilberjodid einen sich ausser- ordentlich rasch absetzenden, am Glase haftenden, harzigen gelben Niederschlag. Die vom Bleiessigniederschlage getrennte Flüssigkeit wurde mittelst Schwefelwasserstoff oder Schwefelsäure entbleit, filtrirt und nun nach Wenzell's Vorgange mit Sublimat (Quecksilberchlorid) ausgefällt. Wenzel ist nun der Meinung, dieser Niederschlag enthalte nur Ecbolin. Er fällte zuerst mittelst Sublimat einen mit doppeltkohlen- saurem Kali neutralisirten Seeale - Auszug aus und beobachtete dabei durch fractionirte Fällung verschiedene Niederschläge an Farbe und Dichtigkeit. Die ersten Niederschläge hält er für Ecbolin, die letz- teren für Trimethylamin - und Ergotin- Verbindungen und bringt durch Versuche heraus, wie er wörtlich sagt, „Ergotin werde durch Sublimat in säuerlicher Lösung nicht gefällt", was ganz richtig ist. Nun zerlegte aber Wenzell diesen Sublimatniederschlag, den er aus neutraler Flüssigkeit erhalten hatte, mittelst Schwefelwasserstoff und nahm die fractionirte Fällung in einer, wie er selbst sagt, sau- ren Flüssigkeit vor und gewinnt hieraus Ergotin, was ein Wider- spruch ist und sich nur dadurch erklärt, dass nicht drei, sondern min- destens vier verschiedene Stoffe in neutraler Lösung und drei aus säuer- 4* 52 J. Denzel, Seeale cornutuin u. dessen wirksame Bestandtheile. licher Lösung, wobei der Säuregrad eine bedeutende Rolle spielt, gefällt werden, und "Wenzell so verschiedene Quecksilberniederschlägo mit einander verwechselte ; Ergotin überhaupt erhält er nur durcli Anwendung eines ganz anderen Reagens, durch Phosphormolyb- dänsäure, wodurch dasselbe gefällt wird. Den durch Sublimat erhaltenen, schmutzig weissen Niederschlag zersetzte ich mit Schwefelwasserstoff und filtrirte ab. Wenzell giebt in seiner Arbeit an bei der Beschreibung des Ecbolins, Platinchlorid erzeuge einen Niederschlag. Ich fällte nun die Flüssigkeit mit Platinchlorid aus und erhielt eine orangefarbene Fällung, die ich abfiltrirte , auswusch und mit Schwefelwasserstoff zersetzte. Die über dem Schwefelplatin stehende farblose Flüssig- keit ergab durch Abdampfen eine gelbliche syrupartige Flüssigkeit, welche auch nach längerem Stehen im Exsicator keine Neigung zur KrystaUisation zeigte. Nach Umsetzung des Chlorides in das schwefelsaui-e Salz mit- telst schwefelsam-en Silbers zeigte sich nach längerem Stehen theil- weise KrystaUisation. Aus der über dem Platinniederschlage stehenden Flüssigkeit wurde das Platin ausgefällt, die Flüssigkeit abgedampft und mit Al- kohol versetzt, wodurch ziemlich viel Sclerotinsäure abgeschieden wiu-de, die durch concentrirte Sublimatlösung theilweise und sehr voluminös gefäUt wird. Wenzell hielt sicherlich diesen Niederschlag ursprünglich für EcboHn und den EcboKn - Niederschlag , der viel dichter ist, für eine Ergotin - Fällung. Ausser Sclerotinsäure enthielt die Flüssigkeit noch Trimethylamin , ferner gab sie eine leichte Ergotinreaction, welche dem ursprünglichen Essigsäuregehalte umgekehrt propor- tional ist. Das vom schmutzig weissen Sublimat -Niederschlage getrennte Filtrat wurde durch Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit und hierauf mit Phosphormolybdänsäiu-e auszufällen gesucht, die einen so starken Niederschlag erzeugte und kaum zu endigen schien, weshalb ich hiervon abstand in der richtigen Voraussetzung, auf diese Weise ein Gemenge der verschiedensten Stoffe zu erhalten. Nim suchte ich nach einem Reagens, das eine Fällung bewirkte, womög- lich aber keine mit der Sclerotinsäure. Als solches erwies sieh vorzüglich geeignet Kaliumquecksilberjodid, das eine citronen gelbe füllung horvorbi-ingt. J. Deazel, Socale coruutuin u. dessen wirksame Bestandtlicile. 53 Hiermit wiu'de die Flüssigkeit ausgefällt und ein starker Nieder- schlag erhalten , der etwa nach 12 Stunden sich in schöne Kr}^- ställchen umsetzte. Dieser gesammelte und ausgewaschene Niederschlag ■v\iu-de mit schwefelsaurem Silber digerirt , filtrirt, ausgewaschen imd das Filti-at von Silber und Quecksilber befreit, mit kohlensaurem Baryt die über- schüssige Schwefelsäure weggenommen und die, eine schwach saure Reaction zeigende Flüssigkeit abgedampft. Es hinterblieb eine syrup- artige gelbliche Flüssigkeit, die nach längerem Stehen im Exsicator schwache Krystallisations -Neigung zeigt. Das Chlorid dagegen bleibt vollkommen flüssig. Das Kaliumquecksilberjodid haltige Filtrat wurde mit Schwefel- wasserstoff behandelt, vom Schwefelquecksilber abfiltrirt, eingeengt und hierauf solange mit Bleiessig ausgefällt, bis an Stelle des gel- ben Jodblei -Niederschlages ein weisser auftrat. Tritt dieses ^Moment ein, so filtrirt man ab und fiillt das Filtrat mit Bleiessig gänzlich aus, was eine grosse Menge desselben erfordert. Der Niederschlag wurde gesammelt, ausgewaschen und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Das Filtrat färbt sich beim Abdampfen tief braun oder ist es schon, wenn vor dem Ausfällen bis zur Ex- tractconsistenz (behufs Aufbewahrung) abgedampft wurde. Wird diese tief braune Flüssigkeit abgedampft, so scheiden sich zerfliess- liche Krystalle aus; in einer Kältemischung erstarrt die ganze Masse. In der Lösung erzeugt Tannin einen Niederschlag. Bleizucker fällt die dunkelbraune Substanz aus , so dass hierauf die krystallisirende Masse lichtbraun erhalten wurde. Die extractaxtige Masse löste sich in 90 ^lo Alkohol. Setzt man vor dem Alkoholzusatz etwas Schwe- felsäure zu, so scheiden sich beim Lösen in Alkohol Salze in feinen weissen Nädelchen ab. Dieser Bleiniederschlag enthält Sclerotinsäure. Das bleihaltige Filtrat wiu-de mit Schwefelsäure entbleit und nach längerem Stehen filtrirt. Das Filtrat ist nahezu wasserhell. Li diesem Filtrate erzeugten Phosphormolybdänsäure und Kaliumwismuthjodid starke Niederschläge, weshalb ich ein weiteres Alkaloid vermuthete. Dieses Filtrat wurde nun mit Phosphormolybdänsäure ausgefällt, die einen starken voluminösen Niederschlag hervorbrachte , der sich nach einigen Stunden zusammensetzte und kiystaUinisch Avurde. Der gesammelte und gewaschene Niederschlag wru-de mit Ba- rythydrat zerlegt, filtrirt und der Baryt mittelst Schwefelsäure und 54 J. Denzel, Secalo cornutum u. dessen wirksame Bcstandthcile. das Molybdän durch Schwefelwasserstoff entfernt. In der conc. Flüssigkeit wurden durch Kaliumquecksilberjodid noch etwas vorhan- denes Ecbolin und Ergotin ausgefällt, das überschüssige Reagens mittelst Schwefelwasserstoff und schwefelsaurem Silber (anfänglich wurde statt des letzteren Reagenses Bleiessig verwendet) entfernt, dann abgedampft und zur Trennung von den schwefelsauren Alka- lien die goldgelbe saure Masse in Alkohol aufgenommen, filtrirt, mit Wasser verdünnt und zur Entfernung der Schwefelsäure mit Baryt- hydrat übersättigt und der überschüssige Baryt durch Einleiten von Kohlensäure, Abdampfen und Filtriren entfernt. Der Rest reagirte schwach alkalisch. Auf Zusatz eines Tropfens Schwefelsäure fiel etwas Baryt aus, was ich mir erklärte durch Rückhalten von etwas Essigsäure. Die geringe alkalische Reaction konnte ebenso von Spuren von Alkalien herrühren. Das Product stellte eine goldgelbe dickflüssige Masse dar, die in "Wasser aufgenommen und mit absolutem Alkohol stark versetzt, eine milchweisse Flüssigkeit ergab. Dieser Stoff giebt mit Phosphor- molybdänsäure einen gelben, mit Kalium wismuthjodid einen orange- farbenen Niederschlag, gerade wie die durch FäUung mit Alkohol erhaltene Sclerotinsäure ; die erstere ist jedoch mittelst Weingeist schwieriger niederzuschlagen, als die letztere. Von dem Säm'e- charakter dieses Stoffes konnte ich mich noch nicht überzeugen. Die durch Alkohol gefällte „Säure" reagirt sauer, ist aber von phosphorsaiu-en Salzen kaum oder nicht zu trennen, also nicht rein. Ob diese „Säure" mit Baryt sich vereinigt, untersuchte ich weiter nicht; ist dieses der Fall, so wäre der obige gefundene Barytgehalt am einfachsten erklärt. Das Filtrat vom phosphormolybdänsauren Niederschlage wurde zur Abscheidung des Molybdäns mit Schwefelwasserstoff behandelt. Ist diese schwierige Arbeit vollendet, so hinterbleibt nach dem Ab- dampfen ein gelbbräunlicher Rückstand, der, mit Alkohol behan- delt, eine weisse Salzmasse ziu'ücklässt. Durch diese Mutterkornanalyse wurde nun dessen wässriger Auszug in mehrere Theüe zerlegt, und ich hoffte nun bestimmt, dass mir durch die physiologische Prüfung irgend eine Portion als diejenige bezeichnet werden könnte, die ganz speciell die specifische Wirkung äussere, J. Denzel, Secalc cornutiun u. dessen wirksame Bestandthoile. 55 Herr Professor Dr. Säxinger machte mit den Alkaloiden Ecbo- lin und Ergotin einige Thierversuche und fand, dass diese Stoffe von eminentester Wirkung sind. Etwa 0,01 Ecbolin tödtete ein kräftiges Kaninchen sofort. Die Ecbolin -Wirkung bezieht sich vor- nehmlich auf das Herz, die des Ergotins mehr auf das Rückenmark. Herr Dr. H. Fehling prüfte eine ganze Reihe von Präparaten in der Königl. Landeshebammenschule. Ich überbrachte 5 nur mit Nummern bezeichnete Fläschchen. Das 1. enthielt Ergotin , das 2. Ecbolin, das 3. gelöstes Mutterkornextract nach Abzug des 1. und 2. Bleiessigniederschlages sowie der beiden Alkaloide; Das 4. den zweiten Bleiessigniederschlag , das 5. den SubLLmatniederschlag nach Entfernung des Ecbolins. lieber die Wirkung dieser Stoffe theilte mir nun Herr Dr. Feh- ling mit, dass No. 1 und No. 2 durchaus keine besonders in die Augen fallende Wirkung ergaben, sondern nur so ziemlich wie die gewöhnlichen Ergotinpräparate. No. 3 und 4 ergaben durchaus keine Seeale -Wirkung; ebenso wurde von No. 5 keine positive Wir- kung beobachtet. Diese Prüfungen dienten nur zur allgemei- nen Orientirimg und wurden später wiederholt, wie gezeigt wer- den wird. Die Alkaloide hatte ich noch nicht in fester Form, was bei der starken Wirksamkeit der Stoffe die Dosirung unsicher erscheinen Hess und sie auch sehr erschwerte. Mein Bestreben war nun, die- selben in feste, leicht zu handhabende Form zu bringen. Ich versuchte Doppelsalze darzustellen. Mischungen mit Na- trium- und Kaliumchlorid wurden nicht fest, dagegen die mit Chlor- ammoniiun. Die Mischungen wurden mit absolutem Alkohol ausgezogen und die erhaltenen Flüssigkeiten verdampft. Aus einem Gemenge mit letzterem Salze zieht Alkohol eine Chloram m onverbindung mit Alka- loid aus, die durch Abdampfen fest wird und eine Ecbolin -Verbin- dung liefert, die vollkommen trocken, nicht hygroscopisch und nur schwach gelblich gefärbt ist. Das entsprechende Ergotinsalz dage- gen ist sehr zerfliessHch und nicht zu gebrauchen, dagegen aber das schwefelsaure Doppelsalz. Hiermit konnten nun leicht physiologische Versuche ange- stellt werden, auf welche ich später zurückkomme. Zunächst nun die Charakterisirung der einzelnen wichtigen Bestandtheile des Mut- terkorns. 56 J. Dcazel, Sccalo coruutuiii u. dessen wii'ksame Bestandtheile. Scleromucin wird erhalten, indem man den ersten Bleiessigniederschlag der Analyse durch Schwefelwasserstoff zerlegt und das liiervon befreite Product mit Alkohol versetzt oder auch, wenn man den wässrigen eingeeng- ten Mutterkornauszug mit so viel Alkohol versetzt, dass die Flüssig- keit etwa 40 "/q davon enthält. Durch auch noch so oft Avieder- holte einfache Präcipitation erhält man immer eine wenn auch schwach gefärbte, harzige Masse. Setzt man aber dem Scleromucin einige Tropfen verdünnter Salpetersäure zu, um den Kalk in sal- petersaures Salz zu verwandeln, das in Weingeist löslich ist, und hierdurch der Kalk nicht immer wieder mit ausgefällt wird, so schlägt sich das Scleromucin etwa schon nach, der dritten Präcipi- tation in schneeweissen Flocken nieder. "Werden diese Flocken in "Wasser gelöst, so bleibt stets etwas zurück, das in verdünnter Säure aufgenommen, starke Keactionen auf Eisen, Kalk und Phosphor- säure ergiebt. Durch den Zusatz von Säure wird stets ein Theü des Sclero- mucins in Lösung zurückgehalten , d. h. kann durch Alkohol nicht mehr gefällt werden, weshalb das Ganze bald unter den Händen verschwindet. "Wird das in Flocken ausgefällte Scleromucin in "Was- ser gelöst, filtrirt uaid zur Trockene abgedampft, so wird es hier- durch nicht unlöslich, wie in der Literatur angegeben, sondern es löst sich der grösste Theil wieder auf und giebt alle Scleromucin- reactionen. Diese Reactionen nun sind denen der Sclerotinsäure äusserst ähnlich. Phosphormolybdänsäure erzeugt auch einen gelblichen, Kalium wismuthjodid einen orangefarbenen Niederschlag. Die phy- siologische "Wirkung ist, wie Dragendorff gezeigt hat, dieselbe. Neu- trales essigsaures Blei allein fällt das Scleromucin, während eine Sclerotinsäurelösung hierdurch nicht verändert wird. Versetzt man aber das Scleromucin mit etwas verdünnter Säiu-e , verdünnt mit "Wasser, so schlägt essigsaures Blei nicht mehr die ganze Menge nieder und man kann in der überstehenden Flüssigkeit Scleromucin oder wenn man jetzt will — Sclerotinsäiu-e nachweisen. Letztere Säure isolirte ich auch aus dem Scleromucin durch Kaliumwismuth- jodid. Auf Grund dieser Beobachtungen glaube ich, Scleromucin sei eine Yerbinduug der Sclerotinsäure mit obigen anorganischen Stoffen. J. Denzcl, Seeale cormitum u. dessen wirksame Bcstandtheilc. 57 üeberzeiigende Gründe gegen diese meine Ansicht habe ich bis jetzt noch nicht aufgefunden, Sclerotinsäure. Die durch Ausfällen eines eingeengten Mutterkornauszuges (nach Entfernung des Scleromucins) mittelst Alkohol erhaltene Sclerotin- säure wurde nicht zu physiologischen Experimenten verwendet, son- dern nur die durch Fällung mit Phosphormolybdänsäure dargestellte flüssige. Dieselbe erwies sich, wie mir Herr Dr. Kobert, Assistent bei Herrn Prof. Dr. Schmiedeberg mittheilte, auch nach ihrer phy- siologischen Wirkung als Sclerotinsäure. Eine zweite Sclerotin- säure in festem Aggregatzustande erwies sich gleichfalls sehr wirksam. Dieselbe wurde folgend ermaassen erhalten. FäUt man einen Seealeauszug mit Bleiessig und Ammoniak aus, filtrirt den überaus reichlichen Niederschlag, der den grössten Theil der Sclerotinsäui-e nebst EcboHn enthält, worauf ich später zurück- komme , ab , übersättigt mit Schwefelsäure , entfernt das Blei durch Schwefelwasserstoff und dampft ab, so fällt auf Zusatz von Alkohol reine Sclerotinsäure als farbloses Oel zu Boden. Bei einem zweiten Versuche fällte ich den Seealeauszug nicht vollkommen aus, hoffend, dadiu'ch eine grössere Ausbeute zu erhalten. Das Product war aber keine reine, sondern eine tief braune öKge Sclerotinsäure. Um die- selbe zu reinigen, löste ich sie in "Wasser auf und fällte mit Ka- lium wismuthjodid aus. Letzterer Niederschlag wurde mit Schwefel- wasserstoff zerlegt, das Jod durch Blei entfernt, die farblos erhaltene Flüssigkeit abgedampft und mit absolutem Alkohol ausgefällt. Hier- bei fiel die Sclerotinsäure in Flocken aus, die, von Herrn Dr. Ko- bert geprüft, die charakteristische Wirkung im hohen Maasse besass. Wenzell giebt an, durch Ausfällen eines Mutterkornauszuges mit Alkohol erhalte man einen Niederschlag von ergotsaurem Ecbo- lin und Ergotin, was ganz richtig ist, und diese FäUung würde sicherlich Uteruscontractionen hervorbringen, denn die Alkaloide bleiben erst auf Zusatz von Säure in Lösung; ausserdem giebt er aber an, Ergotsäure sei mit Wasserdämpfen flüchtig und gebe nach Neutralisation mit Ammon, mit Bleiacetat, Silbernitrat und Baryum- chlorid Niederschläge. Um mich hiervon zu überzeugen, wurden von 500 g. Mutter- kornauszug etwa 150 g. abdestillirt , hierauf vom Reste abermals 150 g. nach Zusatz von etwas Schwefelsäure. 58 J. Denzcl , Secalo coruutuni u. dessen wirksame Bestandtheile. Das erste Destillat war vollkommen neutral, etwas trübe, roch sehr stark nach Mutterkorn und schmeckte schwach süsslich. Essig- sam-es Blei, Bleiessig, Syjblimat erzeugen starke Trübungen. Phos- phormoh'bdänsäure , Platinchlorid , Kaliumquecksilberjodid reagirten nicht. Das zweite Destillat war gleichfalls vollkommen neutral und zeigte überhaupt keine Reaction. Weder Sclerotinsäiu-e noch eine Säure überhaupt ging also über, sondern wohl nur etwas ätheri- sches Oel. Durch diese eigenthümliche Angabe Wenzell's betreffs seiner Ergotsäure wird jedoch die Identität derselben mit der Sclerotin- säure nicht aufgehoben. Ecbolin. Betreffs der Darstellung dieses heftig wirkenden Körpers ver- weise ich auf die oben beschriebene Methode. Was die Quantität betrifft, so gebe ich dieselbe vom Doppelsalze an. Aus 5 Kilog. secale corn. wurden 18 g. erhalten oder 0,36 7o- ^i® ^^s dem Grange der Darstellung ersichtlich ist, kann der Gehalt etwas hoher angenommen werden. Ich schätze ihn auf 0,4 *^/o meiner verarbei- teten Drogue. Die verschiedenen Reactionen gebe ich unten in einer Zusammenstellung. Ergotin. Von seinem Doppelsalze gewann ich aus 5 Kilog. 7 g., was 0,14 "/o entspricht. Den Gehalt schätze ich auf nahezu 0,2%. Die Quantität des reinen Alkaloidsalzes wäre durch eine Ammoniak- bestimmung dieser Doppelsalze annähernd zu ermitteln, die ich jedoch nicht ausführte. Die reinen Alkaloide sind sehr beständig. Dieselben lassen sich mit kohlensaurem Kali und besonders mit Aetznatron zur Trockene abdampfen , ohne sichtliche Zersetzung. Zieht man den Rückstand nach Verwandlung des kaustischen Natrons in kohlensaures Salz mit Alkohol aus und ersetzt denselben hernach durch Wasser, so erhält man wieder die ursprünglichen Reactionen. Bei der Ausführung der Reactionen ist besonders der Säure- grad, die Gegenwart von Alkohol u. s. w. zu berücksichtigen. Um die Sublimaü-eaction des Ecbolindoppelsalzes zu erhalten, braucht man eine grössere Menge des Reagens und man würde also durch Zusatz von einigen Tropfen Sublimatlösung unter Um- ständen keine Reaction erhalten, ebenso bleibt sie aus in stark J. Denzel, Seeale cornutum u. dessen wirksame Bestandtlieile. 59 Zusammenstellung der Reactionen von Ecbolin, Ergotin, Sclerotinsäure und Scleromucin. Reagentien. Ecbolin. Ergotin. Sclerotinsäure. Scleromucin. Phosphor- molybdän- Quecksüber- chlorid Goldcblorid Tannin Platinchlorid Kaüumqueck- silberjodid Concentrirte Schwefelsäure Concentiii-te Schwefelsäure und chrom- saures KaH Kalium wis- mutiijodid weissgelb bald grünlich wer- dend rein weiss voluminös chocolade- farben voluminös weisslich : I dunkelorange- j färben ] schmutzig gelb weisslich farblose Lösung farblose Lösung später grün ziegelroth blassgelb rein weiss, dicht kiystaUi- sirt im Würfel gelbbraun weisslich, volu- minös nur in conceutrirter Lösung citionengelb krj-stallisirt farblose Lösung farblose Lösung später grün blutioth gelb, bald kry- stallinisch weisslich, sehr voluminös conc. Reagens weisslich, sehr voluminös braunrothe Lösung orangefarben hellgelb, flockig weisslich in Mocken conc. Reagens weisslich braunrothe Lösung orange m Hocken saurer Lösung, wie auch die mit Kaliumwismuthjodid, Umstände, die beobachtet werden müssen, um gleiche Resultate zu erzielen. In die- ser Beziehung siehe die Inaugural - Dissertation von Eugen Handelin. Dorpat 1871. „Ein Beitrag zur Kenntniss des Mutterkorns." "Wen- zell giebt in seiner Arbeit an, Kaliumquecksüberjodid erzeuge mit Ecbolin keinen Niederschlag, für Ergotin giebt er betreffs dieses Eeagens nichts an, da er nur für einige Reactionen Material hatte. Bei Ecbolin giebt er an, es löse sich mit dunkelrother Farbe in conc. Schwefelsäure, was bei der Sclerotinsäure zutrifft. Dass "Wen- zell's beiden Alkaloiden seine Ergotsäure (Sclerotinsäure) beigemengt war, geht aus Allem hervor, weshalb er auch ein wirklich Uterus- contractionen erzeugendes Präparat in Händen hatte. Die Annahme, er habe Ecbolin überhaupt nicht in Händen gehabt, ist nicht zuläs- sig und so muss die Angabe, Kaliumquecksüberjodid erzeuge mit Ecbolin keine Fällung, als ein Notirungsfehler angesehen werden. 60 J. Deuzel, Secalo coiuutuin u. dessen wirksame Bostandtheile. Um mich von dem basischen Charakter dieser Stoffe zu über- zeugen, versetzte ich die schwefelsauren Salze mit überschüssigem Aetzbaryt, erhitzte, filtrii-te ab und leitete Kohlensäure bis zur Sätti- gung ein. Hierauf wui'de erhitzt und filtrirt. Der abgedampfte syrupartige Eückstand zeigte alkalische Keaction. Physiologische Prüfungen. Nachdem ich die Alkaloid salze in einer festen handlichen Form hatte, stellte ich Pulver von 0,001 und 0,002 Doppelsalz mit Milch- zucker dar, sowie Lösungen zur subcutanen Injection von passender Stärke, so dass eine einzelne Dosis, etwa einer gewöhnlichen Gabe Mutterkorn entsprach. Bei den übrigen Stoffen wurde die Dosis ebenso bemessen. Herr Geheimrath v. Scanzoni hatte die Güte die Alkaloidprä- parate prüfen zu lassen. Herr Dr. Bumm, Assistensarzt dort, schrieb mir: „Bei AuAvendung der Ergotinpulver von 0,001 und 0,002 tre- ten nur die Nebenwirkungen wie Uebelsein, Erbrechen, SchAvindel und bei längerem Gebrauche allgemeine Abgeschlagenheit und Appe- titlosigkeit in so bedeutendem Maasse auf, dass wir von weiterer Ordination abstehen mussten; eigentliche Contractionswirkungen ha- ben wir dagegen nicht gesehen." Ferner: „Die Ecbolinlösung habe ich geprüft. Angenehm im Gegensatze zu den sonst gebräuchlichen „ Ergotinlösungen " war jedenfalls die Schmerzlosigkeit, mit der sie ertragen wurde; dagegen blieb auch hier die Hauptwirkung hinter den gehegten Erwartungen zurück, wenigstens waren die Contractionen nicht stärker, als bei den gewöhnlichen Ergotinpräparaten. Die unangenehmen Erschei- nungen traten wie bei den Pulvern auf. Herr Dr. H. Fehling prüfte die Sclerotinsäure , erhalten durch Phosphormolybdänsäure, fand aber keine besonders hervortretende Wirkung. Der Hautreiz war ganz unbedeutend. Aus allen diesen Versuchen, die längere Zeit fortgesetzt wur- den, geht nun deutlich hervor, dass weder Ecboün, Ergotin noch Sclerotinsäure für sich allein gute Uteruswirkungen hervorbringen kann; am besten noch Ecbolin. Um zu sehen, ob das wirksame Princip etwa noch nicht gefunden sei, also noch im übrigen Theile des Mutterkomextractes enthalten sein müsste, prüfte Herr Dr. Feh- ling ein Mutterkornextract, aus dem die Alkaloide in einer aus der Analyse ersichtlichen Weise fast ganz entfernt waren und au bekann- J. Denzel, Seeale cornutum u. dessen wirksame Bestandtheile. 61 ten wirksamen Stofien fast nur die Sclerotinsäure enthielt. Dieses Präparat zeigte sich wirksam, jedoch schwächer als das officinelle der 1. deutschen Pharmacopöe. Herr Professor Dr. Säxinger prüfte in Verbindung mit Herrn Dr. Schlossberger , Assistent am dortigen Institute, ein Extract, aus dem die Alkaloide durch Kaliumquecksilberjodid vollständig entfernt waren, und konnte gar keine Uterus Wirkungen constatiren. Aus diesen Yersuchen zog ich den Schluss, dass ausser Ecbo- lin, Ergotin und Sclerotinsäure nichts von Bedeutung im Mutter- korn enthalten sein könne und combinirte nun die verschiedenen Producte der Analyse. Ein solches prüfte nun Herr Dr. Fehling und zwar die durch Phosphormolybdänsäure erhaltene Sclerotinsäure mit dem zweiten Bleiessigniederschlage und fand bei ausschliess- licher Anwendung am puerperalen Uterus, dass hierdurch der Wochen- fluss bald vermindert werde. Eine weitere Combination wurde hergestellt von Sclerotinsäure und Ecboün. Dieselbe wurde folgendermaassen erhalten: Nach Aus- fäUung eines Mutterkornauszuges mittelst Bleiessig wurde dem Fil- trate Bleiessig und Ammoniak so lange zugesetzt, bis kein Nieder- schlag mehr entstand. Hierdurch entsteht eine sehr starke Fällung, die Sclerotinsäure und alles Ecbolin enthält. Die überstehende Flüssigkeit enthält noch etwas Sclerotinsäure und nur noch Ergo- tin, was mit Kaliumquecksilberjodid erkannt wird. Ueber die Wirkung dieser Combination theüte mir Herr Dr. Fehling mit. „Bei Anwendung dieser Steife ist Einwirkung auf den Uterus wahrzunehmen, der Blutabgang wurde dabei langsam vermindert, dagegen fand die Contraction des Mutterhalses und der Schluss desselben etwas rascher statt." Die Ueberzeugung , dass die Uteruscontraction schaffende Kraft die resiütirende der benannten 3 wirksamen Stoffe sei, drängte sich mir immer mehr und mehr auf und ich stellte nun ein Extract auf eigenthümliche Weise dar, das mindestens diese 3 Stoffe in vollstem Maasse enthält und die Prüfung dieses Präparates ergab in Stuttgart und Tübingen die besten Resiiltate und Hessen es als das beste bis jetzt bekannte Präparat erkennen. Neben prompter, schmerzloser Wirkung ist es auch von bedeutender Haltbarkeit und erzeugte nie- mals Entzündungen u. s. w. und wird von benannten Anstalten bestens empfohlen. 62 J. Denzel, Seeale cornutum u. dessen Avirksame Bestandtheile. HeiT Dr. H. Fehling hat zur Schaffung dieses neuen Extractes durch seine vielen Versuche und Beobachtungen veranlasst und spreche ich hierfür meinen besten Dank aus. Anfangs Mai 1883 sprach ich in Pharmac. Blättern in einer kurzen Notiz über meine Arbeit die Ansicht aus, dass die Seeale- Wirkung veranlasst werde durch die Alkaloide und „Säure" zusam- men, was sich neuerdings wieder dui'ch die Versuche und Unter- suchungen Herrn Dr. Kobert's in Strassburg mit dem isolirten Stof- fen bestätigte. Herr Dr. Kobert wird seine Arbeiten bald ver- öffentlichen. Analyse des extr. secal. corn. pharmacopea germ. edit. altera. Durch Zusatz von verdünntem Alkohol zu dem auf den fünften Theil abgedampften wässrigen Auszuge von secal. corn. werden etwas Salze und Scleromucin abgeschieden. Ich erhielt aus 125,0 g. secale c. etwa 20 g. Extract, das wie- derum durch die zweimalige nachträgliche Alkoholbehandlung sich auf 17 — 16 g. reducirte. Letztere Behandlung führte ich durch tüchtiges Eühren und Kneten mittelst eines Glasstabes aus. Zur Analyse wurde der wegzugiessende Wasch - Alkohol genommen und darin Folgendes gefunden: Nach dem Verdampfen des Alkoholes blieb ein mit einem Salzhäutchen bedeckter imd Krystallisations- Neigimg zeigender Eückstand von etwa 3 — 4 g. Ein Theil hier- von, mit Natronhydrat behandelt, ergab Ammoniak und Trimethyl- amingeruch. In Wasser aufgenommen, reagii-te seine Lösung sauer und hin- terliess einen schwarzbraunen, harzigen, bitter schmeckenden Stoff, der abfiltrirt wurde. Dieser in Wasser schwer lösliche Körper ist wohl „Wigger's Ergotin", welches durch die grosse Wassermasse dem secal. corn. entzogen wurde. Das Filtrat versetzte ich mit SubKmat, der einen ziemlichen Niederschlag erzeugte und sich als EcboUn erwies. Das Filtrat vom Sublimat -Niedersclilage wiu-de nach Entfernung des Quecksil- bers mit Kaliumquecksilberjodid versetzt und dadui-ch eine sehr starke Ergotin -FäUung erhalten. Nach meiner Schätzung enthält dieser Wasch -Alkohol V4 des gesammten Ecbolins und ^j^ des gesammten Ergotins. Die Hälfte der wirksamen Alkaloide wird also entfernt, um eine „reinere Yerflüssigung d. Sauerstoffs etc. — Zusammensetz. d. Weizenstärke etc. 63 Sclerotinsäure " zu erhalten ; ein Vorgehen , das sich nur durch die seitherige Unkenntniss der Alkaloide erklärt. Was die Erkennung des giftig wirkenden Stoffes im fetten Mut- terkornöle betrifft, so sind gegenwärtig Herr Apotheker Dr. C. Wacker und ich im Begriffe, die einschlägigen Untersuchungen zu machen und theilen wir schon jetzt als Notiz mit, dass durch Behandlung des Mutterkornes mit Aether eine beträchtliche Menge Ecbolin, das die giftige Wirkung bedingt, ausgezogen wird und dass hiedurch das officinelle Mutterkornpulver in seinem Wirkungswerthe geschwächt wird. Schwefelkohlenstoff nimmt ebenfalls Ecbolin auf. Wir wer- den ims bemühen, Mittel und Wege zu finden, wie diesem Uebel abgeholfen werden kann. B. Monatsbericht. Die Verflüssigung des Sauerstoffs, Stickstoffs und Koli- lenoxyds wurde von neuem von S. von Wroblewski und Karl Olszewski studirt und mittelst eines von ihnen construirten Appa- rates ausgeführt. Bei einer Abkühlung auf etwa — 130^ genügte beim Sauerstoff schon der Druck von etwas mehr als zwanzig Atmosphären, um das Gas vollständig zu verflüssigen. Der Sauerstoff bildet dann eine farblose, äusserst bewegliche Flüssigkeit. Die Verflüssigung des Stickstoffs und des Kohlenoxyds ist be- deutend schwieriger, als diejenige des Sauerstoffs. Bei der Tempe- ratur von etwa — 136 '^ und unter einem Drucke von ca. 150 Atmo- sphären verflüssigt sich weder das eine, noch das andere. Beide sind im flüssigen Zustande farblos und durchsichtig. Aus den Bemerkungen der Verfasser über verschiedene Tem- peraturangaben entnehmen wir noch folgendes. Der Schmelzpunkt des Schwefelkohlenstoffs liegt bei etwa — 110^; bei ca. — 116^ erstarrt derselbe. Alkohol von 95% wurde bei — 129'^ zähe wie dickes Oel und erstarrte bei — 130,5*^ zu einer weissen festen Masse. Phos- phorchlorür wurde bei — 111,8" fest. (Ann. Phys. Chem. 20, 243.) C.J. Die elementare Zusammensetzung der Weizenstärke und die Einwirkung Ton verdünnter Essigsäure auf Stärke- mehl studirte Ludw. Schulze. Seine Versuche führten zu dem Resultate, dass die früher allge- mein angenommene Formel C^H^^O^, welche aber von Naegeli 04 Darstellung d. Chinaldiiis im Grossen. — Berberiu. — Tabalcsfett. angezweifelt und durch C^^'H'^^O^' ersetzt wurde, die richtige ist. Bei der Verzuckerung der Weizenstärke entstehen aus 100 Theilen reiner Stärke 111,11 Theile Traubenzucker oder aus 160 Theilen reiner Stärke 180 Theile Traubenzucker entsprechend der Formel: C6H1005 + H^O = C6H1206, Bezüglich der Frage, welche Umwandlungsproducte durch Be- handeln der Stärke mit massig conc. Essigsäure gebildet werden, ergab sich folgendes. Behandelt man Stärke mit Essigsäure mittle- rer Concentration 4 Stunden lang unter Druck, so erhält man eine Lösung von Dextrin (die von Bondonneau mit Dextrin a bezeich- nete Modification) mit Spuren von Traubenzucker. Wird die Einwirkung der Essigsäure fortgesetzt und durch von Zeit zu Zeit genommene Proben der weitere Verlauf der Reaction beobachtet, so zeigt sich das Rotationsvermögen der Lösung im Ab- nehmen, das Reductionsvermögen (gegen Fehling'sche Lösung) dage- gen im steten Zunehmen begriffen; zuletzt ist alles Dextrin in Traubenzucker verwandelt. fJourn. pract. Chem. 28, 311. J C. J. Die Darstellung des Chinaldins im Grossen geht nach G. Schultz einfach von Statten, wenn man wässerige Lösungen von salzsaurem Anilin mit Aldehyd zusammenbringt und dieses Ge- menge längere Zeit in der Kälte stehen lässt. Hierbei wird das salzsaure Salz einer festen Base erhalten, welches beim Schmelzen für sich oder besser mit Chlorzink in Chinaldin (Ausgangsmaterial für gelbe Farbstoffe) übergeführt werden kann. (Ber. d. d. chem. Ges. 16, 2600. J C. J. Berberin. — Ueber die Zusammensetzung des Berberins weichen die bisherigen Angaben von einander ab. Dasselbe hat nach neueren Untersuchungen von E. Schmidt die Formel C^oHi'NO* + 4H20. In dem Verhalten gegen Jodäthyl kennzeichnet es sich als eine ter- tiäre Base, es wird nur in jodwasserstoffsaures Berberin übergeführt. Das hieraus dargestellte Hydroxyd bildet farblose, bei 165^ schmel- zende Nadeln. Bei der Oxydation des Berberins mit Kaliumpermanganat in schwach alkalischer Lösung wird unter Kohlensäureentwicklimg als Hauptprodnct eine bei 165^ schmelzende Säure Ci"H*''0''+ 2H2 0. Sie ist zweibasisch und stimmt mit Ausnahme des Schmelzpunktes genau mit Hemipinsäure überein. (Ber. d. d. ehem. Ges. 16, 21J89.J C. J. Das Tabaksfett. — Extraliirt man nach R. Kisling Tabak mit Aether und versetzt den vom grössten Theil des letzteren be- freiten Auszug mit Alkohol, so gesteht die Flüssigkeit zu einer breiartigen Masse, welcher Vorgang auf der plötzlichen Ausscheidung "Weinstein siiuro Aiitimousalze. — Chem. Zusammensetzung des Apatits. 65 des in kaltem Alkohol völlig unlöslichen Pflanzenwachses beruht. Um dieses rein 7A\ erhalten, braucht man die Masse nur häufig mit Alkohol zu erwärmen und das beim Erkalten auskrystallisirende Wachs abzufiltriren. Nach 8 — lOmaliger Wiederholung dieser Ope- ration stellt dasselbe eine schlohweisse atlasglänzende Masse von sehr lockerer Beschaffenheit dar, welche bei 63" schmilzt und im geschmolzenen Zustande ganz dem weissen Pflanzenwachs gleicht. Kentucky -Tabak, welcher für besonders reich an Fett gehalten wird, gab 0,14 Proc. Die Elementaranalyse gab Zahlen, welche recht gut zu der Formel C'^H'^^O^ passen. Es Hess sich übrigens aus dem Wachs eine kleine Menge eines in kaltem Aether schwer löslichen Körpers abscheiden, welcher bei 51" sclimolz und bei der Elementaranalyse Zahlen gab, die mehr mit der Formel des Melissinsäure - Melissylesters C^^H^^^O^ über- einstimmten. fJSer. d. d. ohetn. Ges. 16, 2432.J C. J. lieber weiiisteinsaure Antiinonsalze berichten F. W. Clarke und Ch. Evans. Antimontrioxyd löst sich bekanntlich leicht in wässriger Weinsäure. Die Eigenschaften der Lösung hängen jedoch von den relativen Yerhältnissen ihrer Bestandtheile ab ; wird das Oxyd bis zur vollständigen Sättigung in der Säure gelöst, so liefert die Lösung keine Krystalle, sondern trocknet nach der Verdampfung zu einer gummigen amorphen Masse ein, mit weniger Oxyd und einem Ueberfluss von Säure dagegen wird Krystailisation erhalten. Mit 30 g. Sb^O^' auf 60 g. C^H«0« erhielten die Verfasser ein in Eo- setten von weissen Nadeln krystallisirendes , in Wasser leicht lös- liches Salz. Dasselbe hat die Zusammensetzung Sb(C'*H*0^)'^H^ -f- 4H^0, kann als Antimontriweinsäure bezeichnet werden und besteht aus 3 Molecülen Weinsäure , in denen 3 Atome Wasserstoff durch ein Atom trivalenten Antimons ersetzt sind. Mit kolilensau- ren Salzen braust es stark auf und verhält sich wie eine schwache Säure. Mit Alkohol giebt die wässrige Lösung einen reichlichen weissen Niedersclilag , Avelcher nach dem Auswaschen mit Alkohol und dem Trocknen über Schwefelsäure sich als neutrales weinsaures Antimon Sb2(C^H*0«)=^ + 6H20 erweist. Dasselbe ist in Wasser leicht löslich. Die Versuche , aus Antimontriweinsäure bestimmte Salze zu bereiten, blieben ohne Erfolg. Baryumcarbonat löste sich in der Säurelösung unter starkem Aufbrausen , aber aus der Flüssigkeit setzten sich nach längerer Zeit Krystalle des gewöhnlichen wein- sauren Baryums ab, während in Lösung zweifelsohne normales tri- weinsaures Antimon zurückblieb. f£er. d. d. ehem. Ges. 16, 237 9. J C.J. Die chemische Zusammensetzung des Apatits stellte J. A. Voelcker nach eigenen vollständigen Analysen fest. Die Arch. d. Pharm. XXH. Bds. 2. Hft. 5 66 Einwirkung d. Anilins auf Resorcin u. Hydrochinon. canadischen Apatite zeigten sich fluorhaltig aber chlorarm, dagegen waren die norwegischen Apatite fluorfreie Chlorapatite. Aber sowohl im norwegischen, als auch im canadischen Apatite ist überschüs- siges, unverbundenes Calciumoxyd enthalten. Wird das über- schüssige CaO als CaFl^ resp. CaCP berechnet, so stimmen die Re- sultate genau mit den Formeln SCaHPO^jä _[_ CaF12 resp. SCa^CPO^)^ + CaCll f CaFP Die seitherige Apatitformel 3Ca^(P0*J^ + 1 >p pi2 ^^t^t^ mit den thatsächlichen Untersuchungsergebnissen in Einklang gebracht werden, wenn man auch CaO als theilweise CaFP oder CaCl''' ersetzend aufiasst und demgemäss die Apatitformel schreibt 3Ca^(P0*)^ .CaFP + 1 J CaCP, welche besagt, dass die 3 zusammengeklammerten Kör- ICaO per einander in der "Weise ersetzen können, dass auf 3 Mol. Cal- ciumorthophospat insgesammt ein Mol. CaFP, CaCP und CaO ein- tritt. fBer. d. d. ehem. Ges. 16, M60.J C. J. lieber die Einwirkung des Anilins auf Resorcin und Hydrochinon. — Als Resultate einer sehr eingehenden Ai-beit von A. Calm über obiges Thema lassen sich im wesentlichen fol- gende fixiren. "Wird Resorcin oder Hydrochinon mit Chlorcalciumanilin auf 250 — 270^ oder mit Anilin allein auf 300" erhitzt, so entsteht ganz überwiegend Meta- resp. Para-Oxydiphenylamin. Die Reaction geht jedoch darüber hinaus und ruft auch in geringem Grade die Bil- dung von Diphenyl-m- und Diphenyl-p-phenylendiauiin hervor. Die Umsetzung verläuft also: I. C6H*(OH)2 + C^H^H^N = H^O + C"H* euti schon AVirkung des Nitroglycerins und der Nitrite bestehe, indem sich aus dem Nitro- glycerin ebenso wie aus den Nitriten in Folge der Einwirkung alkalischer Fluide einsclüiesslich des Blutes Acidum lütrosum bilde. (D. Med. Zeit. 48\83.J P. Ueber die temperaturlierabsetzende Wirliuns? des Re- sorcin bex'ichtct Dr. Russe Gilberti, welcher durch Thierversuehe und Beobachtungen am Krankenbette zu folgenden Resultaten gelangt ist: Bei einer Gabe von 0,085 Resorcin auf 1 Kilo Körpergewicht ti-itt nach 45 Minuten eine Erniedrigung der Temperatur von 0,9** ein und kehi't die normale Temperatiu" nach zwei Stunden zui-ück. Bei "Widerwillen geg. Chloroformgeruch. — Brodgährung. 77 einer Gabe von 0,191 auf 1 Kilo Körpergewicht geht die Temperatur nach einer Stunde um 1^,6 herunter und steigt erst nach drei Stun- den "wieder zur normalen Höhe. Doch ist zu beachten, dass nach dieser Gabe häufig Convulsionen bei Thieren eintreten. Resorcin in wiederholton kleineren Dosen gereicht, vermag die Temperatur nur wenig herabzusetzen, wenn man daher eine dauernde Temperatur- herabsetzimg durch dieses Mittel erreichen will, so lasse man einer ersten grösseren, nach einer Stimde eine kleinere Dosis folgen. fD. Med. Zeit. 48I83.J F. Im den Widerwillen gegen Cliloroformgerueli bei man- chen Kranken zu beseitigen, empfielüt Nussbaum 10 — 12 Tropfen Ol. CaryophyUorum auf die Maske zu giessen, deren man sich zum Chloroformiren bedienen wiU. fD. Med. Zeit. 48JS3.) P. Die Brodgährung besteht nach Chicandard in einer Um- wandlung eines Theiles der unlöslichen, eiweisshaltigen Stoffe des Klebers, zunächst in lösliches Eiweiss und dann in Peptone, nicht aber etwa in einer Verwandlung der Stärke in Hydrat, auf die eine Alkoholgährung folgt, noch werde sie durch einen Sprosspilz ver- anlasst. jSTur das Backen modificirt die Stärke, es bildet sich lös- liche Stärke in grosser Menge und ein Avenig Dextrin, letzteres findet sich besonders in den am meisten erhitzten Theilen; das wir- kende Agens bei der Brodgährung ist eine Bacterie, die sich normal in dem Teige entwickelt, was ein Zusatz von Bierhefe niu- beschleunigt. Marcano (C. R. 96. 1733) nimmt Abwesenheit des Sprosspilzes imd Umwandlung der eiweisshaltigen Stoffe im Kleber in Peptone an, dagegen constatirte er in Venezuela, wo er seine Beobachtungen machte, in einer Brodgährung das Löslichwerden des Klebers bei gewöhnlicher Temperatur, was Chicandard nicht erwähnt. Marcano glaubt übrigens, bei diesen Studien sei der Ort, wo sie angestellt werden, von grösster Wichtigkeit. Als er selbst z. B. in Paris die dii^ecten Gährungen des Klebers wiederholen AvoUte, was er öfters in Amerika ausgeführt hatte, misslangen seine Versuche vollständig. Moussette (CR. 96. 1865) nimmt die Alkoholgährung bei der Brod- bereitung an. Er selbst habe 1,60 Volumprocente Alkohol aus der Flüssigkeit erhalten, die er durch Condensation der aus einem Ofen beim Brodbacken entweichenden Dämpfe gewonnen hatte. Boutroux (C. R. 97. 116) theilt eine Reihe von Thatsachen mit, die Chicandard's Theorie in der Hauptsache bestätigen, aber zu gleicher Zeit mit den Resultaten Moussettes wohl übereinstimmen. Kurz, es findet sich neben der Gährimg, die man als Peptongährung bezeichnen kann, imd die Boutroux für die wichtigere hält, auch eine Alkoholgährung. f Repertoire de Pharnmcie. Tarne 11. No. 8. pag. 370. C. R. 96 ^ 1585. J C.Kr. 78 Bücherschau. C. Biielierschaii. Deutsches Wochenblatt für Gesundheitspflege und Ret- tungswesen, herausgegeb. v. Dr. Paul Börne r. Berlin, Verlag von Max Pesch. Preis pro Quartal 2 Mark. Es ist eiu hervorragendes Merkmal unserer Zeit, dass die Bestrebungen der Gesundheitspflege einen immer grösseren Aufschwung nehmen und es fehlt demzufolge auch nicht an zahlreichen Zeitschriften, welche sich die Förderung der Gesundheitspflege, der öffentlichen wie der privaten zur Auf- gabe gestellt haben. Noch eine hygienische Zeitschrift könnte überflüssig erscheinen, aber der Name des Herausgebers, dessen Thätigkeit auf dem Ge- biete der öffentlichen Gesundheitspflege überhaupt, wie sein verdienstvolles "Wirken in Sachen der Hygiene - Ausstellung wohl genügend bekannt ist, büi-gt dafür, dass das neue Blatt sich schnell einen geachteten Platz errin- gen wird. Der Inhalt der vorliegenden ersten Nummer ist ein sehr reichhaltiger und giebt von dem ernsten Streben der Redaction Zeugniss; die Ausstattung der Zeitschrift ist vortrefflich. Dresden. G. Hofmann. Sechzigster Jahres-Bericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur. Enthält den Generalbericht über die Ai'beiteu und Veränderungen der Gesellschaft im Jahre 1882. Breslau, G. Aderholz, Buchhandlung. 1883. Die ebenso bekannte, wie wohl renommirte „Schlesische Gesellschaft" theilt sich in verschiedene Sectionen, in eine medicinische Section, in eine botanische , entomologische , geographische , historische Section u. s. w. In dem vorliegenden 60. Jahresberichte, einem stattlichen Band von ca. 450 Sei- ten, wird über die wissenschaftUche Thätigkeit der einzelnen Sectionen im Jahi-e 1882 Bericht erstattet; es finden sich so viele schöne Arbeiten dar- unter, dass auch dieser Jahi'esbericht , wie alle seine Vorgänger, der vollen Aufmerksanikeit weiterer Kreise warm empfohlen werden kann. Dresden. Cr- Hofmann. Von dem Botanischen Bilder-Atlas — Verlag von Jiü. Hoff- mann in Stuttgart — liegen uns heute die Lieferungen 9 bis 15 vor und was wir über die erschie- nenen ersten Hefte bemerkt, hat auch für diese Nummern Gültigkeit. Ver- fasser wie Verleger sind bemüht der ausgesprochenen Aufgabe : „ Pflanzen- freunde mit den wichtigeren Repräsentanten der verschiedenen, meist bei uns einheimischen , Pflanzenfamilien bekannt zu machen , irnd die Jugend für die Natur, spec. für die Botanik zu interessiren " gerecht zu werden. Die Abbildungen geben zumeist die betreifenden Pflanzen getreu wieder und kann das Werk daher zu diesem Zwecke empfohlen werden, zumal der Preis — ä Heft 1,0 Mk. — als ein massiger zu bezeichnen ist. Das- selbe ist auf 15 Lieferungen berechnet und soll bis zum Frühjahr fertig ge- stellt werden. Jena. ^^' Bertram. Bücherschau. 79 Encyklopädie der Naturwissenschaften, herausgegeben von Prof. Dr. W. Förster u. s. w. Erste Abtheilung, 34. Lieferung enthillt: Handwörterbuch der Zoologie, Anthropologie und Ethnologie. Neunte Lieferung. Breslau, Eduard Trewendt, 1883. 128 S. in gr. 8. Vorliegende Lieferung reicht von „Elopini" bis „Fette" tind enthält eine grosse Anzahl interessanter Artikel, von welchen wir beispielsweise hervorheben: Elsässer. Embryohüllen, Engländer, Englische Pferde, Entoptische Wahrnehmungen, Falkenbeize, Fäulniss, Felis, Fermente, Fette. Mehrere namhafte Forscher sind in letzter Zeit als Mitarbeiter diesem Handwörterbuch neu beigetreten, so dass das- selbe rasch seiner Vollendung entgegeuschreitet. Zweite Abtheüung, 16. Lieferung enthält: Handw^örterbuch der Chemie. Fünfte Lieferung. Breslau, Eduard Trewendt, 1883. 144 S. in gr. 8. Der Inhalt vorliegender 5. Lieferung setzt sich aus folgenden Artikeln zusammen: ,,Amylen und Derivate" (S. 545 - 549). „ Amylverbindungen " (S. 549 — 559). „ Amvlalkohol. = äther, = ester"- (S. 560 — 568). Ana- lyse" (S. 569-605). ..Anhydride" (S. 606 — 609). ., Anilin" (S. 610-661). „Anisverbindungen" (S. 662 — 668). „Anthracen" (S. 669 — 688.) Je weiter dieses „ Handwörterbuch der Chemie " fortschreitet, desto mehr gelangen wii- zur Ueberzeugung , dass auch für dieses Werk gilt, was sich über jede ein- zelne Abtheüung der „Encyklopädie" sagen lässt: es bietet weit mehr, als sein Titel verspricht ! Solche Abhandlungen , wie z. B. die über „ Aniün " oder die mit zahli'eichen, vorzüglichen Abbildungen geschmückte über „Ana- lyse", sind keineswegs einfache „Artikel eines Nachschlagebuchs", — es sind Abhandlimgen von so erschöpfender, gediegener Behandlung, dass sie jedem modernen Lehrbuch fürwahr zur Zierde gereichen würden. A. Geheelt. Deutsche Flora. Pharmaceutisch - medicinische Botanik. Ein Grundriss der systematischen Botanik zum Selbststudium für Aerzte, Apotheker und Botaniker v. H. Karsten, Dr. der Phil, und :^Ied., Prof. der Bot. ]tlit gegen 700 Holzschnittabbil- dungen. Berlin, J. M. Spaeth , 1883. Dreizehnte Lieferung. 108 S. in gr. 8. Wir hatten zwar von der „ Deutschen Flora " bereits Abschied genom- men, als wii-, bei Besprechung der 12. Lieferung derselben, noch einen Eück- blick auf das ganze grossai'tige Werk gaben und in unserer Freude gar nicht daran dachten, dass noch ein vollständiges Eegister nachfolgen würde. Das- selbe ist nun in vorhegender IB. Lieferung erschienen und enthält auf 76 Sei- ten, alphabetisch geordnet, nicht nur sämmtiiche in dem Buche vorkommende Pflanzennamen und deren Synonyme, sondern auch die Namen der Droguen imd die terminologischen Ausdiücke. Eine „Anordnung der heimischen und eingebürgerten Phanerogamen - Gattimgen dieser Flora nach dem Systeme Linne's" umfasst weitere 28 Seiten, während „Vorwort" und eine „ Erklärung der gebrauchten Zeichen und Ab- küi'zungen " auf 5 S. abgedruckt sind. So wollen wir denn nochmals unseren Lesern diese „Deutsche Flora" auf das Wärmste empfehlen! A. Geheeh. 80 Bücherschau. The international scientists' directory. Containing the na- nies, addresses, special departments of study etc., of amateur and professional natiiralists , chemists , physicists , astronomers etc. etc., in America, Europe, Asia, Africa und Oceanica. Corapi- led by Samuel E. Cassino. Boston, S. E. Cassino, 1882. 391 S. in 8. Eine ebenso originelle, wie mülievolle Arbeit: eine nach Ländern geord- nete alphabetische Zusammenstellung von circa 16000 Namen, rcsp. Ädi'essen von Personen der ganzen Erde, welche sich, sei es aus Beruf, sei es aus Liebhaberei, mit dem Studium der Naturwissenschaften beschäftigen! So werden beispielsweise füi- Amerika gegen 5000 Adressen publicirt. für England 2600, Frankreich 1700, Deutschland nur 1200, Oester- reich ÖOO u. s. w. Dass eine solche internationale Zusammenstellimg an mancherlei Unge- nauigkeiten, Druckfehlern imd dergleichen leidet, liegt wohl in der Natur der Sache, nichtsdestoweniger aber dürfte sie für jeden Sammler von Natu- ralien von unschätzbarem Werthe sein. Daher verfehlen wir nicht, unsere Leser auf dieses Buch aufmerksam zu machen, welches, gegenwärtig in neuer Auflage vorbereitet, auch in Deutschland, bei R. Friedländer & Sohn in Berlin, zu dem Preise von 8 M. 50 Pf. zu haben ist. A. Geheeb. Dreissig Uebuugs-Aufgaben als erste Anleitung zur quan- titativen Analyse von Dr. P. Weselsky, Professor und Dr. K. Benedikt, Privatdocent an der k. k. technischen Hochschule in Wien. Wien 1884. TöpHtz et Deutlicke. Mit obigem Werkchen woUen die Verfasser eine Anleitung geben für das erste Semester, in welchem sich der Student der Chemie mit quantita- tiver Analyse befasst. Die Auswahl der Beispiele ist so getroffen , dass sie die wichtigsten Bestimmungs - und Trennungsmethoden enthalten und in der angegebenen Zeit ausgefühi't werden können; die Probeobjecte sind derart gewählt, dass sie leicht beschafft werden können. Einige Beispiele mögen hier erwähnt werden. Die Verfasser beginnen mit dem Chlorbaiyum und lehren die quantitative Bestimmung des Chlors und des Baryums und des Wassers. Darauf folgt Eisenvitriol mit den dazu gehörigen Bestimmungen des Wassers, der Schwefelsäiu-e und des Eisens: letzteres wird gewichts- analytisch als Oxyd imd aucli maassanalytisch als Oxydul bestimmt. Wir heben noch hervor: Kaliumbichromat , Soda, Weinstein, Dolomit, Seignette- salz, Chlorkalk, Legirung von Blei und Zinn, desgleichen von Blei und Anti- mon u. s. w. u. s. w. Wenn der studirende Chemiker diese Aufgaben bewältigt und exact durchgearbeitet hat, so darf man annehmen, dass er bei schwierigeren Un- tersuchimgen sich leicht in den grösseren Lehrbüchern der quantitativen Analyse zui-echtfinden wird. Auch den jungen Fachgenossen, denen ilire Stellung Zeit lässt, vor dem Universitätsbesuch sich in quant. Analyse etwas einzuarbeiten, dürfte das Werk bestens zu empfehlen sein. Geseke. Dr. Carl Jehv. Halle a. S. , Bachdruckerei des Waisenhauses. 1884. Februar.' ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XL Jahrgang, Bd. 222, Hft. 3. (3. Reihe, Bd. 22, Hft. 3.) Herausgegeben vom Vereins -Vorstande unter Redaktion von E. Roichardt. Inhalt: A. Originalmittheilungen. E. Pfeiffer, Bildung der Salzlager mit besonderer Berücksiclitigung des Stassfurter Salzlagers S. 81 E. Eeicliardt, Gehalt der Butter an Fettsäuren - 93 B. Monatsbericlrt, Hellwig, Prüfung des Natiium benzoicum G. Vulpius, Prüfung der Citro- nensäui'e J. Löwe, Qualitative und quan- titative Trennung des Wismuts von Kupfer A. Peltz, Löslichkeit des Phos- phors in Aether Künstliches Karlsbader Salz . . — s, Gelbe Farbe der rohen Salzsäure A. Müller,' Entfernen kleiner Reste von Niederschlägen aus Glasgefässen E. Fleischer, Hygrometer im Exsiccator H. Krätzer, Schmelztiegel aus Speckstein Birnbaum, Frage des Gebrauchs vernickelter Kochgefässe . . Unschädliche Glasur für Thon- geschirre E. Wiedemann, Volumenände- rung von Metallen beim Schmel- zen E. Kayser, Untersuchung eines Aepfelweins A. Reychler, Silbemitrit und Ammoniak Fr. Japp und R. Tresidder, Einwirkung der Nitrite auf Benzil E. Schmidt, Coflfeinmethylhy- droxyd Seit« 1 I F. B e r g m a u n , Nonylsäuren ver- 102 ! schiedenen Ursprungs . . . 0. Lerch, Brom- und Jodmag- nesium 104 105 105 106 106 107 107 108 108 109 109! I 110^ 110 Uli i Uli A. Geuther, Einwirkung A'on Phosphortrisulfid auf Phenol und Kresol Ders., Neuer Abkömmling des Mannits Kraut, Chlorkalk Bohl er, Benzylsulfonsäure . . A. Herzfeld, Gluconsäuren ver- schiedenen Ursprungs . . . Ro che fontaine,Tödtliche Wir- kung des Kupfersulfates . . G. Krechel, Bestimmung freier Fettsäuren im Oele .... Ball and, Mehluntersuchungen. Roman de Luna, Cholera . . Müntz und Aubin, Bestim- mung des Kohlensäuregehaltes der Atmosphäre auf den Beob- achtungsstationen für- den Ve- nusdurchgang A. G u y a r d , Verwendung von Borsäure und Hämatoxylin in der Alkalimetrie J. Denis-Marcinelle, Alka- loidgehalt neuer Chinarinden . Lecoci de Boisbaudran, Fil- triren sehr feiner Niederschläge Delachanal, Zusammensetzung von Asphalt Seite 112 112 113 113 113 114 115 115 116 117 118 118 119 120 122 122 Seite A \i d y n a II d , AYerthbestimmung südfranzösischer Weine . . . 122 E. Smith, Bestimmungen von Borsäure 123 Neumann und Pabst, Durch Benzin und Nitrobenzin hervor- gerufene Unfälle 123 Seite C. Husson, Gewürze und be- sonders Salz und Essig vom Standi)unlito der Ernährung . 124 F. J. B. Quiiilan, Conserviriing frischer Kräuter 125 H. Kiliani, Oxydation des Gly- cerins durch Silberoxyd .\ 125 C. Büclierschau. Grundriss der pharmaceutischen Maassanalyse. Mit Berücksich- tigung einiger handelschemi- schen und hygienischen Ana- lysen. Von Dr. Ew. Geiss- 1er 126 Die Theorie der jnodernen Che- mie von A. Rau 127 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 J& AUe Beiträge für das Archiv sind an die Archiv - Eedaction (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mittheilungen an die Archiv- Verwaltung (Med. -Ass. Pusch in Dessau) einzusenden. Im Selbstverlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlimg des Waisenhauses in Halle a. S. Anzeigen. In B,. y. Dccker's Ycrlag, Marquardt & Schenck in Berlin, sind erschienen und durch jede Buchhandlung- zu beziehen: Supplement zu der zweiten Ausgabe der Pharmacopoea Germanica. Yüv Apotheker, Aerzte, Medizinal-Beanite, Drogisten. Von Dr. B. Hirscli, Apotheker. 45 Va Bogen, gr. 8, Preis geh. 7 U., gcbdu. 8,25 M. Vergleichende Uebersicht zwischen der ersten und zweiten Ausgabe der Pharmacopoea Germanica. Für Apotheker, Aerzte, Medizinal-Boanite und Drogisten. Von Dr. B. Hirsch, Apotheker. (15) 31 Vi Bogen. 8. Preis: geh. 4,50 M., gebunden 5,25 :\I. ARCHIV DER PHAMACIE. 22. Band, 3. Heft. A. Originalmittheilungeii. Die Bildung der Salzlager mit besonderer Berück- siclitigung des Stassfurter Salzlagers. Dr. Emil Pfeiffer, Jena. Abgesehen von seinem grossen industriellen "VVerthe war es die hohe wissenschaftliche Bedeutung, durch welche das Stassfurter Salzlager bald nach seinem Bekanntwerden das Interesse der gan- zen gebildeten Welt auf sich zog. Denn hier war es von der Na- tur selbst mit unverkennbaren Zügen niedergeschrieben, dass dieses Salzlager ein Product der Verdampfung des Meerwassers sei. Diesen Standpunkt nahm der erste Beschreiber dieses Lagers E. Eeichardt^ auch sofort ein, entgegen der in den vierziger Jahren noch viel verbreiteten Ansicht, nach welcher Steinsalz und Anhy- drit Producte vulkanischer Thätigkeit sein sollten. Eeichardt zeigte, wie Usigiios Verdampfung von "Wasser des mittelländischen Meeres analoge Producte in gleicher Eeihenfolge ergeben hatte, wie dieselben sich hier, begünstigt durch die Zeit- dauer, zu krystaUinischen Verbindungen zusammengruppirt vorfanden. Anknüpfend an Beispiele noch gegenwärtig sich bildender Salzabla- gerungen, erläuterte Eeichardt, wie je nach dem Temperaturwechsel und Concentrationsverhältnissen verschiedene Producte auftreten mussten, und wie diese Producte durch das immer mehr mangelnde Wasser an diesem verarmen oder wasserfrei werden konnten. Ferner wie durch die Verwesung vorhandener organischer Stoffe Schwefel (den er als Bestandtheü im Lager entdeckt hatte) abge- schieden und bei Abschluss der Luft Kohlenwasserstoife u. s. w. ent- stehen konnten. Dass auch so leicht zerfliessliche Bestandtheile, wie die Mutterlaugensalze zur Trockne kommen konnten, schreibt er „ entweder höherer Erdwärme als wirkender Macht zu oder einem durch die besonderen Verhältnisse gänzlich verhinderten Zutritt von Wasser." 1) E. Reicliardt, das Steinsalzbergwerk Stassfurt bei Magdeburg. Verh. d. Kaiserl. Leop. Ak. Bd. 27. p. 609 ff. (1860). Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 3. Hft. 6 82 Pfeiffer, Bild. d. Salzlager mit bes. Berücksicht. d. Stassfurter Salzlagers. F. Bischof^ theilte das inzwischen besser erschlossene Salzlager nach vorwaltenden oder charakteristischen Bestandtheilen in 4 Ab- theilungen : Die unterste des Steinsalzes und Anhydrites, die folgende des Poly hallte s , in der sich dem Calciumsulfat noch Magnesiumsulfat und Kaliumsulfat beigesellen; darauf die Kieseritregion , durch das Auftreten des einhydratigen Magnesiumsulfates charakterisirt, und die Carnallitregion , in welcher das Doppelsalz des Kalium - und Magne- siumchlorides , als eigentlichster Vertreter der Mutterlaugensalze über das vorher immer noch den Hauptbestandtheil ausmachende Stein- salz, den Vorrang gewinnt. Aus einem UeberscMag des mittleren Gehaltes und der Mäch- tigkeit, soweit diese ersclilossen , stellt er eine Rechnung über den Gresammtgehalt des Lagers auf, die im Vergleich zu dem mittleren Gehalte des Meerwassers einen bedeutenden Mehrgehalt des Lagers an den weniger löslichen Bestandtheilen Steinsalz und Anhydrit ergiebt. Der Mindergehalt an den leichter löslichen Verbindimgen steigt mit dem Grade ihrer Löslichkeit, was sehr natürlich erscheint , da die leichtere LosHchkeit ihre "Wegführung begünstigen musste. Das Salz und seine Entstehung fand nun eine grössere Beach- tung durch Special - Abhandlungen , hiermit auch die durch Reisen von Göbel, Rose, Eichwald, v. Bär imd Anderen in früherer oder neuerer Zeit bekannt gewordenen Verhältnisse der Salzbüdung in den zahlreichen Salzseen des südlichen Russlands und der angren- zenden Gegenden. Schieiden ^ hebt bei Betrachtung dieser Vorkommnisse nament- lich den an der Ostseite des kaspischen Meeres gelegenen Adschi- Darja- Busen hervor, welcher, durch eine Barre fast abgeschlossen, nur noch durch eine schmale , Karabugas (schwarzer ScUund) ge- nannte Oeffnung mit dem kaspischen Meere in Verbindung steht. Ohne jeden Zufluss süssen Wassers empfängt er von diesem Salz- wasser genau in dem Maasse seiner eigenen Verdimstung und setzt am Boden festes Salz ab, während am Grunde der Einflussstelle ein Theil der entstandenen Mutterlauge wieder zum Abfluss gelangt und aus diesem Theüe des kaspischen Meeres das in anderen Theilen so reiche Thierleben bereits vertrieben hat. 1) F. Bischof, Die Steinsalzwerke bei Stassfurt (1864). 2) Schieiden, Da.s Salz (1875). Pfeiffer. Bild. d. Salzlager mit bes. Berücksicht. d. Stassfurter Salzlagei-s. 83 Aus der Oberfläche des Busens und den dort günstigen Ver- dunstungsverliältnissen berechnet Schieiden die täglich darin zum Absatz gelangende Quantität Salz auf 8400000 Ctr. Ochsenius ^ berichtigt und erweitert diese Betrachtungen und stellt, unter Anführung zahlreicher Detaüs, den durch eine Barre beschränkten Zufluss und den Mangel an Süsswasserzuflüssen , oder das Ueberragen derselben durch Yerdampfiing als grundlegendes Princip für die Bildung der Salzlager auf, dem er diu-ch Wort und Schrift möglichste Verbreitung angedeihen lässt. In der That finden sich ähnliche Verhältnisse wie beim Adschi- Darja- Busen mehrfach und die Challenger -Expedition entdeckte auch unterseeisch vier mächtige Becken, welche, wie Böhmen, ringsum von Gebii'gswällen umschlossen, von der Höhe dieser bis zum Boden eine mittlere Tiefe von 3240 m. hatten, also einer mächtigen Salz- ablagerung Platz gewährt haben würden. Immerhin sind dies gegen- über der allgemeinen A'^erbreitung der Salzlager doch Ausnahmen und ein so directer Zusammenhang mit dem Meeresbecken würde sicher ein mehr verunreinigtes Salz geliefert haben, wie uns bei- spielsweise das Todte Meer durch den vom Jordan mitzugeführten Kalkmergelschlamm den Vorgang einer Salzthonbüdung zeigt, wie solche in den Salzburger Salinen ausgebeutet werden; auch würde ein continuirlicher Zufluss nicht den regelmässigen Wechsel der Pro- ducte erklären, wie er hier sich findet. ISTun war es schon A. v. Humboldt aufgefallen, dass fast aUe damals bekannten mächtigeren Steinsalzlager zu Seiten alter Gebirgs- erhebungen sich aufreihen. Von der falschen Voraussetzung ausgehend, dass das Steinsalz, weil es ja immer von dem wasserfreien Anhydrit begleitet war, ein vulkanisches Product sei, gab er sich Mühe, das Auftreten desselben in Verbindung mit Gyps und Dolomiten an den beiden Hängen der Pyrenäen mit der Erhebung des dortigen Dioritgebirges in Zusam- menhang zu bringen. Neuerer Zeit ist es nun namentlich durch eingehende Studien ^ des Centralmassivs der Schweizer Alpen klar geworden, dass auch 1) C. Ochsenius, Die Bildung der Steinsalzlager (1877). 2) A. Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbil- dung (1878). 84 Pfeiffer, Bild. d. Salzlagor mit bes. Berücksicht. d. Stassfurter Salzlagers. alle diese Centrabuassive nur als Faltenbildungen und zwar als die ältesten der Erdrinde anzusehen sind. Alle sj)äteren Veränderungen derselben, sowie der Erdoberfläche sind lediglich durch weitere Folge der nämlichen Kraftäussening oder auch der Denudation und Erosion zu erklären. Schon Elie de Beaumont ^ hatte die Nothwendigkeit einer sol- chen Runzelung der Erdoberfläche erkannt, weil die Erde in der unendlich langen Zeit, seit sie für organische Wesen bewohnbai- wurde, an der Oberfläche nur noch einen geringen Temperaturver- lust erlitten haben konnte, während das Innere inzwischen um meh- rere hundert Grad sich abgekühlt haben musste; aber befangen von sonstigen IiTthümern der damaligen Zeit, gerieth er bei der Verfol- gung der Consequenzen auf Abwege. Auch V. Dücker und Andere hatten in dieser Richtung vor- gebaut. Ausser der Zusammenziehung durch Wärmeverlust musste aber auch der Austritt vulkanischer Massen aus dem Erdinnern mit dazu beitragen, die Wirkung dieses Vorganges zu erhöhen und man wird nicht zu hoch greifen , w^enn man annimmt , dass die heutige Erd- oberfläche dem Mittelpunkte der Erde mindestens um die Höhe der höchsten Berge näher gerückt ist, als sie zur Zeit der ersten Ent- stehung einer festen Rinde war. Das erste Resultat der Innern Zusammenziehung musste eine Bildung von Mulden von voriviegender Längsgestalt sein , weil diese Fonn der weiteren Vertiefung am wenigsten Widerstand leistete. Die Ränder der Mulde wurden durch den seitlichen Schub schärfer herausgehoben imd gaben Veranlassung zur Bildung der ersten , das Niveau der allgemeinen Wasserbedeckung übeiTagenden Runzeln. In unsem ältesten Gebirgszügen erkennen wir jene ersten Run- zeln wieder und je weiter dieselben in einer Richtung verliefen, um so mehr Wahrscheinlichkeit war da, dass auch die Nachbarrunzeln die nämliche Richtung einschlagen würden. Bei der Aveiteren Vertiefung der Mulde, wie auch bei der run- zeiförmigen Erhebung musste leicht eine Schwächung oder Bruch vorkommen, wodiu-ch der innem, feuerflüssigen Masse Gelegenheit zum Ausfluss geboten wiu-dc. 1) Mcmoii'c pour sei-vir u la description geologique de la France. Pfeiffer, Bild. d. Salzlager mit bos. Berücksiclit. d. Stassfuiter Salzlagcrs. 85 So erklärt es sich, dass diese ältesten Erhebungen vorwiegend von vulkanischen Gesteinen oder Vulkanen begleitet werden, deren gradlinige Läugsreihen oft über 100 Meilen hinwegreichen. Für das Thüringer Becken stellt der Thüringer Wald und Harz, für das Magdeburg - Harzer Becken die von Neuhaldensleben auf Magdebiu'g verlaufende Hebungslinie die begrenzenden Längsrun- zeln dar. In Folge der bald mehr auf die Seitentheile hebend, bald mehr auf die Mitte vertiefend wirkenden Kraft, lagen bereits zur Zeit der Steinkohlenformation seitliche Theile der Mulde trocken, um dann wieder unter das Meer zu gelangen und von dem Absatz der Zech- steinformation bedeckt zu werden. Jedenfalls boten diese Systeme von Längsmulden, die sich wäh- rend langer Epochen bald vertieften, bald mehr hoben, die günstig- sten Bedingungen für den Absatz von Salzlagern, da sie selbstver- ständlich, durch Ungleichmässigkeit in ihrer Ausbildung imd Hebung, bald wieder in eine Anzahl kleinerer, abgegrenzter Becken getheilt wurden, von denen ein Theil zum Vorverdampfen imd ziu' Reini- gung des Salzwassers dienen konnte. Der nährende Zufluss dürfte wohl meist in der Längsaxe der Becken erfolgt sein, seine Feststellung setzt aber für das Magdebiu-g- Harzer Becken erst die Kenntniss und Uebersicht aller auch in den angrenzenden Theilen abgelagerten, etwaigen älteren und besonders der jüngeren Salzflötze voraus, wovon wir zm* Zeit noch weit ent- fernt sind. Nach Annahme einer gewissen Tiefe imd "Wölbung entstand, als weitere Aeusserung der nämlichen Kraft, am schwächsten Theile des Miüdenbodens rippenförmig eine neue secundäre Faltung. Als solche haben wir die dem Absätze des Salzlagers und sei- ner Deckschichten erst folgende Erhebung des Egeln- Stassfurter Rogensteinsattels anzusehen, welche die oberen Schichten des Salz- lagers theilweise in 2 HäKten getheilt hat. In Westeregeln ist, grade in Folge des dort am stärksten in Wirkimg getretenen Druckes, eine solche Trennung nicht erfolgt und das dortige Salzwerk baut gleicher Zeit beide Hänge der Salzschich- ten ab, während sonst der neue Schacht Ludwig 11. gegenwärtig der Einzige ist, welcher in der nordöstlichen Hälfte des Stassfurter Salz- lagers den CarnaUit erreicht hat und im kommenden Jahre in För- 86 rieiffoi-, Bild. d. Salzlaj^er mit bes. Beriicksicht. d. Stassfuiier Salzlagors. denrng treten soll. Uebrigens haben alle bisherigen Aufschlüsse die grosse Regelmässigkeit bestätigt, mit der die Bildung dieses Salz- lagers erfolgte. Bei keinem der bisher bekannten, mächtigeren Salzlager war bis vor kurzem das Liegende erreicht ; durch die sehr dankenswerthe Initiative des Herrn Schmidtmaim hat ein südlich von Aschersleben niedergebrachtes Bohrloch nun auch hier unsere Kenntniss erweitert.' lieber dem Zechstein fand sich gleichsam als ein vorläufiger Versuch: 30 Ya Hl- Gyps und Anhydrit und darüber 8 - weisses Steinsalz mit Anhydritschnüren. Dann begann erst das eigentliche gleichmässige Zudringen des Meerwassers mit dem Absatz von 4,6 m. bituminös riechenden, eisen- haltigen Kalksteines (Rauchwacke) (auch Usiglio erhielt bei seiner Verdampfung des Meerwassers bekanntlich zuerst kohlensaiuren Kalk und Eisenoxyd als Niederschlag). Ihm folgte 2,2 m. fester, schwarz geäderter Anhydrit, der jeden- falls die Hauptmenge der organischen Stoffe mit zur Fällung gebracht hatte, hierüber aber 462,1 m. weisses Steinsalz mit Anhydritschnüren. Das Auftreten der Kalisalze und des hiervon durch eine Salz- thon- und Anhydritdecke getrennten, oberen Steinsalzflötzes beginnt erst bei Aschersleben selbst, von hier ab den tieferen Theil des Beckens erfüllend. Es scheint sich jedoch zwischen Aschersleben und Güsten auf Cöthen hin weiterzuerstrecken ; wenigstens hat Solvay, der Besitzer der Bemburger Ammoniaksodafabrik hinter Bern- burg, bei den Dörfern Ober- und Unter -Peissen abbauwürdiges Kali- salz erbohrt, also an einer Stelle, welche die Anhaltische Regierung im Glauben, dass dort Kalisalz nicht mehr zu finden sei, der priva- ten Unternehmung preisgegeben hatte. Die bei Aschersleben gefundene geringere Gesammtmächtigkeit des Stassfurter Salzlagers möchte ich in der Mitte des Beckens auf etwa 750 m. und seine Bildungsdauer auf circa 8000 Jahre an- schlagen. Die in früherer Zeit allgemeinere Wasserbedeckung wurde zur Ursache, dass wii- vor der Zechsteinformation so selten Salzablage- ningen erhalten finden, hingegen scheinen mit dieser Epoche beson- 1) G. Bischof, Lehibuch d. ehem. u. phys. Geologie EI. 37. (1851) for- cleiie Gyps als Liegeades jedes aus dem Meerwasser abgesetzten Salzlagers. Pfeiffer, Jiild. d. Sulzlager mit bes. Berücksicht. d. Stassfurtor Salzlagere. 87 ders günstige Bedingungen für die Entstehung derselben eingetreten 7Ai sein; vielleicht weil die Eunzelung der Erdrinde nun erst eine genügende Entwickelung erreiclit hatte, vielleicht auch weil durch die vorhergegangenen Formationen eine gute Quantität des anfangs an der Oberfläche befindlichen Wassers aufgenommen worden war, liatten doch auch die organischen Reste Massen desselben mitbegra- ben und so wesentlich zur Auflockerung der Schichten beigetragen. Jedenfalls wird aber auch das Klima zu jener Zeit in ein ruhi- geres Stadium eingetreten und mindestens unserem heutigen, tropi- schen Klima gleich gekommen sein. Dass ein solches aber zur Krystallisation des Carnallites ausreiche, habe ich früher in diesen Blättern ^ durch eigene Versuche erörtert , auch später wiederholt in grösserem Maassstabe bestätigt gefunden. Absatz von Gyps , später im Wechsel mit Kochsalz , in dessen Berührung der Gyps (CaSO* + 2H2 0) in Anhydrit (CaSO'») über- ging, kleideten das gesammte Becken zuerst mit einer mächtigen Anhydritbank aus, indem das Kochsalz durch das im Herbste, sei es durch Stürme, sei es durch Steigen des Meeresniveaus zutretende fi'ische Meereswasser wieder gelöst wurde und der Anhydrit allein hinterblieb. Endlich konnte auch das Kochsalz in allmählich immer stärke- ren .Tahresabsätzen bestehen, während der Anhydrit mehr und mehr zurücktrat, weil die Ansammlung stärkerer Lauge weniger frisches Meerwasser zuliess. Durch die am Grunde statthabende Uebersättigung ging das Kochsalz in das späthige Steinsalz (NaCl) über. Beim Concentrirterwerden des Beckeninhaltes folgte dem Stein- salz im Spätsommer Bittersalz, zu dem sich bei Ankunft des Herbst- wassers Anhydrit niederschlug. Wie früher das Kochsalz war es nun bereits mitausgefallener Carnallit (KCl,MgC12 + GH^O), der in Berührung mit Bittersalz und dem schwächeren Herbstwasser zur Bildung von Kaliumsulfat und hiermit des Polyhalit (2 CaSO^ MgSOSK^SO* + 2H2 0) Veranlas- sung gab. — Durch weitere Ansammlung von Mutterlauge verhin- dert, fiel immer weniger Gyps nieder und Bittersalz, welches in Berührung mit Steinsalz in Kieserit (MgSO* + H^O) überging, trat an die Stelle des Polyhalites, neben welchem Steinsalz immer noch 1) Arch. d. Pharm. VÜI. Bds. 4. Heft (1877). 88 rfuirior, Bild. d. Salzlagor mit bes. Bcrücksicht. d. Stassfurter Salzlagers. vorwaltete. Daneben fand nun der Carnallit in immer mehr zuneh- mender Mächtigkeit eine bleibende Stätte, bis er in der obersten Schicht das Uebergewicht über das Kochsalz erreichte. Durch die mächtige Schicht überstehender Lauge wurde derselbe am wirksam- sten vor Wiedei'auflösung geschützt, denn weiter ankommendes Meerwasser konnte höchstens obenaufschwimniend eine Schicht schwächerer Lauge bilden, die durch Fällung Tind Wiederverdun- stung Yeranlassung zur Bildung der im Carnallit vorhandenen Stein- salzbänke gab. Der in den Tropenländern so merkliche Untersclüed zwischen Tages- und Nachttemperatur begünstigte vielleicht die Krystallisation des Carnallites, doch spricht grade die besondere Form der Krystalle, in welche Stücke reinen Carnallites sich öfters zerlegen lassen, mehr für die Ausscheidung durch gleichmässig fortdauernde Verdunstung. Wesentlich verschieden von den in den Fabriken durch rasche Abkühlung gewonnenen, nähern sich diese Krj^stalle mehr den rund- lichen vielflächigen Formen, unter welchen sich der Carnallit öfters aus freiwillig in der Grube entstandenen Laugen abscheidet. Die zahlreichen Windungen, die man namentlich beim Steinsalz imd Kieserit beobachtet, legen das beste Zeugniss dafür ab, dass während der ganzen Bildungsdauer eine allmähliche Vertiefung des Beckens und als Folge hiervon ein seitlicher Druck auf die bereits erhärteten Schichten anliielt. Hie und da vorkommende, besonders auffällige Windungen der Kieseritbänke im Carnallit lassen sich durch die viel grössere Nach- giebigkeit des Letzteren erklären; vielleicht auch so, dass Bittersalz zuerst an der Oberfläche sich abschied und unter Form einer dünnen Kruste vom Winde faltenförmig übereinander geschoben, in dieser Lage weiter anwuchs, während Carnallit zwischen die Falten hinein- krystallisirte. Der auf den Carnallit folgende 8 m. mächtige Salzthon wurde wahrscheinlich durch massig verdampftes Meerwasser zu einer Zeit herbeigeführt, als noch eine gute Schicht schwerer Clilormagnesium- lauge mit Magnesiumsulfat und Kaliumchlorid über dem CarnaUit stand. Precht ^ fand im unteren Viei'tel des Salzthones 50 bis 60 7o Anhydrit und ausser Thon noch je 6 % Magnesia und Thonerde ; in 1) Chemiker -Ztg. 1882. No. 6, siehe auch Arch. d. Pharm. Bd. 219. p. 431. Pfeiffer, l>iUl. d. Salzlagcr mit bes. Bciüuksiulit. d. Slassfurtcr Salzlagers. 89 der mittleren Hälfte \var nur noch 2,27 "/(, Anhydrit, daneben aber 18,67 "/o Thonerdehydrat, 6,90 "/^ Maguesiahydrat und 3,55 \ Magne- siumcarbonat. Das oberste Viertel war ganz frei von Calcinmsulfat , enthielt dagegen neben Thon 40 bis 50 % in Säure schwer lösliclies Magne- siumcarbonat. Zur Annahme der freien Magnesia und Tlionerde wurde Precht diu-ch die leichte Löslichkeit derselben in Salzsäm-e, sowie durch den Mangel daneben vorhandener, löslicher Kieselerde bestimmt und in einer Art Verbindung untereinander sucht er die Erklärung, dass Kalilauge diese Thonerde nicht aufnahm. Von der Thatsache ausgehend, dass aus diesem Salzthone durch Schlämmen winzig kleine, aber vollkommen mit beiden Endpyra- jniden ausgebildete Bergkrystalle sich ausscheiden lassen, finde ich meinerseits hierin die Andeutung zu einer neuen Bildungsweise des Dolomites, die vielleicht viel allgemeiner ist, als die in Berührung mit Meerwasser öfters beobachtete Substitution von Magnesiumcar- bonat an Stelle von Calciumcarbonat, Ich nehme an, dass im Thon vorhandenes, wohl auch eisenhal- tiges Kalk- und Thonerdesilicat zersetzt wui'de, wobei die freigewor- dene Kieselerde in die unlösliche, krystallisirte Form überging und auch die Thonerde durch eine Art Krystallisation die Löslichkeit für Kalilauge verlor. Zuerst wurde durch Chlormagnesium das Kalksüicat zerlegt und freie Magnesia, sowie Chlorcalcium gebildet. Das Letztere wirkte nun aber auf das Thonerdesilicat imd in Gegenwart der Magnesia konnte ebenfalls nur freie Thonerde entstehen, wie auch als Gegen- product etwa resultirendes Kalksilicat durch das überschüssige Chlor- magnesium wieder hätte zersetzt werden müssen. Da auch die Sulfate des Magnesiums und Calciums zerlegend auf diese Süicate wirken, so hätte vielleicht jener Gyps auch als Nebenproduct entstehen können; doch ist es wahrscheinlicher, dass die erst angekommene Partie des Thonschlammes gleich Anhydrit mit sich führte. Das Vorwalten der Magnesia in der obersten Schicht liesse sich so erklären, dass später nur noch das leichter angreifbare Kalksüicat eine Zersetzung erlitt, vielleicht weil eine grössere Menge des Tho- nes auf einmal dazu gekommen, vielleicht auch weil die magnesia- haltige Mutterlauge inzwischen zum Ablaufen gelangt oder in ihrer 90 Pfeiffer, Bild. d. Salzlagcr mit bes. Berüclf siclit. d. Stassfurter Sal '.la^jers . Zusammensetzung verändert war. Kohlensäureaufnahme führte von oben her die Magnesia in Carbonat über, welches durch seine Kry- stallisation schwerer löslich wurde. Da dieser mikrokrystallinische Quarz von dolomitisehen Gemeng- theilen begleitet in weiter Verbreitung namentlich im Buntsandstein vorkommt und einzeln sogar das fast ausschliessliche Körnermaterial ganzer Sandsteinbänke darstellt, so möchte ich die Dolomitbüdung auf obigem Wege als eine weitverbreitete ansehen. Höhere Concentration begünstigte wohl diesen Vorgang und lässt sich der Mangel an organischen Resten in den zwischen Muschelkalk eingefügten dolomitischen Kalken ebenfalls durch diese erklären. Der Dolomit selbst würde hierdurch als Nachweis des früheren Vorhandenseins von Meereslaugen und gewissermaassen als Vorläufer von Salzlagern dienen können und für deren GegeuAvart bis in die versteinerungsleeren Schiefer zurück Zeugniss ablegen. Nachdem die Mutterlaugen abgeflossen waren, wurde mm die Anhydritdecke und das obere Steinsalzflötz über dem Carnallit abgesetzt. Wie ich mir dieses und seine besonderen Vorkommnisse diu-ch Wiederauflösimg einer entblössten Randpartie des unteren Lagers ent- standen denke, habe ich bereits früher des Näheren auseinander- gesetzt. ^ Durch Berstung oder Auflockerung der durch den Rogen- steinsattel gehobenen Deckscliichten gelangte von dort zudringendes Tage Wasser zum Carnallit, diesen theils in Kainit: (KCl, MgSO* -f SH^O oder K2S0^ MgS0^MgCl2 + GH^O) umsetzend, theils in Hartsalz überführend. Als weitere secundäre Producte entstanden der Sylvin (KCl), Reichardtit (MgSO* + TH^O), Bischofit (MgCP+öH^O), Tachhydrit (CaCP, 2MgC12 + 12H20), Astrakanit (Na^SO^ Mg SO* + iH^O), Krugit (K2S0^ MgSOS 4CaS0^ + 2 H-'O) und Schoenit (K-SO*, MgSO*+6H20). Die erlittene Aufrichtung der Schichten hatte bei der verschie- denen Härte der Bestandtheile theils mit der Schichtung laufende Spalten verursacht, theils das innere Gefuge des weicheren Carnal- lites zertrümmert; so kam es, dass man in Westeregeln denselben durch den blossen Druck der Hand in lauter Theilstückchen zer- legen konnte. 1) Arch. d. Pharm. 219 Bds. 2. Heft (1881). Pfeiffer, i)ild. d. Salzliigor mit bes. Bcrücksiciit. d. Stassfurter Siilzlagors. !)1 Hieixliirch war von oben oder von der Seite herkommenden Salz- lösungen der Eintritt ins Innere der Carnallitschicliten erleichtert und nachträglich entstandene Hohlräume in denselben vermochten sich mit den festen Bestandtheilen jeweilig entstandener Salzlösungen zu erfüllen. So gelangten die kleineren Partien von Kainit, Sylvin, Tachhy- drit u. s. w. in den Carnallit und das ursprünglich schwammig - fein- nadelige Krystallmagma des Stassfurtit, welches beim nachträglichen Schwinden Sprünge oder Hohlräume bilden musste, konnte dm-ch successive Ausfüllung mehrere fremde Bestandtheile nebeneinander aufnehmen. Auf Grund seiner Beobachtungen - glaubte Prietze, dass sich Kainit hauptsächlich da gebildet habe, wo der Carnallit stark mit Kieserit durchsetzt gewesen, Hartsalz aber da, wo er besonders rein war. Ich halte mehr- dafür, dass die Möglichkeit der prompten "Weg- führung des Chlormagnesiumgehaltes entscheidend wurde. In Leopoldshall wie in "Westeregeln war es ein spaltenförmiges Zudringen von Wasser, welches das Hartsalz gebildet und der Chlor- magnesiumlösung Gelegenheit gegeben hatte, nach der Tiefe abzu- sickern, um dort theils die Schichten gleichmässig zu durchdringen, theils wie in Leopoldshall, in Zwischenflächen scharf umgebogener Steinsalzbänke, als Bischofit eine Zuflucht zu finden. "Wo das "Wasser durch die allgemeine Zersplitterung der Schich- ten sich wohl verbreiten, aber nicht geradezu abfliessen konnte, bil- dete sich Kainit, selbstverständlich nachdem das Wasser, das Chlor- magnesium vor sich her drängend , sich vorher noch mit Magnesium- sulfat gesättigt hatte. Dies konnte erst geschehen, nachdem der Kieserit vorher in Berührung mit "Wasser in Bittersalz übergegangen war, darum findet sich auch der Reichardtit immer nur in dünner Schicht dem Salz- thon anliegend. Das stärkere Auftreten des Tachhydrites in der Nähe und unterhalb des Kainites charakterisirt diesen als durch gyps- gesättigtes "Wasser entstandenes AbfaUproduct der Kainitbildung, doch könnte in einzelnen Fällen auch Zudringen von Chlorcalcium vom Salzthon her den Carnallit in Tachhydrit und Sylvin zerlegt haben. 92 rfoifTer, Bild. d. Saklagcr mit bes. Berücksicht. d. Stassfuiter Salzlagcrs. Die im "Westeregeiner Salzthon vorhandenen besonderen Vor- kommnisse Glanberit (Na^ SO*, Ca St)*)' und die Pseudomorphosen, früher sehr schwierig zu erklären, erscheinen mir heute, nachdem OS klar geworden, dass hier die weiclien Carnallitschichten bis zur Iduftförmigen Zusammenquetschung steil aufgerichtet sind, sehr natür- lich, als von einer in den Salzthon hineingedrückten Partie des CarnaUitlagers herrührend. Durch wiederholt zugedrungenes Wasser \sairden die Bestand- ^theile dieser theils bis zum Hinterbleiben des Eisenglimmers weg- geführt, theils in Hartsalz das Gemenge von Sylvin, Kieserit und Steinsalz zerlegt. Im Thon gebildete grosse Dihexaeder von Sj^lvin und kleine Würfel von Steinsalz wurden unter Erhaltung und Yerkieselung ihrer Matrix (letzteres durch Wirkung von Magnesiasalz auf Silicat, wie vorstehend erörtert) ihres Inhaltes entleert, später aber durch eine Losimg von Steinsalz mit diesem ausgefüllt. Dabei war vielleicht die schwächere Hülle die Ursache, dass bei den Dihexaedem eine rasche KrystaUisation in körniger Form unter Mitaufnahme von Eisen- glimmerspütterchen statt hatte. Bei der dickem Hülle der kleinen Krystalle war der für den Salzabsatz nötliige Austausch mehr behindert, die KrystaUisation ging daher langsamer vor sich und ergab ein spätiges Ausfüllungsproduct. Bei der Gleichmässigkeit und langen Dauer des Nachschubes und der Aufrichtung musste gerade der Salzthon für derartige Bil- dvmgen äusserst günstig sein, weil er bald einzelne Theile einhüllen bald wieder sie dem Einfluss des Wassers freilegen und in Lösung überführen konnte, ebenso aber auch die Verschiebung der leeren Matrix ohne Zertrümmenmg ennöglichte. So wurde auch der Anhydrit in Gyps übergeführt, welcher Ersteren im dortigen Hartsalz in mehrere Millimeter grossen Zwil- lingskrystallen vertritt; an Stelle abgelagerten Fasergypses trat Stein- salz in gleicher Form auf und durch Umsetzung von solchem mit Gyps entstand die Verbindung des Glauberit. Schliessend sei noch eines der ursprünglichen Bestandtheile der CarnaUitregion gedacht, des Stassfurtit (Mg^ B^Qi^ . MgCl^). 1) Archiv d. Pharm. 19. Bds. 6. Heft, siehe auch Ochsenius, Die Bildung der Salzlager. E. Reichai-dt, Gehalt der Butter an Fettsäm-en. 93 Nölluer hat nachgewiesen, dass sich in Salpetermutterlaugen ein chlormagnesiinnhaltiges Magnesiumborat abscheiden kann. Ich nehme nun an, dass sich bei dem grossen Ueberschuss des Chlormagnesiunis ein solches mit höherem Gehalt an Chlormagne- siumhydrat, als ihn der Boraeit und dessen obige Formel aufweist, abschied. Bei der Behandlung mit Wasser geht dieses jedoch unter allmäh- licher Abgabe jenes Ueberschusses in die stabilere Verbindung des Boracites über. Da wo im Salzlager eine nachträgliche Entziehung des Chlormagnesiumüberschusses statt hatte, trat diese Umbildung zu Boraeit in krystallinischer Form auf, sobald die Kleinheit des Stass- furtit- Einschlusses eine genügende Einwirkung zuliess. In der That wurde zuerst B. Schnitze auf kleine Krystalldrusen von Boraeit aufmerksam, die nach innen immer kleinere Kiystalle, im Centrum aber noch einen Kern unveränderten Stassfiu'tits enthielten. Die Erscheinungen bei der Vorbereitung des Stassfiutits für die Analyse sprechen sehr für meine obige Ansicht; statt mit Wasser müsste man denselben also mit gesättigter Chlormagnesiumlösung höchst fein rei- ben, dann Letztere abpressen und versuchen, ob Alkohol vielleicht den Rest ohne Zersetzung wegnähme. Gehalt der Butter an Fettsäuren. Von E. Reichardt in Jena. Diurch die Untersuchungen von Hehner und Reichert ^\T,irde zuerst die Aufmerksamkeit auf die Gleichmässigkeit der flüchtigen und festen Fettsäuren in der Butter hingelenkt und die Bestimmung derselben sehr bald als die entscheidende für die Erkennung der ün verfälschtheit einer Butter in Anspruch genommen. Hehner '^ verseift die wasserfreie, reine Butter mit Kali imd und Alkohol, scheidet die festen Fettsäuren durch Säuren ab und bestimmt letztere mit grosser Vorsicht im völlig trockenen Zustande. Die Untersuchungen von Hehner ergaben Schwankungen von 85,4 bis 86,2 Proc. fester Fettsäiuren; Turner fand bei ausschliesslicher Fütterung mit OeUaichen 86,3 Proc; ich fand (s. die gleiche Abhandl. 1) Diese Zeitschrift 1878. Bd. 212. S. 129 u. f. Zeitschr. für analy- tische Chemie 1877. S. 145. 94 E. Reichardt, Gehalt der Butter an Fettsäui-en. in cl. Zeitschrift) 85,7 — 88,02 Proc. oder im Slittel von 9 Yersuchen 87,80 Proc. und Hehner sprach als Grenzzahl für reines Butterfett bis 88 Proc. fester Fettsäuren aus. Unter den bekannten Fetten, welche zur Verfälschung der Butter dienen können, enthalten Rindstalg, Schweinefett, Gänsefett, Molmöl, Mandelöl, Rüböl, Olivenöl 93,8 — 95,97 Proc. in Wasser unlöslicher Fettsäuren und geben dadiu-ch genügend Anhalt zur Erkennung. Fleischmann und Yieth^ fanden bei einer grossen Zahl Untersuchungen ächter Butter 85,79 — 89,73 Proc. in Wasser unlös- licher Fettsäuren, jedoch letztere Zahl sein* selten und sprechen sich dahin aus, dass man bei 87,5 Proc. Gehalt und weniger sicherlich in den seltensten Fällen fehlgreifen dürfte, wenn man die Butter als acht bezeiclme, und schliessen sich der Grenzzahl 88 nach Hehner völlig an, als mit einem hohen Grad von Sicherheit versehen. Dagegen fand Kretschmar^ mehrfach die Zahl über 89 und schlägt vor, die sog. Greuzzahl auf 90 zu erhöhen; auch Jehn fand nach der Aenderung der Methode nach 0. Dietsch (Zusammen- schmelzen der Fettsäuren mit Wachs und dann erst Wiegen) 86,2 bis 89,0 Proc. , die höheren Zahlen namentlich bei Zusatz von Wachs. Eine wesentliche Verbesserung oder gegenüber zu stellende Methode gab nun Reichert^ durch Bestimmung der flüchtigen Fett- säuren, deren Menge durch die verbrauchten CG. Vio Normalalkali ausgedrückt wird. „2,5 G. * wasserfreies, durch Baumwolle filtrirtes und gereinigtes Fett werden im flüssigen Zustande in einem etwa 150 C.C. fassen- den Kölbchen — am besten von der von Erlenmeyer angegebenen Form — abgewogen, sodann 1 G. festes Kalihydrat und 20 C.C. 80procentiger Weingeist hinzugefügt. Diese Mischimg wird im Wasser- bade unter fle issigem Umrühren so lange behandelt, bis die erhaltene Seife eine nicht mehr aufschäumende, schmierige Masse bildet. Hierauf werden 50 C.C. Wasser in das Kölbchen gegeben, und die Seife, nachdem sie sich im Wasser gelöst hat, mit 20 C.C. ver- dünnter Schwefelsäure (1 C.C. reiner Schwefelsäure auf IOC. C. 1) D. Zeitschi-. 1878. Bd. 21.3. S. 2.Ö7. Zeitschi-, f. aualyt. Chemie 1878. Bd. 17. S. 287. 2) D. Zeitschr. 1878. Bd. 213. S. 561. Chem. Bericht X. 2091.; femer Jehn, d. Zeitschr. Bd. 212. S. 33.'). 3) D. Z. 1879. S. 163. Zeitschr. f. anal. Chemie 1870. S. 68. 4) Zeitschr. f. anal. Chenüe 1S79. S. 60. E. Reichardt, Gehalt der Butter an Fettsäureu. 95 Wasser) zerlegt. Man unterwirft nun den Inhalt des Kölbchens der Destillation mit der Vorsicht, dass man, um das Stossen der Flüssig- keit zu vermeiden, einen schwachen Luftstrom durch letztere leitet. Auch empfiehlt es sich, eine Kugelröhre mit weiter Oeffnung, wie solche hei der Bestimmung des Siedepunktes angewandt wird, mit dem Kölbchen zu verbinden, um ein Ueberspritzen von Schwefel- säure zu verhüten. Das Destillat, welches namentlich bei butter- armen Fetten und bei rascher Destillation stets etwas feste Fettsäiu-en absetzt, wird unmittelbar durch ein angefeuchtetes Papierfilter in ein 50 C.C. Fläschchen filtrirt. Nachdem etwa 10 — 20 C. C. davon über- gegangen, giesst man das Destillat wieder in das Kölbchen ziunick und setzt hierauf die Destillation fort, bis das Fläschchen genau 50 C.C. Destillat enthält. Das Destillat, welches bei massigem Gange der Destillation eine wasserhelle Flüssigkeit bleibt, wird sofort, nach Zusatz von 4 Tropfen Lackmustinktiur, mit Yio Normal -Natron- lauge titrirt. Die Titration ist beendet, wenn die blaue Farbe des Lackmus auch nach längerer Zeit bestehen bleibt." Die Untersuchungen Reichert's ergaben hierbei Schwankungen bei reinem Butterfett von 13,0 — 14,95 C.C. ^j^q Normalalkali oder im :Mittel 13,97, abgerundet 14,0 C.C. Die gleich dargestellten Destillate von Cocosnussfett verbrauchten nur 3,70 C. C. Oleo- Margarinbutter . . . .0,95 - Schweinsfett 0,30 - Nierenfett 0,25 - Rüböl 0,25 - ^/lo Normalalkali. Diese Unterschiede treten weit deutlicher hervor, und, da sie mittelst der leicht und sehr sicher auszufühi-enden Neutrali- sation mit titrirter Lauge erhalten werden, wird diese Methode die brauchbarste, welche bis jetzt bekannt. Um die Schw^aniungen der gefundenen Zahlen bei reinem Butterfette auszudrücken, giebt Reichert der Grenzzahl 14 noch das + oder — 0,45 , wobei allerdings die selbst von ihm erhaltenen höchsten Zahlen als Ausnahme nicht zur Geltung gelangen. Die Controlbestimmimgen mit künstlich dargestellten Fett- gemischen entsprechen sehr gut den berechneten Zahlen und kann ich dies aus zahlreichen Untersuchungen meinerseits bestätigen. Reichert glaubt daher nach seinen Untersuchungen mu- Butter als acht bezeichnen zu dürfen, welche mehr als 13 C.C. ^^^ Normal- OG E. Rcichardt, Golialt der Butter an Fettsäuren. uatronlaiige erfordert, zu beanstanden aber bei Yerbrauch von nur 12,5 C.C. Lauge u. s. w. Die Berechnungen künstlicher Gemische führen zu der allgemeinen Formel B = a (n — b), wobei B die An- zahl der Butterprocente, n die verbrauchten C. C. Natronlauge bedeu- ten und die Gleichung ergiebt sich =B = (7,30 + 0,24) (n — 0,30); liinsichtlich der Begi'ündung ist die Originalarbeit einzusehen. Die Ausführung der Berechnung kann dann so geschehen: „Um den wahrscheinlichen Butterfettgehalt eines Eettgemisches in Procenten zu finden, ziehe man von der Anzahl der zur Titration verbrauch- ten Cubikcentimeter Natronlauge 0,30 ab und multiplicire den Rest mit 7,30." Sieht man von den abzuziehenden 0,30 ab und berechnet man einfach den Yerbrauch an C.C. Natronlauge in einfacher Proportion zu dem Verbrauche bei reiner Butter =14, so erhält man ebenfalls sehr nahe liegende Zalilen. Der Fehler steigt natürlich bei Zusatz geringer Mengen fi-emder Fette, was in der Regel nicht der Fall sein wird, um lohnenderen Ge^\dnn zu erzielen. Der Aufforderung Reichert's zu grösseren Control versuchen folgte bald eine sehr ausführliche Arbeit von MeissP mit 84 ver- schiedenen Fettproben. Meissl verdoppelte das Gewicht der zu nehmenden Butter, statt 2,5 g. 5 g., und giebt das Verfahren fol- gend an: „5 g. geschmolzenes, vom Bodensatz (Wasser, Salze-, Casein) abgegossenes und filtrirtes Fett werden in einem , etwa 200 C. C. fassenden Kölbchen mit 2 g. festem Aetzkali (welches man sich als gleich lange Stückchen vorräthig hält) und 50 C. C. 70 %tigen Alko- hol unter Umschütteln im Wasserbade bis zum Verschwinden der öligen Tropfen erhitzt und die klare Seifenlösung sodann bis zur vollständigen Verflüchtigung des Alkohols eingedampft. Den erhalte- nen dicken Seifenleim löst man in 100 C. C. Wasser und zersetzt ihn mit 40 C.C. verdünnter Schwefelsäure (l : 10). Das Kölbchen wird mm mit einigen Hanf körn - grossen Bimssteinstückchen beschickt, durch ein knieförmig gebogenes Kugeh-ohr mit einem kleinen Kühl- apparat verbunden imd der Inhalt, der ohne zu stossen ruhig kocht, der Destillation unterworfen; diese ist in etwa 1 Stunde beendet und liefert auch bei raschem Gange stets Schwefelsäure -freie Destil- 1) D. Zeitschr. 1879. Bd. 21.'). S. 531. DinRl. ijolytechn. .Touvn. Bd. 2.33. S. 229. u. f. E. Reichardt, Gehalt der Butter an Fettsäuren. 97 late. 110 C. C. des Destillates werden in einem entsprechend cubi- cirten Külbclien aufgefangen, dann filtrirt und vom Filtrate 100 C. C. nach Zusatz einer immer gleichen, geringen Menge Lackmustinctur so lange mit ^/jq Normal - Kalilauge versetzt, bis die blaue Farbe der Flüssigkeit auch nach längerem Schütteln sich nicht mehr ver- ändert. Die Anzahl der verbrauchten C.C. KaKlauge muss selbst- verständlich um '/^o vermehrt Averden, um der Gesammtmenge des Destillates zu entsprechen. Der zu verwendende Alkohol soU frei von flüchtigen Säuren und Aldehyd, das Aetzkali nicht zu sehr mit Nitraten und Clüoriden verunreinigt sein, um nicht aus diesen Quel- len im Destillate freie Säuren zu erhalten. Aus diesem Grunde empfiehlt sich die Anstellung eines Controlversuches ohne Hin- zuthun eines Fettes und muss derselbe ein säurefreies Destillat er- geben." Meissl untersuchte hierbei ferner auch das Butteröl, d. h, den bei 20** C. noch flüssig bleibenden Theil von geschmolzener und wieder erkalteter Butter, welcher durch Pressen getrennt wurde. Vier Proben selbst dargestelltes Butteröl verbrauchten 32,0 bis 34,5 C.C. Vio Normalalkali im Destillate (oder nach Reichert halb soviel — 16,0 — 17,25 C.C. — , da Meissl die doppelte Menge But- ter zur Prüfung nimmt), demnach sind in dem flüssigen Theile der Butter mehr flüchtige Säuren enthalten und werden weichere Buttersorten leicht etwas höhere Zah- len für das verbrauchte Alkali ergeben. 49 Proben ächter Butter verbrauchten 27 — 31,8 C.C. Normal- alkali (Reichert = 13,5 — 15,9); bei nur 8 von den 49 Proben gebrauchte Meissl über 30 C.C. NormalalkaH, bei weiteren 12 über 29 C.C. und die übrigen 29 zwischen 27 — 29 C.C. (13,5 — 14,5), weshalb derselbe Butter, welche mehr als 27,0 C.C. (13,5) Normalalkali verbraucht, als unzweifelhaft acht anse- hen will. Die Ergebnisse Reich erts werden durch Meissl nur bestätigt und erweitert dahin, dass auch Erklärung für stärkeren Yerbrauch an Alkali geschaffen wurde. Die nach der Prüfung bekannter reiner Butterproben aufgeführ- ten Ergebnisse bei Handelswaare fallen sofort bedeutend herab, von 26,7 — 22,8 C.C. Selbst dargestellte Gemische 1) von 25 "/o Schweineschmalz und und 75^0 Butter verbrauchten 22,2 C.C, 2) 35 7„ Kunstbutter und Ajch. d. Pharm. XXH. Bds. 3. Hft. 7 ÖÖ E. Reichardt , Gehalt der Butter an Fettsäuren. 65 % i'einer Butter 20,0 C. C, 3) 50 Proc. reines Butterfett und 50 Proc. Talg und Schweineschmalz, 16,3 C. C, 4) 33 "/o reines But- terfett 67 ^/o Rüböl und Talg, 11,6 C.C, 5) 25% reines Butterfett und 75 % Schweineschmalz 9,6 C. C. und diesen Abstufungen ent- sprechen sehr gut die Handelssorten von Kunstbutter oder verschie- dene Handelsbutterproben, welche als acht in Wien angeboten wurden. Diesen ausführlichen Arbeiten gegenüber fand Munier' in Holland weit niedrigere Zalilen für den Yerbrauch an Normalalkali nach Reichert; Muni er ändert das Verfahren von Reichert aber- mals dahin ab, dass er zwar dieselbe Menge reines Butterfett nimmt, aber nur 5 C.C. einer 20procentigen alkoholischen Kalilösung, dem- nach 4 Mal weniger Alkohol, Avie Reichert. Munier giebt an, dass die grössere Menge Alkohol unnöthig sei; vergleichende Versuche hier ergaben uns wiederholt weniger flüchtige Fettsäuren bei Ver- ringerung des Alkohols, als ob bei dieser Aenderung die Verseifung doch nicht so vollständig erfolge. Es ist überhaupt nicht zu empfeh- len, immer und immer Aenderungen eines Verfahrens zu bieten, ohne Mittheilung der Gegenversuche, welche genauestens beweisen müssen, dass dies neu geänderte Verfahren völlig gleiche Ergebnisse liefere. Munier entfernt dann die letzten Reste Alkohol durch Luftstrom und zersetzt die Seife mit Phosphorsäure statt Schwefelsäure. Mit diesem so geänderten Verfahren verbraucht Munier bei ächter Butter bis nur 9,2 C.C. Vio Normalalkali und glaubt, nament- lich eine verschiedene Mischung der Butter in verschiedener Jahreszeit annehmen zu müssen. Für August bis October soll der durchschnittliche Verbrauch an Normalalkali 11 C.C. betragen, für October bis März 10,0 C.C, für März bis Mai 12,1 C.C. und für Mai bis August 12,4 C.C. Diese Zahlen sind sehr wesentlich niedriger, als diejenigen von Reichert undMeissl und Anderen, während bisher die Ergebnisse Reiche rts nur bestätigt worden waren. Munier selbst zeigt auf Aenderung der Fütterung in den Jahreszeiten hin, auf Beginn der Weide, olrne bestimmte Ansprüche zu erheben. Ambuhl 2 untersuchte Proben von Butter der Schweiz und ver- brauchte nach Reichert im Mittel 14,67 C.C. Normalalkali, die 1) D. Zeitschr. 1882. Bd. 220. S. 850. Pi-esenius, Zeitschr. f. anal. Chemie 1882. S. 394. 2) D. Zeitschr. 1881. Bd. 218. S. 203. Schweizer. Wochenschrift f. Pharmacic 1881. S. G7. E. Reichardt, Gehalt der Butter an Fettsäuien. 99 Mengen schwanken bei 6 verschiedenen Proben zwischen 14,05 bis 15,55 C. C, bestätigen demnach die Zahl Reicherts sehr gut und gleichzeitig die Versuche von Meissl, nach welchem dieser höhere Verbrauch auf flüssiges Butterfett zurückzuführen wäre. Um diese für die Beurtheilung der Reinheit der Butter so wich- tige Frage noch mehr zu klären , beschloss die hiesige Versuchssta- tion, eine Reihe dahingehender Versuche zu genehmigen. Herr Domänenpächter Graefe in Zwätzen bei Jena erklärte sich bereit, die Butterproben aus seinem Stalle zu liefern und Herr Assistent Koenig unternahm die Bestimmung, sowohl der in "Wasser unlös- lichen Fettsäuren nach Hehner, wie der flüchtigen nach Reichert, in der ersten Zeit der Untersuchung siad beide Methoden nicht im- mer gleichzeitig in Verwendung gekommen. In dem Kammergute Zwätzen wird jetzt Holländer Rape gehalten; der Wechsel des Fut- ters wurde erst nach Beendigung der Versuche in Vergleich gezo- gen, um in keiner Weise auch nur äusserlich beeinilusst zu werden. Die Versuche ergaben : nicht flüchtige in Wasser unlösliche Fettsäuren, nach Hehner 1882 flüchtige Fettsäuren nach Reichert in C. C. Nor- malalkali l.Dec. 87,02 Proc. 14,3 C. C. 8. - 87,2 - — - 15. - 87,3 - — - 22. - 87,39 - — - 29. - 87,46 - — - 5. Jan. 87,37 - — - 12. - 88,30 - — - 19. - 90,0 - 13,8 - 26. - 88,5 - 14,4 - 2. Febr. 87,29 - 14,4 - 9. - 87,32 - 14,6 - 16. - 87,3 - 14,7 - 23. - 87,4 - 14,5 - 2. März 87,7 - 14,0 - 9. - 87,4 - 14,3 - 20. April 87,7 - 14,0 - 27. - 87,2 - 14,3 - 4. Mai 87,25 - 14,0 - 7. - 87,40 - 14,4 - 100 E. Reichai'dt, Gehalt der Butter au Fettsäuren. nicht flüchtige in Wasser uulösüchc Fettsäuren, nach Hehner 1882 18. Mai 87,2 25. - 87,4 - I.Juni 87,5 8. - 87,7 15. - 87,7 - 22. - 87,6 - 29. - 87,6 6. Juli 87,3 - 13. - 87,3 - 20. - 87,7 27. - 87,8 - 3. Aug. 87,4 - 10. - 87,8 - 17. - 87,4 - 24. - 87,5 - 31. - 87,7 7. Sept. 87,7 - 14. - 87,6 21. - 87,ö - 28. - 87,8 - 5. Oct. 87,6 12. - 87,6 - 19. - 88,0 - 26. - 87,6 - flüchtige Fettsäuren nach Reichert in C. C. Nor- malalkali 14.7 C.C. 13,9 - 13,9 14.0 - 14.1 - 1.3,8 13,9 14,4 - 13,9 - 13.8 - 14.7 - 14,6 14.0 - 13.9 - 14.1 - 14,0 14,3 13,9 - 13.8 - 14,3 - 14,0 13,9 - 3 Mal, d. 12., 19. und 26. Jan. wird die Zahl 88 bei den in Wasser unlösüchen Fettsäuren überschritten, die gleichzeitige Ei'uiitte- lung der flüchtigen Fettsäuren am 19. und 26. Jan. liält sich aber vöUig in den von Reichert gegebenen Grenzen von 14 -f 0,45. Man ist daher Avohl veranlasst, hier Fehler in der Bestimmung zu suchen. Das Mittel aller 43 Versuche ergiebt für die in "Wasser unlös- lichen Fettsäure 87,62 Proc. und lässt man die 2 höchsten Zahlen vom 12. imd 19. Jan. fallen, so ändert dies so gut wie nichts, denn die Mittelzahl ist dann 87,55. Die Bestimmung der flüchtigen Fettsäuren schwankt zwischen 13^8 — 14 j und das Mittel der 35 Versuche ist 14,16 C.C. ^/k, Nor- jnalalkali. Bei der Ermittelung der flüchtigen Fettsäiu-en wurde unter E. licicliardt, Gclialt clor Butter an Futtsiiiircn. 101 den 35 Bestimimmgen nur 5 Mal die Zahl 14,5 um wenig überscliritten, 14,6 und 14,7. Die Schwankungen in sämmtlichen Bestimmungen lassen endlieh in keiner Weise einen Einfluss der Jahreszeiten ersehen. Nach dem nachträglich gegebenen Fütterungswechsel war der- selbe gerade in der Bestimmungszeit ein sehr reger; hervorgerufen durch örtliche Verhältnisse, wie Separation, und äxirdh. die starke Trockenheit eines Theiles im Jahre. Vom October bis gegen Mitte Mai wurde Winterfutter verab- reicht für den Kopf Melkvieh 5 Pfund Weizenkleie (manchmal auch Roggenkleie), 2 Pfund Eapskuchen, 70 Pfund Runkelrüben, Grersten- stroh und Spreu (von allen Getreidearten gemengt) nach Belieben, im Durchschnitte 25 Pfund Stroh und Siede. Einige Tage in der Woche bekamen die Melkkühe für die Weizenkleie Biertrebern. In der Woche von 20 — 27. Mai wurde Mittags als Futter abgemähter Raps gefüttert; vom 28. Mai bis 4. Juni w^urde auch Abends Grün- futter (Lupine) gegeben und von da zur alleinigen Grünfütterung übergegangen (Saufen nur reines Wasser). Ende Juni imd die erste Hälfte des Juli ^^alrden einige Zuckerrübenabschnitte schon mitgefüttert und dazu Hafer, Gerste und Erbsengemenge, im October nur Zucker- und Runkelrübenabschnitte. So weit die freundlichen Mittheilungen des Herrn Amtmann Gräfe. In keiner Weise lassen diese ganz bedeutenden Aenderungen in der Nahrung, der Uebergang von Trocken- zu Grünfiitter u. s. w. einen Einfluss auf die Mischung der Butter hinsichtlich der Fett- säuren erkennen. Weder Jahreszeit, noch Futterwechsel gestatten einen Anhalt zu irgend anderen Mittelzahlen , so dass diese Ver- suchsreihe niu- das bestätigt, was Heliner wie Reichert von An- fang an erkannten und Meissl's zahlreiche Untersuchungen gleich- falls lehren, nämlich die annähernde Gleichheit der Butter in dem Gehalte der Fettsäuren. Hehners erster Ausspruch, dass eine Butter, welche mehr als 88 Proc. im Wasser unlöslicher Fettsäure enthalte , zu beanstanden sei und zu anderweitigen Versuchen Anlass gebe, bestätigt sich hier völlig und ebenso die von Meissl gezogenen Sätze für die flüch- tigen Fettsäuren, dass eine Butter zu beargwöhnen sei, welche we- niger als 13 e.G. ^/lo Normalalkali zur Neutralisation der flüchtigen Fettsäuren bedürfe. Beide Bestimmungen der in Wasser unlöslichen Fettsäuren und vielleicht noch mehr diejenige der flüchtigen geben den sichersten 102 Piüfung des Natrium benzoicum. Anhalt zur Beurtheilung einer Butter, jeäoch ist es bei der auszu- sprechenden Beschuldigung jedenfalls angemessen, noch einige , wei- tere Prüfungen zur Bestätigung des Verdachtes anzustellen, sowie auch anderweitige Zusätze festzustellen. Am buhl erwähnt in seiner oben besprochenen Arbeit über schweizerische Butter die mikroskopische Prüfung, Bestimmimg des Fettgehaltes, des specifischen Gewichtes des Butterfettes bei 100° C, die Prüfung auf Farbstoffe. Ich erlaubte mir, vor dem Bekanntwer- den der üntersuchungsweisen von Hehner und Reichert in dieser Zeitschrift 1877. Bd. 210. S. 339 eine Uebersicht der bekannten Verfälschimgen der Butter zu geben, mit der Erkennungsweise, wo- bei namentlich auch die Bestimmung des Schmelzpunktes von But- ter und der Fettsäuren hervorgehoben wurde. Diese Untersuchun- gen haben mir bis jetzt stets völlig sichere Unterlage zur Beurthei- lung einer fraglichen Butter gewährt. Auch die von Birnbaum jüngst herausgegebene Prüfimg der Nahrungsmittel im Grosherzogthum Baden bestätigt die Angaben von Munier in keiner "Weise ; die von ihm geleiteten Untersuchungen von Butterproben ergaben niemals imter 13 C.C. Normalalkali nach Reichert, auch nicht bei Prüfungen in den verschiedenen Mona- ten und so müssen diese Ergebnisse von Munier erst weiter bestä- tigt werden, wenn nicht, wie früher erwähnt, die bedeutende Ver- minderimg des Alkohols bei der Verseifung die alleinige Schuld trägt, wie Versuche von uns es mehrfach ergaben. Die Beobachtimgen in Deutschland, auch an fremdländischer Butter, haben stets Bestätigungen der oben mehrfach wiederholten Zahlen von Reichert und Hehner ergeben. B. Monatsbericht. Zur Prüfung des Natrium benzoicum. — Nachdem Hellwig auf die Inconsequenz hingewiesen hatte, welche darin liegt, dass die Pharmacopöe eine aus Siamharz durch Sublimation bereitete Benzoesäure verlangt, für Natrium benzoicum eine gleiche Bestim- mung aber nicht getroffen hat, was um so mehr zu bedauern sei, als erfahrungsgemäss das mit ächter Harzben zoesäure hergestellte, freilich auch sehr them-e Natriumbenzcat eine kräftigere und bessere Wirkung habe, als das mit künstlicher Säure bereitete, — theilte Hager mit, dass bezüglich der Unterscheidung beider Präparate Prüfung des Natrium benzoicum. 103 weder durch das Mikroskop, noch auf dem Wege der Abscheidung der Säure durch Zusatz von Salzsäure zur wässrigen Lösung ein befriedigendes Resultat zu erzielen sei. „ Die Erkennung gelingt aber leicht und einfach, wenn man 0,1 g. des Natriimibenzoats in lOC.C. "Wasser löst und die Lösimg mit 20 Tropfen Kaliumper- manganatlösung versetzt. Das Harz-Benzoat bewahrt die Perman- ganatfarbe über 1 Stunde (oft 3 bis 4 Stimden) hindurch, während das mit künstlicher Benzoesäure bereitete 8alz innerhalb einer hal- ben Stunde schon die Farbe wechselt und sich bräunt." (S. S. 34.) Hierauf erwiderte zunächst Schacht, dass diese Prüfungs- methode ganz und gar nicht zutreffend sei, dass im Gegentheil ein mit ächter Harzbenzoesäure dargestelltes Natriumbenzoat sich grade umgekehrt verhalte, wie Hager angiebt. „ 0,1 g. desselben in 10 C. C. Wasser gelöst und mit 20 Tropfen der volum. Kaliumpermanganat- lösung versetzt, lässt die Farbe des letzteren fast sofort verschwin- den, während das mit künstlicher Säure dargestellte Salz unter glei- chen Verhältnissen die Kaliumpermanganatlösung nach 48 Stunden noch violett erscheinen lässt. Das ächte Natriumbenzoat hat eine grauweisse Farbe, das aus künstlicher Säure bereitete Salz ist dagegen rein weiss." Auch Brunnengräber, der selbst Fabrikant von Harzbenzoe- säure ist, erklärte die Angaben Hager's für irrig. Wie schon Schacht gesagt habe, sei das äussere Ansehen der beiden Präparate ein ganz verschiedenes und auch beim Ausfällen der Benzoesäure aus den beiden Benzoaten sei leicht ein grosser Unterschied zu beobachten, indem die Harzbenzoesäure diuch Salzsäure aus dem entsprechen- den Natriumsalze mit brauner Farbe, die künstliche Benzoesäure aber aus dem damit hergestellten Natriumbenzoate glänzend weiss gefällt wird. Ueber die Reaction mit Kaliumpermanganat bemerkt Er., dass, wenn man 0,1 g. harzbenzoesaures Natrium in 10 CG. Wasser löst, man eine braim gefärbte, beim Schütteln stark schäu- mende Lösimg erhält, in welcher man auf Zusatz von 20 Tropfen Liq. Kalii permangan. nichts weiter beobachten kann, als dass die Farbe immer dunkler wird. Löst man hingegen 0,1 g. des mit künstlicher Säure bereiteten benzoesauren Natriums in 10 CG. Was- ser, so erhält man eine klare farblose, beim Umschütteln nicht schäumende Lösung, welche auf Zusatz von 20 Tropfen volumetr. Kaliumpermanganatlösung eine schöne rothe Farbe annimmt und diese Färbung mindestens 48 Stunden noch behält. Diesen Auslassungen Schacht's imd Brunnengräber's setzte Ha- ger neuerdings die Behauptung entgegen, dass die von ihm angege- benen und wiederholt ausgeführten Reactionen ganz richtig seien, er erfand bei dieser Gelegenheit auch zwei neue Namen: Natrium- resinbenzoat und Natriumartificialbenzoat; in einer Schlussnotiz aber stellte er die überraschende Behauptimg auf, „dass man mit Harz- benzoesäure seit jeher die auf nassem Wege aus der Benzoe 104 Prüfung der Citronensäui-e, abgeschiedene und aus Wasser kry stall isirte Benzoesäure bezeichnet, und dass mit diesem Namen die aus Benzoö sublimirte Säure zu bezeichnen, nur auf einer irrthümlichen Auffassung beruhen kann." Ueber das „ seit jeher " in dieser seltsamen Behauptung hat sich Ref. vergebens in den verschiedenen Werken Hager's Aufklä- ning zu verschaffen gesucht, anderen Lesern wird es wohl ebenso ergehen. Jedenfalls lohnt es nun nicht mehr, mit Hager weiter über die Frage der Unterscheidung der Natriumbenzoate zu streiten. (Pharm. Centralh. 1883. No. 50 u. 52, 1884. No. 2 utid Pharm. Zeit. 1883. No, 102. J O. H. Zur Prüfung der Citroncnsänre. — Die von der Pharma- copoe vorgeschriebene Prüfungsweise der Citronensäure auf Wein- säure ist schon mehrfach getadelt worden. Die Pharmacopöe sagt nämlich: „Wenn man die wässrige Lösung der Säure (1 = 3) mit einer Aveingeistigen Lösung von Kaliumacetat vermischt, darf kein weisser Niederschlag entstehen." Der Grund des Tadels liegt nun in der Hauptsache darin, dass die Pharmacopöe weder über die Menge der zuzusetzenden Kaliumacetatlösimg noch über deren Con- centration eine Bestiminung getroffen hat, und dass überdies etwas wechselnde Resultate gewonnen werden, je nachdem man die Säiu-e- lösung in die Kaliumacetatlösung oder umgekehrt diese in die Säure giebt. G-. Yulpius zeigt, wie man vorgehen muss, um unter Beibehal- tung des Prüfungsmodus der Phaimacopöe mit voller Sicherheit noch eine Beimischung von weniger als 1 Procent Weinsäure in der Ci- tronensäure nachweisen zu können: Man bereitet sich eine spiri- tuöse fünfprocentige Lösung von Kaliumacetat und eine Lösung von 1 Theil der zu untersuchenden Citronensäure in 2 Theilen Wasser und bringt zu 2 C.C. der ersteren 1 C.C. von der zweiten. Die ersten Tropfen hinzufallender Säurelösung verursachen eine starke Ausfällung von Kaliumeitrat, welche aber bei weiterem Zusatz voll- kommen und eben in dem Maasse wieder verschwindet, als die Mischung wässeriger und damit für Kaliumeitrat lösungsfähiger wird. Ist ein voller Cubikcentimeter der Säurelösung zugegeben worden, so resultirt bei reiner Citronensäure eine absolut klare Mischung, während bei 2 Proc. Weinsäuregehalt sofort , bei 1 \ Proc. nach einer Minute kräftigen Schütteins starke Weinsteinfällungen entste- hen und noch bei 1 Proc. Weinsäure nach 10 Minuten eine sehr auffallende Trübung durch kleine Krystalle des Kaliiunbitartrats eintritt. Die Prüfungsweise der Pharmacopöe dürfte also auch den streng- sten Anforderungen genügen , sobald sie die Fassung erhält : „ Mit ihrem doppelten Volumen einer öprocent. weingeistigen Kaliumace- tatlösung geschüttelt darf die Lösung der Citronensäure in ihrem doppelten Gewicht Wasser weder alsbald noch innerhalb 10 Min. eine Fällung oder Trübung veranlassen." (Pharm. Zeit, 1883. No. 102.J G, 3. Ti'onnung d. Wismuts v. Kupfer. — Löslichkeit d. Phos[ihors i. Aethor. 105 lieber die qualitatirc und qii.intitativc Treiimiiig des Wismuts YOn Kupfer. — Von J. Löwe. In ähnlicher Weise, wie bei der Darstellung von arsenfreiem Wismutmetall verfahren wird (vergl. S. 30), kann auch die Trennung von Wismut imd KujDfer be^örkt werden. Wismutoxyd nämlich, ebenso wie Kupferoxyd wer- den bei Gegenwart von Glycerin durch Kali- oder Natronlauge gefällt und von einem Ueberschuss des Fällungsmittels wieder vollständig gelöst. Beide Körper zeigen in dieser alkalischen Auflösung ein gleiches Verhalten zu einer Lösung von Traubenzucker, insofern sie beide in der Siedhitze reducirt werden, das Cu als rothes Oxydul, das Bi als grauer Metallschlamm; wird jedoch die Auflösung in der Kälte oder bei gewöhnlicher Temperatur mit Traubenzucker behan- delt, so scheidet sich nach mehreren Stunden nur das Cu als rothes Oxydul vollständig aus, während in Bezug auf das Bi gar keine Veränderung eintritt. — Versetzt man daher eine nicht zu saure oder concentrirte Lösung beider Oxyde in Salpetersäure so lange mit Natronlauge unter Kühlung, bis die Oxyde ausgefällt sind und die überstehende Flüssigkeit deutlich alkalisch reagirt, giebt dann noch anderthalb bis zweimal so viel Lauge hinzu und schliesslich unter Umrüliren so viel reines syrupdickes Glycerin, bis vollständige Lösung erfolgt ist, so erhält man eine tief dunkelblaue Flüssigkeit. Man mischt nun dieselbe mit einer Auflösung von Traubenzucker (etwa das drei- bis vierfache vom Gesammtge wicht der beiden Oxyde) und setzt es ruliig 8 bis 10 Stunden an einem dunklen, kühlen Orte bei Seite. Das Kupfer scheidet sich vollständig als Oxydul ab; man trennt dasselbe von der nunmehr gelben Flüssigkeit durch Filtration und erhitzt das Filtrat zum Sieden, wobei sich das Wismut metal-' lisch abscheidet. Mit dem Kupferoxydul und dem metallischen Wis- mut verfährt man weiter in der bekannten Weise. fZeitschr. für anal Chemie XXII. 4.J G. H. Lösliclikeit des Phosphors in Aether. — Durch Ueber- führung des in Aether gelösten Phosphors in Phosphorsäure und Bestimmimg derselben als phosphorsaure Ammoniak -Magnesia gelang es A. Peltz, genau zu ermitteln, wie viel Phosphor Aether zu lösen vermag. Nach seinen Versuchen löste Aether von 0,731 spec. Gew. nach 1 Stunde langem Schütteln 0,9783 ^/o und Aether von 0,721 spec. Gew. 0,9643 % Phosphor im Maximum. 100 Theile Phosphor- äther enthalten also fast genau 1 Theil Phosphor; zur Darstellung desselben eignet sich am besten fein gekörnter Phosphor, wie er durch Schmelzen in Alkohol von 45 " und Schütteln erhalten wird. — In 300 Theilen 95 "/o Alkohol lösen sich 1,46 Th. Phosphor; in Glycerin ist Phosphor nur spurweise löslich; aus der Lösung des Phosphors in Terpentinöl scheidet sich eine weisse krystallinische Masse (terpentin - phosphorige Säure nach Seh im ff und Köhler) aus (Pharm. Zeitschr. f. Russl. 1883. No. 47. J G. H. 106 Küustliches Karlsbader Salz. — Golbo Farbe d. rohen Salzsäure. Künstliches Karlsbader Salz. — Die früher oft laut gewor- denen Klagen über die wechselnde Zusammensetzung des natürlichen Karlsbader Salzes sind verstummt, seitdem die Brunnenvcrwaltung die Herstellung des Salzes von einem sachkundigen Chemiker streng controliren Lässt. Das Bestreben, dem tlieuren natürlichen Salze ein rationell zusammengesetztes künstliches Präparat entgegenzustellen, hat in der Pharmacopöe dadurch Ausdruck gefunden, dass man das Karlsbader Salz aus trockenen Salzen mischen lässt; das Publikum verlangt aber immer noch im Handverkauf ein krystaUisirtes Karls- bader Salz. AVie verschieden in der Zusammensetzung dieses Salz von den Fabriken geliefert wird, wird in der Pharmac. Centralhalle (von einem luigenannten Verfasser) durch Zusammenstellung der Kesultate der Untersuchung von 15 Proben Salz gezeigt; es ent- hielten, vom schwefelsauren Natrium abgesehen: H^O 54,740 58,330 57,320 55,740 56,130 49,320 56,859 55,420 55,640 56,370 58,260 48,960 56,500 56,630 54,780 Demnach schwankte der Gehalt an wasserfreiem kohlensauren Natrium in den untersuchten Proben von 0,4 bis 7,2 pCt., oder von 1,08 bis 19,5 pCt. an krystallisirtem Salz. Der Chlornatriumgehalt schwankte von 0,08 bis 0,58 pCt. und war im Allgemeinen dort am grössten, wo am wenigsten kohlensaiu-es Natrium vorhanden war. Es liegt auf der Hand, dass die in ihrem Gehalte an kohlen- saurem Natrium so diiferirende Präparate hinsichtlich ihrer physika- lischen Eigenschaften sowohl, wie auch in ihrem Geschmack und in ihi'er Wirkung gewisse Verscliiedenheiteu zeigen müssen. Verf. empfiehlt, dem künstlichen Karlsbader Salze einen mittleren Gehalt von circa 2 pCt. kohlensaurem Natrium zu geben , insofern als damit der gewünschten medicinischen Wirkung genügt und dem Präparate sein sclilechter Geschmack genommen wird. (Pharm. Cetdralh. 1883. No. 51.J G. H. Die gellbe Farbe der rohen SalzsUnre wird im Allgemeinen als von Eisen herrührend angesehen. Anknüpfend an einen von Na^ C03 NaCl 1. 0,398 0,127 2. 0,477 0,322 3. 0,794 0,439 4. 0,795 0,102 5. ö 0,848 0,146 6. CO 0,928 0,576 7. 1,193 0,176 8. 1,723 0,117 9. o 1,762 0,149 10. r^ 1,988 0,216 11. l-H 2,385 0,199 12. 2,650 0,176 13. 3,445 0,073 14. 4,134 0,176 15. ,7,155 0,103 Eiitf. kl. Rcsto V. Nioderschl. a. Glasgef. — Ilygrom. i. Exsiccator. 107 Bayley beobachteten Fall, wonach derselbe 2 Liter einer gelblichen Sänre eingedampft und schliesslich einen geringfügigen, rein weissen absolut eisenfreien Rückstand erhalten hatte, theilt — s mit, dass eine völlig arsen-, eisen- und schwefelsäurefreie Salzsäure, welche er vor zwei Jahren in absolut farblosem Zustande erhalten und in einem mit Glasstöpsel versehenen Ballon aufbewahrt hatte, gegen- wärtig gelb gefärbt sei. Er neigt der Ansicht zu, dass es sich hier um ein nicht näher bekanntes, unter dem Einflüsse von Luft, Licht und Wasser entstandenes Entmischungsproduct der Chlorwasserstoff- säure handelt. (Pharm. Zeüschr. 1883. No. 100. J G. H. Zum Entfernen kleiner Reste Yon Niederschlägen aus Crlasgefässen, an deren Wandungen sie fest haften, benutzt A.Müller an Stelle der Federn oder der mit einem Stückchen Kautschuk- schlauch überzogenen Glasstäbe Meine, zungenförmig geschnittene Stückchen von vulkanisirtem Kautschuk, in deren hinteres Ende er einen hinreichend steifen Metalldraht einbohrt. Das Listrument hat namentlich den Vorzug, dass man durch geeignete Biegung des Drahtes auch solche Theile der Gefässwandung zu erreichen vermag, an welche man mit einer Feder oder einem Glasstab nicht gelangen kann. {Durch Zeüschr. f. anal. Chemie XXII. 4.J G. S. Das Hygrometer im Exsiccator, von Dr. E. Fleischer. Es ist vielfach die Ansicht verbreitet, die im Exsiccator enthaltene Luft sei — sofern sie einige Stunden der trocknenden Wirkung der im Exsiccator enthaltenen Stoffe ausgesetzt war — völlig frei von Feuchtigkeit. Diese Ansicht ist aber nur bedingungsweise richtig. Durch das Hygrometer sind wir im Stande, den Trockenprocess in Zahlen zu verfolgen; und da das Lambrecht'sche Hygrometer so compendiös ist, dass es nur einen cylindrischen Eaum von etwa 50 mm. Durchmesser und 80 mm. Höhe beansprucht, so lässt es sich in nicht allzu kleinen Exsiccatoren unterbringen und bietet dadurch noch die Annehmlichkeit, dass man das Stadium der Trockenheit im Exsiccator jeder Zeit ablesen kann, ohne wiederholt wägen und dabei jedesmal das Trocknen unterbrechen zu müssen. Mittelst des Hygrometers hat nun Verf. gefunden, dass Chlor- calcium eine sehr anfechtbare Exsiccator - Substanz ist. In einen Exsiccator, bestehend aus einer Glasglocke von 2266 CG. Inhalt, welche auf einen Glasteller dicht aufgeschüffen ist, und innen, wie üblich, ein Glasgefäss vom halben Durchmesser der Glocke und 25 mm. Höhe zur Aufnahme von Schwefelsäure oder Chlorcalcium enthält, wurde der Lambrecht'sche Hygrometer quasi als zu trocknende Substanz gebracht. Die Luft im Zimmer enthielt laut Hygrometeranzeige bei Beginn der zwei Chlorcalciumversuche 62 und 65 pCt. relative Feuchtigkeit. Die Temperatur des Zimmers war 21 " C. Sonach enthielt 1 cbm. Luft annähernd 10 g. Wasserdampf, 108 Sulimelztiegel a. Speckstein. — Gebr. vernickelter Kochgefässe. mithin die Exsiccator- Glocke — von 2266 C.C. — nur etwa 22,0 mg Wasser — eine offenbar sehr geringe Menge. Es war nun interessant zu beobachten, wie langsam das Chlor- calcium — trotzdem es in sehr gut getrocknetem Zustande ange- wandt wurde — der Luft im Exsiccator die Feuchtigkeit entzog. Das Hygrometer, welches zu Anfang 62 pCt. zeigte, fiel erst nach 2 Stunden auf 31 pCt. In weiteren 2 Stunden zeigte es 25 pCt. imd nach 6 stündigem Trocknen noch 21 pCt. relative Feuchtigkeit. Tiefer sank aber die Zahl auch nach 8 Stunden nicht. Bei einem zweiten Versuch mit frischem Chlorcalcium zeigte das Hygrometer nach zweistündigem Trocknen noch 29 pCt. Feuchtigkeit, blieb eine Stunde lang darauf stehen und nach weiteren 2 Stunden betrug die Feuchtigkeit immer noch 27 pCt. Es wurde nun ein Versuch mit Schwefelsäure von 66 ° B. gemacht. Hierbei ist zu bemerken, dass bei jedem der vorigen Ver- suche etwa 60 g. geschmolzenes Chlorcalcium in haselnussgrossen Stücken angewandt, hingegen bei der Trocknung mit Schwefelsäure niu- etwa 20 g. derselben in denselben Exsiccator eingestellt -wiirden. Schon nach 35 Minuten zeigte nun das Hygrometer 30 pCt. Feuchtigkeit. Mithin hatte die Schwefelsäure fast viermal so rasch getrocknet als das Chlorcalcium. Nach einer Stunde aber stand das Instrument bereits auf 18 pCt. ; und nacli einer gesammton Trocken- dauer von 105 Minuten markirte es pCt. Die Schwefelsäure wirkt also nicht nur weit rascher als das Chlorcalcium, sondern auch — und das ist chemisch doch nicht gleichgültig — A\irklich trocknend. fZeitschr. f. anal. CJwmie, XXIII. l.j G. H. Schmelztiegel aus Speckstein. — An Stelle der Platin-, Süber- und Porzellantiegel , der Tiegel aus hessischem Thon und aus Magnesia, empfiehlt H. Krätzer in entsprechenden Fällen Tiegel aus Speckstein (Talcum venetum) zu verwenden. Sie bewähren sich besonders da, wo man es mit Aetzalkalien zu thun hat, sowie bei Analysen von Metallen, Legirungen etc. Ein Durchsickern findet niemals statt, sie schwinden und bersten nicht im Feuer, scheinen im Gegentheil dui-ch jede neue Schmelzung besser zu werden, nm* muss man das erste Mal die Erhitzung ganz allmählich steigern. Mit Hilfe einer kleinen Drehbank kann man sich die Tiegel jederzeit selbst schneiden. Der Speckstein eignet sicli auch ganz vorzüglich zu Stöpseln auf Säiu-e- und Laugenflaschen. (Erfind, u. Erfahr, durch Pharm. Centralh.J G. H. Zur Frage des Oebraiichs Ycmiekeltcr Koehgcfjissc. — AVie im Archiv Band 221, Seite 850 referui; wiu-de, hatte Birn- baum auf Grund angestellter Untersuchungen davor gewarnt, Koch- geschirre aus nickelplattirtem Eisenblech bei der , Bereitimg von sauren Speisen zu benutzen, weil sich Nickel löse und die von H. Schulz behauptete Unschädlichkeit der Nickelsalze doch nicht Glasur f. Thongeschirro. — Volumenäiiderung v. Metallen beim Sclunelzen. 109 ausser Frage sei. Letzterer erwidert hierauf durch Veröffentlichung der Resultate einer längeren Reihe von Versuchen, die an Thieren angestellt wurden zur Erörterung der Frage, ob und wann vernickel- tes Kochgeschirr als scliädlich beziehentlich als gefährlich zu erach- ten sei. Wenn nun auch diese Versuche ergeben haben, dass Birn- baum die Sache wohl allzubedenklich ansieht, so erkennt doch selbst Schulz an, dass man in „zweifelhaften Fällen" die Verwendung der GeschiiTO aus nickeli^lattirtem Eisenbleche lieber vermeiden soll. Die Warnung, bei der Bereitung von sauren Speisen solche Töpfe zu benutzen, bleibt um so mehr am Platze, als nach der Anpreisung der Fabrikanten verzinntes Kupfer- oder blank geputztes Messin g- geschiiT durch die billigeren und angeblich auch bei „ längerer Be- rührung mit sehr stark sauren Speisen" gefahrlosen vernickel- ten Kochgefässe ersetzt werden sollen. (Binglerh Journal. Bd. 260. Heft 9.J G. H. Unschädliche Glasur für Thongeschirre. — Unter den vielen von der Königl. Württemb. chemischen Centralstelle geprüften bleifreien wie auch bleihaltigen Glasuren erwies sich nur eine, und zwar eine bleihaltige Glasur, als in befriedigendem Grade entspre- chend den Anforderungen sowohl der Hygiene als der Praxis des Töpfergewerbes. Diese Glasur wird folgendermaassen hergestellt: Ein Gemenge von 6 Thln. Bleiglätte (oder auch je 3 Thln. Bleiglätte und Mennige), 10 Thln. weissbrennendem, quarzhaltigem Thon und 12 Thln. weiss- brennendem Quarzsand wird auf der Glasurmühle nass gemahlen, dann einige Tage, bis die entstandenen Blasen wieder verschwunden sind, mit Wasser in Berührung gelassen, worauf man nach dem Ab- giessen des letzteren mit dem Glasiren beginnen kann. Nachdem die Glasur auf den Geschirren bei TlOO bis 1200*^0. vollständig in Fluss gerathen ist, hat dieselbe, um sich mit dem Thon vollständig verbinden zu können, mindestens 4 bis 5 Stunden in dem Hitze- grad zu verbleiben; das Bleioxyd wird sich theils verflüchtigen, theils zu Bleisilicat (Bleiglas) verbinden, welches von verdünnten Säuren, wie sie beim Gebrauche der Gescliirre im Haushalt vorzu- kommen pflegen, gar nicht oder nur in kaum merklichem und prak- tisch unbedenldichem Grade angegriffen wird. (Durch Repertor. d. anal. Chemie 1883. No. 24:.) O. E. Bezüglich der Volumenäiiderung von Metallen heim Schmelzen fand E. Wie de mann, dass dabei Zinn, Schnellloth imd wahrscheinlich auch Blei sich ausdehnen, wohingegen Wismuth sich zusammenzieht. Die Ausdehnung des Zinns betrug im Mittel melirerer Bestim- mungen 1,90, die des SchneUloths 2 Procent. fAnn. Phys. Chem. 20, ms.j C. J. 110 Untersuchung eines Aepfelweins. — Silberniti-it u. Ammoniak. llntersuchimg eines Aepfelweins. — Der zur Darstellung des Aepfelweins verwendete Most wurde von R. Kayser selbst aus Ruppiner Aepfeln gekeltert; die Zusammensetzung des Aepfelweins, vier Wochen nach beendeter Gährung, war die nachstehende. In 100 C. C. desselben waren enthalten : Alkohol . . . Extract . . Mineralstoffe . Aepfelsäure Essigsäiu-e . . Citronensäure . "Weinsteinsäure Glycerin Zucker . Schwefelsäure (SO^) Phosphorsäure (P^O Kalk . . Magnesia . Kaü . . . Eisen . . Mangan Thonerde , 7,2 C.C. 2,85 g. 0,30 - 0,634 - 0,015 - nicht nachweisbar 0,79 g. 0,16 - 0,005 - 0,012 - 0,007 - 0,011 - 0,155 - 0,002 - nicht nachweisbar. Auffallend, früheren Untersuchungen gegenüber, ist der ver- hältnissmässig geringe Gehalt an Extract; es scheinen sonach die unvergährbaren dextrinartigen Stoffe in den Aepfelmosten, resp. den aus ihnen dargestellten reinen "Weinen in sehr wechselnden Mengen vorhanden zu sein. (Repert. d. anal. Chemie 1883. No. 24.J G. H. Silbernitrit und Ammoniak. — A. Reychler studirte die Verbindungen von Ammoniak mit Sübernitrit. 1) Monoammoniaksübernitiit. Silbernitrit wird von conc. Ammo- niakflüssigkeit unter Wärmeentwicklung aufgenommen; es genügt wenig mehr als ein Molecül H^N. Die abfilti-irte Lösung fängt schon bald an, glänzende gelbe Prismen abzuscheiden von AgNO^NH'. Nimmt man etwa anderthalb Molecüle H^N, so riecht die Lösung stark nach Ammoniak. Die Krystalle vergrössern sich sehr lang- sam, sind aber auch besonders schön ausgebildet. Es sind schöne, gelbe Prismen, die in Wasser wenig, in Alko- hol noch weniger und in Aether fast unlöslich sind. Wird Ammo- niaksilbemitrit mit Aethyljodid gelinde erwärmt, ^so bildet sich Jod- silber, Aethylnitrit und Ammoniak nach der Gleichung: AgNO^NH^ + C-H^J = AgJ + C^H-'^NOä + NH». 2) Diammoniaksübemitrit AgN0^(NH2)l Fein gepulvertes Mono- ammoniaksilbernitrit wird mit der berechneten Menge alkoholischer Ammoniaklösung !(1 Mol. H-''N auf 1 Mol. AgNO^NH^) tüchtig ge- Einwirtang d. Nitrite auf Benzü. — Coffeinmethylhydroxid. 111 schüttelt und aus der erhaltenen und filtrirten Lösung das Diam- moniaksilbernitrit durch Aether in Gestalt einer weissen KrystaU- masse ausgefällt. Es ist aber kaum möglich, die Substanz zu trock- nen; an der Luft giebt sie Ammoniak ab und zieht schnell Wasser an. (Ber. d. d. ehem. Ges. 16, 2425. J C. J. Die Eimvirkung der Nitrite auf Benzil stndirten Fr. Japp und R. Tresidder. Benzil imd Propionitril. Feingepulvertes Benzil (1 Mol.) "«iu"de in dem vierfachen Gewicht conc. H^SO* suspendirt und unter Ab- külüung etwas über 2 Mol. Propionitril allmählich eingetragen. Es scheidet sich nach der Gleichung: C14H1002 + 2C3H^N + H^O = C^OH^^N^O^ der Körper C^^H^^N^O^ in glänzenden, farblosen Nadeln aus, die bei 197" schmelzen. Beim Kochen mit verdünnter H^SO^ zerfällt die Verbindung in Benzil, Propionsäure und Ammoniak unter Auf- nahme von "Wasser: C20H22]^203 _|_ 3H20 = Ci^Hioo2 + 2C3H602 -\- 2NH3. Benzil und Benzonitril. Auf dieselbe Weise bildet sich aus Benzil und Benzonitril nach der Gleichimg: C14H1002 4- 2C'H5N + H^O = 02^222^^203 die Yerbindimg C^^H^^N^O^, welche aus Alkohol in farblosen, schiefen Prismen krystallisirt , die bei 168° schmelzen, Krystallalko- hol enthalten und an der Luft verwittern. Gleichzeitig bildet sich eine in Alkohol unlösliche Substanz. Dieselbe wurde in kochendem Phenol gelöst und durch Alkohol gefällt. Sie bildet flache, rechteckige Prismen, die bei 225° schmel- zen und die Zusammensetzung C^^H^^NO^ haben. Ihre Bildimg erfolgt nach der Gleichung: 2Ci*Hi0O2 -I- Cm^N -I- H^O = C28H^iN03 + C^H^O«. fBer. d. d. ehem. Ges. 16, 2652.J C. J. Coffemmethylhydroxyd wird nach E. Schmidt leicht erhal- ten durch Einwirkung von feuchtem Süberoxyd auf Coffeinmethyl- jodid. Das Hydroxvd hat die Zusammensetzung C«H'0N^O2 . CH3 . OH + H^O; löst man es in starker Salzsäure und überlässt die Lösung 14 bis 20 Tage der freiwilligen Verdunstung, so scheidet sich allmählich Amalinsäure aus, während gleichzeitig Methylamin imd Ameisensäure gebildet werden, wahrscheinlich nach folgender Gleichung: 2C9Hi4N^03,-l- 6H20 = 2C*^HSN20^ -j- 4CH-^N -j- 2CH202. Ein anderer Theil des Hydroxyd wird durch die Salzsäure in das sehr beständige Coffein - Methylchlorid CSHioN^O^ . CH^Cl + H^O übergeführt. 112 Nouylsäm'en verschied. Ursprungs. — Brom- u. Jodmagiiesium. Durch Einwirkung von Kaiiumbichromat und Schwefelsäui'e auf das Hydroxyd Averden Kohlensäure, Ameisensäure, Cholestrophan und Methylamin gebildet. (Ber. d. d. ehem. Ges. 16, 2587. J G. J. Nonylsäureii yerscliiedeuen Ursprungs. — F. Bergmann hat auf Aiu-egung von E. Schmidt eine vergleichende Untersuchung der Nonylsäuren vorgenommen: 1) Aus Normal - Octylalkohol des Heracleumöles, 2) durch Oxydation der Oelsäure, 3) dm-ch Oxydation des Methyl - Nonylketons, 4) aus dem Destillat der Blätter von Pelargoneum roseum, 5) aus dem Fuselöl der Eübenmelasse, 6) aus der Undecylensäure. Sämmtliche Säm-en sind identisch. (Ber. d. d. ehem. Ges. 16^ 2590.J C.J. Brom - und Jodmagnesium. — Die Verbindungen des Mag- nesiums mit Brom und Jod sind bisher nicht eingehender studirt worden. Nach Otto Lerch bildet sich Brommagnesium nur dann direkt, wenn auf sehr stark erhitztes Magnesium Brom in Dampfform ein- wirkt. Die Eeaction hat einen so stürmischen Charakter, dass der Prozess äusserst sorgfältig geleitet werden muss. Das Brommagne- sium ist specifisch schwerer als das Metall, so dass dieses auf erste- rem schwimmt und dadurch dem Bromdampfe stets die freie Metall- fläche darbietet. Das Bromid stellt eine auf dem Bruche blätterig krystaUinische, wachsglänzende Masse von weisser Farbe dar; in "Wasser löst es sich unter Zischen mit starkem Erwärmen völlig zu Hj^drat auf, welches bei Einwirkimg geringerer Mengen von "Wasser sich krystallinisch abscheidet. Es hat die Formel Mg Br^. "Wasserfreies Jodmagnesium, MgJ^, war bislang imbekannt. Der Weg zur Herstellung desselben besteht wesentlich darin, dass stückförmiges Mg in einer vertical befestigten, selir schwer schmelzbaren Glasröhre stark erhitzt und dann mit Ideinen Portionen von Jod nach und nach beworfen wird. Die Eeaction erfolgt erst beim Schmelzen des Magnesimns, erfolgt aber dann mit brillanter Feuererscheinung und unter so heftiger Eeaction, dass leicht ein Theil der Verbindung herausgeschleudert wird. Auch das gebildete Mg J^ ist schwerer als das Mg, so dass auch hier dieselben Verhältnisse wie beim MgBr^ gelten. Das Brommagnesiumhydrat hat entsprechend den Angaben frühe- rer Forscher die Formel MgBr^ + 6H^0; es krystallisirt in schönen, farblosen, prismatischen Kry stallnadeln. Das Jodmagnesiumhydrat MgJ^ + 8H^0 krystallisirt schwierig, zerfliesst an der Luft imd wird beim Erhitzen unter Verlust von HJ zu MgO. Auch einige Doppelsalze , wie Jodmagnesium — Phosphortrisulfid a. Phenol u. Kresol. — Abkömmling d. Mannits. — Chlorkalk. 11 3 Jodkalium, Jodmagnesium — Jodammoniuin etc. stellte der Verfas- ser dar. fJourn. praJct. Chem. 28, 338. J C. J. Die Einwirkung von Phosphortrisulfid auf Phenol und Kresol stiidü-te A. Geuther. Phenol und P^S^ A\'uxden in einer Retorte am Rückflusskühler 3 — 4 Stunden erhitzt, wobei starke Ent- wicklung von H-S stattfand. Die Reaction verläuft derart, dass sich hauptsächlich Phosphorsäurephenyläther und Benzol büden nach der Gleichung : SCSH^OH + P2S3 = 2[PO*(C6H=)3] + 2C6Hß + SH^S. Nebenbei büden sich geringe Mengen Phenylsulfid und Phenyl- hjdrosulfid, jedenfalls nach den Gleichungen: 3C«H=0H -H P^S^ = 3C«H^SH + P^O^; 2C6H5SH = H^S + (C6H5)2S. "Wie das Phenol durch P^S^ zu Benzol reducirt wird, so wird auch sein Homologon, das Kresol, entsprechend zu Toluol reducirt. Es gelingt demnach mit Hülfe des Phosphortrisulfids den Sauer- stoff von den Phenolen wegzunehmen und sie in die zugehörigen Kohlenwasserstoffe zu verwandeln. (Liehig' s Ann. Chem. 221, 65. J C. J. Ueher einen neuen Abkömmling des Mannits berichtet A. Geuther. Ton C. A. F. Kahlbaum bezogene Buttersäure schied nach eini- gen ilonaten einen weissen, flockigen Niederschlag ab. Die über- stehende Flüssigkeit erwies sich als reine Buttersäure, der abgepresste und von der anhängenden Säure durch Erhitzen auf 170° befreite Niederschlag hatte die Zusammensetzung C^^^isq; Da bei der ^lüch - und Buttersäuregährung aus dem angewandten Zucker zum Theil Mannit gebildet wird, so kann man im vorliegen- den Körper einen Abkömmling desselben vermuthen, denn: 2C6Hi*06 — ÖH^O = Ci^HisQ'. Ausserdem sind von wasserärmeren Abkömmlingen des ilannits bekannt das :Mannitan O^B.'^^O^ und das ilannid G^B.^^0^. Obige Verbindung kann als ein Aether dieses ilannids betrach- tet werden: 2C«H802(OH)2 _ H^O = C6H802(OH) . . Q^WO^OB.). (lAebig's Ann. Chem. 221, 69.) C. J. Ueher Chlorkalk, — Prof. Kraut hält seine Ansicht über die Constitution des Chlorkalks Lunge gegenüber aufrecht. Dass Chlorkalk durch Kohlensäure zersetzt wird, erklärt sich ihm zufolge in der Weise, dass die Kohlensäure zunächst aus dem unterchlorig- sauren Kalk die unterchlorige Säure freimacht, welche dann bei Gegenwart überschüssiger CO^ das Chlorcalcium zersetzt: Ca(0Cl)2 + CQä = CaC03 + CPO; CaCP + Cl^O + C02 = CaCO^ + 4C1. Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 3. Hft. 8 114 BenzylsTÜfonsäure. Kraut bezeichnet als Chlorkalk das durch Einwirkung von 4 Ato- men Chlor auf 3 Molecüle Kalkliydrat erzeugte Product: 3Ca(0H)2 ^ 4C1 = CaCP + Ca(0C])2 + CaO -|- SH^O und hält dasselbe für ein Gemenge von gleichen Molecülen Chlor- calcium und unterchlorigsaurcm Kalk, während das dritte Molecül CaO mit einem dieser beiden Salze zu einem basischen Salze ver- bimden ist. In tlieser Bildung des basischen Salzes liegt der Grund, weshalb nicht 6, sondern nur 4 Atome Chlor auf 3 Mol. Ca (OH)^ wirken. Die 3 Molecüle Wasser gehören zum Chlorkalk, können aber vielleicht theil weise ohne Zerstörung der bleichenden Verbindung entfernt werden. Die Annahme, dass Chlorcalcium und unterchlorigsaurer Kalk zu einem Doppelsalz vereinigt seien, sei durch die bisherigen Er- fahrungen nicht begründet, noch weniger die Formel Cl. Ca. . Cl = CaOCP, die nach verschiedenen Richtungen hin falsche Vorstellungen erzeuge. (lÄebigs Ann. Cheni. 221^ 108.) C. J. Die Bciizylsulfonsäure wurde zuerst von Bohle r durch Kochen des Benzylchlorids mit schwefligsaurem Kalium dargestellt. G. Mohr kochte gleiche Molecüle Benzylchlorid und Natriumsulfit mehrere Stunden am Rückflussküliler; das abgeschiedene Natriumsalz C^H^CH^Cl + Na^SO^' = NaCl + CöH-^CH^SO^Na wurde aus Weingeist umkrystallisirt und mit der äquivalenten Monge BaCl* in concentrirter Lösung erwärmt. Das auskrystallisirende benzylsulfonsam-e Baryum wurde durch ümkrystallisiren gereinigt. Nitrobenzylsulfonsäiu-e C6H^(N0^) CH^SO^H wurde durch Eintragen des Baryumsalzes in Salpetersäure von 1,52 spec. Gew. erhalten. Es schied sich dabei Baryumnitrat aus, während die Ni- ti'osäure beim Verdunsten HNO^ als Syrup zurückblieb, in wel- chem sich bei längerem Stehen grosse Krystalle bildeten. Nitrobenzylsiüfonchlorüi- C « H* (NO 2) CH 2 SO « Cl. Die Nitro- säure wurde mit Phosphorchlorid in einer Retorte zusammengebracht und, nachdem die von selbst eintretende Reaction beendigt war, das Phosphoroxychlorid bei einer 120" nicht übersteigenden Tempera- tur abdestiilirt. Das Chlorür ist ein gelbes, nicht krj'staUisiren- des Oel. Oxydirt man nitrobenzylsiüfonsaures Kalitim durcli Erwilriuen mit Kaliumpermanganatlösimg, filtrirt vom ausgeschiedenen MnO* ab und versetzt das auf dem Wasserbade concentrirte Filtrat mit Salzsäin-e, so scheidet sich p - Nitrobenzoesäure aus, die durch Ümkrystallisiren gereinigt wird, während beim Eindampfen der davon abfiltrirten Flüssigkeit noch o- Nitrobenzoesäure erhalten wird. (Liebig"» Ann. Chem. 221, 215.J C J. Gluconsäui'en versch. Ursprungs. — Tödtl. Wirk. d. Kupfersulfat. a. JMikrobon. 11.5 lieber Grlucousäiireii verschi<'(leneii Ursprungs. — A. Herzfeld stellte vergleichende Untersuchungen an über die Gluconsäuren verschiedenen Ursprungs, sowie über die Dextron- säure und die Maltonsäure. Daraus ergab sich folgendes Resultat: 1) Dextronsäuro , Maltonsäuro und Gluconsäure sind identisch. 2) Es ist gleichgültig, ob man zur Darstellung der Gluconsäure Brom oder Chlor anwendet, und ob man zur Zersetzung der Halo- genverbindung sich des Silberoxyds oder eines andern Metalloxyds oder kohlensaurer Salze bedient; man erhält stets dieselbe Glucon- säure. 3) Neben Gluconsäure tritt bei der Oxydation mit Brom immer Zuckersäure auf. 4) Die Gluconsäiu-e reducirt Fehling'sche Lösung nicht; sie ist einbasisch, hat die Formel C^H^^O'' und wahrscheinlich folgende Constitution : HO . CH2 — CH . OH - CH . OH — CH . OH — CH . OH —CO . OH. (Uebig's Ann. Chem. 220, 335.J C. J. lieber die tödiliehe Wirkung des Kupfersulfates auf Mikroben theilt Rochefontaine das Ergebniss zahlreicher in die« ser Richtung angestellter Versuche mit. Die Sporen schimmelarti- ger Pilze können sich in einprocentigen Kupfersulfatlösungen ent- wickeln. Fäulnissvibrionen können sich stark in Lösungen vermeh- ren, die bis 1 pro Mille Kupfersuifat enthalten. Die Menge Kupfer- sulfat, welche die Entwicklung von Vibrionen hemmt, ist mindestens vieinnal so gross wie das Meerschweinchen tödtende Quantum und zehnmal grösser als das den Tod von Hunden herbeiführende. Die künstlich erzeugte Bacterienentwicklung erfolgt ganz ebenso bei den Thieren, wenn man ihnen Kupfersulfat in nicht tödtlicher Menge subcutan injicirt, oder auch dies unterlässt. Die Bacterien entwickeln sich in dem Blute der Thiere, die der Wirkung von Kupfersulfat erliegen, wenn ihnen dies subcutan injicirt oder in den Blutumlauf eingeführt worden ist. "Wenn nun Kupfersulfat eine prophy laotische Wirkung gegen Typhus, Cholera oder andere Krankheiten wirklich besitzt, so kann man nach Ansicht des Verf. ziemKch sicher annehmen, dass der ansteckende Körper, auf den es wirkt, nicht von mikrobischen Keimen herrührt; daher müsste man auch, wenn sich dm'ch die Erfahrung bestätigte, dass die Cholera und andere Krankheiten durch Vibrionen hervorgerufen werden, als Präservativ- und Heilmittel gegen sie nicht Kupfersulfat, sondern ein anderes Medicament anwenden. Zu diesen Mittheilungen bemerkt A. Riche, Jedennann weiss, dass die Lebensfähigkeit desselben Mikrobs sehr variirt nach dem Cultunnediimi , und dass ein in einem beliebigen Aufgusse durch eine gewisse Menge des an ti septischen Mittels getödteter Mikrob einer gleichgrossen Dosis in Blute widerstehen kann; ebenso variirt 8* 116 Bestimmung freier Fettsäuren im Oele. die Lebenskraft der Mikrobe je nach ihren Arten, daher könnte leicht eine Substanz, die irgend einen Mikrob tödtet, fast wirkungslos gegenüber dem (mutlimasslichen) Choleramikrobe sein. (Journal de Pharmacie et de Chimie^ Serie 5. Tome 8. pag. 4:01.J C. Kr. Bestimmung freier Fettsäuren im Oele. — Zur quali- tativen Bestimmung der Anwesenheit freier Fettsäuren in Oelen und zwar besonders in Schmierölen benutzt Gr. Krechel folgendes (im Prinzipe von Jacobsen mitgetheüte) Verfahren, das sich auf die Lös- lichkeit der Rosanilinsalze in freie Fettsäure haltenden Oelen stützt. Man mischt 5 oder 6 Troj^fen einer concentrirten alkoholischen Lösung von Rosanilinacetat in einem Probirrohr mit 10 C.C. von dem zu untersuchenden Oele, schüttelt tüchtig um und erhitzt ^/^ Stunde lang auf dem Dampfbade, bis jede Spur Alkohol entfernt ist; dann lässt man 12 Stunden lang absetzen und filtrirt. Eine blassrothe Farbe des Filtrates verräth die Gegenwart von freier Fettsäure. Die- ser qualitative Nachweis genügt aber nicht, wenn man über den Werth verschiedener Proben von Schmierölen entscheiden soll, die wie z. B. Olivenöl in normalem Zustande fi'eie Fettsäuren enthalten. Nun wird Rosanilinacetat von den Oelen nur dann gelöst, wenn sie freie Fettsäuren enthalten und zwar ganz genau proportional der Menge der in den Oelen entlialtenen Fettsäure. Rectificirtes Petro- leum löst zwar die Oele, jedoch nicht das Rosanilinacetat, scheidet aber trotzdem das Rosanüinacetat nicht aus seiner Auflösung in den Fettsäuren aus. Die Lösung wird erst entfärbt durch einen Zusatz von mit Schwefelsäure behandeltem Petroleum (das wir Schwefel- petroleum nennen wollen). Seine Bereitungsweise folgt weiter imten. Man setzt nun zu 40 C.C. des zu untersuchenden Oeles in einem Probirrohre 1 C.C. einer concentrirten Lö.sung von Rosanilin- acetat in Alkohol, schüttelt tüchtig um, erhitzt etwa eine Stunde lang auf dem Dampfbade und entfernt so auch die letzte Spur Alko- hol. Dm'ch Zusatz von rectificirtem Petroleum bringt man das öesammtvolum auf 100 C. C. Man nimmt dann 10 C. C. der Flüs- sigkeit (oder auch ein grösseres oder geringeres Quantum je nach der verschiedenen Intensität der Färbung) und verdünnt sie in einem Probirglase mit rectificirtem Petroleum auf ein Volum von etwa 100 bis 120 C. C. Alsdann fügt man aus einer Bürette Schwefel- petroleum tropfenweise bis ziu' völligen Entfärbung hinzu. Behufs Darstellung des Schwefelpetroleums mischt Verf. 500 C.C, rectificir- tes Petroleum mit 100 bis 150 C.C, Schwefelsäure von 40° Baume, schüttelt von Zeit zu Zeit um und lässt mindestens 10 Tage lang in Contact, Es bildet sich ein schwarzer Absatz, das Peti'oleum selbst bekommt eine dunklere Farbe, die jedoch nach einiger Zeit heller wird. Das Petroleum entwickelt alsdann einen starken Genich nach schwefliger Säure, Vielleicht entfärbt gerade sie die Rosanilin- acetatlösung. Man decantirt und filtrii-t; die so erlangte Flüssigkeit üeber Mehluntersuchungen. 117 kaun nach erfolgter Titerstellimg verwandt werden. Verf. nimmt bei dem Titriren die Oelsäiu-e ziir Norm der Vergleichung. Er bereitet eine zehnprocentige Lösung reiner Oelsäure iii einem Oele, das keine freie Fettsäui-e enthalten darf. Selbstverständlich miiss die angewandte Oelsäiire fi-ei von Olein und auch vollkommen lösKch in Alkohol sein. Man behandelt 10 CG. dieser Lösung mit dem Ros- anilinacetat, filti-ii-t und verdünnt, "«Tie oben besclu'ieben ; alsdann wird mit dem Schwefelpetroleum titrii-t. Das Verfahi-en erfordert also stets ein vorheriges Titriren des Schwefelpetroleums. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. 2ome S. pag. 430.J C. Kr. Ueber Mehluiltersuchimsen berichtet Bailand und schil- dert zunächst die Veränderungen des ilehls bei der Aufbewahrung, dann wie der Feuchtigkeitsgehalt wechselt, wie die Fettstoffe ranzig werden, wie der Zuckergehalt abnimmt und die Säuerung im Mehle nach und nach (bei weichem Getreide schneller und stärker wie bei hartem) sich einstellt. Diese Säuerung hängt vielleicht mit den Veränderungen in den Eiweisskörpem zusammen, die im Mehle anfangs ausschliesslich in der Form von unlöslichem Kleber vorhan- den sind, der aber nach und nach zerfällt, sich verflüssigt und, ohne sein Gewicht zu verändern, alle seine charakteristischen Eigenschaf- ten verliert. Bestimmt man in ein und derselben Mehlprobe den Klebergehalt nach verschiedenen Methoden, so erhält man verschie- dene Ergebnisse , was bereits früher ^) Benard und Girardin nach- gewiesen haben. Dieser Unterschied hängt namentlich vom Wasser- gehalte des Klebers imd seiner Waschung ab. Der Wassergehalt des Klebers variirt; verhältnissmässig mehr enthält Kleber von weichem Getreide als von hartem. Hat ein Teig einige Stunden lang gestan- den, so enthält der Kleber mehr Wasser als der in frisch bereitetem Teige. Auch bei altem Mehle zeigt sich ein geringerer Wassergehalt des Klebers. Einige Substanzen, z. B. Chlornatrium, Ammoniumace- tat, Kaliumcarbonat , Glycerin etc. können dem Kleber Wasser ent- ziehen. Wäscht man mit viel Wasser aus, so erlangt der Kleber, der von seinem Wassergehalt verloren hat und hart geworden ist, von neuem sein früheres Gewicht imd alle übrigen Eigenschaften eines guten Klebers. Wird das Waschen des Klebers längere Zeit fortgesetzt, so verliert er einen Theil seines Gewichtes. Kleber aus frischem Teige verliert weniger als ein Kleber aus schon einige Stunden altem Teige; Kleber aus altem Mehle mehr als der aus frischem imd Kleber aus hartem Getreide weniger als der aus wei- chem. Lässt man Kleber aus frischem Mehl 24 Stimden im Wasser liegen und wäscht ihn dann aus, so verliert er mindestens 10 Pro- cent seines Gewichts. Kleber aus altem Mehle dagegen verliert auf gleiche Weise behandelt mehr als ein Fünftel seines Gewichts. Verf. empfiehlt zum Zwecke einer möglichst genauen Bestimmung 1) Yergl. Bd. 219. Seite 370. 118 Ueber Cholera. — Kohlensäuregehalt der Atmosphäre. des Klebergehaltes einer bestimmten Mehlprobe in folgender "Weise zu verfahren. Man bereitet mit 50 g. des Mehles und 20 bis 25 g. "Wasser einen Teig, lässt ihn 25 Minuten lang liegen, theilt ihn dann in zwei gleiche Tlieile und bestimmt aus dem einen sofort und aus dem andern nach einer Stunde den Klebergehalt. Man presst den Kleber mit der Hand stark aus, sobald das "Wasch- wasser klar abläuft, und wiegt ihn, setzt das Waschen noch fünf Minuten lang fort und wiegt nochmals. Man erhält auf diese "Weise für dasselbe Mehl vier verschiedene Klebermengen, deren Mittel wohl der Wahrheit am nächsten kommt. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 8. pag. 347 et äSS.J C. Kr. IJel)er Cholera theilt Eoman de Luna folgende Bemerkungen mit, die sich auf 1865 von ihm in Madrid und in verflossenem Jahre auf den Philippinen, besonders in Manila, durch andere Personen angestellte Beobachtimgen stützen. Das ansteckende Princip der Cholera verbreitet sich immer aus der Luft auf Personen und Gegen- stände. Diese Einwirkung erfolgt ausschliesslich durch die Äthmungs- wege und zwar erfolgt vornämlich während des unthätigen Zustandes der Individuen, insbesondere während des Schlafes die Incubation. Die Einwirkung des Mikrobes oder Fermentes erfolgt namentlich auf die Blutkügelchen , verhindert die Blutbildung und bewirkt so eine Art Erstickung, die sich bis zum Tode steigert. Das einzige Ret- tungsmittel für Cholerakranke in dem kalten Stadium besteht darin, sie vorsichtig mit Luft gemischte Dämpfe von Untersalpetersäure ein- athmen zu lassen. Zwei oder drei Inhalationen reichten in den vom Verf. mitgetheilten Fällen vollständig hin, um sofort den Kranken Erleichterung zu verschafien und eine merkliche Eeaction zu veran- lassen; nach Verlauf einiger Stunden befanden sich die Kranken dann ausser aller Gefahi'. Verf. verwendet daher gegen die Cholera Räucherungen mit Untersalpetei-säure in bewohnten Räumen zweimal im Tage: Abends spät und Morgens früh. Während der schreck- lichen Choleraepidemie des verflossenen Jahres in Manila erkrankte unter den 300 Arbeitern der dortigen Münze, die der Einwirkung von Untersalpetersäuredämpfen ausgesetzt waren, kein einziger an Cholera, f Journal de Pharmacie et de Chimie. Stric 5. Tome 8. pag. 455. Ac. d. sc. 97, 683, 1883.) C. Kr. Bestimmuii!» des Kohleiisäurcffehaltes der Atmosphäre auf den Beohaehtungsstatioueii für den Ycnusdurchgans. — Müntz und Aubin theilen die Resultate von Bestimmungen des jeweiligen Normalkohlensäuregehaltes bei dem Venusdui-chgange mit. Dieselben waren von Dumas angeregt und wurden von den Beobach- tern des Venusdiu-chgangs nach dem von den Verfassern passend modificirten Verfahren ') begonnen und von denselben dann in Paris 1) Yergl. Bd. 220. p. 786 ff. VerwenduDg von Borsäuie und Hämatoxylin in der Alkaiünetrie. HO vollendet, wohin die Äbsorptionsröhren gesandt werden. Nach dem Ergebnisse der Analysen war der atmosphäi'ische Kohlensäiiregehalt aui" diesen Stationen fast derselbe wie der in unserem Klima gefun- dene. Manchmal waren die so gefundenen Kohlensäuremengen beträchtlich geringer als die in Frankreich und Deutschland beobach- teten, ihr Maximum erhebt sich aber nie über das der letzteren. Das erhaltene Mittel ist 2,78 Raumtheile Kohlensäure in 10000 Raum- theilen Luft, während Reiset in Nordfrankreich 2,962, die Verf. auf der Ebene von Yincennes 2,84 und auf dem Pic du Midi 2,86 fan- den. Auch diese Bestimmungen zeigen einen grösseren Kohlensäure- gehalt in der Nacht, denn es fanden sich folgende Mttelzahlen füx: Haiti bei Tage 2,704 bei NacL it 2, 92 Florida „ » 2,897 }> )j 2,947 Martinique „ „ 2,735 » 5) 2,850 Mexico „ „ 2,665 5) )5 2,860 Santa Cruz (Patagonien) „ „ 2,664 )) )) 2,670 Chubut „ „ „ 2,790 )5 5? 3,120 Chili „ 2,665 )) » 2,820 Aus allen bis jetzt erfolgten Bestimmungen scheint ausserdem hervorzugehen, dass der Kohlensäm-egehalt der Luft auf der nörd- lichen Hemisphäre etwas grösser ist als der auf der südlichen. Dies dürfte sich nach Schlösing aus der grösseren Ausdehnung des Süd- polareises imd der grösseren Meeresfläche erklären, f Annales de Chimie et de Physique Serie 5. Tome 30. pag. 238.J C. Kr. Verweil (lull? yoii Borsäure und Hämatoxylin in der Alkalinietrie. — A. G-uyard empfiehlt selir die Borsäui-e als Normalsäiu-e anzuwenden, da sie leicht in vollkommener Reinheit diu'ch Krystallisation zu erhalten ist imd in absolut normaler Fonn, wenn man ihr KrystaUwasser durch Schmelzen in Platin verjagt. Es gelang dem Verf., eine Farbem-eaction der Borsäure zu finden, die viel bestimmter und viel empfindlicher ist als die von Lackmus, in den Farbeänderungen sich beständig zeigt und überdies füi" aUe Säm-en sich gleich gut eignet. Als Reagens dient hierbei dem Verf. das aus Blauholz dargestellte Hämatoxylin; man löst vor seiner An- wendung einige Körnchen davon in dest. "Wasser; hierzu genügen wenige Sekunden. Diese sofort verwendbare Lösung hält sich nur einen Tag lang. Bei Anwendung des Hämatoxylins verschwindet der Unterschied ZAvischen starken und schwachen Säiu-en vollständig, und Borsäure verwandelt seine Farbe mit ebenso grosser Energie ^^e Schwefelsäure. Einige Tropfen einer schwachen Hämatoxylin- lösimg geben mit irgend einer beliebigen saiuren Flüssigkeit eine deutlich hellgelbe Farbe und zwar denselben Farbenton für alle Säu- ren. Bei den Alkalien verwandelt sich die gelbe Fai-be ohne Ueber- gang in purpurroth; die Purpurfarbe bleibt relativ sehr lange beständig. Niemals zeigen sich jene Schwankungen, welche die Verwendung 120 Alkaloidgehalt neuer Chiuaiindeu. des Lackmus so unangenehm machen. Ueberdies bildet das Häma- toxylin eins der empfindlichsten Reagentien auf Ammoniak; nach zahli'eichen Beobachtungen Guyards ist es noch viel werthvoller als das Nessler'sche Reagens. Sind auch nur Spuren von Ammoniak in einer Flüssigkeit, so verwandelt sich im Augenblick der Saturation der sauren Flüssigkeit durch ein Alkali die gelbe Farbe des Häma- toxylins in zart violett. Diese violette Farbe ist viel beständiger als die von den andern Alkalien bewirkte purpurrothe. Bei den Stickstoffbestimmimgen durch Alkalimetrie erlaubt diese Reaction zugleich das Ammoniak zu bestimmen und sich qualitativ von seiner Anwesenheit zu versichern. (Bulletin de la Socie'te chimique de Paris. Tome 40. No. 9. pag. 422.J C. K. Den Alkaloidgehalt neuer Chinarinden bestimmte J. Denis - Marcinelle bei eiaer grossen Zalü von Proben verschiedener China- rindesorten, die er dem Amsterdamer Markte entnahm. Die dort zum Verkauf gestellte letzte Ernte aus Holländisch Indien betrug 250431 Pfund englisch Gewicht (das Pfund = 480 g.). Die meisten von diesen Sorten haben bereits Gille und Jonas untersucht und beschrieben, doch gaben sie nichts Näheres über die erneuerten Rin- den, die Rinden von SchössUngen und die "WurzeMnden. Jonas erwähnt nur, dass letztere reich an Alkaloiden sind. Verkauft wur- den dieses Jahr von Wurzelrinden 16754 Pfund, von erneuerten Rinden 8858 Pfund und von Rinde von Schösslingen 51080 Pfimd engl. Gewicht. Folgende Zusammenstellung bringt den mittleren Alkaloidgehalt von: I. "Wurzelrinden von Bäumen, die ausgemacht wurden, weil man ihre Cultur aufgab, oder weil sie in der Pflan- zung zu dicht standen. U. Rinden, die sich an Bäumen neubildeten, an denen schon Rinde geemtet worden war. m. Rinden der Schöss- linge von etwas oberhalb des Bodens abgehauenen Bäumen. IV. Rin- den von Stämmen und Aesten; dieselben sind von GiUe xmd Jonas untersucht; Verf. giebt ihre Resultate zum Vergleiche mit den von ihm erhaltenen. a O '^ 2 I. Wurzelrlndeii : Succirubra Calysaia Schukraft . . „ Javanica . . „ Anglica . . . Haskarliana Officinalis 1 1,4 1,3 1,2 1,5 3,9 3,5 0,7 1,4 1,6 0,5 1,6 0,6 0,3 0,2 0,3 1,0 4,8 2,5 3,4 3,4 1,3 2,7 9,3 5,2 6,3 6,4 6,0 9,2 ALkaloidgelialt neuer Chinarinden. 121 I ü •a o 3 I. Wurzelrinden : Lancifolia Ledgeriana II. Erneuerte Rinden: Cinch. succiiubra „ officinalis „ Ledgeriana III. Rinden von Scliössling^en; Cinch. Ledgeriana .... IV. Rinden von Stämmen und Aesten nach Gille imd Jonas. C. succirubra C. calys. Schuki'aft „ Javanica „ Anglica Haskarliana , officinalis , Lancifolia , Ledgeriana 2,0 4,9 2,3 3,9 6,9 2,7 2,1 1,0 2,0 0,5 0,4 0,2 0,4 0,3 0,4 0,3 3,1 1,4 3,5 1,3 1,0 1,2 1,2 0,6 0,9 1,1 0,9 2,7 1,7 5,2 3,8 0,3 0,4 1,3 0,7 1,4 1,6 0,1 0,15 0,1 0,1 0,1 0,2 3,30 1,5 1,6 2,8 1,6 0,7 2,3 1,5 Yerf. erhielt aus einigen Einclen von: Cinch. succirubra 9,2 calys. Schukraft 3,2 „ Javanica 4,4 „ Anglica 5,8 Haskarliana 4,8 officinalis 6,4 Lancifolia 6,1 Ledgeriana 7,8 7,2 7,7 7,8 6,0 8,7 4,4 9,2 Alkaloide und von anderen: 8,3 2,55 3,20 5,3 3,3 5,0 5,6 6,8 5,1 1,8 1,5 4,2 2,0 3,9 4,6 2,7 Man sieht aus dieser Zusammenstellung , wie sehr der Gehalt an Alkaloiden bei den einzelnen Ballen wechselt. Da die äusseren Eigenschaften für diese Beurtheüung einen fraglichen Werth haben, sollte die neue belgische Pharmacopöe Chinarinden von bestimmtem Gehalt verlangen (die neue deutsche Pharmacopöe hat ja auch den 122 Filtriren feiner Niederschläge. — Asphalt, — Südfranzös. Weine. Schwerpunkt in die chemisclie Untersuchung gelegt.) Als officinell sollten auch nach dem Verl", alle Chinarinden gelten, amerikanische und indische, wenn sie nur den verlangten Alkalo'idgehalt besässen. (Journal de Pharmacie d'Anvers. Tome 39. No. 10. p. 416) C. Kr. Für (las Filtriren sehr feiner Nicclcrscliliij^e empfiehlt Lecoq de Boisbaudian folgendes ^''erfahren, bei dem der Uebel- stand vermieden wird, dass gewisse feine Niederschläge, wie z.B. präcipitirter Schwefel, durch die Papierfilter mit hindurchgehen. Man kocht Filtrirpapier mit Königswasser, bis die Masse flüssig gewor- den ist, giesst dann in viel Wasser imd wäscht durch Decantiren oder auf andere Art den weissen Niederschlag, der sich gebildet hat, gut aus. Will man nun ein Filter dicht machen, so füllt man es mit dieser Masse, die vorher mit Wasser zu einem diu-chsichtigen Brei verdünnt wird, und lässt dann das Ganze abtropfen. Die Schicht, die sich jetzt auf dem Papier bildet, versperrt seine Poren. Man kann auch der zu filtrirenden Flüssigkeit ein wenig von der Masse beimischen. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 8. paff. 531. Ac. des sc., 97, 625, 1883.J C. Kr. lieber die Zusainiiiensetzuiis: von Asphalt macht De- lachanal folgende Mittheilimgen : Echter Asphalt (Judenpech), den er untersuchte, ist dunkelbraun, doch nicht schwarz; er findet sich in dicken, ziemlich zerbrechlichen Stücken mit muschligem Bruche. Destillirt man ihn, so zeigt sich eine beträchtliche Entwickelung von SchAvefelwasserstoff. Eine Bestimmung des Schwefelgehaltes ergab 3,02 Procent; in einer aus dem Handel entnommenen Probe fanden sich dagegen 3,14 Procent Schwefel. Dieser Schwefelgehalt rührt grösstentheils nicht von Schwefel- metallen her, denn die von Asphalt zurückgelassene Asche über- steigt nicht 0,273 Procent. Wärme erweicht den Asphalt, er schmilzt und bei genügend hoher Temperatur entbindet sich viel Schwefel- wasserstoff und gasförmiger Kohlenwasserstoff, luid man erhält ein stark gefärbtes Oel. Dieses rohe Oel wiu-de durch eine erste Eectifi- cation in Producte getrennt, die zum grossen Theil von 110 bis 360" destiUiren und eine sehr grosse Analogie in spec. Gewicht, Geruch imd ihi'en übrigen Eigenschaften mit den correspondirenden durch Destillation des rohen, natürlichen Steinöles erhaltenen Producten zei- gen. (Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 8. p. 532. Ac. des Sc, 97, 401, 1883.J C. Kr. Zur >yerthbf'stimmiini? südfrauzösischer Weine empfiehlt Audoynaud folgendes Verfahren: Man mischt 5 CG. Wein mit 10 e.G. einer kaltgesättigten Lösung von Barythydrat, behandelt den erhaltenen Niederschlag sofort mit siedendem Wasser imd erhält so eine an der Luft leicht zersctzliche, sich rasch oxydirendo, mohi- oder minder intensiv gelbe Flüssigkeit. Entfernt man durch einen Bestimm, v. Borsäiu-e. — Durch Benzin u. Nitrobonzin hervorger. Unfälle. 123 Kohleiisäiirestrom den Barytüberschuss aus dieser Flüssigkeit und bringt sie durch Wasserzusatz auf ein constantes Volumen (100 C.C.), so kann man die Menge dos vorhandenen gelben Farbstoffs bestim- men, indem man ihn durch Zusatz einer titrirten Kaliumpormanganat- lösung oxydirt. Die so erhaltenen Zahlen verglichen mit dem Alko- holgehalt des Weins ermöglichen nach Ansicht des Verf. ein Urtheil über den AVerth des Weines. Verf. glaubt, dass, wenn diese Versuche zwar nicht beweisen, dass ein AVein, der zwischen 1,5 und 5 C.C. einer Tausendstel Ka- liumpermanganatlösung verbraucht, unverfälscht ist, man doch mit Recht jeden Wein als verdächtig betrachten darf, der unter dieser Grenze bleibt. fJotirnal de Fharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 8. paff. 535. Ac. des sc, 97, 122, 1883.J C. Er. Bestfnimuiigen von Borsäure empfiehlt E. Smith in fol- gender Weise auszufühi-en : Man setzt zu einer Lösung von Borax eine Mangansulfatlösung und lässt dadurch, dass man ein gleiches Volum Alkohol zufügt, die ganze Menge der Borsäure sich als Mangansalz absetzen. Man benutzt hierbei ein bekanntes Volum einer titrirten Mangansulfatlösung, fügt den Alkohol zu und lässt die Fällung sich bewerkstelligen. Man filtrirt, verdampft, um den Alkohol zu verjagen, und titrirt das in der Flüssigkeit zurückbleibende Mangan. Durch Differenz- bereclmung erhält man das an die Borsäure gebundene Mangan und in Folge dessen das Gewicht dieser Säure. (Repertoire de Fharmacie. Tome 11. No. 9. pag. 409. J C. Kr. Heber durch Benzin und Nitrobenzin heryorgerufene Unfälle sagen Neumann und Pabst Folgendes nach dem Progres medical: Bei Gewinnung des Benzins durch fractiouirte Destillation der leichten Steinkohlentheeröle kommen selten Unfälle vor, ausser beim Reinigen der Destillirgefässe , wo dem Arbeitenden, der die stark benzinhaltig Luft einathmet, schlimme Zufälle zustossen kön- nen; dasselbe kann beim Ausmachen der Fettflecken in Kleidern mit Benzin geschehen. Versuche mit Thieren und klinische Beobach- tungen zeigten, dass die Wirkung des Benzins der von Aether, Chloroform und mehr noch der von Alkohol ähnlich ist. Wie bei einer Alkoholvergiftung sieht man eine allgemeine Aufregimg (Rausch etc.) sich bilden , auf die Muskelstörungen , Störungen im Empfindungsvermögen ( Anästhesie, Hyperästhesie) Hallucinationen etc. folgen; die Zähne und der Rand des Zahnfleisches schwärzen sich. Die gewöhnlich beobachteten Functionsstörungen lassen , wenn man sie im Ganzen betrachtet, annehmen, dass das Gift seinen Einfluss ganz besonders auf das Gehirn ausübt. Das Benzin wird fast ganz in natura durch die Lungen aus- geschieden; kaum Vio ßJidet sich im Harn wieder als Phenol oder andere Producte. Nitrobenzin kann ebenso wie Anilin in die Ver- 124 Ciowürze u. bcsond. Salz u. Essig v. Standiiuukte d. Erniihiung. dauungswege eingeführt oder als Dampf cingeathmet werden. Die Wirkungen des Giftes zeigen sich stets ziemlich langsam, und es folgt im allgemeinen nicht sogleich eine augenblickliche Störung. Die Zufälle zeigen sich oft erst nach einer halben, einer gan- zen Stunde oder noch viel später. Falüe, bläuliche Farbe der Haut und zwar besonders im Gesicht und an den Extremitäten, sowie der Geruch nach bitteren Mandeln sind die hervorragendsten Symptome der Nitrobenzinvergiftung. Im Nei-vensystem beobachtet man allge- meine Zuckungen, Krämpfe und isolirte Contractionen gewisser Mus- keln. Unter 44 veröffentlichten Beobachtiuigen hatten 14 tödtlichen Ausgang. Bei allen Leichenuntersuchungen wurde das Fehlen cha- racteristischer Verletzungen constatirt, sowie der flüssige Zustand des Blutes. Dieses ist dunkel gefärbt, wird aber in Contact mit der Luft sofort wieder hellroth. Nach den neuesten Forschungen gestaltet Nitrobenzin die Blut- kügelchen um, dieselben werden nämlich köinig und nehmen unre- gelmässige Conturen an ; auch der Sauerstoffgehalt des Blutes nimmt ab: das Hämoglobin verwandelt sich theilweise in Hämatiu. Ebenso wie das Benzin wirkt das Nitrobenzin auf die Nervencentren ein, doch scheint es weit mehr auf das Rückenmark (nicht das Gehirn) einzuwirken. (Repertoire de Pharmacie. Tome 11. No. 10. pag. 465.J C. Kr. Uelber de würze und besonders Salz und Essig TOm Standpunkte der Ernährung stellte C. Husson Versuche an, die bewiesen, dass es irrig ist, weim man, wie häufig der Fall, die Zubereitung einer Speise wegen ihrer Einfachlieit vernachlässigt und das Fehlende durch einen grösseren Zusatz von Gewürzen, besonders von Salz und Essig ersetzen zu können glaubt. Eine übertriebene Verwendung von Salz oder Essig kann sogar nachtheüig werden. Verf. legte Stücke guten Ochsenfleisches, frei von Fett und Sehnen, in weissen Wein, Essig, Oel, Salz und Kohle ein. Nach 4 Tagen wurden 4 g. von jeder Probe mit 1 g. Pepsin und 40 g, Wasser, dem ^j^qq Salzsäure zugesetzt war, in je ein Glas gebracht. Von zwei weiteren, zu einem vergleichenden Versuche bestimmten Gläsern enthielt No. 1 = 4 g. von dem Fleische, das keine Zuberei- tung erfahren hatte , 1 g. Pepsin und 50 g. von obigem salzsäure- haltigem Wasser. Glas No. 2 wurde mit demselben Inhalt beschickt wie No. 1, nur war dem Wasser diesmal V40 Salzsäure zugesetzt. All e Gläser wurden auf dem Dampfbade in einer Temperatur von 40 ^^ erhalten. Das Fleisch im Wein wurde selir rasch verdaut, dann jenes im Essig und nach ihm das Fleisch im Oel und das in Kohle ; sie wurden in annähernd der gleichen Zeit verdaut wie das gar nicht zubereitete Fleisch in Glas No. 1. Das Fleisch im Salz und das in No. 2 wurden niu- sehr schwer verdaut. Mit Papain waren die Resultate mit den vorstehenden übereinstimmend. Die Ver- Conserviiung fiischor Kräuter. — Oxydation d. Glycerins d. Silberoxyd. 125 suche zeigten von neuem, wie wenig man auf die Wirkung von Handelspepsin zählen kann. Bringt man zu 4 g. gehacktem Fleisch in ein Glas 40 g. Was- ser, 1 g. Pepsin oder Papain und 4 Tropfen Salzsäure und fügt hierzu eine der folgenden Mengen Salz: 0,05 g., 0,10 g., 0,25 g., 0,50 g., 1 g., 2,50 g., 5 g., so bemerkt man, dass das Salz in kleiner Dose vielleicht ein wenig die Wirkung des Pepsinfermentes erleichtert, dagegen von 0,50 g. an sie verlangsamt imd zwar im Verhältniss zur Menge des Chlornatriums. Nimmt man statt Salz krystallisir- bare Essigsäure etwa in folgenden Dosen: 4 g., 2 g., 1 g., 0,25 g., 0,10 g., so löst sich das Fleisch um so rascher, je stärker die Säure- menge ist. Mit Papain und 4 g. Essigsäure vollzieht sich die Um- wandlung im Augenblick, 10 bis 15% Essig d. h. 1 bis 1,5^0 Essigsäure erscheinen als das beste Verhältniss zu einer guten und raschen Verdauung. Verf. schliesst, dass manche Gewürze keinen anderen Nutzen haben, als den Appetit zu reizen und die Secretion verschiedener zur Verdauung nöthiger Säfte anzuregen. Die beim Kochen ver- wendete Salzmenge darf nicht 5 bis 10 g. auf 0,5 kg. Fleisch über- steigen; wenn man mehr Salz zufüg-t, so wirkt es folgendermaassen: es verändert die Structur eines Theiles der Muskelfasern des gesal- zenen Fleisches , sodass das Fleisch widerstandsfähiger gegen den Magensaft wird. Im Magen verlangsamt es zugleich die Einwirkung des Pepsins. Deshalb sind gesalzenes und geräuchertes Fleisch schwerer verdaulich als anderes. Das Salz im Ueberschuss wirkt sogar reizend. Nicht giftige organische Säuren erleichtern die Ver- dauung. Auch die Anwendung von Essigsäure hat ihre Berechti- gung, aber nur wenn man sie nicht in solcher Menge gebraucht, dass sie die Organe angreift. Wenn Mineralsäuren und besonders Salzsäui-e in den Verhältnissen von 0,1 bis 0,4 "/o zvu* Verdauung nöthig sind, so wirken sie in grösserer Menge nachtheilig und hal- ten sogar die Verdauung auf. (L^ Union pha/rmaceutique. Tome 24. No. 7. pag. 322. Comptes rendus.J C. Kr. Zur Conservirung frischer Kräuter, deren Saft früher vielfach innerliche Anwendung fand, sowie in neuerer Zeit wie z. B. Succus Chelidonii äusserlich verwendet wird, empfielilt F. J. B. Quinlan die Vegetabilien in vollkommen frischem Zustand zu zer- quetschen und den erhaltenen Brei in Flaschen einzustampfen, den Kork so aufzusetzen, dass jede Spiu- Luft ausgesclilossen bleibt und mit Wachs oder Paraffin zu überziehen; die Flaschen werden im Boden eingegraben auf bewalirt. Der Saft soll sich 6 — 7 Monate lang unverändert halten; einmal angebrochen, muss natürlich der Inhalt einer Flasche rasch verbraucht werden. (The Chemist and Bruggist XXr. 10, 499.J M. Oxydation des Glycerins durch Silberoxyd. — Die Oxy- dation mit Ag^O gelingt nach H. Kiliani sehr leicht, wenn man 126 Bücherschau. sie in alkalischer Lösung vornimmt. Eine Losung von 10 g. Glycerin in 200 C. C. "Wasser wurde mit G g. Kalkhyrlrat vermischt, dann das aus 60 g. AgNO^ bereitete Ag^O hinzugegeben und im Wasser- bade langsam auf 60'' erwärmt. Nach vierstfindiger Digestion V>ei dieser Temperatur war alles Ag^O reducirt; die Flüssigkeit wurde filtrirt, mit CO^ gesättigt, zum Kochen erhitzt und nach abermaliger Filtration durch Eindampfen concentrirt. Beim Erkalten erstarrte sie zu einem Brei aus asbestglänzenden, aus sehr feinen Nadeln zusammen- gesetzten Warzen, welche abgepresst, durch Umkrystallisiren gerei- nigt wurden und sich als Grlycolsaures Calcium erwiesen. Aus der Mutterlauge schieden sich bei freiwilliger Verdunstimg derselben Meine, dick tafelförmige, stark glänzende Krystalle von ameisensau- rem Calcium aus. Die Ausbeute an lufttrocknem Calciumglycolat betiug 4,6 g., so dass dies Verfalu-en zur Darstellimg von Glycolsäure sehr geeignet ist. (Ber. d. d. cJiem. Ges. 16, 2414.J C. J. C. Blich erschau. Grundriss der pharmaceutischen Maassanalysc. Älit Be- rück sichtignng einiger handelschemischen und hygienischen Ana- lysen. Von Dr. Ewald Geis sie r. Berlin. Verlag von Julius Springer 1884. Die Einführung der Maassanalyse in die Pharmacopöe rief natiu-gemäss das Erscheinen verschiedener AVerke hervor, deren Bestreben es sein sollte, speciell den Pharmaceuten als "Wegweiser in einem Gebiete zu dienen, wel- ches nicht wenigen unter ihnen bis dahin ganz unbekannt gebUeben, anderen wieder entfremdet worden war. Ohne den AVertli melu'crer anderer derartiger Anleitungen verkennen zu wollen, nehme ich keinen Anstand zu erklären, dass meines Erachtens das jüngste dieser Werke — eben das vorliegende — füi' pharmaceutischc Zwecke zweifelsohne das beste sein dürfte. Geissler's Leitfaden umfasst stark 130 Seiten, von denen das erste "Vier- tel den sogenannten „allgemeinen Theil" ausmacht. In dioKcm allgemeinen Theile werden zunächst die verschiedenen Apparate der Maassanalyse hin- sichtlich ilirer zweckmässigsten Form, ihrer Prüfung auf liichtigkeit und ihres Gebrauches besprochen, dem sich dann eine alles Wesentliche umfas- sende Abhandlung über die Darstellung und Prüfung, sowie über den Gebrauch und die beste Aufbewahrungsmethode der Maassflüssigkeiten an- schliesst. Den speciellen Theil gliedert der Verfasser in Sättigungsanalysen . in Oxydations- und Reductionsaualyseu und in Fällungsanalysen und behandelt in jeder dieser 3 Gruppen alle in der Pharmacopöe vorkommenden Ana- lysen auls genaueste, so dass dem Rathsuchenden nicht eine Frage unbeant- wortet bleibt. Um das Werk für Unterrichtszwecke besonders geeignet zu machen, hat der Verfasser die Einriclitung getroffen, dass stets zunächst die leichte- ren Analysen behandelt weiden und dass dann von diesen zu schwereren übergegangen wü-d. Eine entsprechende Uobereiclit ist im Inhaltsverzoich- Bücherschau. 127 nisso geboten, -wührend für jono Fälle, wo das AVork nur als Hilfsiniitol Kci der Ausfülirung maassanalytischer Bestimmungen dienen soll, ein ausfülir- liches Sachregister die schnellste Orientirung ermöglicht. Im „Anhang" erläutert der Verfasser eine Reilie handelschemischer und hygienischer Analysen , wie solche nicht selten an den Apotheker heran- treten. Da linden wir exact auseinandergesetzt die maassaualytischon Be- stimnningen von Soda, Pottasche, Weinstein, Chlorkalk etc., von Verband- stoffen, Düngmittcln, Zucker, Bier, Wein, Harn und Wasser. Das Buch sei allen CoUegen aufs wärmste empfohlen. G e s e k e. Dr. Carl Jehn. Die Theorie der modernen Chemie von Albrecht Rau, Braunschweig. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn. 1884. Vorliegendes Werk bildet die SchlussHeferung von Eau's „Entwicklung der modernen Chemie ", von welcher der erste Theil im Jahre 1877 unter dem Titel „ Die Grundlage der modernen Chemie " erschien imd seiner Zeit (Archiv 211, 570) besprochen wiu-de. Der zweite Theil „Die Entwicklung der modernen Chemie" folgte im Jahi-e 1879 (Ai-chiv 214, 570) und findet nunmehi" seine Fortsetzung und Vollendung. Im ersten Theile fixirte Rau die Standpunkte , von denen aus Berzelius und im Gegensätze zu ihm , dem klassischen Chemiker , Dumas der „ Be- gründer der modernen Chemie" das Gebiet der Chemie cultivirten imd beherrschten resp. zu beherrschen suchten, und zeigte, in welche Wider- sprüche der letztere durch Aufstellung seiner empirischen Regel und seiner sogenannten Typentheorie gerieth. Ln zweiten Theile erörterte Verfasser die Entwicklung der Chemie, welche dieselbe durch Laurent und Gerhardt erfahren haben soU, und kam im Gegensatze zu der Ansicht der meisten übrigen Chemiker zu dem Schlüsse, dass die genannten Chemiker gleich Dumas keine „Reformatoren" sondern „ Destructoren " der Chemie seien. Das bleibend Richtige der nach Ansicht des Verfassers überwundenen Typentheorie: „Die organischen Verbindungen sind Substitutionsproducte der unorganischen" dürfe aber nicht Gerhardt zugeschrieben werden, sondern dieser Grundgedanke entstamme dem Geiste Berzelius, welcher zuerst ausgesprochen habe, dass für Bem-theilung der Zu- sammensetzungsweise organischer Körper von den Erfahrungen ausgegangen werden müsse, welche man durch das Studium der anorganischen Verbin- dungen erworben habe. Dieser Satz fand eine folgenreiche Bestätigung dui'ch die erschöpfenden Arbeiten von A. W. Hofmann über die Constitution der organischen Ammo- niake, wodurch die Aufstellung der Gerhardt'schen Typentheorie ermöglicht wurde. Der grosse und klare Grundgedanke von Berzelius sei aber durch Gerhardt und seine Anhänger ungebührlich erweitert, gewaltsam über Ge- gensätzliches gezerrt und dadurch in eine leere Dialektik ausgeartet. Die Schlusslieferung des Werkes ist nun bestimmt, die Entwicklung der klassischen, Berzeüus'schen und der modernen Richtung bis in die Gegen- wart zu verfolgen. Die hervorragendsten Vertreter der exacten Forschung sind nach Rau Kolbe und Frankland; ihnen gebührt in erster Reihe die Fortentwicklung des von Berzelius aufgestellten Paai'ungebegriffs imd specieU Frankland's Entdeckung der verschiedenen Sättigimgscapacität der Elemente wurde fiir beide Richtungen von fundamentaler Bedeutung. Der Darlegung dieser Verhältnisse sind die drei ersten Kapitel des Wer- kes gewidmet. Im 4. und 5. Capitel bespricht der Verfasser die Theorie der gemischten und multiplen Typen, als deren eigentlicher Vertreter Kekule zu gelten hat. Rau führt sehr- schneidig eigene Aussprüche Kekule's gegen die 128 Bücherschau. von diesem veiti-etone Theorie ins Feld. Allerdings muss es bei dem Un- befangenen einen merkwürdigen Eindruck hervorrufen, vi^enn er sieht, wie Kekule zuletzt die verschiedenen Typen auf einen , den Wasserstoff bezieht, mit anderen Worten alle chemischen Verbindungen auffasst als eine Anzahl ideeUer Wasseretoffmolecüle , die dui'ch den Eintritt eines oder mehrerer mehi-atomiger Elemente oder Radicale zu grösseren Gruppen zusammengehal- ten werden, um dann schliesslich selbst zu sagen: „Das Zurückführen der typischen Betrachtungsweise bis zu dieser letzten Consequenz zeigt deutlich, dass die ganze Anschauung nichts weiter ist, als ein Vergleichen der ver- schiedenen Verbindungen in Bezug auf ihre Zusammensetzung; nicht etwa eine wirkliche Theorie, welche uns die Zusammensetzung selbst kennen lehrt." Dass unter solchen Umständen Kekule vor der Kritik des Verfassers keine Gnade findet, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden. Das 6. und 7. Capitel bespricht den natürlichen Zusammenhang der organischen mit den anorgauisclien Verbindungen. Verfasser zeigt hier, wie die Lehi'e von der verschiedenen Sättigimgscapacität der Grundstoffe, sowie Kolbe's Erkenntniss, dass die Essigsäui-e Mothylkohlensäure sei, diesen befä- higten, in der von Berzelius bezeichneten Richtung weiter vorzudringen, indem er nicht nur den Sclüüssel zur Deutung einer überaus grossen Anzahl organischer Verbindungen fand, sondern auch indem es ihm infolge jener Erkenntnisse möglich war, die chemische Natur noch nicht entdeckter Ver- bindungen vorherzusagen. Mit der Entdeckung der verschiedenen Sättigungscapacität der Resultate war die Ursache der Typen gefunden; die Tyi^entheorie war gegenstandslos geworden. Es trat nun die sogenannte Structurtheorie auf, für welche man die Sättigungscapacität der Elemente als eine constante auffasste , trotzdem sie es erfahrungsgemäss nicht ist. Das Dogma der constanten Valenz, wie es Erlenmeyer begründet, wird im 8. Capitel kritisch beleuchtet, während das neunte sich mit der Darlegung und Kritik der Ansichten von Lothar Meyer, A. Naumann, A. Wui-tz, SeU. und Büchner über constante beziehentlich wechselnde Valenz befasst. Im 10. und letzten Capitel behandelt der Verfasser die Theorie der Atom- verkettung nach Lothar Meyer und A. Wurtz. Seiner Ansicht gemäss leistet die Kolbe'sche Theorie der organischen Verbindungen in formaler Hinsicht schon heute das Höchste, was überhaupt geleistet werden kann; sie legt nur folgendes zu Grunde: 1) die experimentell ermittelte Zusammensetzung der unorganischen und organischen Verbindungen, 2) ihr chemisches Verhalten, 3) die Unterscheidung extra- und intraradicaler Sauerstoffatome und 4) die Thatsache, dass electronegative Radicale durch electropositive und umgekehrt ersetzt werden können. Dass diese Theorie trotzdem nicht die gebühi-ende Anerkennung gefun- den hat, dass neben ihr noch eine andere, sogenannte moderne besteht, welche in allen wesentlichen Punkten so ziemlich das Gegentheil ist das wird nach dem schroffen Urtheile des Verfassers in Zukunft als Beweis gel- ten, welch' geringe allgemeine und sachliche Bildung nothweudig gewesen sei, um für einen modernen Chemiker gelten zu können. Das ungemein interessante, fesselnd geschriebene Werk, welches bei aller Schärfe doch streng saclüich bleibt, sei dringend allen empfohlen, die für derartige umfassende kritische Ueberbücke Sinn haben. Geseke. Dr. Carl Jelm. Halle a. S. , Ruclidnioltorei des Waiaenlianaes. Verlag von August Hirsch wald in Berlin. Soeben erschienen: Vorlesungen über Pharmakologie für Aerzte und Studirende von Prof. Dr. C. Binz. I. Abtheilung. 18S4. . 533. 3) Auch Ol. hyoscyami fluorescirt stark, was ich liier ausdrücklich einer Bemerkung Askenasy's gegenüber (botan. Zeit 1807. p. 228.), der die Fuorescenz läugnct, hervorhebe. Rothe Fluorescenz ist übrigens eine allen mii- bekannten Körpern der Chlorophyllgruppe eigeutlüimliche Eigenschaft. A. Tscliirch, Untersuchungen über d. Chlorophyll d. Pflanzen. 145 insonderheit den Streifen I, das bände specifique des Chautard, ^ gefunden: bei Tinct. Arnicae, Capsici, Croci und bei Tinot. cantharidum. ^ Bei den ersteren drei stellte es sich heraus, dass die Chlorophyllcharaktere hier nicht dem Farbstoffe selbst eigen sind, sondern von kleinen Mengen begleitenden Chlorophylls herrühren, welches zwar bei Capsicum und Crocus anatomisch und microche- misch ^ absolut nicht mehr nachweisbar ist , das sich jedoch nach der von mir angegebenen Methode * leicht macrochemisch abtrennen lässt. Bei Arnica werden auch die mattgrünen Fruchtknoten mit extraliirt, ein Vorhandensein des Chlorophyllstreifen hat daher hier nichts Auffälliges.^ Sehr auffällig ist das Vorkommen von Chlorophyll in den spa- nischen Fliegen. Dass Clilorophyll in denselben vorkomme, finde ich gelegentlich der Zusammenstellung der Resultate schon von einigen anderen Forschern angegeben.^ Ich kann die Beobach- 1) Classification des bandes d'absorption de la Chlorophyll etc. Compt. rend. 76. (1873). p. 1273, ich nenne dies Band das „stabile." 2) Vergl. meine Mitth. in denVerhandl. d. Ges. naturf. Freunde. Nov. 1883. 3) Microchemisch kann man irgend erhebliche Mengen Chlorophyll durch die Hypochlorinreaction PrLagsheim's nachweisen vgl. Pringsheim, Ueber das Hypochlorin und die Bedingungen seiner Entstehung in der Pflanze. Monatsber. d. Berlin. Academ. Novemb. 1879 und Lichtwirkung und Chloro- phyllfunction. Jahrb. f. wiss. Bot.XII. Tschirch, das Hypochlorin, Sitzber. d. bot. Ver. d. Prov. Brand. April 1882, Beiträge zur Hypochlorinfrage, Abhandl. d. botan. Ver. d. Prov. Brand. XXIV. (1882). p. 124 und Meyer a. a. 0. Die Nadeln und Fäden sind sehr charakteristisch , doch dürfen, um ihr Auftreten zu ermöglichen , wie gesagt nicht nur Spuren vorhanden sein. 4) Ber. d. botan. Ges. November 1883." 5) Es ist bei anatomischen Untersuchungen auf Chlorophyll wohl zu beiück- sichtigen, dass dasselbe auch bei den höheren Pflanzen nicht nur an Kömer gebunden vorkommt, sondern häufig auch Plasmawolken oder einzelne Stärkekör- ner partiell oder ganz umgebende Plasmahüllen tingirt, oder durch das ganze Plasma der Zelle fein vei-theilt ist, — so kommt es, dass alle bisher für chlorophyllfrei gehaltenen höheren Pflanzen (Neottia nidus avis , Monotropa, Orobanche , Cuscuta u. and.) sich bei genauerem Zusehen als chlorophyU- führend erwiesen haben. Vergl. die einschlägliche Literatur bei "VYiesner, (Pringsh. Jahrb. VM. p. 576.) Drude, (die Biologie von Monotropa Hipo- pitys etc. Göttingen 1873) u. and. 6) Chautard, Examen spectroscopique de la chlorophylle dans les residues de la digestion. Compt. rend. 76. (1873). p. 105. Pocklington, Jahresber. über d. Fortschr. d. rein. Chem. 1873. p. 425. Liebermann, Untersuchungen über d. Chlorophyll. "Wiener Academie. 72. Bd. (1875), pag. 607. Arch. d. Pharm. XXU. Bds. 4. Hft. 10 146 F. A. Flückiger, Bemerk, üb. d. botanischo Nojnenclatur d. Pharmacopöe. tungeu derselben dahin berichtigen, dass selbst schon die ganz fi-isch hergestellten alkoholischen Lösungen niemals Clüorophyll , sondern stets Chlorophyllan enthalten: Die Lösung wird niemals reingrün, sondern im günstigsten FaUe gelbgrün und die spectroscopische Prüfung zeigt die Chlorophj^llancharaktere in ausgeprägtestem Maasse, ^ mit Zinkstaub erhitzt, wii-d die Lösung jedoch grün. Es ist dies, wenn wir von dem noch fraglichen Befunde bei Bo- neHa viridis absehen, das einzige Thier, in dem bislang ein dem Chloro- phyll der Pflanzen ausserordentlich nahestehender Farbstoff, — er entsteht ja daraus einfach diu-ch Oxydation — oder dieses selbst gefunden wurde, da wir nach Brandt 's Untersuchungen,^ die grün gefärbten Lifusorien wohl als symbiotisch mit Algen vergesellschaf- tete "Wesen auffassen müssen. Ich behalte mir vor, im nächsten Sommer auch andere grün- gefärbte Raupen und Käfer (Cetonia aurata, Cerambyx moschatus und andere) auf Chlorophyll zu untersuchen. ■*► Aus das regelmässig grüngefärbte Cajeputöl habe ich, um der immer noch von einigen Seiten aufgestellten Behauptung, dass die grüne Farbe von Chlorophyll herrühre, zu begegnen, in den Kreis meiner Beobachtungen gezogen. In den mir vorliegenden Proben fand ich jedoch niemals auch nur die geringsten Anzeichen vorhan- denen Chlorophylls, die grüne Farbe ist daher unbestreitbar auf den übrigens sehr geringen Kupfergehalt des Oels zurückzuführen.^ Bemerkungen über die botanische Nomenclatnr der Pharmacopöe. Von F. A. Flückiger. Herr Geh. Rath Prof. Dr. Göppert, Director des botanischen Gartens in Breslau, veröffentlichte voriges Jahr die Schrift: „Un- sere officinellen Pflanzen" als Nachtrag zu seinen frühern lehrreichen Arbeiten auf diesem Gebiete. Die 12 Seiten des vor- liegenden Heftes werden in folgender Weise eingeleitet: „Bei der immer mehr schwindenden Theilnahme an officinellen Gewächsen, 1) vergl. Fig. 4 auf Seite 139. 2) Ueber das Zusauimeiileben von Thieren und Algen, Sitzungsber. d. Ges. naturforschender Freunde. Berlin, November 1881. 3) vergl. auch Flückiger, Pharmacognosie des Pflanzenreiches, p. 150 F. A. Flückiger, Bemerk, üb. d. botanische Nomenclatur d. Pharmacopöe. 147 halte ich es im Interesse der systematischen Botanik und der heu- tigen Pharmacie fast für geboten, durch eine Zusammenstellung aller etwa bis 1870 in der medicinisch - pharmaceutischen "Welt noch bekannteren Arten und der von ihnen stammenden Droguen, viele dieser heut nur mehr oder weniger beachteten Pflanzen der Ver- gessenheit zu entreissen und hier möglichst genau aufzuführen. — Zur Hebung dieses Interesses wird jedenfalls nicht beigetragen durch das Verfahren der neuen Reichspharmacopöe, die Autoren der in ihr aufgeführten Arten wegzulassen , ein nicht zu billigendes Vorgehen, welches in weitem Maasse Unsicherheit darüber hervorruft, welche Art denn eigentlich gemeint sei, wie z. B.: (Die Nummern von mir beigesetzt)" 1) Unter Aloe lingua gehen elf verschiedene Arten! — Es giebt eine Aloe vulgaris von DeCandolle, eine andere von Will - denow eine dritte von Lamarck. 2) Copaifera officinalis ist ohne Autorangabe ein Sammel- name, der eine ganze Anzahl Arten und Formen umfasst. 3) Unter Eugenia caryophyllata sind 2 weit von einander entfernte Pflanzen, die eine von Thunberg, die andere von Swartz, beschrieben worden. Von der Thunberg'schen Art stammen die Gewürznelken, während die Swartz'sche Art (Syzygium Jambola- num DC.) für die Pharmacie ohne Bedeutung ist. 4) Malva vulgaris ist je nach dem Autor Malva silvestris L., M. rotundifolia L., M. neglecta Wallr., oder umfasst mehrere dieser Arten gemeinsam. 5) Unter Mentha crispa haben Linne, Roth und Tenore 3 verschiedene Arten gemeint. 6) Pinus australis ist je nach dem Autor eine afrikanische, mediterrane oder nordamerikanische Fichtenart. 7) Melilotus officinalis ohne Autorenangabe umfasst so ziem- lich alle mitteleuropäischen gelbblühenden Meliloten. Melilotus altissima von Schultes ist die weissblühende M. alba Desr., M. altissima Thuill. die gelbblühende Art. 8) Quercus Robur; 2 Arten, pedunculata Willdenow und Ro- bur Wüld. 9) Unter Lactuca virosa verstanden Linne, Hablizl und Thunberg 3 sich sehr fern stehende Species. 10) Von Verbascum phlomoides existirt eine Linne'sche und eine Sprengel'sche Art 10* 148 F. A. Flückiger, Bemerk, üb. cl. botanische Nomenclatur d. Pharmacopöe. 11) Ononis spinosa Linne's ist etwas ganz anderes als 0. spinosa Hasselquist." Es ist allerdings üblich, in jeder botanischen Arbeit, welche auch nur einigermaassen au Wissenschaftlichkeit Anspruch erhebt, die Pflanzen mit den Namen der Autoren auszustatten. Wird dazu auch noch das Werk angegeben, in welchem der angeführte Schrift- steller die betreffende Pflanze beschrieben und abgebildet hat, oder das Herbarium, in welchem dieselbe aufbewahrt liegt, dann wird wohl meistens ein Missverständniss ausgeschlossen sein. In dieser Weise muss namentlich derjenige verfahren, welcher sich die kritische, systematische Durcharbeitung einer Pflanzengruppe oder irgend einer grössern Abtheilung des Pflanzenreiches zur Aufgabe macht. Un- bedingt muss dieses Verfahren auch da verlangt werden, wo es sich um weniger allgemein bekannte Pflanzen handelt. So weit und noch ein Stück weiter bin ich einverstanden mit dem Gebrauche, die botanischen Autoren anzuführen, doch kann ich mich allerdings nicht erinnern, jemals gehört oder gelesen zu haben, dass z. B. in irgend einem Examen vom Candidaten die Kenntniss solcher „ Autornamen " verlangt worden wäre oder dass davon in Vorlesungen über Botanik viel die Eede sei, sofern es sich nicht um ganz specielle Systema- tik handelt. Meines Erachtens durfte die Pharmacopöe sich recht wohl auf einen eigenen Standpunkt versetzen. Sie ist kein wissenschaftliches Werk, sondern ein Gesetzbuch, welches allerdings, wie auch andere Gesetzbücher, auf wissenschaftlichem Boden steht. Sie macht die Drogen namhaft, welche der Apotheker dem Mediciner zur Verfü- gung halten soU, und schildert dieselben so weit, als es zur Beur- theilung der Identität erforderlich ist. Melir will und soll die Phar- macopöe im wesentlichen nicht leisten. Man könnte sogar behaup- ten, dass sie im Unrecht ist, wenn sie Stammpflanzen nennt, welche den deutschen Apothekern und Aerzten so gut wie niemals zu Ge- sichte kommen, d. h, wenigstens nicht in ihrem Berufsleben. Indem die Pharmacopöe Aloe, Ammoniacum , Asa foetida, Balsamum Copai- vae, Balsamum peruvianum, Benzoe u. s. w. kurz und möglichst zu- treffend schildert, erfüllt sie ihre Aufgabe, thut aber ein übriges, wenn sie auch noch die Pflanzen erwähnt, von welchen die eben genannten Drogen abstammen. Wie viele Leser der Pharmacopöe sind in der Lage, sich von der Kichtigkeit jener botanischen Anga- ben des Buches zu überzeugen? Es ist nur ein Stück Belehrung, F. A. Flückiger, Bemerk, üb. d. botanische Noraenclatur d. Pharmacopöo. 149 welches die Pharmacopöe hier bietet, so dass sie cigentlicli schon aus ihrer Rolle fällt und zur Lehrerin wird, wo sie nur befehlen soll. Anders liegen die Dinge doch wohl, wenn es sich um Amyg- dalae, Cortex Frangulae, Cortex Quercus, Folia Althaeae , Folia üvae ursi, Radix Taraxaci, Tubera Aconiti u. s. w. handelt. Hier ist der Apotheker möglicherweise doch in der Lage, sich wirklich an die von der Pharmacopöe vorgeschriebene Pflanze, halten zu können; die genaue Bekanntschaft mit der letzteren wird ihm von Nutzen sein und von ihm verlangt werden düi'fen- Es handelt sich also im Grunde um 2 Kategorien von Pflanzen, einerseits nämlich einfach um inländische oder doch leicht zugäng- liche imd anderseits um exotische, eine Unterscheidung, welche bei der Erörtenmg der von Herrn Geh. Rath Göppert aufgeworfenen Frage auch nicht ganz übersehen werden darf. Zu Gunsten des von der Pharmacopöe eingeschlagenen Yeriahrens habe ich mich schon einmal in der Beilage zur Pharm. Zeitung vom 26. Februar 1881 geäussert und erlaube mir, darauf zu verweisen, um Wiederholungen zu vermeiden. Grundsätzlich habe ich in der That wenig beizufü- gen; wenn sich aber ein so hoch verdienter und so gründlich orien- tirter Gönner und Förderer der Pharmacie, wie Herr Geh. Rath Göppert, in gegentheiligem Sinne vernehmen lässt, so ist es Pflicht, eine solche gewichtige Stimme nicht zu überhören und zwar um so mehr, als er keineswegs allein steht. Herr Geh. R. Göppert rügt zunächst, dass die Pharmacopöe durch ihr Verfahren nicht zur Hebung des botanischen Interesses an den officinellen Pflanzen beitrage. So richtig diese Bemerkung auch ist, so wenig belangTcich scheint sie mir an dieser Stelle zu sein. Der Pharmacopöe liegt jene allerdings sehr wünschenswerthe Hebung eines freilich sehr schönen Interesses sicherlich nicht ob imd ich glaube auch, dass für dasselbe in der neuesten einschlagen- den Literatm' Deutschlands anderweitig recht viel geleistet worden ist, so dass es kaum von viel Gewicht wäre, wenn die Pharmaco- pöe auch noch direct dazu beitrüge. Ferner bedauert Herr Geh. Rath Göppert, dass dieselbe in weitem Maasse Unsicherheit darüber hervorrufe, welche Art im gege- benen Falle gemeint sei, und führt die oben aufgezählten 11 Bei- spiele an. Besehen wir uns diese näher, so ergiebt sich Folgendes. Zu 1: In Beti-eff der Aloe drückt sich die Pharmacopöe mit Recht wenig bestimmt aus und legt mehr darauf Gewicht, die 150 F. A. Flückiger, Bemerk, üb. d. botanische Nomenclatur d. Phai'macopöe. Waare zu schildern, als ihre Abstammung fest zu setzen. Einmal nimmt der Hottentotte, wenn die Noth ihn gelegentlich zu diesem Erwerbe treibt, die erste beste Aloe in Arbeit, so dass niemand in Betreff der Species genau unterrichtet ist. Dann aber ist sogar zu bemerken, dass im Sinne der neuesten Bearbeitung des Genus Aloe die beiden Arten A. vulgaris und A. lingua nicht mehr genannt werden müssten. Leider aber leg-te Baker (Journal of the Lin- nean Society. Botany. Yol. XVm. p. 148) seine sichtende Hand zu spät an das entsetzliche Chaos der Benennungen der Aloe -Arten, als dass seine Arbeit noch für die Pharmacopoea Germanica hätte benutzt werden können. Um übrigens auf A. lingua (jetzt Gaste- ria disticha Haworth) zurückzukommen, so liegt es für den Kri- tiker doch gewiss am nächsten , Thunberg's Benennung zu berück- sichtigen, da er es war, der zuerst über die jetzt allein offlcinelle Cap-Aloe berichtete. Und die zu verschiedenen Zeiten aufgestellte Aloe vulgaris düi-fte schliesslich nahe zusammenfallen. Alle diese Moe- Arten des Caplandes geben, wie es scheint, eine und dieselbe Waare und damit müssen wir uns wohl beruhigen; niemand ist ziu* Zeit zu genaueren Nachweisen im Stande. Zu 2: Es ist mir nicht bekannt, dass Copaifera officinalis nur ein Sammelname sei; ich meine, dass übereinstimmend darunter die Linne'sche Art (C. Jacquini Desfontaines) verstanden wird, auch giebt es eine Anzahl viel verbreiteter Abbildungen, z. B. bei Hayue und in der Düsseldorfer Sammlung, welche gerade diese Art dar- stellen. Es will mir also durchaus nicht einleuchten, dass die Phar- macopöe durch Nennung der C. officinalis ohne den Autor zu Zwei- feln Anlass gebe. Vielleicht wäre es noch besser gerechtfertigt, nach den Beweisen zu fragen, welche dafür vorliegen, dass Balsam von Copaifera officinalis gesammelt werde! Zu 3: Welche Eugenia cary ophyllata die Gewürznelken liefert, ist für keinen Botaniker zweifelhaft; dass einmal von Swartz versucht worden ist, denselben Namen dem vormaligen Syzygium jam- bolanum DC. beizulegen, hat doch kaum noch irgend welches Inter- esse. Dieser letztere Baum ist in Europa äusserst wenig bekannt und ohne alle practische Bedeutung, wälu-end der Gewürznelkenbaum in allen betreffenden Kreisen hinlänglich gekannt ist; wo wäre da eine Unsicherheit denkbar , wenn die Pharmacopöe sich erlaubt , den Na- men Thunberg wegzulassen! Allerdings ist wohl der Name Caryo- phyllus aromaticus oder aromatica geläufiger, aber eine irgendwie F. A. Flückiger, Bemerk, üb. d. botanische Nomenclatur d. Pharmacopöe. 151 umfassendere Berücksichtigung der Synonymen liegt doch erst recht ausserlialb der Aufgabe der Pharmacopöe. In dieser Hinsicht durfte sie sich gewiss mit Recht an diejenigen Bezeichnungen halten, welche gegenwärtig in den besten einschlägigen Werken angenom- men, d. h. an die Spitze gestellt sind. Diese lassen das Genus Caryophyllus nicht gelten. Zu 4 : Es ist zuzugeben , dass die hier vorzugsweise gemeinte Malva schon 1824 durch "Wallroth als M. neglecta und erst 1828 durch Fries als M. vulgaris bezeichnet worden ist. Aber gerade der Umstand, dass der letztere Name nicht ausschliesslich nur die von Wallroth gemeinte Form bedeutet, mag zur Entschiüdigung die- nen, dass die Pharmacopöe hier gegen das Prioritätsrecht gesündigt hat. Practisch gesprochen ist es ja ganz und gar gleichgültig, von welcher der einheimischen Formen der Kräutersammler seine Mal- venblätter nimmt und der Apotheker wird auch kaum in die Lage kommen, sich zu überzeugen, ob er M. neglecta Wallr., M. rotundi- folia Linne's oder anderer Botaniker vor sich hat, da ja sogar die viel stärker abw^eichenden Blätter der M. silvestris zulässig sind. Zu 5: Bei Mentha crispa ist das Interesse der Pharmacopöe darauf beschränkt, eine Minze vorzuschreiben, welche den so höchst eigenthümlichen Krauseminzgeruch besitzt. Indem sie keinen Autor- namen nennt, geht die Pharmacopöe den Streite über die Herkunft einer solchen Mentha aus dem Wege ; sie überlässt ganz und gar den Botanikern oder Pharmac ognosten die Erörterung der Frage, ob die Krauseminze nur eine Culturform oder eine „gute Species" sei, was allerdings nicht ohne Interesse ist. Der Gleichförmigkeit der Droge in äusserlicher Hinsicht trägt die Pharmacopöe noch so weit Rücksicht, als sie Mentha viridis mit flacher , nicht krauser , Blatt- spreite ausschliesst ; alles übrige, was sich in systematischer Hinsicht an den Namen Mentha crispa knüpft, kann und soU der Pharma- copöe gleichgültig sein, sobald ihre Krauseminze das richtige Car- vol enthält. Zu 6: Obgleich 3 Botaniker der Reihe nach 3 verschiedene Fichten mit dem Namen Pinus australis belegt haben, so ist doch sicherlich kein auch nur halbwegs Kundiger darüber im Zwei- fel, dass heute darimter einzig die nordamerikanische, von Michaux aufgestellte Art gemeint ist. Diesen Bescheid finden weniger gut unterrichtete Pharmaceuten ausnahmslos auch in allen Werken, an welche sie sich zu diesem Behufe etwa wenden mögen. Schon vor 152 F. A. Flückiger, Bemerk, üb. d. botanische Nomenclatur d. Pharmacopöe, 50 Jahren kannte z. B. die damals ausgezeichnete und sogar heute noch oft brauchbare medicinisch-pbarmaceutische Flora von Kostelctzky nur jene eine Pinus australis. Also auch hier keine Unsicherheit! Zu 7: Wenn gegen Melilotus officinalis die Einwendung erhoben wird, dass diese Angabe, ohne Autornamen, so ziemlich alle mitteleuropäischen gelbblühenden Meliloten umfasse, so darf bemerkt werden, dass es sich eigentlich wohl nur um deutsche derartige Pflanzen handelt. Und solcher giebt es im ganzen — zwei, nämlich M. officinalis Desrousseaux und M. altissimus Thuillier, also genau die von der Pharmacopöe vorgeschriebenen Stammpflanzen ihrer Herba Meliloti. Dass Schultes unter Melilotus altissimus eine dritte, nämlich eine weissblühende Art verstanden wissen wollte, kann für uns nicht in Betracht kommen, denn die Pharmacopöe fordert ausdrücklich gelbe Blüthen und kräftigen Wohlgenich. Damit ist M. altissimus Schultes (Synonym: M. alba Desrousseaux) bestimmt ausgeschlossen und mit vollem Rechte jede aromatische Form mit gelber Blüthe zugelassen, sei sie nun von den Systematiken! so oder so getauft worden. Zu 8: Die Berechtigung der Frage nach der Bedeutung der laconischen Quercus Eobur der Pharmacopöe ist einzuräumen. Ist Q. Robur im ursprünglichen Sinne von Linne, d. h. nur als Stiel- eiche, gemeint oder ist Q. Robur hier in der umfassendem Bedeu- timg mit DeCandolle als alle deutschen Eichen einschliessend ge- braucht? Darüber giebt die Pharmacopöe freilich keine Auskunft; wenn man aber die höchst untergeordnete RoUe der Eichenrinde in der Pharmacie bedenkt, so kann davon keine Rede sein, dass das pharmaceutische Gesetzbiich irgend einen Grund gehabt hätte, die Rinde einer bestimmten Form der in Deutschland wachsenden Eichen auszuschliessen und eine andere zu bevorzugen. Auch ist niemand im Stande, die Rinden von Quercus pedunculata Ehrhart und Q. ses- siliflora Smith in den von der Pharmacopöe verlangten Altersstufen zu unterscheiden imd wäre dieses auch möglich, so bliebe es practisch ohne allen Belang ; der Gerbsäuregehalt hängt ohne Zweifel nicht von der äussern Gestalt der Eiche ab. Meines Erachtens spricht bei nur einiger Ueberlegung alles dafür, dass die Pharmacopöe imter Q. Robur alle in Deutschland wild wachsenden Formen der Eichen versteht und mit Recht verstehen darf. Zu 9: Lactuca vires a. Wäre es möglich, dass dieser Name BUSSverstanden werden könnte? Sollten die heutigen Systematiker Quelle der Hippiirsäure im Harn. 153 und riui.inaceuten in der Auffassung jenes Namens nicht genau übereinstimmen? Zur Ehre der beschreibenden Botanik halte ich denselben für vollkommen sichergestellt und unzweideutig. Zu 10: Verbascum phlomo'ides. Die Anforderungen der Pharmacopöe an die Wollbliunen sind doch wohl bestimmt genug gefasst, um Verwechselungen und Missverständnisse auszuschliessen, "Was das Sprengel' sehe V. phlomo'ides betrifft, so dient mir zur Beruhigung,' dass dasselbe in keinem Werke angeführt ist, welches hier irgend in Betracht kämmen kann. Dasselbe fehlt sogar in der neuesten Monographie des Genus Yerbascum von Franchet (ange- führt in meiner Pharmacognosie, p. 746.) Um wieviel mehr werden wir also Sprengel's Verbascum phlomoides ignoriren dürfen! Zu 11: Ononis spinös a. Könnte es bei einem so gemeinen Strauche möglich sein, den Namen anders zu verstehen als im Sinne Linne's und der Pharmacopöe? Auch hier darf Ononis spinosa „ Hasselquist" ruhig der Vergessenheit überlassen werden, da sie, wie es scheint, gar nicht der europäischen Flora angehört. Was in ganz Mitteleuropa überall unter 0. spinosa verstanden wird, scheint mir ausser Zweifel zu sein. Ich bin in den vorliegenden Bemerkungen nicht auf eine Wi- derlegung der von Herrn Geh. Rath Göppert erhobenen, an sich ja ganz richtigen Einwendungen ausgegangen, nur begründen meine Erörterungen, wie ich denke, den Schluss, dass jene Einwürfe gegen das Verfahren der Pharmacopöe nicht viel beweisen. Ich halte dafür, dass dieselbe sehr wohl von dem allgemeinen Gebrauche der Autorennennung abgehen durfte; im Falle der Mentha crispa (und auch der M. piperita) wäre die Angabe eines Autors sogar bedent- lich gewesen, während allerdings für die übrigen Pflanzen die Bei- fügung der betreffenden Autoren ganz — harmlos gewesen wäre. Gerade darum konnte sie unterbleiben. B. Monatsbericht. Physiologische Chemie. Quelle der Hippursänre im Harn von Dr. C. Schotten. Nachdem die Untersuchungen von Salkowski, Schnitzen, Meissner, Shepard, Weyl und Anrep festgestellt haben, dass im Harne, sowohl eines himgernden Menschen, als auch 154 Quelle d. Hippiirsiiuie im TTaiii. eines hungernden Hundes, Hippursäure vorkommt und dass auch bei reiner Fleischkost der Hundeharn stets Hippursäure enthält, ist man von der früher zu Tage getretenen Ansicht, die Hippursäure stamme, was ihren stickstoiffreien Paarung angeht, aus Kohlehydraten oder aus Benzoylderivaten , welche dem Organismus in der Nahrimg prä- formirt zugeführt werden, ganz abgekommen und zu der üeberzeu- gung gelangt, dass das Eiweiss die Muttersubstanz der Hippursäure sei. Während man aber durch die Arbeiten Baumann's weiss, dass die aromatischen Oxysäuren und die Phenole ebenfalls vom Eiweiss herstammen und dass das Tyrosin, als näheres SpaltungsprcMuct des- selben, zur Bildung jener Veranlassung giebt, so ist man darüber noch in Unkenntniss, von welchen unmittelbaren Spaltungsproduct des Albumins die Hippursäure herrührt. Die Meinung Salkowski's, dass die von ihm aus den Fäulnissproducten des Albumins, specieU des Tyrosins isolirte Phenylpropionsäure im Organismus in Benzoesäm-e verwandelt, im Harn als Hippursäure aufti-ete , ist eben sowohl durch die Versuche Baumann's (siehe Referat in Band 221. Seite 939 bis 941 dieser Zeitschr.), wie durch die Thatsache widerlegt, dass Ben- zoesäure nicht durch Reductionsmittel , sondern im Gegentheil nur durch energische Oxydationsmittel direct aus dem Eiweiss dargestellt worden ist und schliesslich die Erfatu-ung , dass man noch nie , we- der bei der Fäiüniss ausserhalb des Organismus, noch bei den Umsetzungsproducten innerhalb desselben eine Reduction der Phe- nolhydroxylgruppe beobachtet hat. Es bleibt daher nur die Annahme übrig, dass das von Salkowski verwendete Tyrosin kein reiner Kör- per gewesen sei, sondern wahrscheinlich schon die Amidosäure ent- halten habe, welche Verfasser, gestützt auf eine Reihe von Versuchen, für die Quelle der Hippursäure hält, — nämlich die a-Amidophe- nylpropionsäure. Schon Schulze und Barbieri haben diese Säure vor mehreren Jahren aus den Lupinenkeimlingen durch Extraction mit Alkohol und jüngst aus dem Eiweiss der Kürbissamen durch Kochen mit Salzsäure und Zinnchlorür dargestellt. Verfasser hat die zu seineu Versuchen nöthige Säure nach dem Verfahren von Erlenmeyer und Lipp (Ber. der deutsch -ehem. Ges. Bd. 12. S. 653) bereitet. Er verfütterte in einem Falle 0,7 g. der- selben, dann eben soviel Phenylpropionsäure und stellte die Menge der gewonnenen Hippursäure fest, wobei er fand, dass die nach Füt- terung der nicht amidirten Säure aus dem Harn dargestellte Menge in reiner Hippursäure, die nacli Fütterung mit der Amidosäxire ge- wonnene mindestens um das ISfache übertraf. Gestützt auf seine Experimente und auf die bisher über das Verhalten des Tyrosins und der aromatischen Oxysäuren im Orga- nismus gemacliten Erfahrungen, glaubt Verfasser folgende Schluss- folgerung als wahrscheinlich aufstellen zu können: Die a-Amido- phenylpropionsäure , ein Spaltungsproduct des Eiweisses , wie das Tyrosin, wird gleich diesem im normalen Verdauungsprocess fast vollständig verbrannt. Ein kleiner Theil desselben wird aber durch Jodoform u. Chloroform im Organismus. — Indigo - Inld. Substanz im Harn. 155 Fäiilnissfermente innerhalb des Darmes in Phenylpropionsäure ver- wandelt. Die letztere wird als solche resorbirt, in den Geweben zu Benzoesäure oxydirt und tritt, nachdem sie sich mit Glycocoll gepaart hat, als Hippursäure im Harn aus. Ferner hat Verfasser nachgewiesen, dass die Amidophenylessig- säure ein von ihrer höheren Homologen verschiedenes Verhalten im Organismus zeigt, indem ein grosser Theil derselben in Mandel- säure verwandelt in dem Urin austritt, und dass Hippursäure , nach Fütterung mit Mandelsäure, im Harn nicht aufgefunden werden konnte, wonach die Angaben von Schiützen u. Grräbe, dass dem Orga- nismus zugeführte Mandelsäure als Hippursäure im Harn austritt, welche in alle Lehi'bücher übergegangen ist, einer Berichtigung be- darf. fZeitschr. j. physiol. Chemie. Bd. 8. Hejt 1. 2.J lieber die Schicksale des Jodoforms und Chloroforms im Organismus theilt Dr. A. Zell er, die Beobachtungen Högyes bestätigend mit, dass das zur Resorption gelangende Jod mit dem Eiweiss der Gewebe in Verbindung trete und als Jodalbumin wirk- sam sei. Doch würde das Jodalbumin nm^ sehr schwierig absorbirt, denn die Ausscheidungen des Jod im Harn dauerten, nach einma- liger Gabe von Jodalbumin, 9 Tage und ausserdem passire auch noch ein kleiner Theil des Jod den Darmkanal. — Bezüglich des Chloro- forms waren die Versuche wesentlich darauf gerichtet, festzustellen, wie viel Chloroform, nach innerlicher Anwendung, in der Fonn von Cliloriden in den Harn übergehe. Um den Kochsalzgehalt des Harns der Versuchsthiere möglichst constant zu erhalten , wurden dieselben mit bestimmten Quantitäten Pferdefleisch gefüttert. Es stellte sich bei den Untersuchungen heraus, dass die Chlorausscheidung des Harns, bei Eingabe von Chloroform, eine ziemlich uuregelmässige ist und sich auf 8 Tage vertheilt; im Allgemeinen erfolgt die Chloraus- scheidung des im Organismus zersetzten Chloroforms ähnlich lang- sam wie die Jodausscheidung bei Application von Jodoform. (Zeit- schrift f. physiol. Chem. Bd. 8. Hjt. 1. u. 2.) Zur Kenntülss der Indigo -bildenden Substanz im Harn veröffentlicht Georg Hoppe -Sey 1er die weitere Mittheilung (vergl, Bd. 221. S. 613 dieser Zeitschr.), dass die im normalen Hundeharn stets vorhandene Substanz, welche mit Salzsäure und Chlor Indigo bildet, das von Baumann und Brieger entdeckte indigoschwefelsaure Kalium ist. Er gewann durch wiederholtes Umkrystallisiren aus dem ätherisch - alkoholischen Extract eines zur Syrupsconsistenz ein- gedampften, von Harnstoff möglichst befreiten grösseren Quantums nor- malen Hundeharns, diesen Körper, welcher in seiner Reaction und sonstigen Eigenschaften mit dem nach Eingabe von Indol oder Or- thonitrophenylpropionsäure aus dem Harn dargestellten krystallisirten indoxylschwefelsauren Kalium übereinstimmte. (Zeitschr. f. physiol. Chemie. Bd. 8. Hft. 1. 2.J 156 Mucin, Metalbumin etc. — Umwandlung v. Eiweissstoffen. Mucin, Metalbumin, Paralbumin, Choiidriii und Cere- brin geben bekanntlich beim Kochen mit Säuren eine Substanz, welche Kupferoxyd reducirt; auch verhalten sie sich übereinstim- mend bei längerer Verdauung mit künstlichem Maugensaft, sowie bei der Fäulniss, indem sie auch in diesen beiden Fällen reducirende Eigenschaften annehmen. Versetzt man einen oder den anderen dieser Körper mit einer Spur faulenden Pancreas, so reducirt die Flüssigkeit sehr bald Kupferoxyd. Bei fortschreitender Fäulniss bil- den sich dann Milchsäure , Buttersäure und Essigsäui'e in der Flüs- sigkeit. Landwehr, der eine Eeihe eingehender Untersuchungen über diese Verhältnisse unternommen, ist es gelungen, aus den oben genannten Körpern ein stickstofffreies Kohlehydrat zu isoliren, wo- diu'ch er zu der Annahme kam, dass jene Körper Gemenge von Globulinen mit verschiedenen Mengen Kohlehydrat seien. Er nennt dieses Kohlehydrat, im Gegensatz zum Glycogen, zur „thierischen Stärke " , — „ thierisches Gummi " , weil es sich in vieler Hinsicht wie Gummi verhält. Auch die Eigenschaft, mit Globulinkörpern durch Essigsäure fällbare und im üeberschuss derselben nicht lös- liche Gerinnsel zu bilden, theilt es mit den Gummiarten. Beiträge zur Kenntniss der Umwandlung yon Eiweiss- stoff'en diirch Pancreasferment von Jac. G. Otto. Bei der Peptonisation der Eiweisskörper durch Trypsin werden dieselben zunächst in eine Globulinsubstanz und dann in Pepton übergeführt, während bei der Pepsinverdauung sich als Zwischenproduct erst Acidalbumin bildet. Verf. hat, um festzustellen, ob und welche weiteren Unterschiede zwischen den beiden Peptonen existiren. Ver- suche angestellt und dabei zunächst die bei der TrypsineiuAvirkung auf Eiweissstoffe gebildeten eiweiss- imd peptonartigen Körper in möglichst reinem Zustande hergestellt und sie näher studirt. Als Versuchsmaterial benutzte er ausschliesslich ausgewaschenes Blut- fibrin und als Verdauungsflüssigkeit einen wässrigen Auszug von Eindspancreas. Das Fibrin wurde nach dem Auswaschen schwach getrocknet, fein zerkleinert und mit der Pancreasflüssigkeit in einem grossen Kolben zu einem dicken Brei zusammengerührt; liierauf, wegen der grossen Fäulnissfähigkeit des Pancreas, Aether als fäul- nisswidriges Mttel zugesetzt (bis die Masse deutlich darnach roch) und dann, nach dem Verschliessen des Kolbens, unter häufigem Umschütteln, so lange bei gewöhnlicher Tempera tiu- stehen gelassen, bis alles Fibrin gelöst war. — Die untersuchten Producte waren Globulinsubstanz, Propepton, Pepton und Antipepton. Verf. fand in Bezug auf die Globulinsubstanz, dass dieselbe eine so ausgesprochene Aehnlichkeit mit dem Serumglobulin habe , dass beide Stoffe jeden- falls als identisch anzusehen sein dürften. Ferner stellte er fest, dass ein fundamentaler Unterschied zwischen Magen- und Pancreas- Sulfodiazobenzol e. Reag. a. Bilirubiu. — Therap. Mittheil.— Ergontin. citr. etc. 157 Pepton nicht existire. Schliesslich konnte Yerf. Kühne's Angaben insoweit bestätigen, als er nachwies, dass nach länger fortgesetzter Trypsin -Verdauung ein unzersetzbares Pepton zurückbleibt, dessen Menge ungefähr der Hälfte des verdauten Fibrins gleichkommt. /"Aus der Zeitsckr. f. physiol. Chemie. Bd. 8. H/t. 1. 2.J P. Sulfodiazobenzol ein Reagens auf Bilirubin. — lg. Sulfanilinsäure wird in 1000 g. Äq. destillata gelöst, 15 C. C. Salzsäure und 1 Decig. Natriumnitrit hinzugefügt. Es empfiehlt sich, nach Ehrlich, den fraglichen Urin mit einem gleichen Volumen Acid. acetic. dilut. zu mischen imd das Eeagens tropfen- weise zuzusetzen. Tritt hierbei eine Verdunkelung ein, so ruft ein weiterer Zusatz von z. B. Acid. acetic. conc. die für das Bilirubin characteristische Violettfärbung hervor. — Wenn man eine Lösung von Bilirubin in Chloroform je nach ihrer Concentration mit dem gleichen oder doppelten Volumen des Ehrlich'schen Reagens versetzt und soviel Alkohol hinzufügt, bis eine homogene Flüssigkeit entsteht, so färbt sich dieselbe roth; bei tropfenweisem Zusatz von conc. Salz- säm-e wirkt sie Violett, Blauviolett, schliesslich Blau. Ein Zusatz von Kalilauge zu der blauen, sam-en Flüssigkeit veranlasst eine Grün- blaufärbung der untersten Schicht, während die oberste rein blau erscheint, beide aber durch eine rothe Zone getrennt werden. Diese Farbenreaction giebt das Reagens (Sulfodiazobenzol) nur mit dem Bilirubin. (Durch D. Med. Ztg. 49. 1883.J P. Therapeutische Mittheilungen. Ergotinum citricum SOlutuni ist nach den Mittheilungen von Prof. A. Eulenburg zur hyi^odermatischen Verwendung besser geeignet als die anderen Se- eale - Präparate , da die Injectionen fast schmerzlos sind und keine localen Entzündungserscheinungen hervorrufen. Ergotinin empfieMt Dr. Chabazian bei allen Blutungen post partum, die ihren Grund in einer zu schwachen Contraction des Uterus haben und nach voll- ständiger Entleerung des Uterus. Die Vortheile des Ergotinins, dem Ergotin gegenüber, sind eine prompte, sichere und gleichmässige "Wirkung, die Kleinheit der wirksamen Dosis und das Fehlen jedes schädlichen localen Einflusses. Er wendet es nach folgender For- mel an: Ergotini 0,01 — Acid. lactici 0,02 — Aq. Laurocerasi 10,0 und genügt in der Regel eine Injection von 3 — 10 Tropfen; mehr als 5 Tropfen sollen auf einmal nicht angewendet werden, doch kann diese Dosis wiederholt werden. Merkwürdigerweise sollen kleinere Dosen schärfer wirken wie grössere. Das Ha zolin ist ein neuerdings in England und Amerika viel- fach angewandtes Mittel, welches durch Destillation der frischen Rinde von Hamamelis virginica Linne gewonnen , eine farblose Flüs- sigkeit von angenehmem zusammenziehenden Geschmack und leicht stechendem Geruch ist. 158 Brom bei Diplitlieritis. — Schmerzen h. Iritis. — Darstellung d. Bornols. Ueber die Anweiidiiiig des Brom bei der Diplitlieritis spricht sich A. Hiller ausserordentlich günstig aus und empfiehlt die consequente Durchführung von Brom - Pinselungen und -Inhala- tionen, denn keine Behandlungsmethode liefere bessere Resultate. Das Brom besitze die Fähigkeit, dyphtheritische und Kroupmembra- nen zu lösen. Zum Bepinseln der kranken Stellen mittelst eines Schlund- schwämmchens verwendet er folgende Mischung: Rp, Bromii puri Kala bromati an. 0,5 (bis 1,0!) Aquae destill. 200,0. S. 2 — Sstündlich einzupinseln. In schweren Fällen soll die Pinselung 1 — 2stündlich, in leich- teren 3stündlich, bei einti-etender Besserung nur dreimal täglich vorgenommen werden. Die für Inhalationen, die gleichzeitig mit den Pinselungen vorgenommen werden, von ihm verwandte Lösung ist nach folgender Formel zusammengesetzt: Rp. Bromii puri Kalii bromati an. 0,6 Aquae destill. 300,0. S. ^/a — 1 stündlich zur Inhalation. Die Lösung kann je nach den vorkommenden Fällen bis 0,8 und 1,0 : 300,0 in ihi-er Concentration gesteigei^t, oder — wo sie reizt — bis auf 0,6 : 400 oder 500,0 Aq. destill, verdünnt werden. Die Inhalation wird so vorgenommen, dass man in einen conisch geformten Glascylinder, ein mit der Bromlösung getränktes Schwämm- chen einlegt, das dünnere Cylinderende von dem Patienten in den Mund nehmen und etwa 5 Minuten lang ein- und ausathmen lässt, resp. so lange noch Brom bei der Inspiration deutlich geschmeckt wird. — Das Brom in der Bromkaliumlösung wird bei der Tempera- tur der Mundhöhle sofort flüchtig. Oegen Sclimerzen bei Iritis (Entzündung der Regenbogen- haut des Auges) empfiehlt B arthol ow Uebersclüäge einer Lösung von: Morph, sulfuric. 0,24 — Zincum sulfuric. 0,18 — Atropinum sulfuric. 0,12 — Aqua destiU. 90,00 — auf die Augenlider. fD. Medic. Ztg. 1883 — 50I52.J P. Vcrniisclites. Eine neue Methode zur Darstellung des Borneols von Jackson und Menke. 10 g. Kampfer werden in 100 g. Alkohol gelöst, hierauf 4 g. Natrium alhnählich, in Portionen von 1 g., hinzugefügt. Sobald das Natrium verschwunden ist, was ca. 1 Stunde dauert, wird ein Theil des Alkohols abdestillirt und "Wasser zugesetzt, worauf sich rohes Borneol abscheidet. Dasselbe wird durch Auswaschen mit Wasser vom Natriumhydrat befreit, hierauf in alkoholischer Lösung umkrystallisirt. Es genügt diese eine KrystaUisation , um den Schmelzpunkt auf 197° zu erhöhen. Muruugai oder Muningah. Bestandtheile v. Boletus luridus. 159 Nach dieser Methode wurden aus 10 g. Kampfer 9,5 g. rohes Borneol statt 10,1 g., also 94 % der theoretisch berechneten Menge, gewonnen. ^Deutsche amer. Ap.-Ztg. 1883. 18 J Murun^ai oder Muruilg-ah ist der Name einer in Indien und auf Ceylon wachsenden Pflanze, von welcher einzelne Theile im Museum der Pharmaceutical Society of Great Britain zur Ansicht ausgestellt sind und deren botanischer Name Murunga pterytosperma Gärtneri ist. Die medicinischen Eigenschaften derselben sind sehr verschiedenartiger Natur und kommen denen des Meerrettigs sehr nahe. Das ätherische Oel der Pflanze ist von unangenehm scharfem Gerüche und sind seine physiologischen Eigenschaften von denen des Senf- oder Knoblauchöles verschieden. (Durch Deutsche amer. Ap.-Ztg. 1883. 19.J TJeber die chemischen Bestandtheile Ton Boletus luridus, Baumwollen samen- und Buchen samen-Presskucheu berichtet Prof. Boehm in der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg. Es wurde aus dem Boletus luridus und den Presskuchen von Baumwollensamen und Buchensamen eine organische Base gewonnen, deren Platinchloriddoppelsalz in der Kry- stallform mit dem Cholinplatinchlorid übereinstimmte. Neben diesem Alkaloid (Lmidocholin) enthält Boletus luridus noch kleine Mengen einer giftigen Base , welche in ihren Wirkimgen dem Muscarin gleich- kommt. — Durch Oxydation der 3 gewonnenen Cholin- Basen mit starker Salpetersäure wiu-den giftige Basen erhalten , welche die Wir- kungen des Muscarins und Curares in sich vereinigten. Die Elementar- analyse der Platindoppelsalze zweier derselben (aus Boletus luridus und Baumwollensamen -Presskuchen) ergab die Formel: (C^H'*N0^HC1)^ -f- PtCl* + 2H^0. — Es sind daher die oxydirten Basen mit dem Muscarin wohl isomer, aber, wegen der Cm-arewirkung, nicht identisch. Aus Boletus luridus wurden ferner noch isolirt: 1) ein krystalli- sationsfähiges ätherisches Oel in geringer Menge; 2) in grösserer Quantität eine dem Cholestearin ähnliche krystallinische Substanz ; 3) ein krystallisirender Farbstoff von rubinrother Farbe, welcher in wässeriger Lösung stark sauer reagirt, die Phenoh-eaction mit Eisen- chlorid giebt und auf Zusatz von kleinen Mengen Natrium carboniciuu dieselben Farbenveränderungen zeigt, Avie sie auf der frischen Bruch- fläche von Boletus lui-idus zu beobachten sind ; 4) gi-osse Quantitäten von Mannit. Aus den Presskuchen der Baumwollensamen wurde eine kry- stallinische Zuckerart (Gossypose) in grossen Mengen isolirt, welche nach den Eesultaten der Elementaranalyse zur Eohrzuckergruppe gehört, einen deutlich süssen Geschmack besitzt, rechts dreht imd alkalische Zuckerlösung erst nach längerem Kochen mit Mineralsäuren reducirt. 160 Abscheid, v. Mikroorganismen. — Indigolösung. — Bestimmung d. Wassers. Yignal hat nach seinen Mittheilungen an die Societe de biologie „de la permanence des bacilles dans les crachats des phthisiques" durch Versuche den Beweis erbracht, dass der von Phthisikern auf die Strasse oder den Fussboden der "Wohnungen gelangende Auswurf als Ansteckungsvermittler für disponirte Personen gelten müsse. Vignal hat solche auf die Strasse geworfene Sputa gesammelt, eintrocknen lassen, wieder befeuchtet und dies einige Mal wiederholt. Er fand die Bacillen in dem so behandelten Auswurf eben so zahlreich, wie in frisch ausgeworfenem. Hierauf machte er Impfungsversuche bei einem Meerschweinchen. Dasselbe wurde im ersten Monat fett, magerte dann ab und starb nach 3 Monaten. Bei der Section fanden sich in allen Organen Tuberkeln, fast sämmtlich verkäst, mit Bacillen. (Durch D. Med. Ztg. 1S84. l.J P. Gesundheitspflege. Luft. — W. Hesse berichtet über die Abscheidung von Mlo-oorganismen aus der Luft. Aus den Versuchen, die bisher angestellt wurden, um die Luft durch Filtration von den ihr beigemengten Mikroorganismen zu befreien, ist nur das eine brauchbare Eesultat hervorgegangen, dass Baumwolle in der Regel die mit ihr verschlossenen Gefässe vor dem Eindringen von Bacterien und Pilzen schützt. Verf. hat gefunden, dass sich mit jedem Filtrir- papier, ja sogar mit Löschpapier in einer oder mehreren Schichten Keimdichtigkeit erreichen lässt. {Deutsche med. Wochenschr. 84. No. 2). Wasser. — J. Skalweit bereitet die zur Bestimmung der Salpetersäure im Wasser benutzte Indigolösung in folgender Weise: Indigotin (Indigotin. puriss. von Trommsdorff) wird nicht in rauchender, sondern nur in englischer Schwefelsäure gelöst und die Lösung als- dann mit ebensoviel Wasser verdünnt. Ist die Verdünnung der Indigolösung auf die angegebene Weise erst auf 1 : 1000 gebracht, so verträgt dieselbe einen beliebigen Wasserzusatz. Zur Titration wendet S. die Indigolösung in einer Verdünnung von etwa 200 Mg. Indigotin im Liter an. Eine derartige Lösung wird von S. auch zur Titration von Wasserstoffsuperoxj'^d und salpetriger Säure empfohlen. fRep. d. anal. Chem. 4. 1). G-. Loges empfiehlt zur Bestimmung der Härte im Wasser nach Boutron und Boudet, behufs Hervorbringung des die Endreaction anzeigenden Schaumes, an SteUe des Schütteins der Mischung in Stöpselgläsern ein Einblasen von Luft. Die Anwendung letzteren Verfahrens dürfte sich überall da empfehlen, wo grössere Reihen von Wasseranalysen auszuführen sind. Der Apparat besteht aus einer circa 4 Mm. im Lichten weiten Röhre von Messing, die an einem Ende rechtwinkelig gebogen ist und sich am anderen kugelförmig erweitert. Die Länge des Rohrtheiles bis zur Biegung beträgt 15 Cm., die des seitlichen Theiles circa 5 Cm., der Durchmesser der Kugel ca. 10 Cm. Die Kugel ist in gleichmässiger Vertheilung mit circa Japanische i^ahrungsmittel. — Kaffeefälschuugen. lül 30 feinen Bohrungen versehen. Das gebogene Ende der Rohre wird mittelst eines Gasschlauches mit einem Ge- bläse, am besten Wasser- oder Kautschukgebläse, ver- bunden. Zur Ausführung der Härtenbestimmung be- festigt man Blaserohr und Bürette für Titei-flüssigkeit dicht nebeneinander an einem Stativ. Man bringt dann 40 e.G., resp. eine geringere, mit destillirtem Wasser auf 40 e.G. aufgefüllte Menge des zu untersuchenden Wassers in ein Becherglas, dessen Dimensionen so zu wählen sind, dass die Flüssigkeitsschicht 2 bis 3 Gm. hoch ist. Indem man nun einen kräftigen, möglichst gleichmässigen Luftstrom diu-ch das Rohr treibt, bringt man durch Heben des Glases die Kugel in das Wasser und regulirt mit der anderen Hand den Zufluss der Seifenlösung aus der Bürette. Durch die vielen heftig durch das Wasser gepressten Luftbläschen entsteht etwas Schaum, der sich aber nicht über die Wasseroberfläche erhebt. Sobald ein Ueberschuss der Seifenlösung zugesetzt ist, steigt der Schaum plötz- lich in grossen Blasen bis über den Rand des Becherglases. Durch Senken des Becherglases entfernt man die Kugel aus dem Wasser; der Schaum sinkt sofort zusammen. Wird durch ein zweites An- blasen wieder der hochsteigende Schaum erzeugt, so ist die Reaction als beendet anzusehen. Dieses Verfahren liefert nach L. gut über- einstimmende Resultate mit der üblichen Schüttelmethode. (Chemiker- zeitung. 1884, 69.J Japanische Nahrungsmittel. — 0. Kellner theilt die Zu- sammensetzung einiger als menschliche Nahrungsmittel in Verwen- dung stehenden japanischen landwirthschaftlichen Producte mit. Es wurden analysirt: Sumpfreis, Bergreis, Mais, Hirse, Sorghum, Phaseolus radiatus, Ganaralia incurva, Solanum melongena, Schöss- linge von Bambusa puerula, Bataten, Dioscorea japon , Arctium lappa, Golocasia antiquorum, Conophollus Konjak, Brassica rapa und Raphanus sativus, Pflanzen, welche sämmtlich als Nahrungsmittel in Japan dienen. (Landw. Vers. Stat. 30, 42j. Kaffee. — H. Nanning theilt eine Kaffeefälschung mit, die in Holland seit einigen Jahren fabrikmässig betrieben wird und darin besteht, dass man grünen Kaffeebohnen den Anschein von gelbem Preanger giebt. Es geschieht dies durch einen Brühprocess, dem das Färben der Bohnen mit Ocker folgt. Sachverständige sollen diese Fälschung an dem Gerüche erkennen, während sie durch chemische Untersuchung nicht zu ermitteln ist (? Ref.). Diese Manipulation bringt den Fälschern pro Kilo 12 Cts. mehr ein. Eine zweite Art der Kaffeefälschung besteht in einer Blaufär- bung der Kaffeebohnen , und zwar findet letztere speciell zum Import von HoUand nach Deutschland statt. Diese Färbung führt man der Arch. d. Pharm. XXIT. Bds. 4. Hft. 11 162 Bekr'sches'Kaffeesuri'Ogat, Maltokaffee. — Fetttestimmung d. Magenmilcli. artig aus, dass man die gelben Bohnen in grossen Behältern mit Ferrum pulveratum so lange hin- und herschüttelt, bis die gewünschte Färbung erzielt ist. (Durch Rep. d. anal. Chemie. 4, 12.J E.Fresenius veröffentlicht eine Analyse des Behr'schen Kaffee- surrogats (bestehend aus Weizenkleie, Mais, Gerstengraupen): Cellulose 9,78 Proc. 100 Tille, enthalten 61,33 Tille. im "\\"asser löslicher Stoffe, näm- lich 3,37 Proc. Asche, 57,96 Prc. organische Substanz und 36,4.5 Procent in 'W'asser unlösliche Stoffe, nämlich 1,17 Proc. Asche und 3.5.28 Procent organische Substanz. In siedendem "Wasser lös- liche Bestandtheile . 64,25 darin unlösüche Best. . 35,40 Stärke 8,34 ■ Dextrin, incl. Zucker . . 49,51 Stickstoffsubstanz . . . 11,87 ■ Stickstofffreie Substanz . 9,83 ■ Asche 4,54 - Feuchtigkeit 2,22 - Der Behr'sche Maltokaffee, ebenfalls aus Getreidesorten unter Zusatz von schwach angeröstetem Malz, bereitet, enthält: Eiweisstoffe 4,22 Proc. Dextrin 50,19 - Extra ctivstoffe in Alkohol 7,57 - von 92 Proc. lösUch | Feuchtigkeit . . . . 0^ Asche (P20^ 0,54) . . 2,27 - ) ^^'^ fChem. Centralhl 1884, 75). Milch. — A. Morgen macht Mittheilungen über die Bestimmung des Fettgehaltes in der Magermilch. Verf. hat ebenso wie Fleisch- mann und Schrodt die Beobachtung gemacht, dass das allgemein übliche Verfahren der Bestimmung des Fettgehaltes in der Milch, welches darin besteht, eine gewogene Menge Milch xmter Zusatz von Sand, Gyps, Marmor etc. einzutrocknen und die getrocknete Masse in einem Extractionsapparate 2 — 3 Stunden lang mit Aether zu extra- hiren, bei der abgerahmten Milch (Magermilch) ein um 0,09 — 0,22 Procent zu niedriges Resultat liefert. Diese Erscheinung findet nach Fleischmann dadurch eine Erklärung , dass die Krusten von Trocken- substanz, welche sich bilden, wenn die Magermilch nur mit so viel Sand eingedampft wird , als gerade zum Aufsaugen derselben erforder- lich ist, zu dick werden, um durch 3. stündige Aetherextraction schon die an und für sich geringen Fettmengen vollständig zu extrahiren. In der That zeigte es sich, dass durch Verlängerung der Exti-actions- zeit und durch Vermehrung des zum Eindampfen benutzten Sandes oder Gypses die Fehler sehr ven-ingert wurden. Gyps lieferte hierbei noch bessere Resultate als Sand. Bestimmungen, bei denen man auf 10 g. Magermilch 35 g. Gyps anwendete, d. h. 75 Proc. mehr als zum Aufsaugen nothwendig war, zeigten bei einer Exti-actious- dauer von drei Stunden durchweg befriedigende Resultate, denn es bewegte sich die Differenz zwischen der derartig ausgeführten gewichtsanalytischen Bestimmiuig und der aräometrischen Methode nach Soxhlet innerhalb weniger ^/jo^Proc. fCheviikerzeit. 1884, 10). 14 Proc; Wasser: Proc. 13 - 7,7 - 12,7 - - 10 12 - 14,3 - 11,6 - 20,0 - 11 - 27,5 - 10,8 - - 30,0 - 10,0 - - 40 9,3 - - 50 9,0 - 55,5 - 8,7 - - 60 8,2 - - 70 8,0 - - 75 7,7 - - 80 7,3 - - 90 7,0 - - 100 Lactoraetcr. — Thiitigkoit niederer Organismen im Boden, 163 Pile hat ein Lactometer construirt, um aus dem spec. Gew. der abgerahmten Milch, den Trockensubstanzgehalt und den eventuellen Wasserzusatz zu ermitteln. Nimmt man für reine abgerahmte Milch als normales spec. Gew. 1,0328 (? Eef.) und den Gehalt derselben an festen Stoffen incl. dem noch vorhandenen Fett zu 14 Proc. (? Ref.) an, so ergiebt sich nach Pile folgende Tabelle: Spec. Gew. 1,0320: feste Bestandtheile 14 Proc. - 1,0297 - 1,0291 - 1,0280 - 1,0267 - 1,0251 - 1,0246 - 1,0229 - 1,0213 - 1,0206 - 1,0200 - 1,0188 - 1,0183 - 1,0178 - 1,0168 - 3,0160 [Nach den bisherigen Erfahrungen sind die Trockensubstanzgehalte vor- stehender Tabelle viel zu hoch angenommen, auch beträgt das spec. Gew. normaler abgerahmter Milch nicht 1,0320, sondern 1,0325 — 1,0365 oder im Mittel 1,0345. Unter Berücksichtigung letzterer Werthe wüi'de sich ergeben: Normale Milch. Abgerahmte Milch. 1,0317 1,0345 rein . . . 1,029-1,033 1,0325 — 1,0365 Vio Wasser 1,026 — 1,029 1,029—1,0325 2/,o - 1,023-1,026 1,026 —1,029 3/io - 1,020 — 1,023 1,0225 — 1,026 Vio - 1,017 — 1,020 1,0195 — 1,0225 5/io - 1,014-1,017 1,016 —1,0195 Ref.] fAmer. Journ. of Pharm, d. Rep. d. anal. Chem. 4, 12.) Erdboden. — E. Wollny hielt gelegentlich der hygienischen Ausstellung in Berlin einen Yortrag über die Thätigkeit niederer Organismen im Boden. Die Oxydation (langsame Verbrennung, Yer- wesung) der organischen Stoffe im Boden ist nach den vorliegenden Versuchen kein rein chemischer Process, wie Naegeli annimmt, sondern zum grössten Theil an die Thätigkeit niederer Organismen gebunden. Der Beweis hierfür wurde zunächst von Schlösing und Müntz geliefert, welche zeigten, dass die Umwandlung des bei dem Zerfall der organischen Substanzen gebildeten Ammoniaks in Salpeter- säure nur unter Mitwirkung niederer Organismen vor sich geht. In der nitrificirbaren Erde wurden zahlreiche niedere Organismen 11* 164 Thätigkeit niederer Organismen im Boden. beobachtet, jedocli konnte kein eigenthümliches Lebewesen heraus- gefunden werden, dem. speciell die nitrificirende Thätigkeit zuzu- schreiben war. Auch die Oxydation des Kohlenstoffs der organischen Verbindungen ist in dem durchlüfteten Boden in gleicher Weise wie die des Stickstoffs an die Mitwirkung niederer Organismen geknüpft, wie specielle Versuche von W. zeigen. Auch der umgekehrte Vor- gang, die Reduction der Nitrate, ist als ein jjhysiologisch- chemischer Process aufzufassen, der überall da eintritt, wo Mangel an Sauerstoff herrscht. Ueber die Natur der betreffenden Mikroorganismen lässt sich vorläufig keine bestimmte Vorstellung gewinnen. So lange der Zutritt der Luft zum Boden ein ungehinderter ist, werden wohl die Schimmelpilze, die die langsame Oxydation der organischen Sub- stanzen unterhalten, überwiegen, während in dem spärlich durch- lüfteten oder von der Luft vollständig abgeschlossenen Erdreich vor- zugsweise oder ausschliesslich die Spaltpilze zur Entwickelung gelangen. Auch Sprosspilze werden, nach der Alkoholbildung im Boden zu urtheilen, in demselben angetroffen. Die Thätigkeit und Vermehrung dieser Mikroorganismen ist ebenso wie die Intensität und die Natur der Zersetzungsproducte an eine Reihe von Factoren, wie Luftzufuhr, Feuchtigkeit, Wärme, Licht, gewisse chemische Verbin- dungen etc. geknüpft. Die Functionen der bei den Oxydationsprocessen im Boden betheiligten Organismen werden beschleunigt in dem Maasse, wie die Intensität der einzelnen maassgebenden Factoren zunimmt. Bei Erreichung einer gewissen Grenze tritt jedoch ein Maximum in der Leistung der Function ein, die über jene Grenze hinaus wieder abnimmt, bis schliesslich ein Stillstand eintritt und der Zersetzungsprocess , in Folge des massenhafteren Auftretens von anderen, durch die geänderten Lebensbedingungen in ihrer Thätig- keit und Vermehrung geforderten Organismen , einen von dem vorigen wesentlich verschiedenen Character annimmt. Die Leistungsfähigkeit der Mikroorganismen wird ihren Höhepunkt erreichen, wenn die maassgebenden Factoren in der gleichen Richtung ihren Einfluss geltend machen. Da letzteres jedoch meist in entgegengesetzter Rich- tung der Fall ist, so tritt hierdurch der Effect in mannigfachen Modi- ficationen in die Erscheinung. Im Allgemeinen werden die Zer- setzungsprocesse im Boden in quanto et quali von demjenigen Factor beherrscht werden, der im Minimum vorhanden ist. Ferner wird der Verlauf jener Processe sowohl von den physikalischen Verhält- nissen des Bodens (Permeabilität für Luft und Wasser, Bodenwärme, specifische Wärme der Bodenarten, Wärmeleitung), als auch von klimatischen und metereologischen Elementen (Neigung und Lage der Flächen gegen die Himmelsrichtung, die Bedeckung des Bodens mit Pflanzen oder mit leblosen Gegenständen, die vorhandenen Was- sermengen, die Witterung, das Klima, die zeitlichen Veränderungen in dem Zustande der Atmosj)häre etc.) beeinflusst. fSeparatabdr. aut d. deutsch. Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege). E. S. Maticocamph. — Glycolsäure. — Uuterschw. Säuxe. — Hydroxylaminreactioa. 165 Maticocailipher. — Die Maticoblätter (Piper angustifolium) liefern durchschnittlich 2,7 "/« eines wenig rechtsdrehenden ätheri- schen Oeles, dessen grösster Theil bei 200" übergeht; aus dem Rück- stande schiessen Krystalle von Maticocampher an. K. Kügler erlüelt solche von Prof. Flückiger zur näheren Un- tersuchung. Sie besassen den Geruch und Geschmack der Matico- blätter imd schmolzen nach mehrmaligem Umkrystallisiren constant bei 94". Auf eine Wasserfläche gebracht zeigte der Maticocampher eine kreisende Bewegung ; nach der Umkrystallisation, wobei in den Mutterlaugen ein gelbes amorphes Harz zurückblieb, war der ^latico- campher geruch- und geschmacklos. Es ist in Alkohol, Aether, Chloroform, Benzol und Petroleumäther leicht löslich. Bei der Elementaranalyse ergaben sich Zahlen, die am besten auf die Formel C^^H'''"0 passen. Wahrscheinlich ist derselbe das Aethylderivat des gewöhnlichen Camphers C^"H^^(C^H^)0. Zu einer eingehenderen Untersuchung war leider nicht Material genug vorhanden, fBer. d. d. ehem. Ges. 16^ 2841.J C. J. Allgemeine Chemie. Als Torzüglieher Weg zur Dar- stellung von Glycolsäure empfiehlt sich nach A. Hölzer (Ber. ehem. Ges. 16, 29r)4) die Zersetzung von Monochloressigsäure mit fein pulverisirtem Marmor am Rückflusskühler. Der Kolbeninhalt erstarrt zu einem Krystallbrei , dessen obere Schicht aus wasserhal- tigem Calciumglycolat Ca(C^H^O^)^ + 4H^0 besteht, während die untere ein Doppelsalz von Chlorcalcium und Calciumglycolat ist CaClC^H^O^ + SH^O. Zwischen beiden befindet sich zuweüen eine Schicht von wasserfreiem Calciumglycolat. Durch Auskochen, Abpressen etc. wird das Chlorcalcium entfernt und das Calciumgly- colat durch Oxalsäure zerlegt. Aus theoretischen Gründen, weil nämlich die weitaus meisten neutralen Salze mehr Krystallwasser binden als die zugehörigen sau- ren, kam Theod. Salzer zu der Ansicht, der zur Zeit angegebene Wassergehalt der bernsteinsauren Kaliumsalze C^H^K^O* -f 2H20 und C*H^KO* -{- 2H2 sei nicht richtig. Die Prüfung ergab die Zusammensetzung (Ber. ehem. Ges. 16, 3025) des neutra- len Salzes mit 3, des sauren mit 2 Mol. H^O. Ueber die Existenzdauer der unterschwefligen Säure in Wässrigen Lösungen angestellte Versuche führten H. Lan- dolt (Ber. ehem. Ges. 16, 2958) zu dem Resultate, dass dieselbe bei constanter Temperatur genau proportinal ist der auf 1 Gewichts- theil H^S^O^ vorhandenen Gewichtstheile Wasser; je verdünnter, desto länger haltbar. Hydroxylaminreactionen studirte E. Nägeli. Er erhielt durch Einwirkung vou Hydroxylamin auf Campher (Ber. ehem. Ges. 166 Titans. — Harnstoff im Acetessigäther. — Einige Holzsorten. — Hopfenöl. 16, 2981) Camphoroxim Ci^'H^<^NOH von ausgezeichneter Krystalli- sationsfähigkeit. Durch Auflösen desselben in wasserfreiem Aether und Hineinleiten von trockner HCl wird das salzsaure Salz C^"H^^ = N — OH . HCl dargestellt. Dieses bildet ein weisses voluminöses Pulver, welches in H^O Avenig, dagegen in Weingeist und Säuren leicht löslich ist. Durch Einwirkung von Natriumalkoholat auf eine ätherische Camphoroximlösung wurde das Natriumsalz erhalten C^^H^^NONa und beim Erhitzen von Camphoroxim und Natrium- alkoholat mit Jodäthyl der Aethyläther C^oHißNOCäH^ Bas Atomgewicht des Titans bestimmte T. E. Thorpe (Ber. ehem. Ges. 16, 3014) von neuem und zwar zu 48; er folgert daraus, dass auch das Titan der sich fortwährend vergrössernden Eeihe der Elemente zugezählt werden muss, deren Atomgewichte einfache Multipla des Wasserstoffs sind. Durch die Einwirkung ron Harnstoff auf Acetessig- äther erhielt E. Bohrend (Ber. ehem. Ges. 16, 3027) durch ein- fache Wasserabspaltung die Verbindung C^H'^N^O^, welche in Na- deln krystallisirt und bei 147° schmilzt. Ebenfalls mit dem Acet- essigäther beschäftigten sich A. Hantzsch (Liebig's Ann. 222, 1), der dessen Condensationsproducte studirte, und M. Pröpper (ibidem 222, 46), welcher über die Einwirkung von rauchender Salpetersäiure auf genannten Aether berichtet. Die elementare Zusammensetzung einiger Kolzsorten bestimmte E. Gottlieb (Journ. pr. Chem. 28, 385.) Es ergiebt sich daraus folgendes interessante Eesultat: (Mittelzahlen). KoUenst. Wasserst. Stickst, u. Säuerst. Asche Eiche . . . 50,16 6,02 43,45 0,37 Esche . . . 49,18 6,27 43,98 0,57 Hagebuche . . 48,99 6,20 44,31 Stickst. Säuerst. 0,50 Buche . . . 49,06 6,11 0,09 44,17 0,57 Birke . . . 50,31 6,20 0,04 43,08 0,37. Die Menge des Kohlenstoffs und des Wasserstoffs variirt für dasselbe Holz, je nachdem es an der Wurzel oder am Gipfel ge- nommen ist. Hopfenöl aus käuflichem Lupiilin (Journ. pr. Chem. 28, 447) gewann J. Ossipoff dm-ch Destillation des Lupiüins mit Was- ser, Sättigen des Destillats mit Kaliumcarbonat luid Ausziehen mit Aether. Dasselbe wurde dann mit Natriumbisiüfit geschüttelt, dann über K^CO^ und zuletzt über CaCP getrocknet. Mit Brom reagirt dasselbe so energisch, dass es verkohlt; in mit Eis gekühlter Chloro- formlosung mit Brom behandelt bildet es dagegen ein Additionspro- Bücherschau. 167 duct. Natrium löst sich im Hopfenöl unter Erwärmung und Gas- entwicklung. Die nähere Untersuchung behält sich der Verfas- ser vor. C. J. C. Bücberschau. Grundzüge der organischen Chemie von Dr. August Lau- benheimer, Professor. Heidelberg. Carl Winter's Universitäts- buchhandlung. 1884. Das vorliegende ca. 870 Seiten starke y\e\\. soll nach des Verfassers Absicht ein Lehrbuch und nicht ein Handbuch der Chemie darstellen. Es bietet deshalb nicht eine Aneinanderreihung von Einzelbeschreibungen der Tielen organischen Verbindungen, sondern zusammenfassende Besprechungen der einzelnen Gruppen, während auf die Beschreibung der äusseren Eigen- schaften der Verbindungen kein besonder "Werth gelegt wurde. Bei emer jeden Gmppe von Verbindungen dagegen werden die allgemeinen Bildungs- weisen der betreffenden Körper, ihre physikalischen Eigenschaften und ihre Metamorphosen in prägnantester Veise erörtert und im Anschluss daran wird in tabellarischer Anordnung eine Uebersicht über die bis jetzt darge- stellten wichtigsten Glieder der besprochenen Eeihe gegeben. Diese Ueber- sichten enthalten in gedrängtester Form die wichtigsten Notizen über Bil- dungsweise, Schmelz- und Siedepunkt u. s. w. und lassen z.B. die Isome- rieverhältnisse besonders deutlich hervortreten. Bezüglich der Anordnung des V^erkes sei noch erwähnt, dass der Verf. in der Einleitung zunächst die Elementaranalyse , die Ermittlung der Mole- cularfomiel und die Bestimmung der Dampfdichte auseinandersetzt, sodann sich kurz aber sachlich über empirische, rationelle und Structurformeln, sowie über die Structur der Kohlenstoffverbindungen auslässt, die Begi'iffe Isomerie, Polymerie und Homologie erklärt und schliesslich zui' Klassification und Terminologie der KohlenstofiVerbindungen schreitet. Hierdui'ch gelangt L. für den speciellen Theil seines "Werkes zu den beiden bekannten grossen Klassen: Fettkörper und aromatische Verbindungen, wählt aber dann bezüglich der ünterabtheilungen eine Anordnung, welche der chemischen Fimction der Verbindungen mehr Eechnung trägt, als ihren genetischen Beziehungen, indem er derart von den einfachsten Verbindungen, den Kohlenwasserstoffen , zu den compHcirten aufsteigt , dass er der V'er- thigkeit der Atome folgt, welche Vasserstoff im Kohlenwasserstoffe ersetzen. Daraus ergiebt sich folgende Gruppirung: 1) Kohlenwasserstoffe; 2) Halogenderivate der Kohlenwasserstoffe; 3) Sauer- stoffverbiudimgen (welche beispielsweise die Alkohole, Aether, Aldehyde und Ketone, femer die Carbonsäure, die Ester und die Anhydride der Carbon- säuren unischhessen) ; 4) Schwefel -(Selen-, TeUur-) Verbindungen; 5) Stick- stoffverbindungen; G) Phosphon'erbindungen ; 7) Arsenverbinduugen ; 8) Bor- und Siüciumverbindungen und endlich 9j OrganometaUverbindmigen. Diese Untereintheilung wird bei beiden Hauptklassen eingehalten. Die ganze Ausführung des Werkes ist klar und leichtverständlich, so dass es bestens empfohlen werden kann. G e s e k e. Dr. Carl Jehn. 16Ö Öücherschaü. Jahresbericht über die Fortschritte der Pharmacognosiö, Pharmacie und Toxicologie, herausgeg. von Dr. Heinrich Beckurts, Docent der Pharmacie in Braunschweig; 16. und 17. Jahrgang, erste Hälfte. Yerlag von Yandenhoeck u. Ruprecht in Göttingen. Als vor etwa 5 Jahren Prof. Dragendorff von der Eedaction obigen Jahresberichts zurücktrat, wurde dieser Wechsel sowohl von dem Verleger, als auch von den Abonnenten des Werkes mit Eecht höchlichst bedauert. Mussten sich doch beide Interessenten sagen, dass es vor der Hand wohl kaum möglich sein würde, eine Kraft zu finden, welche im Stande wäre, dieses geschätzte Organ mit der gleichen Erfahrung und mit dem nämlichen Wissen und Können ebenso vortrefflich zu leiten, wie es während einer lan- gen Reihe von Jahren von Seiten Dragendorff's der Fall war. Es konnte daher kaum überraschen, dass die Jahresberichte 14 und 15, welche nach dem Rücktritte Dragendorff's erschienen, bezüglich der Gründlichkeit und Sorgfalt der Bearbeitung Manches zu wünschen übrig Hessen. Es war daher auch gerade nicht allzusehr zu bedauern, wenn in der jüngsten Zeit ein abermaliger Wechsel in der Redaction obigen Jahresberichts stattfand, ein Wechsel, der wohl geeignet ist, dem Werke in dem Kreise der Fachgenos- sen das Ansehen wieder zu verleihen, welches es durch den Wechsel in der Person des Herausgebers und durch die hierdurch bedingte grosse Verzöge- rung in dem Erscheinen in letzter Zeit etwas eingebüsst hatte. Der vorliegende Band umfasst die erste Hälfte des 16. und 17. Jahr- gangs (1881 und 1882); die zweite Hälfte, welche den zweiten Theil der Pharmacie und der Toxicologie umfassen soll, wird für das erste Quartal 1884 in Aussicht gestellt. Die Einleitung des Berichtes bildet eine Zusam- menstellung der umfangreichen Literatur, soweit dieselbe für die Jahre 1881 und 1882 für die Gebiete der Pharmacie, der pharmaeutischen Chemie, der Toxicologie, der pharmaceutischen Botanik, der Pharmacognosie, der gericht- lichen Chemie und der Pharmacologie in Betracht kommt. Von einer Be- sprechung der wichtigeren Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur hat der Verf. in Rücksicht auf das späte Erscheinen der Berichtes für die Jahre 1881 und 1882 Abstand genommen, da er wohl annehmen konnte , dass der Leser sich in der Zwischenzeit schon genügend damit bekannt gemacht habe. Füi- den im Sommer 1884 erscheinenden Jahresbericht für das Jahr 1883 wird vom Verf. eine Besprechung der Pharmacopoea germanica Ed. 11 und der in Anschluss an dieselbe erschienenen Werke in Aussicht gestellt. Viel- leicht entschliesst sich der Herr Herausgeber dazu , auch anderen , nicht gerade in directer Beziehung zur Pharmacopöe stehenden Werken, welche von Inter- esse füi' den Apotheker sind, ebenso eine kurze Besprechung zu widmen, wie es in den Dragendorff sehen Jahresberichten der Fall war. Der specielle Theil des vorliegenden Berichtes umfasst das Allgemeine der Phar- macognosie, den Arzneischatz des Pflanzen- und des Thierreiches , sowie einen Theil der Pharmacie: Allgemeines, Apparate, Manipulationen, Metal- loide und deren Verbindungen und endlich einen Theil der Metalle und deren anorganische Verbindungen. Die Bearbeitung der einzelnen Abschnitte, welclie unter Zugrundelegung der Eiutheilungsweise der früheren Berichte ausgeführt ist, erscheint jus eine durchaus sorgfältige und gewissenhafte. Möge das Erscheinen der zweiten Hälfte der Jahrgänge 1881 und 1882, sowie des Jahrgangs 1883 nicht allzu lange auf sich warten lassen. Halle a/S. E. Schmidt. Halle a. S. , Buchdruckerei des Waisenhauses, Mein wolü assortirtes Lager sämmtlicher pharmaceutischer Utensilien, sowie aller Sorten Salbeilkrilkeil , mit und ohne Deckel, Mcdieiil- glas, Waagen, Oeiviehte etc. etc. halte meinen geehrten Herren Collegen bestens empfolüen. Auf "Wunsch stehe mit Preisliste gern zu Diensten. Mit der Bitte, mein Unternehmen durch Ihre geschätzten Auf- träge unterstützen zu "wollen, empfehle ich mich Hochachtungsvoll Emil Wagner, Apothek er, (8) Inhaber der Firma Gottl. Wagner, Grossalmerode. Pa. Migräne -Stifte gar. rein Menthol, (121 in eleg. Holzetui z. Schrauben pr. 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AVer sein Geschäft heben, es gegen Concurrenz Avahren, dem Geheimmittelunwesen die Spitze bieten will, bestelle: „Unsere Haiidverkaufsartikel." — Wer in seinem Ge- schäfte mit nutzenbringonden Neuheiten auftreten und gewinn- bringenden Handverkauf einführen Avill, bestelle: „Unsere Haiulverkaufsartikel." (II. Aufl.) Aus der Praxis für die Praxis geschrieben, bringt dieses Werk erprobte Angaben über die vortheilhafteste Zusammenstellung, billigste Bereitung, zweckmässige Ausstattung und Einführung aller gangbaren und vieler neuen Handverkaufsartikel und Hausspecialitäten. Man sehe die Kritik der Ph. Centralhalle 1883 No. 42, Seite 487, welche sagt: „Aus der Praxis für die Praxis!" Diese den Titel erläu- ternde Bezeichnung verdient das Buch in vollständigstem Maasso, deuii es ist etwas praktischeres, als eben dieses Tiueh, fast nicht zu ersinnen. — Die Bunzl. Pharm Zeitung sagt in No. 87 (Beilage) über das Werk Folgendes: „Ein originelles IBuch, wie es in dieser Ausfüh- rung xmserem Wissen nach, keine pharnuiceutische Literatur' besitzt. Aber zweifellos i)raktiseh." Die Kritik dieser Ztschr. wolle man auf der S. 48 d. J. nachsehen. Gegen Einsendung von 6 M. liefert dieses Werk der Verfasser Ad. Vomacka (16) in Leitmeritz, (Böhmen). Hallo a. S. , Buchdruckorei dos Waisenhauses. 1884. März.' ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XL Jahrgang, M. 222, Hft. 5. (3. Reihe, Bd. 22, Hft. 5.) Herausgogebou vom Vereins -Vorstände unter Redaction von E. Reichard t Inhalt: A. Originalmittheilungen. Seile E.Sclimidt,UeberdasPikrotoxin 169 E. Löwenhardt, Ueber das Cocculin 184 Seite C. Schneider, Abgabe von Blei durch Bleiröhren an Leitungs- wasser 185 B. Monatsbericht. B e c k u r t s , Aciduni forniici:^ — cum 192 Bernbeck, Aqua Calcariae . 193 Schlickum, Ferrum pulvera- tum 193 Gutzeit, Kamala 194 B e c k u r t s , Morphinum hy dro- chloricum 194 A. Kremel, Oleum Amygdala- runi 194 Beckurts, Zincum sulfuricnm 195 O. B r ü g e 1 m a n n , Verwandlung der unterschwefligsauren in schwefelsaure Salze durch über- mangansaures Kali .... 195 E. Palm, Ausscheidung u. quan- titative Bestimmung des Digi- talins, Digitaleins und Digitins 196 Künstliches Heliotropin (Pipero- nal) 197 Marino-Zuco, Selmi'sche Pto- maine 197 Ambrogio Pavia, Neue Be- reitungsweise von Unguentuni Diachylon 198 Jalliard, Antisept. Schwämme 198 Traumadcin 198 Abführendes Liniment .... 199 "W e 1 i t s c h k w s k y , Verbreitung von Leuchtgas im Boden . . 199 M. Grub er, Nachweis und Gif- tigkeit des Kohlenoxyds . . 199 200 201 201 202 203 204 JL-Kxaut, Einfluss der Chlor- kaliumfabriken auf das Eib- wasser M. Schrodt, Milch- und But- terconservirungsmittel . . , Meissl, Hefeuntersuchung . . R. Kays er, "Weinbeurtheilung . L. Magnier de la Source, Einfluss des Gypsens des Wei- nes V. Berthold, Mehlprüfiing . . Hanauseck, Nachweis von Kastanienmehl 204 Bondoneau, Stärke, Mehl : Was- serbestimmung 294 E. Kissling, Tabak .... 205 Schidlovsky und Seeland, Alumen ustum und Oleum Tere- binthinae 206 Ol. Jecoris aselli 206 Ritter, Chloral 207 See, Ungt. Hydrargvri einer. . 207 Tuschinsky u. HaVtge, Kefir 207 Lustgarten, Neues Quecksil- ber-Präparat, HydrargjTum tan- nicum oxydulatum .... Glaeveke, Subcutane Eisen- iujectionen 208 Albertoni, Wirksamkeit von Kotoi'n und Parakotoin . . . Cerocko, Paraldehyd als Ge- genmittel bei Strychninvergif- tung 207 208 208 Seite B. Schuchardt, Physiologi- sche und therapeutische AVir- kuLgen von Abrus precato- rius Linn. (Jequirity) , ins- besondere die Jequiritv - Oph- thalmie \ . . 209 Seit« M. J. Rossbach, Physiologische und therapeutische Wirkungen des Papayotin und Papain , 210 Rossbach, Abortive Behand- lung der Infcctionskrankhei- ten 212 C. Bücherschau. Commentar zur Pharmacopoea Germanica editio altera. Her- ausgegeben von Dr. H. Ha- ger. Mit zahlreichen in den Text gedruckten Holzschnitten. Neunte und zehnte Lieferung 214 Chemisch - technisches Reperto- rium. Herausgegeben Aon Dr. E. Jacobsen. Erstes Halb- jahr, erste Hälfte. Mit in den Text gedruckten Holzschnitten 215 Dasselbe, (viertes) Generalregister zu Jahrgang 1877 — 1881 '. . 215 Technik der Pharmaceutischen. Eecepjtur. Von Dr. H. Ha- g e r. Vierte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 137 iu den Text gedinickten Holz- schnitten 215 Die wissenschaftliche Ausbildung des Apothekerlehrlings und seine Vorbereitung zum Gehil- fenexamen. Bearbeitet von 0. Schlickum. Dritte umge- arbeitete und verbesserte Auf- lage. Mit 500 Holzschnitten . 216 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogea 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 Ji ^Alle Beiträge füi- das Archiv sind an die Archiv - Redactioa (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mittheilungea an die Archiv-Verwaltung (Med. -Ass. Pusch in Dessau) einzusenden. Im Selbstverlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlung des "Waisenhauses in Halle a. S. Anzeigen. Achromatische Mikroskope für Iiiiversitäts- Institute, Phariiiaceuten , Chemiker, Aerzte, Naturliebhaber und alle liiterrichtsanstalten versendet unter Garantie vortrefflichster gediegenster Ausführung das optische Institut von yf ^ j;^ BoCCker in Wetzlar. Reflectanten erhalten Cataloge gratis. (4) ARCHIV DimjPHARMACIE. 22. Band, 5. Heft. A. Orij^iiialmittheilungeii. Mittheilungen aus dem Universitätslaboratorium zu Halle a/S. I. üeber das Pikrotoxiii (im Auszüge).^ Von Ernst Schmidt. Als ich vor etwa 5 Jahren im Verein mit Herrn Emil Löwen- liardt anfing mich mit der Untersuchung der Kokkelskörner zu beschäftigen, lagen über die procentische Zusammensetzung und über die Fonnel des wirksamen Princips dieser Früchte sehr wider- sprechende Angaben vor: Pelletier und Couerbe, C^^H^^O^: C 60,91, H6,0; Regnault: C 60,34, H 5,77; Francis: C 60,26, H5,70; Oppermann,C5H''02: C 60,21, H5,86; Barth, C^^Hi^O^ C 60,17, H 6,16; Böhnke-Reich, C^OH^^O«: C 60,84, H 6,92; Paterno und Oglialoro, C^H^OO^: C 59,34, H 5,49. Diese Widersprüche wurden noch vermehrt durch die umfangreichen Unter- suchungen von Barth und Kretschy, welche während einer Zeit zur Publication gelangten, wo unsere Arbeiten nach verschiedenen Richtungen hin bereits zum Abschluss gediehen waren, und wir uns nur noch bemühten, die bei den zalüreichen Pikrotoxinanalysen ermittelten Zahlen mit denen in Einklang zu bringen, welche wh' bei der Untersuchung der Pikrotoxinspaltungsproducte erzielt hatten. Nach den Beobachtungen von Barth und Kretschy ist das Pikro- toxin überhaupt kein einheitlicher Körper, sondern ist der bisher mit diesem Namen belegte Bitterstoff nur als ein Gemenge von zwei, bezüglich von drei oder vier Verbindungen anzusprechen. Das „sogenannte" Pikrotoxin besteht nach den Angaben dieser Forscher aus circa 32 Proc. einer Verbindung der Formel C^^H^^O^, für welche der Name Pikrotoxin beibehalten wird, circa 66 Proc. Pikrotin: C25H30O12, und circa 2 Proc. Anamü-tin: C^^H^^O^o, pje Erfah- rungen, welche ich im Verein mit Herrn Löwenhardt bei der 1) Ännal. d. Chem. 222, 313-353. Arch. d. Pharm. XXII. B.ls. .5. Heft. 12 l7Ö fc. Schmidt, Ueber das Pikrotoxln. Untersuchung des Pikrotoxins gesammelt und bereits vor einiger Zeit zum Theil veröif entlicht habe, stehen durchaus nicht im Einklang mit den erwähnten Angaben von Barth und Kretschy, wohl aber stimmen dieselben überein mit den Untersuchungsresultaten von Paterno imd Oglialoro, welche die einheitliche Natur des Pikro- toxins auch nach dem Erscheinen der Publication ersterer Forscher noch aufrecht zu erhalten suchten. Die Herren B. und K. haben alsdann in einer weiteren Abhandlung, in welcher sie ohne Anfüh- rung neuer Argumente ihre frühere Ansicht von der Natur des Pikrotoxins aufrecht erhalten, sich sowohl gegen die Mittheilungen von P. und 0., als auch gegen die von mir und Löwenhardt gewendet, und versucht, die beiderseitig für die chemische Indi- vidualität geltend gemachten Gründe zu entkräftigen. Die im Nach- stehenden beschriebenen Untersuchungen mögen jedoch zeigen, welcher von den erwähnten Anschauungen über die chemische Natur des Pikro- toxins eine grössere Wahrscheinlichkeit und Berechtigung zukommt. Als Material für diese Yersuche diente hauptsächlich Pikrotoxin, welches zu wiederholten Malen von uns selbst nach dem sogleich zu besprechenden Verfahren dargestellt worden war; im beschränkten Maasse fanden auch käufliche, aus verschiedenen Bezugsquellen stam- mende Pikrotoxinpräparate Verwendung. Darstellung. Zur Darstellung des Pikrotoxins wurden die grob gepulverten, eventuell durch warmes Auspressen von der Haupt- menge des vorhandenen Fettes befreiten Kokkelskörner wiederholt mit Wasser ausgekocht, die colirten heissen Auszüge mit einer zur Ausßillung genügenden Menge Bleiacetatlösung versetzt, das Filtrat durch Schwefelwasserstoff entbleit und die abermals filtrirte Flüssig- keit auf ein kleines Volum eingeengt. Die nach mehrtägigem Stehen ausgeschiedenen Krystallmassen wurden alsdann durch Absaugen und Waschen mit kaltem Wasser möglichst von der Mutterlauge befreit und hierauf durch UmkrysüiUisiren, zunächst aus kochendem Wasser und schliesslich aus siedendem starkem Alkohol unter Anwendung von etwas Thierkohlo gereinigt. Das dem Kohpikrotoxin beigemengte Cocculin bleibt bei dem Umkrystallisiren aus starkem Alkohol ungelöst, bezüglich scheidet sich sofort aus der heissen alkoholischen Lösung aus. Ein beträchtlicher Theil des zu den nachstehenden Versuclien verwendeten Pikrotoxins gelangte auch derartig zur Darstellung, dass theils die naturellen, thcils die möglichst entfetteten Kokkelskörner E. Schmidt, Uober das Pikiotoxin. 171 zweimal mit heissem Alkohol extrahirt, die erzielten Auszüge durch Destillation von Alkohol und der Rückstand alsdann durch Aus- schütteln mit Petroleumäther oder Schwefelkohlenstoff von Fett beft-eit wurde. Die hierbei zurückbleibende Krystallmasse wurde sodann durch öfteres Umkr3''stallisiren aus Alkohol und aus Wasser, mit und ohne Anwendung von Thierkohle, goreinigt. Die Reinigung der käuflichen Pikrotoxine beschränkte sich auf ein wiederholtes ümkrystallisiren derselben aus starkem Alkohol und aus AVasser. Eigenschaften. Das auf die eine oder andere Weise ge- wonnene Pikrotoxin bildet farblose, meist sternförmig gruppirte, scharf bei 199 — 200*^ C. schmelzende Nadeln von intensiv bitterem Ge- schmack und stark giftiger Wirkung. Das Aussehen der zahlreichen Pikrotoxinkrystallisationen , welche ich im Laufe der Jahre in grösseren oder in kleineren Quantitäten unter den Händen gehabt habe, war stets ein durchaus einheitliches. Weder bei der Ausscheidung der Pikrotoxinkry stalle aus wässeriger, alkoholischer oder verdünnt alkoho- lischer Lösung, noch bei genauer Besichtigung derselben mit imbe- waffnetem oder mit bewaffnetem Auge, der Lupe imd dem Polari- sationsmikroskop, war es mir möglich, eine Yerschiedenartigkeit in der Krystallausbildung zu beobachten, die auf ein Gemenge hin- gedeutet hätte. In kaltem Wasser ist das Pikrotoxin ziemlich schwer löslich : bei 15" C. 1 : 400, bei 20^0. 1 : 350. Kochendes Wasser, ebenso Alkohol lösen reichliche Mengen Pikrotoxins auf, dagegen ist es in Aether und in Chloroform verhältnissmässig nur wenig löslich. Die wässerige Lösung ätzender Alkalien und auch Ammoniak lösen beträchtliche Mengen dieses Bitterstoffes auf. In seinem Verhalten gegen Agentien, ja sogar gegen einzelne, anscheinend indifferente Lösungsmittel, wäe gegen Benzol und Chloroform, zeig-t das Pikro- toxin die eigenthümliche , von der Mehrzahl der früheren Beobachter übersehene Eigenschaft, leicht in seine Componenten, das Piki'otin und das Pikrotoxinin , zu zerfallen. Gegen conc. Schwefelsäure, gegen Schwefelsäure imd wenig Kaliumdichromat , gegen Salpeter, Schwefelsäure und Natronlauge (Langley'sche Reaction), gegen Fe hl in g' sehe Kupferlösung, so"«ie gegen ammoniakalische Silberniti-atlösung verhält sich das nach obigen Angaben dargestellte Piki-otoxin genau so, wie es von Köhler und von anderen Forschern angegeben wird. 12* 17Ö E. Schmidt, Ueber das Pikrotoxin. Nach längerem Kochen des Picrotoxins mit Wasser, in dem die 3 fache Menge gebrannte Magnesia suspendirt ist, resnltirt ein Filtrat, welches beträchtliche Mengen von Magnesia in Lösung enthält, und welches auf Zusatz von Eisenchloridlösung ähnlich einer Acetatlösung, eine Rothfärbung erleidet, die durch Salzsäure wieder verschwindet. In der KaHschmelze des Pikrotoxins konnten von charakterisirten Verbindungen nur Oxalsäure, Ameisensäure und Essigsäure nach- gewiesen werden, jedoch scheinen hierbei ausser harzartigen Pro- tlucten auch Spuren phenolartiger Körper erzeugt zu werden. Aehn- liche Producte, wie bei dem Schmelzen mit Kalihydrat, werden auch bei dem Erhitzen des Pikrotoxins mit alkoholischer Kalilösuug erzielt. Mit Natronkalk und mit Zinkstaub erhitzt, liefert das Pikrotoxin ausser obigen, nicht charakterisirbaren Producten, anscheinend Aceton, wenigstens besitzt das wässerige Destillat, wie schon von Barth beobachtet wurde, einen starken Acetongeruch und liefert bei der Behandlung mit Natronlauge und Jodlösung beträchtliche Mengen von Jodoform. Die Analysen, welche von umkrystallisirten Pikrotoxinen ver- scliiedenen Ursprungs (v.Trommsdorff, Merck, Grehe, Schiichardt und Kahlbaum bezogen), sowie von zahlreichen Präparaten, die nach obigen Angaben bei verschiedenen Darstellungen resultirten, ausgefülu-t wurden, liefei'ten im Mittel (von 25 Elementaranalysen) Proc: C: 59,69; H : 5,62 ; 0:34,69. Um auch die procentische Zusammensetzung der verschiedenen Fractionen kennen zu lernen, welche beim Umkrj'^stallisiren grösserer Mengen von Piki-otoxin aus Wasser resultiren, wurden vier (a, /9, /, d), bezüglich drei (a, ß, y) derartige Krystallisationen der Analyse unterworfen. I. Ausgangsmaterial: C =- 59,67; H = 5,70 TL - - C = 59,56 ; H = 5,65 «. C 59,74 H 5,46 ß. y. J. «. ß. 59,28 59,45 59,59 60,04 59,70 5,46 — 5,75 5,64 5,50 60,21 5,66 Die obigen Mittelwerthe stimmen mit der Mehrzahl der Daten überein, die Barth und Kretschy bei den Analysen von Pikrotoxin erzielten, welches fractionirt aus Wasser umki-ystallisii't worden war. Paterno und Oglialoro fanden als mittlere Zusammensetzung des E. Schmidt, b'ober das Fikiotoxin. 173 Pikrotoxins 59,26 Proc C und 5,53 Proc. II. Ä.ut' Grundlago dieser analytischen Werthe eitheilten letztere Forscher früher dem Pikro- toxiu die Formel C^IP^O*, nach ihrer letzten Publication acceptiren sie dagegen hierfür den Ausdruck C^^H-'^O'^. Da die Mehrzahl der Analysen, welche besonders Löwenhardt von dem Pikrotoxin aus- fülu'te, mit der Formel C^''H'*"0'^ gut im Einklang stand, so gab ich anfänglich diesem Ausdruck von den verschiedenen Pikrotoxin- formeln den Vorzug, olme denselben jedoch, wie ich ausdrücklich bemerkte (Ber. d. deutsch, ehem. Ges. 14, 821), als einen endgültig feststehenden zu betrachten. Diese Formel schien um so mehr be- rechtigt, als nach unserer (S. und L.) damaligen Kenntniss des Pikrotins, auch die Spaltung des Pikrotoxins in Pikrotoxinin und Pikrotin hiermit gut in Einklang zu bringen war. Die zahlreichen Analysen, die ich jedoch nach dieser Zeit von Pikrotoxin ausführte, welches ich zu verschiedenen Zeiten und nach verschiedenen Methoden selbst bereitete, stimmen in ihrer überwiegenden Mehrzahl mit den von der Formel C^^H'^'^O*'' geforderten Werthen nicht gerade gut überein. Das Gleiche ist der Fall bei den Analysen des käuflichen, diurch ümkrystallisiren aus AVasser gereinigten Pikrotoxins. Ich nehme daher gegenwärtig, ebenso wie Paterno und Oglialoro, die Formel C^^H^^O^^ als den Ausdruck an, welcher am besten mit den zahlreichen Pikrotoxinanalysen im Einklang steht. Die Formel C3ng34o>3 verlangt: Gefunden im Mittel von 25 Analysen. C 59,80 59,69 H 5,65 5,62 34,55 — Verhalten gegen Benzol. "Wie bereits angedeutet, ziehen Barth und Kretschy aus ihren Versuchen den Scliluss, dass der bisher mit dem Namen Pikrotoxin bezeichnete Bitterstoff nicht als ein chemisches Individuum, sondern als ein Gemenge von 2, bezüg- lich von 3 oder 4 Verbindungen anzusehen sei. Die Differenzen in den Pikrotoxinanalysen der verscliiedenen Beobachter würden hiernach insofern eine einfache Erklärung finden, als in den analj^sirten Pro- ducten bald der eine, bald der andere jener Bestandtheile vorgewaltet hätte. B. und K. gelangten zu diesem bemerkenswei-then Resultate, indem sie das Pikrotoxin einer wiederholten fractionirten UmkrystaUi- sation aus siedendem Benzol und aus kochendem Wasser unterwarfen. Da es auf diese Weise gelang, das Pikrotoxin in zwei neue Vei- 174 E. Schmidt, Ucber da« Pikrutoxiii. bindimgen, das neue Pikrotoxin: C'^H'^0^, ^ und das Pikrotin: Q25jj30Qi2^ zu spalten, so glauben sich jene Forscher zu der An- nahme berechtigt, dass letztere Körper in dem bisher als Pikrotoxin bezeichneten Bitterstoffe als Gemengtheile praeexistirten. Da das Pikrotoxinin und das Pilo-otin schon bei gewöhnlicher Temperatur ein sehr verschiedenes Löslichkeitsvermögen für Benzol besitzen^, so war, die Eichtigkeit der Annahme von B. und K. vor- ausgesetzt, wolü zu erwarten, dass es durch wiederholte Extraction mit grösseren Benzolmengen leicht gelingen müsse, jene Körper von einander zu trennen, bezüglich das als Pikrotoxin bisher bezeichnete Gemenge in seine Bestandtheile zu zerlegen. Die zahlreichen Yer- suclie, welche ich unter verschiedenen Bedingungen in der ange- deuteten Richtung ausführte, führten jedoch durchaus nicht zu dem erwarteten Resiütat. Weder in der Kälte, noch in der Siedehitze ist es mir diu-ch Benzol gelungen, eine vollständige Trennung des Pikrotoxinins und Pikrotins herbeizuführen. Der im letzteren Falle resultirende Rückstand besass zwar die Zusammensetzung und die Avesentlichsten Eigenschaften des Pikrotins, jedoch zeigte derselbe, bedingt durch einen geringen Gehalt an Pikrotoxin oder an Pikro- toxinin, stets noch schwach toxische Eigenschaften, die dem reinen Pikrotin nach den Angaben von B. und K. vollständig abgehen. Dieses Verhalten des Pikrotoxins gegen Benzol scheint mir daher diesen Bitterstoff nicht als ein Gemenge, sondern als ein chemisches Individuum zu kennzeichnen. Verhalten gegen Chloroform. Schüttelt man fein zerrie- benes Pikrotoxin (Schmelzpunkt 199 — 200 *'C.) mit Chloroform von gewöhnlicher Temperatur, so löst es sich, je nach der 3Ienge des angewendeten Lösungsmittels, mehr oder minder vollständig auf. Filtrirt man nach kurzer Zeit und überlässt die Lösung in einem gut verschlossenen Gefäss der Ruhe, so beginnt alsbald eine reich- liche Abscheidung feiner, nadeiförmiger Krystalle, welche in ihren Eigenschaften mit dem Pikrotin übereinstimmen und ebenso wie 1) Im Vor- und Nachstehenden ist der Ausdruck Pikrotoxin, in Ueber- einstimmung mit Paterno und Oglialoro, nur für den direct aus den Kokkelskörnern isolirten, entsprocheud gereinigten Bittorstoff gebraucht. Für das in Benzol leicht lösliche Spaltungsproduct ist der Name Pikrotoxinin, für das in Benzol schwer lösliche die Bezeichnung Pikrotin acceptirt. 2) lOOThle. Benzol lösen bei 21-22''C. 0,346 — 0,359 g. Pikrotoxinin und 0,0199 — 0,0226 g. Pikrotin. E. Schmidt, Ueber das Pikrotoxiu. 175 dieses erst bei 245 — 250*' C unter Braunfärbung schmelzen. Beim freiwilligen Verdunsten des von dem Pikrotin abfiltrirten Chloroforms verbleibt eine weisse, krystallinische , bei etwa 200 "^ C. schmelzende Masse, welche im Wesentlichen aus Pikrotoxinin besteht. Dieses eigenthümliche Verhalten des Pikrotoxins kann nach meinem Er- messen nur dadurch eine Erklärung finden, dass sich das Pikrotoxin zunächst unverändert, d. h. als chemisches Individuum in dem Chloro- form auflöst, um jedoch schon nach kurzer Zeit in dieser Lösung in Pilcrotin und in Pikrotoxinin zu zerfallen. Da von letzteren beiden Spaltuugsproducten des Pikrotoxins, das Pikrotin in Chloroform nur sehr wenig löslich ist, so muss es sich naturgemäss alsbald nach seiner Bildung ausscheiden, während das gleichzeitig entstandene Pikrotoxinin, welches in Chloroform leicht löslich ist, einfach in Lösung bleibt. "Wäre das Pikrotoxin, entsprechend der Ansicht von Barth und Kretschy, nur ein Gemenge von Pikrotin und Pikro- toxinin, so könnte sich beim Schütteln mit Chloroform niu' eine mehr oder minder gesättigte, jedenfalls — wie ControU versuche mit einem Gemenge der beiden Spaltungsproducte zeigen — nach dem Filti'iren nichts abscheidende Lösung beider BestandtheUe bilden, nicht aber eine Flüssigkeit, die schon nach kurzer Zeit reichliche Mengen des schwer löslichen Pikrotins abscheidet. Ebenso wenig dürfte es mit der Annahme von B. und K. vereinbar erscheinen , dass ein scharf bei 199 — 200^ C. schmelzender Körper bei der Aufbewah- rung seiner kalt gesättigten Lösung in Chloroform plötzlich in eine bei 245 — 250° C. schmelzende imd eine schon bei 200° C. sich ver- flüssigende Verbindung getrennt wird. Obschon es sehr miwahrscheinlich war, dass ein Gemenge von zwei Bitterstoffen, von denen der eine bei 200° C, der andere bei 245 — 250° C. schmilzt, sich scharf bei 199 — 200° C. verflüssigen kann , so habe ich zum Vergleich doch den Schmelzpunkt des Products bestimmt, welches nach dem freiwilligen Verdunsten der Lösung des Pikrotoxins in Chloroform zurückbleibt. Während das Pikrotoxin vor dem Auflösen, wie bereits erwähnt, scharf bei 199 — 200 °C. schmolz, fing der Verdunstungsrückstand der Chloroformlösung bei 200° C. an sich theüweise zu verflüssigen, um jedoch erst bei 235° C. unter Braunfärbung vollständig zu schmelzen. Ein ähnliches Verhalten zeigt beim Schmelzen auch ein Gemisch, welches durch freiwüliges Verdunsten einer Lösung gleicher Theüe Pikrotin und Pikrotoxinin resultirt. Dasselbe beginnt ebenfalls gegen 200° C. theüweise zu 176 E. Schmidt, Ueber das Pikiotoxiii. schmelzen, verflüssigt sich jedoch erst vollständig bei etwa '230" C. Nach dem Umkrystallisiren dieses Gemenges aus Wasser wurde der Schmelzpunkt der ersten Krystallisation zwischen 197 und 225" C, der der zweiten zwischen 197 und 215" C. liegend gefunden. Wie zu vormutlien war, geht die Spaltung des Pikrotoxins durch Clüoroform unter Anwendung von Wärme schneller und glatter von statten als in der Kälte. Durch wiederholtes längeres Kochen von Pikrotoxin mit Chloroform ist es mir ohne Schwierigkeiten gelungen, die beiden Spaltungsproducte des Pikrotoxins, das Pikrotin und das Pikrotoxinin , vollständig von einander zu trennen. Ebenso gelang es auch leicht, das Pikrotin, welches bei der langwierigen Behand- lung des Pikrotoxins mit siedendem Benzol (durch 12 Mal je sechs- stündiges Auskochen mit der 50 fachen Monge Benzol) nicht ganz ohne giftige Eigenschaften erhalten worden konnte, durch wieder- holtes Auskochen mit Chloroform in ein physiologisch unwii'ksames Präparat zu verwandeln. Verhalten gegen Brom. In dem Einwirkungsproducte von Brom auf Pikrotoxin sind als isolirbare Verbindungen nur Pikrotin: C 15^1807 und Monobrompikrotoxinin: C'^H^^BrO", vorhanden. Es ist in Uebereinstimmung mit den Beobachtungen von Pater no imd Oglialoro daher wohl anzunehmen, dass das Pikrotoxin unter dem Einflüsse von Brom zunächst in seine Componenten, das Pikrotin und das Pikrotoxinin, zerfällt, von denen die letztere Verbindung im Momente der Abscheidung sofort in Monobrompikrotoxinin übergeht, während das weniger reactionsfähige Pikrotin hierbei intact bleibt: C3UH3401S == Qib^lüQÖ _|_ ciöH^^O' Pikrotoxin Pikrotoxinin Pikrotin Ci^HHio« + 2Br = C^^HiSBrO« + HBr. Verhalten gegen Acetylchlorid. Obschon die Eesultate, welche bei dem Studium der Einwirkung des Acetylchlorids auf Pikrotoxin erzielt wurden, nvu- sehr lückenhafter Natur sind, so lassen dieselben doch immerhin erkennen, dass auch durch Acetyl- chlorid zunächst eine Spaltung des Pikrotoxins in Pikrotin und in Pikrotoxinin herbeigeführt wird, und dass dann erst diese Verbin- dungen unter dem Einfluss des Acetylchlorids eine weitere Verände- rung erleiden. Wirkt dieses Agens in der Kälte auf Pikrotoxin ein, so erleidet das eine seiner beiden Spaltungsproducte, das Pikrotoxinin, eine Polymerisation zu Pikrotoxid: (C^^IP^'O^)", während das andere Spaltungsproduct, das Pikrotin, anscheinend acctylirt wird. E. Schmidt, Ueber das Pikiotoxin. 177 Findet dagegen die Einwirkung des Acetylchlorids in der Wärme statt, so Avird kein Pikrotoxid gebildet, sondern werden die beiden Spaltungsproducte des Pikrotoxins, das Pikrotin und das Pikrotoxinin, dem Anschein nach theüweise acetylirt, theü weise in tiefer greifender "Weise verändert. Verhalten gegen Chlorwasserstoff. Lässt man, ent- sprechend den Angaben von Paterno und Oglialoro, Chlorwasser- stoff auf eine ätherische Piki-otoxinlösung oder auf Pikrotoxin, welches in Aether suspendirt ist , ein\\ärken, so erhält man nnter anscheinend gleichen Bedingungen sehr verschiedenartige Resultate. Bei mehreren dieser Versuche blieb der grösste Theil des Pikrotoxins unverändert, bei anderen fand eine Spaltung desselben in Pikrotin und in Pikro- toxinin statt. Von diesen Spaltungsproducten konnte jedoch nur das Piki'otin isolirt werden, während das Pikrotoxinin zum Theil eine tiefer greifende Zersetzung, zum Theil vielleicht auch, entsprechend den Angaben von P. und 0., eine Polymerisation zu Pikrotoxid erleidet. Pikrotoxinin: C^^Hi^O« + H^O. Das Pikrotoxinin tritt, wie bereits im Vorgehenden erörtert wurde, als Zersetzungsproduct des Pikrotoxins auf, wenn letzteres anhaltend mit Benzol gekocht oder mit Chloroform behandelt wird. Auch bei der Einwirkung von Brom, von Acetylchlorid , von Chlor- wasserstoff und vielleicht auch noch von anderen Agentien auf Pikro- toxin entsteht es neben Pikrotin als nächstes Spaltungsproduct, jedoch erleidet es seiner leichten Zersetzbarkeit wegen hierbei entweder eine Polymerisation zu Pikrotoxid: (C^^H'^'O*')", oder eine tiefer greifende Zersetzung zu wenig characterisirten Verbindungen. Aus heissem Wasser krystaUisirt das Pikrotoxinin, in üebereinstimmung mit den Angaben von Barth und Kretschy, in farblosen, durch- sichtigen, wohl ausgebildeten, rhombischen Tafeln, welche 1 Mol. Krystallwasser enthalten. Bei 100^ giebt das Pikrotoxinin sein Kry- stallwasser vollständig ab, um alsdann bei 200 — 201 **C. zu schmelzen. Die Analysen desselben führten zu der Formel C^^H^'''0^ -f- H'^0. In kaltem Wasser ist das Pikrotoxinin nur wenig löslich (lOOThle. Wasser lösen bei 15 — 18«^ C. 0,138 g., 0,139 g., 0,148 g. und 0,141 g. dieses Bitterstoffs auf). Heisses Wasser löst dasselbe in reichlicher Menge. 100 Thle. Benzol lösen bei 21 — 22« C. 0,316 g., bezüglich 0,359 g. Pikrotoxinin. Siedendes Benzol, Alkohol, Aether und Chloro form lösen beträchtliche Mengen davon auf. l'i'S E. Schmidt, Uober das Pikrotoxin. Conc. Schwefelsäure nimmt beim Zusammenreiben mit Pikro- toxinin sofort eine tief orangerothe Färbung an; auch beim Ver- mischen mit Salpeter, Schwefelsäure und Natronlauge (Langley'- sche Reaction) ruft es eine intensive und charakteristische Rothfär- bung hervor. Kocht man das Pikrotoxinin längere Zeit mit Magne- siamilch, so gehen beträchtliche Mengen davon in Lösung; versetzt man alsdann das erkaltete Filtrat mit Eisenclüoridlösung , so tritt, älmlich wie in den Lösungen der Acetate, eine intensive Rothfär- liuiig auf, die nach Zusatz von Salzsäure wieder verschwindet. Brom führt das Pikrotoxinin glatt in das gut krj^stallisirende Mono- bromjDikrotoxinin: C^^H'^BrO'', über. Bei der Einwirkung von Benzoylchlorid auf Pikrotoxinin wird ein Benzoj'lpikrotoxinin : Q15U15Q6 _ QT jjöQ^ niclit gebildet, dagegen entsteht eine Yerbin- bung, welche ihrer Zusammensetzung nach vielleicht als Pikro- toxininbenzoe Säureanhydrid: anzusprechen ist. Das Benzoylpikrotoxinin wüi'de insofern für cUe Klarlegung der Beziehungen zwischen Pikrotoxinin und Pikiotin vielleicht einiges Interesse gehabt haben, als das Pikrotin unter analogen Bedingungen ein Benzoylderivat liefert, dessen Analysen scharf zu der Formel C^SHi^oe.C^H^O führen. Pikrotin: C'R'^O''. Das zu den nachstehenden Versuchen verwendete Pikrotin wurde zum Theil dargestellt durch mederholtes anhaltendes Kochen von Pikrotoxin mit Benzol und Behandeln des Ungelösten mit sie- dendem Chloroform, zum Theü auch bereitet durch directes Aus- kochen des Pikrotoxins mit Chloroform, oder durch Einwirkung von Brom auf diesen Bitterstoff. Nach dem Umkrystallisiren aus heissem Wasser büdeten die auf verschiedene Weise dargestellten Pikrotine weisse , mein* oder minder verfilzte , glänzende Nadeln von bitterem Geschmack, aber ohne giftige Eigenschaften. Auf Grund der Versuche von Fleischl constatirten Barth und Kretschy bereits, dass dem Pikrotin im Gegensatz zu dem Pikrotoxinin die toxischen Eigenschaften vollständig fehlen, während Paterno und Oglialoro auf Grund bezüglicher Versuche von Chirone auch das Pikrotin als einen giftig Avirkenden Körper ansprechen. Letztere Annahme ist jedoch eine irrthümliche ; die Versuche, welche Herr Dr. Kobert E. Sclimidt, Ueher das Pikrutu.xiu. 170 in Strassburg die Güte hatte mit meinen Pikrotinpräparaten anzu- stellen, zeigen in Uebereinstimmung von Fleischl, dass dem Pikro- tin toxische Eigenschaften gänzlich abgehen. B. und K. beobachteten bei dem Pikrotin einen Trockenverlust von 7,05 — 15,9 Proc; bei den zahlreichen Pikrotinpräparaten, welche ich im Laufe der Zeit untersuchte, konnte ich einen Gehalt an Kry- stalhvasser nicht constatiren. Der Schmelzpunkt des Pikrotins wurde bei 245 — 250" C. gefunden; nach B. imd K. bei 250 — 251« C. Gegen 230« C. macht sich bereits eine Brauufärbung der Substanz bemerkbar. Die procentische Zusammensetzung des Pikrotins ergab sich im Mittel von 16 Analysen: C : 57,78; H : 5,70; : 36,52. Diese Werthe stehen nicht allein im Einklang mit den Zahlen, welche Paterno und Oglialoro bei der Analyse des Pikrotins ermittelten, sondern stimmen auch gut überein mit einer grösseren Anzahl der von Barth und; Kretschy ausgefühi'ten Analysen des Pikrotins. B. und K. machen P. und 0. den Vorwurf, ihr Pikrotin habe noch kleine Mengen des giftigen Pikrotoxinins enthalten. Um einem ähnlichen Einwände eventuell von vornherein zu begegnen, habe ich Herrn Dr. Kobert, Assistent des pharmakologischen Instituts zu Strassburg, gebeten, das zu den Analysen und zu den sonstigen Ver- suchen verwendete Pikrotin einer physiologischen Prüfung zu unter- werfen. Es sei mir auch an dieser Stelle gestattet, Herrn Dr. Ko- bert füi' die freundliche Unterstützung, welche er meinen Unter- suchungen hierdurch in der bereitwilligsten Weise angedeihen liess, meinen verbindlichsten Dank zu sagen. Herr Dr. Kobert theilte mir gütigst Folgendes mit: „Ich habe das Pikrotin soAvohl nach der Methode von Fleischl an Fischen von verschiedener Länge und Art, als auch nach meiner eigenen Methode an Kaninchen, Meerschweinen und Fröschen geprüft ; auf Grund dieser Versuche glaube ich auf das Bestimmteste behaup- ten zu können, dass das Pikrotin in Dosen von 1 bis 20 ^Mülig. auf lebende Wesen ganz ohne Einfluss ist. Natürlich kann man fuiger- langeu Fischen nicht 20 Mülig. einspritzen, da es die geringe Lös- lichkeit des Präparats hindert. Ich habe aber Dosen von 10 bis 20 ]\Iülig. in das Blut warmblütiger Thiere injicirt, imd weder am Blutdruck, noch am Puls, noch an der Respiration, noch am Nerven- system, noch an der Verdauung, weder sogleich, noch nachher lÖO E. Schmidt, Ueber das Pikrotoxiii. irgend eine Veränderung bemerkt. Dass von den Fischen manch- mal einer stirbt, beweist nichts; wäre das Pikrotin giftig, so müss- ten sie alle sterben, und zwar spätestens am zweiten Tage. Das Piki'otin ist demnach nicht giftig!" Ich selbst habe, um die Wirkung kennen zu lernen, welche das Pikrotin in verdünnter Lösung auf das Befinden der Fische aus- übt, zu wiederholten Malen Fische von 10—15 C. C. Länge in Pi- krotinlösung, welche 0,1 g. pro Liter enthielt, 8 — 10 Tage lang auf- bewahrt, ohne dabei eine Veränderung in dem Wohlbefinden der- selben zu beobachten. Eine solche Aenderung in dem Befinden trat dagegen fast momentan ein, sobald den betreffenden Lösungen eine nur sehr geringe Menge Pikrotoxinin zugefügt wurde, Aenderungen, die meist nach 1 — 2 Stunden den Tod der Fische herbeiführten. Nach dem physiologischen Verhalten und nach den sonstigen Eigenschaften kann wohl mit Sicherheit angenommen werden, dass in dem untersuchten Pikrotin ein einheitliches , pikrotoxininfreies Präparat vorlag. Barth und Kretschy ertheilen dem Pikrotin die Formel C^^H^°0^^, wogegen Paterno und Oglialoro für diese Verbindung den Ausdruck C^^H^^O^, annehmen. Ich trug früher Bedenken, die von B, und K. vorgeschlagene Formel zu acceptiren, weil die damals gefundenen analytischen Daten in gleicher Weise sowohl mit der Formel C^'H^^O^", als auch mit der von P. und 0. aufgestellten Formel C^^H^^O'' im Einklang standen. Es Hess sich zu jener Zeit um so weniger entscheiden, welcher von den erwähn- ten Formeln den Vorzug gebührte, als es bis dahin nicht möglich war, die Formel des Pikrotins dm'ch Darstellung eines Substitutions- productes oder eines anderen einfachen Derivats zu controliren. In der Zwischenzeit ist es mir jedoch gelungen, mich einestheüs u\ den Besitz eines umfangreicheren analytischen Materiales von dem Pikrotin zu setzen und anderentheils das Verhalten dieses Körpers gegen Benzoylchlorid mit Erfolg zu studiren. Nach den hierbei ge- sammelten Erfahrungen scheint mir die von Paterno und Oglia- loro aufgestellte Formel C'^H^^O' diejenige zu sein, welche sowohl von dem Verhalten des Pikrotins selbst, als auch von dem Zerfall des Piki'otoxins in Pikrotin und Pikrotoxinin in bündigster Weise Rechenschaft giebt. Die drei in Frage stehenden Formeln verlangen der Theo- rie nach; C-25n">0>2 c 57,47 H 5,75 36,78 C'-'H'«Oi Gefunden im Mittel 58,06 5,81 36,13 57,78 5,70 36,52. E. Schmidt, Ueber das Pikvotoxin. 181 C2iH"0»' 57,79 5,50 36,71 In den Lcislichkeitsverhiiltnissen unterscheidet sich das Pikrotin von dem Pikrotoxinin besonders durch das Verhalten gegen Benzol und gegen Chloroform; Lösungsmittel, welche selbst bei Siedehitze nur geringe Mengen davon zu lösen vermögen: 100 Thle. Benzol lösen bei 21 — 22» C. 0,0199—0,0266 g. Pikrotin. Für Wasser ist bei gewöhnlicher Temperatur der Löslichkeitscoefficient nahezu der gleiche: 100 Thle. Wasser lösen bei 15 — 180C. 0,138 —0,148 g. Pikrotoxinin und 0,153^ — 0,159 g. Pikrotin. Conc. Schwefelsäure wird durch Pikrotin, selbst bei längerer Berührung, nur blassgelb gefärbt; erwärmt man jedoch das Gemisch, so tritt auch hier, ähnlich wie bei dem Pikrotoxinin eine orange- rothe Färbung auf. Ob in letzterem Falle eine Umwandlung von Pikrotin in Pikrotoxinin stattfindet, habe ich nicht ermitteln können. Bei der Ausfülu'ung der L angle y' sehen Salpeterreaction ruft das Pikrotin ebenfalls nur eine schwach gelbliche Färbung hervor. Auch in dem Yerhalten gegen andere Agentien zeigt sich das Pikrotin ungleich weniger reactionsfähig als das Pikrotoxinin. Während letzteres z. B. durch kochende Magnesiamilch, durch Brom etc. sehr leicht verändert wird, erleidet das Pikrotin unter den gleichen Be- dingungen kaum eine Zersetzung. Yerhalten gegen ßenzoylchlorid. Yen den zahlreichen Versuchen, welche ich ausgeführt habe , um die Formel des Pikro- tins durch Darstellung eines gut charakterisirten Derivats zu con- troliren, hat nur die Einwirkimg des Benzoylchlorids zu brauchbaren Kesultaten geführt. Kocht man das Pikrotin 10 — 20 Minuten lang mit einem Ueberschuss von Benzoylchlorid , so findet eine reicliliche Entwicklung von Chlorwasserstoff statt. Verdunstet man nach been- deter Einwirkung das Reactionsproduct und zerstört die letzten Eeste des Benzoylchlorids durch Zusatz von etwas Alkohol, so verbleibt schliesslich eine gelbliche, mehr oder minder harzartige Masse, welche sich jedoch durch "vsdederholtes Umkiystallisiren aus sieden- dem Alkohol, namentlich unter Anwendung von etwas Thierkohle, in farblose, durchsichtige, wohl ausgebildete Nadeln verwandeln lässt. Der Schmelzpunkt derselben wiu:'de bei 245*^ C. gefunden. Zu den 182 E. Schmidt, Ueber das Pikrotoxiu. Analysen dienten Producte verschiedener Darstellungen. Die hierbei ermittelten Daten (im Mittel von 5 Analysen C : 66,40 ; H : 5,06) lassen sich kaum mit einem unmittelbaren Benzoylderivate des Pikro- tins in Einklang bringen, mag man nun die Formel C'^H^^O^ oder C25H30 012 oder C^iH^^O^'^ als richtig annehmen. Dieselben stim- men dagegen gut Oberein mit den Werthen, welche sich bei einer Verbindung der Formel C^^H^^O*^ . CR-'O berechnen. Die Bildung eines derartigen Körpers ist jedoch nur dann verständKch, wenn man für das Pikrotin die aus zahlreichen Analysen direct abgelei- tete Formel C'^H^^O' annimmt. Unter der Annahme der Formel Q15JJ15Q6 _ C'^H^O würde bei der Einwirkung von Benzoylchlorid auf Pikrotin alsdann nicht nur eine Substitution, sondern auch gleichzeitig eine Abspaltung von Wasser stattgefunden haben: Ci^Hiso^ -f C^H^C^soci = Ci^Hi^Oe . C^H^O + HCl + H^O. Mit den Formeln C^^H^oQ'^ und C^iH^^O'« lassen sich die bei den Analysen ermittelten Werthe, selbst unter der Annahme einer gleichzeitigen Abspaltung von Wasser, kaum ungezwungen in Ein- klang bringen. Pater no und Oglialoro haben durch Einwirkung von Ben- zoylchlorid auf Piki'otin ein bei 230'' C. schmelzendes Benzoylpikro- tin: C^-''H^'0'' . C^H-^'O, erhalten; die Büdung eines derartigen Körpers habe ich unter obigen Bedingungen nicht beobachten kön- nen. Die im Vorstehenden beschriebene Verbindung, welche sich von dem Benzoylpikrotin durch einen Mindei'gehalt von 1 Mole- cül Wasser unterscheidet, dürfte vorläufig nur als ein Isomeres des Benzoylpikrotoxinins , als ein Benzoylanhydropikrotin , anzu- sprechen sein. üeberblicke ich die Eesultate, welche ich bei der Untersuchung des Pikrotoxins erzielte, so kann ich die Ansicht von Barth und Kretschy, das Pikrotoxin sei als ein Gemisch von Pikrotin und Pikrotoxinin aufzufassen, nicht theilen. Nach den vorstehenden Beobachtungen kann ich, ebenso wie Paterno und Oglialoro, diesen Bitterstoff nur als ein chemisches, allerdings leicht zersetzbares In- dividuum ansprechen, dessen Zusammensetzung der Formel C^^H^^O*^ entspricht. Das Pikrotoxinin: Ci^H^eoe, und das PikTotin: C'^H'^O', sind daher meiner Ansicht nach nicht als Gemengtheüe , sondern als Spaltungsproducte des Pikrotoxins zu betrachten, deren Bildung eret durch das anhaltende Kochen dieses Bitterstoffs mit grosseren Mengen Benzol veranlasst wird : E.Schmidt, Ueber d. Pikrotoxiu. 183 Pikrotoxin Pikrotoxinin Pikrotin. Es ist mir nicht verständlich, wie ein mechanisches Gemenge zweier Körper, dei-en Löslichkeitscoefficient für Benzol ein so über- aus verschiedener ist (vergl. S. 174), durch zwölfmaliges , je sechs- stündiges Auskochen mit grossen Benzolmengen, nicht vollständig zn ti-ennen sein sollte. Dieses Verhalten scheint mir vielmehr darauf hinzuweisen, dass das Benzol hierbei nicht einfach eine lösende, sondern gleichzeitig auch eine spaltende Wirkung auf das Pikrotoxin ausübt. Da die Spaltung dieses Bitterstoffs nicht allein durch Kochen mit Benzol, sondern auch durch Behandlung desselben mit Chloro- form, sowie durch Einwirkimg verschiedener Ägentien bewirkt wird, so liegt wohl die Möglichkeit nahe, dass dieselbe auch unter Umstän- den schon bei der Darstellung des Pikrotoxins eintreten kann. Eine Folge hiervon würde sein, dass sich wechselnde Mengen dieser Spaltungsproducte dem unzersetzten Pikrotoxin beimengen und dann naturgemäss bedingen, dass bei der Analyse dieses Bitterstoffs bald höhere, bald niedrigere Werthe gefimden w^erden. Ob indessen alle Differenzen, welche in den Pikrotoxinanalysen der verschiedenen Forscher obwalten, lediglich hierdurch zu erklären sind, muss ich natürlich dahingestellt sein lassen, und zwar um so melu-, als diese Annahme in Rücksicht auf die leichte Zersetzbarkeit des Pikrotoxins zwar eine selu' naheliegende , nicht aber dm-ch directe Beweise zu erhärtende ist. Für die chemische Individualität des Pikrotoxins scheinen mir besonders folgende Umstände zu sprechen: 1) Die constante, der Formel C^°H^*0^^ entsprechende Zusam- mensetzung, welche das vorsichtig dargestellte imd sorgfältig gerei- nigte Pikrotoxin besitzt. 2) Der constante, bei 199 — 200" C liegende Schmelzpunkt; ein Gremisch aus Pikrotoxinin und Pikrotin fangt bei 200 '^ C. an zu schmelzen, vei-flüssigt sich jedoch, je nach den Mengenverhältnissen, erst vollständig bei 210 — 2300 q^ 3) Der mangelnde Krystallwassergehalt des Pikrotoxins — Pikro- toxinin krystaUisirt mit 1 Mol. Krystallwasser , ebenso beobachteten Barth und Kretschy auch bei dem Pikrotin einen Trockenverlust von 7,05 — 15,94 Proc. — Zahlreiche Wasserbestimmimgen , welche ich von den verschiedenen Krystallisationen selbst dargestellter und in verschiedener Weise gereinigter, käuflicher Pikrotoxine ausführte, 184 E. Löwenhardt, üeber das Cocculin. zeigten bei 100*^0. nie eine Gewichtsabnahme, die auf eine Bei- mengung eines kiystalhvasserhaltigen Körpers hätte schliessen las- sen. Gemische aus Pikrotoxinin und Pikrotin (zuvor aus Wasser umkrystallisirt) verloren bei 100'^ C. meist wechselnde Mengen von Krystall Wasser ; nur in einigen wenigen Fällen konnte auch hier eine Gewichtsabnahme nicht constatirt werden. 4) Das Verhalten des Pikrotoxins gegen Benzol und gegen Chlo- roform (s. dort). II. üeber das Cocculin. Von Emil Löwenhardt. Bei der Darstellung des Pikrotoxins nach dem in der vorste- henden Abhandlung beschriebenen Verfahren erhielt ich eine geringe Menge einer Verbindung, welche sich sow^ohl in ihrem Aeusseren, als auch in dem Verhalten gegen Lösimgsmittel imd gegen Agen- tien wesentlich von dem Pikrotoxin unterschied. Durch wiederhol- tes Ausziehen mit absolutem Alkohol liess sich dieser Körper leicht von Pikrotoxin und durch Umkrystallisiren aus heissem, salzsäure- haltigem Wasser von anorganischen Beimengungen befreien. Die derartig gereinigte Verbindung büdet feine, weisse Nadeln, die nur schwer in heissem Wasser, nahezu unlöslich in kaltem Wasser, Alko- liol und Aether sind. Die bei den Analysen dieses Körpers ermit- telten Daten stimmen am besten mit der Formel C^^H^^O^" über- ein. Letztere kann jedoch nur als eine vorläufige betrachtet wer- den, da die geringe Menge des mir zn Gebote stehenden Materials eine weitere Charakterisirung dieser Verbindung bisher nicht gestat- tete. Ob dieser von mir als Cocculin bezeichnete Körper identisch ist mit der von Barth in den Kokkelskömem aufgefimdenen, säure- artigen Verbindung C^H^^O^, oder mit dem Anamirtin von Barth und Kretschy, muss ich daliinge stellt sein lassen. Der Um- stand jedoch, dass jene Forscher das Anamirtin aus den Mutterlau- gen von der fractionirten Kiystallisation des Pikrotoxins aus Wasser abschieden, scheint nicht gerade für eine Identität von Cocculin imd Anamirtin zu sprechen. Conc. Schwefelsäure ßirbt das Cocculin nur schwach gelb; beim Reiben mit einem Glasstabe verschwindet die Färbung wieder. Die Langley'sche Salpeterreaction, welche das Pikrotoxin imd besonders das Pikrotoxinin scharf kennzeichnet, liefert das Cocculin nicht. C. Schneider, Abgabe von Blei durch Bleiröhreu an Ijcltungswassor. 185 Abgabe von Blei durch Bleiröhren an Leitungs- wasser. Von C. Schneider in Sprottau. Einander häufig widersprechende Angaben über die Aufnahme von Blei durch Leitungswasser aus Bleiröhren gaben Herrn Regierungs- und Medicinalrath Dr. Philipp in Liegnitz Veranlassung, mich zu einer Untersuchung in dieser Richtung anzuregen, und erlaube ich mir die Resultate derselben auf besonderen Wunsch des obengenannten Herrn in Nachstehendem zu veröffentlichen. Die Stadt Sprottau entnimmt den grössten Theil ihres Wasser- l)edarfs aus dem Boberflusse mittelst eines diu-ch ein Wasserrad betriebenen Hebewerkes. Das Boberwasser T\-ird durch Kiessand - Filter, welche in das Flussbett eingesenkt sind, durch ein Pumpwerk aufgesogen, und in ein, am höchsten Punkte der Stadt gelegenes Reservoir gehoben , um von dort in die Strassen der Stadt vermittelst eines Systems eiserner Hauptröhren vertheilt zu werden. Aus letzterem füJiren Bleiröhren von 2 Cm. lichtem Durchmesser das Wasser den Häusern zu, und wird dasselbe dort meist durch Blei- r Öhren von 1,2 Cm. lichten Durchmesser an die einzelnen Haus- haltungen etc. abgegeben. Bei einer im Laufe des Winters 1873/74 von mir unternommenen Untersuchung aller Gebrauchswässer hiesiger Stadt zeigte — 10 Kilo- meter oberhalb der Stadt — aus dem Boberflusse entnommenes Wasser 8,0 g., imd das Leitungswasser innerhalb der Stadt 9,0 g. fester Bestandtheile pro 1 Hectoliter. Das erstere ergab bei der chemischen Untersuchung 3,333 g. organische Bestandtheile, 0,540 g. Salpetersäure pro Hectoliter, und nur sehr geringe Mengen von Schwefelsäure, Kalk und Chlor; das letztere 0,870 g. organische Substanz pro Hectoliter, und nur sehr geringe Mengen von Schwefel- säure, Salpetersäure, Kalk und Chlor. (Arch. d. Pharm. 204, 332.) Eine so eben ausgefühi-te Untersuchung des Boberwassers der Sprottauer Wasserleitung zeigte 10,8 g. fester Stoffe pro Hectoliter und ebenfalls niu' sehr geringe Mengen der so eben genannten specielleu Bestandtheile. Ich benutzte letzteres zur Ausführung fol- gender Untersuchung: Ganz neues 18,3 Meter langes Bleirohr von 2 Cm. lichtem Durch- messer und 20 Meter ebensolchen Rohres von 1,2 Cm. lichtem Durch- messer wnirde am 16. November 1883 damit in der Weise gefüllt, Arch. d. PhanD. XXII. B.ls. 5. Hft. 13 1 8ß C. Schneider, Abgabe von Blei durch Bleiröhren an LeitungswaSSöf. dass das Wasser so lange unter starkem Drucke hindurch getrieben wurde, bis alle Luft dadurch verdrängt war, luid das Wasser ohne jeden Stoss dem unteren Ende, das Lumen gleichmässig erfüllend, entströmte. Unter vorsichtiger Vermeidung des Eintrittes der Luft wurden die Rülu-cn liierauf mit neuen Korkstopfen dicht verschlossen 48 Stunden lang stehen gelassen. Die in eine Porzollanschaale ent- leerte Menge des zur Füllung gebrauchten Wassers betrug G80ü g., wurde bis auf 400 CC. verdunstet, in eine kleinere Porzellan schaale gegeben, die grössere mittelst Salpetersäure und destillirtem Wasser sorgfältig nachgewaschen, und das Spülwasser in dieser kleineren Schaale voreinigt. — Nun wurde im Wasserbade zur Trockne ver- dunstet, der Rückstand mit wenig destillirtem Wasser aufgenommen, dm-ch Filtration von der ausgeschiedenen Kieselsäiire getrennt, etw^as essigsaures Kali und freie Essigsäure zugegeben, uud Schwefelwasser- stoffgas hineingeleitet. Es entstand ein starker schwarzer Nieder- schlag, derselbe wurde auf einem Filter gesammelt, mit schwefel- wasserstofflialtigem Wasser ausgewaschen, durch Erwärmen in ver- dünnter Salpetersäure gelöst, filtrirt, abermals im Wasserbade zur Trockne verdunstet, der Rückstand mit Wasser aufgenommen, und je eine Probe davon a) mit Jodkaliumlösung, b) mit verdünnter Schwefelsäure im Ueberschuss, c) mit Ammoniak im Ueberschuss versetzt. In Probe a erschienen sehr bald gelbe glänzende Kiystallblätt- chen (von Jodblei) ; in b ein starker weisser Niederschlag (schwefel- saiu-es Bleioxyd), welcher in Kalilauge leicht löslich, in dieser Lösung mit Schwefelwasserstoif einen schwarzen Niederschlag gab; in c stellte sich gleichfalls ein weisser Niederschlag (Bleioxydhydrat) ein, welcher in Kalilauge löslich, sich wie unter b angegeben, verhielt. Nach alledem war es ganz unzweifelhaft, dass nicht unerhebliche Mengen von Blei aufgenommen worden waren. Am 1 7. November wiederholte ich dieselbe Operation, Hess aber das Wasser nur 24 Stunden in den Bleiröhrcn stehen. (Die Röhren waren während der Zwischenzeit vom 16. bis 17. November, also 24 Stunden mit Korkstopfen fest verschlossen, — aber leer — stehen geblieben.) Der Gang der Analyse dieses Wassers war derselbe wie vorher angegeben, nur wurde die salpetersaure Lösung des durch Schwefel- wasserstoff erhaltenen Niederschlages ungctheilt zur Fällung mittelst verdünnter Schwefelsäure und Alkohol verwendet, und 0,05 Schwefel- fi. Sclineider, Abgate von Blei durct Bleiröliron an Leitungswasser. 187 sauren Bleioxyds erhalten. Es waren demnach 0,03415 metallischen Bleies von 6800 g. Bobcrwasser hiesiger Wasserleitung aufgenom- men worden, und entspricht dies einem Gehalte von 0,5022 g. metallischen Bleies pro Hectoliter. Ich entnahm femer einem wenig benutzten Theile der Wasserleitung meines Hauses 6100 g. Wasser, welches einige Stunden in der Rohrleitung verweilt hatte, erhielt darin nach vor- gängiger Yerdampfung, Behandlung mit Salpetersäure, essigsaurem Kali und Schwefelwasserstoff eine schwache, quantitativ nicht mehr bestimmbare Abscheidung eines dimkelfarbigen Niederschlages, welche ich auf einen Bleigehalt des Wassers zurückführen zu dürfen, kei- nen Augenblick zweifelhaft bin. Am 23. Novbr. Nachmittags 4 Uhr füllte ich die oben beschrie- benen Bleiröhren mit einem harten Quellwasser aus hiesiger Rathhauspumpe. Das Quellwasser enthielt im HectoHter 106,0 g. fester Bestandtheile, 10,500- - Schwefelsäure, 14,440 - - Chlor, 11,200- - Kalk, und nicht unerhebliche Mengen Salpetersäure. Die Bohren blieben 64 ^/^ Stunde mit diesem Wasser gefüllt, um erst am 26. Novbr. ilorgens 8V2 ühr entleert zu werden. Die zum Versuche verwendete Wassermenge wog 6900 g., sie wurde, wie vorher, auf 400 C.C. verdunstet, mit salpetersäurehal- tigem Wasser in eine kleine Schaale gespült, nahe zur Trockne verdunstet, mit essigsaurem Kali versetzt und mit Schwefelwasser- stoff gesättigt, nachdem das Ungelöste (Kieselsäure , Gyps etc.) abfil- trirt worden war. — (Durch Behandlung des Ungelösten mit Kali- lauge und Schwefelwasserstoff war festgestellt worden, dass darin Blei in Form von schwefelsaurem Bleioxyd nicht festgehalten wor- den war). Es wurde ein starker Niederschlag von Schwefelblei erhalten, derselbe abfiltrirt, mit Schwefel wasserstoffwasser ausgewaschen, in verdünnter Salpetersäure warm gelöst, die Lösimg zur Trockne ver- dunstet, abermals mit wenig Wasser aufgenommen, und mit ver- dünnter Schwefelsäure und Alkohol yersetzt. Der entstandene Nie- derschlag von schwefelsaurem Bleioxyd wog 0,033 g. Es waren demnach 0,02428 g. metall. Bleies aufgenommen wor- den; also pro Hectoliter 0,3519 g. 13* 188 C. Schneider, Abgabe von Blei diu'ch. Bleiröhren an Leitungswasser. Die Schlüsse, welche ich aus diesem Ergebnisse zu ziehen mir gestatte, sind folgende: 1) Das weiche, nur Spuren von Schwefelsäure und Kalksalzen enthaltende Boberwasser ist geeignet, nicht unerhebliche Mengen von Blei aus neuem Bleirohr aufzunehmen. 2) Schwer lösliche Ausscheidungen , welche einen schützenden Ueberzug der inneren Röhren wandung bilden könnten, ent- stehen in kurzer Zeit, jedenfalls aber innerhalb 24 — 64 Stun- den nicht. 3) Seit etwa 18 Jahren im Gebrauch befindliche Bleirolirleitun- gen haben diu'ch diesen langen Zeitraum eine Beschaffenheit nicht angenommen, welche die Aufnahme von Blei bei längerem — selbst nur nach Stunden zählendem — Verweilen des Leitungswassers darin gänzlich zu verhin- dern vermöchte. 4) Auch hartes Wasser (von einem Gehalte an 10,57 g. Schwe- felsäure und 11,2 g. Kalk pro Hectoliter) wirkt lösend auf Bleirohr ein. Herr Professor Reichardt in Jena veröffentlicht in seinen „Grund- lagen zur Beurtheilung des Trinkwassers 1880." (4. Aufl.) Fol- gendes : „Für die Leitungen im Hause sind fast durchgehends Bleü'öh- ren im Gebrauche. Blei gehört zwar zu den sehr leicht angreif- baren Metallen , allein die Versuche , Einsatz zu bieten , sind bis jetzt erfolglos geblieben, und Untersuchungen über die Abnutzung von Bleiröhren, durch liösung des Metalls, habe sehr beruhigende Ergebnisse grade für "Wasserleitung mit Hochdruck ergeben. Als Ersatz versuchte man Bleiröhren mit innerer Zinn -Einlage; allein hierdurch leidet wesentlich die Haltbarkeit der Röhren. Zinn und Blei dehnen sich sehr verschieden aus, Zinn ist brüchig, und so kommen laald undichte Stellen des letzteren vor, welche dann sowohl den Schutz des Bleies aufheben, wie auch den Halt nur noch dem Bleimantel zuweisen. Die schon wiederholt an sehr verschiedenen Orten ausgeführten Untersuchungen haben aber auch erwiesen, dass bei Wasser der gewöhnlichen Quellen ein Angriff auf Blei überhaupt nicht stattfindet, wenn diesel- ben gänzlich mit "Wasser erfüllt sind." Dies Ijctztere ist eine Bedingung, welche ganz besonders zur Winterszeit, oder während der Vornahme von Reparaturen oder C. Schneider, Aligabc von Uloi duicli Bleiröhron an Leitungswasser. 180 Aendenmgen an der Eohrleitung niemals constant durchgeführt wer- den kann, indem zur Verhütung des Einfriei-ens die Leitungen, welche über der Erde liegen, abgesperrt und ihres Wassergehaltes durch ein Abfiussrohr entleert werden. Herr Professor Reichardt fährt nun fort: „Vorsichtsmaassregeln, in Form eines Ueberzuges des inneren Bleirohres z. B. mit Schwefelblei, haben mir ebenfalls kein bes- seres Ergebniss geliefert, da auch hier wieder die kleinste Be- schädigung hinreicht, das Blei blosszidegen , und jeden weiteren Angriffen auszusetzen. — Meine bezüglichen Versuche wurden mit einem grossen Stücke starker Bleiröhre (s. Arch. d. Pharmac. 215, 54) unternommen, deren Oeffnungsdurchmesser circa 2,5 CC. betrug. Dieselbe war sogar innen mit einem dünnen Ueberzuge von Schwefelblei versehen, und wui-de dieselbe zunächst mit destillirtem Wasser wiederholt gereinigt, bis das ablaufende Wasser keine Reaction mehr zeigte. — Destillirtes Wasser mehrere Tage darin aut bewahrt, so dass die Rökre vollständig damit erfüllt war, und mit Stopfen verschlossen, gab eine sehr starke Reaction mit Schwefelwasserstoff auf Blei. Die Röhre wurde hierauf wieder vollständig gereinigt, und dann abermals mit destillirtem Wasser völlig angefüllt 7 Tage stehen gelas- sen. Das entleerte Wasser enthielt im Liter 0,0689 Blei. • — Wiederum gereinigt und mit destillirtem Wasser gefüllt, wurde dies nun einen Monat der Ruhe überlassen. Das dann entnommene AVasser enthielt im Liter 0,0459 Blei, der innere versuchte Schutz mit Schwefelblei hinderte demnach den Angriff durch destillirtes Wasser nicht. Hierauf wurde eine Reihe von Versuchen auf völlig gleiche Weise mit hiesigem (Jena, Kalkformation) Quellwasser an- gestellt, es stand das Wasser 3, 6 Tage, endlich 6 Wochen imd enthielt dann niemals eine Spur Blei. Es wird angenommen, ohne eigentlich erwiesen zu sein, dass bei kalkführendem Was- ser sich allmählich ein Kalküberzug von kohlensaurem Kalk bilde, desshalb wurde gewechselt und nach diesen Versuchen mit QueU Wasser wiederum destillirtes Wasser angewendet, wel- ches nunmehr allerdings kein Blei aufnahm, selbst bei Einwir- kung von 1, 2 Wochen und 12 Tagen. Hierauf wiu-de das destillirte Wasser durch Einleiten von Kohlensäure damit gesät- 190 C. Schneider, Abgabe von Blei durch Bleiröhrea an Leitungswasser. tigt; nunmehr löste dasselbe binnen 3 Tagen wieder Blei, und enthielt das entleerte Wasser 0,0069 g. Blei im Liter. Die natürlich vorkommenden Quell-, Bach- und Flusswässer enthalten in der Eegel keine freie Kohlensäure, oft kaum so viel, als die Berechnung der zweifach kohlensauren Salze als alka- lische Erden bedarf, da die Magnesia auch als einfach kohlen- saures Salz in Lösung übergeht, und besonders verstärkt durch, wenn auch nur sehr wenig. Alkalisalze, namentlich durch Chlox-- natrium. Dies erklärt wohl, dass Blei erst bei überschüssiger Kohlensäure oder auch gänzlichem Mangel au stärkeren Basen in Lösung gelangt', und demnach bei dem gewöhnlichen Vor- kommen des Wassers in Wasserleitungen ohne Bedenken ange- wendet werden kann. Uebrigens würde in der Hausleitung es immerhin als Vorsicht zu bezeichnen sein, wenn man bei Ver- wendung des Wassers zur Nalu'ung erst etwas ablaufen lässt, worauf dann alsbald Wasser aus der tiefer gelegenen eisernen Hauptleitung erhalten wird. Das Blei ist ferner sehr leicht oxydirbar, bei vollständiger Füllung des Rohres mit Wasser und dem immer auflastenden Druck ist die der Lösung doch vorangehende Oxydation wesent- lich erschwert, wenn nicht unmöglich ; — anders sofort bei nicht erfüllten Röhren, wo sogar der Wasserstand in Berührung mit Luft die Oxydation wesentlich erleichtert. Deshalb sind Blei- röhren unter solchen Verhältnissen, z. B. bei Pumpbrunnen und dergl.' stets zu meiden und zu verwerfen. In solchen Fällen sind Holzröhren oder eiserne zu verwenden. Eine Bleiröhre der Wasserleitung von Andernach (vergl. Archiv 215, 51) welche 300 Jahre daselbst zur Leitimg gedient hatte , besass einen äusserst dünnen Ueberzug im Innern. Die Röhre selbst, Theil der Hauptleitung , hatte einen Durchmesser von 8 C. C. innere Weite 6,5 CG. bis 7 CG. Das Bleirohr war 7 — 8 Mm. dick und der innere Ueberzug nur selten 0,5 Mm. — Das durch- laufende Wasser war sehr weich — Härte = 5,25 — und rein, enthielt nur etwas mehr als gewöhnlich Alkalisalze, und der in so langer Zeit und so äusserst dünn erzeugte Ueberzug bestand aus basischem phosphorsaurem Bleioxyd mit Ghlorblei, äusserst ähnlich der bekannten Mischung des Buntbleierzes. Jedes na- türliche Qucllwasser wird diese Spuren von Phosphorsäure ent- halten, um einen derartigen Ueberzug zu ermöglichen." C. Schneider, Abgabe von Blei durch Bleiröhieii an Lciiungswasser. 191 Es bedarf also nach vorstehenden Ausführungen des Herrn Professor Reichardt einer sehr langen Zeit, um sicher zu sein, dass sich ein unlöslicher üeberzug von ähnlicher chemischer Zusam- mensetzung gebildet haben kann, welcher die Aufnahme von Blei- verbindungen in das Leitungswasser verhindert. — Wäre die Beob- achtung Herrn Professor Reichardt's, „dass bei Behandlung der 6 Wochen lang mit Jenenser Quell- wassei in Berührung gebliebene Bleiröhreu mit destillirtem Was- ser, selbst bei mehrwöchentlicher Dauer derselben, kein Blei aufgenommen wurde," auch für jedes andere Quell- und Leitungswasser maassgebend, so müssten 18 Jahre für die Bleileitungen Sprottau's ausreichend gewesen sein, um einen solchen schützenden unlöslichen üeberzug hervorzubringen. Auch halte ich einen — wenn auch noch so geringen — Kohlen- säiu'egehalt des AVassers im Verein mit der darin eo ipso einge- schlossenen Luft für hinreichend, um als die Ursache der lösenden W^irkung betrachtet werden zu können, und deshalb die Anwen- dung von Bleiröhren für Quellwässer jedenfalls bedenk- lich, ganz abgesehen von der Unmöglichkeit, für eine constant bleibende Ajifülliing der Bleiröhren zu jeder Zeit einzustehen : Reini- gung und Ausbesserung des Reservoirs, der Leitungsrohre selbst, ja die Anlage neuer Abzweigungen, machen Entleerungen der Bleirohr- leitungen für längere oder kürzere Zeit — bei Winterkälte während der Nachtzeit — unumgänglich und haben eine längere Berührung des nassen Inneren mit atmosphärischem Sauerstoff zur Folge. Eine sichere Beurtheilung dieser Yerhältnisse dürfte nach meinem unmaassgeblichen Erachten nur von Fall zu Fall möglich, und die ins Auge springende Gefahr eines — wohl selten fehlenden — Blei geh altes des Leitungswassers für die Gesundheit, bei täg- lichem lange fortgesetzten Gebrauche desselben, aus der Quanti- tät des Bleies durch die Beurtheilung maassgebender ärzt- licher Gutachten festzustellen sein. Rechnet man das Durchschnittsquantum des pro Kopf in Trank und Speise aufgenommenen Wassers auf 2 Liter täglich, — (also jedenfalls viel zu hoch) — so wäre die Menge darin genos- senen Bleies, selbst bei Annahme eines wirklichen dauernden Durchschnittsgehaltes des Wassers an Blei, nach Maassgabe der von mir für diese specieUe Untersuchung gefundenen Zalüen, die doch li>y Acidum furmicicuin. wiederum ein ganz aiisscrgewöhiiliches Maximum repräsen- tiren würden, a) für Boberleitungswasser 0,010044 Blei b) für hartes hiesiges Quellwasser 0,007038 Blei pro Tag, Auch dürfte nicht zu übersehen sein , dass das zu Speise und Getränken verarbeitete und von uns in dieser Form genossene Was- ser seinen Bleigehalt (z. B. bei Bereitung von Thee und Kaffee, sowie bei der Bierbrauerei) durch Ueberführung in unlösliche (Gerb- säure u. a.) organische Verbindungen ganz oder theilwcise verloren haben dürfte. Rechnet man daher nur die Hälfte, also 0,005022, oder resp. 0,003519 als zur Aufnahme gelangend, so würde dies jährlich einen Consum von 1,8330 g. Blei resp. von 1,2844 g. pro Kopf bedeuten. Was auch von dieser a priori zu hoch gegriffenen Zahl wirklich durch unsere Verdauungsorgane assimilirt oder wie \äel davon ausgeschieden wird, kann nur vor einem ärztlichen Fo- rum entschieden werden. B. Monatsbericht. Zur Prüfung? iiiul Untersuchung der ArziMimiftel. Acidiini forniick'UUl. — Dass in der Pharmacopöe behufs der Prüfung der Ameisensäure auf Essigsäure die Menge des gelben Quecksilberoxyds zu gering angegeben ist, wurde alsbald nach Er- scheinen der Pharmacopöe von verschiedenen Seiten festgestellt. Theoretisch sind auf 1 g. Säure 1,17 g. HgO nöthig; in praxi wui-- den deshalb 1,2 g. des letzteren für genügend erachtet, während von anderen Seiten J,4 g., 1,5 g. und sogar 1,6 g. als die nöthige Menge bezeichnet wurde. Nach den Versuchen von Beckurts (Pharm. Centralh.) ist der Grund dieser unter einander so differi- lenden Angaben darin zu suchen, dass das gelbe HgO wechselnde Mengen von Wasser und in Folge mangelhafter Darstellung oftmals Quecksilberchlorür enthält (Verf. fand in einigen Proben bis zu zu 1,07 "/o Wasser und 2,84% Calomel), und dass vielleicht die von der Pharmacopöe vorgeschriebene Verdünnung der Säure nicht immer ganz genau eingehalten worden ist. B. empfiehlt, statt des gelben HgO das wasserfreie und meist reinere rothe HgO und zwar, da ein Ueberschuss an HgO dem NachAveis der Essigsäure nicht hinderlich ist, weil essigsaures Quecksilber sauer reagirt, dasselbe Aqua Caloariae. - Forriim iiulvfrafuin. lf*3 im Uebcrscliuss zu verwenden, auch die von der Pharmacopöe vor- geschriebene Verdünnung der Säure genau einzuhalten. Es ist zweck- mässig, das HgO mit etwas Wasser anzureiben, die Zeitdauer des Erwärmens ist etwas zu veiiängern. Aqua Calcariae. — Bernbeck macht darauf aufmerksam, dass, da der aus thonhaltigem Kalkstein gewonnene Aetzkalk stets grössere oder kleinere Mengen Aetzkali enthält, welche beim Glühen des natürlichen kohlensauren Kalkes, welcher Feldspath (Kali-Tlion- erdesilicat) einschliesst, gebildet werden, die Prüfungsmethode der Pharmacopöe bei nicht genauer Innehaltung der Vorschrift zur Dar- stellung des Präparats keinen Beweis des richtigen Kalkgehaltes, sondern lediglich nur der vorhandenen Alkalinität liefert. 800 Theile Wasser lösen 1 Theil Kalkerde, und da 1 CG. Normalsalzsäure = 0,028 Kalkerde ist, so entsprechen die von der Pharmacopöe gefor- derten 4 G.G. Säure 0,112 Kalkerde in 100 Theilen Kalkwasser. Es winl daher jedes Kalkwasser, welches mehr als etwa 4,5 G. G. Normal- salzsäure verbraucht, als ätzkalihaltig anzusehen sein imd, um das Aetzkali fern zu halten, ist es nöthig, die Vorschrift der Pharmacopöe in Bezug auf Entfernung des zuerst aufgegossenen Wassers, welches das etwa vorhandene Aetzkali enthält, genau zu befolgen. Ferrum pulveratum. — Die Arsenprobe bei Fen-um pulver^ kann noch immer nicht zur Ruhe kommen. Schlickum, der sich ebenfalls viel mit diesem Gegenstande beschäftigt hat, zieht nach seinen neuesten Versuchen die früher ausgesprochene Ansicht, dass auch das beim Auflösen des Eisenpulvers entwickelte Kohlenwasser- stoffgas nicht ohne Einfluss auf die Silberlösung sei, zurück und sagt dann weiter: Tritt beim Auflösen des Eisens durch das sich entwickelnde Gas eine GelbErbung der concentrirten Silberlösung (1 = 2) ein, so ist das als entschieden beweisend zu betrachten für einen Gehalt an Schwefel, Arsen oder Phosphor. Welche dieser Verunreinigimgen vorliegt, lässt sich zunächst dui'ch Bleilösung fest- stellen. Färbt sich ein mit Bleiacetatlösung befeuchtetes Papier braun oder schwarz, so ist Schwefel zugegen. Ob ausserdem noch Arsen oder Phosphor vorhanden sind, lässt sich entscheiden, wenn man das entwickelte Gas durch eine Bleiacetatlösung hindurchleitet, und alsdann mit concentrirter Silberlösung prüft; eine Gelbfärbung der- selben zeigt Arsen an, wenn der gelbe Fleck beim Befeuchten mit Wasser sich sofort schwärzt. Beim Phosphor tritt keine sofortige Schwärzung des gelben Fleckes ein beim Befeuchten mit Wasser, sondern derselbe wird nur rothbraun und schwärzt sich erst nach mehreren Stunden. Uebrigens kann man Phosphor und Arsen auch — neben Schwefel — einfach und schnell dadurch nachweisen, dass man das entwickelte Wasserstoffgas durch etwas Liquor Natrii chlorati (Bleichflüssigkeit) durchleitet und nachher diese Flüssigkeit mit Aetz- ammoniak und ammoniakalischer Magnesialösung versetzt; erfolgt 194 Kamala. — Morphiuum hydiochloricum. — Oleum Amygdalarum. sofort oder nach einiger Zeit eine weisse Trübung resp. Fällung, so ist die Anwesenheit von Phosphor resp. Arsen erwiesen; bleibt die Probe klar, so sind beide abwesend. Hat sieh aber ein Niederschlag gebildet, so kann man ihn in etwas verdünnter Salpetersäure lösen und diese, nach Zusatz von etwas Silbernitrat, mit Aetzammoniak vorsichtig überschichten. Bildet sich dann eine gelbe Zwischenzone, so ist Phosphor zugegen ; eine ziegelrothe Zwischenzone beweist die Gegenwart von Arsen. Kniiiala. — Nachdem Gut zeit bei fünf aus verschiedenen Quellen stammenden Proben Kamala einen zwischen 25 — 40 Proc. schwankenden Aschengehalt constatirt hatte, erkläi-en Gehe & Co. die Forderung der Pharmacopöe, dass Kamala nicht mehr als 6 Proc. Asche hinterlassen dürfe, füi-, zur Zeit wenigstens, unerfüllbar. Dieses ostindische Pflanzenproduct werde nirgends unvermischt angetroffen, es scheine keine absichtliche Verfälschung statt zu finden, die frem- den Substanzen dürften Ndelmehr dem Stoffe von der Art seiner Sammlung im Ursprungslande her anhaften. Trotz der sorgfältigsten Reinigung gelinge es ihnen nur in einzelnen Fällen, den Aschen- gehalt bis auf 11 Proc. herunter zu bringen. Morphinum hydroeliloricuin. — In der Pharmacopöe heisst es in der Vorschrift zur Prüfung dieses Präparats: „In der wässe- rigen Lösung erzeugt Ammoniak einen Niederschlag, der sich im Ueberschuss desselben, so wie in Aether nicht merklich löst, leicht aber in Natronlauge u. s. w." Durch diese Reaction soll, wie all- gemein angenommen wird, eine Verunreinigung des Morphinsalzes mit Narcotin und Codem erkannt werden. Beckurts (Pharm. Centralh.) macht darauf aufmerksam, dass, da sich Morphin in über- schüssigem Ammoniak, ebenso wie in Natronlauge auflöst, die Prü- fungsvorschrift in dieser Fassimg keinen Sinn hat; der Text müsste vielmehr, da Narcotin in Ammoniak unlöslich. Codein und Morphin aber in demselben löslich sind und Codem der ammoniakalischen Lösung durch Aether wieder entzogen werden kann, etwa in folgen- der "Weise verändert werden : „ Aetzammoniak erzeugt in der wässe- rigen Lösung einen Niederschlag, der sich im Ueberschuss desselben vöUig wieder auflöst (Abwesenheit von Narcotin). Der ammoniaka- lischen Lösung darf Aether merkliche Mengen eines Alkaloides nicht entziehen (Abwesenheit von Codein). " Oleum AmyiS;(lalariim. — Ueber das von der Pharmacopöe vorgeschriebene Verfahren zur Prüfimg des Mandelöles ist schon viel und lebhaft debattiii worden, in der Hauptsache deshalb, weü be- hauptet wurde , die Probe der Pharmacopöe schliesse die Verwendung des aus bitteren Mandeln goi)rossten Oeles aus. Vor Kurzem hat nun A. Kremel in der Pharm. Centralh. die Resultate seiner mit zehn verschiedenen Sorten aus süssen wie aus bitteren Mandeln selbst Zinc. sulfuiic. — Verwandl. d. unterschwefligs. Salze i. schwefeis. 195 gepresster Mandelöle angestellten Versuche veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass die Sorte des Mandelöles, das Alter desselben, die Art der Anstellung des Versuches, die Dauer der Einwirkung der Säure (die Pharmacopöe sagt „einige Stunden"), die Temperatur und andere Nebenumstände allerdings einen weit grösseren Einfluss auf das Gelingen des Versuches ausüben, als die Pharmacopöe annimmt, dass aber auch weder die verschiedenen Oele aus bitteren Mandeln, noch die aus verschiedenen Sorten süsser Mandeln ge- pressten Oele sich immer absolut gleich der Elaidinprobe gegenüber verhalten. Jedenfalls sei aber die Probe geeignet, das Mandelöl als solches zu identificiren und Beimengungen fremder Oele sicher er- kennen zu lassen. Zilieiim Slilfuiicnin. — Beckurts hatte beobachtet (vergl. Archiv 222, S. 30), dass eine Lösung von Ziuksulfat, auch wenn dieses ganz rein ist, mit Ammoniak und phosphorsaurem Natrium versetzt, eine Abscheidung erfährt, vermuthlich aus phosjjhorsaurem Zink -Ammonium bestehend, sobald man durch Reiben der Gefäss- wände mit einem Glasstabe die Abscheidung zu befördern bemüht ist; es sei deshalb räthlich, das Verfahren der Pharmacopöe dahin abzuändern, dass man erst die vorher durch Schwefelwasserstoff vom Zink befreite Lösung auf Magnesia prüfe. Wimmel trat dem ent- gegen, betonend, dass, wenn eine irgend erhebliche Menge Magnesium- sulfat (l Proc.) vorhanden sei, schon Ammoniak allein in der Zink- sulfatlösung eine Trübung hervorbringe und darauf hinweisend, dass es ein sehr missliches Unternehmen ist, grosse Mengen Zink von minimalen Mengen Magnesium durch Schwefelwasserstoff scheiden zu wollen. Nach abermaligen Versuchen von Beckurts tritt derselbe der Meinung Wimmel's bezüglich der Brauchbarkeit des Prüfungs- verfahrens der Pharmacopöe bei, warnt aber vor vielem Reiben der Gefässwände bei Anstellung des Versuches, weil sich unter bestimmten Verhältnissen sehr wohl eine aus Phosphorsäure und Zink bestehende Verbindung abscheiden könne, weil ferner auch bei ungleicher Härte des Glases Abscheidungen, die aus einem Detritus von Glas bestehen, stattfinden und zu Täuschungen Anlass geben können. (Pharm. Centralh. und Pharm. Zeit.) G. H. Verwandlung der unterschwefligsauren in schwefel- saure Salze durch überniangansanres Kali. — Das von G. Brügelmann angegebene Verfahren ist folgendes: Von einer kalt gesättigten Lösung von Kaliumpermanganat in Wasser wird in der Siedhitze so lange zu der Substanzlösung gegeben, bis diese eben deutlich violett gefärbt ist; hierauf wird das überschüssig zugesetzte übermangansaure Kali mit Alkohol zerstört, der entstandene Maugan- niederschlag abfiltrirt, mit heissem Wasser ausgewaschen und in der Flüssigkeit die Schwefelsäure bestimmt. Die Oxydation der unter- V,Hj Ausscliciil. u. i|uaiitit. lioHtiiiiimiiij;' des Digitalius, I)i{,at;ilciiis u. Digitins. scliwefligsauren Salze durch übermangansaures Kali geht nach folgen- der Gleichung vor sich: 2KMnO* + Na^S^O-* =- K^SO^ + Na^SO* + Mn^O». Der Vorzug dieser Oxydationsmethode besteht, wie man sieht, darin, dass sie nur allein die unterschwefligsauren Salze des Unter- suchungsmaterials berührt; sie wird sich vorzugsweise für solche Salzgcmische eignen, für welche die Anwendung von Chlor, Brom, Salpetersäure u. s. w. nicht statthaft ist. Zur maassanalytischen Be- stimmung der Hyposulfide bell alt dagegen die Titrirung mit Jod- lösung den Vorzug. fZeit. f. analyt. Chem. XXIII, 1.) G. H. Ausscheidung und quantitative Bestimmung des Digita- lins, Digitaleins und Digitins. — Die bisher bekannt gewordenen Methoden der Ausscheidung der Glykoside der Digitalis sind sämmt- lich sehr kostspielig, umständlich und zeitraubend. R. Palm bringt ein Vertahren in Vorschlag, das auf der Eällbarkeit des Digitalins (analog dem Pikrotoxin) durch Bleiessig und alkoholisches Ammon beruht. Das gröblich gepulverte Kraut wh-d mit Wasser erschöpft, der Auszug mittelst mehrmaliger Filtration diu'ch Thicrkohle entfärbt und dann mit einer Bleiacetatlösung vollständig gefällt, wobei keines der genannten Glykoside in den Niederschlag geht. Jetzt fUtrü-t man imd fügt zu dem Filtrate so lange von einer Mischung aus 12 Thln. Bleiessig und 1 Theil weingeistiger Ammoniaküüssigkeit, als nocli ein Niederschlag entsteht. Dieser besteht nun neben Bleioxyd aus den Digitalisglykosiden. Er wii-d mit AVasser ausgewaschen , zu einem Brei angerührt und durch Einleiten von Schwefelwasserstoffgas zer- setzt, so dass man nunmehr ein Gemenge von Schwefelblei mit den Glykosiden vor sich hat. Lässt man auf einem Filter von dem schwarzen Brei die wässerige Flüssigkeit abtropfen, so hat man im Filtrate alles Digitalem gelöst, während das in Wasser schwer lös- liche Digitalin und Digitin im Niederschlage zurückbleiben. Letzterer wird jetzt mit Chloroform behandelt, welches das Digitahn aufnimmt und beim Verdunsten kiystallisirt zurücklässt. Schliesslich wird das Bleisulfid noch mit Alkohol erschöpft, wobei das Digitin in Lösung geht und seinerseits beim Verdainpfen des Weingeistes in vollstän- diger Reinheit hinterbleibt. Selbstverständlich wird diese Methode mit Erfolg auch da Ver- wendung finden können, wo es sich um Nachweis von Digitalis- präparatcn in Vergiftungsfällen handelt, doch wird man hierbei zwei Umstände, welche zu Täuschungen führen können, ins Auge fassen müssen. Bei dem beschriebenen Verfahren verhalten sich nämlich Pikrotoxin und Solanin dem Digitalin sehr ähnlich, doch wird das zweite schon diu-ch Bleiessig allein ohne Zusatz von weingeistigen Ammon gefällt und auch die Beschaffenheit imd das Verhalten des Bleiessigniederschlages gewähren Anhaltspunkte -mr Unterscheidung. Künstliches Heliotropin (Piperonal). — Sebni'sche Ptomjüne. 197 Während derselbe nämlich bei Digitalin gelatinös ist und durch cou- centrirte Schwefolsäiu-e fleischfarbig bis hell -rehfarbig wird, ist er bei Piki'otoxin melir schleimig und wird durch die genannte Säure safrangelb. Der Bleiniedersclilag des Solanins endlich ist sundig, wird mit Schwefelsäure dunkelrehfarbig und nimmt auf Zusatz von Zucker eine violette, später in Blau übergehende Färbung an. (Zeit, f. analyt. Chem. XXIIL l.J G. H. Künstliches Ileliotropin (Piperonal). — Als Ausgangs- punkt zur Darstellung dieses bekanntlich als Parfüm sehr geschätzten Stoffes dient der Pfeffer und zwar am besten der weisse Pfeffer. Diu-ch Auskochen mit Alkohol u. s. w. wird zunächst in der bekannten Weise das im Pfeffer bis zu 7 und 9 Proc. enthaltene Piperin ge- wonnen; zur üeberfühi'ung in piperin saures Kali wird dasselbe 24 Stunden lang mit dem gleichen Gewicht KaKhydrat und 5 bis 6 Theilen Alkohol in der Siedliitze behandelt. Beim Erkalten scheidet sich das piperinsam-e KaH kiystallinisch aus und wird dui"ch Um- kr\-stallisiren \md Behandeln mit Tliierkohle möglichst entfärbt. Um nun aus dem piperinsauren Kali das Piperonal zu gewinnen, löst man 1 Theil des ersteren in 50 Theilen heissen Wassers und lässt unter fortwähi-endem Umrühren eine Lösung von 2 Theilen Kalium- permanganat in 50 Theilen Wasser ganz langsam zufliessen; die hierbei erhaltene breiartige ilasse wird noch heiss durch ein Seihe- tuch colirt und der Rückstand wiederholt mit heissem Wasser ge- waschen, bis dasselbe den charakteristischen Geruch nach HeUoti-op nicht mehr zeigt. Nunmehr werden die gesammelten Waschwässer der Destillation über freiem Feuer unterworfen; aus dem Destillat, das fractionirt aufgefangen wird, weil die zuerst übergehenden Theile am reichsten an Piperonal sind, scheidet sich das Piperonal beim Stehen in der Kälte krystallinisch oder in feinen Blättchen zum grösseren Theile aus, der Rest kann der Flüssigkeit dmx-h Aus- schütteln mit Aether entzogen werden. (Clma. Zeit. No. 11. j G. H. Ueber die Selmi'sehen Ptomame hat in jüngster Zeit auch Marin o-Zuco Untersuchungen gemacht, welche zwar eine Unter- brechung erfuhren, bevor sie zum Abschluss gediehen waren, dessen ungeachtet aber schon ein bemerkenswerthes Resultat ergeben haben. Der genannte Autor hält sich nämlich für überzeugt, dass die Ptomaine des gesunden Organismus identisch sind mit Xeurin, dessen Vorkommen im Xei'venmark, im Gehii-n, in der Galle, sowie in ver- schiedenen Pflanzen, z. B. Agaricus muscarius schon länger bekannt, dessen Darstellung aus Aethylenglycol und Trimethylamin aber erst in den letzten Jahren geglückt ist. Marino -Zuco konnte das Neuiin aus einer Reihe von gesunden Geweben extrahiren imd er fand eine merk^^iirdige Uebereinstimmung z-ftdschen dem von Selmi füi' manche seiner Ptomame festgestellten Reactionencomplex und den Eigenschafton dieses Neurin. Wenn gleich letzteres eine in 198 Üngiiontam Diacliylon. — Antiseptische Schwämme. — ft-aumaticifl- Wasser sehr leicht lösliche Basis ist, so begegnet doch seine Ge- winnung einer eigentliümlichcn Schwierigkeit, welche wohl die Ver- anlassung ist, dass man es vielfach übersehen hat. Wie nämlich das Nourin selbst im Stande ist, Fette aufzulösen, so wird es auch seinerseits von den Fetten aufgenommen luid zurückgehalten, so dass man es nur durch die Lösungsmittel der letzteren und gemeinschaft- lich mit diesen extrahiren kann. Dann freilich genügt ein Aus- schütteln solcher Auszüge mit sehr verdünnter Salzsäure zur Isoli- rung des Neurins. (Gazzetta Cliimica Italiana.J Dr. G. V. Eine neue Bereitungsweise Ton Unguentum Diaehylon empfiehlt Ambrogio Pavia, ohne eigentlich damit etwas Neues zu bringen, denn dass man beim Vermischen von Metallsalzlösungen mit Seifenlösung Niederschläge erhält, also auch einen solchen von fettsaurem Blei durch Zusatz von Bleiacetat zu einer Lösung von Natronseife, ist bekannt. Jenen Niederschlag nun soll man aus- waschen und auspressen, um ihn scliliesslich in Olivenöl zu lösen und damit so lange zu erhitzen, bis alle Feuchtigkeit fort ist. Wenn es auch nicht dem allergeringsten Zweifel unterliegt , dass auf diesem Wege ünguentum Diaehylon erhalten werden kann, so wird man dafür um so weniger der Meinung beipflichten können, dass dieses Verfahren sich durch Leichtigkeit und Zeitersparniss auszeichne, denn nach dem einfachen Verfahren der deutschen Pharmacopöe lässt sich ohne jede Künstelei in weniger als zwei Stunden eine Menge von 10 Kilo vorzüglicher Salbe ohne alle Schwierigkeit bereiten. {Bolletino Farmaceuiko) . Dr. G. V. Antiseptische Scliwämme werden nach Angabe von Jalliard am Besten in der Weise bereitet, dass man dieselben, nachdem sie durch Klopfen und Auswaschen von allen meclianisch anhaftenden Unreinigkeiten befreit sind, zunächst 3 — 5 Stunden in eine 0,3 pro- centige Lösung von Kaliumpermanganat legt, hierauf mit reich- lichen Wassermengen wäscht, um sie dann in eine 3procentige wässerige Lösung von Natriumthiosulfat zu bringen. Man setzt nun verdünnte Salzsäure zu, wodurch schweflige Säure ent-v\äckelt wird und Bleichung der Schwämme eintritt. Nachdem man letztere aber- mals mit viel Wasser gewaschen hat, lässt man sie einige Stunden in 5procentiger Carbolsäure liegen, um sie schliesslich in 2procen- tigem Carbolwasser aufzubewahren, fltivista dt Chimica medica e far- macetUica durch L'Orosi., 1884. paff. 17. J Dr. G. V. Das Traumaticin, bekanntlich eine lOprocentige Lösung von Guttapercha in Chloroform, wird von ärztlicher Seite als vorzügliches Applicationsmittel für beigemengtes Jodoform, Chrysarobin, Pyrogallus- säuro und Salicylsäure empfohlen. Es hat vor manchen anderen Vehikeln vollkommene Neutralität und Haltbarkeit voraus, haftet sehr fest, bildet einen sehr weich elastischen Ueberzug und verträgt recht Abfiilirendes Liuiineut. — Luft. 109 gut einen bis zw 10 Procent gehenden Zusatz von den bezeichne- ten Mittehi. frOrosi, 1884. paff. 29. J Dr. G. V. Als abführendes Liniment wird in italienischen Faclil)lät- tern eine Jlisclumg von 35 g. zehnprocentiger Koloquinteutiuctur mit 70 g. Eicinusöl empfohlen, von welchem Gemenge täglich zwei- mal ein Kaffeelöffel voll ziu? Einreibung des Unterleibes in solchen Fällen verwendet werden soll, wo die innerliche Anwendung von Abfülirmitteln unthunlich erscheint. fVOrosi, 1884. paff. 17. J Dr. G. r. (xesundheitspflegc. Luft. — D. Welitschkowsky publi- cirt in Anschluss an die bezüglichen Versuche Pettenkofers (vergl. Seite 39) experimentelle Untersuchungen über die Yerbrei- tung des Leuchtgases und des Kohlenoxyds im Erdboden. Die Be- stimmung des Leuchtgases geschah mittelst PaUadiumchlorürs. Die Palladiummengen , welche von 1 C. C. Münchener Leuchtgas redu- cirt wurden, bewegten sich zwischen 0,o65 — 0,50^2 mg. Verdünnt man aber das Leuchtgas mit Luft, so reducirt IC. C. 0,492 bis 0,609 mg. Palladium. Im Mittel aus 12 Versuchen reducirte 1 C. C. Leuchtgas 0,557 mg. Palladium, eine Zahl, die als Norm für die weiteren Untersuchungen diente. In Uebereinstimmung mit Pet- tenkofer fand W., dass sich das Leuchtgas im Sommer länger im Boden erhält, als im Winter. Im Winter existirt unter dem Ein- flüsse der Temperaturdifferenz der äusseren Luft und der Keller- und Wohnungsluft , ungeachtet der stärkeren Ventilation des Bodens zu dieser Jahreszeit, immer eine mehr oder minder starke Strömung der Bodengase in der Richtung der geheizten Räume. (Ärcli. f. Hyffiene 1. durch Rep. d. anal. Ch. 1884., 29. J M. Gruber stellte auf Anregung von Pettenkofer Versuche an über den Nachweis und die Giftigkeit des Kohlenoxydgases und sein Vorkommen in Wohnräumen, wobei besonders die Frage berück- sichtigt wurde , ob von der Verwendung eiserner Oefen, z. B. eiser- ner Kaloriforen bei Luftheizungen, wirklich jene Gefahren drohen, welche man aus der Permeabilität glühenden Eisens für Kolilenoxyd gefolgert hat. Von den bisher bekannt gewordenen Methoden des Kohlenoxydgasnach weises ist die von Fodor angegebene die empfind- lichste. Dieselbe beruht auf einer Combination der Absorption des Kohlenoxyds durch Blut und der Reduction von PaUadiumchlorür durch Kohlenoxyd. Zu diesem Zwecke schüttelt Fodor 10 — -20 Li- ter der zu prüfenden Luft 15 — 20 Minuten lang mit massig ver- dünntem Blute (etwa 10 CG.) und erhitzt alsdann das Blut in einem Kolben zum Sieden, während Luft durch dasselbe gesaugt wird, die zuvor Palladiumchlorüi'lösung passirt hat. Die aus dem Blute aus- tretende Luft passirt sodann nach einander Bleiacetatlösung , ver- dünnte Schwefelsäure und abermals Palladiumchlorürlösung. Die 200 Wasser. Anwesenheit von Kohlenoxyd zeigt sich durch Abscheidung von redu- cirteui Palladium in letzterer Lösung an. Mit diesem Verfahren konnten Gruber und Fodor 1 Thl. CO in 20000 Thln. Luft noch nachweisen. Das betreffende Blut ist jedoch nacli der Absorption des Kohlenoxyds sogleich zum Sieden zu erhitzen und das Durch- saugen von Luft 3 — 4 Stunden lang fortzusetzen. Kohlenwasser- stoffe in der Menge, wie sie in Wohnräumen vorkommen können, verui'sachen keine Reduction des Palladiumchlorürs. Blut, welclies z.B. mit Luft geschüttelt war, welche in 20 Litern 2G0C. C. koh- lenoxydfreies Leuchtgas enthielt, bewirkte keine Reduction. Bezüglich der Giftwirkung des Kohlenoxyds gelangte Yerf. zu dem Sclüusse, dass es bei der Stärke der Vergiftung nur auf den Concentrationsgrad der kohlenoxydhaltigen Lutl und nicht auf die Dauer der Einwirkung ankommt. Die Grenze der Schädlichkeit des Kohlenoxydgases ist mit grosser AVahrscheinlichkeit bei einer Ver- dünnung von 0,06 Procent, sicherlich aber von 0,02 Procent anzu- nehmen. Verf. war nicht im Stande in Zimmern Kohlenoxyd nachzu- weisen, die mit stark glühenden eisernen Stuben- und Luftheizungs- öfen geheizt waren. Die Gefahren, welche von der Anwendung derartiger Oefen vielfach befürchtet werden, bestehen somit nicht. Verf. konnte bereits einen chrakteristischen Leuchtgasgeruch in einem Zimmer bemerken, als die Luft in Folge der eingeströmten Leuchtgasmenge höchstens 0,03 o/^o Kohlenoxyd enthalten konnte. Ebenso zeigte sich auch beim Kohlendunst der Geruchssinn empfind- licher als die chemische Reaction. Leider genügt jedoch schon ein kurzer Aufenthalt in einer mit Leuchtgas etc. verunreinigten Atmo- sphäre, um uns für dessen Geruch unempfindlich zu machen. fArch. f. Ri/gieine 1. d. Rep. d. mial. Chem. 1884, 27.J Wasser. — K. Kraut veröffentlicht die Resultate der im Verein mit H. Precht, L. Spiegelberg und B. Wittjen ausge- führten Untersuchungen über den Einfluss, welchen die Abflüsse der. Stassfurter Chlorkaliumfabriken auf die Beschaflenheit des Eibwas- sers ausüben. Sechs, unterhalb der Magdeburger Wasserwerke ent- nommene Proben zeigten einen sehr abweichenden, zwischen 2,92 und 11,49 Thln. in 100000 Thln. schwankenden Chlorgehalt. Es geht hieraus hervor, dass sich bei Magdeburg die Stassfurter Efftu- vien noch nicht gleichmässig im Eibwasser vertheüt haben. Das Magdeburger Wasserlcitungswasser , welches der Elbe entnommen wird, entlüelt in 100000 TUn. 1,74 Thle. Chlormagnesium, das Was- ser am linken Magdeburger Ufer enthielt nur 1,34 Thle. imd das Wasser aus der Mitte der Elbe und vom jenseitigen Ufer sogar nur 0,21 Thle. Chlormagnesium. Die Vorstellung, dass die Wasserversor- gung Magdeburgs durch die Stassfurter Industrie bedroht sei, wird durch diese Uiitersucluuigen hinfällig. Dieselben legen aber auch Milch, Butter. — Hefe. 201 dem Chemiker, welcher Flusswasseriintersuchungen ausführt, die Verpflichtung auf, stets festzustellen, ob der zu imtersuchende Fluss nicht auch Differenzen in seiner Zusammensetzung zeigt. fChem. Ind. 6, 365. d. Chem. Zeit 1884, 123.J Milch, Butter. — M. Schrodt macht Mittheilungen über die chemische Natur und den Erfolg des Busse 'sehen Conservirungs- mittels für Milch und Butter. Dieses als „Wasserstoff säure" bezeichnete Präparat besteht aus einer Lösung von Wasserstoffsuper- oxyd, welche etwas Salzsäure, Spuren von Schwefelsäure und 2 Proc. Borax enthält. Die Resultate, welche Yerf. bei den ConserA^irungs- versuchen an Butter und Mich erzielte, lassen sich dahin zusammen- fassen, dass die Busse 'sehe Conservirungsflüssigkeit zwar eine stär- ker conservirende Wirkung ausübt als eine gleich starke Boraxlösung, aber vor der reinen Wasserstoffsuperoxydlösung keine besonderen Yortheile bietet. Die Busse 'sehe Flüssigkeit verzögert ebenso wie reine Wasserstoffsuperoxj^dlösung den Beginn der durch Lackmus- papier zu erkennenden Säurung der Milch um 14 Stunden, im Ver- gleich mit derjenigen Milch, die keinen Zusatz erhalten hat. (Milch- zeitung 12, 785.) Ref. glaubt bei dieser Gelegenheit auf ein But- terconservirungsmittel aufmerksam machen zu sollen, welches ihm vor einigen Jahren zur Untersuchung zuging. Dasselbe bestand aus syrupartiger Metaphosphorsäure , die kleine Mengen Orthophosphor- säure und Ammoniaksalz als Beimengung enthielt. Vermuthlich war das Präpai'at durch Glühen von Ammoniumphosphat bereitet. Hefe. — Meissl theilt eine Methode der Hefeprüfung mit, welche, wie die meisten anderen, auf der Voraussetzung basirt, dass eine Hefe um so kräftiger ist, je mehr Kohlensäure sie unter sonst gleichen Verhältnissen aus einer bestimmten Menge Zucker entwickelt. Zur Ausführung der Untersuchung bereitet man sich ein inniges Gemenge aus 400 g. Raffinade, 25 g. sauren Ammoniumphosphats und 25 g. sauren Calciumphosphats. Von diesem Gemisch löst man 4,5 g. in 50 CG. Trinkwasser in einem 70 — 80 C. C. fassenden Kölbchen auf und vertheilt in dieser Lösung 1 g. der zu unter- suchenden Hefe. Das Kölbchen ist mit einem doppelt durchbohrten Stopfen verschlossen, durch dessen eine Bohrung ein rechtwincklig gebogenes, bis auf den Boden reichendes Glasrohr hindurch geht, dessen äussere Oeffnung während der Gährung versclilossen wird. Die zweite Bohrung dient zur Aufnahme eines kleinen Chlorcalcium- rohres. Das Kölbchen wird alsdann nebst Inhalt gewogen und 6 Stunden lang in Wasser von 30"^ C. gestellt. Nach dieser Zeit wird die Kohlensäure aus dem Kölbchen durch Hindurchsaugen von Luft verdrängt und dasselbe dann wieder gewogen. Der Gewichts- verlust ergiebt die durch Gähi-ung gebildete Kohlensäure. Um die von verschiedenen Hefesorten entwickelten Kohlensäuremengen und damit die Triebkraft vergleichen zu können, werden diese in Pro- Arch. (1. Pharm. XXH. Bds. ö. Hft. 14 202 "Wein. centen der von einer idealen Normalhefe unter denselben Bedingun- gen erzeugten Kolüensäurequantität ausgedrückt. Als Normalhefe wü'd hierbei eine solche verstanden, welche unter obigen Bedingun- gen aus 4,5 g. Ziickerphosphatgemisch bei 30^ C. in 6 Stunden 1,75 g. CO^ entwickelt. Die Procente Triebkraft ergaben sich dann: Gefundene CO^ x 4^ = Procente Triebkraft. 1,75 Gute Presshefe besitzt eine Triebkraft von 75 — 85 Proc. Mit der Prüfimg auf die Triebki-aft ist auch die auf Stärkezusatz, und zwar mikroskopisch auszuführen. Die geringe Menge von Stärke, welche von der Erzeugung noch in der Hefe enthalten ist, zeigt stark gequollene und zerrissene Stärkekörner und ist dadurch von absichtlich nachträglich zugemengter leicht zu unterscheiden. fChem. techn. Centr. Anz. d. Chem. Centralhl. 1S84, 102. J ^ein. — R. Kayser bespricht die Beurtheilung des "Weines auf Grund analytischer Daten, welche häufig von verschiedenen Chemikern in verschiedener Weise geschieht. Als Beispiel hierfür wird ein Pfälzer Weisswein, angeblich 80er, von dem im Detail das Liter mit 85 Pfennig verkauft wurde, angeführt. Die Analysen, welche Kayser und 8 Tage später J. Nessle r von dem fraglichen Weine ausführten, ergaben in 100 C. C. bei 15° C: Kayser Kessler Alkohol 12,0 C.C. 12,2 C.C. Extract 1,79 g. 1,66 g. Mineralstoffe 0,14 - 0,14 - CaO 0,009- — MgO 0,011 - — p205 0,017 - — Glycerin 0,700- — Zucker — 0,17 - Polarisation Y. S. . . . — 0,2'^- Säure (als Weinsäure ber.) 0,63 - 0,52- K. erklärte den Wein für einen mit Hülfe von Alkohol und Wasser hergestellten, wogegen N. keine Veranlassung fand den Wein für unecht zu halten. Als Grund dieser differenten Ansichten sind kaum die obigen analytischen Daten, die recht gut übereinstimmen, anzusehen, sondern vielmehr deren Interpretation. K. motivirt sein Urtheil in folgender Weise : 1) Es ist unwahr- scheinlich, dass ein Wein, der 12 Yol. Proc. Alkohol aus einem in ein seinem Moste verbanden gewesenen Zuckergehalte erhalten hat, im Detaüvcrkaufe mit 85 Pfennige pro Liter abgegeben werden kann. Derartige Weine sind entweder Ausleseweine oder sie entstammen guten Lagern iind guten Jahrgängen, wenn sie eben nicht mit Alko- hol verschnitten oder gallisirt sind. 2) Dem hohen Alkoholgehalte Wein. 203 entspricht weder der Gehalt an Glyccrin , noch an Extract. 3) Die geringe Extractmenge nnd die sehr niedrigen Zahlen für die Mine- ralstoffe sprechen für einen Wasserznsatz; nur Weine aus ganz unreifen Beeren enthalten 0,017 g. P^O^ und 0.011 g. MgO, sie enthalten aber nicht 12 Vol. Proc. Alkohol und nur 0,7 Proc. Säure. Gegen diese Erwägungen von K. wendet sich Nessle r, indem er darauf aufmerksam macht, dass sich der ermittelte Glyceringehalt noch innerhalb der niedrigsten Grenzwerthe (7 Thle. Glycerin: 100 Thln. Alkohol) halte, da liiernach die gefundenen 12 Vol. Proc. = 9,7 Gew. Proc. nur 0,68 Proc. Glycerin erfordern. N. erörtert ferner, dass die AVachsthumsverhältnisse, die Art der Bereitung imd die Art der Gährung des Weines von wesentlichem Einfluss auf den Gehalt desselben an Extract imd an Aschenbestandtheilen sind. Ganz besonders bestreitet N., dass man berechtigt sei, einen Wein zu beanstanden, weil er nur 0,009 g. CaO, 0,011 g. ]^IgO und 0,017 g. P^O^ enthält. N. überlässt es dem Leser, die nach seiner Meinung durchweg falschen Schlussfolgerungen Kays er 's nach Gebühr zu würdigen. (Ref. würde den fraglichen Wein in Rücksicht auf den billigen Preis desselben und in Erwägung des diu-chaus annormalen Verhält- nisses der Einzelbestandtheile mindestens als sehr verdächtig bezeich- net haben). (Rep. d. anal. CJiem. 3, 200 und 4, 33.) L. ilagnier de la Source studirte den Einfluss, welchen das Gypsen des Weines auf die Zusammensetzung und auf den chemi- schen Charakter desselben ausübt. Verf. stellte sich aus 10 ko. reifen, blauen Trauben von Saragossa Most her, theilte denselben in 2 gleiche Theile und Hess die eine Hälfte ohne jeden Zusatz, die andere Hälfte mit 100 g. reinen Calciumsulfats vergähren. Als nach 20 Tagen die Gährung beendet war, wurde der Wein filtrirt und analysirt. Der nicht gegypste zeigte eine gelbliche, an alte Weine erinnernde Farbe, während der gegypste eine lebhaft rothe Farbe, ohne jeden Stich ins Gelbe besass. Je 100 C. C. beider Weine ent- liielten : nicht gegypst Alkohol 12,0 Extract 2,33 Zucker 0,154 Weinstein 0,194 Säure (als H^SO* ber.) 0,258 Asche /^öf.^!^./ \ unlöslich . 0,206 , 0,0662 C03 0,05604 SO* 0,02275 Löslicher Theil Gl 0,01835 der Asche Ca — K 0,1209 iNa Spur gegypst 12,2 2,73 0,146 0,00 0,31 0,538 0,0618 0,00765 0,276 nicht best. 0,00377 0,24608 Spur nicht gegypst gegypst C03 0,022 0,0145 SO" — 0,00748 PO" 0,0206 0,01945 Ca 0,01741 0,01506 Mg 0,00616 0,0060. L'04 Mehl. — Stärke, Mehl etc. Unlöslicher Theil der Asche Verf. zieht ans diesen analytischen Daten den Schluss 1) dass durch das Gypsen gewisse chemische Charactere des Weines modi- ficirt werden; 2) dass das Gypsen nicht nur die Wirkung hat den Weinstein zu zersetzen , wie man allgemein annimmt , sondern dass auch neutrale organische Kaliumverbindungen, welche in den reifen Trauben in beträchtlicher Menge vorkommen, zerlegt werden ; 3) dass das Gypsen die Menge der Calciumsalze des AVeines nicht sehr ver- mehrt. fCompt. rend. 98, IJO.J Mehl. — V. Bert hold veröifentlicht einen Aufsatz über den Nachweis von Weizenmehl im Roggenmehl. Derselbe enthält niclits wesentlich Neues, sondern detaillirt nur die von Wittmack empfoh- lenen Unterscheidungsmerkmale, welche sich auf die verschiedene Grösse der Kleberzellen , die Länge und Weite der Haare etc. bezie- hen (vgl. Archiv 220, 460). rDingl. Pohjt. Journ. 250, 227.J T. F. Hanauseck bespricht den mikroskopischen Nachweis des Kastanienmehles. Derselbe basirt auf dem Erkennen der dreieckigen, mit spitzen Veiiängerungen versehenen Formen der Kastanienstärke, deren Grösse 0,0201 — 0,0256 mm. beträgt. Auch die auffallend Ideinen, polygonalen Kleberzellen , die dünnwandigen, durch Eisen- chlorid gebläuten Mittelschichtzellen, die dickwandigen, braunen Oberhautzellen und die Haare werden zur Erkennung benutzt wer- den können. (Dingl. Polyt. Journ. 260, 230.) Stärke, Mehl ele. — Bondoneau erörtert die Bestimmung des Wassers in stärkemehlhaltigen Substanzen, welche in praxi nicht selten zu Differenzen Veranlassung giebt. Verf. erklärt letztere dadurch, dass sich die Stärke beim raschen Erhitzen über 60" mit einer undurch- dringlichen Hülle überzieht, die das weitere Austrocknen verhindert. Eine weitere Veranlassung zu Differenzen können auch die sauren Producte bilden, welche bisweilen in der Stärke vorhanden sind. Verf. empfiehlt zur Wasserbestimmung der Stärke etc. folgendes Verfahren: Man prüfe die Stärke zunächst auf ihre Reaction; reagiii; sie neutral, so bringe man 5 — 10 g. in dünner Schicht in ein Schäl- chen aus Porzellan , Glas oder Platin , steigere langsam (wilhrend 3 Stunden) die Temperatur auf 60", dann allmählich (während 1 Stunde) auf 100" und erhalte sie hierbei so lange, bis constan- tos Gewicht eintritt. Ist letzteres der Fall, so kann die Temperatur Tabak. 205 auf 110" gestGigort werden, ohne duss weitere DUrercnz eintritt. Bei sauer rcagirenden Producten tritt im letzteren Falle Gelbfärbung und ein weiterer Verlust von 2 — 3 pro Mille ein. Reagirt die Stärke etc. schwaclisauer, so ist es für genaue Bestimmungen notli- wendig, dieselbe erst zu neutralisiren. 5 — 10 g. werden zu diesem Zwecke mit einem kleinen Rührer in einer Schale abgewogen, bei trockner Stärke mit der gleichen, bei nasser Stärke mit ^j^ Gewichts- raenge Wasser und mit 1 — 2 Ti'opfen Ammoniak gemischt und die Masse dann gegen 40" ausgetrocknet. Die weitere Bestimmung ge- langt dann wie oben zur Ausführung. Bei stärkemehlhaltigen Sub- stanzen (Mehl) tritt nach dem Yerf. erst bei 115" C. Gewichtscon- stanz ein. (Nach Angabe andere]- Autoren tritt bei der Bestimmung des "Wassers in der Stärke erst bei 120" C. constantes Gewicht ein. Ref.) fCompt. rend. 98.J Tabak. — R. Kissling veröffentlichte mehrere Aufsätze über die Chemie des Tabaks. An Aschenbestandtheilen ermittelte Verf.: Namo Asche m Proc. 100 Theile Asche enthalten : dos Tabaks d. Trockensubst. K'^O Na20 CaO MgO FeäQS P^QS SQS SiÜ^-^ Ol Kentucky 12,83 37,57 2,10 35,31 9,35 - 4,99 4,21 2.73 3,74 Virginia 13,.39 39,89 1,32 37,36 6,37 1,53 4,41 4,60 0,85 3,68 Maryland 11,87 21.57 1,72 27,77 9,80 3,43 10,42 9,80 10,54 4,61 Portorico 19,08 26,38 8,56 43,50 1,56 1,94 3,19 3,28 7,52 4,11 Ung. Tabak 17,18 30,67 3,15 27,10 8,57 3,20 2,83 3,29 18,39 3,40 Pfalz. Tabak 15,89 26,96 7,88 39,53 9,61 2,23 1,97 2,78 4,51 5,86 Aus vorstehenden Zahlen ergiebt sich der enorme Reichthum der Tabaksblätter an Mineralstoffen überhaupt und an Kali und Kalk im Besonderen. An organischen Stoffen enthalten dieselben ausser Cellulose, Pectinstoffen, Eiweiss und Farbstoffen, noch Fett oder richtiger Wachs (0,14 Proc), Harze, Nicotin, Aepfelsäure und Citronen- säure (10 — 14 Proc), Oxalsäure (1 — 2 Proc), Essigsäure etc. Ob in den Tabaksblättern Nicotianin oder Tabakscampher vorkommt, ist nach K. zweifelhaft. Zur quantitativen Bestimmung des Nicotins im Tabak wendet Verf. folgendes Verfahren an : 20 g. des 2-3 Stunden lang bei 50 — 60" C. getrockneten Tabaks werden im grob gepulverten Zustande mit 10 CG. alkoholischer Natronlösung (6 g. NaOH, 40C.C. Wasser, 60 C.C. Alkohol von 95 Proc.) sorgfältig imprägnirt. Diese Operation führt man am bequemsten in einer nicht zu kleinen Por- zellanschale imter Gebrauch von Pistill und Spatel aus. Der Tabak, welcher nach dem Imprägniren ein massig feuchtes, durchaus nicht backendes Pulver darstellt, wird dann in eine passende, aus Fliess- papier gefertigte Hülse eingeschüttet und in einem Exti'actionsapparate mit Aether 4 — 5 Stunden lang extrahirt. Der Aether wird vor- sichtig abdestillirt, der Rückstand mit 20 C.C. einer selir verdünnten Natronlauge versetzt und im Wasserdampfstrome das Nicotin abge- trieben. Das Destillat wird in Portionen Yon je 100 C.C. aufgefangen und titrirt. 206 Alumen ustum u. Oleum Terebinthinae. — Ol. Jecoris aselli. Bei den meisten Tabakssorten schwankt der Nicotingehalt inner- halb weiten Grenzen, so dass sich bestimmte Zahlenangaben über den Nicotingehalt dieser oder jener Sorte oder gar Marke nicht geben lassen. Mit einiger Sicherheit lässt sich jedoch behaupten, dass der Nicotingehalt von Maryland, Carmen, Ambalema und Ohiotabaken selten über 2 Proc. hinausgeht, wogegen Kentucky und Virginia- tabake nur ausnahmsweise weniger als 4 Proc. enthalten. Im Havanna- tabak finden sich gewöhnlich 2 — 3 Proc. Nicotin; sehr wechselnd scheint der Nicotingehalt bei Brasil-, Seedleat- und besonders bei Sumatratabaken zu sein. Der Hauptzweck der Fermentation des Tabaks ist die Zerstö- rung gewisser, beim Yerbrenuen einen üblen Geruch entwickelnder organischer Stickstoffverbindungen, wobei die Erzeugung von noch nicht näher untersuchten, aromatisch riechenden Substanzen Hand in Hand geht. Im "Wesentlichen ist die Fermentation als ein Oxyda- tionsprocess aufzufassen: Unter beträchtlicher Temperaturerhöhung findet eine reichliche Entwicklung von CO^ eine Zerstörung des Chlorophylls, eine Umwandlung von eiweissartigen Körpern in Sal- petersäure, sowie eine nicht unerhebliche Verflüchtigung von Nico- tin statt. Ausser der Qualität des zu verarbeitenden Tabaks ist für die Cigarrenfabrikation die Glimmfähigkeit von Bedeutvmg. Letztere wird nicht niu- von dem Gehalte an Salpeter, sondern auch an Ka- liumsalzen organischer Säuren bedingt. Die Zusammensetzung des Tabaksrauchs ist eine viel complicirtere als die des Tabaks selbst. Das feinste Aroma entspricht nach K. einem bestimmten günstigen Verhältnisse der Rauchbestandtheile. Der Werth des Tabaks als Genussmittel beruht nicht nur auf seinem Nicotingehalte, dagegen ist es das Nicotin, welches hauptsächlich die Giftigkeit des Tabaks- rauchs bedingt (andere Autoren suchen dieselbe in der Menge der gebildeten Pyridinbasen). Nach K. wird nur ein verhältnissmässig kleiner Theü des in der Cigarre enthaltenen Nicotins diurch den Eauchprocess zerstört, ein relativ grosser geht in den Rauch selbst über, und zwar hängt letzterer davon ab, wie weit eine Cigarre auf- geraucht wird. Der Nicotingehalt des nicht verrauchten Theiles einer Cigarre steht im umgekehrten Verhältnisse zur Grösse dessel- ben. (Chem. Zeit. 1884; 5, 7, 8, 11 und 12.) JE. S. Therapeutische Notizen. — Alumen ustum und Olenni Terebinthinae sind, nach den Mittheilungen zweier russischer Aerzte der DD. Schidlovsky und Seeland, bei Wechselfieber als Surrogate des Chinins mit gutem Erfolg angewendet worden. fD. M. Z. 2I84.J Statt des Ol. Jecoris aselli wird jetzt vielfach (bes. in New- York) das besser schmeckende frische Leinöl verordnet, von welchem auch viel kleinere Dosen genügen. Für Kinder wird eine Mischung Chloral. — Ungt. Hydrargyri einer. — Kefir. — Quecksilber -Präparat. 207 desselben mit Malzextract, Honig oder Zucker emi)fohlen. Erwach- sene sollen eine Mischung mit einer spiiituösen Müssigkeit vor- ziehen. Chloral virirkt nach Ritter als Yesicans auf die Haut, wenn es auf gestrichnes Emplastrum Plumbi gestreut und mit diesem massig erwärmt wird. (B. M. Z. djSd.J Ungt. Hydrargyri einer, soll, nach See, gegen Madenwür- mer sehr gute Dienste leisten, wenn sie möglichst weit nach oben in das Rectum und die Umgegend des Anus, Abends vor dem Zu- bettegehen, 2 — 3mal hintereinander eingerieben wird. Kefir heisst ein dem Kumys ähnliches, säuerliches, schaumi- ges Milchpräparat, welches augenblicklich in vielen Städten Russ- lands bereitet wird. Die nachfolgende Tabelle, welche die Resultate der von Apotheker Tuschinsky und von Hartge angestellten Analj^sen von Milch, Kefir und Kumys bietet, gestattet einen Ver- gleich der beiden Milchpräparate unter einander und mit Milch. In 1000 Theilen sind enthalten : Von Milch von 1,028 spec. Gew. Von 2tägigem Kefii- aus ab- gerahmter Milch V. 1,026 spec. Gew. Von 2tägigem Kumys (nach Analyse von Hartge) Albuminate . . . Fett Lactose .... Milchsäui'e . . . Alkohol .... "Wasser und Salze fD. M. Z. 5\8i.) 48,000 38,000 41,000 873,000 38,000 20,000 20,025 9,000 8,000 904,975 11,200 20,500 22,000 11,500 16,500 918,300 lieber ein neues Quecksilber -Präparat, das Hydrargy- rum tannicum oxydulatum berichtet in Bezug auf seine che- mischen und therapeutischen Eigenschaften Dr. Lustgarten in Wien, dass es ein ca. 50 ^/q Quecksilber haltiges, geruch- und ge- schmackloses Pulver von dunkelgrüner Farbe darstellt, das von ver^ dünnter Salzsäure nicht wesentlich angegriffen wird und überhaupt unzersetzt nicht löslich ist. Von, wenn auch sehr verdünnten Aetz- und kohlensauren Alkalien wird es in der "Weise verändert, dass sich ein aus äusserst kleinen Quecksilberkügelchen bestehender Schlamm ausscheidet. Die ausgeschiedenen Quecksübertheilchen sind so klein, dass ein grosser Theil derselben imter dem Mkroskope das Phänomen der sogen. Molecularbewegung zeigt. 208 Eisoninjcctioncu. — Kotoin u. raj'akutdin. — Strjaliiiiiivcrgiftung. Das Mittel wurde bei verschiedenen Formen von Syphilis ange- wendet lind innerlich in Dosen von 1 Decig., 2 — 3mal täglich ver- abreicht. Trotz dieser verhältnissmässig grossen Dose sollen keine unangenehmen Nebenerscheinungen von Seiten des Magens und Darmes eingetreten, dagegen ein so auffallend rasches Zurückgehen der manifesten Erscheinungen eingetreten sein, dass das Hjalrargy- rum tannicum oxydulatum den besten der bisher angewandten Queck- silberpräparate ebenbürtig zur Seite tritt. Auch ist bei Verwendung dieses Präparates eine rasche Aufnahme von Quecksilber in den Kreislauf nachzuweisen, indem dasselbe constant 24 Stunden nach der Eingabe im Harn aufgefunden wurde. (D. M. Z. 7I84.J lieber subcutane Eiseiiiiijeetionen von Dr. Glaeveke. Yerf. stellte durch Versuche fest, dass von allen organischen und unorganischen Eisensalzen, subciitan gegeben, das Ferrum citricum oxydatum am besten und sichersten resorbirt wird; auch trete an der Einstichstelle nie eine Reaction auf. — Er empfiehlt eine 10 7o Lösung und für Erwachsene 0,1 g. pro dosi, für Kinder die Hälfte. Die erzielten Resultate waren befriedigend. Wird aber zu viel Eisen injicirt, so können Vergiftungserscheinungen auftreten, die sich als allgemeines Unwohlsein , Mattigkeit , Erbrechen und Durchfall kundgeben. fD. M. Z. 8j84j lieber die Wirksamkeit Ton Kotoin und Tarakotoin berichtet Albertoni. Das Kotoin, mittelst Aether aus der gepul- verten Kotorinde dargestellt, ist wenig löslich in kaltem Wasser, dagegen löslich in Alkohol , Chloroform und alkalischen Flüssigkeiten. Salpetersäure giebt mit demselben eine blutrothe Färbung. Das Parakotoin, in derselben Weise aus der Parakotorinde dargestellt, ist weniger löslich als das Kotom. und färbt sich nicht mit Salpeter- säure roth. — Das Kotoin bewirkt, in Dosen von 1 bis 2 Decig. mehrmals täglich gereicht, bei gesunden Menschen eine Steigerung des Appetits und kommt erst durch die alkalischen Darmsäfte zur Lösung und Resorption und ist dann im Harn nachweisbar. Es liindert nicht die Entwickelung von Bacterien und den Fäulniss- process weder innerhalb noch ausserhalb des Organismus. — Das Parakotoin wii-kt ähnlich, nur schwächer. fD. M. Z. 8JS4.J DasParaldehyd alsOegenmittel beiStrydniinrerj^iftung. Cervello hat die Entdeckung gemacht, dass man durch tödtlichc Strychnindosen vergiftete Thiere diu'ch Verabfolgung einer nicht tödtlichen Dose Paraldehyd nicht nm* am Leben erhalten, sondern auch die Symptome der Strychninvergiftung \intcrdrücken kann. Dieser Antagonismus ist aber kein wechselseitiger zwischen Strychnin imd Paraldehyd, denn die durch Paraldehyd tödtlich vergifteten Thiere können durch Strychnin niclit vom Tode errettet werden. {D.M.Z. 8I84.J AVirkuiigcii V. AInus prouatorius Liiiii. (Jcxjuirity) etc. 200 Die i)hysiologischcii und theiapcutiscLen Wirliuiigcii von Abrus precatorius Linn. (Jequirity), insbesondere die Jequirity -Ophthalmie von Dr. B. Schuchardt in Gotha (Separat- abdruck aus Nr. 11 der Korrespoiideuzblätter des allgemeinen ärzt- lichen Vereins von Thüringen 1883.) L. de Wecker in Paris hat bekanntlich im Jahre 1882 zuerst die allgemeine Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass ein kalter Macerations-Aufguss der Samen von Abrus precatorius L. im Stande sei, eine Entzündung der Bindehaut des Auges hervorzurufen. Später hat H. Sattler in Erlangen diesen Aufguss näher untersucht und gefunden , dass ein specifischer Bacillus in demselben vorkommt, welcher jene Wirkung verursacht und damit die neue Thatsache der unzweifelhaften Uebertragung einer Infections- krankheit durch eine Pflanze festgestellt. — Der Verfasser hat in einer sehr- verdienstvollen Arbeit die Eesultate seiner sorgfältigen Studien der Jequirity-Litteratur (98 Abhandlungen älterer und neuerer Zeit) zusammengestellt. Es geht aus derselben hervor, dass die jene Samen liefernde Pflanze, Abrus praecatorius Linn., schönsamiger Süssstrauch (Leguminosae , Papilionaceae , Phaseoleae, Abrineae) in den Tropengegenden Asiens, Afrikas und Amerikas in grosser Aus- dehnung wächst und schon seit mehreren Jahrhunderten bekannt ist. Der grosse arabische Botaniker Ibn el Beithar erwähnt der Abrus -Samen bereits in seinem grossen Werke unter dem Namen „Augen des Hahns", wie sie heute noch im Arabischen, Persischen und Tüi-kischen genannt werden. Dieselben sind den Samen der Ceratonia Siliqua sehr ähnlich, nur mehr rund ; glänzend, glatt, lieiss, feucht; sie kommen in zwei Arten, als weisse und rothe Samen mit schwarzem Keime vor und dienten fiüher in Indien als die kleinsten Gewichte. Innerlich angewendet sollen sie stimulirend, Herz und Nieren reizend wirken, die Samenbereitung fördern und den Abortus veranlassen. Aeusserlich verwendet sollen sie bei Eiterungen, Flechten, blutenden Warzen, gegen Schlangenbiss sich wirksam erwiesen haben. Die Wurzel von Abrus precatorius soU, weil sie süss ist, viel- fach als Surrogat der Radix Liquiritiae dienen (siehe diese Zeit- schrift Bd. 221, S 697). Ferner macht nun der Verf. Mittheilung über die giftigen Wirkungen der Jequirity - Samen imd erwähnt einer eigenthümlichen Vergiftungsmethode in Pendschäb, unter Hin- weis auf den Bericht des Chemikers Centner in Pendschäb, nach welchem dort Vergiftungen an Menschen xuid Vieh vorkämen, die lange Zeit unerklärlich geblieben seien, bis' es ihm gelungen wäre, dieses Dunkel zu liebten. Es werden nämlich Abrus - Samen , nach- dem sie zur Entfernung der Hülsen in Wasser geweicht sind, 24 Stunden in Madarmilch gelegt, dann in einem Mörser zu einer formbaren Masse zusammengestossen und zwischen den Händen zu einer spitzen Nadel geformt und an der Sonne hart getrocknet. Wird diese Nadel in die Haut eines Menschen oder Thieres gestosseu und abgebrochen, so tritt der Tod des Opfers binnen 2 bis 3 Tagen ein 210 Physiologische u. therapeut. Wirkungen d. Papayotin u. Papain. und es bleibt als einzig sichtbares Symptom nur ein kaum bemerkbarer Stich, mit einem entzündeten Einge um denselben zurück. Eine che- mische Nachweisung des vegetabilischen Giftes sei bis jetzt nicht möglich. Schliesslich berichtet Verf. noch ausführlich über die de Wecker'- schen Versuche und die äusserst interressanten Untersuchungen Sattlers, welche zur Auffindung der Jequirity-Bacterien geführt haben, und fügt seiner Abhandlung eine Zusammenstellung der gesammten Jequirity-Litteratur an. Physiologische und therapeutische Wirkungen des Pa- payotin und Papain von Prof. Dr. M. J. Eossbach in Jena. (Separ. Abdruck aus der Zeitschrift für klinische Medicin. Bd. VI. Hft. 6.) Verf. hat die Eesultate seiner eingehenden Studien der genann- ten bezüglichen Litteratur und aller bisher bekannt gewordenen Beobachtungen, zugleich mit seinen sehr sorgfältigen Untersuchungen über diesen Gegenstand in einer sehr interessanten Abhandlung nie- dergelegt, der wir im Auszuge folgendes entnehmen: Der in Südamerika einheimische Papay- oder Melonenbaum, Carica Papaya, welcher auch vielfach in anderen heissen Ländern (in Deutschland in Treibhäusern) kultivirt wird, ist ausgewachsen ca. 7 Meter hoch. Der weibKche Baum hat über der Erde einen Stammdurchmesser von 23 V2 Ctm., der männliche ist nicht so stark. Der erstere befindet sich fortwährend in dem Zustande des Blühens und Früchtereifens, stirbt aber schon nach 4 — 5 Jahren ab. Er hat einen krautartigen Stamm, langgestielte, gipfelständige, grosse, bandförmige Blätter, blassgelbe, kresseartig riechende und schmeckende Blüthen, und anfangs grüne, dann gelbe melonenähnliche, fünfkantige, bee- renartige, einfächrige, bis zu T'/g Kilo schwere Früchte. Holz, Blät- ter und Früchte enthalten einen Milchsaft, der aus Einschnitten, besonders des Stammes und der Früchte sehr reichlich ausfliesst, bald dar- auf an der Luft coagulirt , unter Abscheidung eines dicklichen, schwer- löslichen , weissen Marks „Papayotin" genannt und eines farblosen imd klaren Serums. Der Milchsaft fault sehr leicht und wird daher durch Zusatz von Aether, Chloroform, Glycerin und Zucker haltbar gemacht. Wird der Saft mit Alkohol präcipitirt, so liefert er das verdauende Ferment „ Papain. " Die markähnliche Substanz , das Papayotin, löst sich langsam in Wasser und liefert dann mit Alko- hol präcipitirt ebenfalls das Papai'n. 125 g. des frischen Papaya- saftos lieferten filtrirt und mit Alkohol behandelt 0,89 g. eines sehr aschenreichen Papains. Aus zahlreichen Analysen von Wurtz geht hervor, dass aus dem Papayasaft durch Vermischen mit Alkohol ein Stoff von sehi* wechselnder Zusammensetzung gefällt wird, indem jedenfalls mit dem Ferment andere amorphe, wahrscheinlich peptonartige Körper mit niedergerissen werden. Nachdem sich derselbe durch Dialyse hatte reinigen lassen, zeigt es sich, dass er in seiner Zusammen- setzung den Eiweisskörpem sehr nahe stehe. Physiologische u. therapeut. "Wirkungen d. Papayotin u. Papain. 211 Die vorzügliche verdauende Wirkung des Papayasaftes ist schon lange bekannt. Nach Versuchen von Wurtz vermag das Papain das Tausendfache seines Gewichts an feuchtem Fibrin zu lösen und nähert sich in dieser Beziehung dem Pankreasferment (dem Trypsin Kühne's), welches auch eine eiweissartige Substanz zu sein scheint. Aus den Versuchen des Verf. über die verdauende Wirkung des Papaj^asaftes , resp. des Papayotins und Papains geht hervor, dass eine 5procentige Lösung frisches Muskelfleisch (eines 2 Stunden todten Kaninchens) schon in V2 Stimde erweicht, — Croupmembran in 2 Stunden löste, dagegen Lungengewebe nur wenig veränderte imd lebende Schleimhaut gar nicht angriff; dass erwärmte concentrirte Laugen nicht rascher wie kalte wirken; dass bei Anwendung VäP^O" centiger Lösung die Verdauungskraft kaum noch nachweisbar ist; dass schliesslich sowolü Zusatz von Salzsäiu-e, wie von Phenol die verdauende Kraft des Papayotin wohl herabsetzen, aber selbst bei 4procentigem Zusatz nicht gänzlich aufheben konnten. Die Untersuchungen über die phj^siologischen Wirkungen im lebenden Thiere und von Menschen ergaben, dass Papayotin innerlich genommen nicht nur nicht schädliche, sondern sehr nütz- liche Wirkungen hat ; dass für subcutane Einspritzungen stets sterili- sirte Lösungen und nur in kleinen Gaben zur Verwendung gelangen dürfen; dass bei Einspritzungen direct ins Blut das Papayotin als ein starkes Gift lähmend auf Herz und Nervensystem einwirkt. Doch bemerkt Verf., dass diese letztere Thatsache von einer therapeu- tischen Verwendung nicht abhalten dürfe, da die meisten Arznei - und sogar Nahnmgsmittel, wenn sie unmittelbar in das Blut gespritzt würden, giftig wirkten. In Bezug auf die therapeutische Anwendung des Pa- payotin giebt Verf. an, dass es von Griffith Hughes gegen ver- schiedene Hautausschläge, von Descourtily gegen Sommersprossen, von Bouchut gegen Drüsengeschwülste, von Pean zur Erweichung und Auflösung von Krebsknoten angewandt und empfohlen worden sei. Nach Descourtily und Tnssoc soll es die Eingeweidewürmer tödten. Albrecht habe mit Erfolg Papayotinsyrup in Fällen dyspep- tischer und katarrhalisch -gastrischer Erscheinungen und Unterleibs- beschwerden bei kleinen Kindern angewendet. — Verfasser selbst empfiehlt es zur Behandlung von diphtheritischen und zur Auf- lösung von Croup- Membranen auf Grund seiner eigenen zahl- reichen, auch von anderen bestätigten Beobachtungen. Ueberall da, wo weniger oder keine günstigen Ergebnisse erzielt wui'den, seien diese auf die Anwendung eines schlechten, unwirksamen Präparates zurückzuführen. Es müsse bei der therapeutischen Verwendung stets nur ein reines, nach vorhergegangener Prüfung auf seine Ver- dauungskraft als wirksam erkanntes Präparat, vielleicht das Papayo- tinum crystallisatum in möglichst gesättigter Lösung zur Anwendung gelangen und zwar müsste dasselbe, namentlich bei schweren Croup- 212 Abortive Behandlung der Infectionskianklieiten. fällen, alle 5 Minuten vermittelst Einpinseln und Einflössen dnrcli Mund und Nase mit den Membranen in Berührung gebracht werdeu. Es liegt uns aus den Verhandlungen des Congresses für innere Medicin (Wiesbaden 1 883) ein Separatabdruck des Berichtes des Cor- referenten Prof Dr. Eossbach in Jena „über die abortive Be- liaiidlun^ der Infectionslcraiilflieiten" vor, aus welchem wir das folgende, aucli für die Leser dieser Zeitschrift Interessante, ent- nehmen : Rossbach stellt die Behauptung auf, dass es sich für die Medicin der Gegenwart nicht mehr darum handle, ob, sondern in welcher Weise sie die entsprechenden Mittel und Methoden für diejenigen Infectionskrankheiten aufzufinden im Stande sein wird, "welche sie noch nicht abortiv behandeln kann, und ob sie auf den bis jetzt eingesclilagenen Wegen dazu gelangen kann oder neue auf- suchen muss. — „Wir besitzen" sagt derselbe weiter, „weder einen Einblick in die Art des Geschehens, in welcher Weise Sypliilis, acuter Gelenkrheumatismus, Malaria durch Quecksilber, Salicylsäure, Jod, Chinin geheilt, noch in den Zusammenhang der Erscheinungen, warum gewisse Spaltjiilze gerade durch diese und nicht durch andere Mittel leicht getödtet werden. Alle diese therapeutischen Thatsachen sind nicht auf dem Wege wissenschaftlich methodischen Forschens, sondern einzig roh empirisch gewonnen. Wir kennen aber nur die brutale Thatsache, und nichts weiter. Auch fehlt noch jeder befruchtende Gedanke und jede Methode, mittelst deren wii- hoffen könnten, im klinischen, pharmacologischen oder chemischen Labora- torium auch nur einen Schiitt in der Heilung der noch nicht abortiv heilbaren Infectionskrankheiten weiter kommen zu können. Die aller- genauste und umsichtigste chemische und experimentelle Untersuchung über die pharmacologische Wirkung des Chinins hätte nie, auch nur die Ahnung von dessen malaria widrigen Wirkiuig erwecken können ; imd ebensowenig würde die genauste Ergründung der Actio] ogie und Pathogenese der Malaria einen Fingerzeig für die Beziehung des Malariagiftes zum Chinin geliefert haben. Dasselbe gilt für den acuten Gelenkrheumatismus, dasselbe für die Syphilis. Wir werden daher trotz aller Fortschritte der medicinischen Wissenschaften für das Aufsuchen neuer abortiver ]\Iittel immer noch den Weg der Empirie wandeln müssen imd es fragt sich nur, ob sich dieser Weg nicht besser gestalten und kürzer führen lässt, als bisher. Denn wie er bisher gewandelt wurde, führte er viel zu langsam zum Ziele; es ist jetzt jahrtausendelang von unzähligen Menschen in dieser Richtung empirisch geprobt worden und das Er- gebniss war nur die Kennenlernung von 4 Mitteln gegen 3 Krank- heiten. Der Gedanke wäre schrecklich, noch einmal Jahrtausende nöthig zu haben, um wieder 4 weitere Mittel zu finden. Der bis jetzt eingeschlagene Weg bietet zu viele Gefahren; namentlich schlimm wirkt immerfort der Sanguinismus , ich will nicht sagen, die Unred- Abortive Behandlung der Infectionskrankheiten. 213 lichkeit vieler Beobachter. Ein Arzt oder irgend ein anderer sich init dem Heilgeschäfte abgebender Mensch wendet bei einem einzigen oder in wenigen Fällen einer Infectionskrankheit ein nenes oder bis- lang noch nicht versuchtes Mittel an, welches ihm durch Zufall unter die Hände kommt; er sieht diese Fälle rascher in Genesung über- gehen luid glaubt, dass dies eine Folge des gegebenen Mittels sei. Er prüft nicht an weiteren tausend Fällen, ob diese schnellere Hei- lung wirklich dem Mittel und nicht etwa der leichteren individuellen Infection der beobachteten Fälle zuzuschreiben sei und das neue Specificum ist fertig und wird oft mit grosser Emphase empfolüen. Wie viele Mittel sind allein in den letzten 3 Jahren gegen Diph- theritis empfohlen worden ! Und das Facit aller dieser Anpreisungen war und ist doch eigentlich nur das, dass gegenwärtig die Aerzte allen neu empfohlenen Mitteln gegenüber kopfscheu geworden sind und alles Vertrauen verloren haben ! Es ist daher der Medicin, wie sie sich in der Gegenwart ge- staltet hat, unwürdig, in dieser Weise fortfahrend auch in Zukunft nur den blinden Zufall walten zu lassen und thatenlos zuzuwarten, ob durch irgend ein Ungefähr ^väeder einmal aus dem Wust ange- priesener, aber wirkungsloser Mttel ein neues, wirklieh wirkendes Specificum gefunden wird. Es muss auch für die Empirie eine metho- dische Richtung gefunden werden, bei welcher Beobachtungsfehler und speciell der Sanguinismus vermieden und in kürzerer Zeit eine grössere Zahl von Mitteln auf ihr Verhalten zu den Infectionskrank- heiten geprüft wird. Ich habe mir Mühe gegeben, einen solchen Weg auszudenken und erlaube mir, denselben dem Congress zur Prüfung und eventuellen Bethätigung vorzulegen. In erster Linie müssten von einer eigens gebildeten Commis- sion diejenigen durch die Chemie dargestellten und bekannt gewor- denen Mittel ausgesucht werden, welche einer Anwendung beim Menschen werth wären und die Aussicht gäben, Specifica gegen Infectionskrankheiten abzugeben. Nach unseren bisher erworbenen Kenntnissen müssten dieselben aus den Gruppen der Metalle , Me- talloide, aromatischen Verbindungen, Benzolabkömmlinge, ätherischen Oele und Alkaloide ausgewählt werden, und zwar wäre zunächst entscheidend, deren Dauerhaftigkeit, Haltbarkeit und Löslichkeit in Wasser , sowäe der niedere Grad ihrer Giftigkeit höheren Organis- men speciell dem Menschen gegenüber. Auch müssten für diesel- ben zuverlässige Bezugsquellen und Darsteller gewonnen werden. In zweiter Linie müssten dann diese Mittel in unseren phar- macologischen Laboratorien und Kliniken auf ihre physiologischen Wirkungen nach den bekannten und gültigen Methoden geprüft; es müsste für die verschiedenen Lebensalter der Menschen die Dosi- rung, namentlich die maximale bestimmt werden, damit die Aerzte 2li Bücherscliau. bei deren practisclier Anwendung nicht erst selbst lange und unvoll- ständige Vorprüfungen zu machen gez'WTingen "wären. Drittens müsste von derselben Commission die Methode aus- gearbeitet werden, nach der diese Mittel am. Krankenbett geprüft werden sollen und ein Fragen - Schema , nach der sich die Antwor- ten der einzelnen Beobachter zu richten hätten. Bei jeder über DeutscUand ausgebreiteten Epidemie müssten sodann den Klinikern und tüchtigsten Aerzten an den verschiedensten Orten gleichzeitig die Mittel, welche für diese Epidemie die Commission empfiehlt, deren Wirkung und Dosirung angegeben werden. Die Statistik und wissenschaftliche Bearbeitung des Verlaufs der mit diesen Mitteln imd der exspectativ behandelten Fälle wäre von allen diesen Ver- suchsstationen der Commission nach Ablauf der Epidemie zuzusen- den, die hinwiederum ihrerseits dieselben zusammenstellen imd die erhaltenen Ergebnisse veröffentlichen müsste. Es könnten so gegen ein und dieselbe Infectionskrankheit, wenn wir nur 20 Versuchsstationen hätten und an jeder nur 2 ^Mittel ver- suchen Hessen, jährlich 40 Mittel für je eine Krankheit erprobt werden , imd da man diese Mittel bei den Epidemieen der verschie- denen Inf ectionski-ankheiten verwenden würde, würde sich die ganze Frage durch Multiplication mit der Zahl der durchprobten Infections- krankheiten rasch vorwärts schieben. Es wäre schon dadurch viel gewonnen, dass dieselbe durch ein solches Vorgehen endlich einmal in lebhaften Fluss käme. "Wenn sich die Antwort auf diese Frage auf rein wissenschaft- lichem Wege im Laboratorium finden Hesse, dann müsste und könnte zu ihrer Beantwortung nur die Findigkeit und die GeniaHtät des Einzelnen' in Anspruch genommen werden. Dagegen auf dem Ge- biete der reinen Empirie wird wie auf vielen anderen Gebieten die Association und die Vereinigung dieser Ki-äfte zu einem Ziele mehr leisten, wie die auch noch so bewundernswerthe Leistung der Ein- zelnen. Als Specificum gegen eine Infectionskrankheit kann nur das Mittel angesehen werden, welches in 1000 gleichaiügen FäUen die Dauer der Krankheit wesentHch abkürzt und die MortaHtät um viele Procente lierabdrückt. Wenige geheilte FäUe sind nicht be- weisend." JP- C. Biicherschau. Commentar zur Pharmacopoea Germanica editio altera. Herausgegeben von Dr. Hermann Hager. l^Iit zalüi-eichen in den Text gedruckten Holzschnitten. Neunte und zehnte Lie- ferung. BerHn 1884. Verlag von J. Springer. Preis ä 2 Mark. Gleichwie Bismarck seino grollende Stinmie durch die „Nord. Allg. Zeit." ertönen lässt, wenn ihm etwas gegen den Strich geht, so hat Hager durch Büclierscliatl. 215 einen Herrn C. Töllner (?) in der „ Pharmac. Contralh. (No. 7) " den annen Recensenten tüchtig den Text lesen lassen, -weil „noch keine einzige Kritik den wahren Charakter des Commentars zu verzeichnen vermochte." Der Unterzeichnete nimmt seinen TheU der Strafpredigt demüthig auf sich und tröstet sich damit, dass es selbst unter „ hervorragenden " Pharmaceuteu Leute giebt, die so thöricht sind, eine andere Meinung zu haben, als wie Hager. (Commentar Lief. 10. Seite 32L) Die vorliegenden beiden Liefemngen umfassen zusammen 78 Artikel und reichen bis Natrium carbonicum ci-udum. Jeder einzelne Artikel giebt Zeugniss davon, wie sti-eng es sich der Verf. zur Pflicht macht, „allezeit Akribie vorherrschen zu lassen und A krisle fern zu halten." Dresden. G- Hof mann. Chemisch-technisches Eepertorium. Uebersichtllch geordnete Mittheilungen der neuesten Erfindungen, Fortschritte und A"er- besserungen auf dem Gebiete der technischen und industriellen Chemie mit Hinweis auf Maschinen, Apparate und Literatur. Herausgegeben von Dr. Emil Jacobsen. 1883. Erstes Halbjahr, erste Hälfte. ]Mit in den Text gedruckten Holzschnitten. Berlin 1884. R. Gärtner's Verlags - Buchhandlung. Dasselbe, (viertes) Generalregister zu Jahrgang 1877 — 1881. (Band XVI — XX.) Das „Chemische technische Repertorium" ist, wie schon zum Oefteren an dieser Stelle hervorgehoben wui'de , ein sehr übersichtlicher und voll- ständiger Jahresbericht über aUes Neue aus dem Gebiete der chemischen Technik, des chemischen Kleingewerbes, wie der chemischen Grossindustrie und der chemischen Analyse und kann den betheiligten Elreisen bestens empfohlen werden. Die ileissig und geschickt bearbeiteten Generalregister, wovon seit dem Entstehen des Repertoriums das vierte vorliegt, erhöhen die Brauchbarkeit desselben in beträchtlicher Weise. Dresden. G. Hof mann. Technik der Pharmaceutischen Receptur. Von Dr. Her- mann Hager. Vierte umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 137 in den Text gedruckten Holzschnitten. Berlin, Verlag von J. Springer 1884. Preis 6 Mark. Es ist zweifellos, dass in der Jetztzeit mehr Ansprüche an die Kunst des Receptors gemacht werden, als früher, und dass mehr als sonst die Tüch- tigkeit der jüngeren Fachgenossen nach der Routine im sicheren und flotten Receptiren bemessen wird. Sich eine solche anzueignen, dazu ist dieses neue Buch des unermüdlich schaffenden Verfassers, der es meisterhaft ver- steht, seine Werke den praktischen und wissenschaftlichen Bedürfnissen des Apothekers immer genau anzupassen, eine zuverlässige Anleitung und sichere Hülfe. Die vorliegende vierte Auflage des Werkes ist in vielen Punkten neu bearbeitet und enthält bedeutende Vermehrungen; von letzteren sind zu erwähnen bei dem Abschnitt „Pulver:" Explosive Pulvermischungen und Pulver mit Oblatenverschluss ; bei den Pülen wird auch die zweckmässigste Bereitung der Kautschukpülen und Phosphoi-pülen gelehrt. Unter die „Arz- neimittel für den äusserhchen Gebrauch" sind neu aufgenommen die Lösun- 216 Büclierschau. gen zu subcutanen Einspritzungen und die Hohlsuppositorien. Alle nur möglichen Arzneiformen iindcn Besprechung. Viele Vermehrungen hat das Kapitel von den „ gefilhrlichon Arzneicompositiouen" und kann die Beach- tung des liier Gesagten nicht diingond genug empfohlen werden. Den Schluss des Werkes bilden ein reichhaltiges Synonymcnverzeiclmiss, eine über die Grenzen der Pharmacopöe erweiterte Maximaldosen -Tabelle, und ein sehr vollständiges alphabetisches luhaltsverzeichniss , das die Benutzung des Bu- ches ungemein erleichtert. Das "Werk ist auch vom Verleger vorzüglich ausgestattet worden ; die Abbildungen sind tadellos. Dresden. G. Hofmann. Die wissenschaftliche Ausbildung des Apothekerlehrlings und seine Vorbereitung zum Gehilfenexamen. Mit Rücksicht auf die neuesten Anforderungen bearbeitet von 0. Schlick um, Apo- theker. Dritte umgearbeitete und verbesserte Auflage. Mit 500 Holzschnitten. Leipzig, Ernst Grünther's Verlag, 1884. Preis 10 Mark. In der Vorrede zur ersten Auflage seines Werkes sagte der Verf., dass sich nach der bedeutenden Verschärfung der Anforderungen an das Wissen und Können der Lehrlinge ein Lehrbuch noth wendig mache, welches, unter Ausscheidung des Fernorliegenden , dem Eleven nur dasjenige bietet, was er zunächst wissen muss — und dies in möglichst prägnanter Küi-ze , um ihn nicht durch die Dickleibigkeit des Buches und langathmige Abhandlungen abzuschrecken. Dass es dem Verf. vortrefflich gelungen ist, dieser Aufgabe gerecht zu werden, davon giebt das Erscheinen einer dritten Auflage seines Werkes im Verlauf von wenigen Jahren das beste Zeugniss. Unsere Fachwissenschaften zerfallen der Hauptsache nach in folgende fünf: Physik, Chemie, Botanik, Pharm acognosie und specielle Pharmacie (Receptur und Defectur); demgemäss bringt auch der Verf. den ganzen Un- terrichtsstoff in fünf Abtheilungen. Der physikalische Theil umfasst circa 90 Seiten, die Chemie 260, die Botanik 200, die Pharmacoguosie 90 und die specielle Pharmacie 40 Seiten; weitere 20 Seiten enthalten die wichtigsten amtlichen Bestimmungen über die Vorbildung, Lehrzeit und Prüfung der Lehrlinge, und über den Geschäftsbetrieb in der Apotheke. Das Werk wird sich für den Principal als ein vortreffliches Hülfsmittel beim Unterrichte der LehrUnge erweisen und kann warm empfohlen wer- den. Die äussere Ausstattung desselben ist ebenfalls sehr gut; unter die Holzsclmitte in dem die Botanik beh.andelnden Tlieile haben sich wie- der viele von denen eingeschlichen , die sclion bei der Bespi-echung des Commentars desselben Verfassers als wenig genügend bezeichnet werden mussten. Dresden. G. Hofmann. Halle a. S. , Hiirlulruckerei des Waisenhauses. Mein wohl assortirtes Lager sämmtlicher pharmaceutischer Utensilien, sowie aller Sorten Salbcilkrukeil, mit und ohne Deckel, Modicill- glas, Waagen, Gewiellte etc. etc. halte meinen geehrten Herren Collegen bestens empfohlen. Auf "Wunsch stehe mit Preisliste gern zu Diensten. Mit der Bitte, mein Unternehmen durch Ihre geschätzten Auf- träge unterstützen zu wollen, empfehle ich mich Hochachtungsvoll Emil Wagner, Apotheker, {S) Inhaber der Firma Gottl. Wagner, Grossalme rode. Apotheken- An-u. Verkäufe werden prompt und namentlich discret erledigt. Feinste Kefe- renzen durch bisher erzielte viel- fache Resultate. 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Schinken „ „ „ . . . . „ 1 „ 80 p. Ko. ab hier versendet p. Post und Eisenbahn. (7) Gütersloh i/Westfalen. H. L. Zumwinkel. Für Apotheker empfehlen iiuit. Pergailieiltpapier, wie solches als Streifband zu vorliegender Zeitschrift benutzt ist, in Bogen 48 ^j., x 76 centim. gross mit Ji 14. — pr. 1000 Bogen, in Eollen von ca. 5 Ko. 80 centim. breit, in gleicher (18) und doppelter Stärke mit J(. 1. — pr. Küo. Halle a S. Kefersteinsche Papierhandlung. "^'er sein Geschäft heben, es gegen Concurrenz wahren, dem Geheimmittehmwesen die Spitze bieten wül, bestelle: „Unsere Handrerkaufsartikel." — Wer in seinem Ge- schäfte mit niitzenbringenden Xenlieiten auftreten xmd gewinn- bringenden Handverkauf einführen will, bestelle: „unsere Hanclverkaufsartikel." (IL Aufl.) Aus der Praxis für die Praxis geschrieben, bringt dieses "Work erprobte Angaben über die vortheilbafteste Zusammenstellung, billigste Bereitung, zweckmässige Ausstattung und Einfühi-ung aller gangbaren und vieler neuen Handverkaufsartikel und Hausspecialitaten. Man sehe die Kritik der Ph. Centralhalle 1883 Xo. 42. Seite 487, welche sagt: „Aus der Praxis für die Praxis I" Diese den Titel erläu- ternde Bezeichnung verdient das Buch in vollständigstem Maasse. denn es ist etwas praktischeres, als eben dieses Buch, fast nicht zu ersinnen. — Die Buuzl. Pharm Zeitung sagt in Xo. 87 (Beilage) über das AVerk Folgendes: „Ein originelles Buch, wie es in dieser Ausfüh- rung unserem Wissen nach, keine pharmaceutische Literatur besitzt. Aber zweifellos praktisch." Die Kritik dieser Ztschr. wolle man auf der S. 48 d. J. nachsehen. Gegen Einsendung von 6 M. liefert dieses Werk der Verfasser Ad. Vomacka (16) in Leitmeritz, i B.'.hmon). Halle a.S., Buchdruckerei des Waisenhauses. 1884. März.- ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XL Jahrgang, Bd. 222, Hft. 0. (3. Reihe, Bd. 22, Hft. 0.) Herausgegeben vom Vereins -Vorstände unter Redaction von E. Eeichardt. Inhalt: A. Originalmittheilungen. K. Kügler, Kork von Quercus Suber S. 217 H. Atbenstädt, Pnifung der Citronensäure auf Weiusäui-e ... - 230 E. Eeichardt, Inhalt einer sehr alten Graburne - 231 B. Monatsbericht. Seite E. Berglund. Xeue Methode der qualitativen Scheidung von Zinn. Antimon und Arsen . 233 U. Kreussler und 0. Hen- zold, Alkalische Reaction des Glases als Fehlerrjuelle bei Ana- lysen 234 I. Remsen und E. H. K eiser, Verhalten des Kohlcnoxyds gegen Luft und feuchten Phos- phor 234 0. V. d. Pfordten, Beiträge zur Kenntniss des Molvbdäns und Wolframs .,.'.... 234 M. Kutcheroff,Einwirkungder Kohlenwasserstoffe der Acety- lenreihe auf Quecksilberoxyd und dessen Salze 234 0. Fischer u. G. Körner, Zum Kapitel der violetten Abkömm- linge des Triphenylmethans . 235 G. L. Ciamician und P. Sil- ber, Synthese des PjtocoUs . 235 F. Tiemann, Einwirkung von Hydroxylamin auf Benzonitiil 285 O.Hesse, Morphin .... 235 0. Pufahl, Arsenmolybdänsäure 236 M. Fremery, Arsenwolfram- säure . . 236 A. Potilitzin, Hydrate des Co- baltchlorürs und Ursache der Farbenverschiedenheit dieses Salzes 236 Seite J. Krutwig, Trennung von Jod und Chlor auf trocknem 'V^'ege 236 H. Landolt, Feste Kohlen- säure 237 A. Ladenburg, Synthese des Piperidins 237 M. Wiedemann, Reines Bra- silin 237 E. Nölting und A. Collin, Neues Nitroorthotoluidin . . 237 I F. Mylius, Interessanter Beiti'ag I zur Kenntniss des Sarkosins . 238 Layet, Vanillismus .... 238 ! 0. Hager, Reissner's Vaccine - Pulver 238 Johnson, Nachweis d.Eiweisses im Urin 239 Zopf, Haplococcus reticulatus. ein neuer Schleimpilz im Schweinekörper 239 Quist, Künstliche Züchtung des Kuhpockenimpfstoffes . . . 239 F. May, Infectiosität der Milch perlsüchtiger Kühe .... 240 Verrall. Milchsekretiou ... 240 Garrod, Hippursaures Natrium 240 Davies, Vergleichende Analy- sen verschiedener Pechsorten 241 Harold Senier, Abführendes und blasenziehendes Princip des Crotonöls 241 S c h i p p e r , Extrakt vou G ua- chamaca Vergiftung mit Coffein . . . Tli. Maben, Löslichkeit des Cal- ciumhydrates in "Wasser bei verschiedener Temperatur . . Th. Dyer, Vegetabilischer Talg von Singapore D r a p e r , Amilinf arbe mit Zucker- ■ krj-stallen verfälscht .... Seite 242 242 242 243 243 E 1 1 w d C p e r . sches Olivenöl . , Californi- Guerder, Verwendung von ge- pulvertem Ochsenblut zur künst- lichen Ernährung Ch. Meniere, Fleischpulver und Fleischsaft Izard, Unveränderliche Eisen- jodüiiösung C. Bücherschau. Bereitimg imd Prüfung der in der Pharmacopoea Germanica edit. altera nicht enthaltenen Ai-zueimittel. Bearbeit. von 0. S c h 1 i c k u m . Mit zahlreichen Holzschnitten. Zweite Liefer. E ö h 1 e r ' s Medicinal - Pflanzen in natui'getreuen Abbildungen mit kurzem , erläuterndem Text, dritte und vierte Lieferung . . Gaea, Zeitschrift zur Verbrei- tung natiu'wissenschaftlicher 246 246 und geographischer Kenntnisse. Erstes Heft, zwanzigster Jahr- gang Kurze Anleitung zur- Maassana- lyse mit specieller Berücksich- tigung der Vorschriften der Pharmacopöe, bearbeitet von Dr. Ludw. Medicus. Zweite Auflage Pflanzen der Pharmacopoea ger- manica, botanisch erläutert von Dr. Chr. Luerssen . . . Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis füi- den Jahrgang 18 JL Seite 244 244 245 245 246 247 247 )een AUe Beiträge für das Archiv sind an die Archiv - Eedaction (Prof. Dr. Reichardt in Jena) , alle die Beiblätter , die Inserate , überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mittheilungen an die Archiv- Verwaltung (Med. -Ass. Pusch in Dessau) einzusenden. Im Selbstverlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlung des "Waisenhauses in HaUe a. S. Anzeigen. ß. Oaertiici-s Verlag, H. Hey fehler, Berlin W. Soeben erschienen: Formulae niagisirales ßcrolinenscs in usuiii paiiperum. 3Iit einem Anliange: 1. Anleitung für die Armen -Aerzte zur Kostenersparniss beim Ver- ordnen der Arzneien. 2. Die Handverkaufs-Preise der Apotheker. gr. 8. gell. u. beschnitten 0,50 JL (17) ARCHIV DER PHARMACIE. 22. Band, 6. Heft. A. Origiualmittheiluiigeii. üeber den Kork von Quercus Suber. A"on Dr. Karl Kügler. Mittbeilung aus dem pharmaceutischen Institut der Universität Sti-assburg. Einleitung. Die grosse technische "Wichtigkeit des Korkes, sein eigenthüm- liches Auftreten und seine bei keinem anderen Körper vorkommenden Eigenschaften, hat. wie wir im geschichtlichen Kapitel sehen wer- den, schon seit dem vorigen Jahrhundert eine ganze Eeilie von Untersuchimgen dieser Substanz veranlasst. Alle diese Untersuchun- gen haben nur sehr widersprechende Resultate gegeben, vorzüglich ist man über die Natur des Körpers, welcher das Verhalten des Korkes bedingt, noch vollständig im Unklaren geblieben. Durch Oxydation mit Salpetersäure hatte Brugnatelli 1787, (1, p. 145)^ schon sich einen Körper hergestellt, der darauf hinzuweisen schien, dass eigenthümliche Substanzen vorhanden seien, welche man in andern Pflanzenzellen noch nicht gefimden hatte. Seitdem hat man sich stets bemüht , die Substanz , welcher diese Oxydationsproducte ihre Entstehung verdankten," aufzufinden und chemisch zu definiren, man ist aber bisher noch niclit darüber hinausgekommen, für diese Unbekannte einen Namen zu finden. Den einzigen brauchbaren Fingerzeig über die Natur dieses Körpers hat Höhnel (5) gegeben, indem er zeigte, dass diejenige Lamelle der Korkzellwandung, welche dem Kork hauptsächlich seine Eigenschaften ertheilt, ausser Cellulose, einen dui-ch Kalilauge verseifbaren Körper enthält, dem er den Namen Suberin giebt und den er als für den Kork wichtig- sten chemischen Bestandtheil betrachtet. Hauptsächlich von den 1) Die in Klammer geschlossenen Zahlen beziehen sich auf das Lite- raturverzeichniss am Ende der Arbeit. Aich. d. Pharm. XXIT. Bds. 6. Heft. 15 218 K. Kügler, Kork von Quercus Suber. Anschauungen Höhneis ausgehend, habe ich es in der folgenden Arbeit versucht, mir über die chemische Natur des Suberins Klar- heit zu verschaffen und ich glaube, dass es mir in Folgendem in so weit gelungen ist, dass sich eine Erklärung der Eigenschaften des Korkes geben lässt. Abstammung des Flaschenkorks und dessen Einsamm- lung. Die Korkeiche (Quercus Suber L.) ist einheimisch im Norden Afrikas und im Süden Europas. Wie der Olivenbaum muss sie als eine das Mittelmeergebiet charakterisirende Pflanze betrachtet wer- den, denn die Korkeiche der Gascogne und des westlichen Küsten- sti-iches von Frankreich stellt eine besondere Species dar. Diese wurde von Gay als Quercus occidentalis (2, p. 326) unterschieden, ihre kräftige Constitution erlaubt ihr weit mehr in nördlichem Gegen- den zu gedeihen. An den berberischen Küsten, in Spanien, Por- tugal, Südostfrankreich, Sicilien, Corsika, Griechenland und Türkei bildet Quercus Suber ausgedelmte Waldungen (3, p. 9). Die Korkeiche ist ein stämmiger, 10 bis 12 m, selten 20 m Höhe und 4 bis 5 m Umfang erreichender Baum. Hir Laub ist, obgleich 2 bis 3 Jahi-e dauernd, spärlich, die Blätter sind dunkelgrün, metal- lisch glänzend wie die von Quercus ilex, von der sich jedoch Quercus Suber beim ersten Anblick diu'ch ihre unregelmässigere Krone unter- scheidet. Der Baum ist stark Ijewiu'zelt und seine Wurzeln besitzen in hohem Grade die Eigenschaft SchössHnge zu treiben, so dass ein Korkwald schwer auszurotten ist (3, p. 10). Quercus Suber gedeiht ohne Unterschied in der Ebene und auf den Bergen, am Besten gedeilit sie in Algerien in unebenem, bis zu 900 Meter ansteigendem Terrain. Je nacli der Lage ist die Blüthezeit verscliieden, gewöhn- lich beginnt sie Ende April. Die Blüthen sind moniicisch und erscheinen an dem Ende des Jahrestriebes, die w^eiblichen Blüthen in den Blattwinkeln als kleine , schuppige Becher , aus denen Pistill und Staubfäden vde eine kleine rothe Federkrone hervorragen, die männlichen Blüthen als Kätzchen zu einem Strauss zusammen- gedrängt. Die Eicheln von Quercus Suber werden, im Gegensatz zu Quercus occidentalis, noch in demselben Jahre reif. Sie sind ziemlich dick, köniien aber ihres unangenehmen lierben Geschmackes wegen nicht zur Fütterimg dienen. K. Kügler, Kork von Quercus Suber. 21!» Bei Quercus occidentalis dauern die Blätter nur bis zur völligen Ausbildung der Blätter des folgenden Jahres , die F]-üchte reifen uucli erst am Ende des zweiten Jahres, sonst stimmt die Pflanze vtUlig mit Quercus Suber überein. Der Stamm der Korkeiche ist, im älteren Zustande des Bau- mes, von einer hellgrauen, tief längsrissigen Korkschicht überzogen, deren Dicke 25 bis 30 Centimeter betragen kann. Dieser Kork, den man in der Technik männlichen Kork „ liege male " oder Jimgfernkork „liege vierge" nennt, ist spröde und brüchig und kann zui' Darstellung von Flaschenstöpseln nicht benutzt werden. Man hat seit langer Zeit ein A'erfahren gefunden, durch welches die Erzeugung eines technisch verwendbaren elastischen Korkes erreicht wird. Man entfernt nämlich die spontan gebildete Korkschicht bis auf das Korkcambium hinab, und es entsteht in der gleich zu beschreibenden Weise eine neue Korkumhüllung des Baumes, welche diesem schon äusserlich ein anderes Aussehen giebt und homogen, elastisch und weniger rissig ist. Diesen nennt man in der Technik den weiblichen Kork „ liege femelle ". Die Entfernimg der primären Korkschicht erfolgt, wenn der Baum 30 bis 40 Centimeter im Um- fang erreicht hat; bei der darauffolgenden Saftzeit beginnt die Bil- dung einer neuen Korkschicht. Die Dicke der sich bildenden Schich- ten hängt vom Alter imd der Ki'äftigkeit des Baumes, sowie von den Vegetationsbedingimgen ab. Der jährliche Zuwachs schwankt zwischen 2 und 5 mm. Um die Bäume zu schonen und guten Kork zu erzielen, soll der Kork nicht eher gesammelt werden, als bis er wenigstens eine Dicke von 25 bis 30 mm eiTcicht hat, dazu braucht der Baum 7 bis 15 Jahre. Man erntet den Kork nach bestimmten Zeiträumen, indem man mittelst eines Messers in die Einde Eingeleinschnitte macht, welche nur bis an die Grenze der Korkscliicht vordringen und 1 Meter von einander entfernt sind. Man spaltet dann femer unter Beobachtung derselben Vorsichtsmass- regeln die Einde der Länge nach und reisst den Kork mit dem schrägkantigen Stiele des Werkzeuges von unten nach oben ab. Die richtige Ausführung dieser so einfach scheinenden Operation fordert viel Erfahrung imd technische Fertigkeit und kann nur geschehen, wenn der Baum in voUem Safte steht. Der so gewonnene Kork wird getrocknet imd verliert dabei circa 20 Procent (4 , p. 20) seines Ge- wichtes. Um um dann ziu' Stöpselfabrikation, zu der er am meisten Verwendung findet. ])rauchl)ai' zu machen, werden die einzelnen 15* 220 K. Kügler, Kork von Quercus Suboi'. Cylinderstücke einige Minuten in kochendem Wasser aufgeweicht, in flache Tafeln gepresst und getrocknet. Bei dieser Operation wer- den die chemischen und physikalischen Eigenschaften des Korkes wenig verändert, er schwillt nur dabei ein wenig auf. Ich habe, um micli davon zu überzeugen, unpräparirten Kork eine halbe Stunde mit "Wasser ausgekocht, vermochte aber dabei in der wässerigen Flüssigkeit nichts als kleine Mengen von Gerbsäure nachzuweisen. Es ist das für uns von Bedeutung, da zu den später beschriebenen chemischen Versuchen solche gebrühte Korkschichten des Handels zur Anwendung kamen. Wie alle Waldbäume, so nährt auch die Korkeiche eine grosse Anzalil von Insecten, welche mehr oder minder ebensoviel schädliche Feinde sind. Als Hauptfeind des Korkes speciell ist zu erwähnen (3, p. 66) die Ameise (Formica ligniperda Latr.), die in grossen Kolonien den Kork selbst besetzt und deren Gegenwart dm"ch kein äusseres Merkmal wahrzunehmen ist. Nach der Entkorkung dringt die Ameise in die Spalten des äusseren abgestorbenen Theils der Rinde ein, nistet sich in die Markstrahlen, deren lockeres Gewebe ihr weniger Widerstand leistet, ein, und arbeitet ihre Hölüungen nach jeder Richtung hin aus. Grosse Mengen von Kork werden so völlig verdorben. Entwickelungsgeschichte des Korkes. Die Bildung des weiblichen Korkes geht im allgomoinen in der- selben Weise vor sich wie die des ursprünglichen, und die Ent- wickelung des Letzteren stellt sich, wenn wir ihre Anfänge so weit wie möglich verfolgen, etwa in folgender Weise dar: Die bei der Betrachtung zu Grunde liegende Pflanze war im Ende des Winters bei Perpignan gesammelt worden. Auf dem Querschnitt der jüng- sten Zweigspitzen sieht man von aussen nach innen in der Rinde 3 Schichten: die Epidermis, die Rindenparenchymscliicht und die Bastfasern führende Bastschicht. Bei genauerer Betrachtung tinfft man innerhalb der mit starker Cuticula bedeckten Epidermis eine Reihe farbloser, lückenlos aneinander gereihter, ein wenig tangential gedehnter Zellen. Schon im Herbst des ersten Jahres wird aus die- ser äusseren Hypodermzellschicht eine Initialschicht, durch deren centripotale Tangentialtheilung sich bis in den folgenden Frühling eine Korkscliicht von 4 Zcllreihen bildet (sielie Fig. I). Die Bildung dcij K. Kügler, Kork von (,»Ufruus Sulicr. Korkes schreitet nun zuerst in glei- cher "Weise unter jährliclicr Pro- duction von 4 bis 5 Zellreihen bis zum dritten Jahre fort. In Folge der Si^annung, welche durch das Wachs- thum entsteht , werden die Korkzellen tangential gedehnt und abgeplattet, und ehe noch die stark mit verzweig- ten Haaren besetzte Epidermis platzt, füllen sich die yiev oder fünf äusseren Korkzellschichten mit einem braun - rothen, harzigen Stoff'. Dieser ist in kaltem und kochendem Wasser unlös- lich, in kaltem Alkohol und Chloroform schwer , in heissem Alkohol , sowie auch in alkoholischer Kalilauge leichter löslich; mit einer Lösung von Eisenclilorid in Alkohol giebt er keine Schwärzung. Ende des zweiten, anfangs des dritten Jahres bilden sich, von den Lenticellen ausgehend, welclie in normaler Weise unter den S23altöffnungen im Periderma entstun- den sind, Längsrisse, und die Epidermis sowie die mit der braimen Masse gefüllten Zel- len werden abgestossen (siehe Fig. n). Letztere entstehen in späteren Korkschichten nie- mals mehr in bemerkbarem Maasse. Durch die Entstehung dieser Längsrisse schrumpft das lockere FüUgewebe der LenticeUen bis zu einer ge- wissen Tiefe zu einer braunen Masse zusammen, auf ihren Seiten und in mehr oder minder weiter Umgebung bilden sich Steinzellennester (siehe Fig. lU). Durch den Druck, welcher die in normaler Weise weiterschreitende Korkbildung auf den alten Kork ausübt, werden die Anfangs im Querschnitt runden Lenti- cellen mehr oder weniger in die Breite gedehnt. So erklärt sich das Aussehen imd die Anatomie des männüchea Korkes, Fiff. IL 222 K. Kügler, Kork von Quercus Suber. Fig. III. Die Entstehung des weiblichen Korkes geht folgendermaas- sen vor sich: "Wird durch den Entkorkungsprocess das lebende Rinden- gewebe entblösst, so nimmt es , durch einen Saft, der aus- ([uillt, langsam eine rosenrothe, dann rost- braune oder schwarz- braune Yavhe an und trocknet je nach den Witterungsverhältnissen mehr oder minder tief aus. Aus dem darunter liegenden, noch lebensfähigen Gewebe entsteht eine neue Phellogenschicht, die auf ganz älmliche "Weise den secundären „weiblichen" Kork erzeugt, wie wir es oben füi' den männlichen Kork beobachtet haben. Auch bei diesem finden sich wie bei dem primären den Lenticellen entsprechende Kanäle vor. Soviel man aus der stark mit Steinzellen durchsetzten Bastscliicht , Stein- zellen, die selbst sich in den Markstrahlen befinden, ersehen kann, lassen sich die Lenticellenkanäle als eine Fortsetzung der Markstrah- len betrachten. An ihren "Wandungen bilden sich ebenfalls Stein- zellenschuppen , die ^\\v auch bei den Lenticellenkanälen des primären Korkes gefunden. Ueberhaupt gehen aUe Steinzellenbildungcn , die im Kork vorkommen, soweit ich sehen konnte, von den Lenticellen aus. Ausser diesen Steinzellen, welche, wie wir sahen, sich nur in der Umgebung der Lenticellen finden, treffen vdr in dem Korkgewebe ziemlich gleichmässig vertheilt , aber relativ selten , in den verschiede- nen Korksorten verscliieden häufig Zellen, welche Drusen von oxal- saurem Kalk einschliessen. Die Zellen sind einseitig zugespitzt, radial in die Länge gesti'eckt. Sie wiu-den zuerst von Höhnel beob- achtet (5, p. 86) und abgebildet. Fig. Y ist eine Copie nach Höhneis Zeichnung. Entsprechend der regelmässigen Büdung der Korkzellen finden wir das in Rede stehende Korkgewebe aus lückenlosen, mit fast mathematischer Grenauigkeit in Radialreihen angeordneten Elementen K. Kügler, Kork von Quercus Suljcr. 223 bestehend. Allgemein besitzen diese im jüngeren Stadium die Form eines Würfels, im älteren diejenige eines Parallelepipedon , deren Seiten manch- mal ein wenig buchtig oder einge- knickt sind. Abwechselnd mit den beschriebenen Zellen finden wir eine Zone von 2 bis 3 Schichten, deren Zellen sich durch ihre ausgesprochene Tafelform und ihre dickeren Wan- dungen unterscheiden (siehe Fig. lY). Wahrscheinlich beruhen diese Ver- änderungen, die sich beim männlichen so gut wie beim weiblichen Kork zeigen, auf denselben Ursachen, wie die Differenz des Frühjahr- und Herbstholzes. Damit wäre auch zu- gleich gesagt, dass diese Zonen den Jahresringen des Holzes entsprechen, was ich auch an einem zehnjährigen Stämmchen nachzählen konnte. Als einzige Unterschiede zwischen der Structur des männlichen imd weib- lichen Korkes können nur hervor- gehoben werden, dass beim weib- lichen Kork die Schichten in Folge eines energischeren Wachsthums wei- ter auseinander liegen, als beim männlichen, und dass beim weib- lichen die Lenticellencanäle weniger stark ausgebildet und in geringerer Anzahl vorhanden sind. Bau der Korkzelle. Nachdem wir uns mit dem Bau der Korkschicht imd ihrer Entste- hung vertraut gemacht haben, wol- len wir dazu übergehen, den Bau der Einzelzelle und ihrer Wandung ge- nauer zu besprechen. Fig. IV. Fig. V. 224 K. Kiiglcr, Koik von Qucrcus Silber. Fig. VI. Die heutigen Kenntnisse über den Bau der Korkzelle verdanken wir den vorzüglichen Untersuchungen Hölmels (5); alles, was vor Höhneis Abhandlung in dieser Riclitung gcsclu-icben wurde, ist ohne Bedeutung und verdient keiner weiteren Erwähnung. Ein vollstän- diges Verzeichniss der älteren Literatur findet man übrigens bei Höhnel (5, p. 5 bis 14) zusammengestellt. Nach sorgfältiger Prüfung der bis dahin bekannten Reactionsmethoden auf Lignin und Cellulose, nach Einführung einiger neuen Reagcntien für die Korksubstanz gelang es diesem Autor nachzuweisen, dass die Wandungen der ver- korkten Zellen in der Regel aus 3 Lamellen bestehen, 1) aus der mittleren, der Suberinlamelle , 2) der äusseren, der Holzlamelle, 3) der inneren, dem Celluloseschlauch. Diese Lamellen greifen in einander über, jede hat eine Cellulosegrundlage , nur ist in der Holz- lamelle der charakteristische Bestandtheil des Holzes, das Lignin, in der Suberinlamelle der charakteristische Bestandtheil des Korks, das Suberin, in der Cel- luloselamelle die Cellu- lose vorwaltend (5, 24). Auf sehr dünnen Schnit- ten vermag ein mikro- skopisch geübtes Auge beim Kork von Cytisus laburnmn, oder Populus pyramidalis z. B., ohne Vorbereitung die drei Schichten zu erkennen; beim dünnwandigen Fla- schenkork gelingt es nicht leicht und nur nach Einwirkung chemi- scher Reagentien , die drei Lamellen zu finden. Die in der Abbildung (Fig. VI) gezeichneten Lamellen sind desshalb auch nicht direct nach einem unpräparirten Sclinitt gezciclinet, sondern vielmehr aus verschiedenen Bildern combinirt, die durch Behandlung 'mehrerer Schnitte mit den unten gleich zu besprechenden Reagentien erhalten wurden, K. Küglcr, Kork von Quercus Suher. 225 Die Cellulosclamellc (Fig. VI, c) siclit man am Flaschenkork dunkolblauviolctt gefärbt, wenn man einen Schnitt sehr scliwacli mit Kali erwärmt und '/j, — 1 Stunde lang mit concentrirter Chlorzink jod- lösung macerirt. Dieselbe ist übrigens bei Quercus Suber sehr- dünn und ziemlich stark verholzt, wodurch ihre Erkennung noch erschwert wird. Die Suberinlamelle (Fig. VI, s), die Höhnel (5, p. 36) speciell am Flaschenkork studirt hat, weist man nach, indem man einen dünnen Querschnitt imter dem Deckglase mit Kalilauge kocht. Der sich stark gelb färbende Bestandtheil der Lamelle quillt auf, wird körnig und zeigt der Mittellamelle unregehnässig parallele Schich- tungen. Die körnigen Massen treten bei weiterem Kochen als Kügel- chen heraus, und es bleibt nur noch die Mittellamelle und der CeUuloseschlauch zurück. Lässt man concentrirte Chlorzinkjodlösung ein bis zwei Tage auf diese Kügelchen einwirken , so findet man sie mit Cellulose umgeben. Da nun diese Kügelchen lediglich aus der Suberinlamelle entstehen, so schliesst Höhnel (5, p. 38), dass in der Suberinlamelle ebenfalls Cellulose vorhanden sein müsse, und erklärt sich dann die Schichtung, welche die Lamelle mit Kalilauge zeigte, daraus, dass in der Suberinlamelle abwechselnde Lagen vorhanden sein müssen, welche einen verschiedenen CeUulose- und Suberin- gehalt aufzuweisen haben. Löst man mit Chromsäure die Holz- und CelluloselameUe auf, so bleibt die Suberinlamelle und das, wie schon gesagt, auch den übrigen Lamellen in geringerem Maasse eigene Suberin zui'ück, und das Zurückbleibende färbt sich leicht mit Chlor- zinkjodlösung gelb bis braun. Kocht man einen dünnen Schnitt mit concentrirter Salpetersäure oder mit Schulze'schem Gemisch, so wird zuerst die Holzlamelle der Zellen aufgelöst, wodurch eine Trennung der Elemente des Korkgewebes erfolgt, die Suberinlamelle wird in eine zähe wachsartige Masse, die Cerinsäure (siehe Seite 229) verwandelt, welche sich über den ganzen Schnitt verbreitet. Diese Masse ist in kochendem absolutem Alkohol, in Aether, Chloroform, Benzol löslich, in kaltem Alkohol und Schwefelkohlenstoff unlöslich, quiUt aber darin auf. Ihre Bildung ist für den Kork charakteristisch, da sie nur aus dem Suberin, nicht aber aus Cellulose oder Holz erhalten werden kann. Auch das Cerin, von dem sie ursprünglich abgeleitet wm-de, nimmt, wie wir im chemischen Theil dieser Arbeit sehen werden, keinen Antheil an ihrer Bildung. Die Holzlamelle (Fig. VI, m), welche von Höhnel MitteUameUe genannt wurde, in der Mitte von zwei Zellmembranen gelegen, besteht 22Ö K. Kügler, Kork von Quercus. bei Quercus Suber aus stark verholzter Cellulose. Sie wird, wie wir oben gesehen haben, mit Chromsäiire, Saliietersäure oder Schulze'scliem Gemiscli aufgelöst, Anilinsalze färben sie stai-k gelb. Mit Chlorzinkjod färbt sicli die Holzlamelle stark gelbbraun und, wenn isolirt, schmutzig- violett, was ihren Cellulosegelialt andeutet. Deutlich rothviolett tiitt lie Reaction auf, wenn man den Sclmitt zuerst mit Schulze'scliem Gemisch, dann mit Kalilauge und zuletzt mit Chlorzinkjod behandelt. AVas den Inhalt der Korkzelle betrifft, so wurde von Höhnel (5, p. 85) zuerst neben einem dünnen Ueberzug der Wandungen ein schwankender Gehalt von nadelfürmigen Krystallen von Cerin wahr- genommen (Fig. VI, ce). Diese KrystaUe liegen in der Zelle selbst oder sind an den Wandimgen angeheftet. Sie sind das einzige, durch Chloroform und Petroleumäther ausziehbare, krystaUisirende Product und stimmen daher mit dem rein dargestellten, im Laufe dieser Arbeit beschriebenen Cerin überein. Ausserdem kann man in vielen KorkzeUen noch deutliche Proto- plasmareste und häufig auch noch Ueberreste des ZeUkemes auffinden. Chemie des Korkes. (Auszug). Bei der chemischen Untersuchung des Korks war zunächst mein Augenmerk darauf gerichtet, dem Kork so viel Substanz als möglich durch einfache Lösungsmittel zu entziehen. Nach verschiedenen Yor- versuchen gab ich dem Chloroform, das, wie Hen- Dr. Meyer schon früher beobachtet hatte, den Kork leicht imprägnii*t, den Vorzug. 200 g. Korkpulver wurden in einem Kolben 2 Tage laug mit 4 Kilo Clüorofonn erliitzt, das letztere dann abfiltrirt. Dieselbe Operation wiu'de noch zweimal wiederholt, dann gab der Kork selbst beim Er- hitzen mit Chloroform, in geschlossener Röhre, auf lOü^ nichts mehr an dasselbe ab. Die Auszüge -vsoirden vereinigt, eingedampft; ich erhielt 25 g. Extract, sodass auf 100 Thle. Kork 12 — 13 Thle. kommen. Das Product besitzt eine hellgelbe Farbe, lässt sich leicht zu Pulver zerreiben und schmilzt ungleichmässig zu einer braungel- ben harzigen Masse. Durch Behandeln mit absolutem Alkohol erhielt ich einen amorphen, bei 126" schmelzenden und einen in Nadeln krystaUi- sirten, bei 238 "^ schmelzenden Körper. Mehrmaliges Umkrystallisiren des letzten Antheils erhöhten den Schmelzpunkt auf 250", wo er constant l)lieb. Für diesen Körper möchte ich den Namen Cerin bei- behalten wissen. Ich erhielt davon 2,9 Proc. des angewandten Kor- kes. Das reine Cerin ist farblos, geruch- und geschmacklos, kry- K. Küglor, Kork von Quercus Suber. 227 stiillisirt in 2 Centiraeter langen Nadeln, die sich aiif dem Filter verfilzen. Es schmilzt bei 250*^ und erstarrt nach dem Erkalten amorph. Dm-ch Sublimation wiu-den neben wolligen Xadeln braune Harztröpfchen gewonnen, die offenbar von der Zersetzung der Sub- stanz herrührten und mich davon abhielten, weitere Untersuchung mit dem Sublimationsproduct anzustellen. Reines Cerin ist löslich in 39 Thln. kaltem imd 26 Thln. siedendem Chloroform; üi 97 Tliln. kaltem imd 64 Thln. siedendem Petroleum; in 102 Thln. kaltem und 40 Thln. siedendem Aether; in 179 Thln. kaltem und 86 Thln. sie- dendem Benzol; in 915 Thln. kaltem und 268 Thln. siedendem absolutem Alkohol. In Amylalkohol, Essigäther, Schwefelkohlenstoff, Essigsäure, Terpenthinöl , Mandelöl ist das Cerin ebenfalls löslich. Wasser benetzt es nur schwierig und löst es nicht. Concentiirte Schwefelsäure löst das Cerin in der Kälte unter Gelbfärbung auf, beim Erwärmen ward die Masse schwarzkohlig. Salpetersäure von 1,3 spec. Gew. lässt in der Kälte das Cerin unverändert, löst es aber beim Erhitzen unter Ausstossen von rothen Dämpfen auf. Wässriges und alkoholisches Kali verändern das Cerin in der Kälte und beim Kochen nicht. Die Elementaranalyse ergab für das Cerin cüe Formel C^^H^äO. Der bei 126" sclmielzende Theü des Chloro- formextractes bestand aus denselben Substanzen, die ich weiter unten durch Extraction mit alkoholischem Kali erhalten hatte, nämlich aus Stearinsäure, Phellonsäure und Gly- cerin. Mit Weingeist zog ich nun die aus der Literatur schon bekannte Gerbsäure aus. Ich erhielt 5 — 6 Proc. Extract , das ich nach dem von Böttinger (6, p. 270) angegebenem Verfahren in Gerbsäure und Phlobaphen trennte. Beide Körper waren mit den analogen Substanzen der Eichenrinde identisch. Durch einfache Lö- sungsmittel liess sich keine völlige Erschöpfung des Korkes errei- chen, was schon daraus hervorging, dass ich bei der Oxydation einer kleinen Probe des extrahirten Korkes bedeutende Mengen der später ervs'ähnten Cerinsäure erhielt. Da ich vermuthete, dass die Kork- substanz aus einem Fettgemenge bestehe, so behandelte ich den Kork mit wässrigem Kali. Dieses Reagens T\ärkte aber viel zu hef- tig auf die anderen Bestandtheile des Korkes ein, so dass es nicht möglich war, durch dieses Verfahren charakteristische Substanzen damit zu erhalten. Ich griff daher zur Behandlung des Korkes mit alkoholischer Kalilauge. 200 g. des mit Alkohol erschöpften Korks wurden mit 50 g. Kaliumhydroxyd in 2 Kilo Alkohol, 2 Tage lang 228 K. Küglcr, Kork von Qucicus SuIjlt. erhitzt, (laiiii heiss filtrirt. Der Kork wurclo nochmals demselben Verfahi-cu unterworfen und war darnacli völlig erschöpft. Beim Er- kalten des Filtrates schied sich aus demselben ein seifiger Nieder- schlag (A) aus, welcher abfiltrirt wurde. Das Filtrat (B) wurde mit Wasser verdünnt und liess dadurch nur noch geringe Mengen eines Niederschlags fallen, der zu A gegeben wurde. Der Niederschlag A, "welclier 13,33 Proc. Kaliumoxyd enthielt wurde unter Wasser mit HCl zersetzt. Durch die von Heintz (7, pag. 3) angegebene Me- thode der Trennung der Fettsäuren erhielt ich 2 Säuren : Stearin- säure und eine neue Säure, die Phellonsäure. Von der Stearinsäure bestimmte ich den Schmelzpunkt zu 69'', machte 2 Elementaranaly- sen, die als Mittel 75,91 Proc. C, 12,80 Proc. H und 11,29 Proc. ergaben, Stearinsäure fordert C 76,06 H 12,68, 11,26, stellte den Aethylester und die Baryum- und Magnesium- Salze dar. Alle erhal- tenen Resultate sprachen dafür, dass die vorliegende Säure Stearin- säure sei. Die daneben vorkommende Phellonsäure bildet ein weisses geruch- und geschmackloses Pulver. Sie schmilzt bei 96^ und erstarrt zu einer festen weissen Masse, die aus feinen strahlig geord- neten Nadeln besteht. In Wasser ist die Phellonsäure unlöslich; in sehr geringer Menge ist sie löslich in kaltem , in grösserer Menge in kochendem absolutem Alkohol , in Aether , Chloroform , Petroleum- äther, Benzol, Schwefelkohlenstoff. Sie ist nicht ohne Zersetzung destillirbar imd verbrennt mit stark russender hell leuchtender Flamme. Die Elementaranalysen ergaben mir als Formel für die Phellon- säure C^^H^^O^ Dem Aethylester kommt die Zusammensetzung C2aH4io3c2H5 zu. Das Bleisalz ergab 22,34 Proc. Pb, (C2^H4iO^)='Pb fordert 22,67 Proc, das Calciumsalz enthielt 5,55 Pr. Ca, (G^m^^O^yCei fordert 5,66 Proc. Ferner stellte ich die Kupfer-, Silber-, Eisen- oxyd-, Baryum-, Strontium-, Magnesiumsalze dar. Aus dem Filtrate (B) erhielt ich Grlycerin, aus welchem ich auch Nitroglycerin her- stellte. Der ungelöste Rückstand des Korkes war nach dem Trock- nen von dunkelbrauner Farbe, spröde und liess sich leicht unter dem Pistill zu feinem Pulver zerreiben, hatte also die charakteristi- schen Eigenschaften des Korks völlig verloren. An Alkohol, Chloro- form, Aether, Petroleumäther gab der trockne Rückstand selbst beim Kochen nichts mehr ab. Wasser hingegen gab Vieim Erhitzen einen schwarzbraunen Auszug, der beim Versetzen mit Salzsäure einen tiefbraunen Niederschlag fallen liess, welchen ich bei weiterer Unter- suchung als Huminsäuren erkannte, die bei Behandlung des Korkes K. Kügler, Kork von Quorcus Siibcr. 220 mit KOH entstanden waren. Dieser Niederschlag betrug 5 Proc. des intakten Korkes. Der mit Wasser behandelte Korkrückstand ergab bei der Elementaranalyse einen Kohlonstoffgehalt von 50 Proc., roher Kork enthält 65 Proc. Die Zusammensetzung des Rückstandes nähert sich schon bedeutend derer der Cellulose, die 62 Procent Kohlenstoff fordert. Dies veranlasste mich zu versuchen, die Cellu- lose quantitativ zu bestimmen. Zu diesem Zweck führte ich sie mittelst Schwefelsäure in Traubenzucker über. Ich fand 10,22 Proc. Cellulose. Als charakteristiches Oxydationsproduct des Korks, um die sich grösstentheils die Arbeiten der früheren Autoren (wegen derer ich auf die Originalabhandlung verweise) drehen, bleibt nur noch die Cerin- säure, die neben Korksäure, Azelainsäure, Sebacinsäure, auch aus den Fetten mittelst Salpetersäure erhalten werden kann. Es stellte sicli heraus, dass die Phellonsäure durch Oxydation mit Salpetersäure ein Product gab, das mit der Cerinsäure der verschiedenen Autoren übereinstimmte. Auch lieferte der Kork nach Behandlung derselben mit Kali keine Cerinsäure mehr. Da nur eine quantitative Bestim- mung der von mir gewonnenen Substanzen einen vollständigen Ein- blick in den Werth derselben für die Zusammensetzung des Korks geben kann, so habe ich nochmals eine möglichst genaue quan- titative Bestimmung diu-chgefülirt und gebe sie in folgender Zusam- menstellung. Chloroformextract { c,.. ' ' ' H/A'-./->f 13 Procent. l Sauren . . 10,10 J Alkoholextract 6 Alkoholisches Kaliexti'act {^i . ,„_[32,G5 - ^Grlycerm 2,65 J ' Wässriges Extrat (Huminverbindungen) 8 Celküose 22 Wasser 5 Asche 0,50 - Summa der gefimdenen Substanzen . . 87,15 Proc. Im Holz kommt auf 64 Proc. Cellulose 36 Proc. Lignin ; neh- men wir mm an, dass der Cellulose im Kork eine gleiche Menge Lig- nin entspricht wie im Holze , so finden wir 1 2 Proc. für den Kork. Dies deckt uns ganz befriedigend die fehlenden 12,85 Proc. orga- nischer Substanz. 230 H. Atlieüstädt, Prüfuug der Citronensäure auf Weinsäure. LiteratuiTerzeicImiss. 1. Mathieu, Flore forestiere, Paris 1877. 2. A. Lamey, Le Clieue- Liege en Algerie, 1870. 3. Torrent, Le liege, Boulon 1880. 5. Fr. von Höhnel, lieber den Kork etc., Sitzungsberichte der kais. Academio der Wissenschaften. Abtheilung I, Band LXXVI, Separat- abdruck, 1877. G. Böttinger, Ueber Phlobaphen etc. Annalen der Chenüe und Phar- macie. Band 202. 7. Heintz, Ueber die Fette, Journal für- practische Chemie, Band GG, 1855. Zur Prüfung der Citronensäure auf Weinsäure. Von H. Atheustädt, Apotheker in Eichstetten. Gr. Vulpius hat in der pharm. Ztg. schon eine ausführliche Me- thode angegeben, nach welcher kleine Mengen Weinsäure neben Citro- nensäure sicher nachgewiesen werden können. Auch das Kalkwasser ist hierzu sehr wohl geeignet, wenn dasselbe 1. von genügendem Kalkgehalt und 2. in der richtigen Weise angewendet wird. Be- züglich des ersteren Punktes verlangt die Pharmacopoea Germanica, dass 100 C.C. Kalkwasser nach Zugabe von 3,5 — 4 C.C. Normal- salzsäure keine saiu-e Flüssigkeit geben düi'fen. Hiermit ist also nur der Minimal- Gehalt an Kalkhydrat normii't und darf gewiss wohl behauptet werden, dass ein gutes Kalkwasser stets noch über 4 C.C. Normalsalzsäure aushält, ohne seine alkalische Reaction zu verlieren. Zum Nachweis kleiner Mengen Weinsäiu-e neben Citro- nensäure ist jedoch nur ein mit Kalkhydrat vollständig gesättigtes Kalkwasser zu verwenden. Wiederholte mit destillii-tem Wasser gemachte Aufgüsse, Hessen mich stets ein Kalkwasser erhalten, das auf 100 C.C. zur sam-en Reaction 4,8 C.C. Normalsalzsäure ge- brauchte. Zur weiteren Ausfülunmg der Prüfimg löst man nun von der zu prüfenden Citronensäure 0,5 g. in Aq. d. 10 g. und tröpfelt von dieser Lösung vorsichtig 5 Tropfen in 15 g. Kalkwasser. Enthält die Säure auch nur geringe Beimengung von Weinsäure, so entsteht schon nach wenigen Augenblicken eine deutliciie Trübung, die um so intensiver wird, je mehr sich die Säure -Lösimg in dem Kalk- wasser vertheilt und sich mit demselben vermischt, wobei jedes Umschüttelu vermieden werden muss. Der nach der Viüpius'schen E. Reichai'dt,, lulialt einer sehr alten Graburne. 231 Methode ermittelte Weinsäiiro - Gehalt von 1 "/^ ügss sich auch auf diese Weise mit völliger Sicherheit erkennen. Je schwächer nun das Kalkwasser, desto imsicherer die Resiü- tate. Unbrauchbar zum Nachweise kleiner Mengen Weinsäure neben Citronensäure und deshalb leicht zu irrigen Schlüssen führend, ist schon ein solches, das auf 100 C.C. nur 4 C.C. Normalsalzsäure zur sauren Reaction erfordert, da dann die auf Abscheidung von wein- saurem Kalk beridiende Reaction gänzlich ausbleibt. Zur Aufklärung dieser Erscheinung habe ich nun durch eine lange Reihe vergleichender Prüfungen gefunden, dass geringe Men- gen weinsauren Kalks in Wasser und auch in ungesättigtem Kalk- wasser löslich sind , ferner wird diese Löslichkeit jedenfalls noch diurch die Anwesenheit von citronensäure m Kalk wesentlich geför- dert, denn schon Fresenius bemerkt in seiner Anleitung zur qualita- tiven Analyse, dass citronensäure Alkalien für viele in Wasser unlös- liche Verbindungen wirksame Lösungsmittel sind. Es ist mir nun unter Benutzung dieser Prüfungsmethode gelun- gen, in 7 mir zur Verfügung stehenden Proben Citronensäure, die von eben so vielen Drogisten bezogen, unzweifelliaft Weinsäure nachzuweisen, und scheint hiernach ein völlig weinsäui'efreies Prä- parat nicht leicht zu beschaffen zu sein. Eine hochachtbare Firma behauptet sogar, dass es ein solches „überhaupt im Handel nicht giebt." So weit meine Erfahrungen reichen, kann ich dies nur bestätigen. Inhalt einer sehr alten Graburne. Von E. Reichard t iu Jena. In dem geschichtlich sehr wichtigen Funde der Gräber bei Lat- torf bei Bernburg wurden in einer Urne ein lederner Schlauch mit Mundstück und eine eingetrocknete dunkel rostfarbene Masse am Boden gefunden, über deren Ursprung ich von befreimdeter Hand befragt wurde. Der Fund ist dadurch besonders wichtig, weil er zu den ältesten zählt, welche überhaupt in Deutschland oder Em^opa entdeckt worden sind. Herr Prof. Klopffleisch, welcher mir die ge- trocknete Masse übergab und deren Ursprung gern entziffert haben wollte , schätzte das Alter auf mindestens 3000 Jahre. Die äussere Besichtigung ergab keinerlei Anhalt ; es waren grob zerkleinerte Massen, hier und da auch dunkel bis schwarz glänzende 232 E. Roichardt, Inhalt einer sehr alten Graburne. Stücke , ähnlich dem Eisenocker und Brauneisenstein , in zerkleiner- tem Zustande vermischt. Bei dieser Länge der Zeit war es wohl nicht zu erwarten, dass organisirte Theile noch bemerkbar wären. Die Yergrösserung mit Loupe und Mikroskop nach Aufweichen in Wasser, in Alkali, Behandeln mit Säure u. s. w. ergab nicht die min- deste Aufklärung; Sandkürnchen waren vorhanden, auch einige Holz- stückchen eingemengt, aber diese waren wohl später hereingekom- men, weil noch ziemlich frisch erhalten, somit wurde die chemische Prüfung zu Hülfe gezogen. Bei der Behandlung einiger Stückchen mit Natronlauge färbte sich letztere etwas dunkel — Humiiikörpcr oder organische Substanz in kleiner Menge. Bei dem Glühen auf Platinblech blieb das Ganze auch als Rest gleich gefärbt und nur wenig brenzliche Dämpfe, den Geruch nach Eiweissstoffen schwach zeigend, stiegen auf. Stär- ker trat dieselbe Reaction bei dem Glühen in der unten geschlosse- nen Glasrölire auf, d. h. es entstand der Geruch nach Thieröl deut- lich und die Dämpfe enthielten Ammoniak, einige theerige Theile verdichteten sich an der Wandung. Wenn auch dies Alles nur in sehr geringem Maasse stattfand, so doch sehr deutlich erkennbar. Diese Hindeutung auf Eiweissstoffe konnte sowohl auf pflanz- liche , wie thierische Reste bezogen werden, auf stickstoffreiche Sa- men oder thierische Körper. Die Prüfung auf Phosphorsäure erwies dieselbe sehr reichlich, in einigen Stückchen wurde bei der Reaction sämmtliches Eisen durch sie gebunden , ausserdem fand sich Kalk, aber nur in Spiu-en Magnesia. Der Mangel an letzterer deutet mehr auf thierische Stoffe hin, da Samen in der Regel mehr Magnesia enthalten, als Kalk, jedenfalls ganz ansehnliche Mengen. Der hier zuerst beobachtete Schlauch mit Mimdstück zeigt flüssige Nahrung an, welche dem Todten mitgegeben wurde, viel- leicht Milch oder Blut. Beide Flüssigkeiten enthalten reichlich Chloride und in der That konnte sofort durch Wasser reiclilich Chlorid entzogen werden. Die Lösung enthielt etwas Kalk, sehr viel Natron; Kali konnte nicht nachgewiesen werden. Milch enthält mehr Kali als Natron, Blut umgekehrt reichlicli Nati'on; am wenigsten Kali enthält das Blut der Ochsen und Schafe und so deutet die chemische Prüfung ziemlich bestimmt an, dass Thicrblut, vielleicht dasjenige der Opferthiere in der Urne sich befunden hatte; es stimmt damit namentlich aucli der hohe Gehalt an Eisen überein. Neue Methode d. qualitat Scheidung v. Zinn, Antimon u. Arsen. 233 Von Interesse ist es, dass man dnrch einzelne wenige Reactio- nen immerhin branchbare Schlnsstblgernngen ziehen kann selbst bei Materialien, welche nachweisbar leicht zerstörbar sind und so lange dem Zahn der Zeit ausgesetzt waren. B. Monatsbericht. Allgemeine Chemie. Eine neue Methode der qualitati- yen Scheidung Yon Zinn, Antimon und Arsen beschreibt E. Berglund. Dieselbe beruht darauf, dass die Schwefelverbindun- gen von Zinn, Antimon und Arsen beim Kochen mit Kupferoxyd entschwefelt und in die höchsten Oxydationsstufen übergeführt werden. Die auf gewöhnliche Weise in Schwefelammon gelösten und mit Salzsäure ausgeschiedenen Sulfide werden gut ausgewaschen, dann mit Wasser in eine Porzellanschale gegeben und unter allmählichem Zusatz von Schwefelnatrium unter schwachem Kochen in Lösung gebracht. Dann wird das Kupferoxyd hinzugesetzt und weiter ge- kocht; sobald die Entschweflung erfolgt ist, senkt sich das Cupro- sulfid zu Boden, während die überstehende Flüssigkeit völlig farblos erscheint. Es wird dann filtrirt. Im Filtrate befinden sich resp. Natrium- Stannat-Arseniat und -Antimoniat. Nach der Abkühlung des Filtrats wird es mit ^4 bis ^/g seines Volumens Alkohol vermischt — Natriumantimoniat schei- det sich als äusserst feiner weisser Niederschlag aus. Das klare Filtrat wird zur Verdunstung des Alkohols gekocht und mit Salmiak im Ueberschuss versetzt — entsteht ein milchweisser Niederschlag, so war Zinn im Filtrate. — Bleibt der Niederschlag aus , so kann sich nur eine ganz geringe Spur Sn im Filtrate finden. Enthält dasselbe Arsen, so geht dieses theilweise oder vollständig in den Niederschlag in der Form von 2SnO^ . As^O^. Ohne Rücksicht darauf, ob durch NH^Cl ein Niederschlag ent- stand oder nicht, setzt man etwas H^N zu und leitet H^S ein. Tritt keine Fällung ein, so wird nur unbedeutend H^S zugeführt, andernfalls so lange, bis der Niederschlag wieder gelöst ist (wobei einige Flocken von SiO^ und APO^ möglicherweise vorhanden sein und zurückbleiben können). Zu der event. filtrirten Flüssigkeit wird jetzt ^/g Volumen Aether zugesetzt und dann Magnesiamixtin- , wo- durch das Arsen gefällt wird. Hat sich das Zinn bis dahin nicht mit Sicherheit zu erkennen gegeben, so wird vom Arsennieder- schlage abfiltrirt und das Filtrat mit HCl angesäuert, wobei etwa Arch. d. Pharm. XXII. Bds. G. Hft. 16 234 AlkaKsche Rcaction d. Glases. — ^Kohlenwasserstoffe d. Acetylenreiliö. vorhandenes Zinn sofort als SnS^ gefällt wird. (Ber. d. d. ehem. Ges. 17, 95.) Auf die alkaliselie Reaction des Olases als Fehlerquelle hei Analysen weisen U. Kreussler und 0. Henzold hin. Ihre Versuche ergaben, dass das Material der in unsern Laboratorien gegenwärtig zumeist in Anwendung kommenden Röhren, Reagir- gläser u. s. w. den Angriffen des siedenden Wassers in einem sehr hohen Grade unterliegt. Man halte z. B. die Mündung der zu prüfenden Röhren, Koch- fläschchen etc. über einen Dampfstrahl so , dass das im Innern sich condensirende "Wasser frei abtropfen kann. Die Tropfen färben intensiv Lakmus- und Curcumapapier u. s. w. Erhitzt man deutlich geröthete Lackmustinctur in einem Pro- birrohr zum gelinden Sieden , so wird dieselbe in einigen ]^Iinuten tiefblau sein u. s. f. Das Glas entspricht also nicht den berechtig- ten Anforderungen der Chemiker; am widerstandsfähigsten erwies sich das böhmische Glas. fBer. d. d. ehem. Ges. 17, 35. J Das Verhalten des Kohlenoxyds gegen Luft und feuch- ten Phosphor studirten Ira Remsen uud E. H. Keiser. Sie fanden entgegen anderen Angaben, dass Kohlenoxyd durch Luft und feuchten Phosphor nicht oxydirt wird. (Ber. d. d. ehem. Ges. 17, S3.J Beiträge zur Kenntniss des Molybdäns und Wolframs veröffentlicht 0. v. d. Pfordten. Die gewichtsanalytische Bestimmung des Molybdäns ist durch die Flüchtigkeit der Molybdänsäure, des Glühproducts aller Molyb- dänoxyde sehr erschwert. Verf. giebt folgende massanalytische Be- stimmungsmethode. Man versetzt die Salzlösung, die 0,3 g. MoO^ enthalten darf, mit 50— 60C.C. 27 "/q HCl, giebt dann 8 — 10 g. Zink in Stangenform hinzu und unterstützt event. die Reduction durch Erwärmen. Die Lösung wird dann in eine PorzeUanschale mit ca. 40 CC. verdünnter H^SO* und 20 C. C. Manganosulfat- lösung (200 g. im Liter) gespült, mit 11. H^O und titrirt mit Per- manganat. Aehnlich ist die maassanalytische Bestimmimg des Wolf- rams, jedoch ist dieselbe minder wichtig, da sich das Wolfram leicht gewichtsanalytisch bestimmen lässt. (Liehig's Ann. Chem. 222, 137. J Einwirkung der Kohlenwasserstoffe der Acetylenreihe auf Quecksilber oxyd und dessen Salze. — M. Kutcheroff Hess AUylen C^H* auf die Haloidverbindungen, sowie auf das Sul- fat und Acetat des Quecksilbers einwirken. Es ergiebt sich im allgemeinen folgendes Resultat: C^H'* reagirt mit allen Quecksilber- oxydsalzen. In saurer Lösung entstehen sehr complicirt zusammen- gesetzte Körper, welche man als eigenthümliche Verbindungen von AlblcÖmmlinge d.i^riphenylmetlians.— PyrocoUs. — Itydroxylamin.— Morpliin. 235 basischen Quecksllbersalzeti mit der vom Aceton dorivirenden Gruppe C^H*HgO ansehen kann, und die wirklich durch die Fähigkeit, mit Säuren Aceton zu geben, charakterisirt sind. — In alkalischer Lö- sung bildet sich ein einfaches Substitutionsproduct (C^H^)2Hg, wel- ches mit Säuren C^H* giebt. (Ber. d. d. ehem. Ges. 17, 13. J Zum Kapitel der violetten Abkömmlinge des Triphe- liylmetlians theilen 0. Fischer und G. Körner eine neue Syn- these des Hexamethylparaleukanilin mit. Lässt man 1 Thl. Ortho- ameisensäureäthyläther und 3 — 4 Tille. Dimethylanilin unter An- wendung von ca. 2 Thln. Chlorzink einige Stunden auf dem "Was- serbade einwirken, so erhält man aus der Keactionsmasse fast die theoretische Menge an Hexamethylparaleukanilin. Dasselbe krystaUi- sirt in prachtvoll silberglänzenden Blättern; die Keaction erfolgt nach der Gleichung: CH-OC^H^-f- 3C6H5N(CH3)2 = CH^ C6H*N_p^3 - OC^Hö ^ ' + BC^H^OH. (Ber. d. d. ehem. Ges. 17, 98.J Die Synthese des PyrocoUs gelang G. L. Ciamician und P. Silber, indem sie Carbopyrrolsäm^e mit Essigsäureanhydrid im Ueberschuss am Rückflusskühler kochten. Es bildet sich wahrschein- lich zunächst die Acetyl Verbindung und hieraus aus je 2 Mol. unter Abscheidung von 2 Mol. Essigsäm^e durch Yereinigung der beiden Reste „C^H^NO" das PyrocoU. (Ber. d. d. ehem. Ges. 17, 103.) Die Einwirkung Ton Hydroxylamin auf Benzonitril ergiebt nach F. Tiemann ein einfaches Additionsproduct CH^N^O. Dasselbe krystallisirt aus "Wasser in centimeterlangen Prismen, die constant bei 70*^ schmelzen und unzersetzt flüchtig sind. Eine Reihe analoger Yerbindungen wird sich darstellen lassen. [Ber. d. d. ehem. Ges. 17, 126.J Das Morphin unterzog 0. Hesse einem sehr eingehenden Studium. Der ausführlichen Arbeit sind nachstehende Daten ent- nommen. Beim Behandeln mit Essigsäureanhydrid wurde Diacetyl- morphin C^''H^'^(C2H^O)^J[SrO^ erhalten, welches in farblosen glän- zenden Prismen krystallisirt und beim Behandeln in alkoholischer Lösung mit KOH in Essigsäure und Morphin zerlegt wird. Eine weitergehende Acetylirung war nicht zu erreichen. — Entsprechend wirkt Propionsäureanhydrid. — Es lassen sich im Morphin nm* 2 Atome H durch Radikale der Fettsäurereihe — Acetyl und Pro- pionyl — substituiren, so dass also das Morphin nur 2 Hydroxyle ent- hält. — Natürliches (Codein) wie synthetisch dargestelltes Methyl- morphin verwandelt sich in Acetylmethylmorphin (Acetylcodein)^ 16* 236 ArsenmolybdänsUure. ~ Arsenwolframs. — ColDaltchlorür. — Trenn, v. Jod etc. welches ans Aether in wasserfreien hübschen Prismen anschiesst, die bei 133, 5*^ schmelzen. Eine weitere Acetylirung ist nicht zu errei- chen, f Liehig' 8 Ann. Chem. 222, 203. J C. J. ArsenmolyMällsäure erhielt 0. Pufahl durch Zerlegung von molybdänsaurem Baryt, der in einer wässrigen Lösung von Arsen- säure suspendirt war, mit der erforderlichen Menge H^SO*. Die gelbe Lösung gab nach sehr starker Concentration orangerothe Na- deln und gelbe tafelförmige Krystallc. Die Ziisammensetzung soll noch durch verschiedene Analysen genauer festgestellt werden. (Ber. d. d. chem. Ges. 17, 219. J Auf analoge Weise stellte M. Fremery ArseilWOlframsäure dar. Dieselbe bildet gelbe, luftbeständige Kiystalle in der Form sechsseitiger Tafeln. fBer. d. d. ehem. Ges. 17 ^ 29(i.J Prof. von Pettenkofer, A. Baeyer und Gl. Zimmermann berichten über die Reinigung des bekanntlich von ruchloser Hand besudelten Liebig -Denkmals. Die Flecke waren hervorgerufen durch eine Silbernitratlösung, der etwas Kaliumpermanganat beigemischt war. Dieselben wurden mit einer Pasta aus gemahlenem Porzellan- thon, welche mit Schwefelammonium getränkt war, zur Ueberführung in die entsprechenden Schwefelverbindungen bedeckt. Dieselbe wurde nach 24 Stimden erneuert und abermals einen Tag liegen gelassen; dann wurden die Flecken mit "Wasser abgewaschen und mit einer Cyankaliumpasta bedeckt und event. dies Verfahren noch- mals wie der holt. Die Reinigung gelang vollständig. fBer. chem. Ges. 17, 230.J Uel)er die Hydrate des Cobaltclilorürs und über die Ursaclie der FarbenYcrseliiedenlieit dieses Salzes berichtet A. Potilitzin. Es ergeben sich aus seinen Untersuchungen ausser dem sechsfach gewässerten Cobaltchlorür CoCF -f GH^O von rother Farbe noch zwei bestimmte , krystallinische Hydrate. Das eine, CoCP + 2H^0, ist rosenroth mit einem Stich ins \nolette; es bil- det sich aus dem sechsfach gewässerten bei 45 — 50°, oder bei gew()hnl icher Temperatur über Schwefelsäure; das andere, CoCl^ + H^O, ist dunkelviolett und entsteht aus dem zweifach gewässer- ten beim Erwärmen desselben bei ca. 100" oder aus CoCl^ -{- 6H*0 beim Yerdampfen einer alkoholischen Lösung bei 95". fBer. d. d. chetn. Ges. 17, 276.J Den verschiedenen, ausgezeichneten Methoden zur Erkennung und Bestimmung von Jod neben Chlor und Brom hat J. Krutwig noch eine Trennung von Jod und Clilor auf trockiiem lVeg:e hinzugefügt. Erliitzt man nämlich ein trocknes Gemisch von Jod- kalium imd Kaliunibichromat im üeberschuss, so entweicht das Jod vollständig nach folgender Gleichung: Kohlensaure. — Syuthoöo J. riiiciidias. — l]rasiliii. — Nitroortliotoliudin. 237 6KJ + 5K'-^Cr20^ == 6J + Cr^O^ 4- SK^CrO^. Um also ein Geraisch von KJ und NaCl zu trennen, erhitzt man dasselbe mit K^Cr^O'' im Porzellantiegel. Das Jod lässt sich durch den Gewichtsverlust oder durch Wägen des gebildeten Cr^O'' (NaCl und K^CrO* werden ausgelaugt) bestimmen. In der vom Chromoxyd abfiltrirten und mit HNO^ angesäuerten Lösung wird das NaCl durch ÄgNO^ bestimmt. fBer. d. d. ehem. Ges. 17., 341. J Feste Kohlensäure erhält man H. Landolt zufolge sehr leicht, indem man an die Ausströmungsöffnung der bekannten mit flüssiger Kohlensäure gefüllten eisernen Flaschen einen wollenen Beutel befestigt, der durch Zusammenziehen einer eingenähten Schnur sich schliessen lässt. Schraubt man das Ventil auf, so entweicht unter starkem Zischen vergasende Kohlensäure durch die Poren des Tuches, während die feste auf der Innenseite sich festsetzt und gesammelt werden kann. Presst man die feste Kohlensäure in starkwandigen Formen, so erhält man Kohlensäurecylinder, die das Aussehen von Schreibkreide und auch ungefähr die Härte derselben besitzt. Die Vergasung der comprimirten Kohlensäure findet verhältnissmässig sehr langsam statt. Das spec. Gew. ergab sich zu nahezu 1,2; wirft man die com- primirte CO^ in Wasser, so sinken grössere Stücke in der That sofort unter, während kleinere durch die sich entwickelnden Gasblasen ge- hoben werden und auf dem Wasser, ohne von demselben benetzt zu werden, schwimmen. fBer. d. d. ehem. Ges. 17., 309.J Die Synthese des Piperidins bewerkstelligte A. Laden - bürg durch Einwirkung von Natrium auf eine alkoholische Lösung von Pyridin, wobei dieses zum Theil in Piperidin übergeht. fBer. d. d. ehem.. Ges. 17, 156.) Das reine Brasilin, welches M. Wiedemann aus dem Eoh- brasilin des Handels darstellte, bildete vollkommen weisse, atlas- glänzende, zarte Nadeln von der Formel C^^H^^O^. Erhitzt man dasselbe mit amorphem Phosphor und Jodwasserstoffsäure (von 1,5 spec. Gew.) mehrere Stunden lang am Rückflusskühler, so erhält man Brasinol C^^H^^O'* als dunkelbraunes, amorphes Pulver. fBer. d. d. ehem. Ges. 17, 194.J Ein neues Nitroorthotoluidin vom Schmelzpunkte 107*^ erhielten E. Nölting und A. C ollin beim Nitriren von Orthoto- luidin in 10 Theilen Schwefelsäure. Dasselbe krystallisirt in mono- symmetrischen Prismen und zwar oft in ausgezeichnet grossen und gut ausgebildeten Gestalten, von hellgelber Farbe und hat die Con- 12 5 stitution C^H^OHCH^NO^, da es durch Reduction mit Zinn und 1 2 5 Salzsäure Metatoluylendiamin C^H^NH^CIISNH^^ liefert. 238 Beitr. z. Kenntn. d. Sarkosins. — Vanillismus. — Eeissner's Vaccine-Pulver. Die Verfasser stellten auch noch eine Reihe von Abkömm- lingen des Nitroortliotoluidins dar, unter anderen Nitroorthokresol C'H^OHCH^NO^, ferner Bibromnitrokresol und Amidokresol. (Ber. d. d. ehem. Ges. 17, 26S.J Einen interessanten Beitrag zur Kenntniss des Sar- kosins bringt F. Mylius, indem er constatirte, dass beim Erhitzen des Sarkosins (215 — 220°) nur ein Theil nach der Gleichung: C3H^N02 = (CH3)2HN + CO^ sich in Dimethylamin und Kohlensäui-e spaltet, während ein ande- rer Theil einfach durch "Wasserabspaltung in Sarkosinanhydrid übergeht : C^H^NO^ = C3H5NO -I- H20. In der Eetorte bleibt ein kaum gelblich gefärbtes Oel zurück, welches durch Destillation als weisse bLättrige Krystallmasse erhalten wird. Durch Umkrystallisiren aus Alkohol erhält man dieses Sar- kosinanhydrid in farblosen Prismen, die bei 149 — 150" schmelzen. fBer. d. d. ehem. Ges. 17, 286. J C. J. Yermisclltes. Yanillisnins nennt Dr. Layet in Bordeaux Kj-ankheitserscheinungen , welche er an den, mit dem Sortiren der Vanille schoten in den Magazinen von Bordeaux beschäftigten Arbei- tern beobachtet hat. Zuerst entsteht Jucken im Gesicht und Hän- den, neben dem lebhaften Gefühl des Brennens. Die Haut wird roth, schwillt an und schuppt sich nach einigen Tagen ab. Oft sind diese Erscheinungen begleitet von dem Gefühl allgemeiner Unbehaglich- keit, Schwindel, Steifheit und Muskelschmerzen. — Die Hauterschei- nungen werden d\u-ch einen Acarus hervorgerufen, welcher in der Form eiaes kleinen weissen rundlichen Körpers, durch blosse Berüh- rung jene Erscheinung hervorruft. Die gesclülderten nervösen Er- scheinungen hat Layet am häufigsten bei solchen Arbeitern beobachtet, die mit der Sortirung der gewöhnlichen Vamllearten beschäftigt waren und glaubt sie der Einwirkung des öligen Saftes zuschreiben zu müssen, welcher die Körner im Innern der Hülse einhüllt. fB. M. Z. 1I84.J Bas Reissner'sche Vaccine - Piilyer. — Die Impfung mit diesem Pulver wird von Dr. 0. Hager als die vorzüglichste aller Vaccinationsmethoden empfohlen und soll die Darstellung desselben nur geringe technische Schwierigkeiten bieten. Die Pusteln der Kälber werden 5mal 24 Stunden nach der Impfung durch eine Klemmpincette am Boden abgequetscht und der über der Pincette befindliche Theü der Pustel so lange mit eiaer Lanzette abgeschabt, als sich noch flüssige Lymphe zeigt. Auf diese Weise erhält man die bei Kälbern sehr zähe Lymphe nebst den Zellen der „ malpighischen Haut" (dem Schleimnetz resp. mittleren Hautschicht). Die so gewon- nene Lymphe wird nun auf Glasplatten ausgebreitet und in einem Eiweisses im Urin. — Haplococcus reticuiatus. — Kuhpockenimpfstoff. 239 Schwefelsäure -Exsiccator 1 — 2 Tage ausgetrocknet, zerrieben und bis zur Verwendung im Exsiccator bewahrt. Kurz vor dem Ge- brauch wird es mit Wasser, Glycerin oder einem Desinficiens ange- feuchtet und hat H. beobachtet, dass das Pulver selbst nach einem Zusatz von 4 % Carbolsäure , 0,1 % Sublimatlösung sich wh'ksam erwies. fD. M. Z. SjSd.J Der Nachweis des Eiweisses im Urin gelingt, nach Prof. Johnson, am sichersten, schärfsten und zugleich am einfachsten mit einer gesättigten wässrigen Lösung von Pikrinsäure. Dieselbe fällt auch die geringsten Spuren von Eiweiss bei gewöhnlicher Tem- peratur als gelben Niederschlag, der sich beim Erwärmen nicht löst, wie dies das Pepton thut, für welches daher dieses Eeagens sehr zu empfehlen ist. fJ). M. Z. 7JS4.J Haplococcus reticuiatus, ein neuer Schleimpilz im Schweinekörper. — Zopf in Halle fand in Schweinefleischproben, welche die sogen. Miescher'schen Schläuche (SjTichytrium Mischeri- anum) enthalten sollten , einen ganz anderen in den Muskeln in grossen Mengen angesiedelten Parasiten vor, von welchem er fest- stellen konnte , dass er den Charakter niederer Schleimpilze hatte und 3 Entwicklungsstufen bildete: eine Amöben form, eine Spo- rangienform und eine Dauersporenform. — Yon 703 unter- suchten Schweinen enthielten 396 diesen Haplococcus. fD. M. Z. Die künstliche Züchtung des Kuhpockenimpfstoffes. — Dr. Quist in Helsingfors ist das gelungen, was zahlreiche Forscher vergeblich erstrebt haben, — die künstliche Züchtung des Yaccine- giftes. — Die Nährlösungen, welche er bei seinen Versuchen an- wandte, sind: 1) Einderblutserum 1 Theü 2) Einderblutserum 2 Theüe Glycerin .... 1 - Glycerin . . . . 1 - Aqua destill. . . . 1 Aq. dest 2 - Kalium carb. . . . /soo " Kaliiun carbon. . . 1 /400 3) Hühnereiweiss . . 1 Theü 4) Hühnereiweiss 1 Theü Glycerin .... 1 - Mucü. gummi arab. 6 - Decoct. rad. Althaeae 4 - Kalium carb. . . 1/ .60 Kalium carbon. . . /l50 " 5) Ammon. tartar. . . 1 Theü Kalium carb. . . • • ^5 - Kalium phosphor. • • ;/io - Magn es. sulfuric. . • • /50 " Calc. chlorat. . . -100 Aq. dest. . . . . . 100 - Glycerin . . . . . 30 - 240 Iiifcftiosität d. Milch peiisücht.Kühe. — Milulisokietion. Ilippm's. Natrium. Von diesen erwiesen sich die 4 ersten, nachdem sie sorgfältig sterilisirt waren, als passende Nährböden. Das Ucbertragungsmate- rial waren kleine Epidermissclmppen von der circa 8 — 10 Tage alten, im Vertrocknen begriffenen Pustel oder kleine mit Vaccinal- lymphe imprägnirte Stückchen sterilisirten Badeschwammes. Die Kulturen werden auf flachen Uhrgläschen oder kurzen Probirröhrchen von 1 — 1^/2 C. C. Weite vorgenommen ; erstere werden offen unter eine Glasglocke gestellt, unter welcher für genügende Feuchtigkeit gesorgt war, letztere wurden mit einem paraffinirten Kork verschlos- sen. Verfasser hat nun mit den aus diesen Herdon hervorgegange- nen Kulturen , die sich als feine Scliüppchen an der Oberfläche der Kullurflüssigkeit gezeigt haben sollen , nach 8 Tagen bis 4 Wochen Impfungen vorgenommen, die sämmtlich von Erfolg begleitet waren. (D. M. Z. 9m.) lieber die Infectiosität der Milch perlsiiclitiger Kühe. Dr. Ferdinand May aus München hat sowohl mit der Milch perlsüchtiger Kühe, wie mit künstlichen tuberculösen Flüssigkeiten Versuche angestellt und gefunden, dass, sobald diese Flüssigkei- ten, wenn auch nur bis zum Aufwallen, erhitzt worden waren, sämmtliche Infectionsversuche mit denselben erfolglos blieben. Er erklärt den Widerspruch, in welchem er sich durch diese That- sache mit vielen Anderen befindet dadurch, dass es ein grosser Un- terschied sei, ob Flüssigkeiten oder dicke Knoten, in denen das tuberculöse Gift suspendirt sei, gekocht wurden und zieht aus seinen zahlreichen Versuchen den Schluss, dass gekochte Milch ohne Sorge zu allgemeinem Genuss empfohlen werden könne, denn erstens sei die Virulenz derselben überhaupt eine seltene, und zweitens würde eine solche durch Kochen sicher zerstört. (D. M. Z. 9J84.J Um die Milchsekretion zu hemmen empfiehlt Verrall drei- mal täglich Gaben von 0,5 Kalium jodatum mit 0,03 Chinin. (D. M. Z. 9I84.J P. Hippursaures Natrium wird vermöge seiner von Dr. Gar- rod beobachteten Eigenschaft, im Contact mit Harnsäure letztere zu zersetzen, zur Anwendung in solchen Krankheiten empfohlen, deren Ursache in einem Ueberschiiss von Harnsäure im System liegt, wie bei manchen Nierenkrankheiten. Angewendet wird das Salz in l^rm von Pulver oder Lösung ; nach Peter Boa empfehlen sich flüs- sige Mischungen nach folgenden Formeln: Rp. Natrii hippur. 5,15 Lith. carbon. 1,55 Gh-cerini 15,00 A. Cinnamom 240,09 S. 1/8 auf einmal zw nehmen. Analysen veiscbicd. Pcclisoileu. — Abfuhr, u. bla.scnzieb. Princ d. Crutonölc;. 24 1 Rp. Natrii hippur. Kalii citric. Syrup. spl. Aq. Menth, pip. 7,5 11,5 24,0 180,0 S. Esslöffelweise zu nehmen. (The Pharm. Journ. and Transact. December 29. pag. 606. J M. Vergleichende Analysen verschiedener Fechsorten zum Zwecke annähernder Identiflcirung der Handelssorten hat Da- vies unternommen und deren Resiütate in folgender Tabelle zusam- mengestellt; zui' Bestimmung des in Petroieumäther löslichen Thei- les wurden 15 g. der wenn möglich gepulverten Substanz 10 Mal nach einander mit je V2 Unze Petroleumäther ausgekocht und der Rückstand auf dem Filter gewogen; die Schwefelbestimmung ge- schah bei den pulverisirbaren Sorten durch Zusammenschmelzen mit Soda und Salpeter, bei den zähen dui'ch Kochen mit rauchender Salpetersäure und Fällung mit Baryt. c S i 2 ® _ Benennung der 1^ 'S <0 Ct-I X» © CO 5 0^ übst oleui slösl lin sehe tanz. Handelssorte. 00 _J3 cS'-'^ bü _ +^ chwefe organi Subsi r-l C3 O- =3 o-^1 w Holztheerpech Nr. 1 . . 24,44 75,56 0,20 0,69 24,49 75,51 0,69 Holztheerpech Nr. 2 18,70 81,80 1,06 0,41 18,90 81,10 0,41 Holztheerpech Nr. 3 15,86 84,14 0,48 0,59 15,94 84,06 0,59 Eosin -Pech . . . 86,94 13,06 0,08 0,26 87,45 12,55 0,26 Stockholmer - Pech . 91,46 8,.54 0,84 0,015 92,23 7,77 0,015 Stearin - Pech . . 71,05 28,95 5,50 0,04 75,18' 24,82 0,04 Tiinidad-Pech . . : 36,24 63,76 37,76 3,47 58,22 41,78 5,35 Fein Syrisches Pech 48,16 51,84 0,68 6,13 48,49 51,51 6,17 Gering Syrisches Pech 49,68 50,32 2,64 5,65 51,02 48,98 5,80 Amerikanisch. Pech Nr. 1 | 65,64 34,36 0,60 0,62 66,03 33,97 0,62 Amerikanisch. Pech Nr. 2 ' 63,62 36,38 0,26 0,85 63,78 26,22 0,85 A^al de Ti-avers Pech . 9,76 90,24 90,24 0,41 100,00 keine 2,74 Burgunder Pech . 99,04 0,96 0,14 kein 99,18 0,82 kein (The Chemist atid Bruggist. XXV. 10. pag. 504.J M. Das abführende und das blasenziehende Princip des Crotonöls. — Wie Harold Senier bereits 1878 veröffentlichte, lässt sich das gepresste Crotonöl in einen in Weingeist unlöslichen und einen darin löslichen Theil zerlegen, wenn man auf 6 Thle. Crotonöl mindestens 7 Thle. Weingeist nimmt, während mit dem 242 Guachamaca. — Vergiftung mit Coffein. — Calciiimhydrat in Wasser. gleichen oder geringeren Volumen das Crotonöl sich bei jeder Tem- peratur mischt. Nach den Arbeiten von Harold Senier und den physiologischen Versuchen von John Meek ^\ärkt der in Weingeist unlösliche Theil des Oeles lediglich purgirend ohne irgend eine NebenAvii'kung , während der in Weingeist lösliche Theil gar keine purgirende Wii'kung zeigt, sondern eine von Uebelkeit begleitete heftige Reizung der Verdauungsorgane hervorruft. Um eine rein j)urgii'ende AVirkimg zu erzielen, würde es sich deshalb empfehlen, das Crotonöl mit einem Ueberschuss von Weingeist auszuschütteln. Der in Weingeist lösliche Theil des Crotonöls ist bei 17" C. braun und hält eine Menge beim Erwärmen in Lösung gehender, nadeiförmiger Krystalle in Suspension, zeigt den charakteristischen Crotonölgeruch , anhaltend brennenden Geschmack und erzeugt auf der Haut rasch Pusteln. Das blasenziehende Princip harrt noch sei- ner Isolirung, doch ergeben die Versuche Senier's, dass dasselbe in jenen Fettsäuren zu suchen ist, die den niedersten Schmelzpunkt zeigen, mit Alkalien sich am langsamsten verseifen, dagegen bei Zer- setzung der Seife durch Säure zuerst frei werden. fThe Pharm. Journ. and Transact. Becember 8. 'pag. 446.] M. Das Extrakt von (xuacliamaea , einer amerikanischen Apo- cynee, empfiehlt sich nach Schipper als Substitut für Curare, des- sen Wirkungen es zeigen soll ohne dessen Gefaliren bei der An- wendung, ganz besonders ohne auf die Eespirationsmuskeln einzu- wirken. Angewendet wird das Extrakt aus der Rinde; 10 Miliig. davon einem Manne subcutan injicirt bewirkten lokal ein leichtes Oedem, als allgemeine Symptome einen anfangs leichten, dann tie- fen Schlaf von 2 ^2 — 3 Stunden ohne weitere Nachwirkungen nebst schwacher spasmodischer Contraction der Muskeln, ohne dass jedoch Respiration und Circulatiou irgendwie beeinHusst wurden. (Ameri- can Bruggist. Janziar. pag. 12.J M. Eine Vergiftung mit CoifeYn kam nach The Practitioner vor durch Verwechslung eines granulirten coffeinhaltigen Brause- pulvers mit reinem Coffein, von dem Patient 1 Drachme auf einmal einnahm; nach 15 Minuten stellte sich Brennen auf der Brust ein und Schwindel, Erbrechen, Purgiren mit Schmerzen im Unterleib; Verstand klar, Piüs 120 und CoUaps. Thierkohle, Amj'lnitrit und Aether hatten vermehrtes Erbrechen zur Folge, worauf Nitroglycerin in Dosen von 0,025 nebst Digitalis verabreicht wurden. Nach 9 Stunden war der Collaps beseitigt und nach 3 Tagen Patient genesen. (American Bruggist. Januar, pag. 9.J M. Löslicbkeit des Calciunihydrates in Wasser bei yer- sehiedener Temperatur. — Ueber die Lösliclikeit des Calciuni- hydrates in Wasser schwanken die Angaben ziemlich beträchtlich; Vegetab. Talg v. Singapore. — Anilinfarbe mit Zuckerkrystallen verfälscht. 243 bi 15° C. soU sich dasselbe lösen in 500 bis 781 TUn., bei 100<>C. in 1270 bis 1500*' C. In folgender Tabelle hat Thomas Maben die von ilim gefundenen Lösungsvorhältnisse bei verschiedener Tem- peratur zusammengestellt, wobei zu bemerken ist , dass zur Ermitte- lung des gelösten Kalkes, die Lösung mit Zehntel -Normal -Salpeter- Bäure titrirt wurde. 1 Tbl. CaO 100 Tble. Celsius löst sieb in Wasser lösen TbLi. Wasser CaO 763 0,131 5 769 0,130 10 781 0,128 15 787 0,127 20 794 0,126 25 833 0,120 30 862 0,116 40 934 0,107 50 1020 0,098 60 1136 0,088 70 12.50 0,080 80 1370 0,073 90 1587 0,063 99 1667 0,060 (The Pharm. Journ. and Tranmet. Beceml. 29. pag. 505.) M. Vegetabilischer Talg Ton Singapore. — Schon seit Jah- ren wird über Singapore ein vegetabilisches Fett als Schmiermaterial für Dampfmaschinen nach England eingeführt, das nach Untersuchim- gen von Holmes, dem Curator des Museums der englischen pharma- ceutischen Gesellschaft auch für medicinische Zwecke sich gut eig- nen soll. Nach Berichten aus Indien soll das Fett von einer Art Hopea stammen, wogegen Thiselton Dyer nachweist, dass die Stammpflanze Sapotaceus ist aus der Familie der Sapotaceae, die überhaupt reich ist an Pflanzen, die fettreiche Samen liefern, wie z. B. die bekannte Sheabutter von der Sapotacee Butyrospermum stammt. Nach Holmes zeigt dieses Pflanzenfett einen angenehmen Muss- Geruch und -Geschmack, wird sehr schwer ranzig, schmilzt bei 43° C. und soU sich "wde Cacaobutter besonders zu Suppositorien und ähnlichen Zubereitungen eignen. {The Pharm. Journ. and Tramact. Nov. 24. pag. 401. Beehr. 15. pag. 462.J M. Anilinfarbe mit Zuckerkrystallen rerfälsclit. — Eine Probe • von Magentaroth , von einer englischen Firma entnommen, 244 Ciiliforijisch.es Üliveuöl. — Gepulvert. Ocliseuljlul z. kiinstl. Eruälirung. enthielt nach Drap er eine Menge kubischer Krystalle, die in Wein- geist sich nicht lösten und sich als Zuckcrkiystalle erwiesen, die durch Roseine etwas dunkler als das Rosanilinchlorid gefärbt waren, dagegen so schwach mit Farbe überzogen, dass sich diese mit den Fingern leicht abreiben liess. Der so beigemischte Zucker betrug nicht weniger als 75 7o' f^he Pharm. Journ. and Tranmet. Novbr. 211. pag. 402. J M. Califorilisches Olivenöl. — Der durch seine Musterform bei Hollister in Californien bekannte Ellwood Cooper, der u. A. die Eucalyptusbäume zuerst in Californien einfülu-te, deren seine Farm allein 150000 Stück zählt, hat sich in den letzten Jahren das Ver- dienst erworben, auch die Olive in grösserem Maasstabe anzupflan- zen und speciell ein feines Oel zu produciren, welchem Zweck sich sämmtliche mustergiltige Einrichtungen anpassen. Bezeichnend ist dabei für amerikanische Gewohnlieiten , dass Cooper es für nöthig gehalten hat, alle Raucher und nach Tabak riechenden Personen diu'ch Warnungstafeln von den Fabrikräumen fernzuhalten und keine Arbeiter zu verwenden, die liegend wie dem Tabakgenuss huldigen. Die Ernte eines Baumes beträgt in guten Jahren durchschnitt- lich 20 Gallonen Früchte, woraus 3 Gallonen Oel gewonnen werden, was für den Acre einen Ertrag von 800 Dollars jährlich abwirft. Die Gesammtmenge des producirten Oeles betrug im letzten Winter bei dem relativ geringen Älter der Bäume 14000 Quart. fOil., Paint and Drug Reporter. — The Pharm. Journ. and Tramact. Be- cember 15. paff. 408.J ^^ Verwendung von gepulvertem Oelisenblut zur künst- lichen Ernährung. — Dr. Guerder empfielüt statt des von Du- jardin-Beaumetz und Debove bekanntlich mit sehr gutem Erfolge bei der künstlichen Ernährung verwandten Fleischpulvers aus folgenden Gründen Ochsenblutpulver zu nehmen. Das gepulverte Ochsenblut lässt sich zu einem geringeren Preise herstellen wie das Fleisch- pulver; es besitzt einen höheren Nährwerth, da es gut getrocknet das siebenfache Gewicht des frischen Blutes repräsentirt und kräfti- ger als Fleischpulver ist; auch übt es eine ausgesprochene stimu- lirende Wirkimg auf den Verdauuugsapparat und den ganzen Orga- nismus aus. Verf. gab das Blutpulver 51 kranken und gesunden Personen. 44 vertrugen es sehr gut und fuhren mit seinem Gebrauche ohne jede Unzuträglichkeit mehrere Wochen lang fort. Dagegen gaben 3 (Typhusreconvalescenten) das Pulver unter Erbrechen von sich; die 4 übrigen (Bleichsüchtige) verdauten das Pulver, allerdings unter Magenbeschwerden. Der manchen Personen widerstehende Geschmack des Blutpulvers lässt sich leicht dui-ch ein aromatisches Pulver ver> decken. Fleisclipulver u. Fleischsaft. — Eisenjodürlösung. 245 Verf. verordnet in der Regel für Kinder dreimal täglich 7 bis 8 g. und für Erwachsene 20 bis 25 g. des Pulvers dreimal täglich zu nehmen. Diese Dosen werden im allgemeinen gut vertragen imd genügen zu einer schnellen AViederherstellung des Organismus. Die Bereitung des Blutpulvers verlangt grosse Sorgfalt. Frisches defibrinirtes Ochsenblut wird 4 bis 5 Stunden auf dem Dampfapparate erhitzt mid dann langsam in einem Strome warmer Luft bei einer Temperatur von 40 bis 55" getrocknet; diese Arbeit erfordert min- destens 3 Tage. Diese Zeit Hesse sich abkürzen, wenn man die weiche Masse des eingekochten Blutes in Ijeinen zusammenpressen wollte, aber dieses Verfahren hat den Nachtheil, dem Blute die löslichen Theile zu entziehen, besonders die salzigen Stoffe, deren Gegenwart eine ■wichtige Rolle bei der Lösung und Verdauung der Eiweissstoffe spielt. Verf. schreibt wenigstens zum Theil seiner Bereitungsweise, bei der die Salze nicht entfernt werden, die mit dem Pulver erlangten guten Resultate zu. Das getrocknete Blut erscheint als mehr oder minder voluminöse Klümpchcn, die zu einem feinen Pulver zerrie- ben werden , aus dem dann im Trockenschrank noch jede Spur von Feuchtigkeit verjagt wird, was die Aufbewahrungsfähigkeit sichert. Das Blutpulver wird zur Zeit der Mahlzeit in kalten Flüssigkeiten AVasser, Wein, Milch oder schwarzem Kaffee genommen. Wärme bringt den eigenthümlichen Geruch des Pulvers zum Vorschein und macht es so weniger angenehm zu nehmen. (Repertoire de Pharma- cie. Tome 11. JVo. 7. pag. 315. Bull, de The'rap.J C. Kr. Fleisch pul ver und Fleisclisaft. — Ch. Moniere lässt zur Herstellung von Fleischpulver in kleineren Quantitäten gutes Ochsen- fleisch in dünne Scheiben schneiden, dieselben mit Zucker bestreuen und in der Sonne oder im Trockenschrank austrocknen (hierbei dürfte letzterer wohl meist vorzuziehen sein). Das Trocknen dauert nur eine verhältnissmässig kru-ze Zeit; das so erhaltene graue Pul- ver lässt sich aufbewahren und wird von den Kranken gern genom- men. Fleischsaft lässt sich schon mit einer kleinen Presse erhalten, doch eine doppelt so grosse Menge Saft erhält man, wenn man vsde Moniere verfährt: er bringt nämlich das feingehackte Fleisch in einer gutschliessenden Büchse aus Weissblech eine Viertelstunde lang in kochendes Wasser. Man erhält so einen Saft von guter Beschaffen- heit, der sich einige Tage lang aufbewahren lässt. (Repertoire de Pharmacie. Tome 11. No. 7. pag. 290. J C. Kr. Unveränderliche Eisenjodürlösung. — Izard theilt im Bull. Soc. pharm, sud-ouest mit, man könne schon allein dadurch, dass man der Eisenjodürlösung, sobald das Jod mit dem Eisen sich verbunden hat, einige Tropfen Alkohol zusetzt, die Lösung vor Zer- 246 ßüctersctäü. Setzung schützen; denn der Sauerstoff -wirkt zunächst auf den Alkohol, verwandelt denselben in Aldehyd und wird so die oxy- dirende Wirkung des Sauerstoffs vom Eisenjodür abgehalten. (Ri- pertoire de Pharmacie. Tome 11. No. 6. pag. 255 J C. Kr. C. Bücherschau. Bereitung und Prüfung der in der Pharmacopoea Ger- manica editio altera nicht enthaltenen Arzneimittel. Zugleich ein Supplement zu allen Ausgaben und Kommentaren der deutschen Reichs -Pharmacopoe. Zum praktischen Gebrauche bearbeitet von 0. Schlickum, Apotheker. Mt zahlreichen Holz- schnitten. Zweite Lieferung. Leipzig, Ernst Günther's Verlag. Preis 2 Mark. Im Septemberheft des Archivs vom vorigen Jahre ist das Schlickum- sche Supplement ausführlicher besprochen worden. Die vorliegende zweite Lieferung bringt zunächst noch eine Anzahl Extracte, dann eine ganze Reihe Eisenpräparate, und weiter die Flores, Fructus, Herbae, um mit Herba Vir- gaureae zu schliessen. Die Charakteristiken der Blüthen und Kräuter, die Angaben über Verwechslungen , Einsammlung etc. derselben sind scharf und präcis, die hier eingefügten Abbildungen sind aber zum grössten Theile von nur massigem Werthe. Dresden. G. Hof mann. Von Köhler' s Medicinal- Pflanzen in naturgetreuen Abbildun- gen mit kurzem, erläuterndem Text ist die dritte und vierte Lie- ferung ausgegeben. Sie bringen uns auf den acht Tafeln : „Cannabis sativa L., Brassica nigra Koch und Brassic. Napus oleifera DC, Atropa Belladonna L., Hyoscyamus niger L., Amica montana L., Linum usitatissim. L. u. Tilia ulmifol. Scop. in gleich naturgetreuer und künstlerischer Ausführung, wie die beiden ersten. Man kann die Abbildungen sowohl der ganzen Pflanzen , wie auch der beigefügten wichtigere Organe nur mit hoher Befriedigung betrachten. Sie werden das Studium der Botanik sicher ausserordentlich erleichtern und es wäre , zumal der Preis nicht hoch gegriffen , sehr zu wünschen , dass das schöne Werk in keiner Apotheke, namentüch in solchen nicht fehlte, in de- nen Lehrlinge ausgebildet werden. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass das Interesse für diesen Zweig des "Wissens gerade bei den Apothekern ge- gen früher zurückgetreten und daher auch erklärlich, wenn bei den Prüfun- gen der Lehrlinge das Ergebniss in Betreff der Botardk meist nur eben genügt. Steht diesen aber ein solches Handbucli zui- Verfügung, so können sie sich auch in püanzenarmer Gegend mit den officineUen Pflanzen be- kannt machen und mit grösserem Selbstvertrauen den Examinatoren gegen- übertreten. Jena, Februar. Dr. Bertram. Büclierscliati. 24? Von der „Gaea, Zeitschrift zur Verbreitung naturwissenschaft- licher und geographischer Kenntnisse", liegt uns das erste Heft ilires zwanzigsten Jahi'gangs vor. Dass dieselbe es verstanden hat, sich zwei Decennien hindurch ihren Leserkreis zu erhalten und zu verbreitem, documentirt hinläno;lich den "Wcrth und die Bedeutung derselben und dürfte eine besondere Empfohlung über- flüssig machen. Die Namen der Mitarbeiter bürgen dafür, dass auch der neue Jalirgang sich den vorangegangenen bezüglich seines wissenschaftlichen Inhaltes würdig anreihen und den ausgesprochenen Zwecken förderlich sein wird. In dem ersten Hefte finden wir an Originalarbeiten eine Abhandlung über Nordlichter und Stationen zur Beobachtung derselben von Dr. Ph. Mül- ler, eine dergleichen über das Anemometer der Station auf dem Sentis von Dr. Maiu-er, ferner über den Ursprung der atmosphärischen Electricität u. s. w. Jena, Februar 1884. Dr. Bertram. Kurze Anleitung zur Maassanalyse mit specieller Berücksich- tigung der Vorschriften der Pharmacopöe, bearbeitet v. Dr. Lud- wig Medicus, Professor an der Universität "Würzburg. Zweite Auflage. Tübingen 1884. Verlag der H. Laupp'schen Buch- handlung. Die vor etwa einem halben Jahre erschienene erste Auflage dieses "Werkchens hat im Archiv (Bd. 221, 395) eine eingehende Besprechung ge- funden. Es genügt deshalb, hier darauf hinzuweisen, dass die demselben in Aussicht gestellte freundliche Aufnahme eine Thatsache geworden ist, wofür die so schnell folgende zweite Auflage den besten Beweis Uefert. Der Preis von 2 Mk. 40 Pf. darf als ein ganz massiger bezeichnet werden, da die Aus- stattung in Bezug auf Druck imd Papier eine gute ist. Geseke. Dr. Carl Jehn. Die Pflanzen der Pharmacopoea germanica, botanisch erläu- tert von Dr. Chr. Luerssen, Docent an der Universität Leipzig. Leipzig, Verlag von Hessel. Der Verfasser hat sich in vorliegendem "Werke die Aufgabe gesteht, den Pharmacie und Medicin Studirenden eine rasche Orientirung auf diesem Felde zu ermöglichen und sich darauf beschj-änkt, seinem umfassenden Hand- buch der Botanik (2 Bde. Leipzig 1879 — 82) den die officineUen Familien, Gattungen und Arten betreffenden Text zu entnehmen und unter Berück- sichtigung der neueren Forschung gleichzeitig zu einem Grundriss der Bota- nik zu gestatten. Er unterscheidet im Pflanzenreiche. 2 Abtheilungen und fünf „Hauptgruppen." Zu den ersten den Sporophyten, Sporenpflanzen, Cryptogamen gehören 1) die Thallophyten. Lager- oder Laubpflanzen — Algen, Pilze mit Einschluss der Flechten — , 2) die Muscineen — Le- bermoose und Laubmoose — und 3) die „Pteridophyten", Farnpflan- zen — Farnkräuter, Schachtelhalm imd Bärlappe. — In die zweite Abthei- lung: die Spermaphyten , Samenpflanzen, fallen als erste Gruppe die Gym- nospermae, Nacktsamige Blüthenpflanzen — Cycadeen, Coniferen und Gne- 248 Bücherschau. taceen — und als letzte Gruppe die Angiospenuen , bedecktsamige Blüthen- ptlanzen — Monocotyledoneu und Dicotyledonen. Auf pag. 4 bis 108 werden zunächst die Thallophyteu — Algeu, Pilze und Flechten eingehend besprochen , ihre ungeschlechtliche und geschlecht- liche Fortpflanzung, ihr Aufbau, ihre Systematik behandelt und das Verständ- niss durch vortreffliche, anatomische, zum Theil den berühmtesten Lehr- büchern entnommene Zeichnungen imterstützt. Seite 108 — 133 handelt von der Gruppe der Moose und wird auch die Bildung des Vorkeims, die unge- schlechtliche und die geschlechtliche Fortpflanzung durch Aetheridien und Archegonien , der Unterschied zwischen Leber und Laubmoosen, deren Ein- theilung und Gruppirung erläutert. Hierauf folgen die Farnkräuter pag. 136 bis 183. Der Verfasser bespricht hier zunächst die Vorbereitung derselben, die "Wachsthumsverhältnisse, den Aufbau, Stamm und Blätter mit ihren Ge- fässbündeln und geht dann über zu den Sporen und Sporangien. Auf pag. 141 finden wir Zeichnungen von den je nach Gattungen und Arten charakteristisch gestalteten Gruppen — Sori — , auf den folgenden dergleichen die Bildung der Sporen und Sporangien, des Vorkeims und die Befruchtung beti'effend, nach Strassburger, De Bary, Hofmeister etc. Pag. 153 bis 183 handelt von der Eintheilung der Fanie in Ordnungen und Unter- ordnungen; auch hier sind die diese bedingenden charakteristischen Unter- scheidungsmerkmale scharf hervorgehoben und die beiden officinellen Pflan- zen aus denselben, Polypodium filix mas Sw. und Lycopodium clavat. L. genau beschrieben und die Abweichungen von den ihnen nahe stehenden Species hervorgehoben. Hierauf folgt die Besprechung der zweiten Abtheilung, der Samenpflan- zen in gleicher Gründlichkeit und Ausführlichkeit. Es werden zunächst die zur Fortpflanzung dienenden Organe und der Act der Befruchtung im All- gemeinen erörtert, specieller dann bei den versclüedenen Classen und Fa- milien, deren systematische Aufzählung sich hier anschliesst. Verfasser befolgt auch hier denselben Gang wie oben, d. h. zunächst werden die Gruppen scharf charakterisirt, darauf folgen die Ordnungen und die Unterabtheilungen und zuletzt werden die zu denselben gehörigen offi- nellen Pflanzen einer erschöpfenden Beschreibung unterzogen. Dieser folgt dann das "Weitere über Vorkommen imd Verbreitung, etwaige Verwechse- lungen, ihre Verwendung in den Apotheken und schliesslich die Angabe ihrer wichtigsten Bestandthoile. Zahlreiche Abbildungen der ganzen Pflanze, wie auch der einzelnen Organe erleichtern auch hier das Verständniss. Diese gedrängten Anfüh- rungen dürften wohl genügend auf die Reichhaltigkeit des "Werkes hinwei- sen. Dasselbe kann mit Recht nicht nur den jüngeren Pharmaceuten und Medicinem als Leitfaden bei ihren Studien empfohlen werden, es eignet sich auch zum Nachsclüagen , wenn es sich darum handelt, auf eine dies Feld beti-effende Frage Auskunft zu erhalten. Jena. Bertram. Hallo a. S. , Buchdrnckerei des Waisenhanseä. 2Z^S^ Für Apotheker empfehlen iuiit. PergtllUeutpapier, wie solches als Streifband zu vorüegender Zeitschrift benutzt ist, in Bogen 48 V-, x 76 centim. gross mit Ji 14. — pr. 1000 Bogen, in Rollen Yon ca. 5 Ko. 80 centim. breit, in g-leiclier (13) und doppelter Stärke mit ^/6. 1. — pr. Kilo. Halle a/S. Kefersteinsche Papierhandlung. '{ip' Apotheken- An- U.Verkäufe werdeu prompt und namentlich discret erledigt. Feinste Refe- renzen durch bisher erzielte viel- fache Resultate. Um geschätzte Aufträge ersucht (2) IM.Wreschiier, Berlin \., Friedrichstrasse I31d. ■Oiil Fein Olanz-Tectur-Papier sortirt in all. Farben 1 Eies frco. 8 J& Muster z. Ausw. einzeln. Farben steh. z. Dienst. 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Aus der Praxis für die Praxis geschrieben, bringt dieses "Werk erprobte Angaben über die vortheilhafteste Zusammenstellving, billigste Bereitung, zweckmässige Ausstattung und Einführung aller gangbaren und vieler neuen Handverkaufsartikel und Hausspecialitäten. Man sehe die Kritik der Ph. Centralhalle 1883 Ko. 42, Seite 487, welche sagt: „Aus der Praxis für die Praxis!" Diese den Titel erläu- ternde Bezeichnung verdient das Buch in vollständigstem Maasse, deun es ist etwas i)raktischeres , als ebeu dieses Buch, fast nicht zu ersinuen. — Die Bunzl. Pharm Zeitung sagt in Xo. 87 (Beilage) über das "Werk Folgendes: „Ein originelles Buch, wie es in dieser Ausfüh- rung miserem "Weissen nach, keine pharm aceutische Literatur besitzt. Aher zweifellos praktisch." Die Ki-itik dieser Ztschr. woUe man auf der S. 48 d. J. nachsehen. Gegen Einsendung von 6 M. liefert dieses Werk der Verfasser Ad. Vomacka (Iß) in Leitmeritz, (Böhmen). Halle a. S., Buchdruckerei des Waisenhauses. 1884. Ai)ril.^ ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheiier- Vereins. XL Jahrgang, Bd. 222, Hft. 7. (3. Eeihe, Bd. 22, Hft. 7.) Herausgegeben vom Vereins -Vorstände unter Redaction von E. Reichardt. Inhalt: A. Orieinalmittlieiluus;en. F. A. r lückig er. Indische Pharmakognosie S. 249 G. Yulpius, Ozonwasser - 268 B. Mouatsbericlit. Martenson. Acid. carbolic li- quefactum G. Vulpius. Alumeu ustum Goldammer. Aqua Calcariae , Kali causticum fusum ... Goldammer. Magnesium siü- fui'icum Seite 278 279 279 279 279 280 280 281 281 Merck, Oleum Eucalypti . . Köhler. Oleum Terehinthinae . Merck, Pilocarpinum hydi'ochlo- ricum G. Vulpius, Chlorzinkstifte B e r n b e c k . Balsamum toluta- num als Ersatz des Perubal- sams gegen Scabies .... 281 E. Schering, Bromkieselguhr . 281 R. Kiessling, Kenutniss einer ,, Fehlerquelle '' bei der Will - Varrenti-app" sehen Methode der Stickstoffbestimmung . . . 281 G.Pasqualis, Trinkbarkeit eines Wassers 282 B artoli und Papasogli, Ver- schiedene allotropische Modi- ficationen des Kohlenstoffs . 283 Bignamini, Bestimmung von Saccharose, Glvcose und Lac- tose . . . ' 283 J. W. Gunning, Wasseranalyse 284 Vogel, Bieruutersuchung (Süss- holz) 284 R. Kays er. Weinanalvse . . 285 Schmidt. Blaue Milch ... 286 E. Meissl, Calf Meal .... 286 Seite Sambuc, Milchprüfung . . . 286 0. Dietzsch, Milchuntersu- chung 286 G. A m b ü h 1 . Milchuutersuchuug 286 H.Struve, Milch 286 E. Duclaux. Milch .... 287 A. Gibson, Kumis (Galazyme) 288 F. Cohn, Kephir 288 D. Zanni, Butteruntersuchuug . 289 A. Colquheun, Thee .... 289 K. Zulkowsky, Zuckerbestim- mung 290 W. Lenz, Broduntersuchung . 290 Giacomelli, Pikrotoxin ähn- liches Ptomai'n 290 H.Maas, Fäulniss - Alkaloide . 291 Rosenthal, Borsäure .... 291 Ders., Amylniü-it 291 Ders., Fernim peptonatum . . 291 Finkler und Prior, Chininum amorphum boricum .... 291 Heckel u. Schlagdenhauf- f e n . Kola - Extract und Eüxir 292 Prochownick, Radix Gos- sypii 292 Immantiel Munk . Aspara- gin 292 Metzdorf, Bacillus der Rinder- pest 292 D unk er, Strahlenpilze (Aktino- myces) im SchweineÜeisch . 292 C. Mohr, Vorkommen der Pi- pitzahoinsäure enthaltenden Perezien in den Ver. Staaten und die Verbreitung der Arteu Seite Seite dieser Gattung in der nörd- Larger. Zurückgabe der Re- lichen Hiüfte Amerikas . . . 292 cepte durch die Apotheker . 294 C. Mohr, Peretia nana Gray . 293 De Bauque-Potdevin, Auf- Ders., Perezia A\ngthu Gray . 293 bewahrung von Blutegehi . . 293 Ders., Eucalyptus globiüus . . 293 C. Bücherschau. Torfmoos - Verband von Dr. H. Leisrink, Dr.W. H. Mielck und Dr. S. Korach . . . . E. Erlenmeyer' s Lehrbuch der organischen Chemie. Zweiter Theil. Die aromatischen Yer- I binduugeu von Dr. R. Mever, _ j Dritte Lieferung . . . \ . 296 -9^ j Schmidlin's illustrirte populäre Botanik, neu bearbeitet von Zimmermann 296 Ton dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für- den Jahrgang 18 Ji Alle Beiträge für* das Archiv sind an die Archiv - Redaction (Prof. Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Liserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden! MittheUungen an die Archiv- Verwaltung (Med. -Ass. Pusch in Dessau) einzusenden. Im Selbst\-erlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlvmg des Waisenhauses in Halle a. S. Anzeigen. Für Apotheker empfehlen iuiit. Pergaiueutpapier, wie solches als Streifband zu vorliegender Zeitschrift benutzt ist, in Bogen 48 V> x 76 centim. gross mit Ji 14. — pr. 1000 Bogen, in Rollen von ca. 5 Ko. 80 centim. breit, in gleielier (13) und doppelter Stärke mit ^M. 1. — pr. Kilo. Halle a/S. Kefersteinsche Papierhandlung. ARCHIV DERJPHARMACIE. 22. Band, 7. Heft. A. Origiualmittheiluiigeii. Indische Pharmakognosie. Von F. A. Flückiger. In der frühzeitig entwickelten Ciiltiir der vorderindischen Völker musste auch die wunderbare Pracht und Manigfaltigkeit der Pflan- zenwelt der Halbinsel zur Geltung kommen. Nicht nur die nach verborgenen Heilkräften und Giftstoffen forschenden Inder schenk- ten derselben Aufmerksamkeit, sondern auch ihre gefeierten Dich- ter wussten dem Dufte und Farbenglanze auffallender Blumen tref- fende Bilder zu entnehmen. In beiden Richtungen darf wohl dem indischen Alterthum ein feinerer Sinn und eingehenderes Ver- ständnis nachgerühmt werden als den beiden, den Orientalen sonst geistig überlegenen Völkern des classischen Abendlandes, obwohl unsere Kenntnis der betreffenden indischen Literatiu- noch lange nicht abgeschlossen ist und vermuthlich noch viele merkwürdige Thatsachen zukünftiger Forschung vorbehalten sind. Spätere viel- fältige Anlehnungen an die Griechen, welche den Indern, wie es scheint, vorzüglich durch die Araber vermittelt wiu-den, widerspre- chen wohl kaum der obigen Behauptung. Leider aber fehlt noch gar zu vieles zu einem Einblicke in diejenige älteste indische Lite- ratur, welche hier in Betracht kommt; selbst die viel genannten, nicht so früher Zeit angehörigen Werke Charaka und Susruta (Ayurvedas) sind kaum noch der Zunft der Orientalisten vom Beruf zuverlässig erschlossen. ^ In Europa war die Kenntnis Indiens bis zum Beginne des XVL Jahrhunderts äusserst dürftig. Wenn auch der Glanz und Eeichthum der mittelalterlichen Handelsrepubliken Italiens zum gu- ten Theil auf der Einfuhr indischer Producte beruhte, so unternahm es selbst die mächtigste derselben durchaus nicht, nach Indien selbst vorzudringen und nur vereinzelten Reisenden jener Nation gelang 1) Yergl. meine Pharmakognosie, p. 1020. Aich. d. Pharm. XXH. Bds. 7. Heft. 17 250 F. A. Flückiger, Indischo Pharmakognosie. es, dieses gepriesene Land zu erreichen. "Was das Mittelalter uns an pharmakognostischen Berichten, oder richtiger beiläufigen Notizen über wenige Drogen bietet, lässt sich daher, zumal unter Verwei- sung auf meine Pharmakognosie , sehr kurz zusammenfassen. Im VI. Jalirhundert , um jedenfalls weit genug zurückzugreifen, sah KOSMAS der Indien fahr er, allerdings ein Grieche und nicht ein Italiener, Sandelholz und Pfeffer in ihrer südindischen Heimat und traf dort auch die vom Osten her transitirenden Grewürznelken. Im IX. Jahrhundert zog icüED.vDBAn , Postmeister imd Polizeiminister der Chalifen in Mesopotamien , dort Erkundigungen über Campher , Cu- beben, Galanga, Pfeffer ein. Der persische Geograph istachri wusste im X. Jahrhundert ebenfalls über den seit dem Alterthum so ausser- ordentlich hoch geschätzten Pfeffer einige dürftige Nachrichten bei- zubringen. Ebenso, im XII. Jahrhundert der arabische Geograph iDBLSi am normannischen Hofe König roger's zu Palenno, welcher auch noch von indischen Drogen Cardamomen und die allerdings nicht der Halbinsel angehörigen Cubeben anführte. Dem persischen Encyclopaedisten KAs\\'rxi, um das Jahi' 1275, ist die früheste Kunde von dem ceilonischen Zimmt zu verdanken. Nur auf den Pfeffer bezog sich die einzige Notiz über Süd- indien, welche der berühmteste aller Reisendon des Mittelalters, MARCO POLO, nach seiner Vaterstadt Venedig zurückbrachte. Auf sei- nen ausgedehnten Fahrten, von 1271 bis 1295 hatte dieser aus- gezeichnete Kaufmann und Diplomat ja nicht Indien, sondern Vor- derasien und China kennen gelernt und in diesen noch weit ent- legeneren Ländern eine unendliche Fülle trefflicher Beobachtungen gemacht. Vom nächsten Jahrhundert an besuchten einige italienische Sendboten geistlicher Orden Südindien und sogar China; so berich- tete der Minorit johann von MONTEcoR^'INO 1310 aus Malabar an Ort und Stelle über Zimmt und Ingwer, ebenso 1348 johaji^n marignola, dem gleichen Orden angehörig, über das Pfeffergeschäft in Kulam oder Quüon. 1324 war ferner der Franziscaner oderico aus Porde- none in Friaul in dem malabarischen Pfefferhafen. Es war aber wieder ein venezianischer Kaufherr, mccolo de conti, von 1419 bis 1444 in Indien weilend, der durch eingehendere und treffende Be- merlamgen über die südindischen Gewürze und Farbstoffe seine Vorgänger weit übertraf, man möchte sagen, eine neue Aera eröff- nete. Es ist in der That ein Vergnügen, auch seine andei-weitigen, zwar ziemlich kurzen, Beobachtungen über Land und Leute zu lesen. F. A. Flückigcr, Indische Pharmakognosie. 251 Kaum verdient neben oonti's Bericht auch der sehr kurze Brief Er- wähnung, welcher 1499 von dem Grenuesen hieronym-ds von santo STEFANO an (den deutschen Kaufmann?) johann jakoi? maier in Beirut gerichtet wurde , denn nur Pfeffer , Ingwer , rothes Sandelholz und Zimmt von Ceilon wurden, ausser wenigen hinterindischen Produc- ten in jenem Briefe angeführt. Der Verfasser ist wohl der einzige Vertreter Genuas, welcher für unsere Zwecke in Betracht kommt; — auch ein sprechendes Zeichen der viel geringeren Bedeutung Genuas neben der Rührigkeit der Venezianer. Das Ende des XV. Jahrhunderts und die zunächst folgenden Jahrzehnte brachten endlich zum ersten Male die Flotten der euro- päischen Seemächte nach dem Pfefferlande. Die Berichte über vAsco DA gajia's berühmte Umschiffung des Caps und die Fahrt nach Indien verfehlen nicht, sehr nachdrücklich auf die damals so werthvollen dortigen Gewürze aufmerksam zu machen, gerade wie auch um dieselbe Zeit in den jenseits des atlantischen Oceans von den Spaniern aufgefundenen Ländern der Neuen Welt eifrigst und mit Glück nach Gewürzen gesucht wurde. Nachdem die folgenreichen Fahrten vasco da gama's die Herr- schaft seiner Nation in den Gewürzländern Indiens begründet hat- ten , waren es auch begreiflicherweise portugiesische Schriftsteller, welche die dortigen kostbaren Pflanzenproducte beschrieben oder doch aufzählten, die nicht in letzter Linie ihre Landsleute zu den külmen Entdeckungsreisen angetrieben hatten. Der erste derartige Schriftsteller war der Apotheker thoiias pires oder, wie er selbst abwechselnd schrieb, pyres oder pirez. Vermuthlich schon 1511 nach Indien gesandt, war er im November 1512 und Januar 1513 der portugiesischen Factorei in Malacca, zum Theil im pharmaceu- tischen Interesse, beigegeben. Im Januar 1516 richtete er aus Co- chin, wo sich die Portugiesen schon 1503 festgesetzt hatten, einen Brief an König majs-uel, worin er die Drogen aufzählte, welche in jenem aufblühenden Hafenorte zusammenströmten, sowohl solche aus Indien, wie auch die aus andern Ländern eingeführten. Später ging pires als Gesandter nach China, vermuthlich einer der ersten Euro- päer, welcher amtliche Beziehungen zu dem grossen ostasiatischen Reiche anzuknüpfen hatte. Wie pires erfahren musste, war dieses damals eine sehr missliche Aufgabe; er wurde nicht nur für lange Zeit gefangen gesetzt, sondern sogar gefoltert. Die pharmakogno- stischen Belehrungen, welche wir diesem portugiesischen Collegeu 17* 25Ö IF. A. Flückiger, Indische Pharmakognosie. verdanken, sind zwar etwas eingehender als diejenigen seiner Vor- gänger, jedoch immerhin noch dürftig genug. Weihrauch kam nach PIKES aus Arabien, sowie auch aus Orissa auf der Ostküste Voi'derindiens ; was dieser letztere Weihrauch eigentlich war, bleibt ungewiss. Opium wTU-de aus Aegypten über Aden eingeführt, doch gab es auch schon dergleichen in Cambaya (nördlich von Bombay) und Bengalen. Die Droge wurde nur von Königen und Vornehmen „gegessen", d. h. wohl geraucht. Tamarinden wa- ren , wie piuKs fand , so billig , dass man sie beinahe für ein „ ver- gelt's Gott" erhielt. Ferner traf derselbe in Cochin Aloe aus Socotra, Aden, Cambaya, Valencia in Aragonien, Sumatra. Unter den „Gomas fetidas" verstand pikes Sagapenum, Galbanum, Opopanax, nannte aber weder Ammoniacum, noch Asa foetida, erwähnte ander- seits aber die Myrrhe. Styrax liquidus war ebenfalls in Cochin zu haben. Aus dem damals in der Pharmacie noch gut vertretenen Mineralreiche traf pires Tincar (Tinkal, — d. h. Borax aus Tibet) und Rubine, ferner Perlen aus dem Eothen Meere, aus Ceilon und Hainan in Südchina. Wie pires an seinen König, so berichtete auch der Florentiner ajtoeea corsali 1515 aus Cochin kurz an giuixano de jViedici über Pfeffer, Ingwer und einige andere Waren aus dem Innern Asiens und aus Hinterindien. Um dieselbe Zeit wie pires schrieb ein anderer Portugiese, ODOAUDO BARBOSA, borcits einen werthvollen Reisebericht über Indien, in welchem die Preise einer Reihe von Drogen angegeben sind, die BARBOSA zwischen 1511 und 1516 in Calicut auf der Malabarküste antraf. Was barbosa bietet, ist schon ein grosser Fortschritt, aber noch viel werthvoUere Belehrung findet sich in der Schrift eines dritten Portugiesen. Leider sind wir über den Lebensgang dieses Mannes, o^uicia de orta, nicht genügend unterrichtet. Er ging 1534 als Arzt mit dem portugiesischen Grossadmiral maktin alfons de soüza nach Indioi und blieb als „Königlicher Arzt", d. h. hauptsächlich wohl Hospital- arzt in Goa, jener damals prachtvollen Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Indien. In angesehener Stellung als Fachmann au diesem wichtigsten Platze Indien lebend, wo alle Heilmittel Süd- asiens und anderer Länder reichlich zu haben waren, fand sich GARCIA zu näherer Bekanntschaft mit denselben aufgefordert. Seinen Forschungen gab er die schleppende Form von Gesprächen, als er dieselben 15G3 in Goa (gedruckt durch .tohann von endem, — ver- F. A. FliickigLT, ludisclit' l'liiiriiuilcügiioöio. 253 rmiüilich deutychen Ursprunges) unter dem Titel „Colo^uios dos simples e drogas" etc. erscheinen liess. An gauclv's Werke, wel- clies zudem im fernen Indien verfasst wurde , darf siclierlich kein höherer Masstab angelegt werden , als an einigermassen vergleich- bare Schriften , welche in Eiu-opa um die Mitte des XVI. Jahrhun- derts erschienen. Vor allen Dingen aber sind die Coloquios höchst merkwürdig durch ihre Reichlialtigkeit und durch oft sehr einge- hende Schilderungen. Niemand hat vor garcia die indischen Drogen mit so grosser Sorgfalt beschrieben und so viele brauchbare Nach- richten über dieselben zusammengestellt. Wo irgendwie von der Geschichte indischer Drogen die Rede ist, muss an garcia de orta angeknüpft werden; trotz aller Mängel, welche grösstentheils jenem Zeitalter überhaupt zur Last gelegt werden müssen, Averden die Colofiuios einen Ehrenplatz in der Geschichte der Pharmakognosie behalten. Wie Goa selbst, so gerieth überall in Indien die Herrschaft Portugals in Verfall; die Ironie der Geschichte will es, dass jene Stadt heute noch einen, recht erbärmlichen Rest der kurzen Glanz- zeit portugiesischer Macht, ein dunkles, unbedeutendes Pünktchen im grossen indobritischen Reiche, darstellt. Nach garcia w^äre aus dem XVI. Jahrhundert höchstens noch filippo sassetti zu nennen, welcher 1586, vermuthlich aus Cochin, einen Brief an einen Freund in der A^aterstadt Florenz richtete, worin recht verständig von dem Catechubaume , Acacia Catechu, so wie vom Zimmtschälen auf Ceüon die Rede war.^ 1656 folgten die energischen Holländer den Portugiesen im Besitze dieser Insel, wie sie schon ein halbes Jahrhundert früher den letzteren bereits die Gewürzinseln abgenommen hatten. 1663 mussten die Portugiesen auch in Cochin weichen, avo die hollän- dische Verwaltung alsbald ihren Haiiptsitz aufschlug imd an der Malabarküste einen blühenden Handel zur Entwickelung brachte. Ueber die damals in Indien durchgeführte Handelspolitik Hol- lands^ mag man verschiedener Ansicht sein, seine Ansiedelung in dem altberühmten Gewürzlande Indiens bezeichnet aber unstreitig den Anfang wissenschaftlicher Erforschimg dieser Länder, welche natürlicherweise zunächst auf die Pflanzenwelt gerichtet sein musste, 1) Pharmakognosie 209 und 572. 2) Ebenda p. 572, 764, 978. 254 F. A. Flückigcr, Iiidisclie l'lmrmakügnosic. durch deren Producta vorzüglich die Portugiesen und die Holländer dorthin gelockt worden waren. Diese Leistung knüpft sich an den Namen des holländischen Statthalters auf der Malabarküste, hendiuck ADRiAAN RHEEDE TOT DRAKENSTEiN, welchcr die Bearbeitung des gross- artigen Hortus Indiens malabaricus in 12 stattlichen Foliobän- den mit 730 Tafeln veranstaltete. Dieses erst 1703, nach eheede's Tode (1691), zu Amsterdam abgeschlossene Werk gibt verhält- nissmässig gute Abbildungen und beachtenswerthe Beschreibungen vieler südindischen Heilpflanzen. Neben dem Hortus malabaricus ist als fernere holländische Leistung nur noch bukmamj's Thesau- rus zeylanicus einigermassen beachtenswert!!. Nach der Begründung der britischen Herrschaft in Indien durch ROBERT cxi\t:, am denkwürdigen Tage von Plassey, 23. Juni 1757, dauerte es nicht allzu lange, bis Dr. willia^i roxbxtrgh durch seine für jene Zeit ganz prächtigen Bilderwerke die stattliche Reihe eng- lischer Forscher eröffnete , welche sich um die Flora und damit lun die Pharmakognosie Indiens verdient gemacht haben. Die vollstän- dige Aufzählung und Würdigung dieser Literatur gehört nicht hier- her, doch mögen als besonders bezeichnend einige der Hauptwerke hervorgehoben werden. In koxburgh's Plants of the Coast ofCoro- mandel, 1795—1819 und in seiner Flora indica, 1820 — 1832 finden sich nicht wenige Pflanzen von pharmaceutischem oder tech- nischem Interesse zum ersten Male bildlich und in guten Beschrei- bungen vorgeführt; in der Verlassenschaft der ehemaligen ostindi- schen Compagnie lagen noch mehr derartige handschriftliche Ai-beiten roxbueüh's, welcher im Dienste dieser mächtigen Corporation gestan- den hatte. Ein anderer englischer Arzt in Indien ^ w. ainslie, wid- mete in der Materia medica of Hindoostan, 4^, Madras 1813 (neue Ausgabe, London 1826), zum ersten Male in neuerer Zeit, der indischen Volksmedicin eingehende Aufmerksamkeit, nachdem 1810 in Calcutta von Fleming bereits in dem „Catalogue of indian medicinal Plants and Drugs" Avenigstens ein Anlauf zu diesem Zwecke versucht worden war, welcher nun von .a.inslie schon eine für jene Zeit anerkennenswerthe Ausführung erliielt. Seine in äusserst bescheidenem Gewände aufgetretene Materia medica kann man nicht ohne Pietät betrachten und darf ihr in der einstigen Culturgeschichte Britisch Indiens ihren Ehrenplatz schon zum voraus anweisen, so gut wie den Prachtwerken koxburgh's, wallich's, ko\xe's und ande- rer glänzend unterstützter Schriftsteller, F. A Flilukigci-, Indische Pliannakugiiüsio. 255 In der Tliat ci-scliienen luui unter dem Scluitze der mehr nnd mehr befestigten englischen Herrschaft in Indien der Eeihe nach eine ganze Anzahl sehr werth voller botanischer Werke, in welchen allerdings der Phai'makognosie keine besondere Stellung eingeräumt wurde, die aber dennoch von unserem Standpunkte aus volle Beach- tung erheischen. So z. B. w.vllich's Plantae asiaticae rario- res 1830 — 1832, dann waGHx's sehr umfangreichen, obwohl künst- lerisch unbedeutenden Illustrations of Indian Beta n 3^ und Icones Plantarum Indiae orientalis, wo auch Eingeborene als Zeichner herbeigezogen wurden. Diu-ch besondere Schönheit der Ausstattung ragen dagegen hervor koyle's Illustrations of the Botany and other branches of the natural history of the Hima- layan mountains and of the flora of Cashmere. Auch dieser Mediciner, gleichfalls Arzt der ostindischen Compagnie, darf als bahnbrechend bezeichnet werden und zwar auf dem heute noch so sehr unvollständig bearbeiteten Felde der Geschichte der indischen Medicin. SeinEssay on the antiquity of Hindoo medicine, London 1837, genügt den Anforderungen der heutigen Philologie nicht entfernt und stellt freilich einen äusserst bescheidenen Anfang dieser schwie- rigen Forschungen dar,^ welcher aber um so verdienstlicher erscheint. Der zahlreichen vereinzelten Leistungen vieler Engländer zu geden- ken, würde zu einer zwar recht interessanten, aber für den vorlie- genden Zweck nicht gebotenen BibKographie der indischen Pharma- kognosie oder, wie die Engländer sich ausdrücken, Materia medica, führen. Dieselbe empfing 1842 in Calcutta einen neuen Anstoss durch o'shaugknessy's Bengal Dispensatory und hat in unseren Tagen gewissermassen einen vorläufigen Abschluss gefunden durch die 1868 von waees'g unter Mitwirkung eines aus eingeborenen und englischen Aerzten zusammengesetzten Comites bearbeitete Pharmacopoeia of India.^ 1) UDOY CHAND DUTT, The Materia medica of the Hindoos, compiled from Sanskrit medical works, Calcutta 1877, beschäftigt sich zum Theil mit der gleichen Aufgabe, doch wesentlich in der Absicht, die althergebrachten Arzneiformen Indiens dem modernen Verständnisse practisch zu erschliessen. Vergl. darüber Pharmaceutical Journal VIII. (1878) 618. 2) Pharmacopoeia of India. Prepared under the authority of Her Ma- jesty's Secretary of State for India in Council, by edward john waeing, M. D., assisted by a committee appointed for the pui-pose. London 1868, 502 S. 8. 256 F. A. Flückigcr, lüdisclie PluuinakogQosie. Fortwährend erweitert sich anderseits die mehr botanische und pliarmakognostische Literatur über Indien. Viele brauchbare Anga- ben von geringerem umfange sind den verschiedenen gelegentlichen Berichten und Catalogen von Gärten, Sammlungen und localen Aus- stellungen in Madras und einigen wenigen andern Städten Indiens zu entnehmen , wie nicht minder den zahlreichen Bänden des Lon- doner Pharmaceutical Journal. Dass die grosse Flora indica von HooicER und TH05iso>', welchc ihrem Abschlüsse entgegengeht, zu unseren Zwecken nicht unbenutzt bleiben darf, versteht sich. Fer- ner führt BEDDOME 1869 bis 1874 in seinen Icones Plantarum Indiae orientalis manche pharmacoutisch wichtige Pflanze vor, da er vorzüglich das altberühmte Gewürzland Südindien berücksichtigt. Auch in bextlev and trdien, iledicinal Plauts, London 1880, werden die wuchtigsten indischen Arzneipflanzen in leidlichen Bü- dern und guten Beschreibungen geboten. Wer sich irgendwie mit der indischen Pflanzenwelt von prac- tischen Standpunkten aus zu befassen hat, findet ein nicht zu unter- schätzendes Hiüfsmittel in Dr. forbes watsox's Index to the native and scientific names of Indian and other eastern eco- nomic Plants and Products, 637 p., klein Folio, London 1866. Dieses auf Veranstaltimg des indischen Äünisteriums zusammen- gestellte Wörterbuch enthält die Namen der indischen Nutzpflanzen im weitesten Umfange , doch ohne jede fernere Notiz. Alle in In- dien gebräuchlichen Sprachen sind berücksichtigt; dass in Betreff" der beigesetzten systematischen Namen viele Zweifel übrig blei- ben, liegt sehr in der Natur der Sache. Dr. FORBES WATSON uud nach ihm Dr. cooke standen einem eigenen in London geschaffenen India Museum vor, welches die technisch und pharmaceutisch nutzbaren Pflanzen und Pflanzenstoffe Indiens in grosser Vollständigkeit und meist auch in grosser Schönheit um- fasste. Leider fiel das India Museum 1880 einem Sparsamkeits- anfalle des Finanzministeriums zum Opfer; sein Bestand wurde theüs den unvergleichlichen Sammlungen von Kew eingereiht, wel- chen man höchstens den Vorwurf machen könnte, dass sie gar zu ungeheuer sind, um bequemes Studium zu ermöglichen. Ein ande- rer Theil wnu-de in die pharmaceutischeu Museen in London, Edin- burgh und Dublin abgegeben und endlich waren die Vorstände der betreffenden Sammlungen, Prof. thiselton dyer F. L. S. in Kew und E. M. HOLMES F. L- S. in London liebenswürdig genug, werthvolle Pro F. A. riückigcr, Iiulisclic Phurmakugiiosie. 257 ben aus dem aufgehobenen Inclia Museum den pharmaceutisclien Untorrichtsanstalten des Continents mitzutheilen , darunter auck dem pliarmaceutischeu Institute der Universität Strassburg. — Der eben genannte Dr. cooke hatte 1874 und 1876 bereits die Anfänge eines methodischen Catalogs einiger Abtheilungen des India Museums, nämlich der Harze, Grummata, Oleo-resinae, Gummiharze, Oelsamen und Oele, mit recht brauchbaren literarischen Nachweisen veröffentlicht. Die gesamte indische Pflanzenwelt selbst, soweit sie prac- tischen Nutzen gewährt, hat endlich einen fleissigen Bearbeiter ge- funden in dem Obersten h. drury, dessen üseful Plauts of India* bereits in zweiter Auflage erschienen sind. Dem Bedürfnisse einer grossen Anzahl Landsleute des Verfassers entsprechen diese „Nutz- pflanzen Indiens" unzweifelhaft und mögen gewiss in ihrer Weise zur Förderung wichtiger Bestrebungen Englands in Indien wesent- lich beitragen, obschon das Buch wissenschaftKchen Anforderungen wenig entspricht, z. B. nicht auf der Höhe der amtlichen englischen Veröfi"entlichungen über die indischen Cinchonapflanzungen steht und weit überragt wird von brandis, Forest Flora of north- western and central India, 1874. Nach dem Rückgänge der portugiesischen Niederlassungen in Indien, als der Grlanz von Groa geschwunden, auch Cochin mit der Vertreibung der Holländer seine Bedeutung sehr herabgesetzt sah, concentrirte sich allmählich der Seeverkehr der Neuzeit natur- gemäss in Calcutta, in dem 1661 von Portugal den Engländern überlassenen Bombay und einigermassen auch in Madras. Der ganze westliche Abschnitt des grossen indischen Reiches erhielt sei- nen richtigen Mittelpunkt in dem einzigen guten Hafen — „Bom bahia", wie ihn schon die Portugiesen treffend bezeichnet hatten — jener ganzen "Westküste, in Bombay. Von dem classischen Gewüi'z- lande Malabar etwas entfernt ist dieser Platz anderseits im Bereiche uralter Cultiu-länder , in welchen die Medicin fi-ühzeitig sehr sorg- fältige Pflege gefunden hatte. Der Nordwesten Indiens, Persien Mesopotamien, Arabien hatten im Mittelalter ihre medicinischen und geographischen Schriftsteller, welche geradezu als Vermittler zwischen der altindischen Cultur und dem Abendlande zu betrachten sind. Solcher Vermittler bedarf die neuere Zeit längst nicht mehr, aber 1) The useful Plants of India; with notices of their chief value in com- merce, medicine, and the arts. Second edition. London 1873. 512 S. 8. '^58 p. A. riückigor, Indisclio Pliannakognosie. 'lie uralten volksthümlichcn Beziehungen jener vorderasiatischen Länder zu Indien haben sich erhalten und sind durch die günstige Lage Bombays noch unendlich erleichtert worden. Wer da bedenkt, mit welcher erstaunlichen Zcähigkeit die Orientalen an Sitten und Gebräuchen festhalten, welche durch tausendjährige Uebung geheiligt sind, wird nicht zweifeln, dass dieses in Indien trotz aller Fortschritte der europäischen Medicin gerade auf dem Gebiete der Volksmedicin im höchsten Grade der Fall sein wird. Die Basars von Bombay bieten heute noch verrauthlich die Melu'zahl jener Drogen aus, welche vor langen Jahrhunderten schon der indischen Flora abgewonnen wurden, wie auch alle diejenigen, welche weiter aus Yorderasien, Ostafiica, Südindien, Cliina eingeführt wurden. Was später, zur Zeit vAsco DA gama's in Cochin, nach b.vkbosa's Erzählung in Caücut, laut den Coloquios garcia's de orta in Goa von gesundheitversprechen- den, herzerfi-euenden Heilmitteln und Genussmitteln zusammen- strömte, das steht aUes heute noch in den Basars von Bombay in imgeschwächtem Ansehen. Dort ist die classische Stätte der histo- rischen „ilateria medica", die noch nicht darauf ausging, gerade nur die Alkaloide, Bitterstoffe, Säuren, Oele und Phenole abzuscheiden und alles übrige dem Apotheker zu entwinden und als unnützen Ballast zu verwerfen. Die Kenntnis der im westlichen Theile Indiens einheimischen und eingeführten arzneilichen Eohstoffe des Pflanzenreiches bietet demnach ein ganz ungewöhnliches Interesse und gerade der Platz Bombay verdient in dieser Hinsicht die grösste Aufmerksamkeit. Diese Beachtung ist demselben allerdings schon beiläufig in einigen der oben angeführten Schriften zu Theil geworden ; ^ zu einer ein- gehenderen derartigen Darstellung gehörte aber erstens ein wohl unten'ichteter Fachmann, nicht niu- ein Botaniker oder ein Arzt ohne pharmaceutische Kenntnisse, und zweitens war es erforderlich, in Bombay selbst ansässig zu sein, um das Bild des dortigen Drogen- marktes während längerer Beobachtung feststellen zu können, wie sich dieses vor viertehalb Jahrhunderten der treffliche garcia de orta in Goa hatte angelegen sein lassen. Ein solcher Mann hat sich nun gefunden in Dr. williaji dymock, früher Lelu-er der Materia medica am Grant College in Bombay, jetzt 1) MUERAY, Plants and Drugs of Sind, Bombay 1881, 219 S., 8"., reiht sich denselben an. F. A. Flüokiger, Iiidisdu! riiarinakognoKic. 259 Arzt in der Armee von Bombay und Verwalter der Medicamenten - Vorrüthe der dortigen Regierung. Im Ijondoner Pharmaceutical Journal veröffentlichte d\tviock wärend der Jahre 1876 bis 1881 eine zwanglose Reihe Notizen über zahlreiche indische Drogen, in wel- chen er nicht nur seine eigenen Wahrnehmungen niederlegte, son- dern auch die allerdings sehr oft unbedeutenden Angaben seiner Vorgänger herbeizog. Diese Notizen liegen nunmehr geordnet und wesentlich erweitert in dem schönen Bande von 785 Seiten vor uns, welcher in 5 Lieferungen vom Mai 1883 bis Februar 1884 in Bom- bay unter dem Titel The vegetable Materia medica of "Wes- tern India (Die arzneilichen Rohstoffe des Pflanzenreiches im westlichen Theile der indischen Halbinsel) erschienen ist.^ Bei der Bearbeitung jedes einzelnen Stoffes hat dymock haupt- sächlich ins Auge gefasst: 1) einen Ueberblick der Geschichte, 2) kurze Angaben über den Gebrauch, 3) Besclireibung der Merk- male mit genügender Ausführlichkeit , um die Erkennung von Ver- fälschungen und Verwechselungen zu ermöglichen, 4) die Ergebnisse der chemischen Untersuchung, 5) die Benennungen in den Landes- sprachen, wie auch im Sanskrit, in arabischer und persischer Sprache. Lihaltsübersicht und Register erleichtern den Gebrauch des ohne Zweifel sehr bald viel begehrten Buches. Es befolgt die in England übliche Eintheüung, indem die Polypetalae, Gamopetalae, Apetalae den Monocotylen vorausgehen und diesen letztern die wenigen Fili- ces, Lichenes, Fungi und Algae folgen, von welchen Drogen abstam- men, die hier zu besprechen waren. Auch in Betreff der inneren Anordnung seines Buches schliesst sich ditiiock sehr nahe den Ver- fassern der Pharmacographia an, welche ihrerseits dem indischen Collegen für vielfache Anregung und höchst liebenswürdige Unter- stützung dankbar verpflichtet sind. Wenn auch der Titel des Dy- mock'schen Werkes ausdrücklich den westlichen Theil Indiens, im wesentlichen also die Präsidentschaft Bombay nennt, so geht dasselbe doch eigentlich aus den oben, Seite 257 angedeuteten Gründen wei- ter. Der Verfasser hebt bescheiden hervor, dass sein Werk noth- wendig unvollkommen und der Nachsicht und Beihülfe seiner indi- schen Fachgenossen bedürftig sei. So richtig dieses auch ist, so sehr verdient das, was dymock geleistet hat, alle Anerkennung. Die 1) In London bei lEtiBNER & Co. Preis in Bombay 10 Rupien, ungefähr 20 Mark, 260 F. A. Flückiger, Indisuho Pluiniuikoguosie. Besclireibimgeji der Drogen sind sorgfältiger als bei seinen Vorgän- gern, der gesohichtliclie Theil bietet, zwar ohne Quellennachweise und eigene Forschung, doch eine gute Ueborsicht. Der für dieses Bucli hauptsächlich vorausgesetzte Leserkreis wird für die allerdings kurz gehaltenen mikroskopischen Andeutungen dankbar sein und sie für seiiicji Gclu'auch genügend erachten, obwohl gerade hier ein wei- lerer Fortschritt leicht eingreifen könnte. Recht fleissig und zuver- lässig ist der chemische Absclmitt bei den meisten Drogen ausge- fallen; der Verfasser hat sich verständig an die besten und neuesten Quellen gehalten und man muss sich oft wundern, wie dieses in dem fernen Bombay überall in solcher Vollständigkeit möglich .war. Den Beschluss bilden handelsstatistische Angaben, vervollständigt durch die Marktpreise in Bombay, welche nicht ohne practisches Interesse sind. In diesem Rahmen sind in dem Buche ungefähr 700 Drogen abgeliandelt , eine ansehnliche , dem Reichtlnime der indischen Flora angemessene Zahl. Schon auf den ersten Seiten begegnen wir in „Bikhma oder Wakhma'' den Knollen eines noch unbekannten Aconitums, welche nur selten vom Norden Indiens nach Bombay gebracht werden. Sie enthalten in erheblicher Menge ein nicht giftiges Alkaloid, dessen nähere Kenntnis wünschenswerth wäre. Bei Gelegenheit des echten Sternanis schildert D'i-:MocK eine dem- selben ähnliche Frucht, welche jedoch kaum aromatisch ist und nicht nur aus 8, sondern aus 13 Carpellen besteht, deren Samen unausgebildet zu sein pflegen. Diese Ware fand in Bombay keinen Absatz; dy^iock hält sie für die Frucht von Illicium Griffithii HOOKEB fil. et THOMSON.^ In Tiuospora cordifolia siiers wird eine Menispermacee vorgeführt, welche in der Pharmacopoeia of India eine Stelle erhalten hat, da die holzigen Stengel jener Schlingpflanze in Indien als bitteres Tonicum gelten. Es wird interessant sein, diese Droge mit der Calumbawurzel zu vergleichen. Berberin, wel- ches in Tinospora kaum vorhanden zu sein scheint, ist dagegen sehr reichlich zu finden in verscliiedenen Berberis- Arten der Nilagiris und des Himalaya. dymock führt mit einigen Erweiterungen die merkwürdige Geschichte des Berberis -Extractes, Lycium, an, wie sie schon in Pharmacographia erörtert ist. 1) Abbildung und Beschreibung von holmes. Pharmac. Journal XI, (1880). 490. F. A. Flückiger, Indische Pharmakognosie. 261 Das im westlichen Theile Indiens gebrauchte Opium ist selbst- verständlich die Sorte aus den nicht allzu weit von Bombay ent- fernten Landschaften von Malwa. Dieselbe wird in etwas anderer Weise gewonnen und zubereitet als das bengalische Opium , indem man dem Mohnsafte Leinöl zugiebt, um die Eintrocknung zu ver- langsamen. Der grösste Thoil dos Oeles tritt allerdings bei der Verarbeitung des Opiums in kleine Kuchen wieder aus, doch kann die Verwendung eines so begierig Sauerstoff aufnehmenden Oeles sicherlich nicht ohne Einfluss auf das Opium bleiben. Nach den Erfahrungen, welche in Orissa und in Radschputana gesammelt wur- den, ist DYMOCK, in Uebereinstimmung mit andern anglo - indischen Aerzten, nicht so sehr gegen einen massigen Gebrauch des Opiums eingenommen. Besonders in Zeiten von Hungersnoth hat sich der vorsichtige Genuss der Droge , nicht das Rauchen , als keineswegs nachtheilig erwiesen. Im üebermasse angewendet, äussert das Opium allerdings seine Übeln Wirkungen , doch kommt solcher Mis- brauch im westlichen Indien selten vor. — Dass Papaver Rhoeas in der Halbinsel Gujarat in Gärten gezogen imd von den Moham- medanern für die Lalapflanze persischer Dichter gehalten wird, bestätigt wohl unsere Vorstellungen von der Herkunft dieses Mohns. Den Philologen mag es überlassen bleiben, das Sanskritwort Karira mit dem türkischen Kabarisli, dem persischen Kaljar und Kurak, dem syrischen Kabär und dem lateinischen Capparis zusam- menzureimen. Ueber den Gardschan- oder Garjanbalsam (nicht Gurjun oder gar Gurgun, Avie oft geschrieben wird) von Dipterocarpus tur- binatus, D. incanus, D. alatus und noch andern Arten berichtet DYMOCK wenig günstige niedicinische Erfahrungen, trotzdem man den Balsam, seit er zuerst durch den S. 255 genannten o'shaughnessy empfohlen worden war, in Indien in ausgedehntem Masstabe geprüft hat. Unter dem Namen „Holzöl" mag er ja wohl in der Tech- nik seinen Ruf als Firnis behalten. In Betreff des Borneo-Camphers führt dyimock Sanskrit- schriften an, worin schon frühzeitig, wie es scheint, der erstere von dem gemeinen Campher unterschieden worden war. Bei Citrus ist der vielfache Gebrauch, den die Hindus von den verschiedenen Prüchten dieses Genus machen, im Einklänge mit der Thatsache, dass die Citrus -Arten in Indien zu Hause sind. In Limpäka, womit eine hierher gehörige saure Frucht bezeichnet 262 F. A. Flückiger, Indische Pharmakognosie. wird, darf vielleicht die Wurzel des Wortes Limone erblickt werden. Bombay empfängt Orangen nnd Citronen, d. li. von letzteren die von den Engländern als Lime bezeichnete nmde Sorte, mit dünner Rinde und sam-em Safte, besonders aus Aurungabad im Deccan. Auch kommen süsse Citronen vom persischen Golfe und Orangen von Zanzibar und Suez. Boswellia serrata roxb. wurde bekanntlich früher hartnäckig als Stammpflanze des AVeihrauchs betrachtet und liefert ein dem letztern entfernt ähnKch riechendes Gummiharz, welches jedoch nicht erhärtet. Dasselbe heisst in Bombay Gugal, bildet aber keinen eigentlichen Handelsartikel ; die geringe Menge Gugal, welche in« der dortigen Präsidentschaft gesammelt wird, verbrauchen die centralen und nördlichen Gegenden Indiens. Ausser den sonst bekannten Sorten der Myrrha hat der Markt von Bombay noch eine solche vom persischen Golfe , sowie eine fernere aus Slam aufzuweisen, über welche genauere Auskunft felilt. Bombay ist der Hauptplatz für die Myrrhe, welche sich bei der mohamme- danischen Bevölkerung grossen Ansehens erfreut. Die beste Sorte, welche in Bombay ausgesucht wird, geht nach Europa, die geringste nach China, wo sie als Rauchwerk dient, di^iock gibt in kui'zen Zügen ein ansprechendes Bild dieses merkwürdigen Verkehrs, welcher ohne Zweifel schon seit xu-alter Zeit belebend auf die Handels- beziehungen des ganzen Orients mit Europa und dem äussersten Osten Asiens eingewirkt hat. Die Wurzel derMoringa pterygosperma g^verixer ersetzt in Indien unsern Meerrettig; ilu-e Rinde enthält, wie es scheint fertig gebildet, ein scharfes Oel von sehr imangenehmem Gerüche, welcher nicht mit demjenigen des Senföles oder Knoblauchöles übereinstimmt. Gewiss wäre die Erforschung dieses Moringa-Oeles eine dankbare Aufgabe; auch die Samen müssen dasselbe liefern, da sie als Rube- faciens dienen. Alhagi Maurorum DC, welches in Persien die Taranjabin- Manna liefert, ist ostwärts bis in die Concans (südlich von Bombay) verbreitet, gibt jedoch in Indien kein süsses Exsudat. Nach dem oben, p. 255 erwähnten dutt scheint sich die Sonder- barkeit gleicher Benennung zweier so ganz verscliiedener Holzarten wie Lignum Sandali album und Lignum Sandali rubrum einfach dadurch zu erklären, dass sich die Hindus l)eider Arten, auf F, A. Flückiger, Indische Pharmakognosie. 263 dem Mühlsteine mit Wasser angerieben, gleichzeitig zu kosmetischen und religiösen Zwecken bedienen. Unter den zahlreichen Cassia-Arten nimmt C. obovata colladox (C. Senna swartz, C. obtusa roxbukgh) eine bescheidene Stelle ein; obwohl sehr geraein in Giijarat, Sind, im Deccan und im südlichen Theile des Mahrattenlandes, wird sie doch meist durch Sennesblätter aus Arabien ersetzt. Cassia angustifolia vAm., in Tinnevelly in Südindien cultivirt, wird durch Küstendampfer nach Bombay gebracht und ven dort nach Europa verschifft. Für den Gebrauch der Spitäler lässt die Verwaltung auch bei Puna C. angustifolia cultiviren. In Gujarat giebt es Tamarinden mit kleinen Samen und rothem Fruchtfleische, welche der gewöhnlichen Frucht mit rothbraunem Fleische weit vorgezogen werden. Das Wort Tamarindus pflegt man zu erklären: Tamar hindi, indische Dattel; ein wenigstens anklin- gender Sanskritname lautet aber Tintidi. — Die Tamarindensamen werden geröstet, dann eingeweicht imd von der Samenhaut befreit, nicht selten mit Fett gekocht und allgemein genossen. Auch dient ihr Schleim zur Appretur einheimischer Gewebe. AVer sich für die im Mittelalter so sehr geschätzten Myroba- lanen interessirt, findet hier namentlich über die verschiedenen Sorten derselben Auskunft; jetzt sind diese Früchte zu einem unbe- deutenden Gerbmaterial herabgesunken. Im Gegensatze zu der gewöhnlichen Vorstellung scheint die Granatrinde als Bandwurmniittel durch die Araber in Indien ein- geführt worden zu sein und dieses Volk hat vermuthlich die Kenntniss jenes Heilmittels den Griechen zu verdanken, wie in so vielen anderen FäUen die Araber aus griechischen Quellen schöpften. Cucumis Colocynthis ist im westlichen Indien gemein, die Frucht wird frisch nach Bombay gebracht. Der Sanskritiiame lautet Indraväruni. Bei einer anderen indischen Kürbisfrucht, von Momordica charantia L., ist die Bitterkeit weniger entwickelt und liindert nicht die Geniessbarkeit der Frucht. Conium maculatum war in alter Zeit in Indien wenig be- kannt, auch die Perser und Araber scheinen durch die Griechen darauf aufmerksam geworden zu sein. Heutzutage wird allerdings der Markt von Bombay von Persien her reichlich mit Coniumfrüchten versehen. Ausser den Früchten von Carum Carvi kommen aus Persien und dem südlichen Himalaya (Kunawar) auch diejenigen des Carum 2G4 F. A. Flüekigei-, Tiidischo Pharmakognosie. nigrum royle nach Bombay. Die letzteren sind nur ein wenig dünner und dunkler als unser gemeiner Kümmel, müssen aber, ihrem Geschmacke nach zu urtheilen, das gleiche Oel enthalten, wie die Früchte des Cuminum Cyminum, also Cuminaldehyd und nicht Carvol. Erva dos lautet die auf dem Markte von Bombay übliche Be- nennung des Anis, eine Erinnerung an die Zeit der Portugiesenherr- schaft, wo die Anispflanze Herva doce, süsses Kraut, hiess. Die- selbe wird in Nordindien angebaut; die Einffihrung der Pflanze ist den aus Persien eingedrungenen Mohammedanern zu verdanken. In Bombay wird aus Abuschir am persischen Busen das Gummi- harz der Ferula alliacea boissier eingeführt und von den Hindus unter dem Namen Hingu oder Hing statt der andern Sorten von Asa foetida gebraucht, dymociv hat sich darüber Berichte aus der Heimat der genannten Asa foetida -Pflanze von einem Perser in Yezd verschafi't, welcher als Augenzeuge zu sprechen in der Lage war. Der Geruch der Hing -Asa ist viel widerlicher als derjenige der nach Europa kommenden Asa foetida. Diese heisst in Bombay Hingra und stammt vermuthlich von Ferula Narthex, was aller- dings selbst DYMOCK nicht sicher festzustellen vermochte. Endlich gelangt noch eine dritte Sorte Asa foetida aus Kandahar nach Bombay, Avelche gewöhnlich so weich, d. h. so ölreich ist, dass sie bei den Fälschern daselbst zur Herstellung geringerer Sorten Asa foetida sehr zweckmässige Verwendung findet, dymock vermuthet, dass diese Kandahar! Hing ebenfalls von Ferula Narthex abstamme; es bleibt demnach immer noch zu erörtern, ob die am meisten genannte Asant- Pflanze, Ferula Scorodosma, nicht auch diese Droge gibt. Im Gegensatze zu Asa foetida wird das Ammoniak -Gummiharz von den Stengeln des Dorema Ammoniacum noN, nicht von den Wurzeln, geliefert und zwar hauptsächlich in Folge von Stichen, welche durch Insecten hervorgerufen werden. Solche mit ausge- flossenem Ammoniak besetzte Stengel werden nach Bombay gebracht \md dort sortirt. Nur für Galbanum ist Bombay ein untergeordneter Markt, da diese Droge aus Persien ihren regelmässigen Absatz nach Acgypten und in die Türkei zu finden scheint. Die altberühmte indische Narde, das eigenthümliche Rhizom der schönen Nardostachys Jatamansi DC, dient gegenwärtig beson- ders zu kosmetischen Zwecken, wird jedoch nach o'shaughnkssy's Prüfung für gleichwerthig mit unserem Baldrian gehalten. Eine F. A. Fliickigor, Iiidisclio Pliannakogtiosie. 265 chemische Vergleichung der beiden Drogen wäre daher sehr wünschens- werth, indem jedenfalls der Geruch der Jutamansi eigenartig ist und wenig an das Aroma unseres Baldrians erinnert. In nicht geringerem Grade wäre eine Untersuchung der Costus- wurzel wünschenswerth, welche heute noch, wie vermuthlicli vor Jahrtausenden, in Menge aus Kaschmir ausgefülut wii'd. Als Stamm- püanze wird Aplotaxis (Sanssurea) aurioulata DC. angegeben, gestützt auf die schon 1845 ausgeführten Nachforscliungen falconer's, welche heute wohl einer Nachprüfung bedürftig sein möchten. Diese seit dem Alterthume im Orient wie im Abendlande so hoch geprie- sene Wurzel sieht unserer Alantwurzel, von Inula Helenium, nicht unähnlich. Bassia latifolia eoxb., ein stattlicher Baum aus der Familie der Sapotaceae, mag als sprechender Vertreter des Eeichthums der indischen Pflanzenwelt angeführt werden. Seine Blumen fallen in reichlicher Menge herunter und enthalten so viel Zucker, dass sie nicht nur sofort von Menschen und Thieren genossen werden können, sondei'n auch ein höchst bedeutendes Material zur Alkoholfabrication abgeben. In den Samen liefert der Mohra, Mahwa oder Maua, wie der Baum in Indien heisst, einen ebenfalls sehr werthvollen Talg. Rhabarber beziehen die Drogisten in Bombay nicht etwa aus Shanghai, sondern aus London, obwohl diese Droge oft auf Schiffen der Peninsular und Oriental Company in Bombay transitirt! Die von tschikch in der Pharmaceutischen Zeitung von Bunzlau (14. September 1881, 556) beschriebene und abgebildete Sorte Macis ist nach dymock der Arillus der Myristica malabarica lajviarck:, welcher sehr wenig aromatisch ist. Kamala wird in den Nordwestprovinzen, auch in den Concans, südlich von Bombay, sowie in der Präsidentschaft Madras gesammelt. Man sollte wohl denken, dass es endlich gelingen müsste, diese Droge unverfälscht nach Europa zu bringen. Jetzt ist sie, wie be- kannt, immer sehr stark mit anorganischen Stoffen (Bolus, Ziegel- mehl) verunreinigt, während reine Kamala höchstens 3 Procent Asche gibt. Die Angabe kirki'atrick's , dass Piper Cubeba in Nepal wachse, bedarf wohl selir der Bestätigung. Bei der für Indien allerdings wichtigen Cannabis indica finden wir eben so gut die merkwürdige alte Geschichte dieser Droge berücksichtigt wie die neueren chemischen Forschungen, welchQ Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 7. Hft. 18 ^66 P. A. Flückiger, Indische Pharmakognosie. letztere allerdings immer noch nicht volle Befriedigung zu gewähren vermögen. In Betreff des Salep war DmocK ausser Stande, die ältere An- gabe von LiNDLEY zu prüfen, dass die Droge hauptsächlich von Eiüophia campestris und E. herbacea stamme. Dieselbe wird in Bombay aus Persien und dem Pandschab eingefülirt. Dass die älteste Sanskrit -Literatur des Safrans nicht gedenkt, bestätigt wohl die Vermuthung, dass die Pflanze ursprünglich aus Vorderasien, wahrscheinlich aus Persien, stamme. Von diesem Lande aus gelangte sie auch nach Kaschmir und China. Merkwürdiger- weise empfängt Bombay jetzt den meisten Safran aus Frankreich, gelegentlich auch ein wenig aus China, ferner eine gepresste Sorte mitunter aus Persien. Von Betelnüssen, den Samen der Areca Catechu L., kommen in Bombay nicht weniger als 7 weisse und 9 rothe Sorten vor; worin der Unterschied begründet ist, wird nicht gesagt. Lodoicea Seychellarum labillardiere scheint doch wohl noch in einiger Zahl vorhanden zu sein, da die merkwürdigen Früchte dieser Palme von der Insel Praslin zu hunderten nach Port Victoria auf Mähe in den Seychellen gebracht werden und in Bombay zu 1 bis 2 Rupies zu haben sind (1 Rupie = 2 Mark). Von Aloe abyssinica baker wird durch eine Familie, welche ursprünglich aus Afrika stammte, in Jaaferabad, an der Küste von Kattiawar im südlichen Gujarat (nordwestlich von Bombay), eine sehr dunkle Aloe dargestellt, deren krystallisirbarer Antheil mit dem- jenigen der Aloe der Insel Socotra übereinstimmt; wie die Dar- stellung geschieht, wird nicht erwähnt. Ausserdem kommt auch Aloe aus Sansibar ]iach Bombay, welche derjenigen aus Jaaferabad sehr ähnlich sieht, am meisten aber gebrauchen die Hindus, wahr- scheinlich uralten Gewohnheiten folgend, die südarabische Aloe. Urginea indica Kunth vertritt in Indien die e\n-opäische Meer- zwiebel, Urginea Scilla, und scheint auch wohl in chemischer Hin- sicht mit letzterer übereinzustimmen, was immerhin noch zu be- weisen wäre. In den centralindischen Districten Khandesch am Tapti - Flusse > nordöstlich von Bombay, und Nimar (Nemaur), südlich vom mittleren Narbada- (Nerbudda-) Strome wird das Rusaöl durch Destillation der Blätter des prächtigen Grases Andropogon Schocnanthus L. gewonnen. lieber 40 000 Pfund dieses sehr wohlriechenden Oeles F. A. Flüekiger, Indisclie ri\ai'in.akofi,iiosie. 267 werden jährlich tlioils nacli London, tlicils nach den ai-abischen Häfen verschifTt; die Araber und Türken gebrauchen dasselbe als Haaröl. In Indien scheint das Rusaöl regelmässig mit fetten Oelen, z. B. von Cruciferen , von Arachis und Leinsamen , verfälscht zu werden ; dieses war auch der Fall bei Proben , welche der Referent vor längerer Zeit Herrn Dr. dymock verdankte. Die merkwürdigen Absonderungen von opalartiger Kieselsäure, welche unter dem Namen Tabaschir aus den Halmen der Bambusa arundinacea gewonnen werden, kommen nach Bombay meist aus Singapore und zwar in dem rohen geschwärzten Zustande, wie man sie durch Einäschern der Bambuhalme erhält. In Bombay brennt man das Tabaschir weiss. Hindus und Mohammedaner schreiben unglaubliclierweise seit langer Zeit dieser so höchst indifferenten Sub- stanz wichtige medicinische Wirkungen zu. Schon in der alten Sanskritliteratur ist davon die Eede; indem dort das Tabaschir mit dem Zucker in so fern zusammengestellt wurde, als letzterer auch von einem Rohre (allerdings ist das Zuckerrohr nicht hohl !) stammt. Die alten indischen Schriftsteller gedenken gelegentlich des Tabaschirs als einer „süssen" Substanz, offenbar nur in dem Sinne, dasselbe als nicht bitter zu bezeichnen. Dieses scheint Veranlassung gegeben zu haben, Tabaschk- und Zucker zu verwechseln, wie es z. B. schon bei PLiNius geschehen ist. Agaricus ist in Bombay als Gharikün eine wichtige Droge des Arzneischatzes der Mohammedaner, welche aus den Häfen des Rothen Meeres und des Persischen Golfes dorthin gebracht wird. Es wäi'e wünschenswerth , zu ermitteln, ob dieser Pilz wirklich Polyporus officinalis fries ist, auf welchem Baume und in welcher Gegend er wächst. Die vorstehenden Notizen aus dymock's Materia medica of Western India geben einen Begriff von der Reichhaltigkeit des Buches. Die hier angereihten Erörterungen weisen allerdings oft auf Lücken hin und heben zahlreiche FäUe hervor, wo eingehendere Untersuchung wünschenswerth wäre. Der Verfasser ist ein viel beschäftigter Beamter, welcher sich mit grossem Fleisse in dem Arzneischatze Indiens, wie in der einschlagenden Literatur Europas und Indiens umgesehen hat. Diese Aufgabe ist, wie schon aus den obigen Zeüen hervorgeht, von so bedeutendem Umfange, dass selbst- ständige Untersuchungen von grösserer Tragweite ausgeschlossen sind, ganz abgesehen von besonderen Schwierigkeiten, welche in einer 268 0. Vulpius, Ozonwasser. indischen Stadt im Vergleiche mit europäischen Brennpunkten der Wissenschaft im Wege stehen, dymock hat sehr vollständig alle bisherigen Leistungen auf dem von ihm bearbeiteten Gebiete zusam- mengefasst und durch zahli-eiche eigene Wahrnehmungen vervoll- ständigt. Seine Beschreibungen sind auf Grund eigenhändiger Prü- fung entAvorfen und deshalb ist er an Zuverlässigkeit seinen Vor- gängern weit überlegen. Darin liegt allerdings anderseits auch der Gnmd, weshalb er sein Werk auf seine Umgebung beschränken musste luid nicht auf die ganze grosse Halbinsel ausdehnen konnte. Der Inhalt von nY:\iocK's Materia medica ist aber bereits so reich- haltig und so anregend, dass dieselbe für jeden unentbehrlich ist, der sich mit indischen Drogen oder Heilpflanzen zu befassen hat; das Werk verdient in dieser Hinsicht volle Anerkennung und wird sich gewiss als ein Vorläufer weiterer Arbeiten über die Phar- makognosie Indiens erweisen. Dergleichen werden zunächst schon durch die grosse Weltausstellung hervorgerufen werden, welche eben jetzt in Calcutta vorbereitet wird. Dieselbe soll alle Producte Indiens, auch die dorthin eingeführten umfassen. Ein Beamter des indischen ünterrichtswesen, george watt, ist bereits mit einem voll- ständigen bezüglichen Wörterbuche beschäftigt und veröffentlicht inzwischen eine Reihe von vorläufigen Listen, welche an Agenten und andere geeignete Leute vertheilt, die grossartigste Durchführung des Planes ermöglichen werden. Das vorliegende erste Heft dieser „Preliminary list of the economic Products of India" 78 Folioseiten, Calcutta 1883, enthält in sehr practischer Uebersicht die Harze, Gummiharze und andere Exsudate mit vielen bemerkens- werthen Fingerzeigen , welche nicht verfehlen werden , den bezeich- neten Zweck kräftigst zu fördern. Ueber Ozonwasser. Von (}. Vulpius in Heidelberg. Solange auf der einen Seite die ärztliche Wissenschaft einzelnen Krankheiten ohnmächtig gegenübersteht, so lange auf der anderen speculative Köpfe aus jenem Umstände für sich Kapital zu schlagen suchen, wird es an Anpreisungen von Heilmiltcln über den Kopf der Aerzto hinweg nie fehlen. Heute durch die Erfahrung und wis- C. Yul]>ius, Ozonwasser. 269 senschaftliclie Beweisfühnmg als nutzlos cikaiuil , ^.v'm\ ein solches angebliches Heilmittel in zehn Jahren wieder aufUiuchon und aufs Neue einige Zeit hindurch Gläubige finden. So geht es mit dem Ozon Wasser, welches vor einem üecennium gegen alle möglichen Leiden emj^fohlen und als wirkungslos bald bei Seite geschoben, heute wieder gegen Diphtheritis gepriesen und versucht wird trotz der bündigen Erklärung ärztlicher Autoritäten, dass an eine Heil- Avirkimg desselben nicht zu denken sei. Hat doch Professor LieVt- reich in einem Vortrage über Ozon alle weitgehenden Vorstellun- gen, welche man sich von der hygienischen und therapeutischen Bedeutung dieses Körpers macht, auf ihren wahren Werth zurück- geführt. Dabei wandte er sich auch gegen die Messungen des Ozon- gehaltes der Luft, indem er ganz richtig darauf hinwies, dass eine Bläuung des zu diesen Messungen benutzten Jodkaliumstärkepapieres durch so viele andere Körper erfolgt, dass ein Rückschluss auf die vorhandene Ozonmenge absolut unthunlich erscheint. Ganz beson- ders trifft dieses zu in Städten oder in deren Nähe, wo durch die Schornsteine industrieller Etablissements derartige Stoffe genug in die Luft entführt werden, welche dann durch eine Reaction auf das Jodkaliumpapier bei den Beobachtern ein ganz ungerechtfertigtes Vergnügen über einen vermeintlichen Ozonreichthum der Luft her- vorrufen. In zweiter Linie spielt aber auch die Luftbewegung eine grosse Rolle, da eine ruhige AtmosiDhäre bei gleichem Ozongehalte eine weit geringere Bläuung des Ozonpapieres hervorrufen wird, als eine lebhaft bewegte, wo in kurzer Zeit eine viel gi-össere Luftmenge an dem Papiere vorüberzieht, mit ihm in Berührung kommt. So lange aber diese Luftmengen, welche mit einer bestimmten Papier- fläche in Contact waren, nicht gemessen werden können, kann auch von einer Bestimmung und Messung des procentualen Ozongehaltes der Luft auf diesem Wege nicht die Rede sein. Nicht minder abfällig urtheilt Liebreich über die angeblichen therapeutischen Wirkungen des Ozons. Er betont, dass ein Hinein- bringen des Ozons in die Blutbahn auf innerlichem Wege nicht zu erwarten sei, da der labile Gleichgewichtszustand dieses Körpers schon bei der Berührung desselben mit der Schleimhaut von Mund- höhle oder Trachea eine Zersetzung veranlassen, die Abspaltung von Sauerstoff also schon an einer Stelle erfolgen werde, wo sie nicht beabsichtigt ist. Aber auch wenn es gelänge, etwa durch subcutane Injectionen Ozon in das Blut selbst zu bringen, so würde der Effect 270 G. V'iilpiiis, Ozonwassor. ein ganz anderer sein als der erwartete. Es würde das Nämliche gesclielien wie bei der experimentell verfolgten Einführung von Wasserstoffsuperoxyd, wo die sich abspaltenden Sauerstoffbläschen die feinsten Blutgefässe verstopfen und dadurch auch die Athmung behindern, also überhaupt Circulationsstörungen hervorrufen. Mit Unrecht hat man als Beweis für die Heilwirkung des Ozons die Beobachtung hinzustellen versucht, dass das Blut Ozon enthalte und ozonisii'end wirke, denn es ist dabei übersehen worden, dass ja überall, wo Sauerstoff verbraucht wird, eine ozonisirende Thätigkeit stattfindet, weshalb auch stets da, wo Fäulnissvorgänge sich abspie- len, Ozon vorhanden ist, ohne dass Jemand von demselben eine gesundheitsfördernde Wii'kung erwartet. Die Erklärung, dass aus allen den angeführten Gründen an eine therapeutische Wirkung des Ozons überhaupt Jiicht zu denken sei, hat das Wiedererscheinen des Ozonwassers auf dem Heilmittelmarkt und speciell seine neuerliche Anpreisung gegen Diphtheritis nicht zu verhindern vermocht. Damit rückt aber auch an den Apotheker dann und wann, sei es von Seiten des Ai'ztes oder des Patienten, die Forderung heran, sich über die Qualität und den Ozongehalt eines aus einer Fabrik oder von einem Zwischenhändler bezogenen Ozonwassers auszusprechen. Vor längeren Jahren schon haben Emde und WasoAvicz ein damals unter dem Namen Ozonwasser vertriebenes Fabrikationsproduct untersucht und sind dabei zu wenig erfreulichen Resultaten gekommen. Heute scheint die Sache wenig anders zu liegen, wie die in den letzten Monaten vorgenommene Unter such mig eines derartigen Fabrikates ergeben hat, über welche nachstehend berichtet werden soU. Bei der Beurtheilung der Echtheit und Güte eines Ozonwassers, worunter eine gesättigte, also im Liter etwa 9 G.G. oder 0,02 g. Ozon enthaltende Lösung des letzteren in Wasser verstanden wer- den darf, kommt es auf die Beantwortung weniger Fragen an. Es wird festzustellen sein, ob überhaupt dem zu prüfenden Wasser eine mit derjenigen des Ozons übereinstimmende chemische Wirkung zukommt, welches der Werth derselben ist und ob, sowie in wel- chem Grade sie sich eine bestimmte Zeit hindurch erhält. Man wird ferner constatiren müssen, ob die eventuell nachgewiesene che- mische Wirkung nicht ganz oder theilweise von anderen Körpern als Ozon herrührt, und wenn letzteres der Fall ist, welches diese Jiörper sind. G. Vulpius, Ozoiiwasser. 271 Zunächst muss das Ozonwassor auf seinen eigcnthümlichen Ge- ruch geprüft werden, welcher ein stark phosphorartiger sein soll. Eine derartige Beobachtung ist jedoch so subjectiver Art, dass ein bestimmter Schluss noch nicht gezogen werden darf, wenn, wie es hier der Fall war, der Geruch mehr an Chlor als an Phosphor erin- nerte, wozu sich noch ein höchst verdächtiger schrumpfender Ge- schmack gesellte. Sieht man von den von Mail f er t beobachteten Wirkungen des Ozons auf die Verbindungen sehr \äeler Schwermetalle ab, da die- selben als empfindliche Ozonreactionen meist nicht gelten können, so verbleiben als allgemein angenommene chemische Wirkungen des Ozons von mehr oder minder entscheidender Bedeutung die Entfär- bung von verdünnter Indiglösung, die Entfärbung von Lackmustinc- tur, Bräunung von Thalliumhydroxydulpapier, Dunkelfärbung von Palladiumchlorür , bläulich schwarze Fällung von Silbernitratlösung, Violettfärbung von Goldchloridpapier und hauptsächlich die Schwär- zung eines blanken Silberbleches, sowie die Abscheidimg von Jod aus Jodkalium. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass der relative Werth auch dieser Eeactionen ein sehr verschiedener ist. Die beiden letzt- genannten stehen jedenfalls oben an, wenn auch in sehr verschiede- nem Sinne; die Jodreaction deshalb, weil sie eine quantitative Be- stimmung des Ozons zulässt, die Reaction auf das Silberblech aus dem Grunde, weil sie eben nur von Ozon hervorgerufen wird, also Verwechselung mit anderen Körpern ausschliesst. Freilich hat sie dafür wieder den Nachtheil, dass die vorhandene Ozonmenge nicht zu gering sein darf, wenn man auf sicheres Eintreten der Reaction soll rechnen dürfen, Spuren von Ozon daher auch auf diesem Wege nicht mit Bestimmtheit zu eruiren sind. In dem ziu^ Untersuchung verwendeten Wasser konnte eine Schwärzung eines blanken Silberbleches nicht beobachtet werden, mochte man letzteres in das Wasser selbst bringen, oder über dem- selben in einer nahezu gefüllten Flasche aufhängen. Aus oben ange- gebenem Grund konnte aber aus diesem Ausbleiben der Bildung von Silberdioxyd noch nicht mit Sicherheit auf gänzliche Abwesenheit von Ozon geschlossen werden, wenn gleich damit die Annahme eines irgend erheblichen Gehaltes daran nicht mehr- zulässig erschien. Zu dem gewöhnlich zum quantitatixen Nachweis von Ozon benutzten Reagens, einer Jodkaliumlösung übergehend, wurden ia 272 G. ViUiiius. Ozonwasser. einer Ecilie von Versuchen verscliiedene Mengen des Ozonwassers, von 200 bis 2000 C.C. wechselnd, mit genannter Lösung versetzt und das ausgeschiedene Jod mittelst Zehntelnormalnatriumthiosulfat- lösung unter Benutzung von Jodzinkstärkelösung als Indicator be- stimmt. Es ergab sich dabei eine Jodausscheidnng , welche, wenn überhaupt durch Ozon hervorgerufen, einem Gehalt des Wassers von etwas über 4 mg. oder von nicht ganz 2 C. C. im Liter entspräche. Ein mit Ozon gesättigtes "Wasser hätte nahezu fünfmal soviel Jod ausscheiden müssen. Aber auch jene bescheidene Menge des aus- geschiedenen Jodes durfte keineswegs so ohne Weiteres auf Rech- nung von Ozon gesetzt werden. Es sprach dagegen die Wahmeh- mtmg, dass der Jodtiter des Wassers nach Wochen sich nicht erheb- lich, ja selbst nach Monaten sich wenigstens in manchen Flaschen noch wenig geändert hatte. Dieser Umstand schien in hohem Grade geeignet. Zweifel an der Echtheit des Wassers wachzurufen, denn es ist bekannt, dass gesättigtes Ozonwasser schon nach 3 Tagen die Hälfte seines Gehal- tes verloren hat und nach 14 Tagen niu- noch Spuren von Ozon enthält. Versuche, welche Schöne vor 12 Jahren anstellte, haben gezeigt, dass sich zwar das Ozon in Berührung mit Wasser qualita- tiv nicht verändert, aber unter Entbindimg von Sauerstoff aUtnählich verschwindet. Der Genannte hat es als Tmentschieden bezeichnet, ob je Ozonwasser sich werde aufbewahren lassen. Späterhin haben schon Ozonwasserfabrikanten behauptet, dass diese Schwierigkeit überwimden worden sei. Auf welchem Wege ihnen dieses gelungen ist, werden wir nachher sehen. Da nim einmal Zweifel in die Echtheit des Wassers gesetzt werden mussten , so empfalü sich eine Umschau unter den Stoffen, welche sich gegen Jodkalium ähnhch verhalten wie Ozon. Hierher gehören Wasserstoffsuperoxyd, salpetrige Säiu-e, Clüor und unter- chlorige Säiu-e. Die Entscheidung, ob ersteres als Siurogat des Ozons gedient habe, ist nicht allzuschwer Dank der bekannten Ueberchrom- säurereaction. Wenn man nämlich zu einer wässerigen Lösung von Wasserstoffsuperoxyd einen Tropfen einer verdünnten Lösung von Kaliumbicliromat , etwas verdünnte Schwefelsäure und Aether bringt? hierauf tüchtig durchschüttelt und dann kurze Zeit stehen lässt, so sammelt sich oben eine tiefblau gefärbte Lösung von Ueberclirom- säure in Aether. Das völlige Ausbleiben dieser Färbung bei Ver- wendung des fraglichon Oznnwassers zu bescliriebener Prooediir G. Vulpius, Ozonwasscr. 273 bewies zur Genüge, dass an eine Fälsclinng mittelst Wasserstoff- superoxyd nicht gedacht werden dürfe. Wäre hingegen salpetrige Säure zugegen gewesen, so würde der Yerdampfungsrückstand einer bestimmten Menge des Ozonwas- sers entweder sauer reagirt oder, mit etwas Essigsäure der Destilla- tion unterworfen, ein Destillat geliefert haben, welches sich mit Jodkaliumstärkelösung blau gefärbt hätte. Beides war nicht der Fall, so dass also auch salpetrige Säure ausgeschlossen erschien. Leider sollte die sich damit bessernde Meimuig über das Wasser durch sein Verhalten gegen Silberlösung in ihr Gegentheil verkehrt werden. Das Ozonwasser gab mit diesem Reagens eine so starke Fällung von Chlorsilber , dass, wie die vorgenommene quantitative Bestimmung des letzteren zeigte, schon ein Bruchtheil des darin vorhandenen Chlors, frei oder als unterchlorigsaures Salz gedacht, zur Hervorrufung der gemessenen Jodausscheidung aus Jodkalium würde genügt haben. Es darf und soU indessen nicht verschwiegen werden, dass einige wenige der in der ersten Zeit nach Empfang der Sendung untersuchten Flaschenfüllungen mit Silbernitrat keinen rein weissen, sondern einen sehr leicht dunkel schimmernden Nie- derschlag lieferten, so dass man in diesem Falle an eine geringe Beimischung von Silberdioxyd im Chlorsilber denken konnte, wie sie bei einer spurweisen Anwesenheit von Ozon wohl hätte entstehen können. Es ist jedoch ebenso gut denkbar, dass die betreffenden Flaschen nicht gut gereinigt waren und Spuren einer auf Silber- salze reducirend Avirkenden organischen Substanz enthielten, oder dass das Chlorsilber in einzelnen Fällen dem Einflüsse photochemi- scher Induction aus irgend einer der Beobachtung entgangenen Ur- sache rascher erlag, die bekannte Dunkelfärbung früher erlitt als in anderen. Immerhin ist es auffallend, dass späterliin nie wieder ein solcher dunkler Schimmer der Silberfällung beobachtet werden konnte, derselbe also ausschliesslich innerhalb derjenigen Zeit zur Walir- nehmung gelangte, innerhalb welcher überhaupt noch an spurweises Vorhandensein von Ozon hätte gedacht werden können, welches ja, wie oben bemerkt, auch da allmählich ganz verschwindet, wo es ursprünglich vorhanden war. T'on der Hauptmenge des Clüors im Chlorsilberniederschlag ist es unzweifelhaft, dass solche als Chlormetall vorhanden war, während ein kleinerer Tlieil als freies Chlor oder als unterchlorigsaures Salz zugegen sein musste. Die letztere Annahme wurde noch wesentlich -'* fJ. Vulpius, Ozonwasscr. luiterstützt duich die Thatsache, dass beim Ansäuern des Ozon- wassers mit einer Miiicralsäure sein eigenthümlich chlorartiger Ge- ruch sich in verstärktem Grade bemerklich machte, während sein Jodtiter stieg und diu-ch den weiteren ümstajid einer wenn auch nur sehr schwach alkalischen Reaction des massig eingeengten soge- nannten Ozonwassers. Freilich zeigt Ozon indirect auch eine Art von alkalischer Eeaction insofern, als es mit Jodkaliumlösung be- feuchtetes rothes Lackmuspapier bläut in Folge des Vorgangs: 0^ + 2KJ + H^O = 0^ -f- 2K:0H + J^*. Die beobachtete Bläuung erfolgte aber durch ein erhitzt gewesenes, also jedenfalls ozonfreies Wasser und ohne vorherigen Zusatz von Jodkalium. Ziu- Trockne eingedampft hinterliess 1 Kilo des Wassers 0,2 g. festen Rückstand, welcher sieh sehr hygroskopisch zeigte und in der Hauptsache aus Chlorcalciimi mit kleinen Mengen von Chlornatrium und Kieselsäure bestand. Es liegt die Frage nahe, ob denn nicht der Gesammtchlorgehalt des Präparates eine Folge der Verwendung um-einen Wassers zu seiner Darstellung sein könne. Dagegen spricht, abgesehen von dem in gleich zu beschreibender Weise erbrachten Beweise vom Gegen- theile das für ein unreines Fluss- oder Pumpwasser viel zu niedrige Gewicht des Verdunstungsrückstandes, sowie eine weitere sehr ein- fache Erwägung. Dass ein Chlorgehalt des Ozonwassers letzteres sofort verdächtig machen muss, ist jedem Fabrikanten dieses Artikels sicher bekannt. Er wird deshalb nichts versäumen, was sein Product auch von dem Scheine der Unechtheit befreien kann, folglich auch die Verwendung von destillirtem Wasser nicht scheuen, wenn sich damit der angedeutete Zweck erreichen lässt. Somit kann man schon aus diesem Grunde mit Bestimmtheit annehmen, dass aufgefundenes Chlor in keinerlei Gestalt zufällig vorhanden ist, sondern einem bestimmten Zwecke dient und aus Fabrikationsmaterialien stammt. Da der Verdunstungsrückstand sich in der Hauptmenge als Chlor- calcium erwies, so ergiebt sich die Vermuthung von selbst, dass sich in dem Ozonwasser eine allerdings sehr geringe Menge Chlor- kalk müsse befunden haben. Wenn verdünnte Chlorkalklösungen bei Siedehitze abgedampft werden, so zersetzt sich das darin vorhandene unterchlorigsaure Calcium nach der Gleichung: 3(Ca[C10]2 -f CaCl2) = Ca(C10')2 -f 5CaCl«. Im Rückstande muss daher chlorsaurer Kalk oder, wenn man unter Zusatz von Kaliumcarbonat eingedampft hat, Kaliiunchlorat voi' G. Vulpius, Ozonwasser. 275 banden sein. Zur Fülining dieses Nachweises wurden 2 Kilo des über 4 Monate alten Ozonwassers vei-Avendet, indem man deren Ver- dunstungsrückstand , welcher für sich gegen Jodkalium völlig indifferent war, auf letzteres in Anwesenheit von Salzsäure Avirken Hess. Es erfolgte sofort Jodausscheidung und Blaufärbung auf Zusatz von Stärkelösung, welche allerdings schon durch 0,2 C.C. Zehntelnormal- Natriumthiosulfatlösung wieder aufgehoben wurde, aber nichtsdesto- weniger vollkommen hinreichte, um die Anwesenheit von Chlorat. also lU'sprünglich von Hypoclüorit, unwiderleglich darzuthun. Stand somit auch das Urtheil über das angebliche Ozonwasser im Allgemeinen nur allzufest, so wurden gleichwohl auch die übrigen im Eingänge erwähnten Ozonreactionen angestellt und zwar nicht nur mit dem Ozonwasser selbst, sondern zur Yergleichung auch mit verdünnten Lösungen von Chlor, imterchlorigsaurem Natron und Chlor- kalk. Diese sämmtüchen Lösungen waren vorher so weit verdünnt worden, dass ihr Jodtiter ganz genau mit demjenigen des Ozon- wassers übereinstimmte, und waren durch den Geruch in keiner Weise von letzterem zu unterscheiden. AVurden sämmtliche Probeflüssigkeiten mit Lackmustinctiu- deut- lich gefärbt, so verschwand die Färbung beim Chlorwasser und Chlor- natron rasch, bei der Chlorkalklösung und dem Ozonwasser etwa nach einer Stunde. Eine ähnliche Uebereinstimmung zeigte sich, im Verhalten gegen Indigolöung. Salpetersaiu-es Silber gab mit der Chlorkalklösung eine an Stärke mit der im Ozonwasser hervorgeru- fenen gleiche Fällimg, während dieselbe im Chlornatron etwas, im Chlorwasser sehr Aäel geringer war. Der diu-ch Ammoniumoxalat im Ozonwasser erzeugte Kalkniederschlag war, nebenbei bemerkt, etwas geringer, als der in der verdünnten Chlorkalklösung entstandene, was darin seine Ursache haben kann, dass der zum Controlversuche benutzte Chlorkalk relativ weniger actives Chlor enthielt, also ver- hältnissmässig mehr Kalksalz an eine dem Ozonwasser am Jodtiter gleichstehende Lösung abgab, als derjenige, welcher zur Bereitung des sogenannten Ozonwassers gedient hatte. Ein Streifen Fütrirpapier, mit verdünnter Lösung von Gold- chlorid getränkt und über dem Ozonwasser aufgehängt, färbte sich innerhalb einer Stunde wahrnehmbarer violett, als über den ver- schiedenen anderen Chlorlösungen. Doch misst man heute dieser Eeaction nicht mehr die beweisende Bedeutimg für die Gegenwart von Ozon bei, wie dieses wohl früher geschah, weü man fand, dass 27G G. Vuljiius, Ozonwasscr. derartige Färbungen noch durch eine Reihe anderer Stoffe hervor- gerufen werden, ja schon durch Wechselwirkung zwischen dem Goldsalz und der Papierfaser unter Lichteintluss veranlasst werden können. Immerhin stand die Färbung des über dem Ozonwasser auf- gehängt gewesenen Goldcliloridpapieres sehr bedeutend zm-ück hin- ter derjenigen, welche das letztere über Terpentinöl schon in weni- gen Augenblicken annimmt und die man, ob mit Recht oder Un- recht mag dahin gestellt bleiben, auf Rechnung des durch das Ter- pentinöl ozonisirten Sauerstoffs geschrieben hat. Es bleibt nun noch das Verhalten des Ozonwassers und der Vergleichsflüssigkoiten gegen Thalliumhydroxydul und Palladium- chlorür zu erörtern. Es wird angegeben, dass die Wirkung von Ozon auf Papier- streifen, welche mit einer Lösimg von Thalliumhydroxydul getränkt sind, ein gutes Mittel zur Unterscheidung des Ozons von salpetriger Säure und Chlor sei, indem nicht durch letztere, wohl aber durch Ozon eine Oxydation zu Thalliumoxyd, welches schwarz ist, statt- finde und in Folge dessen eine mehr oder minder starke Bräunung des genannten Papieres eintrete. Eine solche wurde durch das un- tersuchte Ozonwasser ebensowenig, als durch die Chlorlösung her- vorgerufen, dagegen die Beobachtung gemacht, dass eine einiger- maassen starke Chlorkalklösung das Thalliumhydroxydulpapier ganz deutlich färbt, so dass der Werth dieses angeblichen Unterschei- dungsmittels doch noch weiterer Bestätigung zu bedüi'fen scheint, um so mehr als das betreffende l^eagenspapier auch in einer mit Terpentinöldampf gesättigten Luft, welche andere Ozonreactionen sehr ausgeprägt gab, nicht verändert wurde. Auch die Benutzung von Palladiumchlorür als Unterscheidungs- mittel dürfte von zweifelhaftem Wertlie sein, da Schneider, wel- cher dieselbe empfohlen hat, selbst zugiebt, dass die Schwärzung von Palladiumchlorürpapier nicht nur durch Ozon, sondern auch durch Wasserstoff, Kohlenoxyd, Leuchtgas, Schwefelwasserstoff und Schwefelammonium veranlasst werde. Das Palladiumchlorürpapier wurde nun allerdings durch die verdünnte Chlorlösung nicht, wohl aber durch das sogen. Ozonwasser gebräunt, allein gerade so auch durch die verdünnte Chlorkalklösung. Unter diesen Umständen konnte die Bräunung durch das Ozonwasser natürlich in keiner AVeise als Beweis der Echtheit des letzteren gelten. Wie das mit G. Vulpius, Ozonwasser. 277 Palladinmchlorür getränkte Papier verhielt sich auch die stark ver- dünnte Lösung dieses Salzes. Zu diesen Versuchen wurde ein Tro- pfen der käuflichen zehnprocentigen Lösung mit 6 C. C. Wasser ver- dünnt und von dieser hellgoldgelben Flüssigkeit je 3 Tropfen in eine Porzellanschale gegeben, -weitere 5 C.C. Wasser und dann 30 C. C. des zu prüfenden Ozonwassers oder der gleichwerthigen Chlorkalk- lösung liinzugefügt. Beide Proben waren nach wenigen ^linuten so gleichmässig braun getrübt, dass sie nicht von einander unterschie- den werden konnten. Schon hierdurch fällt die Brauchbarkeit des Palladiumclilorürs zum positiven Nachweis von Ozon in sich zusam- men. Aber noch melir! Die mit Palladiiunchlorür getränkten Pa- pierstreifen zeigten nicht die geringste Veränderung, wenn sie 24 Stunden lang in einem zur Hälfte mit Terpentinöl gefüllten Gefässe über der Oberfläche des letzteren aufgehängt wurden. Dabei war es gleichgültig, ob man gewöhnliches oder rectificirtes Terpen- tinöl verwendete. Jodzinkstärkepapier, neben dem Palladiumchlorür- papier aufgehängt, erfulir eine intensive Bläuung. Genau umgekehrt war der Erfolg, als beide Papiere in Luft gebracht wurden, welche mit feuchtem Phosphor in Berülu-ung war. Hier wurde das Palla- diumchlorürpapier sofort dunkel, das Jodstärkepapier dagegen nicht verändert. Die Dunkelfärbung des ersteren wird also wohl einem anderen Körper als dem Ozon zugeschrieben , vielleicht auf Rech- nung einer niederen Oxydationsstufe des Phosphors, eventuell der Bildung von Phosphorpalladium gesetzt werden müssen. Damit wäre das Beobachtungsmaterial, wie es bei Gelegenheit der Untersuchimg des Ozonwassers sich ergab, erschöpft. Seine kritische Beurtheilung führt mit Nothwendigkeit zu dem Sclilusse, dass im allergünstigsten Falle diesem Wasser ursprünglich ein gewisser Ozougehalt mitgetheilt worden war, sei es durch electrisch erregten oder durch die bekannten chemischen Mittel ozonisirten Sauerstoff, dass aber, da der Ozongehalt unter allen Umständen schon nach wenigen Wochen verschwindet, ausserdem geringe Mengen von unterchlorigsauren Salzen, in erster Reihe von Chlorkalklösimg zuge- setzt wurden, um dem Fabrikat den Schein der Haltbarkeit zu ver- leihen. Es spricht aber auch kein Untersuchungsergebniss in über- zeugender Weise gegen die andere Möglichkeit, dass das Wasser überhaupt mit Ozon gar nichts zu thun hatte , sondern eben von Anfang an nichts anderes war, als eine sehr verdünnte Chlorkalk- lösung. Welcher der beiden Fälle vorliegt, wird von der EntscheL- 278 Acid. carbolic. liquefactum. duiig der Frage abliängen, ob überhaupt Chlor oder unterchlorigsau- res Salz neben Ozon in wässriger Lösung existiren können, worüber späterliin weitere Versuche gemacht werden sollen, sobald gelegent- lich einmal wirkliches Ozonwasser zur Verfügung steht. In keinem der beiden Fälle wird man jedoch von einem für den Versandt bestimmten Pi'äparate, welches schon nach kurzer Zeit kein Ozon , sondern nur zugesetztes Clüor oder Chlorkalk enthält, eine ohnehin in ihrer Möglichkeit bestrittene therapeutische Ozon- wirkung erwarten dürfen. B. Monatsbericht. Prüfung und Untersuch uiig* der Arzneimittel. Aeid. carbolic. liquefactum. — Abgesehen davon, dass die von der Pharmacopöe vorgeschriebene Gehaltsprüfung der verflüssigten Carbolsäure unnöthig ist, wenn sich der Apotheker, und das dürfte doch meistens der Fall sein , seinen Bedarf ans krystallisirter Säure selbst dargestellt hat , so ist die Methode auch ziemlich umständlich. Ein vereinfachtes Prüfungs- verfahren giebt Martenson (Amerik. Rundschau) an; nach ihm werden in einem kleinen mit Fuss versehenen gradidrten Cylinder 5 C. C. der zu prüfenden verflüssigten Carbolsäure und ebensoviel einer öprocentigen wäs- serigen Natriumbicarbonatlösung gebracht. Der Cylinder wird mit einem Stöpsel verschlossen und der Inhalt tüchtig durchgeschüttelt. Schon nach wenigen Minuten ruhigen Stehens hat scharfe Trennung in zwei Flüssig- keiten stattgefunden nnd es muss die untere derselben, aus wasserhaltiger Carbolsäure bestehend, jetzt mmdestens 5,5 C. C. betragen, wenn die unter- suchte Säure in 11 Theilen 1 Theil Wasser entlüelt. — G. Vulpius (Pharm. Zeit.) weist darauf hin, dass, luiter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit der Fabriken, die neue Pharmacopöe an die reine Carbolsäure sowohl be- züglich der Farbe, wie auch der Löslichkeit in Wasser recht wohl hätte höhere Anforderungen steilen kömien und möchte überhaupt lieber das jetzt in grösster Reinheit und zu billigem Preise erhältUche „Phenolum absolu- tum in crystallis liberis" in den Apotheken verwendet sehen. Da jedoch die Lösliclikeit resp. Mischbarkeit dieses Phenols nüt Wasser eine von der in der Pharmacopöe vorgeschriebenen etwas abweichende ist, so hat V. Versuche angestellt, um die Herstellung einer verflüssigten und flüssig bleibenden Carbolsäure aus absolutem Phenol zu ermöglichen. In den Kreis seiner Versuche zog er neben A\''asser auch die Verwendung von Glycerin (spec. Gew. = 1,25) und 90 proc.' Weingeist mit ein. Die Resultate waren folgende: lenol. Wasser. Wein- geist. Glycerin. Erstarrungs- jjunkt. 100 5 21" C. 100 '< 17,5 - 100 8 15 - 100 M 13,5 - 100 10 11,G - 100 n 10,2 - 100 12 9 - ?n ust. — Aqua Calcar. - Kali caustic. fusuin. — Magnes. s Phenol. Wasser. Wein- Glycerin. Ki-«t'"-nmg8- geist. pnnkt. 100 13 7,5» C. 100 14 G - 100 15 4,5 - 100 20 2,2 - 100 5 5 18,5 - 100 5 10 15,5 - 100 10 27 - 100 5 29 - 100 10 19 - 100 5 5 14 - 279 Es ergiebt sich aus dieser Zusammenstellung die unerwartete That- sache, dass der Schmelzpunkt des Phenols durch Weingeistzusatz weit we- niger herabgedrückt wird, als durch eine gleiche Menge Wasser, welches letztere sich hierin auch dem Glycerin überlegen zeigt. Zur Verflüssigung der Carbolsäure eignet sich hiernach das Wasser unstreitig am besten. Man sieht aber auch , dass eine Wassermenge von 10 Proc. zu niedrig ge- griffen ist, wenn man absolutes Phenol verwenden und ein Acidum carbo- licum liquefactum erzielen will, welches auch bei Temperaturen flüssig bleibt, wie sie in weniger guten Kellern bei strengem Winter Regel sind. Man wird dann mindestens auf 15 Proc. gehen müssen , besser aber noch auf 20 Proc, um die Rechnung zu vereinfachen. Alumen ustum. — Die Pharmacopöe giebt bei diesem Präparat einelden- titätsreaction nicht an; stellt man sich dasselbe selbst dar, so bedarf es auch einer solchen nicht, bei gekaufter Waare ist es aber angenehm, sich schnell von der Identität überzeugen zu können. Ein sehr einfaches Mittel bietet nach G. Vulpius (Pharm. Zeit.) die officinelle Kalilauge; fein zer- rieben lösst sich das Alumen ustum sehr schnell in Kalilauge auf und die entstandene klare Flüssigkeit wird durch einen Ueberschuss von Chlor- ammonium weiss gefallt. Aqua Calcariae. — Auf Seite 193 dieses B. des Archivs war über die Beobachtung Bernbeck's referirt worden, dass die von der Pharmacopöe angegebene Prüfungsmethode des Kalkwassers unter Umständen keinen Beweis des richtigen Kalkgehaltes, sondern lediglich der vorhandenen Alkalinität liefern. Goldammer (Pharm. Centralh.) bestätigt dies und empfiehlt, ein für alle Male an Stelle des gewöhnlichen Aetzkalkes reines Calciumoxyd, wie es der gebrannte Marmor wohlfeil bietet, anzuwenden; derselbe lasse sich so vollständig ausnutzen, dass man durch wiederholtes frisches Auffüllen von Wasser aus V2 kg. Aetzkalk 250 bis 300 kg. gutes Kalkwasser gewinnen könne. Bei sehr zahlreichen Titrationen von auf diese Weise angefertigtem Kalkwasser verbrauchte G. auf je 100 C.C. Kalkwasser 4,0 bis 4,46 C.C. im Mittel 4,34 C.C. Normalsäure, was einer Calciumoxyd- lösung von 1 : 830 entspricht. Kali causticum fusuin. — Zur Prüfung auf Salpetersäure, salpetrige Säure, auch Chlor u. s. w. empfiehlt Hager (vergl. Archiv, Bd. 221, S. 763) die von ihm so genannte Dütenprobe. Cl. PL (Württ. Pharm. W.) hat die Methode nachprobirt, sie aber, beispielsweise bei der Prüfung des Aetz- kali auf Nitrat, nicht stichhaltig befunden; alle von ihm untersuchten Präparate wih-den darnach nitrathaltig gewesen sein, während sie es in der That nicht waren. PI. erklärt sich dies damit, dass die sich entwickelnden Chlorwasserstoffdämpfe auch ohne Anwesenheit von freiem Chlor oder Stick- oxyden das (notabene jodsäurefreie) Jodkalium zersetzen, wodurch ein Braunwerden der Dütenspitze bewirkt wird. Magnesium sulfuricum. — Vor einigen Monateu ging eine Mittheilung des Apoth. Rattinger durch alle Blätter, dass er ein Bittersalz so stark 280 Oleum Eucalypti. ~ Oleum Terebinthinae. arsenhaltig angetroffen habe, dass sich auf 1 kg. Bittersalz 0,411 g. Arsen- säure berechnete. Diese Mittheilung erweiterte sich alsbald zu der vielfach laut gewordenen Behauptung, „dass das meiste käufliche Bittersalz arsen- haltig sei" und man argumeutirte, dass sijlches Bittersalz aus ^Mineral- wasserfabriken entstamme, in denen arsenhaltige Schwefelsäure verwendet werde. Goldammer (Pharm. Centralh.) weist nun nach, dass der mit- getheilte Fall nur auf einem Zufalle oder Irrthume beruhen könne, keinen- falls aber eine durch die Fabrikation bedingte Verunreinigung vorgelegen hat. Auch wenn eine mehr oder weniger arsenhaltige Schwefelsäure zur Verwendung komme, scheide sich doch beim Reinigungsverfahren des Bitter- salzes die etwa vorhandene arsensaure Magnesia aus der sehr concentrirten und behufs Ausfällung des Eisens vollständig neutral gemachten Lösung in Folge ihrer Schwerlöslichkeit vollständig aus und werde ndt dem soge- nannten Schlamm entfernt. G. hat auch eine ganze Reihe Proben von Bittersalz, aus den verschiedensten Fabriken bezogen, nach dem bei Aus- mittelung des Arsens in gerichtlichen Fällen beobachteten Verfahren unter- sucht und die im Handel als purum bezeichnete Waare absolut arsen- frei befunden. Nur in einer, aber ausdrücklich für den technischen Ge- brauch bezeichneten Marke konnten Spuren von Arsen entdeckt werden. Oleum Eucalypti und Eucalyptol finden in neuerer Zeit Aielfach medi- cinische Anwendung. Merck (Pharm. Centralh.) giebt die Merkmale an, wie man das zwar viel theurere, aber für medicinische Zwecke allein dien- liche Ol. Euc. aus den Blättern von Eucalyptus globulus von dem billigen für technische Zwecke bestimmten Ol. Euc. australe imterscheideu kann. Das letztere hat einen an Terpentinöl erinnernden, das ächte Oel aber einen angenehm rosenartigen Geruch. Das australische Oel lenkt das polarisirte Licht stark nach links ab, das ächte Oel und die daraus hergestellten Prä- parate drehen schwach rechts oder sind optisch inactiv. Während das Ol. Euc. australe in DOproc. Alkohol nur wenig löslich und selbst eine im Verhält- niss von 1 : 15 hergestellte schwache Lösung trübe ist und bleibt, löst sich das Oel von Eucalyptus globulus , sowie das daraus dargestellte Eucalyptol in OOproc. S^nritus in jedem Verhältuiss (selbst in 1:1 oder noch weniger) und absolut klar auf. In absolutem Alkohol löst sich auch das austra- lische Oel auf. Das Ol. Euc. australe verpufft mit Jod, das ächte Oel dagegen nicht. Das Ol. Euc. australe tlirbt sich beim Stehen mit Natrium roth, das ächte Oel gelbüch. Das spec. Gew. des Ol. Euc. australe ist nie höher wie 0,860 bis 0,870. Das ächte Oel ist im spec. Gew. verschieden, je nachdem es aus alten oder frischen Blättern gewonnen wird; immer ist es aber erheblich höher als dasjenige des australischen Oeles, nämlich 0,900 bis 0,925. Die für das ächte Ol. Eucalypti aus Eucalyptus globulus ange- führten Eeactionen gelten auch für das J^ucalyptol. Das Eucalyptol puriss. hat einen Siedepunkt von 170 bis 173" C. und em spec. Gew. von 0,910 bis 0,920 bei 15" C. Es ist wasserhell imd zeigt in hohem Grade einen angenehmen erfrischenden Geruch. Oleum Terebinthinae. — Wird Ol. Tereb. zum innerlichen Gebrauche verschrieben , so ist es üblich , das Ol. Tereb. rectificatum der Pharmacopöe zu dispensiren; in neuerer Zeit macht sich aber die Ansicht geltend, dass das rectificirte Oel als reiner Kohlenwasserstoff von sehr geringer AVirkung, das rohe Oel dagegen um so wirksamer sei, je reicher es an Terpenoxyd- hydrat (C'"H''*OH-0) ist. Insbesondere als Antidot des Phosphors sollte nach Köhler (Pharm. Centralh.) nur das rohe Oel (und zwar scheint das deutsche Oel wirksamer zu schi als das französische und amerikanische) zur Anwendung kommen, denn der sauerstofi'haltige Antheil des Oeles, da.s Terpenoxydhydrat, ist es gerade, der mit phosphoriger Säure eine Verbin- dung eingeht, welche von dem Organismus nicht resorbirt wird. Auch zur Zerstörung spaltpilziger Vegetationen auf den Schleimhäuten (bei Diph- theritis) ist das rohe Oel dem rectüicirtcn entschieden vorzuziehen. Pilocarpin.hydroc'hloric— Fehlerquelle b.d.Will-Vairciilnipp'schenMeth. 281 Piloearpiiiuiu Iiydrochloricuin. — Die Pliaruiacoiiöe beschreibt das- selbe als „crvstalla iicutralia". Ist dies dahin auszulegen, dass die Kry- stalle gegen Lackmus neutral reagiren sollen, so liegt nach Merck (Pharm. Centralh.) eine nicht erfüllbare Forderung der Pharmacopöe vor. Pilocarj)in ist eine schwache Base und vermag starke Säuren wie Salz- oder Schwefel- säure nicht vollkommen zu binden; die entstehenden Salze werden deshalb stets eine schwachsaure Eeaction zeigen, wennschon sie im chemischen Sinne als „neutrale" bezeichnet werden können. G. H. Chlorzinkstifte. — Die üblichen durch Guss in der Höllenstcinform hergestellten Chlorzinkstifte haben den Nachtheil, dass sie sehr hart sind und zu Verletzungen führen können, auch ist ihre Wirkung in manchen Fällen eine zu intensive, weil plötzliche. Durch Zusammenreiben von gleichen Theilen Chlorzink und Weizenmehl ohne ^Vasserzusatz erhält man eine plastische und doch genügend resistente Masse, um daraus durch rasches Ausrollen Stifte oder, indem man ans der Masse eine Scheibe formt und diese durch Radialschnitte theilt, spitze Dreiecke herstellen zu können, die man 6 Stunden an einer recht warmen Stelle des Trockenschrankes liegen lässt und dann in gut zu verschliessende Gläser bringt. Stifte letzterer Art haben aber den Nachtheil, dass sie im Gegensatz zu den gegossenen Stiften zu langsam wieder erweichen. — Beide Uebelstände lassen sich nach G. Vulpius vermeiden, wenn man als indifferentes Bindemittel weissen Bolus verwendet. Werden gleiche Theile Bolus und Chlorzink unter vorsichtigem Zusatz von etwas Wasser angestossen, so erhält man eine sehr bildsame Masse, deren Plasticität durch einen massigen Glyceriu- zusatz auf längere Zeit erhalten werden kann. Das dürfte sich aber nicht nothwendig machen , denn die Anfertigung der Chlorzinkstifte mittels Bolus ueht so leicht und rasch von statten , dass man solche immer frisch bereiten kann. (Pharm. Centralh. XXV, 97.) G. IL Balsainuili tolutauiim als Ersatz des Penibalsams g'eg'en Scabies wird von Bernbe|ck empfohlen. Der Tolubalsam, in der richtigen Mi- schung zubereitet, steht dem Perubalsam in Bezug auf leichte Application und sichere Wirkung völlig gleich, ja er übertrifft denselben noch durch angenehmeren Geruch und sehr geringen Preis. Löst man Tolubalsam in 4 Theilen 95 "/o igen Spiritus und setzt V2 Theil Ricinusöl hinzu, so hat man eine Mischung, die sich leicht aijpliciren und hinsichtlich ihrer prompten Wirkung nichts zu wünschen übrig lässt. Tolubalsam lässt sich ferner viel leich- ter auf seine Reinheit prüfen und die damit beschmutzte Wäsche ist durch einen geringen Zusatz von Aetznatronlauge anstandslos zu reinigen. Die Behandlung mit Styrax liquid, depuratus, welcher im Werthe dem Tolubalsam gleich ist, steht ebenfalls gegen die mit letzterem zurück und zwar sowohl durch physikalische Eigenschaften, als auch des lange haf- tenden und unangenehmen Geruches wegen. (Pharm. Zeit. XXIX, 167.) G.H. Bromkieselg"uhr. — lieber festes Brom, d. h. solches, welches durch Kieseiguhr aufgesaugt Avorden ist, um dann bequem zu Desinfections- zwecken verwendet werden zu können, ist schon früher im Archiv berichtet worden. Neuerdings bringt E. Scher ing's chemische Fabrik behufs medi- cinischer Anwendung den Bromkieselguhr auch in so dünnen Stängelchen in den Handel, dass eine exacte Dosirung des Broms in Mengen von 1 g. bis 0,5 g. möglich ist ; die Stängelchen enthalten nämlich auf 1 Cm. Länge ziemlich genau 1 g. Brom. — Auch für chemische Laboratorien dürften sich solche Stängelchen, wenn man mit geringen Mengen Brom oxydiren will, practisch erweisen. [Durch Pharm. Centralh.) G. H. Zur Keuntniss einer „Fehlerquelle" hei der Will- Varrentrapp'schen Methode der Stickstoffbestimmuug-. — Die Frage, ob man der Schicht reinen Natronkalks, welche vor das Substanzgemisch gebracht wird und Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 7. Hft. 19 282 Trinkbarkeit eines "Wassers. deren Länge im Allgemeinen etwa 10 Cm. betragen soll, ohne Schaden eine grössere Ausdehnung geben kann, ist von den Analytikern in ver- schiedonem Sinne beantwortet worden. Von den Einen wird behauptet, dass bei zu grosser Ausdehnung der Natronkalkschicht die Gefahr einer theilweisen Dissociation des gebildeten Ammoniaks nahe liege, die Ande- ren fürchten das Entweichen unverbrannter stickstoffhaltiger Dämpfe und halten es deshalb für rathsam, die Länge der vorgelegten Schicht nicht zu knapp zu bemessen. R. Kiessling, veranlasst durch häufige Differenzen in den Bestim- mungen des Stickstoffs bei der Analyse des besonders fett- und protein- reichen Baumwollsamenmehls, führte eine grössere Reihe Parallelbestim- muugen aus und gelangte zu dem Resultate, dass es nicht nur nicht feh- lerhaft ist, der vorzulegenden Natronkalkschicht eine Länge von mehr als 10 Cm. zu geben, sondern in manchen Fällen, bei sehr fett- luid protciu- reicher Substanz, erscheint es gradezu geboten, die aus dem Substanz- gemische entweichenden Dämpfe oder Gase eine längere Schicht glühenden Natronkalks passiren zu lassen. {Chem. Zeit. VIII, 324.) G. H. lieber die Trinkbarkeit eines Wassers hat Gins to Pas quäl is vom hygienischen Standpunkte aus eine Betrachtung ver()frentlicht und Winke daran geknüpft, welche eines gewissen allgemeinen Interesses nicht ent- behren. Derselbe verwirft die seither als entscheidend bei der Beurthei- lung eines Trinkwassers angesehenen Kriterien vollständig, indem er sicli darauf beruft, dass weder Salpetersäure, noch Ammoniak, Phosphorsäure, Schwefelmetalle an und für sich schädliche Substanzen in denjenigen Men- gen darstellen, in welchen sie überhaupt nur in reinem Wasser vorzukom- men pflegen. Auch die Gegenwart organischer Substanzen ist keineswegs unter allen Umständen schädlich', da wir deren ja in unseren Nahrungs- mitteln grosse Massen geniessen, und selbst todte organisirte Körper schei- nen nur bedingungsweise schädlich. Es ist hierin hauptsächlich ein Un- terschied zu machen zwischen Stoffen animalischen, und solchen vegeta- bilischen Ursprungs. Während diese unter Umständen so wenig naclithei- lig zu sein brauchen, wie Glycose oder Stärkmehl inid ein Gleiches auch für ihre Entmischungsproducte gilt, liegen die Dinge bei animalischen Auswurfsstoften und ihren Zersetzungsproducten ganz anders. Diese lie- fern zusammen mit einigen mineralischen Stoffen die materielle Unterlage für die Entwicklung der gefürchteten, Krankheit erzeugenden Microorganis- men. Eine wahre wissenschaftliche Methode zur Prüfung und Beurtheilung eines Trinkwassers musste daher zu erforschen suchen , ob ganz bestimmte Microorganismen von nachgewiesener Schädlichkeit vorhanden sind oder nicht. Leider ist man in der Kenntniss dieser kleinen Lebewesen noch nicht weit genug vorgeschritten, um eine derartige Methode heute schon etabli- ren zu können. Man greift daher immer noch zu dem Auskunftsmittel, ein Wasser dann für bedenklich zu erklären, wenn seine sonstigen Bestaud- theile so beschaffen sind, dass sie das Fortkommen und die Entwicklung jener schädlichen Organismen wenigstens ermöglichen können. Man ver- gisst dabei vollständig, dass man mit noch viel grösserer Berechtigung jede Milch für untrinkbar erklären müsste, da sie noch in ungleich höherem Grade die Entwicklung jener kleinster Lebewesen zu begünstigen im Stande ist, wie denn auch thatsächlich schon häufig die Verbreitung von Epide- mieen durch den (Jenuss von Milch nachgewiesen worden ist. Pasqualis hält es für widirscheinlich, dass in den allermeisten Fäl- len von Gesundheitsgeftihrdung durch Trinkwasser die Gefahr nicht sowohl durch ein schlechtes, d. h. der Entwicklung schädlicher Organismen gün- stiges Wasser entsteht, als vielmehr durch directe Zufuhr animalischer Dejectionen kranker Individuen durch den Boden. Eine ausgesprochene Gesundlieitsschädliclikcit eines Wassers würde also nur dann vorhanden sein, wenn eben die Anwesenheit thierischer Auswurfsstolic in dcinsol- AUotrop. Modificationen d. Kohlenstoffs. — Best. v. Saccharose, Glycoseetc. 283 bcn constatirt ist. Zur Constatirung einer solchen citrnet sich aber nach den Anschauungen und Erfahrungen von Pasqualis am allerbesten der Nachweis eines starken Chlorgehaltes, da er einen solchen stets nur im Zusammenhang mit einem Gehalte an animalischen Stoffen, dann aber immer gefunden hat. Er bezeichnet deshalb ein Wasser dann als unbrauch- bar zum Trinken, wenn es durch Silbernitrat stärker als nur bis zur deut- lichen Opalescenz getrübt -närd oder gar einen förmlichen Niederschlag giebt. (AmiaK di Chimica. No. 1.) Dr. G. V. ^ Die verschiedenen allotropischen Modificationen des Kohlenstoffs zeigen, wie Bartoli undPapasogli bei ihren diesfallsigen Untersuchun- gen fanden, ein abweichendes Verhalten gegen unterchlorigsaure Salze , so dass sich hierauf eine Unterscheidungsmethode gründen lässt, wenn man gleichzeitig das Verhalten gegen eine Mischung von Kaliumchlorat und Salpetersäure mit in Betracht zieht. In eine erste Kategorie wird der gesammte unreine Kohlenstoff" gerech- net, welcher von Wasserstoff", Sauerstoff", Stickstoff" begleitet ist, also die Holzkohle, die fossüe Kohle, Thierkohle, Ejenruss und Lignite. Sie alle werden bei gewöhnlicher Temperatur oder bei 100" von stark alkalischem Natriumhypochlorit angegriffen und in lösliche Producte übergefülirt. Zu einer zweiten Classe gehört der amorphe Kohlenstoff, welcher ent- weder gar keine oder nur sehr geringe Spuren anderer Elemente enthält, wie z. B. die Eetortenkohle oder diejenigen unreinen Kohlenstofl^arten der vorgenannten Gattung, welche eine Eeinigung durch Chlor bei sehr hoher Temperatur erfahren haben. Dieser Kohlenstoff mrd von dem Natrium- hypochlorit nicht gelöst, wohl aber in solche Producte übergeführt, welche dann von einer Mischung aus Kaliumchlorat und Salpetersäure aufgenom- men werden. Hieran reiht sich der Graphit, welcher weder von dem Hypochlorit, noch von der Chloratmischung gelöst, wohl aber von letzterer in ein Pro- duct übergeführt wird, das in lösliche Modificationen auf anderem Wege umgebildet werden kann. Gegen den Diamant allein, welcher somit für sich allein eine besondere Art von Kohlenstoff' auch bei dieser Gruppirung darstellt, äussern alle die genannten Agentien keinerlei Wirkung. {L'Orosi, Ann. 7. No. 2. pag 37.) Dr. G. V. Die Bestimmung von Saccharose, Glycose und Lactose nebeneinander bietet gewisse Schwierigkeiten. In Anbetracht der practischen Bedeutung einer solchen Aufgabe bei Untersuchung von condensirter Milch, deren durch absichtlichen Zuckerzusatz geschaffener Saccharosegehalt eine bis zu 6 Procent betragende Abschwächung durch Glycosebildung bei längerem Aufbewahren in der warmen Jahreszeit erfahrt, hat Bignamini eine Me- thode ausgearbeitet , welche sich für den in Rede stehenden Zweck gut bewährt hat. Er bedient sich dazu der Fehling'scheu Lösung und bestimmt mit der Wage das Gewicht des Kupferoxyduls, welches durch die Wirkvmg eines bekannten Volumens Zucker enthaltender Flüssigkeit bei 100" ausgefallt wurde. Zuvor wird ein für allemal diejenige Menge Glycose oder Invert- zucker, sowie von Lactose bestimmt, welche zur AusfaUung von 1 g. Kupferoxydul erforderlich ist. Dieselbe berechnet sich wie folgt: g. 0,099.3 : g. 0,050 = g. 1 : /S /S = g. 0,4035 und g. 0,0993 : g. 0,067 = g. 1 : L L = g. 0,6747. Es ist klar, dass man durch Multiplication des bei einer Bestimmung erhaltenen Gewichtes von Kupferoxydul mit einem dieser Coefficienten die bei der Reduction betheiligt gewesene Menge Zucker, resp. ^Milchzucker oder Glycose findet, die in einem gegebenen Volumen zuckerhaltiger Flüs- sigkeit vorhanden gewesen sein muss. 284 Wasser. Handelt es sich also um die erwähnte Untersuchung condensirter ]Milch , so wird man sich zunächst aus einem bestimmten Ciewicht dersel- ben ein gemessenes Volumen eines wässerigen Auszuges derselben her- stellen. Von dieser Flüssigkeit wird ein aliquoter Theil, welcher jedoch nicht über 1,5 g. Gesammtzucker enthalten soll, im Wasserbade mit einem leichten Ueberschusse von Fehling'scher iJ^isung erwärmt, bis sich das Kupferoxydul vollständig abgeschieden hat, welclies durch den vorhande- nen Milchzucker und Invertzucker ausgefällt wurde. Es wird auf einem tarirten Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet und gewogen. Sein Ge- wicht sei = r. Das Filtrat und Waschwasser vom Niederschlage werden angesäuert, durch einen Schwefelwasserstofl'strom oder Behandlung mit Barythydrat vom Kupfer befreit, aus dem neuen Filtrat der Schwefelwasserstoff" verjagt und nun die darin vorhandene Saccharose in bekannter Weise durch Ko- chen mit sehr verdünnter ^Miueralsäure invertirt, worauf man wieder wie im ersten Falle mit Fehling'scher Djsung operirt. Das jetzt reducirte Kupferoxydul wird wieder gewogen und der hieraus berechnete Invert- zucker giebt mit 0,95 multiplicirt die Menge der vorhanden gewesenen Saccharose. Nun kommt der dritte Abschnitt der Arbeit. In einer neuen , der erst verwendeten genau gleichen ^lenge der ursprünglichen Flüssigkeit wird Saccharose und Lactose invertirt und hierauf der gesammte Invert- zucker mit Kupferlösimg bestimmt; wird lüervon der bei der zweiten Ar- beit ermittelte Eohrzucker abgezogen, so giebt der Rest die Summe von invertirtem ]»Iilchzucker und ursprünglicher Dextrose an. Diese Summe dieser beiden sei = g. Damit sind alle erforderlichen Daten beisammen, um den Milch- zucker und die Dextrose der coudensirten ]\Iilch zu berechnen. Der Rohr- zucker bleibt bei dieser Berechnung weiterhin ausser Frage, da er ja schon bei der vorausgehenden Operation bestimmt worden ist. Es seien nun x und y die Mengen invertirten ^Milchzuckers und des ursprünglichen Invert- zuckers, Avelche obige Menge g zusammensetzen, so ist x -p y = g- Das oben erwähnte Gewicht r des Kupferoxyduls ist das Resultat der -Milclizuckermenge x vor deren Invertirung und von y in g. Werden nun diese Zuckermengen durch deren l)etrefFende oben berechnete Reductions- coefficienten dividirt, so erhält man die correspondirenden Kupferoxydul- mengen, deren Summe = r sein wird. Ist nun x die in g enthaltene Menge invertirter Milchzucker , so ^\^rd 0,95 x die Menge des ursprüngli- chen^Milchzuckers sein, welcher zur Bildung des Kupferoxydulniederschlags r beigetragen hat , und man kann jetzt folgende zweite Gleichung con- struiren : 0,95 X y - 0,6747 "•" 0,5035 Es erübrigt somit nur noch die Werthe von x und y einzustellen und in der üblichen Weise auf lUO umzurechnen. Werden 0,eurtheilen. Vielleicht ändert sich dies, wenn es England gelingt seinen in Assam gebauten Thee massenhaft in Yünnan und weiter in Tibet ein- zuführen. Jedenfalls ist der Thee in allen Provinzen, wo der Theestrauch gedeiht, ein höchst verschiedenes Product. {Nulur 1H84, Ä 47.) Zucker. — K. Zulkowsky publicirte einen interessanten Aufsatz über die optische Prüfung eines Gemisches von llohr- und luvertzucker, aul" welchen jedoch an dieser Stelle, da er lediglich als Ganzes verständlich ist, nur verwiesen werden kann. {ZeitNchr. f. liübenz.- Ind. 20, 755.) Brort. — W. Lenz theilt seine durch langjährige Praxis erprobten Erfahrungen über die Untersuchung des Soldatenbrodes mit. Das zu Hol- tlatenbrod zu v^erbackende Mehl soll aus reinem, gesundem Roggen herge- .stellt sein, dem beim Vermählen 15 Proc. Kleie entzogen sind. Jeder Centner Mehl soll einschliesslich des Salzes 23 Brode ä 3 kg. liefern. Ein Centner Backgut darf bis zu 450 g. Salz enthalten. Das Brod muss einen kräftigen, angenehmen Geruch und Geschmack und keine zu starke oder schwarze Rinde haben. Es darf nicht knirschen, nicht teigig oder klitschig, nicht abgebacken und nicht wasserstreifig sein, auch keine unaufgelösten Mehlthcile enthalten. Es muss von einer Teigeinlage bis 3394 g. zu einem Gewichte von 3 kg. derartig ausgebacken sein, äass es am 1., 2. und S.Tage nur einen Gewichtsverlust von 34 — 56 g. zeigt, der .sich bei älterem Brode bis auf 72 g. steigern darf. Das mit einem scharfen Messer quer durchschnittene Brod soll eine gleichmässige, elastische Überfläche zeigen, welche mit blossem Auge keine deutlich erkennbaren Kleiestückchen ent- hält. Die bei der Durchmusterung mit der Lupe nicht selten bemerkbaren dunklen Partikelchen, welche meist aus Fragmenten von Unkrautsamen bestehen, sind mikroskopisch weiter zu untersuchen. Die Constatirung der Art des Unkrautes ist jedoch , selbst unter Benutzung von Vergleichsobjecten, nur selten mit Sicherheit zu erzielen. Die eigentliche Untersuchung des Brodes beschränkt sich meist auf die Bestimmung des Trockensubstanz-, Aschen- und Kleiegehaltes. Zu diesem Zwecke werden 200 g. Krume aus der Mitte des Brodes heraus- geschnitten, mit den Händen zerrieben, das Pulver gemischt, hiervon 2 g. im Platintiegel bei 110" C. bis zum constanten Gewichte getrocknet und dann eingeäschert. Gutes Commisbrod enthält nie weniger als 50 Proc. Trockensubstanz imd letztere nie mehr als 2 Proc. Asche. Zur Be- stimmung der Kleie wurde nach Wetzel und van Hess 100 g. Brod mit Wasser eingeweicht, die Mischung längere Zeit auf dem Wasserbade erhitzt und die dickliche Masse durch ein Gazesieb von 15 — IG Maschen pro 1cm. gegossen. Das Zurückbleibende wird von Neuem mit Wasser erhitzt, aber- mals vorsichtig durch das Sieb gerührt und der Rückstand endlich so lange mit Wasser ausgekocht, als die Flüssigkeit noch trübe abläuft. Gutes Commisbrod lässt hierbei keinen oder doch nur einen sehr geringen Rück- stand. Nach dem Trocknen bei HO" betrage er nicht mehr als 3 Proc. der Trockensubstanz. Eine event. Prüfung und Bestimmung von Alaun, Kupfer und Zinksulfat ist nach den üblichen Methoden zu bemrken. {Chemiker seit. 1884, 321). E. S. Toxicolo^ie. Prof. Giacomelli hat ein dein Pikrotoxin Slhnlichcs PtomaYii aus einem in rektificirtem Alkohol aufbewahrten Älagen und Magi-ninhalt, ferner aus Leber, Milz, Nieren, Herz und Lunge dargestellt, welches in stern- förmig gruppirten Nadeln krvstallisirte, aus der ungesäuerten wässerigen Lösung in Aether überging, sich beim Erwärmen in Essigsäure löste, beim Erkalten sich krvstallinisch wieder abschied, ferner dieselben Reactionen wie das Pikrotoxin gab, bis auf die eine: dass es bei Behandlung seiner wässerigen Lösung mit einem Tropfen, neutralen Bleiesaigs, nach dem Kocheil AlkiiliMiIc. — ^ Borsiiiiro. — Aniylnitiil. - Fcr. iH'pf. — C'Iiiri. üiiuiipli. Ixiric. 1291 mivonimlort blieb, während bei (Jcgcnwart von Pikiutoxin sieh ein seliwarzer Niederschlug!: bildete und die überstehende Fliissif::keit sieh vollständig ent- färbte. — Die ])hysiol()gische Wirkung des Ptoniains sei jedoch bedeutend anders wie die des Pikrotoxins, indem bei Einsprit/Aing der Lösung des erstcren bei Fröschen, die für das letztere charakteristischen Convulsionen ausblieben und dagegen eine bei den Hinterbeinen beginnende und sich dann über den ganzen Körjier verbreitende motorische und sensible Läh- mung eintrat. H. Maas liefert einen ebenfalls interessanten Beitrag zur Kenntniss der Fiiulniss-Alkaloide. Nach seinen Untersuchungen scheinen nach 12 bis 24 stündiger Fäulniss von ^luskeln diese Alkaloide besonders reichlich vor- handen zu sein , während eine über 48 Stunden andauernde die Menge der- selben eher zu vermindern schien. Zur Gewinnung der Ptomaine werden frische INIuskeln von Mensch und Rind, sowie menschliches Gehirn in einem Glaskolben bei einer Temperatur von 25" C. 12 — 24 — 48 Stunden faulen gelassen und dann aus den gefaulten Massen eine wässerig -wein saure Lösimg der Ptomaine hergestellt. Diese Lösung verursachte bei Warm- blütern eine dem Strychnin ähnliche giftige Wirkung, bei Fröschen eine schnell tödtende Lähmung. Aus der mit Natronlauge versetzten Lösung nahm Aether zwei verschiedene Ptomaine auf, das eine derselben bildet ein salzsaures Salz, das andere erschien in Form öliger Tropfen und gab mit Salzsäure ein sehr leicht lösliches Salz, welches auf den Thierkörper eine dem Morphin ähnliche Wirkung ausübte. Wurde dann die Flüs.sigkeit mit Amylalkohol ausgeschüttelt, so ging in diesen ein Ptomain über, aus welchem sich ebenfalls mit Salzsäure ein krystallinisches , stark hygroskopisches Salz bildete. Dieses Ptomainsalz wirkte auf Warm- und Kaltblüter bei jeder Art der Application sehr giftig ein. — Der Rückstand der mit Natronlauge behandelten weinsauren Ptomainlösung, aus welcher mit Aether und Amylalkohol bereits 3 Fäulnissalkaloide ausgezogen waren, zeigte immer noch deutliche Alkaloidreaction imd liess sich durch Extrac- tion mit Chloroform ein ölartiger Körper daraus abscheiden, der mit Salz- säure ein krystallinisches Salz von starker Alkaloidreaction gab. Seine wässerige Lösung , Fröschen applicirt, wii'kte ähnlich giftig wie das Strvchnin. (Durch D. 31. Z. 12/84). " P. Therapeutische Xotizeu. Borsäure. — Prof. Dr. Rosenthal empfiehlt die Borsäure in STheilen kochendem Glyceriu zu lösen, welche Lösung, jahrelang aufbewahrt, keine Pilzbilduug zeigen soll. Er hat die Borsäure in dieser Form bei chronischer Blasenentzündung angewandt und von Nutzen gefunden, wo Salicylsäure, Kaliimi chloricum und Ol. Terebinthinae nichts halfen. Die Borsäure geht sehr leicht in den Harn über und kann in entsprechender Verdünnimg (2 : 10(J) lange gebraucht werden. Auch zu Ausspülalungen der Blase oder des Magens oder zu subcutanen Injectionen könne die 2 bis Sprocentige Lösung gut benutzt werden. Amyluitrit soll, nach Rosenthal auch antiseptisch z. B. auf pilzhal- tigen Harn wirken und zu Ausspühlungen der Blase mit gutem Erfolg angewandt werden. Ferrum peptonatum empfiehlt R. im Verhältniss von 1 : 10 Wasser zu subcutanen Injectionen. (D. M. Z. 11184). Chiuinum amorphuni boricum, ein bernsteingelbes Pulver, von schwach bitterem Geschmack, in gleichen Theileu Wasser löslich, wird von C. Zimmer- Fraukfurt a/M. in den Handel gebracht. Es soll nach IVIittheilungen von Prof. Finkicr und Dr. Prior -Bonn sowohl bei chronischen, wie acuten fieberhaften Erkrankungen bei ähnlicher Wirkung besser als das Chininum hydrochloiici.m vertragen werden und dem letzteren schon des geringen Preises wegen vorzuziehen sein. 292 Kolacxtract. — Asparagln. - Pipitzahoinsäurc enthaltcmlcn Pcrezien. Kola- Ext raet und EJixir. — Die echte Kolanuss stammt von Sterciilia ncuminata, die falsolie, bislier unbekannte, von Garcinia Kola. Um die therapeu tische Wirkung der Kohi zu prüfen, werden von Hcckel und J^clilagdenhauffen ein wässeriges, ein alkoholiges Extract, ein Wein imd ein Elixir hergestellt und mit denselben cinisre Fälle von Magen- und Darmentzündung mit günstigem Erfolg behandelt Radix Gossypii empfiehlt Prochownick als Ersatz für Mutterkorn. (D. M. Z. 1SIS4). p. Pliysioloi^iscbc Chciiiio. In einigen Xahrungs- und fast allen Futtermitteln finden sich, neben den Eiweis.sköriiern, durch eine tiei'greifende i^jialtuiig derselben enstanden, Amide luid Amidosäuren in wechselnden Mengenverhältnissen imd unter denselben im Ptlanzenreiche am weitesten verbreitet und am wichtigsten, das Asparagin (Amidobernsteinsäureamid) besonders in den Hülsenfrüchten. Kartofteln und Rüben in beträchtlicher Menge vor. Es ist daher das Ver- halten des Asparagins im Thierkörper und seine Bedeutung für die P>näh- rung mehrfach der Gegenstand von Untersuchungen gewesen , nach welchen dem Asjjaragin eine eiweissersparende Wirkung zugeschrieben wurde. Dr. Immanuel Munk hat nun jene Behauptung, die sich hauptsächlich auf au Herbivoren angestellte Versuche stützte, durch die Ergebnisse einer Reihe von Fütterungsversuchen mit Asparagiu an Hunden , auf das richtige Maass zurückgeführt. Während das Asparagin bei den Herbivoren im Hiuigerzustande den Eiweisszerfall zu beschränken und, dem Futter zugesetzt, das verdauliche Eiweiss bis zu einem gewissen Grade zu ersetzen vermag uud dadurch für die Ernährung eine gewisse Bedeutung gewinnt, besitzt es, nach Munk's Versuchen, für die Ernährung der Carnivoren, weder die Bedeutung eines Nährstofls, noch eines Sparmittels für den Eiweissumsatz. {Durch B. M. Z. 12/84.) P. Teriiiiselitcs. Der Bacillus der Rinderpest. — Während der letzten Rinderpest- invasion in Breslau hat Prof. I^Ietzdorf bei mikroskopischer Untersuchung an frischen Kadavern, — im Blut, den Lymphdrüsen, in den Wandungen des Darmkanals etc. einen gegliederten Bacillus gefunden , der in Fäden auswächst. — Die Ver<"')fFentlicliung der Resultate weiterer Forschungen über Züchtung und Imjifimg dieses Bacillus nach Koch's Methode ist dem- nächst zu erwarten. ( ]Voclicnschi\ f. ThtcrJicilk. 8r>/48.) Strahlenpilze (Aktinomyces) im Schweinefleisch. — Dunker fand, dass die im Schweinefleisch so häufig vorkommenden 0,10 bis 0,20 Mm. im Durchmesser betragenden Kalkconcremente, welche in bestimmter Anord- nung dem Verlaufe der Muskelfasern folgen, nichts anderes sind als ver- kalkte Aktinomyces -Rasen. Fernere Ft)rschungen werden hoftent- lich klar stellen, ob und wie weit diese Stnüileniiilze der menschlichen Gesundheit nachtheilig w'erden können. (1). M. Z. 19/84.) Ueber das Torliommen der Pipitzahoinsäure enthaltenden Perezien in den Ver. Staaten und die Verbreitung der Arten dieser Gattung in der nördlichen HHlfte Amerikas berichtet Prof. Carl .Mohr in Mobile, Alabama, in der am er. pharmaceu tischen Rundschau II. 1. und entnehmen wir derselben , unter gleichzeitigem Hinweis auf den von Herrn (\>llegen Viegener-Bielirich, gelegentlich der vurjährigen Generalversamm- lung des D. Ap. -Ver. in Wiesbaden, gehalteneu Vortrages ül)er diesen Gegenstand, folgendes: Die Entdeckiuig des Aeidum piiiitz;Uioicum fand schon im Jahre 1857 durch Rio de La I.,osas statt. Die Feststellung der einzelnen Perezia - Arten , sowie die Ermittelung der Begrenziuig der die nordamtrikanischen Arten umfassenden Gruppen ist das Verdienst von Eucalyptus globulus. 203 Prof. Gray. — Die Pcrezia- Arten kommen sämmtlich in der wärmeren Zone Amerikas vor und sind die etwa 40 bis öO jetzt bekannten fast in gleielier Anzaiü über die südliche und nördliche Hälfte dieses Erdtheils vertheilt. Die auf der letzteren vorkonuncnden Arten finden sich in den regenlosen Ebenen luul Gehängen des Hochlandes von Nord-Mexico und den angrenzendcMi Yer. Staaten und gehören sämmtlich der Untergattung Acourtia (De Caiidolle) an. Verfasser besehreibt zwei in seinen Besitz gelangte Exemplare dieser Gattung, Peretia nana Gray und Perezia Wrightii Gray. Es geht aus dieser Beschreibung hervor, dass die Peretia nana tJray eine schmächtige, S — IG Centini. hohe Pflanze mit fa.st ebeu.^^o langer, dünner, meist einfacher, gegliederter, aufsteigender Wurzel ist, welche letztere sowohl an den Ge- lenken, wie am Schöpfe mit dichten Büscheln schmutzig weisser feiner Haare besetzt ist. Der dünne, steife Stengel ist einfach oder am Grunde mehr oder weniger verästelt, aufrecht, leicht hin und hergebogen, kantig, mit zerstreuten kurzen, steifen Haaren besetzt und beblättert. Die Blätter sind 4 — 5 Centim. breit und um weniges länger, steif, lederartig, glänzend, etwas raiüi von kleinen höckerigen Drüseupunkten, stark netzadrig, rund- lich oder oval, stachelig gezahnt, sitzend, am Grunde herzförmig einge- schnitten oder mit geschlossener Bucht. Die Blüthenköpfchen sind ent- ständig, 20 bis 30 Blütheu einschliessend ; die Schuppen der glockenför- migen Hülle sind in drei Reihen über einander gelagert, die inneren länglich, lanzettf(5rmig zugespitzt, die äusseren kürzer, oval, mehr oder weniger stumpf, sämmtlich gegen die Spitze zu purpurroth und fein gewimpert. Die braune cylindrische Schliessfrucht ist drusenhaarig und trägt die dichte etwas schärfliche Federkrone auf der scheibeuartig erweiterten Spitze. — Die Wiu'zel enthielt wenig Pipitzahoinsäure und mehr Gerbsäure. Die Perezia Wrightii Gray ist eine .50 bis 60 Centim. und darüber hohe, kräftige Pflanze mit aufrechter, holziger Wurzel, die allseitig von emem dichten Filze langer seidenartiger, dunkelbrauner Haare eingehüllt ist und befreit davon ein wenig gekrümmt, ca. 3 Centim. lang, 1 Centim. dick und am unteren Ende mit 8 bis 10 Centim. laugen Haaren besetzt erscheint. Auf dem Querschnitt zeigen sich zahlreiche Fibrovascularstränge, nahe der Peripherie in einen Kreis gestellt, getrennt durch die dazwischen tretende Rindeusubstanz. Der Stengel ist aufrecht, einfach oder unten wenig verästelt, kantig, nahezu glatt, dicht beblättert; die Blätter sind dünner, väe bei der vorigen Art, membrauös, 8 bis 10 Centim. lang, .ö bis 8 Centim. breit, glatt mit stark hervortretenden Rippen, oval oder ver- kehrt eiförmig , sitzend , mit geöhrtem , pfeil - oder herzförmig eingeschnitte- nem Grunde, stumpf, dicht und ungleich scharfsägezähnig. Nach oben verzweigt sich der Stengel zu einer offenen Trugdolde; che zahlreichen klemen Blüthenköpfchen stehen dicht gedrängt auf dünnen kurzen di'üsen- haarigeu Stielchen, welche mit ^nnzigen pfriemenf()rmigeu Deckblättchen versehen .sind. Die Trugdolde ist fast nackt. Die BlüthenhüUe besteht aus 12 bis 15 grünlichen Schuppen, von denen die inneren länger und lanzettförmig, die äusseren oval und kürzer sind. Die Schhessfrucht ist fünfrippig, spindelförmig, die dichte Endkrone besteht aus weichen Borsten- haaren, die Wurzel enthält beträchtliche Mengen Pipitzahoinsäure von grosser Reinheit und eignet sich daher für die Darstellung grösserer Quan- titäten sehr wohl. Der weüigeistige Auszug ist von rein goldgelber Farbe uud schlagen sich bei Zusatz von heissem Wasser bis zur starken Ver- dünnung reichlich die goldgelben Krystalle der Pipitzahoin.säure nieder. Mit der verdünnten L<")sung kaustischer Alkalien versetzt, färbt sich die Flüssigkeit tief ^^olett. Gerbsäure liess sich in der Wurzel nicht näher nachweisen. Eucalyptus g-lol>ulus wird seit kurzem, besonders in der Provinz Malaga in bedeutendem Maasse kultivirt und sind dadurch diejenigen Distrikte 294 Zurückgabe d. Recepte durch d. Apotheker. — Aufbewahrung v. Blutegeln. dieser Provinz, welche früher wegen des dort häufig auftretenden Malaria- fiebers wenig bewohnt waren, in gesunde Gegenden umgewandelt worden. (Durch (1. am. Aji.-Z. 20184). P. Ueber die Zarückg-abe der Recepte durch die Apotheker. — Der Friedensrichter von Saint -Germain-en.-Laye entschied am 2. August 1883 in folgender Angelegenheit. Ein Herr Dr. Larger und eine Dame, der er ein Recept verschrieben hatte, belangten den Apotheker, der sich an- geblich geweigert hatte, das Recept zurückzugeben, auf Herausgabe des- selben. (Verordnet war in ihm eine Lösung von Ergotin Bonjean zu sub- cutaner Injection.) Dr. L. behauptete, durch Nichtrestitution des Receptes .störe ihn der Apotheker in der Ausübung seines Berufes, da der Arzt öfters im Verlaufe einer Krankheit seine früheren Verordnungen müsse nachsehen können, auch brauchte der Apotheker ja nur das in seinen Händen gebliebene Recept zu vernichten, um bei einem Vergiftungsfalle ein Vergleichen des Copirbuches in der Apotheke mit dem Originale zu vereiteln und alle Verantwortung dem Arzte zuzuschieben. Der Friedens- richter wies die Klage ab, da, wenn man auch diese Tlieorie ernst nehmen wollte, sie doch in vorbegeudem Falle keine Anwendung fände, da die Patientin relativ besser geworden sei , Dr. L. überdies in Ausübung seines Berufes nicht gehemmt wurde. Eine Pflicht, dem Patienten das Recept zurückzugeben, findet das Ge- richt im französischen Rechte nirgends ausdrücklich anerkannt. Eine von Dr. L. angezogene Verordnung bezieht sich nur auf die Abgabe von Gif- ten, und es ist gegen alle Auslegungsregeln, hieraus eine allgemeine Resti- tutionspflicht herleiten zu wollen. Dem allerdmgs begründeten Eigenthums- anspruch der Patientin gegenüber erklärte der Apotheker, er habe das Recept ihrer Tochter beim Abholen des Medicaments mitgegeben und es um das Arzneiglas gewickelt. Dieser Angabe schenkte der Richter Glauben und mes die Klägerin ab, indem er den von ihr ohne alle Belege erhobenen Schadensersatzanspruch von 150 Fr. für ungerechtfei'tigt erklärte. Dr. L. berichtete nun in der Soci(5te de m^decine legale über diesen Fall. Drei Mitglieder der Gesell- schaft sprachen ihre Meinung dahin aus, das Urtheil sei mangelhaft, erkenne das R^cht des Patienten auf das Recept principiell an, erkläre aber eine Intervention des Arztes in solchen Fällen für unstatthaft. Professor E. Schmitt in Lille stimmt Letzterem bei, er weist unter Anführen der einschlägigen Bestimmungen nach, dass der Richter den von Dr. L. angezogenen Paragraphen über die Abgabe von Giften auf diesen Fall mit Recht nicht anwandte, da es sich hier eben nicht um Gift han- delte. Der Kranke ist nach S. unzweifelhaft Eigenthümer des Receptes. Doch bestehen nach S. betreflTs der Rückgabe in Frankreich verschiedene Gebräuche. In einzelnen Gegenden werden die Recepte stets zurückgege- ben, dagegen besonders im Norden hebt sie der Apotheker auf Die jirac- tischen Aerzte kennen diesen Gebrauch sehr wohl, daher findet man auf manchen Recepten geschrieben oder gedruckt: Friere de rapporter l'ordon- nance, auch haben manche Aerzte die von S. für praotisch gehaltene Sitte gleich 2 Recejite zu schreiben , eins für den Apotheker und eins für den Patienten. Eine einfache Rücksprache zwischen Arzt und Apotheker hätte in obigem FaUe nach S. gewiss den für alle Theile unangenehmen Process verhindert. (Separatabdruck des Journal des sciences viedicaks de lAlle. 1883.) C. Kr. Zur Aufbewahruiis' von Blutegeln empfiehlt De Bauque-Potde- vin folgenden Apparat. In einen Blumentopf aus gebranntem, ungla.sirtem Thon von einer der aufzubewahrenden Zahl Blutegel entsprechenden Grösse, dessen Seitenwände eine grosse Zahl OeflTnungen von sehr kleinem Durch- messer besitzen, so dass die Luft frei zutreten kann, l)ringt man eine ge- nügende Menge Torf Um da.s Durchgehen der Blutegel zu verhindern, Bücherschau. 295 bedeckt man den Topf vollkommen mit einem starken Tuclie von nicht /n dichtem (rewebe, am besten Jakonet, das der Lnft freien Zutritt gestattet. Dann wird der Topf in eine flache Wanne gestellt, die 4 bis .5 CJtm. hoch gutes Flusswasscr enthält, das man täglich, indem man für m(>glichste Reinlichkeit sorgt, erneuert. Das Wasser dringt durch die Oeffiiungen in den Topf; die Blutegel befuiden sich nun gleichsam in einem natürliclieii Sumpfe und vermehren sich während des Sommers in dem Apparate, falls er der Sonne ausgesetzt bleibt. Todte Blutegel müssen sofort entfernt wer- den. Als Hauptvortheil dieses Apparates vor allen übrigen bezeichnet Verf. die Möglichkeit, das Wasser beliebig zu erneuern und dann den Umstand, dass auch die Luft in dem Apparate erneuert wird, wenn man dafür sorgt, dass er in einem continuirlichen Luftstrome z. B. in einem Korridor auf- gestellt wird. Der gewöhnlich anzuwendende Torf kann auch durch andere Stoffe, wie Moos, Farrnkraut, Baumwolle, Badeschwamm etc. ersetzt werden. Auch einige kleine, rauhe Kieselsteiuchen oder Seemuscheln thut man hinein, damit die Blutegel sich leichter ihres Schleimes entledigen können. Selbstverständlich müssen von Zeit zu Zeit die Stoffe erneuert werden, sonst tritt Fäulniss ein. Das zum Ersatz den alten bestimmte Wasser muss zuvor einige Stunden neben den Apparat gestellt werden, damit es dieselbe Temperatur annimmt, weil sonst der plötzliche Temperaturwechsel auf die Blutegel schädlich wirkt. Die Hauptursache des Sterbens der Blutegel ist die Fäulniss ihrer eignen Schleimhautabsonderungen, durch welche die umgebende Luft verdorben wird; diese Luft wird nun in den anderen Appa- raten nicht genügend erneuert, während nach Ansicht des Verf. der von ihm vorgeschlagene Apparat diesen Uebelstand beseitigt. {Journal de Phar- macie (VAnvers. Septembre 1883. Tome 39. pag. 349.) C. Kr. C. Bücherschau. Der Torfmoos -Verband von Dr. H. Leisrink, Dr. W. H. Mielck und Dr. S. Kor ach, Hamburg und Leipzig, Verlag von Leopold Voss 1884. — Das Torfmoos, welches bisher ein wenig beachtetes Dasein gefri- stet, fängt in neuerer Zeit an eine hervorragende Rolle zu spielen und wer Gelegenheit gehabt hat, das ausserordentlich grosse Absorptionsvermögen des Torfmülls bei seiner Verwendung zur Desinfection und zum Aufsaugen von Faekalmassen kennen zu lernen, dem wird es gewiss sehr einleuchten, dass diese Eigenschaften bei seiner Verwendung als Verbandmaterial von grosser Bedeutung sein müssen. Die vorliegende, 42 Octavseiten umfassende, kleine Schrift des Dr. Leis- rink und Genossen, welcher das Sphagnum zuerst als Verbandmittel in die Praxis eingeführt hat, entwirft in ihren 3 Abschnitten pharmacognostische Charakteristik des Verbandmooses, experi- mentelle Studien über die Aufsaugefahigkeit des Sphagnum und klinische Erfahrungen in sehr klarer, überzeugender Weise ein Bild von den grossen Vorzügen der Torfmoos - Verbände. — Die pharmacognostische Charakteristik, wel- cher zum grossen Theil die vortreffliche Schimpert'sche Monographie zu Grunde gelegt ist, giebt, unterstützt durch einige gute Abbildungen, eine Beschreibung der mikroskopischen Untersuchungen des anatomischen Baues der Sphagnaceen , aus welcher wir in der ganz auffallenden Bildung aller vegetativen Organe derselben die Ursache kennen lernen, durch welche die enorme Aufuahmefälügkeit für Feuchtigkeit bewirkt wird. Ebenso wird der fäulnissverhinderndeu Eigenschaft des Sphagnum eine sehr eingehende Auseinandersetzung gewidmet, und wenn auch eingestanden mrd, dass eine bündige Erklärung, worauf jene antiseptischeu Eigenschaften desselben beruhen z. Z. noch nicht möglich ist, so lässt sich, nach den gemachten 296 Bücherschau. Erfahrungen, die thatsächliche Wirkung der Sphagnaceen nach dieser Rich- tung hin, nicht wegläugnen. — Nicht weniger interessant ist die an diese Beobachtungen geknüpfte kleine Abschweifung, welche die Bedeutung der Torfmoose in dem Haushalt der Natur hervorhebt. — Wir bedauern, dass den Archivblättern nicht eüie ähnlich gnjsse Absorptionsfähigkeit beiwohnt, wie den Sphagnumblättern , sonst hätten wir noch so manches für die Herren Collegen Interessante aus der kleinen Brochüre ausgeplaudert ; so aber müssen wir uns darauf beschränken , ihre Lektüre Aerzten wie Apo- thekern angelegentlichst zu empfehlen und zum Schluss zu bekennen, dass uns dieselbe von der ungemeinen Wichtigkeit der Torfmoos -Verbände besonders für die Landpraxis und Kriegschirurgie vollständig überzeugt hat. Dessau. Tlieodm- Pusch. E. Erlenmeyer"s Lehrbuch der organischen Chemie. Zweiter Theil. Die aromatischen Verbindungen von Dr. Richard Meyer in Chur. Dritte Lieferung. Leipzig. C. F. Winter'sche Verlagshandlung. 1884. — Wie bereits (dies Archiv 217, 478) bei der Besprechung der beiden ersten Lie- ferungen bemerkt wurde , hat Verf. von dem vollständigen Lehrbuche der organischen Chemie von Prof. Erlenmeyer die aromatischen Verbindungen zur selbständigen Bearbeitung übernommen. Wollte man aus dieser Ar- beitstheilung auf eine rasche Arbeit schliessen, so sähe man sich allerdings gewaltig enttäuscht — zwei Jahre sind darüber vergangen, bis die vorlie- gende dritte Lieferimg ihj-eu Vorgängerinnen folgen konnte. Erwägt man, dass dieselbe nur etwa 140 Seiten stark ist, so dürfte, wenn Verfasser die- sem Tempo treu bleibt , bei dem enormen Materiale , welches noch zu bewältigen ist, die Beendigung des Werkes in unabsehbare Ferne ent- rückt sein. Die dritte Lieferung bringt zimächst eine Fortsetzung der Halogen- derivate der Kohlenwasserstoffe C"H'^" ^, soweit die.se Derivate einer Sub- stitution im Kern ihren Ursprung verdanken. Dann folgen die Halogenderivate, welche hervorgegangen sind aus einer Substitu1;ion in der Seitenkette, und die aus einer Substitution im Kern und in der Seitenkette. Daran reihen sich die wenigen Additions- producte — ehiige Chlor- und ein Bromderivat des Benzols und ein Chlor- derivat des Toluols — , sodann als einziges Nitrosoderivat der Kohlenwas- serstoffe C"H-°-«^ das Nitrosobenzol. Den Schluss der Lieferung bilden die Nitro- und Nitrohalogenderivate der Kohlenwasserstoffe C"H-^" '^. Gleich beiden ersten ist auch die dritte Liefenmg vorzüglich durchgeführt und lässt dies den Wunsch um so gerechtfertigter erscheinen, dass der Verfasser eine flottere Arbeit belie- ben möge. Geseke. Dr. Carl .lehn. Schmidllu's illustrirte populäre Botanik neu bearbeitet von Zim- mermann. — - Das durch Er.scheinen der 7 — Iß. Lieferung nunmehr vol- lendete Werk behandelt in denselben nach kurzen Vorl)emerkungen die Systematik der Pflanzen. (Linne'sches Sexual- und natürliche Systeme.) Sodann werden die wichtigsten unserer einheimischen wildwachsenden und angebauten Pflanzen, so^\^e die technisch und medicinisfli wichtigsten aus- ländischen in systematischer Anordnung ausführlich besprochen, sowohl Cryptogamen als Phanerogamen. Das letzte Capitel bringt den Schlüs.sel zur Bestimmung der Gattungen (bez. Familien) nacii dem Linnc'scheu System, ein Anhang noch Ergänzungen. Auch die Bearbeitung des systematischen Tlieiles ist dem Herrn Verf. gut gelungen, so dass das Werk allen sich für Botanik Interessirenden warnT empfohlen werden kann. j(^„a M. Schulze. Halle a. S. , Bnchdruckerei des Waisenhauses. Verlag von Julius Springer in Berlin N. Vollständig liegt jetzt vor: Die Pflanzenstoffe in chemisclier, physiologischer, pharmacologischer und toxicologischer Hinsicht. I Für Aerzte, Apotheker, Chemiker nnd Pharmacologen' bearbeitet von Dr. Aug. Husemann, Dr. A. Hilger, •weil. Professor der Chemie an der Kanton- o. ö. Professor an der Universität schule zu Chur. Erlangen, n n d Dr. Th. Husemann, Professor der Medicin an der L'niversität Göttingen. Z-sveite völlig iimgearbeitete Auflage. Zwei Bände. Preis Mark 30. Zu beziehen durch jede Buchhandlung. (20) Mein "wohl assortirtes Lager sämmtlicher pharmaceutischer Utensilien, sowie aller Sorten Salbenkriiken , mit und ohne Deckel, Mediclil- glas , Waagen , Grewicllte etc. etc. halte meinen geehrten Herren Collegen bestens empfohlen. Auf "Wunsch stehe mit Preisliste gern zu Diensten, ]\Iit der Bitte, mein Unternehmen durch Ihi-e geschätzten Auf- träge unterstützen zu -wollen, empfehle ich mich Hochachtungsvoll Emil Wagner, Apotheker, (8) Inhaber der Firma GrOttl. TTagncr, Gros salmer ode. Äpotheken- An- U.Verkäufe werden prymi>t und namentlich discret erledigt. Feinste Kefe- renzen diircli bisher erzielte viel- fache Resultate. Um geschätzte Aufträge ersucht (2) M.Wreschner, Berlin x., FriedrieliiütraNHe Il31d. ■MBU Fein Olaiiz-Tectiir-Papier sortirt in all. Farben 1 Eies frco. 8 Ji Muster z. 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Das AVerk sei nicht nur Botanikern von Fach, sondern auch allen Medi- cinern und Pharmaceuten auf's ange- legentl. zur Anschaffung empfohlen^ Zu beziehen diu-ch alle Buchhandlungen. la Sehr schöne BIntegel ^ 125 Stück jeder Grösse 5,50 ►/?. I 250 Stück 10,00 fr. per Cassa. fjjj Grössere Posten billiger. (14) Gröuingeu, Pr. Dr». IPasstemacli:. ijj M Halle a. S., Buchdmckcrei des Waisenhauses. 1884. April.-^ ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker- Vereins. XL Jahrgang, Bd. 222, Hft. 8. (3. Reihe, Bd. 22, Hft. 8.) Herausgegeben vom Vereins -Vorstande unter ßedaction von E. Reicliardt. Inhalt: A. Originalmittlieilungen. Seite M. Grossmann, Ausmittelung des besten Verfahrens, um aus dem im Handel vorkommen- den Wismuth ein reines, na- mentlich arsen- und selen- freies Bismutum subnitricuni darzustellen 297 H. Tocke, Versuche über die Abscheidung von Strychninund Morphin aus fettreichen thie- rischen Massen Th. Wimmel, Prüfung des Mi- nium U.Natrium phosi^horicum nach der Pharmacopoea Germ. J. Denzel, Seeale cornut. und dessen wirksame Bestandtheile Th. Pusch, Prüfung der Citro- nensäure auf AVe insäur e . . Seite 307 312 314 315 B. Monatsbericht. H. Gladstone und A. Tribe, Eeducirende Wirkung von schwammigem Blei .... 317 E. Nölting und 0. Kohn, Ni- ti-osoorthokresol 317 Chr. Dalle, Hämatoxylin und Brasilin 317 G. Merling, Belladonin ... 317 J. F. Walker, Einige Aether des Nitrosophenols .... 318 0. A s c h a n , Einwirkung von Senf- ölen auf Amidosäuren . . . 318 E. Schmidt, Pikrotoxin ... 318 S. von Wroblewski, Specif. Gewicht des flüssigen Sauer- stoffs 319 E. Free hon, Geschwindigkeit der Schalle 319 A.Franchimont, Fundamental- sätze der Chemie durch Vor- lesungsversuche erwiesen . . 319 0. Loew, Verbindungen von Sil- ber mit eiweissartigen Körpern 320 V. Merz u. W. Weith, Brom- verbindungen 320 M. Zingler, Künstliche Gutta- percha 320 Jaillet, Wismuthsalicylate . . 321 Spring, Elasticität fester Kör- per 321 Perret, Gerbstoff bestimmuug . 322 Laffon, Desinfection von Wein 322 P. Carles, Mittel, um fadenzie- hende, schleimiggewordene de- stillirte Wasser wieder zu ver- bessern 322 P. Carles, Tanninbestimmuug . 323 G. Bruel, Volumetrische Eisen- bestimmung mittels Natrium- thiosulfat und Natriumsali- cylat 323 Barth olemy, Gegenwart von Arsenik in Wein bei Abwe- senheit fremder Farbstoffe . . 323 Schnelle Bereitung von Queck- silbersalbe 323 Verwendung von Kreosot in fester Form bei hohlen Zähnen . . 323 Durien, Volumetrische Tannin- bestimmung 323 G a 1 i p p e , Kupfer in phai'maceu- tischen Extracten 324 F. Heckel und Schlagden- hauffen, Falsche Kolanüse . 324 Annceseno, Acoptol . . . . Chastaiug, Einwirkung dos Broms auf Pilocarpin . . . Limoiisin, Gefahr der Ver- wendung schleclit vulcanisirtcr Gummischliiuclie bei manclien chemischen Arbeiten . . . E. Girat, Salzsaure Kairin . . Seite 325 325' 325 326 Seite P. Bert, Anästhesie bei Men- schen , erzeugt durch titrirte Gemenge von Clüoroformdampf mit Luft 320 G. P u c h 1 , l'tomaine und ana- loge Verbindungen .... 327 A. Gl e r m n t , Untersuchung von Chininsulfat 328 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogen 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis für den Jahrgang 18 Ji Alle Beiträge für das Archiv sind an die Archiv - Redaction (Prof. Dr. ßeichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste betreffenden Mittheilungen an die Archiv-Verwaltung (Med. -Ass. Puscli in Dessau) einzusenden. Im Selbstverlage des Vereins. — Li Commission der Buchhandlung des AVaisenliauses in Halle a. S. Anzeigen. Maassanalytische Geräthschaften. 1 Stück Bürette nach Binko zu 50 C. C. in '/:;'', JL 2,50. Vollpipetten -^ 25 40 Pfennige. Messpipette 25 C.C. ^]^ Ji 1,20. do. 50 C.C. Vs" ^f(- 2,00. 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Da bekanntlich bei der Darstellung chemischer Präparate die Qualität des Rohmaterials von mehr oder weniger grosser "Wichtigkeit für die Eeinheit der Präparate ist, so liegt es auf der Hand, dass je nach der Handelssorte des Rohwismuths das daraus dargestellte Magisterium ein verschiedenes sein kann. Um nun im Sinne der Aufgabe ein möglichst vielseitiges Urtheil fällen zu können, habe ich von sechs verschiedenen Metallproben die beifolgende zur Darstellung der beiliegenden Präparate ausgewählt, weil sie, wenn auch nicht quantitativ, so doch qualitativ, die mei- sten Verunreinigungen enthielt. Die quantitative Analyse des Wismutlis ergab folgendes Resultat: Antimon . • . 0,124%. Zinn . . . . 0,200 - Silber . . . . 0,286 - Arsen . . . . 0,580 - Selen . . . . Spuren Blei . . . 0,208%. Kupfer nicht Zink . . . . nicht Wismuth . . 9,7403%. Eisen . . . Spuren Nickel . . nicht. Bei der Prüfung der dargestellten beifolgenden Präparate habe ich mich zunächst an die Pharmacopoea germ. ed. alt. gehalten, bis auf die Arsenuntersuchuug, nach der der Wasserstoff bekanntlich mit Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 8. Hft. 20 298 M. Grossmanu, Arsen - u. selenfreies Bismut. subnitric. Zink und Eisendraht aus alkalischer Lösung entwickelt wird. So vortlieilliaft auch der Umstand sein mag, dass Erwärmen des Wis- niuths mit concentrirter Schwefelsäure behufs Entfernung der Sal- petersäure unnöthig ist, wobei gar zu leicht das Arsen verflüchtigt werden kann, zumal wenn nur in geringerer Menge vorhanden und das Präparat clilorhaltig (Bildung von leicht flüchtigem AsCP), so beobachtete ich, dass das sich entwickelnde Ammoniak bei allen Präparaten das mit Arg. nitr. getränkte Papier braun färbte, selbst bei dem Präparat, welches im Verlaufe der Arbeit als das absolut reinste bezeichnet werden wird. Nachdem mir das Rundschreiben der chemischen Fabriken, — die Abhandlung Th. Salzer's: „Ueber die Prüfung von Wismuthsubnitrat auf Ai'sen und das Verhalten von Silberlösung gegen Filtrirpapier , " — der Aufsatz Hager's in No. 12 der Centralhalle bekannt wurden, bin ich in meiner Ansicht von der UnZuverlässigkeit der Probe bestärkt worden. Mag nun das nicht absolut reine Filtrirpapier oder nach Berzelius der Wasserstoff beim Zutritt von Licht die Ursache der Reduction sein. Deshalb ist die Arsen -Untersuchung nach E. Reichardt: „Be- stimmung des Arsens in kleinsten Mengen durch ArsenwasserstofF als Ersatz der Probe von Marsh (Archiv der Pharm. 1881, 17, 1) vorgenommen worden. Da aber bekanntlich bei dh-ecter Vereinigung des Bism, subnitr. mit Zink und verdünnter Schwefelsäure die Salpetersäure des erste- ren die Bildung von gasförmigem Arsen Wasserstoff AsH^ verhindert und statt dessen die Bildung von festem Arsenwasserstoff As^H^ bedingt, so habe ich 1) zu einem Theil jeder Probe Essigsäure zur wenigstens theilweisen Verhütung des Uebelstandes zugesetzt 2) einen anderen vor der Einbringung in den Entwickelungsappa- rat durch Glülien von Salpetersäure befreit. Als Analogen zu die- ser Arsenbestimmung in saurer Siberlösung habe ich die Silberlösung der Ph. G. IL 1 = 2 aus Arg. nitr. 1,0 Acid. nitr. 0,1 Aqua 0,9 zusammengesetzt. Auf diese Weise wird die unangenehme Reaction des Ammoniaks und des Wasserstoffs auf die Silberlösung beseitigt; denn auch das reine Wasserstoffgas wirkt bei Lichtzutritt auf die neutrale Silberlösung, ebenso wie das Ammon, reducirend, \ne leicht aus einem Versuch ersehen werden kann. Freilich kann dieser ent- stehende braune Fleck von einem mit der Re H'"-0=* stimmten, das nächst höhere Homologon der Tropasäure; die Bildung einer Säure dieser Zu- sammensetzung ist jedoch nach der Formel des Belladonin.s nicht einzuse- hen. Verf. wird demnächst weiter berichten. (Ber. ehem. Ges. 17, 381.) Einige Aether des Nitrosophenols erhielt J. F. Walker. Zur Dar- stellung der Aether geht man von dem bequem darstellbaren Nitrosophe- nolnatrium aus. Ueberschichtet man dasselbe, mit trocknem Aether und fügt 1 Mol. Benzoylchlorid zu, so erhält man nach gutem Umschütteln und Abdestilliren des Aethers das Benzoylnitrosophenol, welches nach dem Umkrystallisiren aus Chloroform gelbhche Nadeln der Formel C'^H*(NO)0(CßHöCO) bildet. Analog erhält man unter Anwendung von Chlorkohlensäureäthyläther Aethylkohlensaures Nitrosophenol C''H*(N0)0(C0^C^H5). Das- selbe ist in heissem Alkohol und Chloroform sehr löslich und krystallisirt in goldgelben, bei 109" schmelzenden Nadeln. Auf dieselbe Weise sind andere Aether zu erhalten. {Ber. ehem. Ges. 17, 399.) Eine ausführliche Arbeit von Ossian Aschan über die Eiinvirkuug von Senföleu auf Amido.sHuren führte zu folgenden Resultaten: 1) Die aromatischen Senföle wirken auf Amidofettsäuren mit der Amin- gruppe in der «-Stellung unter Bildung einer homologen Reihe substi- tuirter Sulfliydantoine. 2) Diese Sulfliydantoine nehmen beim Kochen mit alkoholischem Kali 1 Mol. H-0 auf, indem sie in substituirte Sulfhydantoinsäuren übergehen. Diese freien Säuren sind unbeständige, welche schon bei gewöhnUcher Temperatur 1 Mol. H^O wieder abspalten unter Rückbildung der An- hydride. 3) Die Senföle sowohl der Fettgruppe als die der aromatischen Verbin- dungen bilden mit m-Amidobenzoesäure substituirte Sulf-Uramidoben- zoesäuren. {Bei\ ehem. Ges. 17, 420.) Ueber das Pikrotoxin berichtet E. Schmidt. Zur Darstellung werden die grob gepulverten, durch warmes Auspressen entfetteten Kokkelskörner mit Wasser ausgekocht , die colirten heissen Auszüge mit Bleiacetatlösung versetzt, das Filtrat durch H'^S entbleit und die abermals filtrirte Flüssig- keit auf ein kleines Volumen eingeengt. Die ausgeschiedenen Krystalle werden durch Umkrystallisation gereinigt. Das Pikrotoxin bildet farblose, meist sternförmig gruppirte, bei 199 bis 200" schmelzende Nadeln von intensiv bitterm Geschmack und stark giftiger Wirkung. Die Analysen entsprechen am besten der Formel CsDJjaiQis Fügt man zu einer wässerigen Pikrotoxinlösung unter Abküli- lung tropfenweise Brom , so beginnt sofort eine Abscheidung weisser Kry- stalle von Monobrompikrotoxiniu C^^H'^^BrO». Das Pikrotoxinin tritt auch als Zersetzungsproduct des Pikrotoxins auf, wenn dieses anh:il- tend mit Benzol oder Chloroform gekocht wird. Es krystallisirt aus heissem Wasser in farblosen rhombischen Tafeln der Formel C'-'H"*0** + H^O. Spec. GewitliL d. llütjöig. Sauerstoli. — Fuiidaniciitalsätze d. Clieuiic. olü Daneben entstellt Pikrotin C"^H"»0'; am l)esten zu erhalten durch wiederholtes Kochen von Pikrotoxin mit Benzol und Behandeln des Unge- lösten mit siedendem Chloroform. Nach dem Umkrystallisiren aus heissem Wasser bildet es weisse, glänzende, bittere, aber nicht giftige Nadeln. (Licbig's Ann. Chcm. 222, 313.) Bei vorstehender Arbeit erhielt der Verf. auch eine kleine Menge einer Verbindung, welche sich sowohl in ihi-em Aeussercn, als auch in ihrem Verhalten gegen Lösungsmittel und Agentien wesentlich von Pikrotoxin unterscheidet. Er nennt sie Oocculiu. Aus heissem salzsäurehaltigem "Wasser umkrystallisirt bildet es feine weisse Nadeln der Formel Qi9j£26 0'o^ die in kaltem Wasser, Alkohol und Aether nahezu unlöslich sind. {Lichig's Ann. Cheni. 222, 353.) C. J. Speciflsehes Gewicht des flüssig-en Sauerstoffs. — Die mit sehr grossen Schwierigkeiten verknüpfte Besliimmung ergab nach 8. von Wroblewski, dass der wahrscheinlichste AVerth des spec. Gewichtes des flüssigen Sauer- stoffs, gemessen bei der Temperatur von etwa — 130° C. und unter dem Verflüssigungsdruck = 0,899 ist. {Ann, Pliys. Chcm. 20, 860.) C. J. lieber die GeschAvindigkeit der Schalle. — E. Frechen hat beim Abfeuern von Schüssen beobachtet, dass man in einer Entfernung von etwa 300 Metern den Knall vor dem Commando hört. Er schliesst daraus, dass die starken Tonwellen die schwachen überflügeln, ohne sie zu beein- trächtigen. Etwas ähnliches findet auch bei den Wasserwellen statt, wie man sehen kann, wenn man einem in einen Teich geworfeneu Steine einen zweiten, schwereren nachwirft. {Beibl. Ann. Pliys. 8, 25.) C. J. Fuiidameutalsütze der Chemie durch Vorlesungsversuche erwieseu. A. Franchimont theilt mehrere Vorlesimgsversuche mit zur Demonstra- tion einiger chemischen Fundamentalsätze. Die Versuche sind zwar nicht neu, aber doch von Interesse, weil in der vom Verf. erprobten Art sich die betreffenden Sätze in kurzer Zeit nachweisen lassen. Sie sollen beweisen, dass die Molecüle von H und je 2 Atome enthalten , ferner dass die Formeln für Wasser, Sumpfgas und Kohlensäure richtig sind. Die Ver- suche sind in nachstehender Reihenfolge auszuführen, wobei sich die Schlüsse dann von selbst ergeben. 1) Lässt man electrische Funken durch CH* überspringen, so verdop- pelt sich das Volumen, Kohle scheidet sich ab und das gebildete Gas ist Wasserstoff. 2) Man lässt einen Funken durch eine Mischung von einem Volumen CH* und 2 Volumen Chlor schlagen. Kohle scheidet sich ab, und es bil- den sich 4 in Wasser lösliche Volumina Gas (HCl), von denen jedes wenig- stens ein Atom H enthalten muss. 3) Man verbrennt Kohle in Sauerstoff, das Volumen bleibt dasselbe. 4) Man leitet einen Funken durch ein Gemisch von 2 Vol. CO und 1 Vol. O und erhält 2 Vol. CO-'. 5) Man verbrennt reine Kohle in Sauerstoff" und bestimmt die Kohlen- säure durch Kalilauge. Daraus folgt das Ge^nchtsverhältniss von Kohle zu Sauerstoff in CO 2. 6) Man bestimmt das spec. Gewicht von CO"^ bezogen auf H^ und erhält damit und mit dem vorhergehenden Versuch das Moleculargewicht von CO-^ und 0^. 7) Man leitet einen Funken durch ein Gemenge von einem Vohunen CH* und 2 Vol. O, gemessen bei gewöhnlicher Temperatur und bei 100«. Dies führt zur Formel des Wassers H- 0. {Beibl. Ann. Phys. Chem. 7, 739.) C. J, 32Ü Silber luil eiweissartigeu Kurpeni. — Broniveiinntliiiigcu. — G iiltapcrcha. Verbiuduiiffen von Silber mit eiweissartigen Körporii. — Lässt man nach O. Locw Silberalbuminat mit überschüssiger amii\oiiiakalischer Bilber- lösiing bei gewöhnlicher Temperatur im Dunkeln stehen, so erfolgt keine Veränderung; beim Erwärmen jedoch wird ein rothbrauner Körper ge- bildet. Frisch gefälltes Silberalbuminat, etwa 10 g. Trockensubstanz entspre- chend, wurde mit 000 C.C. 4"/» Ammoniaks bis zur Lösung erwärmt, nach Zusatz von lOOC.C. einer ammoniakalischen 10"/o Bilbeniitratlösuug 14 Stun- den digerirt und hierauf die Mischung mit verdünnter H-Sü* schwach angesäuert. Der flockige rothbraune Niederschlag wird wieder in H'''N gelöst und von neuem durch H'^Sü* ausgefällt. Der Körper ist in Wasser und Alkohol unlöslich, dagegen löslich in verdünnten Alkalien und in verdünnter H'-'Sü*. Der Silbergchalt betrug o2 Proc. und scheint von der Länge der Digestion und der zugesetzten Silbermenge abzuhängen. Bemerkenswert!! ist das Verhalten des Silbers in dieser Verbindung; dasselbe scheidet sich nämlich sowohl bei der Digestion des Körpers mit Barytwasser Avie mit Salzsäure zum grössten Thcil als Metall aus, während ein Körper von den Reactionen des Peptons in Lösung geht. Einen Körper von viel höherem Silbergehalt erhält man, wenn man der ammoniakalischen Mischung noch Aetzkali zusetzt. Es scheint sich um Verbindungen von wechselnden Mengen molecula- ren Silbers mit partiell oxydirtem Silberalbuminat zu handeln. (Ber. d. d. ehem. Ges. 16, 2707.) C. J. Ueber einige Bromverbiudung'en berichten V. Merz und W. Weith. Perbrombenzol. Die vollständige Bromirung des Benzols durch jod- haltiges Brom ist eine sehr mühselige Oper;ition. Man geht am besten vom fünffach gebromten Phenol aus, welches nach Körner durch mehr- tägiges Erhitzen der Tri- oder Tetrabromverbindung mit überschüssigem Brom auf 210 — 220' dargestellt wird. Erhitzt man CBr'^OH mit Phosphorpentabromid im Ueberschuss mehrere Stunden lang auf 260" und behandelt dann die Eeactionsmasse mit Natronlauge, so hinterbleibt krystallinisches Perbrombenzol CBr^. Perbrombenzonitril C"Br^ . CN wurde erhalten durch Erhitzen von Benzonitril mit jodhaltigem Brom in geschlossener Röhre bei hoher Tem- peratur. Die Eeactionsmasse wurde mit Sodalösung behandelt, wobei ein gelbes Pulver zurückblieb, welches durch Lösen in Benzol, Ausfallen mit Weingeist und Umkrystallisation schöne weisse Nadeln von C'^ Br"' . CN gab. Blutlaugensalz. Gelbes und rothes Blutlaugensalz reagiren beim Er- hitzen mit überschüssigem Brom, am besten auf 200 — 220" unter reich- licher Bildung von Tribromcyan, aus welchem reine Cyanursäure mit Vortheil dargestellt werden kann. {Ber. d. d. ehem. Ges. 16, 2S90.) C. J. Künstliche Guttapei'cha. — M. Ziuglcr bereitet eine Mischung zum Ersätze der Guttapercha in folgender Weise. Man bringt in einen emaillir- ton Topf, der mit einem Rührer versehen ist: 50 kg. gepulvertes Kopal- harz, 7,5 bis 15 kg. Schwefelblumen und 15 bis 30 kg. Terjjentinöl. (Letz- teres kann auch durch 55 bis 66 Liter Petroleum ersetzt werden). Das Ganze wird unter L^mrühren auf 120 bis 150" so lange erhitzt, bis alles gelöst ist, dann lässt man es bis auf etwa 38" erkalten. Ausserdem macht man eine Emiüsion aus 3 kg. Caseiu mit Hülfe von schwachem Aetz- ammoniak, dem man ein wenig Alkohol luid Holzgeist zufügt. Beide Lösungen werden gemischt und wiederum auf 120 bis 150" bis zu schwacher Syrupconsistenz erhitzt, dann mit einem 15 bis 25 Proc. Gerbstoff (aus Galläijfel oder Catechu) enthaltenden Auszuge gekocht unter Hinzufügen von Vä kg. Aetzammoniak. Nach mehrstündigem Kochen wird das Product in kaltem Wasser malaxirt, dann in heissem Wasser bearbeitet, in RoUeu WiMiuutlisiilicyhitc. - Ehisticitüt lesLer Körper. 321 geformt iiiul getroeknet. (Journal de Pharviucic et de Ckimic. Serie 5. Tome S. pay. 385. Monit. scient. 1883.) C. Kr. Wismuthsalicylate. — Jaillet schlägt, um stets gleiche Zusammen- setzung (lieser Salicylate zu erlangen, folgendes Verfahren vor. Er hatte nämlich gefunden, dass die im Handel vorkommenden Wismuthsalicylate meist schlecht definirte Präparate mit verschiedenen Eigenschaften und wechselnder Zusanmaensetzung sind, denen absoluter Alkohol, Aether, Chloro- form, Petroleumäther und selbst Wasser nicht gebundene Balicylsäure ent- ziehen, und deren Analyse oft sehr verschiedene Gehaltsverhältnisse an freier und gebundener Säure und Base ergiebt. Verf lässt krystallisirtes Wismuthnitrat mit seinem fünfhundertfachen Gewicht durch Natronlauge schwach alkalisch gemachten Wassers fällen, das das doppelte Gewicht Natriumsalicylat des angewandten Wismuthnitrates gelöst enthält. Der Niederschlag wird dreimal durch Aufgiessen und Decantiren mit reinem Wasser ausgewaschen, um das Natriumsalicylat zu entfernen, dann gesammelt und bei 40" rasch getrocknet. Das erhaltene Wismuthsalicylat ist weiss, beim Anfühlen körnig, schön krystallisirt und seine Farbe ändert sich nicht im Lichte. Das Präparat ist als saures Wismuthsalicylat zu bezeichnen und nach folgender Formel zusammengesetzt: (Bi-^0^)^(C'H''0^)^"' -{- 8H^0. Es enthält immer noch eine kleine Menge (weniger als V-2 Proc.) unge- bundener Salicylsäure, man darf jedoch das Präparat als eine feste Verbin- dung von vorstehender Zusammensetzung betrachten. Das Salz ist in Wasser wenig löslich und färbt sich durch Eisenchlorid violett; ein Zusatz von Schwefelammonium zeigt sofort die Anwesenheit von Wismuth an, deshalb kann diese Keaction nicht nur freier Salicylsäure zugeschrieben werden. Hat man nach obiger Vorschrift saures Wismuthsalicylat hergestellt und setzt das Auswaschen des Niederschlages mit Wasser so lange fort, bis das decantirte Wasser mit Eisenchlorid keine violette Eeaction mehr giebt, so erhält man ein basisches Wismuthsalicylat, dass nach Ansicht des Verf. ein Gemenge zweier basischer Salze ist, entsprechend den Formeln: Bi"0-MC'H6 0-)'^ + 2Bi203(C'H60'^)-2. Das basische Wismuthsalicylat ist amorph, schwach gelblich und viel dichter als das saure Salicylat. Mit Alkohol, Aether oder Chloroform behandelt, giebt es keine Spur von Salicyl- säure ab. In Wasser vollkommen unlölich , zersetzt sich das Präparat durch Säuren sehr leicht. Mit Eisenchlorid behandelt, giebt es eine äusserst intensive Farbenreaction ; sein Geschmack ist schwach zusammenziehend. Aus Vorstehendem ist ersichtlich, dass die Wismuthsalicylate sich gegen Wasser wie Wismuthnitrate verhalten: sie verlieren mehr und mehr ihre Säure, und ihr Wismuthoxydgehalt steigt. Saures Wismuthsalicylat ent- hält annähernd 50 Proc. Wismuthoxyd und 40 Proc. Salicylsäure; das basische Prä^jarat enthält etwas mehr als 76 Procent Wismuthoxyd u^d 23 Proc. Salicylsäure. Hieraus resultiren natürlich für beide Präparate ver- schiedene therapeutische Eigenschaften. Verfasser erhofft von ihnen gute Eesultate bei den verscliiedenen Formen der Diarrhöe, bei Cholerine, den choleriformen Kinderdiarrhöen etc. Der Magen erträgt beide Präparate leicht; der Organismus sättigt sich durch wiederholte Gaben sehr schnell mit Salicylsäure, so dass sich dieselbe noch mehrere Tage lang im Harn nachweisen lässt, nachdem die Behandlung schon aufgehört hat. (Bidletin commerciul de V Union XJharmaGeuticiue No. 8. 1883. X)ag. 383. Bull, de Theraji.) C. Kr. Elasticität fester K(5ri)er. — Spring theilt die Eesultate seiner mit einer EeOie von Metallen und Metallsalzen augestellten Versuche mit, die er mehrere Wochen lang in einem geschlossenen Cylinder einem Drucke von 20000 Atmosphären unterwarf, ihr spec. Gewicht bestimmte imd dann sie nochmals einige Tage lang demselben Drucke aussetzte. Er fand, dass zwar nach dem ersten Zusammenpressen das spec. Gewicht etwas und zwar dauernd zunahm, dies aber später nicht mehr der Fall war. Die Zunahme 322 CJerbstoflbestimmung. — Desinfect. V.Wein. — Destill. Wasser z. verbessern. des spec. Gewichtes beim Hämmern , Walzen etc. von Metallen beruht also auf der Ausfüllung kleinster im Inneren der gegossenen Metalle befind- licher Hohlräume. Während der Pressung zeigte sich ganz deutlich Vohun- vermindcrung, die aber mit dem Aufhören des Druckes sofort wieder ver- schwand; die Körper nahmen dann wieder genau ihren früheren Umfang an. Die festen Körper unter Druck A-erhalten sich also ebenso wie die Flüssigkeiten und Gase. Das spec. Gewicht der festen Körper verändert sich ebenso wie bei den flüssigen mit der Temperatur. Als Elasticitäts- grenze fester Körjicr gilt der Moment, in dem ein Stoff unter den auf Uin einwirkenden Kräften flüssig zu werden anfiingt. Wird er nie unter Druck flüssig, so ist er zerbrechlich. Bleibende Verdichtung fester Körper durch Druck findet dann statt, wenn sie einen specifisch schweren allotropischen Zustund annehmen köunen. So konnte Verf durch starken Druck plasti- schen und frisch bereiteten prismatischen Schwefel in schwereren octaedri- schen, gelbes Quecksilberjocbd in seine schwerere rothe .]Modification und amorphen Arsenik in den ebenfalls schwereren metallischen umwandeln. {Bulletin de Ja Societc cMmique de Vurh. Tome 40. No. 11—12. pag. 515.) C.Er. Die Gerbstofil>estiinniun{r empfiehlt Perret in Gerbematerialien vege- tabilischen Ursprungs nach folgender einfachen, auch von weniger Geübten leicht ausführbaren Methode vorzunehmen: Von den gerbstoffhaltigen Binden genügen 20 g., dagegen smd von den anderen Gerbematerialien 100 g. erforderlich ; man macht mit denselben und destillirtem AVasser nach einander zwei Abkochungen eine jede von 15 IMinuten Dauer, vereinigt beide Producte und verdampft so lange, bis nach vorgenommenem Filtriren oder Durchseihen durch Leinen lOüC.C. klare Flüssigkeit erhalten wird. Man lässt auf 70 ' abkühlen , fügt nach und nach binnen 2 Minuten unter beständigem Umrühren von einer titrirten Eiweisslösung zu (die 20 g. trockenes Eiweiss in 100 C. C. Lösung enthält) so lange sich noch ein Nieder- schlag bildet. Man bringt zum Sieden, wobei die von Tannin freie Flüssig- keit in Blasen über die gefällte fast ftirblose Masse aufsteigt. Alsdann fügt man aus einer Mohr'schen Bürette von einer Aluminiumsulfatlösung (die 10 g. Aluminiumsulfat in 100 C.C. Lösung enthält) so lange zu, bis der anfangs schwammige und voluminöse Niederschlag körnig und compact geworden ist und von der Mutterlauge getrennt erscheint. Alan lässt erkalten, sammelt den Niederschlag auf einem gewogenen Filter und trocknet. Von dem sich nicht mehr vermindernden Gemcht dieses Filters mit Inhalt wird die Gesammtsumme erhalten durch Addiren des Gewichtes vom trocknen Filter, des verbrauchten Albumins und Aluminiumsulfates abge- zogen und so das Gewicht der in dem Untersuchungsobject enthaltenen wirksamen Gerbsäure gefunden. {Bulletin de la Societe chimiquc de Paris. Tome 41. No. 1. pag. 22.) C. Kr. Desinfection von Wein. — Laffon theilt mit, es sei ihm wiederholt gelungen, in Folge schlechter Reinigung der Fässer übelschmeckende und riechende Weine, durch Zusatz von je 100 g. Senfpulver auf 1 Hectoliter Wein gänzlich davon zu befreien. {Journal de Fharmacic d'Anvers. Tome 30. pag. 476.) C. Kr. Als Mittel, um fadenzieliende, schleimigrgcwordene destillirte Wasser wieder zu verbessern empfiehlt P. Carles 2 — 8 g. feinvertheiltes basi- sches Wismuthnitrat mit 1 Liter des kranken Wassers zu schütteln, absetzen zu lassen und wenn nöthig zu filtriren. Schon nach 2 ^Minuten hat auch das schleimigste Wasser seine frühere Flüssigkeit wieder erlangt, ohne da.ss seine übrigen normalen Eigenschaften sich veränderten. i\Ieist bietet Oran- genblüthen Wasser, das besonders leicht diesem durch Mikroorganismenbil- dung bewirkten ITebel unterliegt, Gelegenheit dies Äßttel anzuwenden, das ausserdem noch den Vortheil besitzt, daas einmal mit ihni behandelteti Taiuiinbestimni. — Eisenbcstimni. — iVrsenik in Wein. — Quecksilbersalbe. 323 Wasser einem erneuerten Verderben durch Vegetationsbildungen wider- .steht Inwieweit sich die Anwendung des Mittels empfiehlt, bedarf wohl noch einer genaueren Untersuchung. {Journal de Phurmucie et de Chhnie. Serie 5. Tüme 9. pag. IG.) C. Kr. Zur Tanuinbestimmuug' bringt P. Carl es folgende Mittheilung, Bei der von Rouqufes verbesserten Fehling'schen Methode empfand man immer das rasche Verderben der verwandten Gelatinelösung sehr unan- genehm. Dem Verf. gelaug es nach vielen Versuchen eine sich Monate lang gut haltende Lösung so zu bereiten: 2 g. feinste Gelatine werden in 1000 C.C. siedendem destillirtem Wasser gelöst, nach dem Erkalten 1.50 g. Kirschlorbeerwasser zugefügt, auf 1.500 C.C. ergänzt und filtrirt. (Journal de Pharmacie et de Chiinie. Serie ö. Tome 9. pag. 33.) a Kr. Die Yolumetrische Eisenbestimmuug- mittels Natriumthiosulfat uud Xatriumsalicyhit von G. Bruel gründet sich auf die durch Xatriumsaü- cylat in Lösungen von Eisenoxydsalzeu hervorgebrachte violette Färbung uud deren mittels zugesetztem Xatriumthiosulfat, durch Eeduction des Eisenoxydes in Eisenoxydul, bewirkter vollständiger Entfarbimg. Als Vor- zug dieser Methode bezeichnet Verf. die Schärfe der Reaction, die eine auf V2 Qig- genaue Bestimmung ermöglicht, sowie die Lnveränderlichkeit der Eisenoxydlösung, mit der man arbeitet, gegenüber der Einwirkung der Luft. {Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 9. pay. 49. Ac. des sc. 97, 954. 1883.) C Kr. Geg-eiiwart vou Arsenik in Wein bei Abwesenheit fremder Farb- stoffe. — Barth elemy fand in mehreren Weinproben Arsenik in beträcht- licher ]\Ienge. Der Wein enthielt keine fremden Farbstoffe. Dieser Ar- senikgehalt kommt von dem mehrmaligen Ausspülen alter Weinfässer mit roher , mehr oder minder verdünnter Schwefelsäure her. Dies thut man bei Toulouse sehr oft, um alten Fässern so allen üblen Geschmack zu nehmen. Xach dem Verf. enthält die gewöhnliche in Toulouse verkaufte Schwe- felsäure viel Arsenik mid so erklärt sich sein Vorkommen im Weine. {Bepertoire de Pharmacie. Tome 11. piag. 501.) C. Kr. Schnelle Bereitung- von Quecksilbersalbe. — Im Bull, de Pharm, du Sud-Ouest wird vorgeschlagen das Quecksilber zu diesem Zwecke mit einer concentrirten Lösung von Saponin in Alkohol von 50 ' zu schüt- teln, wodurch eine äusserst feine Vertheilung des Quecksilbers be^\'irkt und durch darauffolgendes allmähliches Zusammenreiben mit der vorge- schriebeneu Fettmischung in 25 bis 40 ^Minuten eine gute Salbe mit voll- kommen getödtetem Metalle hergestellt werden könne. {Repertoire de Pharmacie. Tome 11. No. 12. pag. 537.) C. Kr. Yerwenduug- von Kreosot in fester Form bei hohlen Zähnen. — Kjreosot gegen Schmerzen, die von hohlen Zähnen herrüliren, angewandt, zieht oft wegen seiner grossen Flüssigkeit schlimme Folgen im Mimde der betreflfenden Personen nach sich. Diesem L'ebelstande liilft man nach der Revue de Therap. ab, indem man zu 15 g. Kreo.sot, 10 g. Collodium zusetzt. Man erhält so eine Art Gallerte, die sich nicht nur bequemer wie einfaches Kreosot handhaben lässt, sondern auch noch einen Firniss bildet, welcher die Oeffnung des schadhaften Zahnes verschliesst und die Einwirkung der Luft auf den Zahnnerv verhindert. {L" Union pharmaceu- tique. Tome 24. pag. 498.) C. Kr. Tolumetrisehe Tanninbestimmung-. — Durien setzt in Ausführung der von ihm vorgeschlagenen Methode einer Lösung, deren Gehalt an rei- nem Tannin ihm bekannt ist, officinelle Eisenchloridlösung in geringem '62i Kupfer in pluirmac. Extructeji. — Falsche Kolauüsse. UeberschiLsse zu und verdünnt so , dass nur eine schwarzblaue Färbung erhalten wird. Hierauf fügt er tropfenweise bis zur vollständigen Entfärbung von einer filtrirten sehr concentrirten Chlorkalklö.sung zu. In gleicher Weise verfährt er sodann mit der L<")sung, deren Gehalt an Tannin bestimmt werden soll, und ermittelt durch einfache vergleichende Berechnung den in derselben vorhandenen Tauniugehalt. Verf. empfiehlt das Verfahren, weil Eisenchloridlösung und Chlorkalk in jeder Apotheke vorräthig smd und behält weiterer Untersuchung vor, die Fälle zu bestimmen, in denen das Verfahren mit Vortheil angewendet werden kann. {L' Union pliurmaceutique. Turne 2i. No. 12. pag. 548.) a Kr. Kupfer iu phaimaeeutischen Extraeteii. — Dr. Galippe theilt das Eesultat mehrerer Untersuchungen hierüber mit. So fand er neuerdings im Chinaextract der Spitäler einen Kupfergehalt von 0,12 Procent. Nach Mouchons Methode dargestelltes und in einer Porzellanschale eingedampf- tes Chinaextract ergab 0,030 g. metallisches Kupfer auf 250 g. venvandte Chinarinde. Die Chinarinde enthält also in 100000 Thln. mindestens 12 Thle. Kupfer, dieser Gehalt variirt aber imstreitig nach der Art und dem Abstammungs- orte. In der Radix ipecacuanhae des Handels fand Verf. 0,56 Thle. Kupfer in 100000 Thln., woraus er auf einen normalen Kupfergehalt des Extract. ipecacuanhae schlie.s.st. Eadix; gentianae enthielt in 100000 Thle. 1,28 Tille. Kupfer und es wurden im Extract. gentianae 3,4 Thln. gefunden. Nach Ansicht des Verf. Hessen sich diese Bestinmiungen für alle pharmaceutische Extracte durchführen, und in ihnen allen würde man einen grösseren oder geringeren Kupfergehalt finden, da alle bis jetzt untersuchten Pflanzen eine nachweisbare Menge dieses Metalls enthalten. Einige Süssholzextracte des Handels enthalten sehr beachtenfewerthe Mengen Kupfer. So fand Verf. in einem Extracte im Kilog. 0,088 g. und ein anderer entlüelt sogar 0,3128 g. Diese hohe Zahl darf nicht überraschen, denn bekanntlich finden sich im ord. Süssholzextracte des Handels neben ande- ren Verunreinigungen sogar oft Kupfersjiähnchen , jedoch haben diese Kupferspähnchen , selbst wenn sie bis in den Verdauungskanal gelangen sollten, abgesehen von ihrer Unlöslichkeit, keine weiteren schädlichen Fol- gen, was A-iele Versuche an Menschen und Thieren bewiesen. {Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 8. pag. 441. Journal des connaissances medicales.) C. Kr. Falsehe Kolanüsse werden in Mittelafrika häufig als Ersatzmittel der echten Kolanüsse verbraucht. E. Heckel und Schi agdenhauffen, denen wir die neueste Analyse der von Sterculia acuminata gelieferten echten Kolanüsse verdanken,^ haben auch die falschen Kolanüsse, die von der an der Küste von Guinea besonders häufig vorkommenden, zur Familie der Gutti- feren gehörenden Garciuia Kola herstammen, chemisch untersucht. Sie fanden in den frisch 25 bis 50"/,, "Wasser enthaltenden Nüssen 2 verschie- dene Harze, die sich durch Benzin trennen lassen. Das eine, braungefärbte löst sich leicht in Benzin , schmilzt vollständig bei Wasserbadtemperatur, zieht Feuchtigkeit aus der Luft an und zerfliesst. Das andere sich nicht lösende Harz ist weiss, hart und schwerschmel- zend; es löst sich in Alkohol, Aceton und Essigsäure, wiedersteht jedoch der Einwirkung von Schwefelkohlenstoff, Petroleum und Benzin. Die an- regende Wirkung der Nüsse von Garcinia Kola beruht, wie sich die Verf. durch ihre Versuche überzeugten, auf diesen 2 Harzen. Ausserdem ent- halten die Nüsse noch 3,750% Glucose und 5,430"/,, Tannin, das mit dem Bitterstoffe (Kolabitter) gemengt ist, der beim Kauen den so sehr geschätz- 1) Vergl. Archiv der Pharm. Bd. 220. pag. 700. Aseptol. — Brom auf Pilocarpin. — Vulcani.sirte Gunimischläuche. 325 teil, langanhaltenden Geschmack entwickelt, sich jedoch gegen die bekann- ten Alkaloidreagentien neutral verhält. Caffein, von dem die echte Kola- nuss 2,.348"/o enthält, wurde in den falschen Nüssen nicht gefunden. Die anregende Einwirkung der letzteren ist geringer wie bei den echten. Die Nüsse der Garcinia Kola dienen nicht zur Verfälschung der Nüsse von Sterculia acuminata, von denen sie sich leicht durch ihr äusseres Ansehen unterscheiden, sondern man benutzt sie neben oder statt denselben. {An- nales de Chimie et de IViysiqiie. Serie 6. Tome 1. pat). 129.) C. Kr. Aseptol wird neuerdings, wie Anneeseno mittheilt, als Ersatzmittel für Carbolsäure und Salicylsäure , besonders in den Fällen vorgeschlagen, wo deren beschränkte Löslichkeit ihre Anwendung hindert. Asei)tol (Aci- dum orthoxvphenilsulfurosum) ist ein vollkommen definirter Körper, seine Molecular-Structur C'H^ OH(i), SO^OHC-^) ist parallel der von SaUcyl- säure C'^H*,OH(i), COOH('^). gy ]jat gleiche fäulnisswidrige Eigenschaften und löst sich bei gewöhnlicher Temperatur vollständig in 300 Theileu Was- ser. Während Carbolsäure, als schwache Säure, die bei Gährungs- und Fäulnissvorgängen auftretenden Ammoniakbasen, kaum oder doch nur unvollkommen sättigen kann, thut dies das Aseptol vermöge seinem Sätti- giingsvermögen und seiner grossen Löslichkeit, mit grösster Energie. Aseptol ist eine schwach, rothgefärbte, zähe Flüssigkeit von 1,450 spec. Gewicht und einem an Carbolsäure erinnernden Geruch. Mit Kali geschmol- zen giebt es Pyrocatechin , Kesorciu und Hydrochinon. Innerlich wird es in Dosen gegeben, die zwischen jenen von Carbolsäure und Salicylsäure liegen, ohne die reizenden, unangenehmen und giftigen Einwirkungen her- vorzubringen, die man letzteren oft vorgeworfen hat. Zu eintausendstel, oder nach Umständen in noch stärkerem Verhältnisse in Wasser gelöst und zum Waschen, Begiessen und Verstäuben verwandt, ersetzt es mit Vortheil die Carbolsäure und Salicylsäure und wird in Spitälern, Schulen, Strassen und an allen Orten die grössten Dienste leisten, wo die Krank- heitsfermente der Luft bekämpft werden müssen. Verf. versichert, dass ihm viele Versuche von Aerzten mitgetheilt wur- den, die zeigten, dass Aseptol keine Zerstörung und keinen Brand der Ge- webe hervorruft und dass sich deshalb seine Verwendung nicht allein bei gewöhnlicher Wundbehandlung, sondern auch bei den empfindlichsten Ope- rationen der Augenheilkunde empfiehlt. {Journal de Pliarmacie d'Änvers. Tome 40. No. 2. img. 49.) C. Kr. lieber die Einwirkung- des Broms auf Pilocarpin sagt Chastaing, dass durch Zusatz von Brom zu einer Lösung von Pilocarpin in Chloro- form, unter gleichzeitig auftretender Erwärmung der Flüssigkeit, die Bil- dung einer krystallisirbaren Verbindung erfolgt, die nach der Formel C^H^^Br-^N-'O^, Hßr,Br2 zusammengesetzt vmd also das Bibromür des Bromhydrats von einem Bibrompilocarpin ist. Durch langsames Umkry- stalüsiren desselben aus einer Lösung in Chloroform erhält man eine Masse von schönen mikroskopisch kleinen Prismen. Die Einwirkung von Brom auf Pilocarpin, in Gegenwart von wenig Wasser, gab nicht ein Bibromür des Bromhydrates von Bibrompilocarpin, sondern das Bibromür vom Bromhydrat einer schwachen Base, die von dem Pilocarpin sich dadurch unterscheidet, dass sie 2 Aequiv. Kohlenstoft' weni- ger enthält. Der Kohlenstoff ging in diesem Falle als Kohlensäure weg und ist die Formel des gebildeten Salzes: Ci^Hi^Br^N^O^ HBr,Br2. {Journal de Pharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 9. |). 110.) C. Kr. Gefahr der Verwendung- schlecht vulcanisirter Gummischläuclie bei manchen chemischen Arbeiten. — Limousin warnt besonders davor, solche Schläuche bei Bereitung von Sauerstofigas zu benutzen, da neuer- dings wiederholt liierbei heftige Explosionen * vorkommen , die zweifellos 1) Vergl. Archiv der Pharm. Bd. 218. pag. .306. 326 Salzsaures ICairin. — Anästhesie bei Menschen etc. durch das an der Innenwand solcher vulcanisirter Gummischläuche haf- tende Schwefelpulver niitverursacht wurden. Diese Schwefelmenge wird oft durch Kunstgriffe bei der Fabrikation in betrügerischer Absicht ver- mehrt. So fand Verf. öfters Gunimirohre, die (l,GO g. Schwefel im Inneren von Rohrstücken abgelagert enthielten, die 2,30 g. wogen. Es ist deshalb leicht einzusehen, wie durch das Zusammenkommen dieser Schwefelmengen mit heissem Sauerstoff und durch die Gasentwicklung mit übergerissenen Ka- liumchloratpartikelchen eine Entzündung, Angriff des Kautschuks selbst, Schwefelwasserstoff und schliesslich ein explodirendes Gemenge sich zu bil- den vermag. Jedenfalls müssen vulcanisirte Gummischläuche, wenn sie bei solchen Arbeiten verwandt werden sollen, vorher gehörig gereinigt und durch tüchtiges Durchspülen und Waschen mit viel Wasser von allem anhaftenden Schwefel befreit werden. [Journal de Fharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 9. pag. 201.) C. Kr. Ueber salzsaures Kairiu und seine Wirkung auf den gesunden und fieberkranken Menschen theilt E. Girat folgende Resultate mit, die er durch zahlreiche Versuche in verflossenem Jahre erlangte. Auf den gesun- den Menschen hatten 1 bis 1,5. g. s. Kairin keine Wirkung. Bei Fieber- kranken zeigt sich bei Dosen von 0,5 g. stündlich gegeben die antifebrile Wirkung; sie beginnt etwa 25 Minuten nach Eingabe der ersten Dosis und erreicht in der Regel nach der dritten oder äderten die physiologische Normalzahl. Puls und Respiration bewegen sich gleichmässig mit der Temperatur; der Puls ist nicht unregelmässig. Die Dauer der Ein^-irkung von s. Kairin ist leicht vorübergehend, mit der Dosis steigend. Bei 0,5 g. hält sie ungefähr 2^U Stunden an. Die Kranken empfinden während einer so erlangten Fieberlosigkeit ein ausge- sprochenes Gefühl von Wohlbefinden. Unterlässt man eine weitere Dar- reichung des Mittels, so kehrt die Temperatur ziemlich schnell zur anfäng- lichen zurück. Der Harn erscheint schwarzgrün, enthält weder Eiweiss noch Zucker, auch ist in ihm der Harnstoft" beständig vermindert und scheint der Harn als Hauptweg zu dienen, auf dem die Ausscheidung des Arzneimittels erfolgt. Die gewöhnliche Dosis ist 3 bis 4 g. pro die, stünd- lich gegeben und abgetheilt in 0,5 g., oder bei entkräfteten Personen in 0,3 g. Die beste Art, es einzunehmen, ist als Pulver in Oblaten. Im All- gemeinen wird s. Kairin gut vertragen. Erbrechungen sind selten, aber Cyanose ist häufig bei erhöhten Dosen, doch scheint aus ilir nichts Unan- genehmes für den Kranken zu folgen. Dem Verf erscheint es bis jetzt noch ungewiss, welche Stelle Zeit und Erfahrung dem s. Kairin imter den bereits bekannten Fiebermitteln anwei- sen wird. Haloppeau zögert zwar nicht, schon jetzt seine Ansicht dahin auszusprechen, dass er es, in nicht giftigen Dosen angewendet, für das sicherste, kräftigste und schnellstwirkende Fiebermittel halte. {Journal de Fharmacie et de Chimie. Serie 5. Tome 9. pag. 213.) C. Kr. Ueber AiiUsthesie bei Menschen, erzeugt durcli titrirte Oemenge Tou Chloroformdanipf mit Luft berichtet P. Bert, der neuerdings Gele- genheit hatte, seine Methode, die er bis dahin nur bei Hunden versucht hatte, 1 in 22 Fällen bei Menschen zu erproben. Die betreffenden Kranken waren verschieden alt, gehörten beiden Geschlechtern an, hatten verschie- dene Leiden und waren die während der Anästhesie vorgenommenen chi- rurgischen Operationen mit von den schmerzhaftesten und am längsten Zeit erfordernden. Trotz der grossen Verschiedenheit bei den die Versuche begleitenden Umständen, gaben doch alle so gleichartige Resultate, dass diese sich in folgenden Sätzen zusammenfassen lassen. 1) Vergl. Archiv der Pharm. F^.d. 221. pag. 777. Ptomaine und aimloge Verbinclungeu. 327 Das angewandte Gemenge war immer ans 8 g. Chloroform , verdampft in 100 1. Luft, bereitet. Dasselbe ist nicht unangenehm einzuathmeu, des- halb erfolgt kein Husten , keine P^rstickungserscheinungen und kein Still- stehen des Athems. Das Stadium der Aufregung ist sehr kurz, in mehr als • 3 der Fälle trat bei Erwachsenen die Anästhesie ohne jede Bewegung ein und ebenso das Aufhören der Muskelthätigkeit. Vollständige Un- empfindlichkeit wurde in höchstens 6 bis 8 Minuten hervorgebracht und erhielt sich sehr regelmässig während der ganzen Dauer des Einathmens des anästhetischen Gemenges. Der Puls, der im Moment des erregten Stadiums in der Regel ein wenig beschleunigt ist, wird während dem Schlafe wieder ganz ruhig und regelmässig. Das Durchschneiden von Haut oder von Nervenstämmen, das Durchsägen von Knochen, also die Zeit der schmerzhaftesten Operationen, reagirt nicht auf ihn. Die Respiration ver- hält sich wie die Circulation. Die Erwachsenen schnarchen bisweilen, sowie sie es im normalen Schlafe thun. Die schmerzhaften Aufregungen beschleunigen leicht die Athmungsbewegungen. Die Pupille zieht sich im Augenblicke der Anästhesie zusammen und erweitert sich wieder beim Erwachen. Während der Anästhesie trat kein Uebelbefinden und kein Er- brechen ein. Die Speichelabsonderung ist sehr schwach. In keinem Momente der Anästhesie empfindet der Operateur Beunruhigung über den Zustand des Ea-anken, der mit grösster Ruhe schläft und athmet. Wenn man das Mundstück, durch welches das anästhetische Gemenge geathmet wurde, wegnimmt, so bemerkt man immer eine beträchtliche Verlängerung des unempfindlichen Zustandes. Diese Verlängerung scheint in Beziehung mit der Zeitdauer zu stehen, während welcher das Gemenge eingeathmet wurde. Der Chloroformverbrauch ist bei dieser Methode auf ein Minimuni reducirt und beträgt weniger als 1 g. in der Minute. {Journal de Fhar- macie et de Chimie. Serie ö. Tome 9. pag. 238. Ac. d. sc, 9S, 63. 1SS4.) C. Kr. Ueber Ptoma'iue und analog-e Yerbiuduugen angestellte Forschungen führten G. Pouche t dahin, dass er die Verbindungen alkaloidartiger Xa- tur, die normal im Harn, den Faeces und den verschiedenen Aussonde- rungen sich finden, wenn nicht als identisch, so doch denjenigen als sehr nahestehend zu betrachten, die bei Fäulniss unter Luftabschluss aus Pro- teinstofFen (Eiweiss, Casein, Kleber, Fibrin) oder in Leichen und verschie- denen Organen des Körpers (Leber, Lungen, Gehirn etc.) sich bilden. Die verschiedenen alkaloidartigen A^erbindungen, die man sowohl aus den nor- malen Säften des thierischen Körpers, als den in Fäulniss befindlichen Stoffen gewinnen kann, sind wohl sicherlich durch Gemenge homologer Körper gebildet. Die Gewinnimgsweise besteht darin: Tannate der Alkaloide herzustel- len, die durch Bleihydrat in Gegenwart von starkem und dann von ver- dünntem Alkohol zersetzt werden. Die Verdampfung der weingeistigen Lösungen liefert eine syrupartige Flüssigkeit, die man im Dialysator wei- ter behandelt. Man erhält so einestheils eine schwer dialysirbare Flüssig- keit und anderntheils die krystallisirbaren, leichtdialysirenden Stoffe. Der aus Harn erhaltene flüssige Theil, den Pouchet Extractivstoff des Harns zu nennen vorschlägt, ist syrupförmig, unkrystallisirbar, selbst bei länge- rem Stehen im luftleeren Trockenraume. Er wird durch die gewöhnlichen Alkaloidreagentien gefallt, ist neutral gegen Farbereagentien, ziemlich veränderlich an der Luft, verharzt durcli Salzsäure und wnrd durch Zusatz von Chlorplatiu zu seiner Lösung rasch oxydirt und giebt kein Chlorplatinat. Die Analyse fidii-t constant zu der Formel CäH^XO'^. Von dem dialysirbaren Theil konnte Verf. einen Stoff isoliren, der sich in spindelförmigen, zu unregelmässigen Kugeln gruppirten Krystallen zeigt, die löslich in schwachem Weingeist, fast unlöslich in 328 Uatersucliung von (Jhiiiiiisiilfal. starkem Alkohol und iinlöslicii in Aether sind, schwach alkalisch reagiren und fähig sind, mit i^äuren krvstallisirbare Salze zu liefern. Das Chlor- platinat bildet orthorhombische, goldgelbe, leichtzerfliessliche Prismen ; seine Analyse führt für die Base zu einer der Formeln: C'H»^N*0-ä oder C"H>*N*0-. Die Fäulnissproducte betrefiend scheint dem Verf. der nicht oder doch nur wenig dialysirbare Theil der Flüssigkeit aus einem Gemenge flüchtiger Basen und verschiedener anderer Stofte zu bestehen, da die Analyse zu keinen constanten Zahlen führte. Der dialysirbare Theil giebt mit Chlor- platin in Wasser lösliche Salze, die man durch Zufügen von Alkohol und hierauf durch Aether trennen kann. Das eine dieser Clilorplatinate kry- stallisirt in prismatischen Nadeln und ist in starkem Alkohol unlöslich, während das andere hierin löslich ist und durch Zusatz von Aether als schmutzig gelbes Pulver ausgefällt werden kann. Die Analyse ergab sds Zusammensetzung der in Alkohol unlöslichen Verbindung: '(C'H'^N^O« — HCl)-PtCl4 und der iu Aether unlöslichen: (C^H'-N-O* — HCl)2PtCl*. Wurden durch Schwefelwasserstofl' die Chlor- hydrate dieser Chlorplatinate abgeschieden, so zeigten sie sich als verfilzte, seidenglänzende, durch überschüssige Salzsäure und Luft veränderliche Krystalle. Die dem ersteren Salze angehörende Base C' H'^X-O*^ erscheint unter dem ]\Iikroskop in Gestalt dicker, kurzer Prismen, die sich am Lichte bräunen. Die Base C^H'^N-O^ im zweiten Chlorplatinate zeigt .sich als lose Nadeln, die pinselförmig gruppirt sind und scheint weniger leicht zersetzlich. Die wässrigen Lösungen werden durch die gewöhnlichen Alka- loi'dreagentien gefällt; die mit Natriumphosphomolybdat gebildeten Nieder- schläge reduciren sich ziemlich rasch und sind in Ammoniak löslich, indem sie eine blaue Färbung hervorbringen, wie der unter gleichen Bedingungen durch Aconitin gebildete Niederschlag. Alle diese Verbindungen sind heftige Gifte für Frösche, die sie schnell tödten, indem sie Betäubung hervorrufen imd Lähmung mit Aufhören der Eeflexbewegungen. Das Herz steht still in der Systole. {Journal de Phur- macie et de Chimie. Serie 5. Tome 9. pag. 251. Ac. des sc, 97, 1560. 1883.) C. Kr. Untersuchung von Ohininsulfat. — A. C 1er mont bringt zum Schlüsse einer ausführlichen Besprechung der Kerner'schen Probe und des Ver- haltens von Chininsulfat dem Polarimeter gegenüber, eine Zusammen- stellung der Bedingungen, die ein für den Arzneigebrauch bestimmtes Chi- ninsiüfiit erfüllen soll. Es muss weiss und gleichartig krystallisirt sein. Im Platintiegel geglüht, soll es nur einen sehr geringen Rückstand hinter- lassen , der 25 mg. bei 10 g. nicht überschreiten darf. Auf 100" erhitzt, darf es nicht mehr als 12% Wasser verlieren. In 50 Theilen Wasser muss es sich bei der Temperatur von 100" voll- ständig lösen; die Lösung muss recht klar sein und geröthetes Lackmus- papier bläuen. In angesäuertem Wasser muss es sich bei -f- 15" in 80 Thei- len Alkohol von 85" lösen. Es darf keine fremden Bestandtheile enthal- ten. (Meist duldet man in F. einen Cinchoningehalt, solange er 2"/o nicht übersteigt.) Die Zusammensetzung des Chininsulfates soll folgende sein: Chinin 72,25 Schwefelsäure 9,42 Was.ser bei +1(X)" entweichend . 12,00 Wasser bei + 100" bleibend . . 0,33. {Bepertairc de Pharmacie. Tome 12. No. 1. pag. 14.) C. Kr. Hallo a.S., BucliilnieVeroi des Waisonhaiisog. I Künstliche I Badesalze als: (l'.M Ä Colberger, Elmener, ^ Kösener, Kreuznacher, fu Rehmer u. a. rö don sogen, „ächten" völlig S gleich und dabei erheblich ^ billiger als diese, eniiifehlen f^ Vereinigte ehem. Fabriken ^ zu Leopoldshall bei Stassfurt. ä Preiscouraiit haiton ziir Verfüsiina aj 1 reiscoura Hf BiH£7HJHJH3£?HKafHOT7HÄKMlÄJffiyjHHf'j6 Apotheken- An-u. Verkäufe werden iimmpt und namentlich discret erledigt. Feinste Refe- renzen durch bisher erzielte viel- fache Eesultate. Um geschätzte Aufträge ersucht (2) M.WrescIliier, Berlin x., Friedrichstrasse 131d. 1884. MaiJ ARCHIV DER PHARMACIE. Zeitschrift des Deutschen Apotheker -Vereins. XI. Jahrgang, Bd. 222, Hft. 9. (3. Reihe, Bd. 22, Hft. 9.) Herausgegeben vom Vereins -Vorstande unter Redaction von E. Eeichardt. Inhalt: A. Originalmittheilungen. Seite Seite E. Schmidt, Xomenclatui- der Fr. Bergmann. Xonylsäuren Alkaloide der Atropa Bella- (Pelargonsäuren) verschiedenen donna und der Datui-a Stra- Ursprungs 331 monium 329 H. Zohlenhofer. Eolanuss . 344 B. Monatsbericht. J. Biel, Hydrargyrum forma- midatum solutum C. Arnold, Kalium carbonicum E. Mylius, Migräne - Stifte . . Tb. Salz er, Olea aetherea. Zum Nachweis von Alkohol . . . H. Meyer, Oleum Jecoris AseUi Hager, Seeale cornutum pulve- ratum B. Studer, Gewicht der Tropfen E. Walenta. Samen der Bas- sia longifolia L. und das in denselben enthaltene Fett . . Harnack, Methoden der quan- titativen Jodbestimmung im menschlichen Harn .... Landwehr, Xeue Methode zur Darstellung und quantitativen 347 347 348 348 348 348 349 350 351 Bestimmung des Glycogens in thierischen Organen .... 351 Nylander, Alkalische Wis- muthlösung als Eeagens auf Traubenzucker im Hai'ne . . 352 Baumann, Bildung von Mer- captursäuren im Organismus und ihre Erkennung im Harn 352 Kjeldahl, Bestimmung des Stickstoffs im Harn .... 353 F. Hoppe-Seyler. Einwirkung von Sauerstoff auf die Lebens- thätigkeit niederer Organis- men 353 Koch. Cholerabakterienj . . . 354 Baumgarten, Pathogene pflanz- liche Mikroorganismen . . . 357 C. Bücherschau. Lehrbuch der anorganischen rei- nen und technischen Chemie auf Grandlage der neuesten Forschungen and der Fort- schritte der Technik wesent- lich für Studirende auf L'ni- versitäten und technischen Lehranstalten etc.. von Dr. L. ■W' e n g h ö f f e r. IL Abtheil. . Anleitung zur qualitativen Ana- lyse. Von Prof. E. Schmidt Pflanzenstoffe in chemischer, phy- siologischer, pharmakologischer u. toxikologischer Hinoicht etc. 357 358 Bearbeitet von Dr. A. Huse- mann, Dr. A. Hilger und Dr. Th. Husemann. Zweite völlig umgearbeitete Atiflage. In zwei Bänden. Vierte Lie- ferung. Bogen 63 bis Schluss des zweiten Bandes XI. und S. 985-1571 Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Von Dr. G. Pritzel und Dr. C. Jessen . . . . Phj-tochemische Xotizen über einige Japanische Pflanzen von J. E. Evkmann 358 m 359 Aromata in ihrer Bedeutung für Eeligiou , Sitten , Gebräuche, Handel u. Geographie des Alter- thum bis zu den ersten Jahrhun- derten unserer Zeitrechnung v. Dr. med. E. Siegismund . Cassa- Tagebuch für Einnahmen und Ausgaben der Apotheke. Von Ad. Vomacka . . . . Seite 1 359 360 Formulae magistrales Berolinen- ses in usum pauperum . . , Commentar zur Pharmacopooa Germanica editio altera. Her- ausgegeben V. Dr. H. Hager. Mit zahlreichen in den Text gedruckten Holzschnitten. Elfte Lieferung Seite 300 360 Von dieser Zeitschrift erscheinen monatlich zwei Hefte von 2 — 3 Bogen. 24 Hefte bilden einen Band. — Ladenpreis füi- den Jahrgang 18 JL ■ Alle Beiträge für das Archiv sind an die Archiv - Redaction (Prof, Dr. Reichardt in Jena), alle die Beiblätter, die Inserate, überhaupt die Archiv - Verwaltung und die Mitgliederliste beti-effenden Mittheilungen an die Archiv-Verwaltung (Med. -Ass. Puseh in Dessau) einzusenden. Im Selbstverlage des Vereins. — In Commission der Buchhandlung des "Waisenhauses in Halle a. S. Anzeigen. S Für botanische Excursionen! Excursionsbuch g enthaltend praktische Anleitung zmu Bestimmen der im S Deutschen Reiche heimischen Phanerogamen, g durch Holzschnitte erläutert, ffi ausgearl leitet von flj Dr. Ernst Hallier, fy Professor der Botanik in Jena. S Zxoeite rermehrie Ausgabe. Preis: 3 Mark. (21) g Jona. Gustav Fischer. n Sehr schöne Blutegel 125 Stück jeder Grösse 5,50 Jd. 250 Stück 10,00 fr. per Cassa. Grössere Posten billiger. (14) Gi*öniug:eii , Pr. Dr. I*«!sstei*iiacli. I Fein (itlanz-Tectnr-Papier sortirt in all. Farben 1 Ries frco. 8 Ji Muster z. Ausw. einzeln. Farben steh. z. Dienst. (9) Ei-msleben. J. SchOnhals- I Apotheken- An-u. Verkäufe werden promjit und namentlich discrot erledigt. Feinste Refe- renzen durch bisher erzielte viel- fache Resultate. Um geschätzte Aufträge ersucht (2) iM.Wreschner, Berlin x., ARCHIV DERjPHARMACIE. 22. Band, 9. Heft. A. Originalmittheilungen. Mittheilungen aus dem Universitätslaboratorium zu Halle a/S. I. Zur Nomeiiclatur der Alkaloide der Atrojya Bella- donna und der Datura Stranionhun, Von Ernst Schmidt. Yeranlassung ziir nachstehenden Notiz gab der Umstand, dass sowohl Apotheker, als auch Aerzte in der letzten Zeit wiederholt die Frage an mich richteten, was man unter „Daturin" zu ver- stehen habe, und wodurch dasselbe sich vom Atropin unterscheide. Die Beantwortung dieser Frage war auf Grundlage der früher von mir^ und zu gleicher Zeit auch von Ladenburg^ ausgeführten Untersuchungen eine leichte. Durch die erwähnten Arbeiten ist auf verschiedenen Wegen ^ der Nachweis geführt, dass sowohl in der Atropa Belladonna, als auch in der Datura Stramonium je zwei Alka- loide, nämlich Atropin und Hyoscyamin, enthalten sind. Meine Un- tersuchungen haben ferner gezeigt, dass in beiden Fällen die Haupt - menge dieses Alkalo'idgemisches aus Atropin vom Schmelzpunkte 115 —115,5'' C. besteht, wogegen das in den Mutterlaugen verblei- bende Hyoscyamin in wesentKch geringerer Quantität darin vor- kommt. Zwar ist die Ausbeute an „Daturin", mit welchem Na- men das aus Datura Stramonium isolirte Basengemisch bezeichnet sein mag, nach meinen Erfahrungen, je nach der Beschaffenheit des betreffenden Samens eine sehr wechselnde. (Je 5 Kilo Stechapfel- samen verschiedenen Ursprungs lieferten 12,5 g., 18,4 g., 2,6 g. und 10,2g. weisslich- gelben Rohdaturins), indessen bestanden 50 bis 70 Proc. von diesen Rohdaturinen, abgesehen von der nicht isolirbaren Base der Mutterlaugen, aus reinem, bei 115 — 115,5" C. schmelzendem Atropin. Sogar ein Präparat von Rohdaturin, welches 1) Annal. d. Chem. 208, 196. 2) Annal. d. Chem. 206. 3) Ladenburg benutzte hierzu die Golddoppelsalze, während ich mich der Platindoppelsalze bediente. Arch. d. Pharm. XXII. Bds. 9. Hft. 22 330 E. Schmidt, Nomenclatur d. Alkaloide d. Atropa Belladonna etc. ich der Güte des Herrn H. Trommsdorff in Erfurt verdankte, aus dem bereits die erste Krystallisation entfernt war, lieferte immer noch nahezu 45 Proc. reinen Atropins. Aehnliche Verhältnisse wurden auch bei dem Rohatropin aus Belladonnawurzel beobaclitet. Je 10 g. selbst dargestellten Rohatropins lieferten bei wiederholter freiwilliger Verdunstung ihrer Lösung in verdünntem Alkohol 5 bis 6 g. glänzender, spiessiger, bei 115 — 115,5^0. schmelzender Atro- pinkry stalle , ebenso wurden aus 10 g. Rohatropin, welches mir von Herrn H. Trommsdorff in Erfurt ebenfalls gütigst ziu- Verfügung gestellt war, etwas über 6 g. reinen Atropins erhalten. Ich bemerke jedoch, dass die krystaUographische Prüfung der Platindoppelsalze, welche aus den anfangs öligen, allmälig krystaUinisch erstarrenden Mutterlaugen dargestellt wurden, ergab, dass letztere noch beti'ächt- liche Mengen von Atropin enthielten, welche vermuthlich nur durch die Beimengung anderer Basen an der Krystallisation gehindert wiurden. Eine wesentliche Verschiedenheit war hierbei zwischen den Mutterlaugen des Rohatropins und des Rohdaturins nicht zu bemerken. In den mir vorliegenden, aus Belladonna wurzel und aus Stech- apfelsamen grösstentheils selbst dargestellten und mit einander ver- glichenen Rohbasen bestand somit, wie bereits oben erwähnt, die Hauptmenge aus Atropin und der kleinere, wesentlich schwie- riger krystallisirende Antheil aus Hyoscyamin und vielleicht noch anderen Basen, bezüglich deren Zersetzungsproducten. Dieses Men- genverhältniss scheint jedoch kein constantes zu sein, wenigstens wäre anderenfalls die Angabe Ladenburg's, dass in der Datura Stramonium , im Gegensatz zur Belladonna , das leichte Alkaloi'd : Hyoscyamin, wesentlich vorhersehe, mit obigen Beobachtungen nicht recht in Einldang zu bringen. Ich will nicht unerwähnt lassen, dass die seiner Zeit von Herrn H. Trommsdorff unter dem Namen Atro- pin und Daturin in den Handel gebrachten, schön krystaUisirten Alkaloide, sich chemisch und physikalisch als identisch erwiesen.^ Da nach den Untersuchungen von Laden bürg, ebenso wenig wie nach den meinigen Arbeiten, der Name „ Daturin " einem beson- deren chemischen Individuum zukommt, so dürfte es angezeigt sein, denselben zur Vermeidung von Zweifeln und von Ii-rthümem aus der Literatur und auch aus den Preiscouranten ausziunerzen und dagegen die betreffenden Alkaloide einfach mit dem Namen zu be- 1) Vgl. meine Untersuchungen: Annal. d. C'liem. 208, 100 n. f. Fr. Bergmann, Nonylsäuren (Pelargonsäuren) verschiedenen Ursprungs. .331 zeichnen, der iliiien ihrer chemischen Natur nach zukommt. Es würden somit, wenn man absieht von dem Hyoscin, welches von Ladenburg in dem Bilsenkrautsamen neben Hyoscyamin aufgefun- den wurde, vorläufig nur zwei mydriatisch wirkende Pflanzenbasen zu unterscheiden sein: Atropin vom Schmelzpunkte 115 — 115,5^0. und Hyoscyamin vom Schmelzpunkte 108,5*' C. Das Duboisin ist nach Ladenburg ^ im reinen Zustande identisch mit dem Hyos- cyamin, das Belladonnin von Hübschmann ^ und von Kraut ^ wahrscheinlich ein Gemenge von Atropin mit Oxyatropin (Laden- burg und Eoth, Ber. d. deutsch, ehem. Ges. 17, 153). Sollte in dem Ursprünge der chemisch identischen Atropine eine Differenzirung beliebt werden, so würde einfach zwischen einem Atropin aus Atropa Belladonna und einem Atropin aus Datura Stramonium, jedenfalls aber nicht zwischen Atropin und Daturin zu unterscheiden sein. U. lieber Nonylsäuren (Pelargonsäuren) Tcrschiedenen Ursprungs. Von Friedrich Bergmann. Bei einem Vergleich der Angaben, welche in der Literatur über die Nonylsäuren verschiedenen Ursprungs (Pelargonsäuren) vorliegen, lässt sich, wenn man absieht von der als Methyl -Hexyl- Essigsäure aufzufassenden Isononylsäure , eine gewisse Aehnlichkeit derselben nicht verkennen. Die übereinstimmenden Merkmale, welche diese Säuren nach den betreffenden Angaben zeigen, sind jedoch keines- wegs derartige, dass auf Grund derselben bereits ein Schluss auf die Identität gedachter Verbindungen gerechtfertigt erschiene. Es gilt dies besonders von der Nonylsäure, welche Redtenbacher* durch Oxydation der Oelsäure mittelst rauchender Salpetersäure erhielt, von der Pelargonsäure, die Pless^ aus dem Kraute von Pelargonium roseum isolirte, von der Nonylsäure, welche Gerhardt^ und später Giesecke'' durch Oxydation des Methylnonylketons (aus Rautenöl) 1) Ber. d. deutsch, ehem. Ges. XIII., 258. 2) Schweiz. Zeitschr. Pharm. 1858. 3) Ber. d. deutsch, ehem. Ges. m., 165. 4) Annal. 59, 54. 5) Annal. 59, 41. 6) Annal. 65, 245. 7) Zeitschr. f. Chemie 13, 430. 22* 332 Fl'. Bergmann, Nonylsauren (Pelargonsäuren) verschiedenen Ursprungs. darstellten, von der Pelargonsäure, die Limpach^ durch Oxydation der Stearolsäure bereitete, sowie endlich auch von der durch Per- rot ^ in dem Fuselöl der Rübenmelasse aufgefundenen Verbindung Q9 218Q2 ^ig diese Säuren zeigen in ihren Eigenschaften, soweit es die zum Theil höchst lückenhaften Untersuchungen erkennen lassen, eine gewisse Uebereinstimmung mit der von Franchi- mont imd Zincke^ aus dem Octylalkohol des Heracleumöls dar- gestellten, gewöhnlich als Normal - Nonylsäure betrachteten Verbin- dung. Berücksichtigt man jedoch anderntheils die Verschiedenhei- ten, welche in mancher Beziehung vorhanden sind, so dürfte es kaum möglich sein, jene Säuren ohne "Weiteres mit der Normal -Nonyl- säure zu identificiren. Die nachstehende Tabelle ist vielleicht geeignet, imsere bisherigen Kenntnisse der Nonylsäiuren verschiedenen Ur- sprungs zu illustriren und die Uebereinstimmung, bezüglich die Verschiedenheit, welche sich in den Beobachtungen der einzelnen Autoren vorfindet, zu veranschaulichen. In Anbetracht der Lückenhaftigkeit, welche bisher in der Kennt- niss der verschiedenen Nonylsauren obwaltet, und in Erwägung der mannigfachen Abweichungen, die die darüber vorliegenden Angaben unter einander zeigen, schien es von Interesse zu sein, die Nonyl- sauren verschiedenen Ursprungs sorgfältig mit einander zu verglei- chen, um dann aus den hierbei erzielten Resultaten einen begrün- deten Schluss auf deren Identität, bezüglich deren Isomerie zu ziehen. Diese vergleichenden Untersuchungen erstreckten sich über die 1) aus Normal -Octylalkohol des Heracleumöls, 2) durch Oxydation von Oelsäure, 3) durch Oxydation von Methyl -Nonylketon, 4) aus dem Destillat der Blätter von Pelargonium roseum, 5) aus dem Fuselöl der Rübenmelasse, 6) aus Undecylensäiure ^* gewonnenen Nonylsauren. Diese Versuche waren bereits zum völligen Abschluss gelangt, als die Arbeit von Krafft^ über die kohlenstoffreichen Normal - Paraffine erschien, in welcher dieser Forscher, auf Grund der Ueber- 1) Annal. 190, 294. 2) Compt. rend. 45, 309. 3) Annal. 164, 333. 4) Bcr. d. deutsch, ehem. Ges. 10, 2034 und 11, 1412. 5) Ber. d. deutsch, ehem. Ges. XV, 1710. Fr. Bergmauii, Nonylsiiuien (Pelargonsäuron) verschiedenen Ursprungs. 333 Autoren. II Siede- punkt. Spec. Gewicht. Schmelz- punkt. Erstar- rungs- punkt. 1 6 N «2 Sclinielz- punkt. Aethyl- äther. Redten - bachor aus Oel- säure — — — Ba — riess Pelargon roseuin 260' — 10» — Ag — — — Gerhardt Methyl* monylke- ton — — 10" — Ba Cu Ar — — — Giesecke do. 248- 250" — 7» 0" Ba Cu Ag 258» — — Limpach Stearol- säure — — 12" — Ba — — Siedep. 212-218 Jourdau Heptyl- acetessig- äther 252- 253" 0,9068 b.l7» 11,5" — Ba Cu Zn 256" 131-132 — — Perrot Fuselöl 255» 0,903 b.21" 18» 13" — — — — Becker ündecy- lensäure 248- 252» — 11-12" — — — — — Franchi- mont und Zincke Octyl- alkohol 253- 254» 1,9065 b.17,5» 12 — 12,5» 11,5 Ba. Cu. Zn. CS. Ag etc. 260" 131-132" 96" Sie 213- 214" depunkt 227- 228". einstimmung in den Siedepunkten bei 100 Mm. Druck, die durch Oxydation des Methyl -Nonylketons erhaltene Nonylsäiire für iden- tisch erklärt mit der aus Undecylensäure gewonnenen, von ihm als normal angesehenen Säure. Diese, lediglich auf die Uebereinstim- mung der Siedepunkte gestützte Annahme findet durch die nach- stehenden Untersuchungen des Herrn Bergmann eine voUe Be- stätigung. 1. Nonylsäure aus Octylalkohol dargestellt. Die Ueberführung des Octylalkohols in die als Vergleichsobject dienende Normal -Nonylsäure geschah im Wesentlichen nach den Angaben von Franchimont und Zincke (1. c). Der aus Hera- cleumöl gewonnene, bei 190 — 192° C. siedende Octylalkohol wurde zu diesem Zwecke in Octyljodid, dieses in Octylcyanid und letzteres schliesslich in Nonylsäure verwandelt. 334 Fr. Beigmanu, Nonylsäuren (Pelargonsäui-en) verschiedeuon Urspiungs. Zur Darstellung des Octyljodids wurdeii 5 Thie. Octylalkohol mit 1 TM. amorphen Phosphors durch Schütteln innig gemischt und das Gemenge alsdann unter sorgfältiger Abkühlung allmälig mit 10 Thln. Jod versetzt. Nach mehrtägigem Stehen an einem kühlen Orte hatte sich über dem unzersetzt gebliebenen Phosphor eine fast farblose Schicht von Octyljodid gebildet, welche ohne "Weiteres abge- gossen werden konnte. Auch der noch mit Phosphor gemischte Rest des Jodür konnte ohne Schwierigkeiten im Scheldeti'ichter durch "Waschen mit Wasser allmälig gänzlich von Phosphor befreit werden. Der Siedepunkt des auf diese Weise gewonnenen Jodürs wurde in Uebereinstimmung mit den Angaben früherer Beobachter bei 220^ C. gefunden. Die Ausbeute an Octyljodid behef sich bei dieser Dar- stellungsmethode, obschon diese von Möslinger^ als eine solche bezeichnet wird, die nur quantitativ schlechte Resultate liefert, doch auf etwa 80 Proc. der theoretischen. Die üeberführung des Octyl- jodids in Octylcyanid und die Umwandlung des letzteren in Nonyl- säui'e gelangte nach den Angaben von Franchimont und Zincke zur Ausführung. Die auf diese Weise gewonnene Säure bildete, nach dem Entwässern mit geglühtem Natriumsulfat imd nach wiederholter Rectification , eine farblose, ölige Flüssigkeit von schwachem Geruch, welche constant bei 253 — 255^0. siedete (corrig., Thermometer ganz im Dampf bei 760,5 mm. Druck). Das spec. Gewicht derselben wurde bei 17,5''C. zu 0,90656 gegen Wasser von der gleichen Temperatiu- ermittelt. Franchimont u. Zincke fanden den Siedepimkt dieser Nonylsäure bei 253 — 254*^ C. (Thermometer ganz im Dampf, bei 258,8 mm. Druck) und ermittelten das spec. Gewicht zu 0,9056 bei 17,5*^ C Eine kleine Abweichung von den Angaben genannter Forscher wurde in dem Schmelzpunkte und in dem Erstarrungspunkte beobachtet. Die von Fr. Bergmann dargestellte Säure erstarrte bei +10 — 11 ° C; sie schmolz bei + 14°C. Nach Franchimont u. Zincke liegt dagegen der Erstarrungspunkt bei + 11,6°C., der Schmelzpunkt bei +12 — 12,5''C. Die Analyse dieser Nonylsäure lieferte folgende Zahlen : 1. 0,147 g. Substanz ergab 0,3675 g. CO^ u. 0,1465 g. H-'O. 2. 0,2515 - - - 0,6290 - 00=« u. 0,2605 - H^O. Berechnet für Gefunden CoH'«0^ 1. 2. C 68,35 68,16 68,21 H 11,39 11,07 11,51. 1} Ber. d. deutsch, chom. Gos. '■}. 1000, Fr. Bergmann, Nonylaäiucii (Pelargonsäui'on) versolüodoucn Uröiiruugs. 335 2. Nonylsäure aus Oelsäure dargestellt. Die zur Ausführung dieser Versuche verwendete Oelsäure war zum Theil selbst aus Mandelöl bereitet, zum Theil käuflich erworben. Behufs Ueberfühi-ung derselben in Nonylsäure wurde 1 Tlil. in IV2 Tille, rother rauchender Salpetersäure, welche sich in einer gut gekülilten, mit Vorlage versehenen Retorte befand, nach und nach eingetragen. Nach Beendigiuig der ersten, von Wärme ent Wickelung und von lebhaftem Schäumen begleiteten Einwirkung ist alsdann das Gemisch langsam zum Kochen erhitzt und hierin etwa 4 Stunden lang erhalten worden. Die während dieser Operation in der Vor- lage condensirte Salpetersäure wurde von Zeit zu Zeit in die Re- torte zurückgegossen. Nach Beendigung der Einwii'kimg wurde das Reactionsproduct mit Wasser verdünnt und die in demselben enthal- tenen flüchtigen Säuren durch Wasserdämpfe überdestillirt. Das auf dem wässerigen Destillate sch^\'immende ölige Liquidum ist hierauf gesammelt, im Scheidetiichter mit Wasser gewaschen, mit geglühtem Natriumsulfat entwässert und endlich wiederholt rectificirt worden. Die Menge der bei dieser Oxydation gebildeten Nonylsäure ist im Vergleich zu derjenigen der kohlenstoffärmeren Fettsäuren eine ge- ringe; immerhin gelang es nach Verarbeitimg von etwa 500 g. reiner Oelsäure doch ein zur weiteren Untersuchung ausreichendes Quan- tum einer bei 254 — 256 '^ C. siedenden Säure (Thermometer ganz im Dampf, bei 759,3 mm. Druck) zu gewinnen. Die kohlenstotf- ärmeren Fettsäui'en, welche bei der Oxydation der Oelsäure im reich- lichen Maasse gebildet werden, sind vorläufig nicht näher imtersucht worden, ebensowenig geschah dies mit den festen, gelblich - braunen, anscheinend aus Korksäure und verwandten Verbindungen bestehen- den Massen, die im Destillationsrückstande verbleiben. Die aus Oelsäure dargestellte Nonylsäure zeigt in dem Aeusseren und in dem Gerüche eine grosse Aehnlichkeit mit der aus Octyl- alkohol gewonnenen Säure. Ihr spec. Gewicht wiu-de bei 22,5" C. zu 0,90638 gegen AVasser von der gleichen Temperatur ermittelt. Sie erstarrt bei 10,5° C. und schmilzt bei 13" C. Die Analysen dieser Nonylsäure lieferten folgende Zahlen: 1. 0,272 g. Substanz ergab 0,680 g. CO^ u. 0,2835 g. H^O. 2. 0,255 - - - 0,624 - CO^ u. 0,255 - H^O. Berechnet fui- Gefunden C^HisQ-^ 1. 2. C 68,35 68,20 68,08 H 11,39 11,58 11,32 336 Fr. Bergmann, Nonylsäui'en (Pelargonsäuren) verschiedenen Ursprungs. 3. Nonylsäure aus Methyl-Nonylketon dargestellt. Bei der Darstellung dieser Nonylsäure hatten wir zunächst mit der Schwierigkeit zu kämpfen, ein geeignetes, das Methyl-Nonyl- keton in einigermaassen beträchtlicher Menge enthaltendes Rautenöl zu beschaffen; verschiedene, besonders zu diesem Zwecke aus Ruta graveolens dargestellte Oele enthielten kaum nennensweilhe Mengen des gesuchten Ketons. Als eigentliches Ausgangsmaterial zur Dar- stellung der Nonylsäure diente zum Theü das reine, aus seiner Doppelverbindung mit Natriumhydrosiüfit abgeschiedene Keton, zum Theü auch die bei 220 — 230*^ C. siedende Fraction des naturellen Rautenöls. Behufs Ueberfühi-ung des Methyl -Nonj'lketons in Nonyl- säure ^^nu'den 5 Thle. desselben mit 10 Thln. Kaliumdichromat und 15 Thln. Schwefelsäure, die zuvor mit 15 — 20 Thln. Wasser gemischt waren, in einem mit Rückflussküfler versehenen Kolben langsam zum Kochen erhitzt und hierin etwa 6 — 7 Stunden erhalten. Nach Beendigung der Oxydation liess sich die gebildete Nonylsäure leicht durch Wasserdämpfe aus dem Reactionsproducte entfernen und durch Ueberführung in das Natriumsalz reinigen. Zur Erzielung einer entsprechenden Ausbeute ist es jedoch erforderlich, niu: kleine Men- gen des Ketons auf einmal (etwa je 5 g.) der Oxydation zu unter- werfen, da anderenfalls leicht beträchtliche Quantitäten zäher, harz- artiger Massen gebildet werden, die naturgemäss die Ausbeute an Nonylsäure sehr schmälern. Die aus der Natriiunverbindung durch Schwefelsäure abgeschie- dene, durch geglühtes Natriumsulfat entwässerte Nonylsäure Hess sich ohne Schwierigkeiten durch Rectification üi ein constant bei 255** C. siedendes, den im Vorstechenden beschiiebenen Säuren sehr ähn- liches Liquidum überführen (Thermometer ganz im Dampf, bei 259,8 mm. Druck). Das spec. Gewicht dieser Säure wurde als 0,9063 bei 22,5° C, gegen Wasser von der gleichen Temperatur gewogen, ermittelt. Beim Abkühlen auf + 10° C. erstarrte sie zu einer blätt- rig- krystallinischen Masse, die bei 11 — 12° C. sich wieder verflüssigte. Die Analysen dieser Nonylsäure ergaben folgende Zahlen: 1. 0,310 g. Substanz üeferte 0,774 g. CO« u. 0,320 g. H^O. 2. 0,266 - - - 0,665 - CO* u. 0,2755 - H^O. Berechnet füj- Gefunden C8H'8 02 1. 2. C 68,35 68,10 68,18 H 11,39 11,45 11,50. Fr. Boigmanu, Nonylsiimcu (Pelai^gousäuren) verschiedenen Ursprungs. 337 4. Nonylsäiirc aus Pelargonium roseum dargestellt. Zur Darstellung dieser Nonylsäure diente das wässerige Destil- lat, welches bei der Gewinnung des ätherisclien Pelargoneumöls als Nobenproduct resultirt.^ Dasselbe wurde zu diesem Zwecke mit überschüssigem Natriumcarbonat verdampft, der Verdampfungsrück- stand diu:ch Schwefelsäure zerlegt und die hierdurch abgesclüedenen Säuren alsdann in Baryumsalze verwandelt. Aus letzteren Verbin- dimgen Hess sich nach dem wiederholten Auswaschen derselben mit kleinen Mengen kalten Wassers, ein verhältnissmässig geringes Quan- tum einer öligen Flüssigkeit abscheiden, welche nach dem Entwäs- sern mit geglühtem Natriumsulfat ziemlich constant bei 253 bis 255'^ C. (corrig.) siedete. In ihren Eigenschaften zeigte dieselbe eine grosse Aehnlichkeit mit den Nonylsäuren anderen Ursprungs. Ihr spec. Gew. wurde bei 26,5° C. als 0;90639 ermittelt. Beim langsamen Abkühlen erstarrte sie bei -1- 10° C. und -wurde bei -f- 12° C. wieder flüssig. Die Analyse dieser Säure lieferte folgende Zahlen: 0,275 g. Substanz ergab 0,6885 g. CO^ imd 0,2865 g. H^O. Berechnet Gefunden C 68,35 68,25 H 11,39 11,57. 5. Nonylsäure aus dem Fuselöl der Eübenmelasse. Nach den Angaben von Perrot^ soll in dem Fuselöl der Eü- benmelasse eine Nonylsäure vom spec. Gew. 0,903 bei 21° C. ent- halten sein, welche bei 255° C. siedet, bei + 13° C. erstarrt imd bei -f 18° C. schmilzt. Um auch diese Säure in den Bereich der vergleichenden Untersuchungen zu ziehen, wurden 25 Liter eines Fuselöles, welches thatsächlich von der Yerarbeitung reiner Eüben- melasse herrührte , einer oft wiederholten fractionirten Destillation unterworfen, ohne dass es jedoch möglich gewesen wäre, aus dem vorliegenden Materiale eine derartige Verbindung zu isoliren. Zwi- schen 250 und 260° C, dem eventuellen Siedepunkte der gesuchten Säure , ging nur eine so verschwindend kleine Menge eines kaum sauer reagirenden Liquidums über, dass von einer weiteren Unter- 1) Den inzwischen verstorbene Herr Apotheker MaxGeissin Aken hatte die grosse Freundüchkeit dasselbe zu diesem Zwecke aus Südfrankreich kommen zu lassen. 2) Compt. rend. 45, 309. 338 Fr. Bergmann, Nonylsäuien (Pelargonsäuren) verschiedenen Ursprungs. suchung desselben Abstand genommen wurde. Ein besseres Resultat lieferten dagegen die angestellten Oxydationsversuche. Da es nicht unw^ahrscheinlich war, dass das verarbeitete Fuselöl neben zahlreichen anderen Alkoholen, auch einen primären, bei der Oxydation Nonyl- säure liefernden Decylalkohol enthielt, so wui-den die zwischen 195 und 225'' C. siedenden Antheile in der üblichen Weise mittelst Ka- Humdichromat und Schwefelsäure oxydirt. Nach oft wiederholter Fractionirung des hierbei entstandenen, zuvor sorgfältig durch geglüh- tes Natriumsulfat getrockneten, Säuregemisches gelang es in der That ein nicht unbeträchtliches Quantum eines constant bei 253 bis 255*^0. (corrig.) siedenden Liquidums zu isoliren, welches in sei- nen Eigenschaften mit den im vorstehenden beschriebenen Nonyl- säuren übereinstimmte. Die isolirte Säui-e besass bei 25,5'^ C. ein spec. Gew. von 0,90621; sie erstarrte bei +9*' imd wurde bei + 13" C. wieder flüssig. Die Analysen dieser Säure lieferten folgende Zahlen: 1. 0,4153 g. Substanz ergab 1,0380 g. CO- u. 0,4305 g. H^O. 2. 0,2736 - - - 0,6844 - CO^ u. 0,2827 g. H^O. Berechnet für Gefunden C'-'Hi«02 1. 2. C 68,35 68,17 68,22 H 11,39 11,52 11,44. 6. Nonylsäure aus Undecylensäure. Als weiteres Vergleichsobject diente eine Nonylsäure, welche in der Fabrik von C. F. Kahlbaum in Berlin nach dem Verfahren von Krafft^ aus Undecylensäure dargestellt worden war. Nach nochmaliger Entwässerung mit geglühtem Natriumsulfat und darauf folgender Rectification siedete dieselbe , in Uebereinstimmung mit den Angaben vonKrafft,^ constant bei 254" C. (corrig.). Ihr spec. Ij Ber. d. deutsch, ehem. Ges. X, 2034. 2) Ibidem XV, 1709. Calciumnonylat. Das Calciumsalz der Nonylsäure ist bereits von Franchimont und Zincke (Annal. d. Chem. 163, 336) durch Wechselwirkung von Ammonium- nonylat und Chlorcalciujn in wässeriger Lösung, und UmkrystaUisiren des hierbei resultirenden Niederschlags aus siedendem Alkohol dargestellt wor- den. Die Zusammensetzung dieses Salzes wird von gedachten Forschern als (C»H"0-^)*Ca angegeben. Auf Wunsch von Herrn Apotheker Th. Salzer in Worms, welcher die Vermuthung aussprach, dass das Normal - Calcium- Fr. Bergmaiui, Nüiiyl«üuroii (Pelargonsäuron) vorscihicdeiicn Urspruugs. 339 Gewicht wurde bei 25,5" C. zu 0,90609 ermittelt; nach Krafft 0,9068 bei 17,5° C. Sie erstarrte bei + 10,5" C. und verflüssigte sich wieder bei + 12,5" C. Die Analyse dieser Säure ergab folgende Zahlen: 0,236 g. Substanz Heferte 0,5888 g. CO^ und 0,2463 g. H^O. Berechnet Gefunden C 68,35 68,04 H 11,39 11,60. Eine gleiche üebereinstimmung, wie in den Siedepunkten, den Schmelzpunkten, den Erstarrungspunkten, den spec. Gewichten und den sonstigen Eigenschaften der im Vorstehenden beschriebenen freien Nonylsäuren hervortritt, macht sich auch bei dem weiteren Vergleich von deren Baryum- Kupfer-, und Zinksalzen, deren Aethyläthern und deren Amiden bemerkbar, a) Bar yumnonylate. Behufs Darstellung der Baryumsalze der im Vorstehenden be- schriebenen sechs Nonylsäuren, wurden deren Lösungen in absolutem Alkohol mit gesättigtem Barytwasser neutralisirt , die ausgeschiede- nen Baryumnonylate gesammelt, ausgepresst und hierauf theils aus siedendem Alkohol, theils aus kochendem Wasser umkrystallisirt. In beiden Fällen resultirten die verschiedenen Baryumsalze in klei- nonylat 1 Mol. Wasser enthalte, habe ich dasselbe nach den Angaben von Franchimont und Zincke von Neuem dargestellt und analysirt. Die Vermuthung des Herrn Salz er hat sich hierbei vollständig bestätigt; sowohl das aus Alkohol von 91 — 92 Proc , als auch das aus Alkohol von circa 50 Proc. unikiystallisirte Salz Heferte bei der jAnalyse Zahlen , welche mit der Formel {C^'E.^''0'^yCa. + B.^0 in Einklang stehen. In beiden Fällen resultirte das fragliche Salz in Gestalt von weissen, stark glänzenden Blätt- chen, welche bei 100" C. ihren Gehalt an Krystallwasser verlieren, um den- selben beim Stehen an der Luft wieder aufzunehmen. Die Analysen üefer- ten folgende Zahlen: 1. 0,7026 g. Substanz verloren bei 100« C. 0,0297 g. an Gewicht und Ueferten 0,10691 g. CaO. 2. 0,4167 g. Substanz verloren bei 100» C. 0,0196 g. an Gewicht und Lieferten 0,0633 g. CaO. 3. 0,4211 g. Substanz verloren bei 100" C 0,0189 g. an Gewicht und Ue- ferten 0,0640 g. CaO. Gefunden Berechnet für 1. 2. 3. (C^H^OTCa-l-H^O ffO 4,23 4,70 4,49 4,83 CaO 15,31 15,19 15,22 15,06. E.S. 340 Fr. Bergmann, Nonylsäuien (Pelaigonsäuren) verschiedenen Ursprungs. nen, glänzenden, sich etwas fettig anfühlenden Blättchen, welche sich in kaltem Wasser und in kaltem Alkohol nur wenig lösten. In ihrer Zusammensetzung entsprachen sie sämmtlich der Formel (C=*H''02)2Ba: Berechnet für Gefunden (C9Hi'0-^)Ba 1. 2. 3. 4. 5. 6. Ba 30,38 30,37 30,29 30,17 30,44 30,26 30,45. 100 Thle. "Wasser lösten bei 15° C. von obigen sechs Baryumsalzen : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 0,215 0,213 0,204 0,209 0,212 0,217 Thle. b) Kupfer nonylate. Lässt man ein Gemisch der alkoholischen Lösungen äquivalenter Mengen von Ammoniumnonylat und Kupferacetat verdunsten, so scheidet sich das gebildete Kupfernonylat allmälig als ein blaugrü- ner, pulveriger Niederschlag aus. Nach dem Auflösen desselben in heissem Alkohol und lang- samen Verdunsten der filtrirten Lösung sondert sich alsdann das Kupfernonylat in kleinen dunkelgrünen Tropfen ab, die allmälig zu Warzen erstarren. Die in Frage stehenden sechs Nonylsäuren zeig- ten in dieser Beziehung vollständige Uebereinstimmung. Die Zu- sammensetzung der Kupfernonylate verschiedenen Ursprimgs ent- sprach der Formel (C^Hi'O^)^Cu. Die Anal^^sen derselben lieferten folgende Zahlen: Berechnet für Gefunden (C9Hi'02)Cu 1. 2. 3. 4. 5. 6. Cu 16,75 16,57 16,63 16,77 16,70 16,67 16,80. Die Schmelzpunkte dieser Kupfernonylate lagen bei : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 260<'C. 2590 c. 2580C. 2600C. 259 — 260^0. 258'» C. c) Zinknonylate. Beim Vermischen der wässerigen Lösung äquivalenter Mengen von Ammoniumnonylat und Chlorzink scheidet sich das Zinknonylat zunächst als ein weisser Niederschlag aus, der jedoch dui'ch Um- krystallisiren aus siedendem Alkohol sich leicht in kleine, glänzende Blättchen verwandeln lässt. Die Zusammensetzung der Zinknony- late verschiedenen Ursprungs entspricht der Formel (C^H^'0''j*Zn. Die Analysen derselben ergaben folgende Zahlen: Berechnet für Gefunden (C''H>'0-)>Zn 1. 2. 3. 4. o. 6. Zn 17,19 16,89 17,11 17,10 16,98 17,05 17,23. Fr. Bergmann, Nonylsäuren (Pelargonsäuren) verschiedenen Ursprungs. 341 Die Schmelzpunkte dieser Zinknonylate wurden gefunden bei: 130« C. 128 — 1290 c. 130— ISl^C. 5. 6. 133*^ C. 131° C. 131 — 1320C. d) Nonylsänreäthyläther. Die aus jenen sechs Nonylsäuren verschiedenen Ursprungs nach den Angaben von Franchimont und Zincke^ dargestellten Aethyl- äther bildeten farblose, dünnflüssige Liquida von angenehmem, frucht- artigem Gerüche. Die Siedepunkte imd spec. Gewichte derselben wurden nach der Rectification entsprechend den nachstehenden An- gaben ermittelt: Siedepunkte (corrig.) 2. 3. 4. 5. 226'' C. 228° C. 229° C. 227 — 228° C. 6. 228— 2290 c. Specifische Gewichte. 2. 3. 4. 5. 0,86231 0,86503 0,86402 0,86376 230c. 20*'C. 240 c. 20,50c. Die Analysen dieser Aether lieferten folgende Zahlen: 0,270 g. Substanz ergab 0,6995 g. CO^ n. 0,2915 g. H-0 1. 226 — 227° C. bei 0,86307 21,5°C. 6. 0,86209 23° C. 0,2165 - - - 0,5620 - CO« - 0,2320 - H^O 0,16525- - - 0,4275 - CO^ - 0.1785 - H^O 0,2475 - - - 0,6320 - CO-' - 0,2582 - H-0 0,2005 - - - 0,5190 - CO- - 0,2175 - H-'O 0,210 - - - 0,545 - CO- - 0,2270 - H^O. Berechnet für Gefunden C9H>'02.C2H- 1. 2. 3. 4. 5. 6. C 70,96 70,66 70,81 70,60 70,80 70,59 70,78 H 11,82 12,0 11,86 12,0 11,80 12,05 12,01. e) Nonylsäureamide. Behufs Darstellung der Amide der fraglichen sechs Nonylsäu- ren, wurden die trocknen Ammonium salze derselben, entsprechend den Angaben von A. W. Hof mann,- 6 — 7 Stimden lang auf etwa 1) Annal. d. Chem. 164, 338. 2) Ber. d. chem. Ges. 15, 984. 342 Fr. Bergmann, Nonylsäuren (Pelargonsäivren) verschiedenen Ursprungs. 230'' C. erhitzt. Nach dem Auswaschen der Reactionsproducte mit kleinen Mengen kalten Wassers und Umkrystallisiren des Ungelösten aus siedendem Wasser, residtirten die einzelnen Amide in farb- losen , stark glänzenden , dünnen Blättclien , deren Schmelzpunkte zwischen 9G und 97*^0. lagen: 1. 2. 3. 4. .5. 6. 96 — 970 C. 970 c. 96^0. 90 — 97"C. 90- 97" C. 96,5" C. Nach A. W. Hof mann (1. c.) liegt der Schmelzpunkt des aus ündecylensäure bereiteten Nonylsäureamids bei 99" C, während Schalfejeff ^ als Schmelzpunkt des Nonylsäureamids aus Methyl- nonylketon 92 — 93°C. angiebt. Bei den Analysen obiger Verbindungen ergaben sich folgende Zahlen : 1. 0,170 g. Substai iz liefen te 0,239 g. Platinsalmiak 2. 0,165 - - - 0,2365 - 3. 0,191 - - - 0,1199 - Platin 4. 0,1655 - - - 0,1069 - 5. 0,210 - - - 0,3015 - Platinsalmiak 6. 0,1959 - - - 0,2725 - Berechnet für Gefunden C9H»'0.NH-^ 1. 2. 3. 4. 5. 6. N 8,92 8,81 9,0 8,90 9,16 9,00 8,76. Bei einem Vergleiche der Beobachtungen, welche bei der Unter- suchung jener sechs Nonylsäuren verscliiedenen Ursprungs gemacht wurden (s. nachstehende Tabelle), kann es wohl kaum einem Zweifel unterliegen, dass dieselben sämmtlich identisch sind. Da nun mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die von Franchi- mont und Zincke (1. c.) aus dem Octylalkohol des Heracleumöls dargestellte Nonylsäure als „normale" aufzufassen ist, imisomehi- als sie in ihren Eigenschaften mit der von Jourdan (1. c.) aus Heptyl- acetessigäther gewonnenen Heptylessigsäiu-e übereinstimmt, so sind die im Vorstehemden beschriebenen Säuren ebenfalls als „normale" zu betrachten. Das Gleiche dürfte mit der von Limpach (I.e.) aus Stearolsäure , einem directen Abkömmling der Oelsäure, dar- gestellten Nonylsäure der Fall sein. Ebenso ist auch die Ca- prinsäure, die sich nach den Versuchen von Gorup-Besanez und 1) Bcr. d. ehem. Ges. G, 1252. Fr. Bergmann, Nonylsäuren (Pelargonsäuren) vovschiodf non TTrsprangs. 343 1 QJ . c5 N ö 1 , . , , '^ -^ i^ • :0 !>. O ^ c« ^ 3 O" o Oi CD CO -^ ^ ■■ai p-i C5 O ;^ ^j c- T-l CO (M CD C5 03 Ö ,rl O CO o O t> o ^ ö o CO Ol lO -^ CO (M o dl CD CD CD CD CO CO QJ CO 00 00 00 00 00 CO -^ :c« CO o o" cT o" (S o" o" -^ Ö , 1 , , , l>3 f^ 1 ~t-^ ,13 Ö CD TS o CD o 00 C35 o 05 o O) Ol CM O) -*1 ;zj Cß pH i" M Oi (M (M CM 3 CS CD lO lO CD lO 3 :c8 CS ^o ta ^ C4 oa C-1 CM cg Ol t>5 d 1 O tn Oi 'S rd O) _2 1=1 :es O CO M s CO CO CS CO Ü o O 00 1— 1 c ÖO" CM I— 1 1 o T-H o" CO 1—1 1 o C^ 1—1 CO 1—1 1 CO T-l 1 o 1— ( CO 1—1 CD d 1 •39 ^ CS CQ CO C/! -d 2 S o % 1 CO CD 1? 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Nach meiner Erfahrung essen ilie Neger von Oware die Samen des Kolabaumes wegen der merk- würdigen Eigenschaft, dass man, wenn man davon gekaut hat, alle Speisen oder Getränke wohlsclimeckend findet. Namentlich tritt dies in sehr auffälliger Weise beim Genüsse des Wassers auf. Wenn man vor dem Genüsse von schlechtem, salzigem Wasser, ein Stück Kolanuss kaut, so nimmt das Wasser im Munde einen angenehmen, erfrischenden Geschmack an. Natürlich dauert die AVirkung nur solange, als der ilund mit dem Magma ausgekleidet ist. Die Ein- geborenen kauen die Kolanuss nicht abwechselnd, wie es bei Pre- vost und La Harpe angegeben ist, dazu ist sie weder selten noch theuer genug. Auch habe ich öfters 20 — 30 Kolanüsse für eine Hand voll Kaims eingetauscht, wovon mehrere Tonnen noch nicht hiiu'eichend gewesen wären, die schlechteste Sclavin einzutauschen." Soweit Palisot-Beauvois. Bemerkenswerth ist noch, dass die frischen Samen der Kola viel bitterer sind als die trockenen, was wohl einem eigenen che- mischen Process zuzuschreiben sein wird, der beim Austrocknen in den Samen vor sich geht. Hieraus erklärt sich wohl der Umstand. dass die Neger die getrockneten Samen unberücksichtigt lassen und alle Mühe darauf verwenden, die Samen frisch zu erhalten. Prax giebt uns hierüber in seiner Schrift: „Commerce de l'Al- gerie avec la Mecque et le Soodan." Paris 1849. Seite 19 einige sehr interessante Notizen. Er schreibt: Die Kaufleute der afrikanischen Küste entblössen zuerst die Samen vollständig vom Fruchtgehäuse und wickeln sie dann in die grossen Blätter verschiedener Sterculiaceen. Wenn dies geschehen, so werden sie in grosse Körbe verpackt. Diese Körbe , uagha ge- nannt, werden auf folgende Art angefertigt: Man bindet 4 Stücke biegsames Holz kreuzweise so zusammen, dass je 2 die Form eines Hufeisens haben und überzieht das Gestell mit einem Stück gegerb- ter Ochsenhaut. Oben auf die Samen der Kola kommt dann ein vierfach zusammengelegter Sack „ gherara", den man mit einer Schnur an den 4 Holzstücken befestigt. Jeden Monat werden die Samen mit frischem Wasser abgewaschen, mit neuen Blättern um- bunden und soUen sich so 8 — 10 Monate aufbewahren lassen. In „Repertoire de pharmacie" 1882, p. 163 haben Heckel imd Schlagdenhaufen eine Analyse veröffentlicht, nach welcher sie in den frischen Samen 2,35*^/o Caffe'in und 0,0 2 ^/^ Theobromin gefimden haben. Arch. d. Pharm. XXn. Bds. 9. Heft. 23 346 Zohlenhofer, Kolanuss. Sterciilia acnminata ist ein Baum mittlerer Grosso, welcher sich häufig am obern Senegal, in Sierra Leone, in Liberia, in Gabon und an der ganzen übrigen "Westküste Afrikas findet. Palisot giebt uns im oben genannten "Werke eine Abbildung eines blühenden Zweiges. Die diesem Artikel beigegebene Zeichnung ist Curtis's Botanical Magazine, Band 24, Tab. 5699 entnommen und stellt einen Theil der Sterculia acuminata dar, welche im botanischen Garten in Kew bei London geblüht hat. Die Frucht besteht aus einem trockenhäutigen, kastanienbraunen Fruchtgehäuse, welches die Samen 2 — 10 an der Zahl einschliesst. Die Frucht , die mir vorliegt und der Sammlung des pharmaceu- tischen Instituts in Strassburg entnommen ist, hat ungefähr die Form eines plattgedrückten Eies , ist 9 Ctm. lang, 5 Ctm. breit und 3 Ctm. hoch. Am einen Ende befindet sich die Bruchstelle zwischen Stiel imd Frucht, während sich das andere Ende in einen kurzen Schnabel verlängert. Das mir zur Verfügung stehende ziemlich alte Fruchtgehäuse zeigte unter dem Mikroskope folgende Structur: Die äusseren Zellreihen bestehen aus verdickten, cubischen Zellen, die mit einem harzähnlichen, braunen Farbstoff erfüllt sind. Nach Innen zu wird das Gewebe dünnwandiger und weitmaschiger und ist von Hohlräumen durchsetzt, die im frischen Zustande wahr- scheinlich Schleim enthalten. Dann nehmen die Zellen an Grosse wieder ab, werden mehr und mehr abgeplattet und zusammenge- drängt. In dieser Region liegen die aus Spiralgefässen bestehenden Gefässbündel zerstreut. Durch das ganze Gewebe finden sich Dru- sen von oxalsaurem Kalk. Durcli gütige Vermittlung des Herrn Professor Flückiger einer- seits und des Herrn Büdingen in Frankfurt andererseits, kam ich in Besitz mehrerer frischer Samen. Diese bestehen aus 2 — 3 Cotyledonen , welche aussen von pur- puri'other, innen von rosa bis hcllpurpurncr Farbe sind. Die Rän- der der Cotyledonen erscheinen etwas aufgeworfen. Sehr wechselnd ist das Verhältniss der Cotyledonen zu einander. Es kommt vor, dass ein Cotyledon so viel grösser ist als der andere, dass dieser bloss in einer Vertiefung des ersteren liegt. Die Oberfläche ist von ganz feinen Runzeln geädert, welche aber beim Trocknen vollständig vorschwinden. Die Samenknospe ist anati'op und verhältnissraässig klein. Der Funiculus misst ch'ca ^/^ der Samen- Hydrargynim formamidatum solutum. — Kalium carbonicura. 347 knospe. Die Consistenz der Cotyledonen ist ungefähr die einer Ka- stanie. Der Geschmack ist dem einer Kaffeebohne nicht unähnlich. Meine Versuche über die Geschmacksverbesserung des Wassers durch dis Kolanuss bestätigten vollkommen die Angaben Palisot's. Wasser, das mehrere Tage im Zimmer gestanden hatte, war von angenehmem erfrischenden Geschmack \vie frisches QueU-svasser, nachdem ich vorher ein Stück Kola gekaut hatte. Die Epidermis besteht aus länglichen Zellen, die nach aussen gewölbt und verdickt sind. Das Parenchym ist aus ziemlich grossen, mit Stäi'kmehl erfüllten und mit Hoftüpfeln versehenen Zellen gebildet. Die Membran vieler dieser Zellen, sowie die Cuticula sind durch Kolaroth gefärbt. Im Parenchym liegen einige wenige Gefässbündel zersti'eut. Die Stärkekürner sind meist rund und einfach. Bei sehr starker Yergrossenmg sieht man auch KrystaUfragmente in den einzelnen Zellen. B. Moiiatsbericlit. Zur Prüfung und rntersuehung der Arzneimittel. Hydrargyrom formamidatum solutum. — Wenn neuerdings in medi- cinischeu Blättern mehrfach darauf hingewiesen wurde. da.ss die subcutane Anwendung dieses Präparats höchst schmerzhaft sei, .so muss wohl beach- tet werden, ob das betreffende Präparat auch den Anforderungen entspro- chen hat, welche eine schmerzlose Anwendung desselben bedingen. Nach J. Biel kann ein tadelloses Präparat leicht an seinem Verhal- ten zu Jodkaliumlösung erkannt werden , es darf ausserdem Eiweiss nicht fallen, auch nicht sauer reagiren : Wenn zti 5 C. C. des Präparats eine Jod- kaUunilösung 1 : 20 tropfenweise imter Umschütteln zugesetzt wird, so darf niemals ein rothgefarbter Niederschhig oder eine rothe Färbung entstehen, sondern nur eine gelbliche Trübung; das Präparat muss neutral reagiren, und eine Eiweisslösung 1 : 100 darf auf Zusatz desselben nicht gefallt wer- den. (Russ. Pharm. Zeit. 12.) Kalium earbonicnm. — Die Pharmakopoe verlangt vom Kaliumcar- bonat, dass eine wässrige Lösung (1 : 20) desselben mit überschüssigem Sil- bernitrat versetzt, einen rein weissen Niederschlag gebe, der beim gelinden Erwärmen sich nicht dunkel färben darf. Diese Keaction bezweckt zwar keinenfalls eine Xachweisimg von Ameisensäure (wie von C. Arnold, Pharm. Zeit. Xo. 22, irrthümlich angenommen N\ird), denn alkalische Flüs- sigkeiten wirken auf Sübersalz nicht reducirend, — sie ist aber, yäe Hager berichtigen erwähnt, insofern nicht ganz zutreffend, als der von überschüssig zugesetztem Sübemitrat in dem fünfprocentigen Kaliumcarbonat erzeugte Niederschlag niemals ein rein weisser (piu-e album praecipitatum) , sondern ein weisser ist, der einen Stich ins Gelbliche hat. Rein weiss ist er nur dann, wenn zugleich Kaliumbicarbonat zugegen ist. Das „ gelinde Erwär- men '* des Niederschlags nimmt man am besten so vor, dass man das Rea- girglas ein paar Minuten in heisses Wasser stellt; würde der Niederschlag eine graue oder braune Färbung annehmen , so wäre die Gegenwart von Sulfiten oder Thiosulfaten erwiesen. {Pharm. Centralh. Ko. IS.) 23* 348 IVIigräne-Stifte. — Oleaaeth. — Oleum JecorisAselli. — Seeale cornut.pulver. Mifrriiue- Stifte. — Die .sogenannten Migräne- Stifte sollen aus reinem Menthol bestehen, es finden sich aber auch solche, die, um sie billiger lie- fern zu können, allerlei Zusätze enthalten. Von der richtigen Beschaffen- heit derselben überzeugt man sich nach E. Mylius auf folgende Weise: Von dem Stifte, welcher grosskrystallinisch durchscheinend, nicht kreidig aussehen muss, schabe man mit dem Messer ein wenig ab; hierbei mu.s8 der Stift den Eindruck salzartiger Härte und Sprödigkeit hervorrufen, nicht aber darf er wachsartig oder fettartig erscheinen. Die Schabsei bringe man in ein enges Röhrchen und bestimme in einem Bade von Schwefelsäure in bekannter Weise den Schmelzpunkt; derselbe darf nicht über 38" liegen, Menthol "schmilzt bei 36". Das Schmelzen muss hierbei mit einem Schlage durch die ganze Masse stattfinden, nicht im Laufe längerer Zeit, indem anfangs nur ein Theil schmilzt. Durch diese Schmelzpunktbestimmung kann bereits für fast alle Verfalschungsmittel, welche sämmtlich viel höher schmelzen, die Abwesenheit ermittelt werden, ausser für sehr niedrig schmel- zendes Paraffin. Dieses findet man leicht, indem man einige Schabsei in ein wenig Alkohol, welcher sich in einem Uhrglase befindet, wirft. Die- selben müssen sich sofort oder doch beim Umschwenken lösen ; Paraffin dagegen ungelöst würde bleiben. {Pharmuc. CentralhaUe. No. 12.) Olea aetherea. Zum Nachweis von Alkohol in ätherischen Oelen empfiehlt Th. Salzer (Pharm. Zeit. No. 24) von Neuem ein .schon vor vielen Jahren von Frank angegebenes Verfahren: Man giebt etwas von dem ätherischen Oele in ein trocknes Reagensgläschen mit der Vorsicht, dass man den oberen Theil des Glases lücht benetzt, streuet dann einige Stäubchen Fuchsin auf diesen Theil der inneren Wandung und erhitzt ; ist das Oel rein, so ist keinerlei Veränderung zu beobachten, enthält dasselbe jedoch, wenn auch nur ^/n, Procent Weingeist, so wird nach kurzer Zeit jedes Fuchsinstäubchen von einem durch die spirituöse Auflösung erzeug- ten rothen Flecken umgeben sein. IMit Leichtigkeit Hess sich auf diese Weise 1 mg. Weingeist in 1 g. Citronenöl nachweisen. Zweckmässig ist es, solche Oele, welche möglicherweise Wasser oder Essig.säure enthalten, zuvor mit etwas Aetzkali zu behandeln, um sich vor jeder Täuschung zu sichern. Das Verfahren ist voraussichtlich einer Anwendung in allen den Fäl- len fähig, wo es sich darum handelt, sehr geringe Mengen eines leichter flüchtigen Stoßes in einer schweren flüchtigen Flüs.sigkeit nachzuweisen, vorausgesetzt , dass jener Stoff charakteristische Reactionen hervorru- fen kann; Beschränkung auf die Farbenreaction wird nicht durchaus nö- thig sein. Oleum Jecoris Aselli. — Um zu entscheiden , ob ein Thran ächter Dorschleberthran ist, soll man nach H. Meyer in Christiania 10 Theile der Probe mit 1 Theil einer Mischung gleicher Theile concentrirter Schwe- felsäure und Salpetersäure in einem Glasstöpselglas unter kräftigem Schüt- teln mischen. Bei echtem Dorschleberthran , von Gadus Morrhua stam- mend, fiirbt sich die Mischung feurig rosa, um rasch in Citronengelb über- zugehen; bei Gadus Aeglefinus (Schelltisch) und G. Carbonarius (Norweg Sei) ist die Anfangsfärbung die gleiche, ohne aber in rein Gelb überzuge- hen; bei Squalus glacialis (Haackjärring) endlich ist die Mischung anfangs ebenfalls rosa, geht aber sofort in Bräunlich - Violett über. (Leitm. Rmxd- schmi. No. 11.) Secale cornutum pulveratum. — Um sich zu überzeugen, ob das Mutterkornpulver genügend (eine unbedeutende Spur Oel dürfte wohl zuzu- lassen sein) ent von letzteren 15 "/o- {Dinglefs Pol. Journ. 251, 10.) G. H. Physiologische Chemie. Ueber die Methoden der quantitativen Jodbestimmuuer im mensch- lichen Harn hat Prof Harnack in Halle eine Eeihe durch Controlver- suche auf ihre Genauigkeit geprüfte Versuche angestellt und empfiehlt bei Bestimmung der Gesammtmeuge des Jod im Harn, die Bestimmung in der Asche mittelst Palladiumchlorürs , nach der Lassaigne'schen Methode. Eine abgemessene Menge, durch überschüssige Soda alkalisch gemach- ten Harns wird in einer Platinschale zur Trockne verdampft, der Eück- stand verbrannt und geglüht. Die kohlehaltige Asche 'nird mit heissem Wasser ausgelaugt imd filtrirt. Der Kückstand wird zusammen mit dem Filter unter Zusatz von Soda ^\•ieder verbrannt, extrahirt und filtrirt und diese Operation ein oder zweimal wiederholt. Die gemischten Filtrate werden unter den nöthigen Cautelen mit HCl angesäuert und reichlich mit Palladiumchlorür versetzt. Das Gemisch bleibt dann am besten 24 Stun- den stehen, bis der Niederschlag sich vollständig abgesetzt hat, wird dann auf gewogenem Filter gesammelt, mit heissem Wasser ausgewaschen, ge- trocknet und gewogen. Die Controlbestimmungen ergaben: 1) bei einer mit 10 mg. KJ ver- setzten Haruprobe, in vorstehend beschriebener Art behandelt. 0,0110 PaJ'^ = 0,0101 KJ ; 2) bei einer mit 20 mg. KJ versetzten Harnprobe , genau ebenso behandelt: 0,0226 PdJ^ = 0,0208 KJ. Die quantitative Bestimmimg des Jodalkalis im Harne selbst ver- ursacht grössere Schwierigkeiten und ist Harnack, nach einer grossen An- zahl von Versuchen sowohl durch directe AusfiiUung mit Silberlösung, wie nach Anwendung der von Kersting und Hilger modificirten Lassaigne'schen Methode, welche beide zu hohe Eesultate ergaben, durch Benutzung der Lassaigne'schen Methode auf indirectem Wege, zu sehr günstigem Eesultate gelangt. Er verfiüir dabei folgendermaassen: Der mit HCl schwach ange- säuerte Harn wird reichlich mit Palladiumchlorürlösimg versetzt und ein bis zwei Tage stehen gelassen, um eine vollständige Abscheidung des Palla- diumjodürs abzuwarten. Der Niederschlag wurde hierauf abfiltrirt, leicht ausgewaschen, noch feucht auf dem Filter mit wasserfreier gepulverter Soda bestreut, das zusammengefaltete Filter in einen Tiegel gebracht, noch etwas Soda zugefügt, getrocknet, verbrannt und geglüht; der Eückstand dann mit heissem Wasser gut ausgelaugt, die Lösung filtrirt, gut nachgewaschen, dann das Filtrat vorsichtig mit HCl übersättigt imd wieder mit Palla- diumchlorür gefällt. Der Niederschlag wird nach dem Absetzen auf ge- wogenem Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet und gewogen. Die Eesultate fallen zwar etwas zu niedrig, unter Berücksichtigimg, dass es sich um nur sehr geringe Mengen handelte, doch befriedigend aus. Die Controlbestimmimgen ergaben 1) bei einer mit 10 mg. KJ versetzten Hamprobe 0,0099 PdJ-2 = 0,0091 KJ, bei einer mit 20mg. KJ versetzten Ham- probe 0,0210 PdJ2= 0,0194 KJ. (Zeitschr. f.phij.^iül Chem. Bd. 8. Hfl 3.) Dr. Landwehr's neue Methode zur Darstellung und quantitativen Bestimmung- des Glycogens in thierischeu Organen. Nachdem Verf. die grossen Mängel der bisher gebräuchlichen Methoden, sowohl die Hydrata- 352 Alkalische Wismuthlösuiig. — Bildung von Mercaptursäuren. tion des Glycogens durch Mineralsäuren und Bestimmung des Trauben- zuckers durch Titration oder durch den Saccharimeter, als auch der colori- metrischen , durch Jodfärbung und der directcn polarimetrischen Bestim- mung erwähnt und schliesslich nachgewiesen, dass die bisher für die beste gehaltene directe Wägungsmethode des nach Brücke dargestellten Glyco- gens, neben grossem Zeit- und Geldaufwand, in Bezug auf ihre Genauig- keit \'ieles zu wünschen übrig lässt, giebt er eine Beschreibung seiner neuen Methode, welche selbst bei Gegenwart von Dextrin eine genaue Bestimmung des Glycogens gestatten soll; auch die Gegenwart von Traubenzucker, Milch- zucker oder Inosit soll der Methode keinen Abbruch thun. Dieselbe beruht darauf, dass Glycogen ebenso wie thierisches Gummi, Achrooglycogen und Arabinsäure mit Eisenoxyd eine in Wasser vollstänclig unlösliche Verbin- dung geben, welche zwar insofern nicht von constanter Zusammensetzung ist, als ein Ausfallen von freiem, später nicht abtrennbarem, Eisenoxyd- hydrat, nicht verhindert werden kann, was aber der genauen Bestimmung des Glycogens keinen Abbruch thun soll. Mit Hülfe der Eisenoxydverbin- dung soll auch besser als durch die bisher bekannten ^lethoden' der Ge- sammtgehalt an Glycogen in reiner Form aus Organen und Flüssigkeiten gewonnen werden können. Wir verweisen diejenigen, welche sich für diese Arbeit interessiren und die sehr ausführliche Beschreibung der Darstel- lung des Glycogens und seine quantitative Bestimmung kennen lernen wollen, auf Seite 165 bis 174 der Zeitschr. f. physiol. Chemie, Band 8. Hft. 3. Ueber die Zuverlässigkeit einer alkalischen Wismuthlösuiig: als Rea- grens auf Traubenzucker im Harne berichtet Nylander in der Zeitschr. für physiol. Chem. Bd. 8. Hft. 3. Bekanntlich leidet die Trommer'schc Probe an Uebelständen , welche ihre Brauchbarkeit nicht unwesentlich be- einträchtigen , indem die reducirenden Eigenschaften der regelmässig im Harn vorkommenden Kreatinin und Harnsäure sowohl, als auch die Fähig- keit bes. des Kreatinins , das durch Eeduction entstandene Kupferoxydul (resp. Kupferoxydulhydrat) in Lösung zu halten, zu Fehlern Veranlassung geben. Die Wismuthprobe hat, der Trommer'schen gegenüber, den Vor- zug, dass eine störende Wirkung des Kreatinins und der Harnsäure bei ihrer Anwendung nicht zu befürchten ist. Dagegen hat Salkowski die Er- fahrung gemacht, dass bei Anwendung von Natronlauge bei dieser Probe, jeder normale Harn hinreichend lange erhitzt eine Schwärzung giebt. Ver- fasser hat nun durch eine längere Reihe von Versuchen erwiesen, dass die alkalische Wismuthlösung als ein sehr brauchbares Eeagens auf Trauben- zucker im Harn zu betrachten ist, wenn der Gehalt der Lösung an Alkali nur etwa 8"/n Na'^0 beträgt und die Menge der Reagens- lösung zu der des Harnes sich wie 1 : 10 verhält. Die Reagens- lösung wird aus 2 g. Bismuthum subnitricum, 4 g. Tartarus natronatus und 100 g. einer 8"/otigen Natronlauge bereitet. Es Hessen sich mit derselben deutlich 0,05 "/o Zucker nachweisen und soll die Ausführung eine leichtere und schnellere als mit der von Worm- Müller modificirten Trommer'schen Probe sein. Prof. Baumann in Freiburg i/B. macht sehr interessante Mitthoilun- gen über die Bildung' von Mercaptursüuren im Organismus und ihre Erkennung im Harn. Wenn Hunden und anderen Tliieren Chlor- oder Brombenzf)! eingegeb(;n wird, so kann man aus dem Harn derselben ])räch- tig krystallisirendc Säuren isolircn. Die Zusammensetzung dieser Säuren, welche bei der Spaltung durch Alkalien Mercaptaue liefern und deshalb als Mercaptursäuren bezeichnet werden, ist: Ci'H'-^BrSNOMind C"H«-C1SN0''. Die Untersuchung derselben hat gezeigt, dass sie substituirte Cystine sind. Nähere Mittheilungen sind enthalten in der Zeitschr. f. phvsiolog. Chem. Bd. 8. Hft. 3. Stickt-toili. lliirii. - Kiinvirk. v. Sjuienstull'uni' il. J>clK'n.slli;iliij;kriL rU-. 353 Zur Bestimmung' des Stickstoffs im Hai'u hat Kjoldahl in der Zeit- schrift f. aiialyt. Chomie 18S3, Heft 3 eine Metliode veriMfentlicht, welche von Dr. Potri und Th Lehmann (Zeitschr. f. phy^iiol. Cheni. I5d. 8. Hft. 3) wie von C. Arnold (Repertor. d. analyt. Chemie) nach sehr eingehenden vergleichenden Versuchen angelegentlich empfohlen wird. — Die Kjeldahl- sche Methode beruht auf der Ueberführung des Stickstoflis in Ammoniak durch Kaliumpermanganat bei Gegenwart von conc. Schwefelsäure. Es werden (nach Arnold) zu diesem Behufe lOC.C. Harn von 16" C. in einem ca. löO C.C. haltenden Kolben mit 4 ])is 5 Tropfen conc. Schwefelsäure ver- mischt und diese Mischung bei gelinder Wärme zur Syrupsdicke eingedampft, dann 10 C.C. ammoniakfreie rauchende Schwefelsäure hinzugefügt, hierauf der schiefliegende Kolben bis zu einer nahe dem Siedepunkt der Schwefel- säure liegenden Temperatur erhitzt und so lange erhalten, bis die Harn- schwefelsäuremischung wieder ganz durchsichtig und fast farblos geworden, was nach ca. 40 Minuten bereits der Fall ist. Darauf wird zu der heissen Flüssigkeit rasch fein zerriebenes Kaliumpermanganat in kleinen Portionen und so lange eingetragen , bis die Flüssigkeit schön grün gefärbt erscheint. Nach dem Erkalten wird nun die grüne Flüssigkeit in einen ca. 700 C.C. haltenden Erlenmeyer'schen Kolben gebracht, mit destillirtem Wasser gut nachgespühlt und hierauf, nach Hinzufügung einiger Zinkspäne zur Ver- hütung des Stossens, rasch 50 C.C. einer 30 procentigen Natronhydratlösung hinzugefügt, schnell mit dem Küliler verbunden und die Flüssigkeit bis zur Hälfte abdestillirt. Man hat dann das ganze Ammoniak ausgetrieben. Der Erlenmeyer'sche Kolben war durch einen Kautschukstopfen ver- schlossen, durch welchen schräg ansteigend ein unten weites, doppelt gebogenes Rohr nach dem ein spiralig gebogenes Kühlrohr enthaltenden Kühler führte. Mit dem Ende des Kühlrohrs war ein ca. 200 C. C. fassen- des Kölbchen derart verbunden , dass durch den Kautschukstopfen des letz- teren, die erstere bis in die Glitte des Kolbens hineinragte, während es durch ein, durch die zweite Bohrung des Stopfens gehendes rechtwinklig gebogenes Rohr mit der Luft in Verbindung stand. In dem vorgelegten Erlenmeyer'schen Kölbchen befand sich die Normalschwefelsäure imd wird dann die im Destillate enthaltene IMenge Ammoniak, nach Arnold, durch Zurücktitriren mit Vi o Normalalkali, unter Anwendung von Lackmustinktur als Indicator, bestimmt. Kjeldahl empfiehlt hierzu die jodimetrische Methode, die jedoch keinen besonderen Vorzug verdient. — Selbstverständlich muss die Schwefelsäure, die Kalilauge und das verwandte Wasser vorher auf Ammoniakgehalt geprüft werden. Uebei' die Einwirkung- von Sauerstoff auf die Leben st hätigkeit niederer Organismen macht Prof. F. Hoppe- Seyler, auf eine grosse Reüie von Versuchen gestützt, die er in einem von ihm zu diesem Zweck constriiirten sehr complicirten Apparate, welcher das Durchdringen der Flüssigkeit mit Sauerstoff, unter fortwährender Bewegung , aber Vermeidung von Stössen und Schaumbildung ermöglichte, zur Ausführimg brachte — hochinteressante Mittheilungen. Die von dem Verf in seiner Zeitschr. f. physiolog. Chem. Bd. 8. Hft. 3. Seite 214 — 224 beschriebenen Versuche ergaben das ganz bestimmte Resultat: „Dass bei steter Gegenwart von freiem, indifferenten Sauerstoff die einzigen bestimmt nach- weisbaren Producte der Fäulniss eiweisshaltiger Flüssig- keiten: CO-, NH3 und H"^0 sind, von denen das zuletzt ge- nannte nur aus dem Verhältniss des aufgenommenen Sauerstoffs und des gebildeten CO'^ zu erschliessen ist. Selbst bei mehrere Wochen lang fortgesetzter Fäulniss mit oder ohne Pankreasinfus zur faulen- den Lösimg bilden sich weder Wasserstoffgas noch Sumpfgas , wenn Sauer- stoff die Flüssigkeit stets durchdringt; es werden auch die gewöhnlichen Fäulnissproducte, wie Indol, Skatol gar nicht, Leucin und Tyrosin, wenn überhaupt, dann nur vorübergehend gebüdet." 354 Cholerabakterien. Diese Ergebnisse bestätigen eine bereits früher ausgesprochene Ansicht des Verfassers, dass Spaltpilze und Hefearten, so lange sie bei gutem Sauerstoffzutritt leben, sich im Wesentlichen, hinsichtlich ihres Lebens, nicht anders verhalten als alle übrigen Organismen: sie nehmen Sauerstoff auf und scheiden CO-^, H-0 und NH^ oder dem letzteren nahestehende N reiche Stoffe aus. Bei Abwesenheit von Sauerstoff veranlassen sämmtliche Organismen Gährungserscheinungen und können die Sjialtpilze und Hefearten, wenig- stens 7Aim Theil, lange Zeit unter diesen Verhältnissen fortleben, während die übrigen Organismen in Folge von Sauerstoffmangel bald zu Grunde gehen und den Fermentationen der überdauernden Spalt- und HefepiLze anheimfallen. — Es ist ferner ermesen, dass auch bestimmte Spaltpilzarten die Abwesenheit von Sauerstoff nicht lange ertragen, während diejenige Art, welche bei Abwesenheit von Sauerstoff die Cellulose in CO-, CH-* und H"^ zu zerlegen vermögen, den Sauerstoffmangel sehr lange zu ertragen ver- mögen. — Seit Pasteur's hierauf bezüglichen Veröffentlichungen hat man ziemlich allgemein unterschieden zwischen solchen Spaltpilzen, die in Sauer- stoff, und solchen, die ohne denselben zu leben vermögen. — Verf. erklärt die Hj'pothese, dass es Spaltpilze gäbe, die nur bei mangelndem Sauer- stoff leben, für höchst unwahrscheinlicli und nicht begründet. Dass sie ohne Sauerstoff, auch ohne sich zu vermehren, lange leben können, sei von ihm durch Versuch nachgewiesen. P. Yermischtes. Die Cholerabakterien. — Der sechste Bericht des Leiters der deutschen wissenschaftlichen Commission zur Erforschung der Cholera, Geh. Reg.- Rath Dr. Koch ist deshalb von ganz besonderem Interesse, weil er die bisher noch offene Frage, ob die im Choleradarm gefundenen Bacillen aus- schliesslich der Cholera angehörige Parasiten sind, endgültig löst. Dr. Koch berichtet in dieser Beziehung folgendes: Es war anfangs ausserordentlich schwierig wegen der ungleichen Ver- hältnisse, unter welchen die pathologischen Veränderungen im Choleradarm sich darbieten , und wegen der grossen Zahl der stets im Darm vorhandenen Bakterien das Richtige herauszufinden. In den meisten Fällen erfolgt näm- lich der Tod nicht auf der eigen tUchen Höhe des Choleraprocesses, sondern in der sich unmittelbar daran schlicssenden Reactionsperiode, in welcher so bedeutende Veränderungen in der Beschaffenheit des Darms und seines Inhaltes eintreten, dass es unmöglich ist, aus solchen Fällen allein eine klare Vorstellung von dem Choleraprocess zu gewinnen. Erst wenn man eine Anzahl von uncomplicirten Fällen zu seciren und frische Erkrankungs- fälle damit zu vergleichen Gelegenheit gehabt hat, gelingt es, einen rich- tigen Einblick in die pathologischen Verhältnisse der Cholera zu gewinnen. Aus diesem Grunde war es geboten, in der Deutung der in Bezug auf die Cholerabakterien erhaltenen Befunde die grösste Vorsicht walten zu lassen und so lange mit einem bestimmten Urtheil über ihr kausales Verhältniss zurückzuhalten, bis die volle Lf^eberzeugung davon gewonnen war. Im letzten Berichte konnte ich bereits mittheilcn, dass an den Biicillen des Choleradarms besondere Eigenschaften aufgefunden wurden , durch welche sie mit aller Sicherheit von anderen Bakterien zu unterscheiden sind. Von diesen Merkmalen sind folgende die am meisten charakteri- stischen: Die Bacillen sind nicht ganz geradhnig, wie die übrigen Bacillen, sondern ein wenig gekrümmt, einem Komma ähnlich. Die Krümmung kann mitunter sogar soweit gehen, dass das Stiibchen fast eine halbkreis- förmige Gestalt annimmt. In den Roinculturen entstehen aus diesen gekrümmten Stäbchen oft 8fi)rmige Figuren und mehr oder weniger lange, schwach wellenförmig gestaltete Linien, von denen die ersteren zwei Indi- viduen und die letzteren einer grösseren Zahl der Cholerabacillen ent- Cholerabakterien. 355 sprechen, die bei lbrtp:esctzter Vermehrung im Zusammenhanfrc geblieben sind. Sie besitzen ausserdem Eigenbewegung, welche sehr lebhaft und am besten in einem am Deckglas suspendirtcn Tropfen Nährl()sung zu beob- achten ist; in einem solchen Präparat sieht man die Bacillen mit grosser Geschwindigkeit nach allen Kichtungen durch das mikroskopische Gesichts- feld schwimmen. Ganz besonders charakteristisch ist ihr Verhalten in Nährgelatine, in welcher sie farblose Colonien bilden, welche anfangs geschlossen sind, und so aussehen , als ob sie aus stark glänzenden kleinen Glasbrocken zusammen- gesetzt sind. Allmählich verflüssigen diese Colonien die Gelatine und breiten .sich dann bis zu einem massigen Umfange aus. In Gelatineculturen sind sie daher durch dies eigentliümliche Aussehen mit grosser Sicherheit mitten zwischen anderen Bakteriencolonien zu erkennen und können von diesen auch leicht isolirt werden. Ausserdem lassen sie sich auch ziemlich sicher durch die Cultur in hohlen Objectträgern nachweisen, da sie sich immer an den Rand des Tropfens der Nährflüssigkeit begeben und nach Anwen- dung von Anilinfarblösimgen an der kommaähnlichen Gestalt erkannt wer- den können. Bis jetzt sind 22 Choleraleichen und 17 Cholerakranke in Calcutta zur Untersuchung gelangt. Alle diese Fälle wurden sowohl mit Hülfe der Gelatineculturen , als auch in mikroskopischen Präparaten , meistens zugleich auch noch durch dieCulturen in hohlen Objectträgern auf das Vorhandensein der specifischen Bakterien geprüft, und ausnahmslos konnten die komma- ähnlichen Bacillen nachgewiesen werden. Dieses Resultat, zusammengenommen mit dem in Egypten erhaltenen berechtigt zu dem Schlüsse, dass diese Bakterienart regelmässig im Cho- leradarm vorkommt. Zur Controle wurden dagegen ganz in derselben Weise untersucht: 28 andere Leichen (davon 11 Dysenterieen), ferner Ausleerungen eines Fal- les von einfi\cher Diarrhöe, von Dysenterie und von einem Gesunden nach überstandener Cholera, dann noch verschiedene gesunde, sowie an Darm- geschwüren und Pneumonie gestorbene Thiere, schliesslich auch mit putri- den ]\Iassen verunreinigtes Wasser (verschiedene Proben von städtischer Spüljauche , Wasser aus stark verunreinigten Sümpfen , Sumpfschlamm, imreines Flusswasser). Es gelang aber nicht ein einziges Mal, weder im Ma- gen oder Darm der Menschen- und Thierleichen , noch in den Ausleerun- gen oder in den an Bakterien überaus reichen Flüssigkeiten die Cholera- bacillen nachzuweisen. Da durch Arsenikvergiftung ein der Cholera sehr ähnlicher Krankheitsprocess bewirkt werden kann, so wurde auch ein sol- cher Versuch augestellt und ein Thier nach Arsenikvergiftung auf das Vorkommen der Kommabacillen in den Verdauungs - Organen geprüft, aber ebenfalls mit negativem Erfolge. Aus diesen Resultaten ist nun weiter der Schluss zu ziehen, dass die kommaähnliclien BacUlen ganz allein der Cholera eigenthümüch sind. Was nun das Verhältniss dieser Bakterien zur Cholera betrifft, so kann dasselbe, ^\-ie in einem früheren Berichte bereits auseinandergesetzt wurde, entweder ein derartiges sein, dass diese specifische Art von Bakterien in ihrem ^V^achsthum durch den Choleraprocess lediglich begünstigt wird und sich deswegen in so auffallender Weise mit der Cholera combinirt , oder dass die Bakterien die Ursache der Cholera sind, und die Krankheit nur dann entsteht, wenn diese specifischen Bakterien ihren Weg in den Darm des Menschen gefunden haben. Die erstere Annahme ist indessen aus fol- genden Gründen nicht zulässig. Es müsste nämlich vorausgesetzt werden, ciass ein Mensch, wenn er cholerakrank vnvd, diese Art von Bakterien be- reits in seinem Verdauungkanal hat, und dass ferner, da diese besonderen Bakterien sowohl in Egypten, als auch in Indien, zwei ganz getrennten Ländern, in einer verhältnissmässig grossen Zahl von Fällen ausnahmslos constatirt wurden , überhaupt jeder Mensch dieselben besitzen muss. Dies 356 Cholerabaktericn. kann aher nicht der Fall sein; denn, wie .bereits angeführt wurde, sind